der Papst

Der Kirche Unfehlbarkeit

Der <u>Kirche</u> Unfehlbarkeit on September 17, 2016

Von der Erde steigen Probleme zum Himmel empor. Vom Himmel kommen Lösungen auf die Erde herab. Gar manches katholische Problem muss lediglich auf einer höheren Stufe behandelt werden, und schon erscheint es uns durchaus nicht mehr so verzwickt wie zuvor. Ein klassisches Beispiel könnte das Problem der Konzilspäpste sein, mit dem wir seit 2013 mit zuvor unbekannter Schärfe konfrontiert sind. Hier haben wir es auf jeden Fall mit einem Mysterium zu tun, aber wenn uns wir nicht hoch genug emporschwingen, können wir nur allzu leicht zum Opfer eines der beiden klassischen Trugschlüsse werden: Entweder ist er der Papst, und dann muss ich ihm gehorchen, oder ich kann ihm nicht gehorchen, also kann er nicht der Papst sein. Doch wenn ich über das Menschsein des Papstes hinaus zur Göttlichkeit der Kirche emporsteige, erkenne ich, dass die sogenannte päpstliche Unfehlbarkeit in Wahrheit die Unfehlbarkeit der Kirche ist, die sehr viel mehr Spielraum dafür lässt, dass dieser oder jener Papst, oder gar eine ganze Reihe von Päpsten, durchaus nicht den Erwartungen entsprechen, die man kraft ihres Amtes in sie setzen müsste. Wenden wir uns also ohne Umschweife der – selbst unfehlbaren – Definition der Unfehlbarkeit aus dem Jahre 1870 zu. Hier ist der Text, wobei wir zwei Wörter hervorgehoben und Zahlen eingeschoben haben:

Wir lehren und erklären endgültig als von Gott geoffenbarten Glaubenssatz: Wenn der Papst in höchster Lehrgewalt (ex cathedra) spricht, das heisst: wenn er seines Amtes als Hirt und Lehrer aller Christen waltend 1 in höchster apostolischer Amtsgewalt 2 endgültig entscheidet, 3 eine Lehre über Glauben oder Sitten 4 sei von der ganzen Kirche festzuhalten, so besitzt er aufgrund des göttlichen Beistandes, der ihm im heiligen Petrus verheissen ist, jene Unfehlbarkeit, mit der der göttliche Erlöser seine Kirche bei endgültigen Entscheidungen in Glaubens- und Sittenlehren ausgestattet haben wollte. Diese endgültigen Entscheidungen des römischen Papstes sind daher aus sich und nicht aufgrund der Zustimmung der Kirche unabänderlich. – Vatikanisches Konzil, Sitzung IV, Const. De Ecclesiâ Christi, Kapitel IV.

In diesem Text erkennen wir eindeutig die vier berühmten Bedingungen dafür, dass die Erklärungen eines Papstes unfehlbar sind, sehen aber gleich danach die – hier hervorgehobenen – Worte, die anscheinend allzu oft übersehen werden, jedoch völlig klar machen, welcher Quelle die Unfehlbarkeit des Papstes entspringt: Sie entspringt nicht ihm selbst, sondern der Kirche. Führen wir einen wohlbekannten Vergleich aus dem modernen Leben an: Eine Hausfrau schliesst ihr Bügeleisen an einen Steckschalter in der Wand an. Dies muss sie tun, damit das Eisen heiss wird, aber die Elektrizität, die dieses bewirkt, stammt natürlich nicht von ihr selbst, sondern vom örtlichen Kraftwerk.

