New Mass

Madiran Vorgestellt

Madiran Vorgestellt on September 19, 2020

Als älteste Tochter der Kirche hat Frankreich stets Denker und Schriftsteller hervorgebracht, die bei deren Verteidigung an vorderster Front kämpften. Dies gilt auch für die Gegenwart. Als Reaktion auf die heillose Verwirrung, die sich unmittelbar nach dem Ende des Zweiten Vatikanischen Konzils anno 1965 unter den Katholiken breitmachte, meldete sich ein hervorragender Pionier dessen, was später als”traditionalistisches Denken”bekannt wurde, zu Wort, der Franzose Jean Madiran (1920–2013), der 1956 die rechtsgerichtete und nationalistische Monatszeitschrift”Itinéraires”gründete und bis 1996 herausgab. Nachdem er sich schon vor dem Konzil als glühender Verteidiger des Glaubens hervorgetan hatte, machte er seine Zeitschrift nach dem Konzil zu einem Vorposten desselben, mit dem Ergebnis, dass sie für viele Katholiken, die bemüht waren, weder ihren Kopf noch ihren Glauben zu verlieren, zur unverzichtbaren Lektüre wurde.

In den sechziger Jahren hat Madiran ohne jeden Zweifel massgeblich dazu beigetragen, dass in Frankreich eine gut informierte Leserschaft erhalten blieb, aus der dann in den siebziger Jahren die Unterstützer Erzbischof Lefebvres hervorgingen, welche seiner”traditionalistischen”Bewegung in Frankreich dabei halfen, der Zersetzung der Kirche durch den Konzilsklerus beherzten Widerstand entgegenzusetzen. Dass der Erzbischof Ende der sechziger Jahre den monumentalen Entscheid fällte, in der französischen Schweiz die Priesterbruderschaft St. Pius X. zu begründen, die in den folgenden vierzig Jahren einen entscheidenden Beitrag zur Rettung der katholischen Tradition leisten sollte, ging in erheblichem Mass auf seine energische Unterstützung durch Madiran und dessen Zeitschrift zurück. Der Verfasser dieser”Kommentare”hat den Erzbischof nur ein einziges Mal rennen sehen – als Madiran dem Seminar in Écône einen Besuch abstattete und der Erzbischof ihn vor seiner Rückkehr nach Paris unbedingt noch sehen wollte.

Leider ging ihre Zusammenarbeit zu Ende, als in 1978 Johannes Paul II. zum Papst gewählt wurde, denn Madiran glaubte, er werde die Kirche retten. Doch zum damaligen Zeitpunkt hatte Madiran den Erzbischof bereits nachhaltig beeinflusst, und die”Tradition”war mittlerweile bereits fest verankert. Wir müssen uns heute in Erinnerung rufen, wie undenkbar es in den fünfziger und sechziger Jahren für Katholiken war, ihren Klerus in Zweifel zu ziehen. Hier liegt das enorme Verdienst Madirans: Ein tiefer Glaube, der sich auch dadurch nicht erschüttern liess, dass fast die ganze katholische Hierarchie vom rechten Wege abkam, gemeinsam mit dem Mut, aufzustehen und sich öffentlich gegen jene Masse von Menschen zu wenden, die jener Hierarchie entweder aus”Gehorsam”in”Treue”folgte, oder ihr treulos zujubelte, während sie die Kirche durch die Freimaurerei unterwanderte. Dass sich Madiran dann selbst durch Johannes Paul II. irreführen liess, beweist lediglich, wie stark der Magnetismus Roms ist, den er selber während einer entscheidenden Zeitspanne im Dienste an der katholischen Wahrheit überwunden hatte.

Dass er seinen Überzeugungen im Kern treu geblieben ist, geht daraus hervor, dass von all den Büchern, die er im Verlauf eines langen und fruchtbaren Lebens geschrieben hat, dasjenige, das seine Botschaft seinen eigenen Worten zufolge am besten ausdrückt, jenes ist, dem wir uns in diesen”Eleison Kommentaren”zuwenden werden: L’hérésie du vingtième siècle («Die Häresie des 20. Jahrhunderts»). Dieses Werk erschien erstmals 1968, also zu dem Zeitpunkt, wo die Kontroverse über Vatikan II. hohe Wellen schlug. Es besteht aus einem Vorwort und sechs Teilen, was seinen Niederschlag vielleicht in sieben Ausgaben dieser”Kommentare”finden wird, denn das Buch ist ein Klassiker, auch wenn es unseres Wissens nie übersetzt worden ist.

