Schlagwort: Hl. Paulus

Wahrheit zuerst

Wahrheit zuerst posted in Eleison Kommentare on März 1, 2014

Es gibt wohl viele Einwände gegen die Argumente der letzten „Kommentar“-Ausgaben, wonach die göttliche Wahrheit vor den menschlichen Glaubenslehrern kommt, so daß selbst die Fehlbarkeit der Päpste uns nicht allzusehr zu beunruhigen braucht, weil doch der wahre Glaube jeweils hinter ihnen, über ihnen und jenseits von ihnen steht. Der klassische Einwand lautet aber wie folgt: Auch wenn die Wahrheit selber über diesen Päpsten stehe, so gelange sie zu uns menschlichen Wesen doch nur durch diese Päpste, wie die Hl. Schrift sagt: „So kommt also der Glaube aus der Botschaft“ (Römerbrief 10,17). Deshalb habe unser Herr dem Petrus (also den Päpsten) die Aufgabe anvertraut, seine Brüder im Glauben zu stärken (vergleiche Lukas 22,31–32). Somit stünden dann für uns Katholiken die Glaubenslehrer über der Wahrheit, weil wir letztgenannte ohne die Lehrer gar nicht empfangen könnten. Weil außerdem der Hl. Geist den Glaubenslehrern beistehe (Johannes 16,13), wie sollte ich, armer Mensch, dann entscheiden können, ob oder wann er ihnen nicht beisteht?

Wiederum liegt die Antwort in der Hl. Schrift. Der Hl. Paulus schreibt einer Gemeinde, welche er im Glauben unterrichtet hat: „Doch wenn selbst wir oder ein Engel vom Himmel euch ein anderes Evangelium verkündeten, als wir euch verkündet haben, so sei er verflucht!“ Dieser Punkt ist dem Hl. Paulus so wichtig, daß er ihn sogleich wiederholt: „Wie wir schon sagten, so sage ich nun noch einmal: Wenn jemand euch ein anderes Evangelium verkündet, als ihr empfangen habt, so sei er verflucht!“ (Galaterbrief 1,8–9)

Nun hätte ein Galater einwenden können: Warum sollten wir deinem Evangelium vom ersten Besuch in Galatien glauben, aber nicht einem eventuell anderen Evangelium von einem zweiten Besuch? Der Hl. Paulus liefert sofort eine erste Begründung: „Das Evangelium, das von mir verkündet wurde, ist nicht nach menschlicher Art. Denn ich empfing es weder von einem Menschen, noch erlernte ich es durch Unterweisung, sondern durch die Offenbarung Jesu Christi“ (Galaterbrief 1,11–12). Dann bekräftigt der Hl. Paulus diese Tatsache, indem er berichtet, wie wenig Kontakt er vor seinem Predigtbeginn mit jenen gehabt hat, welche ihn hätten unterrichten können – den anderen Aposteln (1,15–19). Die Galater konnten diese Tatsache offensichtlich nachprüfen, und außerdem schwört der Hl. Paulus, daß er nicht lügt (1,20). Eine zweite Begründung liefert der Völkerapostel etwas später, als er auf die Wunder und Erfahrungen vom Hl. Geist hinweist (3,2–5), dessen die Galater selber Zeugen geworden waren als direkte Folge der Predigten des Hl. Paulus bei seinem ersten Besuch.

Somit beweist der Hl. Paulus, daß Gott ihm dieses Evangelium seines ersten Besuches lehrte und es den Galatern gegenüber bestätigte, auf solche Weise, daß die Galater jeglichen Widerspruch zwischen dem Evangelium und irgendeinem anderen Evangelium nicht nur selber erkennen konnten, sondern sogar mussten, so sie ihre Seele retten wollen. Selbst wenn ein Engel oder Paulus selber – oder ein Papst! – als Lehrer eines anderen Evangeliums aufträte (1,8), so hätten die Galater dennoch die oberste Pflicht, dem ersten Evangelium des Hl. Paulus treu zu bleiben. Die Wahrheit, welche vor ihnen hingezeichnet worden war (3,1), wurde von den Galatern erkannt und angenommen (3,3) – so wie auch wir erkennen können, daß 2 und 2 gleich 4 ist –, und diese Wahrheit hat Vorrang vor jedem anderen Lehrer, welcher ihr widerspricht, ungeachtet seiner Autorität (1,9).