Damit die Entscheidung eines Papstes unfehlbar ist, muss der Papst gewissermassen die vier Bedingungen „an die Kirche anschliessen,“ und er ist der eine und einzige Mensch auf Erden, der hierzu befugt ist; aus diesem Grund spricht man von der „päpstlichen Unfehlbarkeit,“ doch der unfehlbare Schutz vor dem Irrtum, der ihm dann zuteil wird, kommt nicht von ihm selbst, sondern – auf dem Weg über die Kirche – vom Heiligen Geist, genau wie die Elektrizität nicht von der Hausfrau, sondern auf dem Weg über den Steckschalter vom Kraftwerk kommt. Und wie die betreffende Hausfrau persönlich allerlei gute oder schlechte Eigenschaften aufweisen mag, diese jedoch keinen Einfluss darauf haben, ob ihr Bügeleisen, wenn sie es an den Steckschalter anschliesst, heiss wird, mag auch der Papst ein Heiliger oder ein krimineller Schwachkopf sein, doch wenn er ein rechtmässig ernannter oder gewählter Papst ist, wird seine Entscheidung – immer vorausgesetzt, er erfüllt die vier Bedingungen – zwangsläufig irrtumsfrei sein.

Dies bedeutet Folgendes: Wann immer der Papst diese vier Bedingungen nicht erfüllt, kann er streng genommen wie jeder von uns Unsinn von sich geben, ohne dass die Kirche deswegen aufhört, unfehlbar zu sein. In der Tat ist ihre Gewöhnliche Unfehlbarkeit weitaus wichtiger als die Aussergewöhnliche Unfehlbarkeit päpstlicher Erklärungen; dies haben wir in früheren Ausgaben dieser „Kommentare“ mit einem anderen wohlbekannten Vergleich zu veranschaulichen versucht, demjenigen zwischen einem Berg und seinem schneebedeckten Gipfel (siehe Eleison-Kommentare 343 und 344, 8. und 15. Februar 2014). Der schneebedeckte Gipfel mag den Berg sichtbarer machen, doch dass er gesehen werden kann, setzt die ganze Masse des Berges unter ihm voraus. Sobald wir das Problem also auf einer höheren Stufe behandeln, ist es für die Kirche nicht von entscheidender Bedeutung, ob die Konzilspäpste von Sinnen sind. Wir hier auf Erden mögen unter fehlbaren Päpsten leiden, die ihren Verstand verloren haben, aber Mutter Kirche bleibt in ihrer Unfehlbarkeit heiter und gelassen.

Kyrie eleison.

Vernünftige Vakanz – II.

Vernünftige Vakanz – II. on Mai 2, 2015

Zum Thema Amtsenthebung eines häretisches Papstes erwiesen die traditionell dominikanischen Patres im französischen Avrillé einen guten Dienst durch ihre Veröffentlichung der klassischen Überlegungen sowohl von anderen hervorragenden Theologen als auch vom spanischen Johannes von St. Thomas (vergleiche EC 405). Kurz gesagt lehren die besten Kirchentheologen, daß die simple und heute beliebte Theorie, wonach ein häretischer Papst nicht mehr Glied der Kirche und daher umso weniger ihr Haupt sein könne, etwas zu einfach ist. Kurzum, beim Papst gilt nicht derselbe Ansatz wie wenn ein individueller Katholik in die Häresie fällt, dadurch den wahren Glauben verliert und somit nicht mehr Glied der Kirche ist. Denn die Kirche stuft den Papst deutlich höher ein als nur einen einzelnen Katholiken. Der Klarheit zuliebe wollen wir die Argumente der Theologen als Fragen und Antworten darstellen:

Ist es zunächst überhaupt möglich, daß ein Papst in die Häresie fällt?

Wenn er alle vier Bedingungen seines Außerordentlichen Lehramtes in Anspruch nimmt, so kann er keine Häresie lehren. Doch daß er persönlich in die Häresie fallen kann, ist die wahrscheinlichere Meinung zumindestens der älteren Theologen.

Wenn der Papst nun in die Häresie fällt, hört er dann auf, ein Glied der Kirche zu sein?

Als eine einzelne katholische Person schon, doch als Papst nicht notwendigerweise, weil der Papst viel mehr ist als nur ein einzelner Katholik. Wie der hl. Augustinus sagte, ist der Priester für sich ein Katholik, aber er ist Priester für die anderen. Nun ist der Papst für die gesamte Kirche Papst.