Es ist ein Klassiker, weil es eines thomistischen Philosophen bedurfte, um den Modernismus dermassen schonungslos blosszustellen – wie kann man einen Nebel analysieren? –, und Madiran war ein thomistischer Philosoph. Freilich wäre längst nicht jeder solche hierzu berufen gewesen, denn die übergrosse Mehrheit der Vatikan II-Bischöfe waren in ihrem Seminar oder ihrer Kongregation in den Prinzipien der Philosophie des Heiligen Thomas von Aquin geschult worden, hatten jedoch nicht gelernt oder begriffen, wie diese Prinzipien auf die Realität anzuwenden sind. Der Grund liegt darin, dass man diese Philosophie verhältnismässig leicht lehren kann, wie ein zusammenhängendes Telefonbuch. Katholische Schüler sind fügsam und absorbieren sie bereitwillig, ohne notwendigerweise zu begreifen, dass sie die einzige, ja die einzig mögliche Sicht auf die eine und einzige Realität darstellt, die uns umgibt. Doch wer kann die Realität Schülern beibringen, die in zentral geheizten Räumen geboren und von früher Kindheit an vor dem Fernseher gesessen sind? Madiran gehörte einer früheren Generation an, was ihm seine Aufgabe erleichterte, aber um den Modernismus so klar zu durchschauen, bedurfte er einer besonderen Gnade des Realismus, wie Pius X, de Corte, Calderón und einige wenige andere Auserwählte.

Machen Sie sich auf eine anspruchsvolle Lektüre gefasst! Madiran ist es wert. In den nächsten Wochen präsentieren wir sein eigenesVorwort.

Kyrie eleison.

Drexels Papst

Drexels Papst on August 8, 2020

Ursprünglich hätte der letzte von vier „Eleison-Kommentaren,“ die sich mit Pater Drexels kleinem Buch Der Glaube ist grösser als der Gehorsam beschäftigen, dessen These unterstützen sollen, wonach Papst Paul VI. in guter Absicht handelte, als er in seiner Eigenschaft als Oberhaupt der katholischen Kirche ab 1963 den Vorsitz über das Zweite Vatikanische Konzil innehatte und die revolutionäre Veränderung der Kirche bewirkte. Natürlich sind die Absichten der Menschen das Geheimnis Gottes, der allein sie mit unfehlbarer Sicherheit kennen kann, aber Unser Herr mahnt uns, die Bäume nach ihren Früchten zu beurteilen, und hier stellt sich heraus, dass Paul VI. versagt hat. Seit dem Abschluss des Konzils sind mittlerweile 55 Jahre vergangen, und es hat sich gezeigt, dass seine Früchte für den Katholizismus im wahrsten Sinne des Wortes verderblich waren.

Aus diesem Grunde ist es bei aller Anerkennung der vielen trefflichen Dinge in den Botschaften, die Pater Drexel in den siebziger Jahren enthielt und in Der Glaube ist grösser als der Gehorsam zusammenfasste, äusserst schwierig, seinem Porträt Pauls VI. zuzustimmen. Hier einige einschlägige Zitate:

Paul VI. liebte die Kirche – 3 – XII – 71. Er empfindet Schmerz und Sorge um geweihte Seelen, die sich von der Kirche ab- und der Welt zuwenden. 4 – VIII-72 – Er wird von vielen im Stich gelassen, die ihn nachdrücklich und loyal hätten unterstützen können. Mit Tränen und Schweiss ringt er um die Rettung der Kirche; er verspürt Kummer um untreue Priester, er empfindet noch grössere Trauer um Bischöfe, die mehr an ihrer Bequemlichkeit interessiert sind als daran, sich um den Glauben oder um Seelen zu kümmern. 1-VIII-75 – Er wird von falschen Ratgebern unterdrückt. 7-IV-72. – Er wird einsamer, und jene, die ihm gegenüber loyal sind, werden verfolgt. 5–VII-74 – Er betet, opfert und leidet ständig, aber viele werden dem Glauben untreu. 7-XI-75 – Niemals hat es so viele Sakrilegien gegeben wie seit der Neuen Messe, aber Mein sichtbarer Stellvertreter trägt hieran keine Schuld. Sein Wille ist innere Teilnahme am heiligen Opfer, in Ehrfurcht und in Liebe. ( . . . ) Es sind Priester, die auf diese Weise sündigen und entgegen dem Wort und Werk des Nachfolger Petri handeln.

