praktische Vereinbarung

Erzbischof Kommentiert – II.

Erzbischof Kommentiert – II. on Januar 10, 2015

Bevor wir mit den wirklichkeitsnahen Anmerkungen Erzbischof Lefebvres aus dem Jahre 1991 abschließen, möchten wir sie noch einmal kommentieren in der Hoffnung, damit den Katholiken das Gleichgewicht halten zu helfen zwischen einerseits der Verachtung der Kirchenautoritäten im Namen der Wahrheit, und andererseits der Herabsetzung der Wahrheit im Interesse der Kirchenautoritäten. Denn seit die Kirchenmänner auf dem Zweiten Vatikanum (1962–1965) ihre ganze Autorität für die Revolution in der Kirche eingesetzt haben (Kult freiheit, kollegiale Gleichheit, ökumenische Brüderlichkeit), sind die Katholiken aus diesem Gleichgewicht geraten: in der Tat, wenn die kirchlichen Autoritäten auf der Wahrheit herumtrampeln, wie kann man weiterhin beide Seiten respektieren?

Nun aber wer hat während den Nachwehen des Zweiten Vatikanum vergleichbare Früchte hervorgebracht wie die Erhaltung der katholischen Lehre, der hl. Messe und der Sakramente, für welche der Erzbischof hauptsächlich (wenn auch nicht ausschließlich) verantwortlich war? Somit verdient sein Gleichgewichthalten zwischen Wahrheit und Autorität unser besonderes Augenmerk.

Betrachten wir zunächst die einfache Beobachtung des Erzbischofs zur Autorität: „Jetzt herrscht die Tyrannei der Behörde, weil es kein Gesetz aus der Vergangenheit mehr gibt.“ Unter den Menschen mit ihrer Erbsünde bedarf die Wahrheit der sie stärkenden Autorität; denn Jeffersons Behauptung ist eine Illusion, wonach die Wahrheit einfach auf den Marktplatz geworfen zu werden bedürfe, um sich selbst durchzusetzen, anstatt mithilfe einer Katastrophe, welche erst wieder die Wirklichkeit vor Augen führt. Die Autorität verhält sich zur Wahrheit so wie das Mittel zum Zweck, also nicht wie der Zweck zum Mittel. Der katholische Glaube rettet die Seelen, und dieser Glaube besteht direkt aus einer Anzahl von Wahrheiten, und erst indirekt aus der Autorität. Diese Wahrheiten sind solchermaßen die Substanz und der Zweck der katholischen Autorität, daß ihr Loslösen von den Wahrheiten – wie beim Zweiten Vatikanum geschehen – die Autorität abdriften läßt, bis dann der erstbeste Tyrann sie ergreift und nach seinem Willen verbiegt. Auf natürliche Weise folgte also die Tyrannei Pauls VI. dem Konzil, so wie in den letzten Jahren die Führung der Priesterbruderschaft St. Pius X. in die Tyrannei verfallen ist durch ihr Trachten nach Anerkennung durch die Konzilsherren. Im Gegensatz dazu, baute nicht der Erzbischof seine Autorität über die Tradition durch seine Treue der Wahrheit auf?

Eine zweite Anmerkung vom Erzbischof aus dem Jahre 1991 verdient unsere Beachtung, als er durch sein Protokoll vom 5. Mai 1988 eine Übereinkunft mit Rom anstrebte, jedoch später feststellte: „Ich glaube sagen zu dürfen, daß ich damals sogar weiter gegangen bin, als ich hätte gehen sollen.“ Das Protokoll verdient in wichtigen Punkten durchaus Kritik, und mit seinem zitierten Satz gesteht der Erzbischof ein, daß er für einen Augenblick das Gleichgewicht verloren hatte, indem er auf Kosten der Wahrheit kurzzeitig zu den römischen Autoritäten sich neigte. Doch dauerte dieses Neigen nur kurz, denn bekannterweise zog er bereits am nächsten Morgen das Protokoll zurück und wankte dann nie mehr bis zum Ende seines Lebens. Daher kann seither niemand mehr behaupten, daß einerseits der Erzbischof nicht alles unternommen habe, um mit der Autorität ein Übereinkommen zu finden, und andererseits, daß es einfach sei, zwischen der Wahrheit und der Autorität das Gleichgewicht einwandfrei einzuhalten.