Also konnte Erzbischof Lefebvre durchaus sagen, daß die Kirche zwischen dem Hl. Paulus und dem Zweiten Vatikanischen Konzil 19 Jahrhunderte lang exakt dasselbe Evangelium verkündet hat, welches von Gott stammt und immer wieder von ihm bestätigt wurde. Dieses Evangelium ist die Offenbarung, da von Gott geoffenbart; und die Tradition, da von Kirchenmann zu Kirchenmann weitergereicht; und das Ordentliche und Außerordentliche Lehramt, da durch die Autorität der Kirche gelehrt. Weil nun der Widerspruch zwischen diesem Evangelium und dem Zweiten Vatikanischen Konzil offensichtlich ist, müssen wir für unser Seelenheil die Tradition annehmen und glauben – ungeachtet dessen, was die scheinbaren Autoritäten der Kirche an Gegenteiligem sagen. So gnade uns Gott. Wie um alles in der Welt kann dann die eigene Bruderschaft St. Pius X. des Erzbischof Lefebvre heute offiziell sich den Behörden des Zweiten Vatikanischen Konzil unterordnen wollen?

Kyrie eleison.

Herumdrehbare Erklärung

Herumdrehbare Erklärung posted in Eleison Kommentare on September 22, 2012

Nicht alles vom Generalkapitel der Priesterbruderschaft St. Pius X., welches im Juli in der Schweiz abgehalten wurde, mag katastrophal gewesen sein. Doch von seinen beiden offiziellen Ergebnissen zeigt das erste namens „Die sechs Bedingungen“ eine „besorgniserregende Schwäche“ (siehe Eleison-Kommentar 268 vom 1. September), und auch das zweite Ergebnis in Gestalt einer abschließenden „Erklärung“ läßt viel zu wünschen übrig. Eine möglichst kurze Zusammenfassung der Erklärung in zehn Paragraphen lautet wie folgt:

1) Wir danken Gott für die 42 Jahre Existenz der Priesterbruderschaft. 2) Wir haben nach der jüngsten Krise nun wieder unsere Einheit gefunden (echt?), 3) um unseren Glauben zu bekennen 4) an die Kirche, an den Papst und an den Christkönig. 5) Wir halten uns an das beständige Lehramt der Kirche, 6) und an ihre beständige Tradition, 7) in Verbundenheit mit allen unter Verfolgung leidenden Katholiken. 8) Wir rufen die Allerseligste Jungfrau Maria, 9) den Heiligen Erzengel Michael und 10) den Heiligen Papst Pius X. um Hilfe an.

Dieser Erklärung mangelt es gewiß nicht an Frömmigkeit, von welcher der Hl. Paulus sagt, daß sie zu allem nützlich ist (Erster Timotheusbrief 4,8). Gegenüber seinen beiden Jüngern Timotheus und Titus unterstreicht der Hl. Paulus allerdings ständig die Notwendigkeit der Doktrin, d.h. der Glaubenslehre, weil diese das Fundament wahrer Frömmigkeit ist. In der Erklärung des Generalkapitels fällt allerdings ausgerechnet die Doktrin leider recht dürftig aus. Anstatt die lehrmäßigen Irrtümer des Zweiten Vatikanischen Konzils, welche ja die Kirche seit 50 Jahren verwüsten, zu verdammen, enthält die Erklärung in ihren doktrinal stärksten Paragraphen 5 und 6 nur eine zaghafte Verurteilung dieser Irrtümer, begleitet von einem Tribut an das unveränderliche Lehramt (§5) und an die Tradition (§6) der Kirche. Dieser Tribut erfolgt zwar zurecht, schafft dabei aber ein Argument, welches von den Konziliaristen allzu leicht herumgedreht werden kann. Betrachten wir, wie einfach das geht:

