Organisierter Widerstand?
Organisierter Widerstand? on September 7, 2013
Die Frage, ob und wie die heutige „Widerstandsbewegung“ organisiert sein soll, ist weiterhin Teil von Auseinandersetzungen (mit „Widerstandsbewegung“ sind jene früheren Mitglieder oder Freunde der Priesterbruderschaft St. Pius X. gemeint, welche über den offensichtlich gewordenen Kurswechsel der Bruderschaft so sehr verärgert sind, daß sie Schritte des Widerstandes gegen diesen Kurswechsel unternehmen). Grob gesagt verlangen die (relativ) Jüngeren der Bewegung nach einer Organisation, um ihre Handlungen zu koordinieren und effektiver zu machen, während die Älteren eher davon ausgehen, daß unter den heutigen verworrenen Umständen jedwede strukturierte Organisation nicht länger möglich oder wünschenswert ist.
Zunächst einmal sollen wir den Grad der Verworrenheit messen. Das heutige Chaos liegt wesentlich in der Tatsache begründet, daß der Hirte geschlagen und die Herde zerstreut ist (Ezechiel 13,7 und Matthäus 26,31). Für die gesamte Welt ist dieser Hirte der katholische Papst – ob die Welt dies nun wahrhaben will und gerne hört oder nicht. Wie wir heute beobachten können, kann, wenn der Papst verrückt geworden ist, niemand auf der ganzen weiten Welt die Ordnung wiederherstellen. Der Grund dafür ist einfach: der Fleischgewordene Gott machte seine Kirche zum Salz der Erde und zum Licht der Welt (Matthäus 5,13–14), und er legte seine Kirche als eine Monarchie an; eine Veranlagung, welche nicht einmal das Zweite Vatikanum rückgängig zu machen vermochte. Deswegen kann niemand die Stelle des Papstes einnehmen. Wenn der Papst allerdings Dinge sagt wie: „Wer bin ich, daß ich einen gottsuchenden Homosexuellen verurteilen könnte?,“ wie der momentane Inhaber des Stuhles Petri kürzlich sagte, „dann kehrt das Chaos wieder“ (Othello). Wir können nur sehr wenig dagegen unternehmen; außer natürlich dafür zu beten, daß Gott doch eingreifen möge.
Ungeachtet dessen hat Erzbischof Lefebvre alles ihm mögliche unternommen, und mit der Gnade Gottes eine Insel der geistigen Gesundheit und Ordnung geschaffen, die Priesterbruderschaft St. Pius X. Doch seine Nachfolger gaben unter dem Druck der aufeinanderfolgenden Konzilspäpste – fast schon natürlicherweise – nach. Heute stellen sie gar die Frage: „Wie können wir katholisch und dennoch dem Papst ungehorsam sein?“ – wahrlich Verwirrung und Chaos. Nun war allerdings der Erzbischof bei seinem Unterfangen, Widerstand gegen das Konzil zu organisieren, so erfolgreich, daß eine Reihe von Katholiken, welche die erzbischöfliche Einstellung richtig verstanden, nun einen Widerstand gegen jene organisieren wollen, die ihn verraten. Doch ist es überhaupt möglich, so einen Widerstand zu organisieren? „Das ist hier die Frage“ (Hamlet).
Ein weiser Priesterbruder, der alt genug ist, um an der Seite des Erzbischofs hart und effektiv an der weltweiten Ausbreitung der Priesterbruderschaft in den 1970er und 1980er Jahre mitgewirkt zu haben, erinnert sich an einige Priester aus jenen frühen Tagen, welche überall auf der Welt verteilt, unabhängig voneinander und von Erzbischof Lefebvre dem Konzil widerstanden. Wohl hörten sie auf ihn, weil er mit einem gesunden katholischen Menschenverstand sprach. Aus diesem Grunde anerkannten auch viele von ihnen seine moralische Autorität. Doch weder leisteten diese Priester dem Erzbischof im engeren Sinn Gehorsam, noch verlangte er diesen von ihnen. Ohne Papst blieb und bleibt hierarchisch aufgebauter katholischer Gehorsam unmöglich. Mein Priesterbruder weist schließlich darauf hin, daß selbst die erzbischöfliche Bruderschaft der liberalen Kirche und Welt nur 30, höchstens 40, Jahre lang zu widerstehen vermochte, und daß die heutige Situation eigentlich noch schlimmer als damals in seinen Tagen ist. Er schlußfolgert, daß im Falle einer Besatzung des Heimatlandes durch eine fremde Armee es unmöglich ist, noch eine Verteidigungsarmee zu organisieren, es bleibt nur der Guerillakrieg übrig.
Meines Erachtens schildert dieser Priesterbruder das größerwerdende Chaos richtig, wenn er anderswo schreibt: „Die Stunde Gottes und des Unbefleckten Herzens Mariens wird kommen (wie sie es gesagt hat), aber erst, wenn alles verloren zu sein scheint – was die kleine Priesterbruderschaft einschließen muß. Die grosse Illusion von Bischof Fellay war die Vorstellung, daß die großartige Bruderschaft die Kirche retten konnte, und der Teufel brauchte nur noch hinzuzufügen, „ von innerhalb der Kirche, wie ein trojanisches Pferd. “ In Wahrheit hätten wir nur eines tun müssen: in Übereinstimmung mit dem Gründer eine Arche Noah für den Überrest an Gläubigen zu bauen, und so lange an dieser Arche zu arbeiten, bis die Flut kommt. Doch ein Aufgeklärter öffnete die Tür der Arche vor der Zeit, und so wurde die Arche geflutet. Erbarme Gott sich unser aller. Dieser Obere war jedoch nicht Noah, sondern Kapitän der Titanic.“
Kyrie eleison.