Eine dritte Anmerkung des Erzbischofs beleuchtet die Gründe, woraus er in den Jahren von 1975 bis 1988 eine gewisse Übereinkunft mit der römischen Autorität suchte. Seine Nachfolger an der Bruderschaftsspitze, welche seine Motive eigen deuten, tun so, als ob der Erzbischof stets die kanonische Regularisierung der Bruderschaft angestrebt hätte. Doch über das Protokoll erklärte er später: „Ich hoffte bis zur letzten Minute, Rom würde ein kleines bißchen Loyalität bezeugen.“ Anders gesagt, verfolgte er stets das Gute des Glaubens und erwies der Autorität nur um der Wahrheit willen Ehre. Kann dasselbe von seinen Nachfolgern auch gesagt werden?

Kyrie eleison.

Erzbischöfliche Weisheit – II.

Erzbischöfliche Weisheit – II. on Dezember 27, 2014

Vor zwölf Wochen, am 5. Oktober 2014, präsentierten diese „Eleison Kommentare“ eine erste Reihe von Auszügen aus dem letzten öffentlichen Gespräch von Erzbischof Lefebvre, mit der französischen Zeitschrift Fideliter Anfang 1991. Nun folgt die zweite und letzte Reihe an Auszügen, aus Gründen der Kürze und Klarheit leicht bearbeitet:—

Frage: Welche Bilanz kann für die Bruderschaft nach zwanzig Jahren ihres Bestehens gezogen werden?

Antwort: Der liebe Gott hat die katholische Tradition gewollt. Ich bin zutiefst davon überzeugt, daß die Bruderschaft das Mittel darstellt, das der liebe Gott gewollt hat, um den Glauben, also die Wahrheit der Kirche, zu bewahren. Wir müssen fortfahren, die Schätze der Kirche treu zu bewahren, immer in der Hoffnung, daß sie eines Tage wieder den Platz einnehmen werden, welchen sie niemals hätten verlieren dürfen.

Frage: Sie sagen oft, daß heute mehr die Frage des Glaubens denn die Frage der Liturgie uns in Opposition zum heutigen Rom versetzt.

A: Sicher ist die Frage der Liturgie und der Sakramente sehr wichtig, aber sie ist nicht die wichtigste, sondern die wichtigste Frage ist die Frage des Glaubens. Für uns ist sie gelöst: wir haben den Glauben aller Zeiten, den Glauben des Konzils von Trient und des Katechismus des hl. Pius X., aller Konzile und aller Päpste vor dem Zweiten Vatikanum. Jahrelang bemühten sich die Verantwortlichen in Rom zu zeigen, daß alles im Konzil vollkommen mit der Tradition konform sei. Jetzt legen sie die Maske ab, wenn sie sagen, daß es keine „Tradition“ und kein hinterlegtes Glaubensgut gebe, welches überliefert werden muß, sondern daß die Tradition in der Kirche das sei, was der Papst heute sagt. Wir müßten dem uns unterwerfen, was der Papst und die Bischöfe heute sagen. Für sie ist das die Tradition, die berühmte „lebendige Tradition”, das einzige Motiv unserer Verurteilung aus dem Jahre 1988.

Sie haben zu beweisen aufgegeben, daß ihr Reden mit dem konform ist, was Pius IX. geschrieben und was das Konzil von Trient promulgiert hat. Nein, das alles ist abgeschlossen und überholt, sagt Kardinal Ratzinger. Natürlich, und das hätten sie bereits früher sagen können. Es war ihnen nicht der Mühe wert, uns reden zu lassen und mit uns zu diskutieren. Jetzt herrscht die Tyrannei der Behörde, weil es kein Gesetz aus der Vergangenheit mehr gibt.