Nehmen wir an, daß die große Mehrheit der Katholiken sähe, daß der Papst ein Häretiker sei, weil es offensichtlich wäre. Würde dann nicht seine Häresie es ihm unmöglich machen, länger Papst zu sein?

Nein, denn selbst wenn seine Häresie offensichtlich wäre, könnten immer noch viele Katholiken dieses abstreiten, z.B. aus Gründen ihrer „Pietät“ dem Papst gegenüber. Um also eine ausbreitende Verwirrung in der Gesamtkirche zu vermeiden, müßte eine offizielle Feststellung über die Häresie des Papstes erfolgen, um die Katholiken daran zu binden, vereint zu bleiben. Doch erst ein Kirchenkonzil, das für diesen Zweck zusammengerufen würde, könnte eine solche Feststellung treffen.

Doch wenn die Häresie öffentlich und offensichtlich wäre, würde das dann nicht genügen, den Papst abzusetzen?

Nein, denn erstens muß jeder Häretiker offiziell gewarnt werden, bevor er abgesetzt werden kann, falls er seine Häresie widerrufen möchte. Zweitens dient jeder höhere Amtsträger in Kirche oder Staat dem Gemeinwohl, und um diesen Gemeinwohls willen muß dieser Träger in seinem Amt bleiben, bis er diesem offiziell enthoben worden ist. So wie ein Bischof so lange im Amt bleibt, bis er vom Papst abgesetzt worden ist, so bleibt auch der Papst solange im Amt, bis die offizielle Feststellung seiner Häresie durch ein Kirchenkonzil unserem Herrn Jesus Christus anheimgestellt hat, den Papst abzusetzen (vergleiche EC 405).

Aber wenn ein Häretiker kein Glied der Kirche mehr ist, wie kann er dann noch ihr Kopf und damit ihr wichtigstes Glied sein?

Weil seine persönliche Mitgliedschaft von seinem offiziellen obersten Leitungsamt verschieden ist. Durch seine persönliche Mitgliedschaft empfängt er die Heiligung von der Kirche. Durch sein oberstes Leitungsamt gibt er der Kirche die offizielle Regierung. Empfangen heißt nicht geben. Fällt er in die Häresie, so hört er gewiß auf, ein lebendiges Glied der Kirche zu sein, doch raubt dieses geistliche Absterben ihm nicht die Befähigung, die Kirche zu regieren. Seine Mitgliedschaft in der Kirche durch den Glauben und die Nächstenliebe ist unvereinbar mit der Häresie, doch sein Regieren der Kirche über seine Jurisdiktion braucht nicht notwendigerweise den Glauben oder die Nächstenliebe, und ist selbst mit der Häresie vereinbar.

Aber ein früherer Papst hat durch seine Häresie doch sein Papstamt hinweggeworfen . . .

Persönlich und privat trifft dies zu, aber offiziell und öffentlich gilt es erst, wenn ein Kirchenkonzil die Häresie des Papstes öffentlich und offiziell festgestellt hat. Bis zu diesem Zeitpunkt muß der Papst wie ein Papst behandelt werden, weil zum Frieden und dem Gemeinwohl der Kirche unser Herr Jesus Christus seine päpstliche Jurisdiktion aufrechterhält.

Kyrie eleison.

Streiten aus Gefühl

Streiten aus Gefühl on März 21, 2015

Beginnen wir mit einem Vergleich von gestern, denn sein Vorteil ist die Klarheit: Die schwere Last auf dem Rücken eines Maultiers auszugleichen, kann schwierig sein. Kippt sie nach links ab, muß man sie wieder nach rechts drücken. Rutscht sie nach rechts weg, muß man sie wieder nach links schieben. Doch ist dieses doppelte Schieben nicht widersprüchlich, weil sein alleiniger Zweck darin besteht, die Ladung ausgewogen zu halten. Auf ähnliche Weise bedeutet die wiederholte Argumentation dieser „Kommentare“ gegen den Sedisvakantismus nicht, dem Liberalismus das Wort zu reden oder den Sedisvakantismus für so schlecht zu halten wie den Liberalismus. Sondern diese Argumentation soll lediglich unterstreichen, daß die ungeheuerlichen Worte und Taten des jetzigen Besetzers des Heiligen Stuhles viele gute Katholiken dazu verlocken, ihren Verstand auszuschalten und die Wirklichkeit mit ihrem Gefühl zu beurteilen. Dies ist heute eine gängige Praxis, ist aber nicht katholisch.

