Eleison Kommentare

KONZILSPÄPSTE – II.

KONZILSPÄPSTE – II. on Juni 6, 2015

Diese „Kommentare“ kommen immer wieder auf das Problem des Subjektivismus zurück, weil sie es für unmöglich halten, ohne ihn die heutige Kirche und Welt richtig zu verstehen. Subjektivismus bedeutet jene Verderbtheit des Geistes, wodurch die Person (Subjekt) ihren Verstand von der Wirklichkeit (Objekt) löst und der Person dadurch freistellt, gemäß ihrer eigenen Vorstellung, d.h. eines Traumbildes, eine neue „Wirklichkeit“ herzustellen. Deswegen umgibt uns heute eine solche Traumwelt mit all ihrem Wahn. Die Wahnwelt der Neukirche (wonach Kirche und Welt versöhnbar seien) ist dieselbe wie die der Neubruderschaft (wonach Tradition und Neukirche vereinbar seien).

Um unseren geistigen Bezug zur Wirklichkeit und unser Gleichgewicht im Glauben aufrechtzuerhalten, brauchen wir stets die Gabe, zwischen dem Subjektiven und dem Objektiven zu unterscheiden. Beispielsweise irren, objektiv gesehen, die Konzilspäpste grundlegend in Glaubensfragen, während sie, subjektiv gesehen, davon überzeugt waren, richtig zu handeln, womit sie wenigstens teilweise (weiß Gott) haben gutmeinend sein können. Vermag ich hingegen nicht mehr zwischen objektiver und subjektiver Betrachtung zu unterscheiden, so falle ich leicht einem von zwei bekannten Irrtümern zum Opfer: Entweder würde ich dann sagen, daß diese Konzilspäpste objektiv irren, womit sie also auch subjektiv irren müssen, und daher nicht mehr gutmeinend sein können und auch gewußt haben müssen, was sie taten; womit sie folglich keine Päpste gewesen sein können und ich dem dogmatischen Sedisvakantismus anheimfalle. Oder ich würde finden, daß die Konzilspäpste überzeugt und überzeugend sind, womit sie subjektiv richtig liegen und damit auch objektiv richtig liegen müssen; also ist diesen Päpsten zu folgen, und ich falle in den Liberalismus (auf diese Weise haben beispielsweise Benedikt XVI. Und Bischof Fellay unabhängig von ihren Absichten viele gute Katholiken, objektiv gesehen, verführt).

Verfügen wir hingegen über einen klaren Glauben, und können wir zwischen objektiver Wirklichkeit und der heutigen umfassenden Traumwelt unterscheiden, so kommen wir, wenn wir letztendlich Rom anhand des wahren Glaubens und nicht den Glauben anhand Roms beurteilen, zu dem Schluß, daß die Konzilspäpste von ihrem Tun überzeugt und somit wenigstens teilweise (weiß Gott) gutmeinend gewesen sein können, daß wir aber niemals ihnen folgen dürfen in ihrer Abkehr vom wahren Glauben und von der wahren Kirche. Anderseits werden wir den Konzilspäpsten weder absprechen, über ein gewisses Maß an guten Absichten verfügt zu haben, noch selber uns zum Richter über dieses Maß aufspielen, sondern warten, bis die Kirche nach einer Kirchengerichtsverhandlung über der Konzilspäpste Hartnäckigkeit und Häresie urteilt.

Freilich sind die heutigen Kirchenmänner so umfassend angesteckt von der Traumwelt des Liberalismus, d.h. von der Freiheit, Gleichheit und Menschenrechten, anstatt der Pflicht, Hierarchie und Rechten Gottes, daß die Aussicht auf die erwähnte Gerichtsverhandlung tatsächlich sehr gering ist. Deswegen sollten wir in unserem eigenen Verstand die Frage nach den Konzilspäpsten in einem Schwebezustand halten. So eine Schwebe mag unangenehm sein, aber wir wißen, daß Gott zu seiner Zeit sein Papsttum retten wird.