Sie zeigen immer klarer, daß wir recht haben. Wir haben es mit Personen zu tun, welche eine andere Philosophie und eine andere Sichtweise haben als wir; Personen, welche beeinflußt sind von sämtlichen modernen und subjektivistischen Philosophen. Für sie gibt es keine feste Wahrheit und kein Dogma. Alles befindet sich in der Entwicklung. Das ist wirklich die freimaurerische Zerstörung des Glaubens. Zum Glück haben wir die Tradition, worauf wir uns stützen dürfen!

Frage: Sie betonen, die Überzeugung gewonnen zu haben, daß das von Ihnen begonnene Werk vom lieben Gott gesegnet ist. Denn es hätte bei mehreren Gelegenheiten verschwinden können.

A: Das stimmt. Immer wieder waren wir sehr harten und leidvollen Angriffen ausgesetzt. Das ist sehr schmerzlich, aber trotz allem müssen wir daran glauben, daß die Linie des Glaubens und der Tradition, welcher wir folgen, unvergänglich ist, denn Gott kann seine Kirche nicht untergehen lassen.

Frage: Was sagen Sie den Gläubigen, die immer noch auf die Möglichkeit einer Einigung mit Rom hoffen?

A: Unsere wahren Gläubigen, welche das Problem erfaßt und uns geholfen haben, die gerade und feste Linie der Tradition und des Glaubens zu verfolgen, sagten zu mir, daß meine Annäherungen an Rom gefährlich waren und daß ich nur meine Zeit vergeudete. Natürlich hoffte ich bis zur letzten Minute, Rom würde ein kleines bißchen Loyalität bezeugen. Man kann mir nicht vorwerfen, ich hätte nicht das Maximum versucht. Ähnlich also jetzt, wenn manche Personen zu mir sagen: „Sie müssen sich mit Rom verständigen,“ glaube ich ihnen antworten zu dürfen, daß ich damals sogar weiter gegangen bin, als ich hätte gehen sollen.

Kyrie eleison.

Erzbischöfliche Weisheit – I.

Erzbischöfliche Weisheit – I. on Oktober 4, 2014

Die letzte Ausgabe der englischen Zeitschrift The Recusant (www.therecusant.com) brachte eine Übersetzung des letzten Gespräches der französischen Zeitschrift Fideliter (Nr. 79) mit Erzbischof Lefebvre kurz vor seinem Tode im März 1991. Es ist immer erfrischend, den Erzbischof zu lesen. Er ist klar, weil sein Denken von katholischen Grundlagen ausgeht. Er ist transparent, weil er nichts zu verbergen hat. Er ist unzweideutig, weil er nicht versucht, die Kirche unseres Herrn mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil des Teufels zu kompromittieren. Beachten wir allerdings die Fragestellungen des Fideliter, welche andeuten, daß die Leserschaft der Zeitschrift schon zu jener Richtung hinneigte, welche die Bruderschaft dann einige Jahre nach dem Tod des Erzbischofs tatsächlich einschlagen würde. Folgend eine Auswahl von verkürzten Fragen und Antworten:

Frage: Warum versuchen Sie nicht eine letzte Annäherung an Rom? Man hört, daß der Papst „bereit ist, Sie zu empfangen.“

Erzbischof Lefebvre (EBL): Dieser Schritt ist absolut unmöglich, weil die heute in der konziliaren Kirche maßgebenden Grundsätze immer mehr und immer offener der katholischen Lehre widersprechen.