Zum Beispiel sind die sedisvakantistischen Argumente bei genauer Untersuchung gar nicht mehr so überzeugend, wie sie auf den ersten Blick scheinen mögen. Betrachten wir zwei davon, welche zwei fromme und glaubensstarke Katholiken kürzlich auf meinen Schreibtisch servierten. Das erste Argument: Die Konzilspäpste, insbesondere Franziskus, haben die Brüder nicht im Glauben bestärkt. Dies zu tun sei jedoch das Wesen eines Papstes, weswegen die Konzilspäpste im wesentlichen keine Päpste seien. Als Antwort darauf müssen wir unterscheiden zwischen einem Papst seinem Sein nach, und einem Papst seiner Handlung nach. Im wesentlichen wird ein Papst dem Sein nach Papst durch seine gültige Wahl in einem Kardinalskonklave, oder, falls diese Wahl ungültig gewesen sein sollte, durch die Bekräftigung der Wahl infolge der Akzeptanz als Papst durch die Weltkirche (was bei mehr als einem Konzilspapst der Fall gewesen sein darf – weiß Gott). Im Gegensatz dazu ist ein Papst, welcher seine Brüder im Glauben bestärkt, im wesentlichen durch sein Handeln Papst. Sein und Handeln sind in dieser Hinsicht verschieden und können getrennt werden. Daher kann ein Papst seinem Handeln nach versagen, muß dann aber nicht aufhören, seinem Sein nach Papst zu sein. Dies ist gewiß bei mehreren, wenn nicht allen Konzilspäpsten, der Fall.

Das zweite Argument: Es sei lächerlich, wenn der einzelne, fehlbare Katholik selber als Richter über Irrtümer des unfehlbaren kirchlichen Lehramtes sich erhebe. Angesichts von offensichtlichen Irrtümern (wie dem Konziliarismus) durch dieses Lehramt (wie die Konzilspäpste) könne der einzelne Katholik nur schlußfolgern, daß dies keine echten Päpste seien. Als Antwort darauf wenden wir ein, daß der Papst nicht notwendigerweise das unfehlbare Lehramt der Kirche ist. Wenn er weder alle vier strengen Bedingungen für das Außerordentliche Lehramt in Anspruch nimmt, noch in Übereinstimmung mit dem Ordentlichen Lehramt der Kirche spricht, dann ist der Papst fehlbar; und wenn er noch dazu dem Ordentlichen Lehramt widerspricht, so ist er sogar gewiß im Irrtum und kann also von jedem Katholiken (oder Nichtkatholiken!) durch rechten Gebrauch seines gottgegebenen Verstandes als Irrender beurteilt werden. Warum sonst hätte unser Herr vor falschen Propheten und Wölfen im Schafspelz uns alle gewarnt (Matthäus 7, 15–20)?

Beide vorgestellten Argumente entspringen oft einem gefühlsmäßigen Zurückweisen der Konzilspäpste, nach dem Motto: „Diese Päpste haben die Kirche so mißhandelt, daß ich einfach nicht akzeptieren kann, daß sie Päpste gewesen sind!“ Doch angenommen, wir wären Zuschauer des ursprünglichen Kreuzweges unseres Herrn gewesen. Hätten wir dann nicht auch sagen können: „Das ist eine solche Mißhandlung Jesu Christi, daß ich einfach nicht mehr annehmen kann, daß er Gottes Sohn ist!“? Wäre dann nicht mein gefühlsmäßiges Zurückweisen der Mißhandlung richtig, jedoch meine Schlußfolgerung falsch? Die Konzilspäpste umgibt etwas Geheimnisvolles, woran die Sedisvakantisten einfach vorbeigehen.

