praktische Vereinbarung

„Fromme“ Träume – II

„Fromme“ Träume – II on Mai 19, 2018

Zum Verhältnis zwischen der katholischen Tradition und dem Zweiten Vatikanischen Konzil lässt sich eines mit Sicherheit festhalten: Sie sind unvereinbar. Es ist ja verführerisch, sich vorzustellen, dass sie miteinander versöhnt werden können, weil der Wortlaut der 16 Dokumente des Konzils in der Tat eine Anzahl katholischer Wahrheiten enthält. Doch der Konzilsgeist treibt uns auf eine neue Religion zu, bei welcher der Mensch im Mittelpunkt steht, und da der Geist der Dokumente deren Wortlaut inspirierte, werden selbst die katholischen Wahrheiten, die sich in ihnen finden, in den Dienst der Konzils-„Erneuerung“ gestellt und zum Teil davon gemacht. Katholische Wahrheiten (und katholische Hierarchie) werden von den Modernisten nämlich als Träger für ihr liberales Gift genutzt, als trojanisches Pferd für ihre Häresien. Aus diesem Grund werden sogar katholische Wahrheiten in den Konzilsdokumenten vergiftet. Deshalb erkannte und sagte Erzbischof Lefebvre im Jahre 1990, dass Vatikan II zu 100% vom Subjektivismus vergiftet ist, während Bischof Fellay anno 2001 meinte, die Dokumente von Vatikan II seien zu 95% akzeptabel.

Nochmals: Der Gedanke, die katholische Tradition und Vatikan II könnten vereinbar sein, ist tatsächlich verlockend. In diesem Fall brauchen wir uns bei unseren Versuchen, der katholischen Autorität und der katholischen Wahrheit zu folgen, nicht mehr hin- und hergerissen zu fühlen, denn wie der Erzbischof sagte, sind die Katholiken seit jenem Konzil gezwungen, entweder den katholischen Päpsten zu gehorchen und sich von der katholischen Tradition zu entfernen oder an der Tradition festzuhalten und diesen Päpsten „ungehorsam“ zu werden. Hieraus entsteht die Versuchung, so zu tun, als seien Tradition und Konzil miteinander zu versöhnen. Doch die Tatsache, dass sie unvereinbar sind, ist die wichtigste Realität, die heute das Leben der Kirche bestimmt, und wird es auch künftig sein, bis die Kirchenautorität zu der zeitlosen katholischen Wahrheit zurückkehrt.

Inzwischen beharrt der gegenwärtige Generalobere der vom Erzbischof gegründeten Bruderschaft, Bischof Fellay, jedoch hartnäckig darauf, dass die katholische Tradition und die Konzilsrömer sehr wohl miteinander unter einen Hut gebracht werden können; seitdem er sich in den neunziger Jahren hinter GREC (eine liberal ausgerichtete Gruppe in Paris, die beabsichtigte, Rome und Écône zu versöhnen) gestellt hat, ist er nach Kräften bestrebt, sie zusammenzuführen. Sein Problem besteht darin, dass er nicht versteht, wie der Modernismus den katholischen Schein wahrt, um als trojanisches Pferd wirken und katholische Seelen täuschen zu können, obwohl das Pferd nur äusserlich gesehen katholisch ist. Bischof Fellay glaubt jedoch, dass das falsche Pferd alle Eigenschaften eines wahren Pferdes aufweist und deshalb dank der liebevollen Obhut der Bruderschaft einst wieder zu einem katholischen Pferd werden wird. Allzu viele Traditionalisten sind dieser falschen Politik auf den Leim gegangen und sind Bischof Fellay bei seinem Marsch ins Lager der Konzilsrömer gefolgt, doch die Römer selbst haben sich nicht irreführen lassen. Sie sind seiner Politik entgegengekommen, indem sie der Bruderschaft und der Tradition scheinbare Konzessionen machten (z.B. die Erlaubnis, die Beichte abzunehmen, Priester zu weihen und Eheschliessungen zu zelebrieren) und indem sie ihm immer wieder einredeten, er stehe kurz davor, eine kanonische Anerkennung der Bruderschaft zu erlangen, so dass beispielsweise „nur noch der letzte Stempel auf der Vertragsurkunde fehlt,“ wie es Bischof Fellay selbst formulierte. Doch im Gegensatz zu ihm sind sich die Römer klar bewusst, dass die katholische Tradition mit dem Konzil unvereinbar ist; deshalb haben sie jedesmal, wenn sie ihn so weit gebracht hatten, dass er drauf und dran war, das Abkommen zu unterzeichnen, darauf bestanden, dass die Bruderschaft sich dem Konzil unterwerfen muss.