Man beachte insbesondere das letzte dieser Zitate, das vom November 1975 stammt. Die kategorische Behauptung, der Papst habe keine Verantwortung für die zahlreichen im Windschatten der Neuen Messe erfolgten Sakrilegien getragen, kann nicht stimmen, mögen seine Absichten auch noch so gut gewesen sein. „Der Weg zur Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert,“ weil die Menschen fehlbar sind; sie begehen Fehler, und was sie beabsichtigen, ist längst nicht immer, was sie dann erreichen. Freilich gilt: Sobald die gute Absicht eines Menschen ein schlechtes Ergebnis zeitigt, wird er, falls er tatsächlich ein gutes Ergebnis anstrebt, seinen Fehler korrigieren und ändern, was das schlechte Ergebnis hervorgebracht hat. Doch in den siebziger Jahren hat Papst Paul wenig oder gar nichts an seiner liberalen Revolution der sechziger Jahre geändert, sondern ganz im Gegenteil alles in seiner Macht Stehende getan, um Erzbischof Lefebvres Konterrevolution innerhalb der Kirche niederzuschlagen. Deswegen war die tiefste Absicht des Papstes keine „innere Teilnahme am heiligen Opfer,“ sondern die Anpassung der katholischen Kirche an den Kurs der modernen Welt – eine Unterwerfung, für welche der Erzbischof ein ärgerliches Hindernis darstellte.

Wie der Erzbischof sagte, war Papst Paul ein liberaler Katholik, in anderen Worten, ein Mann, der zutiefst zwischen zwei unvereinbaren Lieben hin- und hergerissen war: Seiner wahren Liebe zur Kirche, die seinem katholischen Glauben entsprang, und seiner falschen Liebe zur modernen Welt, die in seinem Liberalismus wurzelte. Im Inneren eines jeden Menschen müssen diese beiden Lieben einen Kampf auf Leben und Tod ausfechten. Im Inneren Pauls VI. wollte der Katholizismus nicht sterben, so dass er gegen das Ende seines Lebens über die schwindende Zahl von Priesterweihen weinte, aber sein Liberalismus sass tiefer. Er war intellektuell, ideologisch und unversöhnlich. Wehe jedem, der sich ihm in den Weg stellte oder stellt. Dann zeigt die liberale Taube plötzlich ihre Klauen – die Klauen eines Habichts. So war Paul VI. Im Vergleich zu seinem Liberalismus war sein Glaube sentimentaler Art. Dies erklärt sein Konzil und seine Messe.

Und wie sind Pater Drexels Äusserungen vor diesem Hintergrund zu sehen? Wenn sich der Himmel eines menschlichen Boten bedient, lässt er diesem seinen freien Willen und seine Persönlichkeit. Frauen und Kinder pflegen die gehorsamsten Boten zu sein; sie übermitteln die ihnen anvertraute Botschaft am getreusten, aber Männer . . . . Viele Männer haben ihre Weltanschauung als Folge harter Lebenskämpfe herausgebildet, und diese kann jede ihnen überbrachte himmlische oder irdische Botschaft bewusst oder auch unbewusst färben. Es ist sehr wohl möglich, dass Unser Herr zu Pater Drexel gesprochen hat, von den zwanziger Jahren bis zu seinem Tod im Jahre 1977. Ebenso möglich ist, dass Pater Drexel für das von Papst Paul heraufbeschworene quälende Problem jene Lösung wählte, wofür sich gar mancher fromme Katholik nach dem Konzil entschied: Der Papst meint es gut; das wirkliche Problem sind die Bischöfe. Doch leider gilt: Die Bischöfe waren zwar damals ebenso wie heute ein Problem, aber dasselbe galt auch für den Papst.

Kyrie eleison.

Neumesse-Wunder?