Freilich kann eines Tages, wenn die Kirche wieder bei Sinnen ist, die einzig zuständige Autorität in Rom erklären, daß alle Konzilspäpste keine Päpste gewesen waren. Doch von heute bis zu jenem Zeitpunkt sind die bisher als Beweis vorgebrachten Argumente, warum der Heilige Stuhl unbesetzt sei, nicht so schlüssig, wie man sie kann scheinen lassen.

Kyrie eleison.

Lebende Päpste

Lebende Päpste on November 29, 2014

Am 29. Januar 1949 sagte Pius XII. über die Wichtigkeit des Papstes: „Sollte rein hypothetisch gesprochen das materielle Rom eines Tages zusammenbrechen und die Vatikanische Basilika, Symbol der einen und einzigen siegreichen katholischen Kirche, mit ihren historischen Schätzen und heiligen Grabstätten unter seinen Trümmern begraben, so wäre die Kirche dennoch nicht niedergerissen oder geborsten. Denn das Versprechen Christi an Petrus, daß das Papstamt ewig dauern werde, gälte nach wie vor, und die eine, unzerstörbare Kirche würde auf dem dann lebenden Papst fußen.“

Weil diese Worte der klassischen Kirchenlehre entsprechen (nur die Unterstreichung wurde hinzugefügt) und auf den Worten unseres Heilandes basieren (Matthäus 16,16–18), überrascht es wenig, daß seit 1962, als die lebenden Päpste konziliar geworden sind, Millionen von Katholiken ebenfalls konziliar und liberalistisch wurden. Aus diesem Problem sehen die Sedisvakantisten als einzigen Ausweg, zu bestreiten, daß die Konzilspäpste überhaupt Päpste seien. Dieses Abstreiten mag scheinbar dem katholischen Hausverstand genügen, doch für die meisten Katholiken scheint jene Annahme noch stärker dem katholischen Hausverstand zu genügen, wonach die von Gott auf einem lebenden Papst gegründete Kirche das letzte halbe Jahrhundert (1962–2014) nicht ohne einen solchen hätte auskommen können.

Wir vermögen leicht nachzuvollziehen, wie nach dem Höhepunkt des Mittelalters der Niedergang der christlichen Zivilisation zur gegenwärtigen Verderbnis der lebenden Päpste geführt hat. Zudem erkennen wir ebenfalls leicht, wie Gott diese entsetzliche Verderbnis zulassen konnte als Strafe für den erwähnten erschreckenden Niedergang. Weniger verständlich ist, wie die Kirche überleben kann, wenn die lebenden Päpste, auf welchen die Kirche gegründet ist, die Überzeugung hegen, daß der Liberalismus – also Krieg gegen Gott – katholisch sei. Denn unser Heiland sagte: „ So kann ein guter Baum keine schlechten Früchte hervorbringen und ein schlechter Baum keine guten. “ (Matthäus 7, 18)

Jedoch kann ein zur Hälfte guter und zur Hälfte schlechter Baum durchaus zur Hälfte gute und zur Hälfte schlechte Früchte tragen. Zwar ist als Ganzes gesehen eine Mischung aus Gutem und Schlechtem stets schlecht. Doch bedeutet dies nicht, daß einzeln gesehen die guten Teile der Mischung so schlecht wären wie die schlechten Teile. Beispielsweise wird Krebs in der Leber mich zwar umbringen, aber nicht bedeuten, daß ich Lungenkrebs habe. Nun aber ist jeder Kirchenmann, wie überhaupt jeder Mensch, weder vollständig schlecht, noch vollständig gut. Wir alle sind eine schwankende Mischung bis zum Tage unseres Todes. Gibt es also einen Kirchenmann, dessen Früchte vollständig schlecht sind? Selbstverständlich nicht. Somit kann die katholische Kirche während der letzten 50 Jahre von den halb-guten Früchten der Konzilspäpste gelebt haben – wobei diese Halblebigkeit von Gott zugelassen wurde, um seine Kirche zu reinigen, während er gleichzeitig verhindert hat, daß die Halblebigkeit soweit reichte, um die Kirche zerstören zu können.