Doch mit jeder”Konzession”, die Bischof Fellay für die Bruderschaft hingenommen hat, haben die Römer ihn tiefer in ihre Falle gelockt, und es ist für ihn zusehends schwieriger geworden, den Rückweg anzutreten. Mit jeder „Konzession“ wird das Abkommen mit Rom in der Praxis zu einer Realität, mit oder ohne „letzten Stempel.“ Indem sie ihm diesen verweigern, können die Römer mit Bischof Fellay durch dessen eigene Schuld spielen wie der Fischer mit dem Fisch – wie kann er nun die bereits gemachten „Konzessionen“ rückgängig machen und zugeben, dass seine 20 Jahre lang betriebene Politik ein Fehler war? Doch war seine Politik von Anfang an falsch. Da ihm der Glaube des Erzbischofs abgeht, hat er das Problem der Kirche und das „Problem“ der Bruderschaft missverstanden und darauf vertraut, dass menschengemachte Politik das eine wie das andere lösen kann. Aber selbstverständlich haben sich die Römer mit ihrer zweitausendjährigen Erfahrung als die geschickteren Politiker erwiesen. „Hochwürden, Schluss mit diesen Winkelzügen. Jahrelang haben wir Ihnen alle erdenklichen Zugeständnisse gemacht und Sie uns keine“ (eine grosse Lüge, da die Akzeptanz von Zugeständnissen seitens des Konzils selbst ein Zugeständnis ist). „Vor Juli akzeptieren Sie das Konzil, oder wir exkommunizieren Sie und Ihre seit 20 Jahren betriebene Politik liegt vor aller Welt in Ruinen. Die Wahl liegt bei Ihnen!“

Dies ist zweifellos eine plumpe Version davon, wie die listigen Römer den Generaloberen unter Druck setzen können, doch hätte er nie und nimmer um die Anerkennung seitens einer glaubenslosen Autorität buhlen dürfen. Im Fall der katholischen Kirche ist eine glaubenslose Autorität nämlich eine zahnlose Autorität.

Kyrie eleison.

„Fromme“ Träume – I

„Fromme“ Träume – I on Mai 12, 2018

Im Juni letzten Jahres verfasste ein Kollege in Frankreich einen guten Artikel zu der Frage, ob die Priesterbruderschaft St. Pius X. von den Kirchenbehörden in Rom einen kanonischen Status erlangen solle, der die Interessen der Bruderschaft schützen werde. Offensichtlich glaubt das Hauptquartier der Bruderschaft in Menzingen, Schweiz, dass die Möglichkeit, einen solchen Status zu erhalten, durchaus besteht, und wenn der gegenwärtige Generalobere im Juli für eine dritte Amtszeit wiedergewählt wird, wird die Bruderschaft dieses Ziel weiterverfolgen. Allerdings ist es durchaus nicht einleuchtend, dass ein solches Ziel überhaupt angestrebt werden soll. Eine volle acht Seiten lange Argumentation, die im Juni 2017 in der Nr. 127 von Ocampo erschienen ist, wird im folgenden auf einer Seite zusammengefasst.

In dem Artikel wird die Position vertreten, dass sich die Bruderschaft unter keinen Umständen allmächtigen Kirchenbehörden unterstellen darf, die von den Prinzipien der Französischen Revolution, wie sie in Vatikan II verkörpert werden, geprägt sind, weil die Oberen ihre Untergebenen formen und nicht umgekehrt. Erzbischof Lefebvre hat die Bruderschaft als Widerstandsbewegung gegen den Verrat am katholischen Glauben durch Vatikan II gegründet. Durch eine Unterwerfung unter die Konzilskirche würde sich die Bruderschaft zu den Verrätern am Glauben gesellen.

„Kirchenbehörden heisst Diozösanbischöfe und Papst. Was die Bischöfe betrifft, so könnten jene, die der Bruderschaft mit offener Feindseligkeit begegnen, vielleicht weniger gefährlich sein als diejenigen, die ihr möglicherweise freundlich gesinnt sind, jedoch die absoluten Forderungen der katholischen Tradition nicht verstanden haben, die nicht nur die Forderungen der Priesterbruderschaft St. Pius X. sind. Was den Papst betrifft: Wenn seine Worte und Taten beweisen, dass er gegen die katholische Tradition arbeitet, die aufrechtzuerhalten seine Pflicht wäre, haben die Katholiken das Recht und die Pflicht, sich sowohl gegen die Art, auf die er seine Autorität missbraucht, als auch gegen ihr eigenes angeborenes Bedürfnis, den katholischen Autoritäten zu folgen und zu gehorchen, zur Wehr zu setzen. Nun kann ein Konzilspapst zwar in der Theorie besonderen Schutz für die Tradition der Bruderschaft versprechen, aber in der Praxis muss er aufgrund seiner eigenen Überzeugungen danach streben, dass die Bruderschaft das Konzil anerkennt und die Tradition über Bord wirft. Angesichts der grossen Macht des Papstes, seinen Willen durchzusetzen, darf sich die Bruderschaft nicht bei ihm anbiedern.

