Schrift

Beben vor Verantwortung

Beben vor Verantwortung on März 26, 2011

Heutzutage haben viele Menschen eine so rührselige Vorstellung von Gott und einen so armseligen Begriff von seiner Macht, daß sie einfach nicht ermessen können, daß Gott auch bestrafen kann – ganz abgesehen davon, daß er das materielle Universum oder das Wetter zum Bestrafen einsetzen kann. Doch spricht ein triftiges Argument dafür, daß die Instabilität der tektonischen Erdplatten, welche solche Katastrophen wie das jüngste in Japan möglich macht, eine Folge und eine Strafe wegen der Sünde des Menschen ist. Das Argument sei kurz vorgestellt (ich für meinen Teil lernte nie etwas in der Schule darüber):—

Bevor Adam und Eva sündigten, war die menschliche Natur eine herrliche Schöpfung Gottes; sie war stark und stabil, wenn auch nicht unzerbrechlich. Denn das Aufbegehren gegen Gott konnte sie zerbrechen. Als Adam und Eva schließlich die Ursünde begingen, erbten alle ihre Nachfolger eine verwundete Natur (mit Ausnahme unseres Herrn und unserer Lieben Frau). Deshalb können wir alle leiden, müssen sterben und vermögen unsere niedere Natur nur durch Anstrengung im Zaum zu halten. Ähnlich dürfte es mit der physikalischen Natur unseres Planeten sein. Vor der Sintflut in der Zeit Noahs war die Erde wie ein Paradiesgarten und eine herrliche Schöpfung Gottes; stark und stabil, wenn auch nicht unzerbrechlich. Doch die weltumfassende Verderbtheit des menschlichen Geschlechtes (Genesis 6,5 und 6,11–12) konnte sie zerbrechen und hätte es auch getan.

Nun glauben zwar viele heutige Geologen nicht an die durch die Hl. Schrift beschriebene Sintflut. Jedoch nehmen sie eine allmächtige prähistorische Erschütterung der Erdoberfläche an, um beispielsweise die fossilen Funde von Meerestieren hoch oben in den Gebirgszügen der heutigen Erde erklären zu können, wie in den nordamerikanischen Rocky Mountains. Die Geologen spekulieren, daß ursprünglich riesige unterirdische Wasserkammern die felsige Erdhülle vom Erdzentrum entfernt hielten, und daß die Felsen durch ihre Schwerkraft auf diese Kammern drückten. Sobald nun die kugelförmige Felsenhülle irgendwo zu brechen begänne, würde das Wasser nach oben heraussprudeln, die offene Fläche überschwemmen und die Felsen in den freigewordenen Raum hinunterstürzen. Die hierbei auftretenden immensen Spannungen könnten die Flut und das Einstürzen über die ganze Erde verteilen. (Die Hl. Schrift sagt klar, daß das die Sintflut verursachende Wasser nicht nur von oben herunterregnete, sondern auch von unten heraussprudelte; siehe Genesis 7,11 und 8,2).

Wenn überall auf der Erde ihre Felsenhülle nach innen stürzen und dann eine schmälere Hülle bilden würde, so gäbe es offensichtlich zu viel Felsen auf zu wenig Raum. Die Erdkruste würde nicht nur bersten und dadurch die überlappenden tektonischen Platten verursachen. Sondern sie würde auch zerknüllen und somit – neben anderen beobachtbaren Eigenschaften in der heutigen Geologie – riesige Bergketten bilden und dabei Meerestiere weit über das Meer anheben. Noch heute wird der Mount Everest jedes Jahr um ein paar Zentimeter angehoben, weil die tektonische Platte von Indien unter die eurasische Platte von China und Tibet sich schiebt.

So wie die Erbsünde als Strafe vom Sündenfall seitdem Spannungen innerhalb der menschlichen Natur verursacht, so erzeugt auch die prähistorische Verderbtheit der Menschheit Spannungen in der Erdhülle, welche allen historischen Erd- und Seebeben zugrundeliegen – wie wir gerade in Japan sahen. Im Jahr 1846 sagte unsere Liebe Frau in La Salette: „Die Natur lechzt nach Rache wegen der Menschen und bebt vor Entsetzen in Erwartung dessen, was über die durch die Verbrechen besudelte Erde hereinbrechen soll. Zittere, o Erde und ihr, die ihr Gelübde abgelegt habet zum Dienste Jesu Christi, und die ihr in eurem Innern euch selbst verehrt und anbetet. Denn Gott geht daran, euch seinen Feinden preiszugeben, da die heiligen Orte in Verderbnis sind.“

Erzittern wir – beten wir!

Kyrie eleison.

