Eleison Comments

Ungewolltes Zölibat

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Das „Fest der Heiligen Familie“ vom letzten Sontag dürfte ein geeigneter Anlaß sein, um auf die Frage eines Lesers zu den „Eleison Kommentaren“ vor drei Wochen einzugehen: Damals schrieben wir, daß normalerweise ein unverheirateter Mann eine „Null,“ und eine unverheiratete Frau noch weniger als eine „Null“ sei. Der Leser fragte, wie es denn mit einem Mann oder einer Frau aussieht, welche vielleicht gerne geheiratet hätten, aber aus gewissen Gründen entweder nicht heiraten konnten oder nicht geheiratet haben. Nicht jeder, der unverheiratet bleibt, hat eine Berufung, fügte der Leser an.

Meine Antwort begann damit, daß in der heutigen Welt die unnatürliche Einsamkeit allzu normal geworden ist. Die moderne Lebensweise – besonders das Leben in der Großstadt – verhindert nicht nur Ehen, die geschlossen werden sollten, sondern es zerstört auch sehr viele geschlossene Ehen. Das ist eine der vielen Strafen des Liberalismus, welcher durch seine Verherrlichung des Individualismus auch die Unfähigkeit erzeugt, im Stand der Ehe zu leben. Der Liberalismus verherrlicht ebenfalls die „Freiheit“ von allen Banden, das Eheband aber ist ein sehr starkes Band. „Das führt zur zusammenbrechenden Geburtenrate der westlichen Nationen und zum Selbstmord des ehemals katholischen Europas. Es ist alles außerordentlich traurig und ernst.“

Ich fuhr fort: „Alle Männer als „Nullen“ zu bezeichnen ist natürlich eine sehr blumige Art zu sagen: Erstens sind wir vor Gott alle verschwindend kleine Geschöpfe. Zweitens sind die Männer bei weitem nicht so großartig, wie sie denken. (Zwei russische Sprichworte sagen, daß ein Mann ohne ein Weib wie ein Garten ohne Einfriedung ist, bzw. wie ein im Freien weilender Mann im russischen Januar ohne Pelzmütze!) Weiterhin, die Frauen als „weniger als Nullen“ zu bezeichnen, ist ebenfalls eine provokative Redeweise, die besagt: Erstens, obwohl die Feinde Gottes heute überall auf schreckliche Weise die eigentlich weiblichen Eigenschaften herabsetzen, welche den Mann ergänzen, haben die Frauen doch nicht die gleichen Eignungen wie die Männer. Zweitens hängen die Frauen auf eine tiefergehende Weise von den Männern ab als umgekehrt die Männer von den Frauen – vergleichen wir Evas Bestrafung in Genesis III, 16: „Du sollst unter der Gewalt des Mannes stehen, und er soll Herr über Dich sein.“ Dennoch soll meine Rede von den „Nullen“ und den „Weniger als Nullen“ in erster Linie nicht provozieren, sondern auf die von den beiden entsprechenden Teilen zusammengefügten Ziffer „Acht“ hinweisen, um die natürliche Kraft des Ehebandes graphisch hervorzuheben.“

Ach, wie viele Priester treffen heutzutage auf junge Frauen, die gerne heiraten würden, aber kaum einen jungen und zum Ehemann geeigneten Partner finden können. Allzuoft scheinen die jungen Männer faktisch Waschlappen zu sein, die vom Liberalismus ausgewaschen sind – dieser löst ihre Vernunft auf, die ihnen doch Gott zum Führen gegeben hatte! Nicht mit der gleichen Leichtigkeit zerstört der Liberalismus die Instinkte und Gefühle, welche Gott den Frauen von Natur aus mitgegeben hat – doch wenn der Liberalismus auch dieses Zerstörungswerk zustandebringt, dann können die Ergebnisse sogar noch schrecklicher sein.

Schlußendlich verwies ich auf die achte Kreuzwegstation, wo unser Herr Jesus Christus die weinenden Frauen von Jerusalem tröstete (Lk. XXIII, 28–31): Solch eine Bestrafung – warnte er – werde bald auf das Jerusalem der Gottesmörder herabkommen, so daß diese Frauen jene beneiden werden, welche nie einen Ehemann oder eine Familie hatten. In unserer Tagen ist diese Warnung kein Grund, die Heirat zu unterlassen; doch sie mag ein Trost für all jene sein, welche zwar gerne geheiratet hätten, aber von der Vorsehung keine Ehe zugedacht bekamen. Denn das Unheil, welches in nicht allzuferner Zukunft auf uns herabkommt, ist . . . ein außerordentlich triftiger Grund, mehr als je zuvor auf Gottes unfehlbare Vorsehung zu vertrauen . . .

Kyrie eleison.