Die Erfahrung zeigt, dass Traditionalisten, die unter die Ägide des konziliären Rom zurückkehren, anfangs vielleicht einfach über die Irrtümer des Konzils schweigen, diese jedoch in der Regel schliesslich akzeptieren. Ihre anfängliche Bereitschaft zum Schweigen ist letzten Endes tödlich für ihr Bekenntnis zum Glauben. Und indem sie einen Kompromiss nach dem anderen schliessen und ihrer Position damit immer untreuer werden, laufen sie am Ende Gefahr, ihren Glauben sogar zu verlieren. Der Glaube war es, der Erzbischof Lefebvre zum Ausspruch bewog, sofern die Konzilsrömer nicht zur Lehre der grossen antiliberalen päpstlichen Enzyklopädien zurückkehrten – was sie seither nicht getan haben und in absehbarer Zukunft auch nicht tun werden –, sei ein weiterer Dialog zwischen den Römern und den Traditionalisten sinnlos; er hätte noch hinzufügen können, dass ein solcher Dialog für den Glauben geradezu gefährlich ist.

In dem Artikel werde ferner acht Einwände gegen diese Position aufgezählt; diese werden in Kursivschrift zusammengefasst, wobei in jedem Fall eine kurze und bündige Antwort folgt:

1 Mit der Personalprälatur bietet Rom der Bruderschaft einen speziellen Schutz. Schutz vor den Diözesanbischöfen vielleicht, aber nicht vor der obersten Autorität des Papstes selbst in der Kirche.

2 Roms Drängen auf eine Übereinkunft hat nachgelassen. Nur weil Konzessionen in Richtung auf eine praktische Zusammenarbeit wirksamer sind, um die Unterwerfung der Katholiken zu erreichen. Die Kommunisten kennen diesen Mechanismus bestens.

3 Die Bruderschaft beharrt darauf, von Rom so akzeptiert zu werden,”wie wir sind”, d. h. traditionalistisch. Für die Römer bedeutet das: „So wie ihr sein werdet, wenn die praktische Zusammenarbeit euch gezeigt haben wird, wie nett wir sind.“

4 Somit wird die Bruderschaft auch weiterhin die Irrtümer des Konzils angreifen. Nichts wird sich ändern. Rom kann sich Zeit lassen, um auf immer grössere Veränderungen zu bestehen.

5 Aber Papst Franziskus liebt die Bruderschaft! So wie der böse Wolf Rotkäppchen liebte!

6 Die Bruderschaft ist zu tugendhaft, um sich von Rom hinters Licht führen zu lassen. Eine törichte Illusion! Der Erzbischof selbst liess sich anfangs durch das Protokoll vom 5. Mai 1988 irreführen.

7 Verschiedene traditionalistische Gemeinden haben sich Rom wieder unterstellt, ohne die wahre Messe aufgeben zu müssen. Aber mehrere davon haben kapituliert und schwerwiegende Irrtümer des Konzils verteidigt.

8 Papst Franziskus als Person ist im Irrtum befangen, aber sein Amt ist heilig. Die Heiligkeit seines Amtes kann mich nicht dazu verpflichten, seinen persönlichen Irrtümern, d. h. dem Missbrauch seiner Funktion, zu folgen. Der wahre Glaube steht über dem Papst.

Kyrie eleison.

Menzingens Fehler – III

Menzingens Fehler – III on Juli 22, 2017

Ein weiterer Priester, welcher der Priesterbruderschaft St. Pius X. angehört (Pater PR, so wie Pater von den „Public Relations“), ist in die Arena hinabgestiegen, um die Bemühungen seiner Vorgesetzten, die offizielle Anerkennung der Bruderschaft durch Rom zu erkämpfen, zu verteidigen. Dies tut PR in geschickter Form, doch leidet seine Argumentation an demselben Kardinalfehler wie das von ihm verteidigte Streben nach Anerkennung – einem Mangel an Realismus. Prinzip und Praxis sind zwei verschiedene Dinge, selbst wenn sich letztere von Prinzipien leiten lassen muss. Ein Meister der Prinzipien ist noch lange kein Meister der Praxis, und umgekehrt. Bemerkenswerterweise beginnt PRs Verteidigung des Strebens seiner Vorgesetzten nach Anerkennung mit der Aussage, ihm, PR, gehe es bei seiner Verteidigung einzig um Prinzipien: Erstens darum, ob man Anerkennung seitens eines Modernisten im Prinzip akzeptieren darf, und zweitens, wie weit man im Prinzip mit einem Modernisten zusammenarbeiten darf.