Paragraph 5 legt dar, daß die Neuerungen des Zweiten Vatikanum „mit Fehlern befleckt“ sind, während das beständige Lehramt „ununterbrochen“ andauert: „Das Magisterium gibt durch seine Lehrakte das geoffenbarte Glaubensgut in vollständigem Übereinstimmung mit allem, was die universelle Kirche immer und an allen Orten geglaubt hat, weiter.“ Das deutet darauf hin, daß Rom das Zweite Vatikanum in die Reinigung geben sollte, um die Flecken zu entfernen. Doch die Römer können auf diesen Satz der Erklärung antworten: „Die Formulierung des Generalkapitels über die Kontinuität des Lehramtes ist absolut bewundernswert! Doch jenes Lehramt sind wir Römer, und wir stellen fest, daß das Zweite Vatikanum keine schmutzigen Flecken hat.“

Ähnlich beim Paragraph 6, welcher in der Erklärung lautet: „Die beständige Tradition der Kirche gibt jenen Lehrbestand, welcher zur Aufrechterhaltung des Glaubens und zur Rettung der Seelen notwendig ist, jetzt und bis ans Ende der Zeit weiter.“ Somit müssen also die kirchlichen Autoritäten zur Tradition zurückkehren. Doch die Römer können darauf antworten: „Die Formulierung des Generalkapitels über die Weitergabe des Glaubens durch die Tradition ist absolut bewundernswert! Doch die Hüter dieser Tradition sind wir Römer, und wir stellen durch die Hermeneutik der Kontinuität fest, daß das Zweite Vatikanum die Tradition nicht unterbricht, sondern fortführt. Das Generalkapitel irrt gewaltig mit der Annahme, daß wir zur Tradition zurückkehren müßten.“

Beachten wir den starken Kontrast zwischen dieser Erklärung und der Grundsatzerklärung des Erzbischof Lefebvre vom 21. November 1974, wo er einen wuchtigen und unherumdrehbaren Angriff auf die Irrtümer des Zweiten Vatikanum ausführt. In dieser Grundsatzsatzerklärung schrieb der Erzbischof, daß das Konzilsrom nicht das katholische Rom ist, weil die konziliare Reform folgendes ist: „naturalistisch, teilhardistisch, liberal und protestantisch . . . völlig vergiftet. Sie stammt aus der Häresie und führt zur Häresie,“ usw. Die Schlußfolgerung des Erzbischofs ist eine kategorische Weigerung, irgendetwas mit Neurom zu schaffen zu haben, weil es überhaupt nicht das wahre Rom ist.

Vergleichen Sie im Internet die zwei Erklärungen miteinander und entscheiden dann, welche von beiden untrüglich den Trompetenschall zum notwendigen Kampfe erklingen läßt (Erster Korintherbrief 14,8). Man darf sich fragen, wieviele Teilnehmer des Generalkapitels vom Jahre 2012 haben wohl jemals studiert, was Erzbischof Lefebvre sagte, und warum er es sagte?

Kyrie eleison.

Wer ist infiziert?

Wer ist infiziert? posted in Eleison Kommentare on August 25, 2012

Eines meiner liebsten Sprichworte ist ein chinesisches und lautet so: „Der weise Mensch macht sich Vorwürfe, der Narr hingegen den anderen Menschen.“ Offensichtlich heißt das nicht, daß niemals die anderen schuld wären. Doch im Normalfall vermögen wir wenig bis nichts am Verhalten der anderen zu ändern, während wir doch wenigstens theoretisch Herr über unsere eigenen Taten sind. Thomas von Kempen sagt in seinem Werk Die Nachfolge Christi, daß wir selten mit Gewinn an die Sünden der anderen denken, aber stets mit Gewinn an unsere eigenen Sünden.