Soutanen abgewogen

Soutanen abgewogen on März 12, 2011

Letzte Woche behaupteten die „Eleison Kommentare“ (Nr. 190 vom 5. März 2011), daß jener die Zügel der Kirche in der Hand hält, welcher der gesamten geoffenbarten Wahrheit treu ist. Diese Aussage scheint im besten Fall riskant, im schlimmsten Fall sogar falsch zu sein. Denn: 1) Wer hält denn das Steuer der Kirche in Händen, wenn nicht jene Steuermänner, die Gott dazu bestellte – sprich, die kirchlichen Autoritäten? 2) Seit wann formte unser Herr Seine Kirche auf solche Weise, daß sie von jedem geführt wird, welcher den Anspruch auf die Wahrheit erhebt? 3) Führt die Idee – daß jeder, der den Anspruch auf die Wahrheit erhebt, auch die Kirche steuere – nicht zu einem Chaos in der Kirche?

Die Heilige Schrift bietet die beste Antwort auf diese Fragen. Als der Hl. Paulus dem Volk von Galatien (an die heutige Türkei denken), das wahre Evangelium Jesu Christi verkündete, wurde es von den Galatern mit großer Freude und reicher Frucht aufgenommen (siehe „Brief an die Galater“ 2,14–15 und 3,5). Doch kaum hatte der Hl. Paulus Galatien in Richtung anderer Missionsgebiete verlassen, mischten sich Feinde Gottes unter das Volk und predigten eine Erlösung durch Werke des alten Gesetzes – insbesondere eine Erlösung durch die Beschneidung, anstatt durch den Glauben an Jesus Christus (siehe Galater 5,2–11). Als die Galater dieser Verkehrung des wahren Evangeliums verfielen, reagierte St. Paulus darauf mit dem herrlichen „Brief an die Galater.“ Es folgen einige Schlüsselabschnitte aus seinem ersten Kapitel:

„(6) Ich staune, daß ihr so rasch von dem, der euch in Christi Gnade berief, euch abwendig machen laßt zu einem anderen Evangelium, (7) wo es doch ein anderes gar nicht gibt, nur gewisse Leute gibt es, die euch verwirren und darauf ausgehen, das Evangelium Christi zu verkehren. (8) Doch wenn selbst wir oder ein Engel vom Himmel euch ein anderes Evangelium verkündeten, als wir euch verkündet haben, so sei er verflucht. (9) Wie wir schon sagten, so sage ich nun noch einmal: Wenn jemand euch ein anderes Evangelium verkündet, als ihr empfangen habt, so sei er verflucht!“

Offensichtlich besäße ein vor den Galatern erscheinender Engel scheinbar die volle Autorität eines wahren Himmelsboten. Träte St. Paulus gleichfalls wieder vor die Galater hin, so besäße er als Völkerapostel scheinbar die volle Autorität seiner vorherigen Evangelisierung der Galater. In beiden Fällen könnte der Anschein von Autorität kaum größer sein. Und dennoch sagt und wiederholt der Hl. Paulus, daß die Galater – anschaulich ausgedrückt – den Inhalt der Botschaft vor die Soutane ihres Überbringers stellen müßten. Auf diese Weise dürften sie – selbst wenn er mit der Soutane eines hohen Würdenträgers zurückkehren würde – ihm kein Wort mehr glauben, hätte er auch nur ein Jota vom Inhalt seiner vorherigen Verkündigung geändert!

Somit können wir auf die drei eingangs erhobenen Einwände antworten: 1) Unser Herr stellt letztendlich nicht Soutanenträger, sondern Wahrheitsverkünder an das Steuer der Kirche. 2) Diese Steuermänner erheben nicht nur den Anspruch auf die Wahrheit, sondern sie sind echte Wahrheitsverkünder. Nicht der Anspruch auf die Wahrheit macht die Wahrheit aus, sondern die Wahrheit macht ihr Verkünden aus (das können nur wenige moderne Menschen begreifen). 3) Weil es nur eine Wahrheit gibt, werden alle Wahrheitsverkünder in der Wahrheit vereint. Das Chaos kommt alleine von jenen Seelen, welche diese Wahrheit ablehnen oder verkehren.

Die Größe des Erzbischof Lefebvre lag in seiner sachlichen Erkenntnis, daß das Zweite Vatikanum zu einem „anderen“ Evangelium als dem von Jesus Christus und St. Paulus wurde: zu einem neuen Evangelium der Rechtfertigung durch die Werke des modernen Menschen. Er sah demzufolge ein, daß selbst den weißen Soutanenträgern, wenn sie dieses lehrten, nicht gefolgt werden dürfte. Sollen wir beim heutigen Träger der weißen Soutane anders handeln?

Kyrie eleison.