Zum Beweis dafür, dass man Anerkennung seitens eines modernistischen Papstes akzeptieren darf, führt der Pater das Argument ins Feld, Erzbischof Lefebvre habe sich bis zum Tode Pauls VI. im Jahre 1978 um dessen Anerkennung bemüht, und anno 1988 habe er eine Zusammenarbeit mit Johannes Paul II. lediglich in der Praxis, nicht jedoch im Prinzip abgelehnt. Ebenso habe das Generalskapitel der Bruderschaft im Jahre 2012 kein Glaubensbekenntnis von Benedikt XVI. verlangt. Ausserdem hätte eine solche Forderung auf einen schismatischen Geist hingewiesen.

Darauf muss man antworten, dass der Konflikt zwischen dem Erzbischof und Paul VI. ab 1974 wohlbekannt ist, und hinter der praktischen Ablehnung des Protokolls von 1988 seitens des Erzbischofs haben die Prinzipien seines Glaubens gestanden. Anno 2012 ist die Bruderschaft dann von der Haltung des Erzbischofs abgerückt, indem sie seinen Standpunkt zur Glaubensfrage im Prinzip aufgegeben hat. Und was den schismatischen Geist betreffe, wer ist in Wahrheit Schismatiker gewesen, der Erzbischof oder die Modernisten?

In Bezug auf Papst Franziskus stellt sich PR auf den Standpunkt, Franziskus sei der Papst; die Kirche sei das, wozu nicht er, sondern Unser Herr sie gemacht habe; eine Zusammenarbeit mit Franziskus erfolge lediglich deshalb, weil er der katholische Papst sei. Doch hier drängt sich folgender Einwand auf: Im realen Leben hat es die Bruderschaft nicht allein mit der Katholischen Kirche oder einem katholischen Papst zu tun, sondern unmittelbar mit den verhängnisvollen konziliären Irrlehren.

Im zweiten Teil seiner Darlegungen, wirft PR die Frage auf, wie weit man mit einem Modernisten kooperieren darf. Hierauf antwortet er, man dürfe dies tun, sofern es zum Wohl der Kirche geschehe, wobei er hartnäckig die Augen vor der heutigen Realität verschliesst. Hier seine Argumente und die sich aufdrängenden Einwände dagegen:

* Die Kirche ist irrtumslos –

Freilich, aber die konziliären Prälate begehen laufend Irrtümer.

* Die Bruderschaft dient der Kirche, nicht Kirchenmännern. –

Freilich, aber um der Kirche zu dienen, muss sie heute über Kirchenmänner gehen, die dem wahren Glauben abtrünnig geworden sind.

* Eine katholische Prälatur dürfte nicht als Geschenk von Rom abgelehnt werden. –

Freilich, aber erst dann, wenn sie nicht von falschen Kirchenmännern verwaltet wird.

* Der Papst braucht sich nur an die Prälatur-Bedingungen zu halten. –

Freilich, doch wer schützt ein Stück Papier vor solchen Verwaltern?

* Die Autorität des Papstes kommt von Gott. –

Freilich, aber nicht, um die Kirche zu zerstören (2. Korinther XIII, 10).

* Die Bruderschaft tat gut daran, die Jurisdiktion der Konzilskirche für Beichten und Eheschliessungen zu akzeptieren. –

Pater PR., sind Sie sich dessen ganz sicher? Und wenn das nur der Käse in einer Mausefalle war?

* Eine solche Frage der Praxiswie diese letzte lasse sich”in einem Artikel wie diesem über die Prinzipien nicht verbindlich beantworten”, entgegnet PR, doch allein schon die Möglichkeit, dass es sich nicht um eine Falle handeln könnte, beweist für ihn, dass man die Frage, ob man Roms kanonische Anerkennung akzeptieren dürfe oder nicht, „nicht ausschliesslich auf der Grundlage des wahren oder falschen Glaubens des Papstes beurteilen darf.” Deshalb folgert er, dass „die kanonische Anerkennung akzeptiert werden sollte, wenn sie für das Wohl der Kirche wirkt, und abgelehnt werden sollte, wenn dies nicht der Fall ist, unabhängig vom Glauben des Papstes.”