Beispielsweise sagte Kardinal Ratzinger kürzlich, daß die berühmten anti-modernistischen Dokumente der Päpste vom 19. und 20. Jahrhundert zu ihrer Zeit einen großen Dienst geleistet hätten, jetzt aber überholt seien. Und Johannes Paul II. ist ökumenistischer als jemals zuvor (1990). „ Es ist absolut unvorstellbar und nicht akzeptabel, mit einer derartigen Hierarchie zusammenzuarbeiten.“

Frage: Ist die Situation in Rom noch schlechter geworden seit den Gesprächen im Jahre 1988?

EBL: Ja! „ Man muß abwarten, bevor man die Aussicht auf ein Übereinkommen in Betracht ziehen kann. Nach meiner Einschätzung kann nur der liebe Gott die Situation noch retten, weil menschlich gesprochen keine Möglichkeit für Rom besteht, diese verfahrene Lage wieder ins Lot zu bringen.

Frage: Aber es gibt Traditionalisten, welche mit Rom ein Abkommen schlossen, ohne etwas preiszugeben.

EBL: Das ist falsch. Sie haben die Möglichkeit preisgegeben, Rom entgegenzutreten. Sie müssen schweigen angesichts der Vergünstigungen, welche ihnen gewährt wurden. Allmählich schwenken sie dann langsam um und enden schließlich bei der Anerkennung der falschen Ideen des Konzils. „Das ist eine sehr gefährliche Situation.“ Solche römischen Zugeständnisse werden nur gewährt, um zu erreichen, daß die Traditionalisten mit der Bruderschaft brechen und Rom sich unterwerfen.

Frage: Sie sagen, daß solche Traditionalisten einen „Verrat“ begangen haben. Ist das nicht etwas streng?

EBL: Nein. Beispielsweise benutzte Dom Gérard mich, die Bruderschaft und ihre Kapellen und Wohltäter. Jetzt auf einen Schlag haben sie uns nicht mehr nötig und haben sich mit den Glaubenszerstörern vereinigt. Sie haben den wahren Kampf um den Glauben aufgegeben. Sie können Rom nicht mehr entgegentreten. Diese Menschen haben in der Frage der Lehre nichts verstanden. Es ist schrecklich, an die jungen Männer zu denken, welche bei ihnen eingetreten sind, um wahrhaft in der Tradition zu leben, nun aber ins konzilare Rom ihnen folgen.

Frage: Ist es gefährlich, gute Beziehungen mit den nach Rom übergelaufenen Traditionalisten aufrechtzuerhalten und ihre Messen zu besuchen?

EBL: Ja, weil bei dieser Messe es nicht nur die Messe gibt, sondern auch die Predigt, die Atmosphäre, das Drumherum, die Gespräche und Kontakte vorher und nachher. Alle diese Dinge führen dazu, daß man ganz langsam seine Gesinnung ändert. Es herrscht ein Klima der Zweideutigkeit und eine Atmosphäre, welche dem Vatikan und letztendlich dem Konzil unterworfen ist, und so wird man schließlich Ökumenist.

Frage: Papst Johannes Paul II. ist sehr populär. Er will alle Christen vereinen.

EBL: Eine Einheit womit? Das ist nicht länger eine Einheit jenes katholischen Glaubens, den wir annehmen müssen und der eine Konversion verlangt. Die Kirche wurde deformiert, von einer hierarchischen Gesellschaft zu einer „Gemeinschaft.“ Gemeinschaft worin? Jedenfalls nicht im Glauben. Kein Wunder also, daß die Katholiken ihn scharenweise aufgeben.

(Fortsetzung folgt)

Kyrie eleison.

GREC – III.