Eine Leserin der „Eleison Kommentare“ (Ausgabe Nummer 263) ruft in einem Brief diese uralte Weisheit in Erinnerung, wenn sie über die „Konziliare Infektion“ sich beklagt, welche für sie daran erkennbar sei, wie in der Priesterbruderschaft St. Pius X. lateinische Messen durch Priester zelebriert und von Laien besucht werden. Wenn ich im folgenden ihre düsteren Beobachtungen zusammenfasse, so nicht deshalb, um Priester und Laien mit dunklen Aussichten zu belasten, sondern um jeden von uns zum Überprüfen seines eigenen Verhaltens anzuregen.

Ganz allgemein gesagt habe, so die Leserin, die „Konziliare Infektion“ bereits seit geraumer Zeit in den Kirchen und Kapellen der Bruderschaft schleichend Einzug gehalten. Sie geht so weit zu sagen, daß die Situation sich verschlechtere und gar verzweifelt sei, und daß der Schaden bereits verursacht sei. Scheinbar habe Latein einen Ehrenplatz über dem wahren Glauben eingenommen – so als ob alles erlaubt sei, wenn nur die Tridentinische Messe in lateinischer Sprache gefeiert wird. Die Laien würden es für normal halten, dort einfach nur anwesend zu sein, weil sie entweder nicht verstanden oder aber nicht bewahrt hätten, was die Hl. Messe wirklich ist. Viele Laien würden während der Hl. Messe tagträumen und die Hl. Kommunion dann, wie in der Neukirche, auf sehr ungebührliche Weise empfangen.

Die Leserin hält die Priester der Bruderschaft verantwortlich dafür, den Glauben bzw. die Hl. Messe nicht genügend dargelegt zu haben. Auch stellt sie im Hinblick auf deren Predigten manchmal die Frage, ob diese Priester überhaupt verstünden, was sie verkünden. Bisweilen, so die Leserin, wirke die persönlichen Vorstellungen des Priesters in Kombination mit seiner Predigt im Gesamtzusammenhang betrachtet bereits konziliar. Liturgische Regeln würden nicht beachtet, die Meßrubriken nicht konsequent eingehalten und der Meßkanon heruntergeleiert. Kurz gesagt sei diese Leserin nicht überrascht, daß eine ganze Reihe von Priestern und Laien der Bruderschaft der Neukirche sich anzuschließen bereit sei, oder im Geiste bereits zu dieser Neukirche gehöre.

Vernünftigerweise wird nun niemand behaupten, daß die düstere Beschreibung aus dem Leserbrief für alle Hl. Messen der Bruderschaft gelte. Dennoch gehört es zur Verderbtheit unserer Zeit, daß ein – wie von dieser Leserin beobachteter – Verfall heutzutage allzu normal ist. Denn der verderbliche Einfluß gefährdet gleichermaßen Priester und Laien, und er zwingt uns genau zu beobachten, ob die Verderbtheit sich nicht bereits in uns eingeschlichen hat. Schwester Lucia von Fatima sagte einmal in den 1950er-Jahren, daß die Laien sich nicht mehr länger darauf verlassen können, daß der Klerus alle Arbeit für die Gläubigen erledigt, damit sie in den Himmel kommen. Tatsächlich konnten die Laien sich nie blind darauf verlassen, aber auch heute stellt ein gewisser fauler „Gehorsam“ eine häufige Versuchung dar. Wenn die Laien gute Priester als geistliche Führer haben möchten und wenn sie nicht wollen, daß die Bruderschaft konziliar werde, dann sollen die Laien daran denken, ihr eigenes Haus in Ordnung zu bringen – beispielsweise durch die Eigenbeobachtung, wie sie und ihre Familien jeweils der Hl. Messe beiwohnen.