Neumesse-Wunder? on Dezember 9, 2017

Nachdem letztes Jahr in diesen”Kommentaren” berichtet worden war, anno 2008 sei anlässlich einer Neuen Messe (NM) in Sokulka, Polen, ein Hostienwunder geschehen, bestritt eine Reihe von Katholiken in der englischsprechenden Welt, dass so etwas möglich sei. Als dasselbe kürzlich aus Paris berichtet wurde (https://youtu.be/IgQnQhxmhH4), meldeten sich ihrerseits einige französische Traditionalisten zu Wort und stellten den von zwei polnischen Laboratorien vorgelegten wissenschaftlichen Beweis für das Wunder in Frage; unabhängig voneinander waren beide Laboratorien zum Schluss gelangt, die ihnen zugestellte Probe aus der betreffenden Hostie entstamme dem Herzmuskel eines Menschen, der sich in akuter Todesnot befunden habe.

Angesichts eines solchen Beweises sind zwei einander entgegengesetzte Argumentationen möglich. Entweder man vertritt angesichts der Tatsache, dass die NM modernistisches Gift ist, die Meinung, es sei grundsätzlich unmöglich, dass Gott ein solches „Wunder” im Rahmen einer NM vollbringe; oder man stellt sich angesichts der Ernsthaftigkeit dieses Beweises auf den Standpunkt, eine neue Messe, neue Priesterweihen und neue Bischofsweihen können unter Umständen gültig sein (weil die betreffenden Priester und Bischof in den Jahren 2005 bzw. 1980 geweiht worden sind). Eine Anzahl mutiger Traditionalisten bestreitet nachdrücklich, dass innerhalb der modernistischen Neukirche auch nur eine dieser drei Möglichkeiten gegeben sei.

Sicher ist, zumindest innerhalb der katholischen Kirche, dass solche Fragen auf der Grundlage der Doktrin und nicht auf emotioneller Basis entschieden werden müssen. Die Vernunft muss die Oberhand behalten – für Piloten kann es beispielsweise tödlich sein, den Gefühlen und nicht den Flugzeuginstrumenten zu folgen. Bezüglich der Gültigkeit eines Sakraments besagt die kirchliche Doktrin, dass hierfür vier Voraussetzungen erfüllt sein müssen: Ein gültiger Priester, Form, Materie und sakramentale Absicht. Bei einer NM-Messe kann eine oder können mehrere dieser Voraussetzungen nicht gegeben sein, doch schliesst sie keine davon automatisch aus. Sind sämtliche vier erfüllt, so ist die Neue Messe gültig. Aus diesem Grund hat Erzbischof Lefebvre als theologisch beschlagener Mann niemals behauptet, die NM sei automatisch ungültig. Somit war auch die in Sokulka zelebrierte NM nicht zwangläufig ungültig. Angesichts dieser Tatsachen scheint es vernünftiger, von dem Beweis auf das Wunder zu schliessen, als von der Unmöglichkeit eines solchen „Wunders” auf die Falschheit des wissenschaftlichen Beweises. Sonst benötigt man nämlich einen präzisen Grund, um das präzise Gutachten der Pathologen in Frage zu stellen.

Ein gewichtiger Einwand bleibt dennoch bestehen: Wie kann der allmächtige Gott im Rahmen der NM, die von ihren Begründern eindeutig eingeführt wurde, um den Glauben der Katholiken allmählich zu vergiften und somit die katholische Kirche zu zerstören, überhaupt Wunder tun? Die Antwort muss lauten, dass es Gott nicht in erster Linie darum geht, die Authentizität der NM zu bestätigen, sondern dass Er deren Gültigkeit aufrechterhält, um nicht eine grosse Zahl katholischer Schafe, die sie aufgrund ihrer relativen Unkenntnis des Gifts und ihrer Unschuld immer noch besuchen, nicht im Stich zu lassen. Was das Wunder betrifft, ginge es dann für Ihn vor allem darum, sowohl den Schafen als auch den Hirten warnend in Erinnerung zu rufen, dass Er unter dem Anschein von Brot und Wein Gegenwärtig ist. Besinnt man sich auf die katholische Doktrin, laut der die NM unter gewissen Umständen gültig sein kann; erinnert man sich daran, dass der Heilige Paulus sagt, wer leichtfertig am Abendmahl teilnehme, sei „schuldig am Leib und Blut unseres Herrn” (1. Korinther XI, 27–39), und hält man sich schliesslich vor Augen, wie verbreitet in der Neukirche der Mangel an Respekt für die Realpräsenz ist, so begreift man sofort, wie wichtig für die Rettung zahlreicher Seelen solche Zeichen wie das Wunder in Sokulka sein können. Der dortige Gemeindepriester bezeugt, wie sehr dieses in der gesamten Region um Sokulka zur Stärkung des katholischen Glaubens und dessen vermehrter Praktizierung beigetragen hat.