Doch stellen Sie sich folgende Frage, Pater: Da klar zu Tage liegt, worum es sich beim „Glauben” dieses Papstes handelt, würde eine kanonische Anerkennung die Bruderschaft dann nicht der Kontrolle von der Amtskirche angehörenden, d. h. modernistischen Vorgesetzten bringen? Ja oder nein? Glauben Sie, dass dieser Papst im realen Leben eine Prälatur garantieren würde, welche die Bruderschaft nicht der Kontrolle Roms unterstellen würde? In anderen Worten, der Kontrolle von Leuten, die nicht mehr an eine objektive Wahrheit glauben? Katholischen Prinzipien wohnt viele Schönheit inne, doch sie müssen im realen – oft allzu realen – Leben in die Praxis umgesetzt werden.

Kyrie eleison.

Weissagungen über die Kirche

Weissagungen über die Kirche on April 22, 2017

Wie nicht anders zu erwarten war, haben nicht wenige Leser auf das Porträt der in einem „langsamem Niedergang” befindlichen Priesterbruderschaft St. Pius X. reagiert, das wir in zwei unserer kürzlich erschienenen „Kommentare” gezeichnet haben. Diese Reaktionen zeigen, dass beileibe nicht alle Katholiken blind oder gedankenlos sind. Wir geben hier zwei Wortmeldungen von Lesern wieder, von denen sich der erste Gedanken über die nahe Zukunft der Bruderschaft und der zweite über die etwas fernere Zukunft der Kirche macht. Zunächst die Bemerkungen des ersten Lesers, der in deutscher Sprache folgendes schrieb:

„Die Verunsicherung, Verwirrung und weitere Aufweichung der FSSPX-Priester und –Gläubigen wird [ . . . ] leider weiter und für viele noch leidvoller als bisher zunehmen, weil die aktuelle FSSPX-Führung ihr politisches, mit den Halb-Konservativen abgesprochenes Programm beharrlich und gradlinig fortsetzen wird. Von’dringend notwendigen’ Bischofsweihen werden sie nicht sprechen. Und für Juli 2018 (ordentliches Generalkapitel) wird die aktuelle FSSPX-Führung alles darauf setzen, die alsdann unvermeidlichen Personalentscheidungen so zu steuern, um die Rom-orientierte Kontinuität sicherzustellen.“

Je nachdem, wie viele Gebete für die Rettung der von Erzbischof Lefebvre erbauten Festung des wahren Glaubens gesprochen werden, mag der Allmächtige Gott mit einem Wunder eingreifen, um sie zu erretten, aber von menschlichem Standpunkt aus gesehen spricht alles dafür, dass der Fäulnisprozess zu weit fortgeschritten ist, als dass noch Hoffnung auf Rettung bestünde. Unter diesen Umständen bedarf das weltweite Apostolat dringend einiger neuer und jüngerer Bischöfe, doch wie können diese gewählt werden, um dem wahren, antikonziliären Glauben zu dienen, ohne die Konzilsrömer vor den Kopf zu stossen, die allein in der Lage sind, der Bruderschaft die von ihrem Hauptquartier in Menzingen so sehnlich angestrebte Anerkennung zu gewähren? Erzbischof Lefebvre sagte anno 1988, ein solches Streben nach Anerkennung käme für die Bruderschaft einer „Operation Selbstmord” gleich, aber wann haben militante Liberale denn je zum Rückzug geblasen? Der Feldzug für ihre Schöne Neue Weltordnung ist ihre wahre Religion, mögen sie sich auch arglistig als Katholiken ausgeben.

Der zweite Leser geht davon aus, dass der Selbstmord der Bruderschaft bereits beschlossene Sache ist, und wirft einen Blick in die Zukunft des Glaubens ohne Priesterbruderschaft St. Pius X., wobei er von einer eher göttlichen Warte aus spricht:

„Das Schweigen aus Econe bezüglich der’Regularisierung’ ist gegenwärtig ohrenbetäubend. Es macht ganz den Anschein, als sei der Kuhhandel in Wahrheit ein’fait accompli’. In diesem Fall dürfen wir unsere Aufmerksamkeit jetzt dem langen Weg der Genesung und Fürsorge zuwenden, welche die katholisch-traditionalistischen Flüchtlinge sicherlich benötigen werden. Eine Wiederherstellung von Ordnung aus dem Chaos heraus und ein rettendes Floss, an das man sich klammern kann, während das sinkende Schiff Roms den schwachen Glauben mit sich in die Tiefe des Meeres reisst. Schrumpft der Glaube, oder reinigt er sich bloss von denen, die ihm untreu geworden sind? Gott helfe uns!