Wir Priester wiederum sollen die ernste Warnung des Propheten Ezechiel (Vers 3,17–21) an die geistlichen Hirten nicht vergessen: Wenn die Geistlichen dem Volk predigen, wie es sündigt, und es fährt trotzdem mit dem Sündigen fort, so wird Gott es bestrafen, jedoch die Seelenhirten dafür nicht zur Verantwortung ziehen. Wenn hingegen das Volk sündigt und die Geistlichen ihnen nicht vorhalten, inwieweit sie sündigen, so wird Gott die Seelenhirten für die Sünden des Volkes verantwortlich machen. „Denn die Zeit ist da, daß das Gericht seinen Anfang nehmen soll beim Hause Gottes.“ (Erster Petrusbrief 4,17)

Deswegen zählt, daß ein jeder von uns alles in seiner Macht stehende tut, um die Priesterbruderschaft davon abzuhalten, die „Konziliare Infektion“ einzufangen. Das ist heutzutage leichter gesagt als getan, aber wie schon der Hl. Paulus im Ersten Korintherbrief 4,3–5 vorschreibt: Jeder von uns soll auf seine eigenen Sünden schauen. Gott ist es, der richtet.

Kyrie eleison.

Ein Kapitel

Ein Kapitel posted in Eleison Kommentare on August 4, 2012

Wie viele Leser bereits wissen, wurde auf der jüngsten Kapitelversammlung der Oberen der Priesterbruderschaft St. Pius X. im schweizerischen Ecône ein gewisser Bischof aus dem Kapitel ausgeschlossen. Als Begründung für den Ausschluß wurde anscheinend der „Eleison Kommentar“ Nummer 257 vom 16. Juni 2012 herangezogen, welcher eine Adaption des Galaterbriefes 5,12 vornahm, wo der Hl. Paulus ausdrücklich das „Abschneiden“ der judaisierenden Zerstörer des katholischen Glaubens wünscht. Die Kirchenlehrer Ambrosius, Hieronymus, Augustinus und Chrysostomus denken jedoch allesamt, daß im Zusammenhang betrachtet der Paulinische Wunsch nicht das Leben, sondern das Mannestum der Judaisierer meint. Chrysostomus hält die Stelle sogar für scherzhaft gemeint.

Als ich jedoch hörte, wie ernst dieser Scherz auf dem Generalkapitel verwendet wurde, da hatte ich zugegebenermaßen eine neckische Vision: Ich stellte mir vor, wie die edlen Kollegen im Bruderschaftshauptquartier des Nachts durch das Fenster Ausschau hielten nach einem schlaksigen bischöflichen Engländer, welcher als „Jack der Ripper“ tief verkleidet in den Büschen herumschlich, ein langes, im Mondschein schimmerndes Tranchiermesser in der Hand, und welcher nach einem Opfer suchte, um es in Stücke schneiden zu können. Liebe Kollegen, schlafen Sie beruhigt, denn ich hege keine mörderischen Absichten. Wirklich!

Dennoch war das Kapitel eine ernsthafte Angelegenheit. Wie lautet sein Ergebnis? Es verabschiedete vor allem eine Erklärung, welche einige Tage später veröffentlicht wurde, sowie sechs Bedingungen für ein zukünftiges Abkommen zwischen Rom und der Bruderschaft. Durch ein Leck tauchten diese Bedingungen kurz danach im Internet auf (ich halte dieses Leck nicht für unvernünftig, wenn wir bedenken, wie viele Katholiken momentan ihren Glauben und ihr Seelenheil der Priesterbruderschaft anvertrauen). Zwar gebührt jenen guten Männern auf dem Generalkapitel alle Ehre, die mit all ihren Kräften den Schaden zu begrenzen versuchten. Wenn allerdings die Erklärung und die Vorbedingungen den jetzigen Geisteszustand der Bruderschaftsführung als Ganzes widerspiegeln, so gibt es ernsthaften Grund zur Sorge.

Vergleichen wir diese Erklärung des Jahres 2012 für ein paar Augenblicke mit der Grundsatzerklärung von Erzbischof Lefebvre aus dem Jahre 1974. Unverwandt müssen wir uns dann fragen, was aus der Bruderschaft geworden ist. Der Erzbischof verurteilte ausdrücklich und wiederholt die aus dem Zweiten Vatikanischen Konzil hervorgegangene Reform („Da diese Reform vom Liberalismus und vom Modernismus ausgeht, ist sie völlig vergiftet. Sie stammt aus der Häresie und führt zur Häresie . . .”), und zog dadurch den Zorn der Konzilspäpste auf sich. Im Gegensatz dazu erwähnt die Erklärung von 2012 nur einmal das Konzil mit seinen „Neuerungen,“ welche lediglich „mit Irrtümern befleckt“ seien. Man kann sich leicht vorstellen, daß selbst Benedikt XVI. solche Worte unterschreiben würde. Hält denn die Priesterbruderschaft die Konzilspäpste inzwischen nicht mehr für ein ernsthaftes Problem?