Bis dahin bleibt jene Kirchenstruktur unverändert, wo alle Autorität von den Päpsten nach unten sich ableitet. Weil also Papst Franziskus die Tradition so oft er kann verschmäht, kann die Tradition um ihr Überleben nur kämpfen. Denn um seine Priesterbruderschaft St. Pius X. zu gründen und zu leiten, war für Erzbischof Lefebvre die amtliche Anerkennung durch den örtlichen Diözesanbischof ausschlaggebend. Dadurch wurde die Priesterbruderschaft zur Notbeleuchtung der Amtskirche, und entsprechend kann die heutige „Widerstandsbewegung“ lediglich versuchen, diese Notbeleuchtung der Amtskirche zu reparieren. Nun aber wird dieser Versuch sowohl von den Amts- als auch von den Notbeleuchtungs-Elektrikern behindert. So sei es. Doch jemand muß ein paar Lichter in der Kirche brennen lassen. Möge also angesichts der Behinderungsversuche durch die Elektrikerkollegen niemand Wunderwerke von der „Widerstandsbewegung“ erwarten. Haben wir Geduld; denn Gott bleibt Herr.

Kyrie eleison.

Eliot-Wochenende

Eliot-Wochenende on Mai 30, 2015

Das Anfang Mai hier in Broadstairs abgehaltene Wochenend-Seminar über Gedichte und Theaterstücke des bekannten modernen Dichters Thomas S. Eliot (1888–1965) war ein großer Erfolg. Weil Eliot darauf bestand, aus der sinnlosen modernen Welt einen Sinn zu ziehen, gehört er nicht gerade zu den leicht verstehbaren Schriftstellern, doch gelang Dr. David White es, in sechs Vorträgen (36 Stunden) bei seinen über zwei Dutzend katholischen Zuhörern ein echtes Interesse an Eliot zu wecken. Als Schwerpunkt des Seminars wurde Eliot gewählt, weil er einen Teil seines berühmtesten Versepos Das wüste Land ( The Wasteland ) im naheliegenden Margate schrieb. Ein Höhepunkt des Seminars war ein Ausflug zu der Gartenlaube an der Küste, worin Eliot tatsächlich diesen Teil schrieb, und wo dann Dr. White für die Seminarteilnehmer Das wüste Land vorlas: vor dem grauen Meer und unter grauem Himmel, also in einer dazu passenden Atmosphäre.

Viele katholische Christen verschmähen Schriftsteller, welche nicht offen katholisch waren, so berühmt sie auch gewesen sein mögen. Doch in der Mitte der 1920er-Jahre, kurz nach dem Verfassen von Das wüste Land, wurde Eliot um ein Haar Katholik. Von dort an bis zu seinem Tode kreisten alle Lösungen, welche er in seinen Schriften für die Probleme der modernen Welt vorstellte, stets um unseren Herrn Jesus Christus. Dies mag vielleicht noch nicht auf den ersten Blick deutlich sein, weil Eliot entweder für lauwarme Christen schrieb oder noch selber mit der Moderne rang. Doch möge sein echter Glaube an Christus veranschaulicht werden durch ein Gedicht aus seinem Werk Vier Quartette ( Four Quartets ), welches Dr. White zur Erläuterung herausgriff, den Abschnitt IV. des vierten Quartettes namens „Little Gidding“:—

1 Die herabstoßende Taube durchdringt die Luft
2 Mit schreckenerregender weißglühender Flamme
3 Von welcher die Zungen verkünden
4 Die eine Entladung von Sünde und Fehl.
5 Die einzige Hoffnung – sonst bleibt nur Verzweiflung –
6 Liegt in der Wahl zwischen Scheiterhaufen und Scheiterhaufen
7 Um vom Feuer durch Feuer erlöst zu werden.