Der Skeptiker beharrt freilich auch weiterhin auf seinem Einwand: Wie kann Gott es doch zulassen, dass ein solch vergifteter Messeritus je gültig sein kann? Die Antwort heisst: Gott nimmt den Menschen ihren freien Willen nicht, sondern erlaubt uns in grossem Umfang, zu tun, was wir wollen. In diesem Fall wollten (und wollen) die Neomodernisten einen Messeritus, der stark genug vergiftet ist, um die wahre Kirche langfristig zugrunde zu richten, aber immer noch genügend katholisch ist, um unwissende und unschuldige Katholiken kurzfristig täuschen zu können, die ihren Pastoren immer noch trauen, wenn letztere ihnen beispielsweise erzählen, die NM sei der „gewöhnliche Ritus” der Kirche. Die NM hätte in der universalen Kirche nie und nimmer Anerkennung gefunden, wenn es von Anfang an klar gewesen wäre, dass er automatisch ungültig ist.

Kyrie eleison.

Unterscheiden, Diskriminieren

Unterscheiden, Diskriminieren on Dezember 17, 2016

Wenn man die allem Anschein nach triftigen Beweise für eucharistische Wunder, die sich bei Novus-Ordo-Messen (NOM) ereignen, akzeptiert – und solche Wunder mögen sogar recht häufig geschehen; eines der letzten trug sich dem Vernehmen nach am Weihnachtstage 2013 in Legnica zu, das wiederum in Polen liegt (http://​www.​garabandal.​org/​News/​Adoration_​of_​the_​Blessed_​Sacrament.​shtml) –, werden manche von uns tatsächlich ihre Position überdenken müssen. Einer unserer Leser formulierte es wie folgt: „Gott kann sich nicht selbst widersprechen, was heisst, dass seine Wunder der Lehre der Kirche nicht widersprechen können. Doch die NOM weicht von essentiellen Punkten der katholischen Messedoktrin ab. Darum sind die Wunder entweder falsch, oder die NOM ist von Gott; wenn letzteres zutrifft, mit welcher Rechtfertigung klammern sich die Traditionalisten dann noch an der Tradition fest? Denn wenn die NOM, die das Kernstück der Neukirche bildet, durch Wunder bestätigt wird, wird auch die Neukirche von Gott bestätigt, ebenso die Neupäpste, und ich muss ihnen gehorchen. Ich kann ja nicht nach freiem Ermessen wählen, was ich an der Neukirche annehme und was ich ablehne, nicht wahr? ” O doch, das können Sie, und Sie können es nicht nur, sondern müssen es sogar, um ihre absolute Pflicht zur Wahrung des Glaubens zu erfüllen.

Deshalb lautet ein anderer Begriff für das, was Sie „nach freiem Ermessen wählen” nennen, nämlich”unterscheiden”. Alle von uns müssen fortlaufend Unterscheidungen treffen. Dies entspricht dem gesunden Menschenverstand, und dies ist, was der Heilige Thomas von Aquin in seiner wunderbaren Summa Theologiae von Anfang bis Ende tut. Nehmen wir das Argument unseres Freundes etwas näher unter die Lupe.

Die zentrale Frage ist die NOM. Die NOM ist ein Messeritus, ein Buch von mehreren hundert, wenn nicht gar tausend Seiten, das sehr vieles enthält. Von katholischem Standunkt ist der Ritus als Ganzes fraglos schlecht, weil er das Konzept der Messe radikal ändert – diese ist nicht länger ein Sühneopfer, bei dem Gott im Mittelpunkt steht, sondern ein gemeinschaftlich eingenommenes Mahl, bei dem der Mensch im Zentrum steht. Da die meisten Katholiken ihre Religion durch ihre Teilnahme an der Messe praktizieren, heisst dies, dass, wenn sich deren Konzept ändert, sich damit gleichzeitig auch ihre Religion ändert. Aus diesem Grund ist die NOM die hauptsächliche Zerstörerin der wahren Kirche und die hauptsächliche Treibkraft der Neukirche. Darum ist die NOM in ihrer Gesamtheit nicht nur schlecht, sondern sogar sehr schlecht.