GREC – III. on April 6, 2013

In dem Wunsch, an die Stelle Gottes sich zu setzen, strebt der moderne Mensch danach, Gottes Ordnung durch seine eigene zu ersetzen. Doch Gottes Ordnung ist wirklich und existiert außerhalb und unabhängig vom menschlichen Geist. Also entkoppelt der moderne Mensch seinen Geist von dieser Wirklichkeit, und wählt aus ihr nur jene Teile aus, welche er in seine eigene Phantasiewelt einbauen will. Nun kommt die höchste Ordnung von Gottes Schöpfung am besten in der Doktrin, also in der Glaubenslehre seiner Kirche zum Ausdruck. Daher leiden all jene heutigen Kirchenmänner und Laien, welche unter dem Einfluß des angeblich „Normalen“ um sie herum stehen, an einer tiefgehenden Weigerung oder Ignoranz gegenüber der Natur und Notwendigkeit von Doktrin.

Damit sind wir auch beim wesentlichen Problem der GREC-Gruppe angelangt ( G roupe de R éflexion E ntre C atholiques ), welche in den zwei früheren Ausgaben der „Eleison Kommentare“ Nr. 294 und 295 vorgestellt wurden. Die im Jahre 1997 in Paris gegründete GREC-Gruppe verfolgte das Ziel, freundschaftliche Treffen und den Austausch zwischen den Katholiken der Tradition und denen der Amtskirche zu fördern, um ein Klima des gegenseitigen Vertrauens und Respektes zu schaffen, was dann die Versöhnung der beiden Lager erleichtern und schließlich ihre unnötige Entfremdung beenden sollte. Solch ein Ansinnen übersieht allerdings auf sehr ernsthafte Weise die Bedeutung von Doktrin. Das muß nicht unbedingt vorsätzlich geschehen sein, und Gott wird darüber richten. Doch wie der törichte Mensch auch denken mag, fest steht, daß ebensowenig wie die Wirklichkeit die Doktrin sich beiseite schieben lassen wird.

Hw. Lelong beschreibt in seinem GREC-Buch namens Für die notwendige Versöhnung, wie der Generalobere und zwei Priester der Priesterbruderschaft St. Pius X. „einen entscheidenden Beitrag zur Gründung und Fortführung von GREC leisteten.“ Schon vor der Gründung empfing der Bruderschaftspriester Pater du Chalard in seinem Bruderschafts-Priorat den Hw. Lelong freundlich, und „versäumte auch in den folgenden Jahren nie, GREC diskret und aufmerksam zu unterstützen.“ Pater Lorans war damals Rektor des Bruderschafts-Institutes in Paris und hat bis heute entscheidenden Einfluß auf die Bruderschafts-Publikationen. Er begrüßte bei der Gründung der GREC-Gruppe die Idee eines „Dialogs zwischen Katholiken“ ausdrücklich und erhielt wenig später vom Bruderschafts-Generaloberen in der Schweiz die förmliche Erlaubnis zur Teilnahme an GREC. Seither spielt Pater Lorans bei allen Aktivitäten der GREC-Gruppe eine führende Rolle.

Diese Aktivitäten begannen im kleinen Maßstab und privaten Bereich. Ihr erstes öffentliches Treffen, wozu Pater Lorans beitrug, hielt die GREC-Gruppe im Mai des Jahres 2000 mit 150 Teilnehmern ab. Die Treffen häuften sich, und weitere Bruderschaftspriester nahmen an ihnen teil. Kirchenautoritäten bis zu den höchsten Rängen wurden regelmäßig darüber konsultiert und informiert. Pater Lorans ermöglichte seinerseits „einen Kontakt mit vertiefendem Vertrauen“ und freundschaftlichen Austausch mit dem Generaloberen der Bruderschaft. Ab dem Jahre 2004 öffneten die GREC-Treffen sich einem noch weiteren Publikum. Im September desselben Jahres entstand dann eine „theologische Arbeitsgruppe,“ bestehend aus Pater Lorans, einem weiteren Bruderschaftspriester, sowie einem römischen Theologen. Die beiden letztgenannten waren dann auch Teilnehmer bei den Lehrgesprächen zwischen Rom und der Priesterbruderschaft in den Jahren 2009 bis 2011. Die GREC-Gruppe dürfte in diesen Lehrgesprächen durchaus das Wahrwerden ihrer kühnsten Hoffnungen gesehen haben – endlich trafen die Theologen sich in einem Klima, zu welchem die GREC-Gruppe „für die notwendige Versöhnung“ so viel beigetragen hatte.