8 Wer nur hat diese Pein sich ausgedacht? Die Liebe.
9 Liebe ist der ungewohnte Name
10 Hinter den Händen die woben
11 Dies unerträgliche Hemd aus Flammen
12 welches keine menschliche Kraft wegschaffen kann.
13 Wir leben, ja schmachten allein
14 Um vom einen oder vom anderen Feuer verzehrt zu werden.

Während des Zweiten Weltkrieges lebte Eliot in London, wo er sich nachts als Luftschutzwart betätigte und ständig in den Straßen Streife lief, um die Gefahr und Zerstörung feindlicher Luftangriffe kleinzuhalten. Die erste der beiden Gedichtstrophen gleicht jenen Plastikplättchen mit zwei Bildern, wo abhängig vom Kippwinkel das eine oder andere Bild sichtbar wird. Die zweite Strophe beschreibt die außerordentlich große Lektion, welche aus dem Doppelbild lernbar ist.

So versinnbildlicht 1) die „herabstoßende Taube“ einerseits den an Pfingsten herunterkommenden Heiligen Geist, sowie die feindlichen Bomber, welche auf London herunterstiegen. 2) Die „Flammen des Schreckens“ symbolisieren sowohl das Feuer des Heiligen Geistes als auch die Brandbomben des Feindes. 3) Die „Zungen“ sind wiederum diejenigen des Heiligen Geistes auf den Köpfen der Apostel, und die züngelnden Flammen der Feuerbomben, während 4) die „Entladung“ ebenso die Erlösung durch Christus als auch das Loslösen der Bomben durch die Politik der Menschen darstellt. 5) Die erste dieser Entladungen ist unsere einzige Hoffnung, die andere ist jedoch die Hoffnungslosigkeit des Krieges. 6) Auf welchem Begräbnis-Scheiterhaufen wollen wir verbrennen? 7) Das Feuer der Erlösung ist dazu da, uns vor dem Feuer der Verdammnis zu retten.

Zweiter Vers: 8) Gott läßt somit die Weltkriege zu, um uns vor dem ewigen Feuer zu retten. 9) Der wenig bekannte Name ist der 10) seiner Liebe, welche den Politikern erlaubt, 11) die Pein des Krieges loszutreten, 12) welche einzig und allein durch Christus tilgbar ist. 13) Zusammengefaßt, endet das menschliche Leben nur 14) durch Feuer, entweder durch jenes der göttlichen Liebe oder durch das der ewigen Verdammnis.

Der Dritte Weltkrieg kommt. Wenn er kommt, wie viele katholische Prediger werden zu predigen wagen, daß die göttliche Liebe es ist, welche hinter all diesen furchtbaren Leiden steht, welche nötig sind, um uns wieder auf unseren gottgewollten Pfad zum Himmel zurückzuführen? Der nicht-katholische Eliot sagte dies bereits vor 70 Jahren.

Kyrie eleison.

Konzilspäpste

Konzilspäpste on Mai 23, 2015

Sobald die Behauptung aufgestellt wird, daß die Konzilspäpste zumindest teilweise im guten Glauben handeln, erfolgt in der Regel ein Protest durch Katholiken. Sie sagen, daß diese Päpste intelligente und gebildete Kirchenmänner sind und daher wissen müssen, was sie tun. Entsprechend sei die Theorie des „Mentalvakantismus“ unsinnig, wonach der Verstand („mens“) dieser Päpste unbesetzt („vakant“) ist und sie folglich teilweise unwissend über die Folgen ihres Handelns sind. Dieser Protest ist verständlich. Dennoch möchte ich einen Freund zitieren, welcher den „Mentalvakantismus“ versteht, so wie er recht verstanden werden soll:

„Die Vorstellung, wonach Päpste in gutem Glauben sich irren können, weil sie annehmen, daß gewisse Irrtümer dem Glauben nicht entgegenstehen, erhält wenig Aufmerksamkeit, weil die Menschen das Papstamt als zu sehr von der Welt losgelöst wahrnehmen. Doch die ganze Papstgeschichte ist eine Geschichte von Männern ihrer Zeit mit der Neigung, die guten wie die schlechten Gewohnheiten und die Laster ihrer Zeit zu teilen. Der Unterschied von damals zu heute liegt in der Größenordnung des Irrtums, welcher niemals schwerwiegender war als heute, wo die Menschheit – wie wir nicht vergessen dürfen – auf eine noch nie dagewesene Weise degeneriert.“