Beispielsweise weinte Papst Paul VI. über den Mangel an Berufungen, Benedikt XVI. sehnte sich nach der Tradition, und sogar Franziskus dürfte versuchen, die Menschen zu Gott zu führen, indem er Gott auf die Stufe von uns Menschen hinunterzerrt. Die Konzilspäpste irren fürchterlich mit ihren Vorstellungen und verhalten sich bei Fragen des Glaubens verheerend mehrdeutig, wo sie absolut eindeutig sein müßten. Die Kirche starb ab und stirbt weiterhin ab unter ihnen. Doch jene Teile in ihnen, welche noch gut gewesen sind, haben der Kirche das Fortdauern ermöglicht und diese Konzilspäpste sind nötig gewesen als lebende Häupter, um den Körper der lebenden Kirche fortdauern zu lassen, so wie Pius XII. sagte. Fürchten wir also nicht, daß sie die Kirche zerstören könnten, sondern kämpfen wir mit Zähnen und Klauen gegen ihren Liberalismus und beten wir für ihre Rückkehr zur katholischen Vernunft, weil wir sie für das Fortleben unserer Kirche brauchen.

Kyrie eleison.

Fehlbare Päpste

Fehlbare Päpste on September 13, 2014

Weder Liberalisten noch Sedisvakantisten hören gerne, daß sie wie Kopf und Zahl von ein- und derselben Münze sind; und dennoch trifft es zu. Beispielsweise stellen sich beide keine dritte Alternative vor. Nehmen wir zum Beispiel den Brief an die drei Bischöfe von Bischof Fellay vom 14. April 2012, wo er zu seinem Liberalismus keine Alternative außer den Sedisvakantismus sah. Umgekehrt denken viele Sedisvakantisten, wer die Konzilspäpste für echte Päpste hält, könne nur ein Liberalist sein, und wer den Sedisvakantismus kritisiert, fördere den Liberalismus. Doch in Wirklichkeit ist dies überhaupt nicht so.

Warum? Weil beide die Unfehlbarkeit des Papstes übertreiben und damit denselben Irrtum begehen. Warum tun sie das? Vielleicht weil auf beiden Seiten moderne Menschen stehen, welche mehr an Personen als an Institutionen glauben? Doch warum sollte das ein Merkmal des modernen Menschen sein? Weil ab ungefähr dem Protestantismus immer weniger Institutionen wahrhaftig das Gemeinwohl suchen, sondern immer mehr Privatinteressen, wie z.B. das Geld („meine monetäre Forderung an Dich“), was natürlich unseren Respekt vor diesen Institutionen schmälert. Beispielsweise bewahrten einige gute Männer die verkommene Institution namens Modernes Bankwesen davor, all seine üblen Wirkungen sofort zu entfalten, aber die verkommenen „Bankster“ von heute zeigen doch, was die Institutionen der Mindestreserve-Banken und Zentralbanken in sich von Anfang an waren. Wegen der Feinde von Gott und Mensch steckt der Teufel in den modernen Strukturen.

Somit ist es verständlich, daß die modernen Katholiken dazu neigten und neigen, zu viel Vertrauen in den Papst und zu wenig Vertrauen in die Kirche zu setzen. Damit sind wir auch schon bei der Antwort an jenen Leser, welcher mich fragte, warum ich nicht in derselben Weise über die Unfehlbarkeit schreibe wie die klassischen katholischen Handbücher der Theologie. Gewiß sind diese Handbücher auf ihre Weise wunderbar, doch wurden sie alle vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil geschrieben und neigen dazu, dem Papst eine Unfehlbarkeit zuzugestehen, welche der Kirche gehört. In diesen Handbüchern wird beispielsweise die Krone der Unfehlbarkeit einzig als eine feierliche Definition durch den Papst oder durch den Papst auf einem Konzil, aber auf jeden Fall durch den Papst, präsentiert. Das heutige liberalistisch-sedisvakantistische Dilemma war die Folge, und als solche auch eine Bestrafung für die Neigung, die Person überzubewerten und die Institution unterzubewerten, denn schließlich ist die Kirche keine rein menschliche Institution.