Die sechs Bedingungen für ein zukünftiges Abkommen zwischen Rom und der Bruderschaft verdienen eine eingehende Betrachtung. An dieser Stelle möge die Feststellung genügen, daß die Bedingung des Generalkapitels aus dem Jahre 2006, wonach ein praktisches Abkommen erst nach einer lehrmäßigen Einigung erfolgen könne, nun anscheinend komplett über Bord geworfen wurde. Denkt also die Bruderschaft inzwischen, daß die Glaubenslehre der Römer, denen sie sich unterstellen würde, nun nicht mehr so wichtig ist? Oder erliegt die Bruderschaft etwa selber den Reizen des Liberalismus?

Als gegensätzlichen Standpunkt zu dieser Haltung möchte ich eine Sammlung von „Predigten und Lehrvorträgen“ bewerben, die Seine Exzellenz „Jack der Ripper“ in den Jahren 1994 bis 2009 hielt. Diese Sammlung ist nun auf sieben CD verfügbar (mit einem Preisnachlaß bis Ende des Monats): www.​truerestorationpress.​com/​node/​52

Nicht jedes Wort aus diesen 30 Stunden an Aufnahmen mag golden sein, und manche Worte sind gewiß etwas zu temperamentvoll geraten, aber wenigstens wurde die Anstrengung unternommen, die Feinde anstatt die Freunde unseres katholischen Glaubens auszuweiden.

Kyrie eleison.

Moderne Galater

Moderne Galater posted in Eleison Kommentare on Juni 16, 2012

„O ihr unverständigen Galater!,“ ruft der Hl. Paulus aus (Galaterbrief 3,1), als er eine seiner geliebten Gemeinden zusammenstauchen mußte. Denn diese fiel vom Neuen Testament zum Alten Testament ab bzw. wollte dahin zurückgehen, um die Judaisierer zufriedenzustellen, welche die Galater wieder „den Elementen der Welt versklavt“ hätten (Gal. 4,3). Diese Tirade des Apostels können wir bemerkenswert leicht auf die traditionellen Katholiken anwenden, welche derzeit in Versuchung sind, zu den konziliaren Autoritäten abzufallen, um dem Konzilstext Nostra Aetate zu genügen. Es ist eben dieselbe Welt, dasselbe Fleisch und derselbe Teufel wie damals. Möge der Hl. Paulus mir nachsehen, wenn ich nun einige Verse seines Briefes in unsere Zeit übertrage:—

„O ihr unverständigen Traditionskatholiken! Wer hat euch verzaubert, daß ihr der Tradition unseres Herrn Jesus Christus nicht mehr folgt, so wie sie doch euch ausgelegt wurde? Nur dies möchte ich von euch erfahren: Habt ihr wegen des Zweiten Vatikanums oder wegen der katholischen Tradition jahrelang ein katholisches Leben führen können? Seid ihr so töricht, die Früchte der Tradition erlebt zu haben und sie jetzt aufzugeben, indem ihr euch selber wieder unter die konziliare Autorität stellt? Habt ihr alle die vielen Früchte vergeblich erfahren? (3,1–4)“

„Ich staune, daß ihr so rasch vom Kurs Erzbischof Lefebvres, der euch in Christi Gnade berief, abweicht, und hin zu diesem neuen Evangelium des Zweiten Vatikanischen Konzils gleitet – wo dieses doch gar kein Evangelium ist. Aber diese Modernisten verwirren euch und wollen das Evangelium Christi verkehren. Doch selbst wenn wir oder ein Engel vom Himmel euch verkünden würden, daß dieses Konzil gar nicht so schlecht wäre, so werft ihn hinaus und hört nicht hin! Ich sage es noch einmal: Wer vorgibt, daß Erzbischof Lefebvre heute für einen Vertrag mit dem Konzilsrom wäre, gehört hinausgeworfen! Denn wem wollen wir gefallen? Reden wir den Römern zuliebe oder Gott zuliebe? Gefiele ich diesen Römern, so wäre ich nicht Christi Knecht! (1,6–10)“