„Denn heute ist der Liberalismus auf überwältigende Weise überall anzutreffen. Er ist nicht mehr nur ein bloßer Gedanke oder eine bloße Art des Denkens, sondern er ist zu einer Lebensweise geworden, welche jeden lebenden Mensch völlig durchdringt, sei er nun ein absoluter Liberaler, ein Agent des Liberalismus und seiner Unterwanderung, oder nur ein Werkzeug des Liberalismus. Letztgenanntes trifft auf die Konzilspäpste zu: sie meinen, die Nähe zur Welt suchen zu müssen, um sie zu heilen. Dabei erkennen sie nicht, daß die Welt sie anzieht, um sie anzustecken und zu beherrschen.“

„In einer solchen Situation kann man gewiß von liberalen, aber nicht von nichtkatholischen Päpsten sprechen. Denn die Haupterfordernis für eine solche Verurteilung fehlt, also der persönliche Wille ihrerseits, Liberale anstatt Katholiken zu sein. Wir können lediglich die Tatsache anerkennen, daß in diesen Päpsten der persönliche Wille vorhanden ist, Katholiken, nicht aber antikatholische Liberalisten zu sein – zumal sie ja behaupten, daß es zwischen diesen beiden Positionen keinen Widerspruch gäbe. Laut ihrem Theologen und Denker Joseph Ratzinger ist eine der guten Früchte des Katholizismus just der Liberalismus, welcher lediglich von einigen fremden und eingeschleppten Elementen bereinigt zu werden brauche. Was nun die Zerstörung der Kirche angeht, so liegt die Annahme nahe, daß Päpste, welche an den eben beschriebenen kompromittierten Katholizismus glauben, nicht sich vorstellen können, daß eine Konsequenz ihres Handelns die Kirchenzerstörung sein könne.“

„Weil Erzbischof Lefebvre in einer durchaus anderen Kirche als der heutigen aufwuchs, durfte er wohl es für unmöglich gehalten haben, daß ein als Instrument der Unterwanderung fungierender Katholik nicht wisse, was er tut, und noch weniger ein Papst. Wenn ich zwischen den Zeilen gewisser Schriften des Erzbischofs lese, so dünkt mir, daß er sich von der Welt sicherlich vorstellen konnte, daß ihr Verfallsprozeß bis zum Ende der Zeit anhalten könnte, daß er aber nicht dasselbe klarerweise von der Kirche annahm.“

Nun höre ich schon einige Leser sagen: „O Exzellenz, bitte hören Sie doch mit der Verteidigung der Konzilspäpste auf! Denn die Situation ist entweder schwarz oder weiß. Wenn diese Päpste schwarz sind, dann werde ich gerne Sedisvakantist. Wenn sie weiß sind, werde ich gerne Liberalist. Doch Ihre Graustufen verwirren mich bloß!“

Liebe Leser, schwarz ist schwarz und weiß ist weiß, doch selten im Leben finden wir reines Weiß und gar niemals reines Schwarz (wenn etwas sehr Schwarzes da ist, so verfügt es noch über die Güte des Daseins). Der Schlüssel für das Begreifen dieses relativen Entschuldigens der Konzilspäpste liegt in dem Verständnis, daß die Welt noch nie so schlecht war wie heute. Vor dem Hintergrund dieser beispiellosen Entartung ist es offensichtlich, daß die Konzilspäpste in dieser Hinsicht auf stärkere Weise relativ entschuldbar sind als irrende Vorgänger von ihnen.

Kyrie eleison.