Wenn wir heute an die Zukunft der Kirche denken, sollten wir uns stets folgendes vor Augen halten: Die Lage ist so dramatisch, dass „niemand auch nur einen Pfifferling auf ihre Rettung wetten wird”. In anderen Worten: Da die Piusbruderschaft, die 40 Jahre lang ein Leuchtturm des wahren Glaubens war, in der Tat immer tiefer sinkt, was hindert das konziliäre Rom noch daran, jene, die schwach im Glauben sind, mit sich in die Abgründe der See zu reissen? Doch Gott ist Gott, und Er kann jederzeit und auf vielfältige Weise eingreifen, um der Fahrt Seiner Kirche in den Abgrund Einhalt zu gebieten. Nichtsdestoweniger scheint der menschliche Pessimismus dieses Lesers zum gegenwärtigen Zeitpunkt wohlbegründet.

Weniger leicht zu begreifen ist – sofern die Päpste in den Irrtümern des Konzils verharren – der Optimismus, den derselbe Leser hinsichtlich einer Wiederherstellung der Ordnung und des Erscheinens eines lebensrettenden Flosses an den Tag legt. Denn wenn wir aus der Geschichte des „Widerstands“ seit 2012 irgendeine Lehre ziehen können, dann die, dass es unerhört schwierig ist, ohne Billigung seitens dessen, was wenigstens äusserlich die offizielle Katholische Kirche zu sein scheint, ein katholisches Werk zu verrichten. Die katholische Wahrheit ist an und für sich von imposanter Stärke, aber ohne Unterstützung und Rückendeckung seitens der katholischen Autorität, welche die Autorität Unseres Herrn ist, bleibt die Wahrheit äusserst verletzlich. Beispielsweise kann ein Priester im Rahmen einer Autorität ohne weiteres einer These beipflichten, die er privat ablehnt, doch ausserhalb eines solchen Rahmens kann er selbst die Weisheit der weisesten aller Thesen mit grosser Leichtigkeit anfechten.

Nur Geduld! Das Problem ist für uns Menschen unlösbar. Lasst uns beten und abwarten, bis der Allmächtige Gott uns alle mit Seiner Lösung in sprachloses Erstaunen versetzt!

Kyrie eleison.

“Heiligmaessige Priester”?

“Heiligmaessige Priester”? on März 4, 2017

Durch eine grosse Gnade Gottes hat einer der Leser dieser „Kommentare”, der durch seine Familie und seine Arbeit in steter Verbindung mit der heutigen Welt steht, dennoch ein untrügliches Gespür für das behalten, was um ihn herum geschieht – das grosse, sich Tag für Tag abspielende Drama um die Errettung oder Verdammnis der Seelen, denen er begegnet. Dieses Gespür macht ihn nicht froh. Er wünscht sich vielleicht, er könnte nicht sehen was er sieht, doch dank einer weiteren Gnade Gottes will er nicht wieder in Schlaf versinken. Er weiss, wofür die Priesterbruderschaft St. Pius X. früher stand, und sie brachte ihm grossen Gewinn. Nun beobachtet er vom Standpunkt eines einfachen Laien, der keinen Anspruch darauf erhebt, in hohen theoretischen Sphären zu argumentieren, dass die Bruderschaft nicht mehr ist, was sie einst war, sondern dabei ist, sich zu der Schläferbrigade zu gesellen, und er fragt sich, was er nun tun soll. Seine Worte finden sich nicht im Internet, werden aber gar manchem traurigen Katholiken zu Herzen gehen. Wir geben sie hier, in Kursivschrift, wieder:

Ich habe es schon früher erwähnt, aber ich sehe es auch weiterhin ständig während meiner Arbeit. Die Seelen hungern , und sie welken unter der Last der Sünde und unter dem Druck der uns alle verschlingenden Unkultur dahin. Fast alle ehemaligen Katholiken, mit denen ich gesprochen habe, waren entweder angewidert von den unmoralischen Handlungen, die in der Kirche immer wieder begangen werden (ich meine allerdings, dass viele dies nur zur Rationalisierung ihrer eigenen Sünden benutzen), oder sie sahen in den Priestern nichts weiter als egoistische Männer, die ihre Selbstsucht nicht abgetötet und sich nicht Christus anvertraut haben. Ihre Sicht der Kirche ist durch so viel Treulosigkeit und so viel Sünde vernebelt.

Es besteht kein Zweifel daran, dass unsittliche Handlungen in der Kirche manchen Katholiken als Vorwand für die Abkehr von ihrem Glauben dienen, doch wie enorm ist die Verantwortung von Priestern, die, auch ohne schwerwiegende öffentliche Skandale hervorzurufen, nichtsdestoweniger durch ihr Beispiel aufhören, andere zu inspirieren und zu erheben! Priester der Bruderschaft, ihr pflegtet zu inspirieren und zu erheben – wo seid ihr jetzt?