Dies bedeutet freilich nicht, dass alle ihre Teile als Teile schlecht sind. Als Teile sind manche davon immer noch katholisch, weil sie dies sein mussten, um, als die NOM anno 1969 eingeführt wurde, bei der grossen Masse der Priester den irrtümlichen Eindruck zu erwecken, sie unterscheide sich nicht grundsätzlich vom tridentinischen Messeritus, besonders hinsichtlich der Transsubstantiation. Sonst hätten die Priester die NOM abgelehnt, und sie hätte ihr Werk, die Zerstörung der Kirche, nicht vollbringen können. Somit ist die NOM hinsichtlich ihrer Teile teils gut und teils schlecht, in ihrer Gesamtheit hingegen zweideutig, verräterisch und ein schiefes Trugwerk.

Doch bezüglich der Menschen gilt: „Dem Reinen ist alles rein” (Titus I, 15). Somit kann die NOM unschuldigen Seelen, die sich der ihr innewohnenden Gefahren für den Glauben noch nicht bewusst sind, dank ihrer Transsubstantiation und ihrer guten Teile immer noch Gnade und geistige Nahrung spenden, besonders wenn ein Priester für sie die NOM zelebriert, der ihre Zweideutigkeiten so katholisch wie möglich macht. „Gott schreibt auf krummen Linien gerade” lautet ein Sprichwort; dies bedeutet auch, dass die schlechten Teile der NOM ihn nicht daran hindern, mit den katholischen Teilen Wunder zu tun, um den Unschuldigen geistige Nahrung zuteil werden zu lassen und die Schuldigen zu warnen.

Deswegen ist die NOM einerseits in ihrer Gesamtheit sehr schlecht, und die Kirche braucht die Traditionalisten unbedingt, damit sie auf diese Tatsache hinweisen, und Seelen, welche die Schlechtigkeit der NOM erkannt haben – was sie zu verschiedenen Zeiten und unterschiedlich schnell tun – die Möglichkeit zum Besuch einer wahren Messe bieten können, so dass solche Seelen den Glauben bewahren und die Krise überstehen können, ohne den Glauben zu verlieren. Andererseits ist die NOM in manchen Teilen immer noch gut genug, um unschuldigen Seelen geistige Nahrung zu bescheren und Gott zum Tun von Wundern zu befähigen, ebenfalls zur geistigen Speisung der Seelen, oder aber zu ihrer Warnung. Hierdurch bestätigt Gott weder die NOM in ihrer Gesamtheit, noch die Neukirche in ihrer Gesamtheit, noch die Neupäpste in ihrer Gesamtheit, sondern er ruft mich dazu auf, meinen Verstand sowie den mir von ihm geschenkten Glauben zu benutzen, um das Gute vom Schlechten zu unterscheiden. Er will keine hirnlosen Roboter in seinem glorreichen Himmel!

Kyrie eleison.

Gegen den N.O.M.

Gegen den N.O.M. on August 27, 2016

In der Theorie ist der folgende Grundsatz durchaus klar: Um unserem Herrn zu folgen, müssen wir gemäß den unsterblichen Worten des hl. Augustinus „den Irrenden lieben, aber den Irrtum erschlagen.“ Das heißt einerseits, daß wir niemals den Irrtum auf eine solche Weise erschlagen sollen, daß wir auch den Irrenden erschlügen (also jene, welche im Irrtum sind, insofern sie nicht gefährlich und unverbesserlich sind), und andererseits, daß wir niemals die Irrenden auf eine solche Weise lieben sollen, daß wir auch ihre Irrtümer lieben würden. In der Praxis kann es freilich allzu leicht geschehen, daß wir vom Erschlagen des Irrtums in das Erschlagen des Irrenden schlittern, oder vom Lieben des Irrenden in das Lieben ihres Irrtums. Mit anderen Worten gesagt: „Die Kirche ist bei Grundsätzen kompromißlos, weil sie glaubt, doch ist sie in der Praxis tolerant, weil sie liebt. Und die Feinde der Kirche sind bei Grundsätzen tolerant, weil sie nicht glauben, und in der Praxis sind sie kompromißlos, weil sie nicht lieben.“ Das ist gut gesagt.