Gerächte Sünde

Gerächte Sünde on Mai 16, 2015

Weil wir eingetaucht in der heutigen Welt leben, begreifen wir – und hierbei vor allem die Jungen – kaum mehr, in welch abnormen Zustand die Welt sich gebracht hat. Noch nie zuvor in der Menschheitsgeschichte wurde Gott so verrufen, bezweifelt und praktisch aus dem Leben des Menschen entfernt. Weil die Sünde zuerst eine Beleidigung gegen Gott ist, hat der Mensch, insofern er jedes Gespür für Gott verloren hat, auch jedes Gespür für die Sünde verloren. Daher denkt der moderne Mensch, daß er immer Recht habe, während „Gott“ – wer immer das sein möge – immer Unrecht habe; sobald etwas mißlingt, kann dieser „Gott“ wieder hervorgekramt und ihm die Schuld zugewiesen werden.

Diese weitverbreitete Haltung verunmöglicht praktisch, die scheinbare Strenge Gottes im Alten Testament zu verstehen, wenn er beispielsweise im Buch Josua den Israeliten befiehlt, ganze Völker auszurotten. Doch katholische Schriftgelehrte, welche ihren Sinn für den wahren und unveränderlichen Gott bewahrt haben, rücken die Dinge wieder in die rechte Perspektive. Hier zum Beispiel ist eine Zusammenfassung des Kommentars eines modernen Benediktiners, Dom Jean de Monléon (1890–1981), über die Abschlachtung der Kanaaniter durch die Israeliten unter ihrem Führer Josua:—

Josua handelte nicht aus Haß, „Rassismus,“ Habgier, Ehrgeiz oder was sonst, sondern gemäß der strengen, präzisen und wiederholten Befehle Gottes. Der Hl. Johannes Chrysostomus sagt, daß Josua wahrscheinlich eine weniger blutige Lösung bevorzugt hätte, aber Gott gewiß seine eigene Gründe hatte. Diese können wir zwar nicht mit Sicherheit wissen, jedoch angemessene Spekulationen anstellen. Beginnen wir mit der Tatsache, daß jeder einzelne Mensch für unsere Erbsünde („Was ist das!“ schreit der moderne Mensch) den Preis des Todes bezahlen muß; wobei die Zeit, die Art und Weise, und der Ort, vom Herrn über Leben und Tod – also Gott – entschieden werden. Eher früher als später zu sterben kann für Sünder wie die Kanaaniter ein Barmherzigkeitsakt sein, insbesondere wenn die Art und Weise des Todes ihnen Zeit verschaffen, Buße zu tun und somit ihre Seelen für die Ewigkeit zu retten.

Die Kanaaniter waren wahrlich Sünder und begingen schreckliche Verbrechen. Sie brachten, wie schon die Menschheit vor der Sintflut, oder wie die Bewohner Sodom und Gomorrhas, den Kelch des Zornes Gottes zum Überlaufen: Prostitution aller Art, Zoophilie, Inzest, Hexerei und besonders ritueller Kindsmord, wie mehrere archäologische Ausgrabungen in Palästina beweisen, wo winzige Skelette gefunden wurden, umgeben von Gegenständen, welche sie eindeutig als Kultopfer ausweisen. Wäre übrigens den Kanaanitern das Weiterleben erlaubt worden, so hätten sie eine große Gefahr dargestellt, die Israeliten zu verderben, wie die spätere Geschichte nur allzu deutlich belegte.