Ganz ehrlich würde ich sagen, dass „The Angelus Press ” (die Zeitschrift der Piusbruderschaft in den USA) längst nicht mehr die Vorhut der Glaubenstreuen ist. Wir müssen in unserer Selbstgefälligkeit erschüttert werden (ich weiss, dass dies für mich in meiner gefallenen menschlichen Natur sicherlich zutrifft!). Wir müssen in unserer intellektuellen Faulheit erschüttert werden. Es ist ja schön und gut, in wohlklingenden Worten über Fragen der Spiritualität und Doktrin zu schreiben, und ich glaube nicht, dass jemand diese Zeitschrift der Häresie bezichtigen kann, aber . . . und dies ist der springende Punkt, wenn keine dieser Ideen in das Gewebe des Alltagsleben eingeflochten wird oder die Probleme der Modernität anspricht, wird die Kirche einfach zu einem „Trostpflaster,“ das uns die Realitäten des Lebens versüsst.

Hier liegt der Hase im Pfeffer. Wirkliche Priester setzen sich mit den”Realitäten des Lebens” auseinander. „Herr, schenke uns heilige Priester”, betet die Piusbruderschaft. Ist „heilige Priester” jedoch nicht leider allzu oft ein Synonym für”Linderung spendende Priester”? Und sollten Priester den Seelen wirklich Linderung spenden, um ihnen das Leben bequemer zu machen, oder sollten sie nicht vielmehr dafür sorgen, dass sie sich in diesem „Tal der Tränen” fremd fühlen, so dass ihre ganze Sehnsucht auf das ewige Leben ausgerichtet ist?

Es wird mir immer gleichgültiger, was die Priesterbruderschaft St. Pius X. tut, weil wir Laien keinen Einfluss auf ihr Tun haben. Wenn sie also ihren Marsch in die Vergessenheit, die Obskurität und die Bedeutungslosigkeit fortsetzen will, was meiner Ansicht nach auch geschehen wird, dann soll sie auf diesem Wege weiterschreiten. Der einzigartige Ruhm der Bruderschaft beruhte darauf, dass sie die einzige organisierte Widerstandsbewegung gegen die Konzilsbetrüger war, und zwar nicht aus grundsätzlicher Ablehnung der Autorität, sondern aus ihrer Ablehnung all dessen, was den Glauben zerstörte. Leider Gottes benutzt die Bruderschaft eben dieses – an sich gute – Prinzip der Autorität heute, um jede Opposition gegen den Irrtum zu vereinnahmen, obgleich Autorität im Dienste der Wahrheit stehen sollte. Darum habe ich ehrlich gesagt keine Ahnung, was ich weiter tun soll. Wir besuchen immer noch die Gottesdienste der Piusbruderschaft, aber die Inbrunst, die ich für sie empfand, ist fast erloschen. Doch nur Geduld. In diesen bedrückenden Zeiten ist Christus derjenige, der den Seinen den Sieg geben wird.

Ist die Neubruderschaft nicht auf bestem Wege, für die Erringung des ewigen Lebens ebenso belanglos zu werden wie die Neukirche?

Kyrie eleison.

Ein Märchen?

Ein Märchen? on Februar 4, 2017

Es war einmal ein junges Mädchen (die Priesterbruderschaft St. Pius X.), das von seinem Vater (Erzbischof Lefebvre) geradezu vorbildlich erzogen worden war. Er hatte seine Tochter eindringlich vor Don Juan (neomodernistischen Päpsten) gewarnt. Etliche Jahre lang war das Mädchen ernsthaft und verständig und zeigte Don Juan, der ihm den Hof machte, hartnäckig die kalte Schulter. Doch leider Gottes starb sein geliebter Vater eines Tages, und das Mädchen erbte sein Vermögen. Eine Zeitlang beherzigte es die Mahnungen seines verstorbenen Erzeugers. Von anderen verständigen Mädchen (den Antiliberalen von der Piusbruderschaft) umgeben, verwaltete es sein Vermögen auch weiterhin, indem es sich auf dem Landgut seines Vaters um Waisenkinder (traditionalistische Katholiken) kümmerte.

Doch die Zeit verging. Aus dem Mädchen war längs eine Frau geworden, und diese war bereits nicht mehr ganz jung und empfand wachsende Torschlusspanik. Sie befürchtete, beim Kratzen der Wolle und beim Stricken schon bald allein zu sein. Die arme Frau! Sie empfand solche Sehnsucht danach, geliebt zu werden und ihre eigenen, ehelichen Kinder zu haben (Traditionalisten, die von Rom anerkannt würden). Sie wollte mehr erreichen als nur karitative Tätigkeiten für Waisen zu verrichten. Ihr Leben langweilte sie. Sie wurde von ihren Nachbarn (Konservative und Traditionalisten, die zu Rom übergegangen sind) verlacht und beleidigt, die sie endlich unter der Haube sehen wollten.