Denn erstens ist auf dem Berg des Ordentlichen Lehramtes die Schneekappe des Ausserordentlichen Magisteriums nur in sehr beschränkter Weise der Gipfel – denn er ist völlig unterstützt vom Felsgipfel unterhalb des Schnees ab. Zweitens wissen wir vom maßgebenden Text über die Unfehlbarkeit, von der Definition des wahrlich katholischen ersten Vatikanischen Konzils (1870), daß die päpstliche Unfehlbarkeit von der Kirche kommt, und nicht umgekehrt. Nur wenn der Papst alle für eine ex cathedra Lehre notwendigen vier Bedingungen anwendet, dann, sagt die Definition, besitzt er „jene Unfehlbarkeit, mit welcher der göttliche Erlöser seine Kirche in der endgültigen Entscheidung über eine Glaubens- oder Sittenlehre ausstatten wollte”. Natürlich ist das so, denn von wem könnte die Unfehlbarkeit sonst stammen, außer von Gott? Die besten unter den Menschen, und einige Päpste waren wirklich gute Menschen, mögen sogut wie keine Fehler begangen haben, aber solange sie mit der Erbsünde behaftet sind, können sie nicht unfehlbar wie nur Gott allein sein. Wenn diese Menschen unfehlbar sind, dann kommt diese Unfehlbarkeit von außerhalb ihrer Menschheit ihnen zu, durch ihre Menschheit, aber von Gott her, welcher durch seine Kirche sie zu schenken gewählt hat. Diese Unfehlbarkeit darf dann nur ein momentanes Geschenk für die Dauer einer Definition sein.

Das bedeutet, daß außerhalb der ex cathedra Momente nichts einen Papst davon abhält, Unsinn zu reden, wie die neue Religion des Zweiten Vatikanischen Konzils. Daher benötigen weder Liberalisten noch Sedisvakantisten diesen Unsinn ernstzunehmen, und sollten ihn auch nicht beachten, weil, wie schon Erzbischof Lefebvre sagte, wir 2000 Jahre an unfehlbarer Kirchenlehre durch das Ordentliche Magisterium besitzen, durch welches wir beurteilen können, daß Unsinn vorliegt.

Kyrie eleison.

Kirchliche Unfehlbarkeit – III

Kirchliche Unfehlbarkeit – III on Mai 17, 2014

Die verrückten Worte und Taten des Papst Franziskus treiben derzeit viele gläubige Katholiken in die Hände des Sedisvakantismus, welcher jedoch gefährlich ist. Die Vorstellung, daß die konziliaren Päpste keine Päpste waren und sind, mag als bloße Meinung beginnen; doch allzu oft müssen wir bestätigen, wie diese Meinung erst zu einem Dogma und dann zu einem mentalen Fangeisen wird. Meines Erachtens macht der Verstand vieler Sedisvakantisten die Schotten dicht, weil die beispiellose Kirchenkrise durch das Zweite Vatikanische Konzil ihrem katholischen Verstand und Herzen solche Qualen verursacht hat, daß sie im Sedisvakantismus eine einfache Lösung gefunden zu haben glauben. Danach sind sie nicht mehr willens, die Qualen erneut auf sich zu nehmen, indem sie die grundlegenden Fragen erneut stellen. Sodann unternehmen sie einen regelrechten Kreuzzug, um für ihre einfache Lösung auch andere Katholiken zu gewinnen. Doch bei diesem Unternehmen zeigen viele – nicht alle – Sedisvakantisten am Ende einen Hochmut und eine Bitterkeit, welche keine Zeichen bzw. Früchte eines wahren Katholiken mehr sind.