In der jüngeren Geschichte, vor ungefähr 400 Jahren (also noch vor dem Aufkommen des Liberalismus), sahen die ersten Missionare in Kanada zu der Feststellung sich genötigt, daß der einzige Weg, mit einem bestimmten Indianerstamm umzugehen, darin bestand, ihn auszurotten. Eine kanonisierte Heilige sagte: „Nach der wiederholten Erfahrung mit ihrem Verrat, ob für den Frieden oder für den Glauben gibt es nichts mehr, was wir für sie erhoffen konnten.“ (Ende der Ausführung von Dom Monléon)

Diese Rechtfertigung mag unsere modernen Empfindlichkeiten gleichfalls empören. Aber beschreibt sie nicht lediglich die Todesstrafe für einen Stamm anstatt für einen Einzelnen? Das Prinzip der Todesstrafe ist, daß asoziale Verbrechen wie beispielsweise Götzerei, Mord, Hochverrat, Falschmünzerei, Homosexualität, usw., einen Menschen dahin bringen können, daß er nicht mehr länger würdig ist, unter den Menschen zu leben, so daß die legitime Obrigkeit das Recht hat, diesem Menschen das Leben zu nehmen (hier könnte man einwenden, daß nicht alle Mitglieder eines Stammes gleich schuldig sind, aber selbstverständlich kann und wird der allmächtige Gott alle notwendigen Unterscheidungen vornehmen).

Das Kernproblem ist der Unglaube an die Größe und Güte Gottes. Möge es hier genügen zu bestätigen, daß das Alte Testament weder so grausam noch so veraltet ist, wie oft dargestellt.

Kyrie eleison.

„Zu Leicht Befunden“

„Zu Leicht Befunden“ on Mai 9, 2015

Wer heute als Katholik versucht, den Glauben zu bewahren, hat gewiß keine leichte Aufgabe. Ein Beobachter des gegenwärtigen Zustands der Priesterbruderschaft St. Pius X. in den USA beschrieb die Lage im Guten wie im Schlechten wie folgt. Beginnen wir mit den schlechten Punkten – nicht um die Bruderschaft zu kränken, sondern um die Schwere des Problems richtig zu erwägen. Wie der US-amerikanische Patriot Patrick Henry im Jahre 1775 zutreffend sagte: „Welche Pein es auch kosten mag, so bin ich doch bereit, die ganze Wahrheit zu hören, um das Schlimmste zu erfahren und darauf vorbereitet zu sein.“

Die Bruderschaftspriester des US-Distriktes haben bisher auf die modernistische Verseuchung ihrer Bruderschaft nicht reagiert. Die meisten reißen sich lieber ein Bein aus, um die Worte und Taten des Generaloberen zu rechtfertigen. Mir ist schleierhaft, wie sie die Kompromisse in der Glaubenslehre rechtfertigen können. Ein Priester sagte sogar, daß das bloße Gespräch mit dem Generaloberen alles kläre. Die Handvoll an US-Seminaristen, welche ich traf, werden schlecht ausgebildet und verlieren sich in der Rechtfertigung von allem, selbst vom „Guten“ im Zweiten Vatikanischen Konzil. Die Pfeife, nach der sie tanzen, heißt blinder Gehorsam. Im Priesterseminar sind Verschwörungstheorien tabu, womit die zukünftigen Priester für den Feind eine leichte Beute darstellen werden. Es gab weder eine Reaktion auf den Besuch des Novus-Ordo-Bischof Schneider, noch auf die „Argentinische Gleichschaltung.“ Der ‚Widerstandsbewegung’ gegen Bischof Fellays Modernismus wird überhaupt nicht diskutiert, sondern lediglich als bloße weitere Revolte von Priestern abgetan, wie von den „Neun“ im Jahre 1983.

Die Bruderschafts-Prioren erlauben wahllos die Meßunterstützung durch Priester der Petrusbruderschaft, und verstehen den Modernismus als einen ‚Haufen Staub’, welcher weggefegt werden könne. Ein frisch geweihter Priester wurde sogar zur Einsetzungsfeier eines örtlichen Novus-Ordo-Bischofs entsandt. Insgesamt gibt es keinen Kampf mehr gegen die Irrtümer des Zweiten Vatikanum oder der bruderschaftseigenen Doktrinellen Erklärung aus dem Jahre 2012. Das schlimmste jedoch ist das glaubensmäßige Abdriften der Bruderschaft seit 2012, während die Bruderschaftspriester erklären, keine Maßnahmen dagegen ergreifen zu wollen, bis sie etwas Handfestes sähen.