In der Zwischenzeit hatte Don Juan seine bodenlose Niedertracht ständig neu unter Beweis gestellt; er hatte gar manches anständige Mädchen (Gemeinden, die zu Rom übergelaufen sind) in den Ruin getrieben und seiner Ehre beraubt, doch war er der Erbe der grössten Familie im Königreich und schmückte sich mit dem Titel des Vizekönigs (Stellvertreter Christi). Nachdem er den Charakter und die Tugend der Frau lange Zeit gründlich erforscht hatte, ersann er eine besonders perfide List, um sie zu verführen – er würde an ihre erhabensten Gefühle appellieren. So gab er jetzt zu, dass er durchaus nicht vollkommen war und sogar Fehler begangen hatte. Er fragte die Frau sogar, ob sie sich vielleicht treffen könnten, um in Ruhe über alle strittigen Fragen zu diskutieren. Sie nutzte diese Gelegenheit, um ihm ins Gesicht zu sagen, was sie von ihm und seinen Freunden hielt (Diskussionen der Jahre 2009–2011). Und während dieser gesamten Zeit (2006–2012) wiederholte sie, mitunter sogar in aller Öffentlichkeit, dass eine Heirat überhaupt nicht in Frage komme, falls er sein wüstes Treiben nicht aufrichtig bereue.

Und dann hatte Don Juan eine Glanzidee! Er sagte der Frau, sie sei ganz anders als alle anderen Mädchen, die er gekannt habe; ihr hartnäckiger Widerstand habe ihm die Augen geöffnet. Sie allein könne seine Wunden (die postkonziliären Katastrophen) heilen und ihn wieder auf den Pfad der Tugend zurückführen – für immer! Die Frau beschloss, ihre Freundinnen um Rat zu bitten, und lud sie alle auf das Landgut ihres Vaters ein (Écône, 2012). Zu ihrem Unglück hatte sie in der Zwischenzeit den aufgeweckten Mädchen, die ihr Vater ihr als Gefährtinnen ausgesucht hatte (einen Bischof und Priester des Widerstands) den Laufpass gegeben. Die von ihr selbst gewählten Freundinnen waren törichte Mädchen, die sich beim Gedanken, ihre Freundin werde sich vom Vizekönig in den Ehehafen führen lassen, vor Freude förmlich überschlugen. So taten sie ihr Bestes, um sie davon zu überzeugen, dass sie ihren künftigen Mann so gründlich bekehren konnte wie einst die Heilige Chlothide den Frankenkönig Chlodwig (Generalkapitel von 2012 und danach). Sie sagten ihr auch, Don Juans Wunsch nach ihrer Hilfe zeige, dass er bereits auf dem Weg zur Läuterung sei!

Unterdessen setzte Don Juan sein Verführungswerk fort, in dem er weiter Kontakte mit der Frau und ihren engsten Freundinnen pflegte und mit ihnen diskutierte. So kam es, dass sie den Tadel und die wiederholten Warnungen der klugen Mädchen, die nun in den Wäldern um das stattliche Landgut ihres Vaters hausten, in den Wind schlug; sie hatte sich endgültig entschieden! Sie glaubte, was Don Juan ihr weismachte! Sie schenkte den Argumenten der törichten Mädchen Gehör! Jawohl, sie, und nur sie allein, würde Don Juan vor sich selbst retten können! Wie hätte ihr lieber alter Vater ihr da seine Zustimmung verweigern können!

Die arme Frau! Sie vermochte die Wirklichkeit nicht mehr zu erkennen! Sie konnte nicht mehr sehen, dass der Vizekönig seinem Wesen nach zutiefst verdorben war und dass er deshalb sie selbst, alle ihre künftigen Kinder und sämtliche Waisen auf dem Landgut ihres Vaters unweigerlich mit sich ins Verderben reissen würde. Und die klugen Mädchen, die in den Wäldern rund um das Landgut, aus dem sie vertrieben worden waren, vor Kälte zitterten, weinten um den guten alten Vater, und ihr Schluchzen brach einem schier das Herz. Wenn er nur zurückkehren könnte! Oh Gott! Wehe uns! Doch die einzige Antwort auf ihre herzzerreissende Klage war das Rauschen des Winterwindes in den Bäumen. Es war Nacht . . .

Kyrie eleison.