Falls noch jemand denken sollte, daß der Autor dieser „Kommentare“ vom Mitgefühl für die fehlgeleiteten Schafe des Novus Ordo zur Liebe der Irrtümer in der neuen Messe Pauls VI. schlittert, so seien nun Auszüge aus dem Brief eines älteren Lesers zitiert, dessen eigene bittere Erfahrung ihn zu dem Schluß geführt hat, daß die Katholiken des Novus Ordo keinen allzu großen Vertrauensbonus verdienen. Offensichtlich ist jener Leser mit einigen der Schlimmsten aus der Neukirche zusammengetroffen. An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen . . .

Ich war ein typisches Grundschulkind in einer Pfarrei mit 2.500 Familien, und dies in einer Nachbarschaft, welche beinahe zu 60% katholisch war. Wir alle wurden noch in der alten Religion unterrichtet, und als in den 1970ern die konziliare Revolution damit begann, die Kirche zu zerstören, spürten wir instinktiv, daß etwas falsch lief. Nun aber hat jeder Katholik die Pflicht, der Tradition treu zu sein und herauszufinden, wo sie ist, beispielsweise in dem Lesestoff, welcher jedem zugänglich ist. 50 Jahre lang habe ich bei meinen katholischen Freunden und Familienangehörigen gebeten, gebettelt und gebetet, daß sie doch die Dinge, welche ich gelesen hatte, auch lesen möchten, aber sie wollen einfach nicht. Die große Mehrheit erfreut sich an der konziliaren Religion, mit ihren Scheidungen und leichten Annullierungen, mit ihren entgegenkommenden Predigern, mit Feminismus, Demokratie, Ehebruch, Homosexualität und „Liebe, Liebe, nichts als Liebe“ – all das hält diese Mehrheit am Novus Ordo fest und ist das glatte Gegenteil von echter Wahrheitsliebe.

Ich würde sagen, daß ich die Mentalität des Novus Ordo gut kenne, denn zwei Jahre lang kam ich in engen Kontakt mit Richtern, Priestern und Laien des Novus Ordo. Ich kann Ihnen versichern, daß sie nicht von der Wahrheitsliebe angetrieben werden. Bei diesen Kirchenautoritäten kann man zuverlässig davon ausgehen, daß sie fast alles, wenn nicht gar alles, tun, was die Novus Ordo-Katholiken von ihnen wollen, nämlich ihr sündiges Leben zu ignorieren. Es scheint, als ob die einzigen „Sünder,“ welche sie zu ermahnen, belehren oder einen Rat zu erteilen wagen, noch die Raucher, Umweltverschmutzer, gefühllose Traditionskatholiken oder Überbevölkerer sind. Denken sie daran, daß über 90% der verheirateten Katholiken künstliche Geburtenkontrolle benutzen und ihre Kinder lehren, dasselbe zu tun. Der Novus Ordo ist eine globale Organisation für Gewissensberuhigung und Neuerscheinungen im großen Stil geworden. Katholiken des Novus Ordo glauben wirklich, daß jeder in den Himmel käme. Sich „mit Furcht und Zittern um sein Seelenheil zu mühen“ (Philipper 2, 12) ist kein Gedanke, welchen sie in Erwägung ziehen.

Die Geburtenkontrolle stellte in der modernen Zeit einen Wendepunkt dar, weg vom Willen Gottes hin zum Willen des Menschen. Auf Geburtenkontrolle zu verzichten mag für diejenigen, welche in einer großen Stadt leben, fast unmöglich erscheinen, aber wer liegt im Irrtum, Gott, oder die moderne Großstadt? Gott gewährte seiner Kirche im Jahre 1968 eine großartige Möglichkeit, auf der richtigen Spur zu bleiben, indem er einen widerwilligen Paul VI. dazu inspirierte, der unveränderbaren Kirchenlehre treu zu bleiben – doch sofort wurden eine ganze Menge Kirchenmänner dem Papst gegenüber untreu. Das Ergebnis davon war das Entstehen der oben erwähnten „globalen Organisation für Gewissensberuhigung.“ Und wer mag abstreiten, daß ab 1969 die Ersatzfeier des wahren Meßopfers eine wichtige Rolle dabei spielte, daß ein großer Teil der Katholiken das Opferleben, um in den Himmel zu kommen, aufgab, um von nun an das leichte Leben zu genießen und dafür in die Hölle zu kommen? Was für eine Verantwortung der Priester!

Kyrie eleison.