Eine solche Blindheit kann nur eine Strafe Gottes sein. Doch was bestraft er? Als die katholischen Christen in den 1950er-Jahren zu sehr ihre eigenen weltlichen Annehmlichkeiten suchten, wurden sie mit dem Konzil der 1960er-Jahre gestraft. Einem treuen Rest gewährte der liebe Gott den Erzbischof Lefebvre, welcher in den 1970er- und 1980er-Jahren den guten Hirten verkörperte. Gewiß erwartete Gott zurecht, daß dieser Überrest an katholischen Christen das Problem verstehen würde, um nicht erneut in die falsche „Lösung“ der 1950er-Jahre zu fliehen. Doch weit gefehlt, denn seit den 1990er-Jahren kehren die Bruderschaftsoberen, gefolgt von ihren Priestern und Laien, langsam aber sicher zum „Sonntags-Katholizismus“ der 1950er-Jahre zurück, auch „Fünfzigerismus“ genannt. Dies ist eine gar armselige Umsetzung der vielen Gnaden, welche Gott der Bruderschaft gewährte. Nun hat Gott scheinbar genug und hat zum Beispiel zugelassen, daß eine argentinische Diözese exemplarisch der Bruderschaft offizielle Anerkennung durch die Amtskirche zollte. Diesen Vorgang hat das Bruderschafts-Generalhaus wohl als „bloße administrative Maßnahme“ kleingeredet, aber er ebnet den Weg für eine komplette Anerkennung durch Rom oder durch Diözese für Diözese, wo dann jeder vorgeben kann, nichts zu merken, und doch fast jeder sich darüber freuen wird. Die Römer arbeiten wirklich meisterhaft.

Doch der liebe Gott zieht aus dem traditionellen Überrest erneut einen Widerstandsüberrest heraus. Der eingangs erwähnte Beobachter beendet seine Ausführung so: „Wenn es hart auf hart kommt, so wird meines Erachtens eine Handvoll Nikodemusse und Josephs von Arimathäa aus dem Kreis der Bruderschafts-Priester, -Brüder und hoffentlich -Schwestern aufstehen. Die Gläubigen der ‚Widerstandsbewegung’ zeigen sich standhaft und bekommen gelegentlichen Zuwachs aus dem Novus-Ordo-Bereich oder aus dem Nichts.“ Die gleiche Festigkeit durften wir schon beobachten bei den Reaktionen vieler Katholiken auf die Weihe Bischof Faures. Es gibt also eine Zukunft für die Seelen. Doch machen wir nicht noch einmal denselben Fehler: der allmächtige Gott will keine Sonntagskatholiken mehr, sondern potentielle Märtyrer.

Kyrie eleison.

Vernünftige Vakanz – II.

Vernünftige Vakanz – II. on Mai 2, 2015

Zum Thema Amtsenthebung eines häretisches Papstes erwiesen die traditionell dominikanischen Patres im französischen Avrillé einen guten Dienst durch ihre Veröffentlichung der klassischen Überlegungen sowohl von anderen hervorragenden Theologen als auch vom spanischen Johannes von St. Thomas (vergleiche EC 405). Kurz gesagt lehren die besten Kirchentheologen, daß die simple und heute beliebte Theorie, wonach ein häretischer Papst nicht mehr Glied der Kirche und daher umso weniger ihr Haupt sein könne, etwas zu einfach ist. Kurzum, beim Papst gilt nicht derselbe Ansatz wie wenn ein individueller Katholik in die Häresie fällt, dadurch den wahren Glauben verliert und somit nicht mehr Glied der Kirche ist. Denn die Kirche stuft den Papst deutlich höher ein als nur einen einzelnen Katholiken. Der Klarheit zuliebe wollen wir die Argumente der Theologen als Fragen und Antworten darstellen:

Ist es zunächst überhaupt möglich, daß ein Papst in die Häresie fällt?