Gott sei Dank gaben diese Lehrgespräche der Doktrin wieder ihre zustehende Vorrangstellung zurück, denn sie belegten die unüberbrückbare Kluft zwischen der katholischen und der konziliaren Lehre. Doch blockierte diese Erkenntnis dann die GREC-Denkweise innerhalb der Priesterbruderschaft? Weit gefehlt. Das Generalhaus der Bruderschaft wechselte über Nacht das vorige Motto „Ohne lehrmäßige Einigung keine praktische Einigung“ gegen das neue Motto aus: „Keine lehrmäßige Einigung, also verfolgen wir eine praktische Einigung“! Leider wurde das Protestaufkommen in der Bruderschaft im Frühling letzten Jahres durch das Generalkapitel-Treffen im Juli vernebelt und erstickt, während das Streben nach einem praktischen Abkommen vonseiten des Generalhauses fast unverändert weitergeht.

„Unsere Hilfe steht im Namen des Herrn,“ insbesondere in der Weihe Rußlands. Sonst nirgendwo.

Kyrie eleison.

Kulturalarm

Kulturalarm on Dezember 29, 2012

Viele Katholiken, welche die Priesterbruderschaft St. Pius X. lieben, weil sie ihnen über die Jahre so viel gegeben hat, könnten angesichts des jetzt offenbaren Schwankens der Bruderschaftsführung dem Gedanken erliegen, daß sie als einfache Laien nicht viel dagegen tun können. Womit sie falsch lägen. Solchen Gläubigen seien die folgenden Überlegungen eines Freundes von mir gewidmet. Zwischen den Zeilen werden sie lesen können, daß, falls Gott die Bruderschaft nicht rettet – was er natürlich jederzeit könnte –, dies teilweise auch an ihnen liegt. Der Brief des Freundes lautet, leicht angepaßt, wie folgt:—

„Eine praktische Vereinbarung zwischen Rom und der Priesterbruderschaft wäre für die katholische Tradition verheerend. Es genügt ein Blick auf die traditionellen Redemptoristen in Schottland und was mit ihnen geschah . . . . Die beiden Messen können nicht nebeneinander existieren. Die eine Messe wird die andere stets vertreiben . . . . Als ich kürzlich eine Novus Ordo Messe besuchte, war die ganze Kirche von ständigem Geschwätz und Klatschen durchdrungen . . . . Die hinter diesen zwei Messen stehenden Lager liegen einfach zu weit auseinander, als daß eine Einigung möglich wäre. Die Geisteshaltung des Modernismus einerseits und der Tradition andererseits passen unmöglich zusammen.“

„Sodann gibt es diese tiefgreifende Revolution, welche die moderne Zivilisation einschließlich der Tradition überwältigt hat und von der Traditionsführung meistens verpaßt wurde. Die Elektronik-Technologie hat eine kulturelle Revolution in unser Leben und vor allem in das Leben der jüngeren Generation hineingetrieben. Wenn die Elektronik nicht planvoll gehandhabt und gelenkt wird, schwächt sie mit Sicherheit den Glauben, weil sie das gesamte Leben der Menschen übernehmen kann. Insbesondere sind die Jüngeren anfällig dafür, von der Elektronik erfaßt zu werden. Sie „hängen“ den ganzen Tag an der Elektronik. Menschen, die sehr in sie hineinversinken, werden am Ende sogar funktionsgestört: sie vermögen morgens nicht mehr aufzustehen, keine lebendigen Gespräche mehr zu führen, geschweige denn am Arbeitsplatz durchzuhalten.“