Nun haben diese „Eleison-Kommentare“ zwar immer davon abgesehen, mit letztendlicher Sicherheit zu verkünden, daß die konziliaren Päpste auch gewiß Päpste seien. Doch gleichzeitig wiesen die „Kommentare“ darauf hin, daß die üblichen Argumente der Sedisvakantisten weder schlüssig noch für Katholiken verbindlich sind, so wie manche Sedisvakantisten uns glauben machen wollen. Kommen wir daher auf eines ihrer Hauptargumente zurück, jenes von der päpstlichen Unfehlbarkeit, welches sie so erklären: die Päpste sind unfehlbar; die Liberalisten jedoch sind fehlbar, und konziliare Päpste sind Liberalisten; daher sind sie keine Päpste.

Dagegen können wir einwenden, daß ein Papst nur dann mit Sicherheit unfehlbar ist, wenn er alle vier Bedingungen des Außerordentlichen Magisteriums der Kirche dadurch in Anspruch nimmt, daß er auf die folgenden vier Weisen lehrt: 1) als Papst, 2) bezüglich des Glaubens oder der Moral, 3) auf endgültige Weise und 4) für alle Katholiken bindend. Darauf antworten die Sedisvakantisten wie die Liberalisten gleichermaßen: weil nach der Lehre der Kirche das Ordentliche Magisterium unfehlbar ist, so müsse – und nun kommt der Schwachpunkt in der Argumentation – der Papst, selbst wenn er außerhalb seines Außerordentlichen Magisteriums feierlich lehrt, ebenfalls unfehlbar sein. Nun stelle aber das Lehren der konziliaren Päpste sich feierlich dar; daher müßten wir also entweder Liberalisten oder Sedisvakantisten werden, je nachdem, welche der beiden Seiten dieses Argument anführt.

Doch das Kennzeichen des Lehrens, welches zum ordentlichen universellen Magisterium der Kirche gehört, ist nicht die Feierlichkeit, mit welcher ein Papst außerhalb des Außerordentlichen Magisterium gelehrt hat, sondern ob sein Lehren dem entspricht bzw. nicht entspricht, was Unser Herr, seine Apostel und praktisch alle ihre Nachfolger, d.h. die Bischöfe der Weltkirche, zu allen Zeiten und an allen Orten gelehrt haben. Kurz gesagt zählt, ob die Lehre eines Papstes der Tradition entspricht. Nun stellt allerdings die konziliare Lehre (z.B. über die Kultfreiheit und den Ökumenismus) einen Bruch mit der Tradition dar, weswegen die heutigen Katholiken nicht verpflichtet sind, Liberalisten oder Sedisvakantisten zu werden.

Beide Seiten, die Liberalisten wie die Sedisvakantisten, klammern sich an ihre Übertreibung von der päpstlichen Unfehlbarkeit; und zwar aus durchaus interessanten Gründen, welche allerdings wieder eine andere Geschichte sind. Jedenfalls geben beide Seiten nicht einfach auf und bringen daher einen weiteren Einwand, welcher eine Antwort verdient. Beide Seiten behaupten, daß die Argumentation, wonach die Tradition das Kennzeichen des Ordentlichen Magisteriums sei, in einen Teufelskreis führe. Denn wenn die Lehrautorität der Kirche, das Magisterium, existiert um festzustellen, was die kirchliche Doktrin ist (was sie ja tut), wie könne dann gleichzeitig die traditionelle Lehre feststellen, was das Magisterium ist? Entweder müsse der Lehrer autorisieren, was gelehrt wird, oder das Gelehrte autorisiere den Lehrer, aber sie könnten nicht beide zur selben Zeit sich gegenseitig autorisieren. Somit sei die Argumentation falsch, wonach die gelehrte Tradition das lehrende Ordentliche Magisterium autorisiere, und deswegen sei der Papst nicht nur in seinem Außerordentlichen Magisterium unfehlbar. Also würden wir entweder Liberalisten oder Sedisvakantisten werden müssen.

Nächste Woche erklären wir, warum hier kein Teufelskreis vorliegt. Außerdem ist die Frage interessant, warum beide Seiten, also Liberalisten und Sedisvakantisten, denselben Irrtum bezüglich der Unfehlbarkeit begehen.

Kyrie eleison.