Wenn er alle vier Bedingungen seines Außerordentlichen Lehramtes in Anspruch nimmt, so kann er keine Häresie lehren. Doch daß er persönlich in die Häresie fallen kann, ist die wahrscheinlichere Meinung zumindestens der älteren Theologen.

Wenn der Papst nun in die Häresie fällt, hört er dann auf, ein Glied der Kirche zu sein?

Als eine einzelne katholische Person schon, doch als Papst nicht notwendigerweise, weil der Papst viel mehr ist als nur ein einzelner Katholik. Wie der hl. Augustinus sagte, ist der Priester für sich ein Katholik, aber er ist Priester für die anderen. Nun ist der Papst für die gesamte Kirche Papst.

Nehmen wir an, daß die große Mehrheit der Katholiken sähe, daß der Papst ein Häretiker sei, weil es offensichtlich wäre. Würde dann nicht seine Häresie es ihm unmöglich machen, länger Papst zu sein?

Nein, denn selbst wenn seine Häresie offensichtlich wäre, könnten immer noch viele Katholiken dieses abstreiten, z.B. aus Gründen ihrer „Pietät“ dem Papst gegenüber. Um also eine ausbreitende Verwirrung in der Gesamtkirche zu vermeiden, müßte eine offizielle Feststellung über die Häresie des Papstes erfolgen, um die Katholiken daran zu binden, vereint zu bleiben. Doch erst ein Kirchenkonzil, das für diesen Zweck zusammengerufen würde, könnte eine solche Feststellung treffen.

Doch wenn die Häresie öffentlich und offensichtlich wäre, würde das dann nicht genügen, den Papst abzusetzen?

Nein, denn erstens muß jeder Häretiker offiziell gewarnt werden, bevor er abgesetzt werden kann, falls er seine Häresie widerrufen möchte. Zweitens dient jeder höhere Amtsträger in Kirche oder Staat dem Gemeinwohl, und um diesen Gemeinwohls willen muß dieser Träger in seinem Amt bleiben, bis er diesem offiziell enthoben worden ist. So wie ein Bischof so lange im Amt bleibt, bis er vom Papst abgesetzt worden ist, so bleibt auch der Papst solange im Amt, bis die offizielle Feststellung seiner Häresie durch ein Kirchenkonzil unserem Herrn Jesus Christus anheimgestellt hat, den Papst abzusetzen (vergleiche EC 405).

Aber wenn ein Häretiker kein Glied der Kirche mehr ist, wie kann er dann noch ihr Kopf und damit ihr wichtigstes Glied sein?

Weil seine persönliche Mitgliedschaft von seinem offiziellen obersten Leitungsamt verschieden ist. Durch seine persönliche Mitgliedschaft empfängt er die Heiligung von der Kirche. Durch sein oberstes Leitungsamt gibt er der Kirche die offizielle Regierung. Empfangen heißt nicht geben. Fällt er in die Häresie, so hört er gewiß auf, ein lebendiges Glied der Kirche zu sein, doch raubt dieses geistliche Absterben ihm nicht die Befähigung, die Kirche zu regieren. Seine Mitgliedschaft in der Kirche durch den Glauben und die Nächstenliebe ist unvereinbar mit der Häresie, doch sein Regieren der Kirche über seine Jurisdiktion braucht nicht notwendigerweise den Glauben oder die Nächstenliebe, und ist selbst mit der Häresie vereinbar.

Aber ein früherer Papst hat durch seine Häresie doch sein Papstamt hinweggeworfen . . .

Persönlich und privat trifft dies zu, aber offiziell und öffentlich gilt es erst, wenn ein Kirchenkonzil die Häresie des Papstes öffentlich und offiziell festgestellt hat. Bis zu diesem Zeitpunkt muß der Papst wie ein Papst behandelt werden, weil zum Frieden und dem Gemeinwohl der Kirche unser Herr Jesus Christus seine päpstliche Jurisdiktion aufrechterhält.

Kyrie eleison.