„Wenn eine Sportmannschaft nicht mehr von ihrem Sportlehrer ermahnt wird, fällt schnell ihr spielerisches Niveau ab. Werden Katholiken bezüglich kultureller Themen wie Musik, weiblicher Kleidung, Fernsehen, usw. nicht mehr ermahnt, so beginnt ihr kultureller Niveau zu sinken – mit tiefgreifenden Folgen für ihren Glauben. Im Kampf, die Weltlichkeit aus ihren Heimen fernzuhalten, stehen traditionskatholische Eltern mit ihren Familien alleine da, weil die Bruderschaftsführung diese Kulturrevolution entweder verpaßt hat oder ihr nicht die nötige Aufmerksamkeit widmet. Ich habe viele und lange Unterhaltungen mit traditionellen Familien geführt, welche tief besorgt sind über die Richtung, in welche die traditionelle Bewegung marschiert. Wollen religiöse Bewegungen aufblühen, so müssen sie gegenüber kulturellen Themen Flagge zeigen. Beispielsweise erfuhr die Tradition eine Stärkung, als sie damals Stellung gegen das Fernsehen bezog. Doch wenn bezüglich kulturellen Themen keine Stellung bezogen wird, so beginnt alsbald auch die Stellung bezüglich doktrinären Themen zu bröckeln.“

„Vielleicht hat das letzte Generalkapitel die Bruderschaft momentan noch vor dem Abgrund bewahrt, doch beruhigt mich das kaum. Dem Festlegen von klaren Bedingungen für künftige Diskussionen mit Rom im Hinblick auf ein Abkommen widmete es viel Zeit. Aber Rom ist seit 1988 im wesentlichen unverändert. Ich denke, daß die Bruderschaft wieder ihre prophetische Rolle übernehmen sollte, so wie sie es zu Zeiten von Erzbischof Lefebvre tat. Die traditionelle Bewegung muß dringend den Modernismus und Liberalismus verurteilen, welche die Kirche in ihre Selbstzerstörung führen. Doch in letzter Zeit verstummten diese Verurteilungen. Vielleicht sind viele traditionelle Priester von jenem Komfort abgelenkt, welchen sie sich von einer Einigung mit Rom versprechen.“

Nun sind Sie am Zug, liebe Leser: Hinweg mit der kitschigen und wertlosen Musik in Ihrem Heim. Und schmeißen Sie den Fernseher aus dem Fenster. Beschränken Sie den Einsatz von Elektronik auf ein Minimum. Liebe Mütter, tragen Sie Röcke, wenn möglich – also allermeistens. Andernfalls sollten Sie, liebe Leser, nicht darüber klagen, wenn Gott die Bruderschaft nicht rettet. Bekanntlich zwingt er seine Gaben niemandem auf. Gelobt sei sein Name allezeit.

Kyrie eleison.

Konziliare Infektion

Konziliare Infektion on Juli 28, 2012

Dürfen Katholiken, welche den Glauben der Kirche behalten wollen, eine Tridentinische Messe besuchen, die von einem zur Konzilskirche gehörenden Priester zelebriert wird, wie zum Beispiel von einem Priester des Instituts Christkönig oder der Petrusbruderschaft? Die Antwort kann nur lauten: In der Regel darf ein Katholik eine solche Messe nicht besuchen, selbst wenn es eine Tridentinische Messe ist und sie würdig gefeiert wird. Wie lautet die Begründung für eine solche scheinbar strenge Regel?

Der wesentliche Grund ist: Der katholische Glaube kommt vor der Hl. Messe. Wer ohne Schuld auch über einen längeren Zeitraum hinweg keine Hl. Messe besuchen kann, aber den Glauben bewahrt, kann dennoch das Seelenheil erlangen. Wer hingegen den Glauben verliert und dann aus irgendeinem Grund dennoch die Hl. Messe besucht, der kann seine Seele nicht retten (Hebräerbrief 11,6: „Ohne Glauben aber ist es unmöglich, Gott wohlzugefallen“). Wir besuchen also die Messe, um den Glauben zu leben; und weil Glaube und Anbetung einhergehen, besuchen wir die wahre Messe, um den wahren Glauben zu behalten. Jedoch bewahren wir den Glauben nicht etwa, um die Hl. Messe zu besuchen.

Daraus folgt: Findet die Zelebration einer Tridentinischen Messe in Verhältnissen statt, welche meinen Glauben zu untergraben drohen, so darf ich abhängig von der Schwere der Bedrohung diese Messe nicht besuchen. Aus demselben Grund können die Messen von schismatischen orthodoxen Priestern zwar gültig sein, aber dennoch hat die Kirche vor dem Konzil den Katholiken unter Todsünde verboten, einer solchen Messe beizuwohnen. Eben weil Glaube und Anbetung einhergehen und somit die nicht-katholische Anbetung den katholischen Glauben bedroht. Nun hat die sogenannte Orthodoxie im Laufe der Jahrhunderte der katholischen Kirche gewiß immensen Schaden zugefügt, aber hat jemals etwas in der Kirche eine größere Verwüstung angerichtet als die paar Jahrzehnte Konziliarismus? Wenn also den Katholiken bereits verboten wurde, eine Messe in orthodoxen Verhältnissen zu besuchen, würde dann nicht dieselbe gesunde Kirche den Besuch einer Tridentinischen Messe verbieten, die in konziliaren Verhältnissen zelebriert wird?

Was ist nun unter „konziliaren Verhältnissen“ zu verstehen? Damit sind alle begleitenden Umstände gemeint, die über eine längere Zeit hinweg uns denken machen würden, daß das Zweite Vatikanische Konzil etwas anderes als eine vollständige Katastrophe für die Kirche gewesen ist. Solche Verhältnisse können vorliegen, wenn beispielsweise ein beeindruckender, gläubiger Priester kein Problem darin sieht, sowohl die neue als auch die alte Messe zu zelebrieren, und so predigt und sich so verhält, als ob das Konzil kein ernsthaftes Problem darstellen würde. Der Konziliarismus ist deswegen so gefährlich, weil er auf eine scheinbar katholische Art uns präsentiert werden kann, bis wir dann mehr oder weniger unmerklich den wahren Glauben verlieren.

Natürlich berücksichtigt der gesunde Menschenverstand eine Vielzahl von besonderen Umständen. Beispielsweise könnte ein guter Priester zur Zeit noch in der Konzilskirche gefangen sein und eine gewisse Ermutigung benötigen, um sich aus dieser Konzilskirche zu befreien; unsere Anwesenheit bei seiner ersten Zelebration der wahren Hl. Messe könnte dann so eine Ermutigung sein. Diese Ausnahme ändert aber nichts an der Regel, wonach wir nichts mit lateinischen Messen zu tun haben dürfen, welche in einem konziliaren Umfeld zelebriert werden. Das Verhalten des modernen Rom in Hinblick auf das „Institut des Guten Hirten“ bestätigt diese Regel nur: zuerst erlaubte Rom dem Institut die ausschließliche Zelebration der wahren Messe, denn Rom wußte, sobald das Institut den offiziellen Köder schlucken würde, ginge es nach einer Weile vollständig ins konziliare Netz. Und genau so passiert es dann auch nach nur fünf Jahren.

Hier liegt auch die Gefahr einer praktischen Vereinbarung zwischen Rom und der Priesterbruderschaft St. Pius X. ohne Übereinstimmung in der Glaubenslehre. Denn solange Rom an seiner Konzilslehre hängt, wird es eine solche Vereinbarung notwendigerweise dazu verwenden, die Bruderschaft zum Konzil zu ziehen. Dann würde langsam aber sicher das Umfeld einer jeder Hl. Messe in der Bruderschaft auch konziliar werden. Gefahr erkannt, Gefahr gebannt.

Kyrie eleison.