„Damals, als ihr noch nicht bei der Tradition wart, dientet ihr Kirchenmännern, welche die Kirche der Welt aushändigten. Jetzt aber, da ihr die Tradition kennt, wie könnt ihr wieder zurückkehren wollen zur Welt und unter die konziliaren Autoritäten? (4,8–9) Bin ich denn nun Feind der Priesterbruderschaft geworden, der ich euch die Wahrheit sage? Jene, die euch irreführen, geben vor, euren Interessen zu dienen; aber sie wollen euch Erzbischof Lefebvre vergessen lassen, damit ihr ihren eigenen Interessen dient. (4,16–17) Seid also standhaft und laßt euch nicht wieder unter das Joch des Konzils bringen. (5,1) Euch ging es doch gut, wie könnt ihr euch jetzt von der Wahrheit abbringen lassen? Der euch dies antut, ist kein Knecht Gottes! Ich habe Vertrauen im Herrn, daß ihr zu Sinnen kommen werdet. Wer euch aber irre macht, der wird die schwere Verantwortung zu tragen haben. Würde ich denn so verfolgt werden, wenn ich die Welt predigen würde? Wer die Tradition entstellt, sollte mehr als nur beschnitten werden! (5,7–12)“

„Jene, welche die Priesterbruderschaft St. Pius X. das Zweite Vatikanum „Nummer 2“ durchexerzieren lassen möchten, wollen lediglich der Verfolgung um des Kreuzes Christi willen entgehen. Diese wollen, daß ihr weltlich werdet und nur äußerlich traditionell seid; diese wollen zurück zu den Judaisierern in Rom. Mir sei es ferne, mich in etwas anderem zu rühmen als im Kreuze unseres Herrn Jesus Christus, durch den mir die Welt gekreuzigt ist und ich der Welt. Und alle, die der Tradition auf diese Weise folgen: Heil über sie und Erbarmen. (6,12–16)“

Lesen Sie nun den echten Galaterbrief des Hl. Paulus. Niemand soll behaupten, daß das Wort Gottes nicht mehr gilt!

Kyrie eleison.

Neujahr

Neujahr posted in Eleison Kommentare on Dezember 31, 2011

Ein weiteres Jahr geht zu Ende, ohne daß der Himmel eingestürzt ist. Daß er einstürzen wird, sage ich allerdings seit Jahrzehnten – beispielsweise zu einer kleinen Gruppe von Leuten in Frankreich vor einigen Jahren. Unter ihnen befand sich ein Bruderschaftspriester, der Seminarist in Ecône war, als ich in den 1970er und frühen 1980er Jahren dort als Professor wirkte. „Eure Exzellenz,“ erwiderte er diesmal, „sagten Sie das nicht schon vor 25 Jahren?“ Allerdings hatte er dabei ein Lächeln auf den Lippen – vielleicht weil er dachte, daß ich damit eines Tages Recht haben könnte.

Wird also 2012 das Jahr werden, in welchem der Himmel einstürzt? Viele weltliche Kommentatoren meinen, daß es durchaus dieses neue Jahr sein könnte, wo die Weltwirtschaft zusammenbricht. Mit Sicherheit können Schulden nicht mehr länger aufgehäuft werden, wie es über Jahrzehnte hinweg praktiziert worden ist. Beispielsweise sind die Ansprüche auf staatliche Sozialleistungen in vielen westlichen Demokratien eine geradezu untragbare Haushaltsbelastung. Doch der demokratische Politiker ist schon fast per Definition nicht in der Lage, die einschneidenden Beschlüsse zu fassen, welche für eine Wiederherstellung der finanzpolitischen Vernunft notwendig sind. Denn wenn er wiedergewählt werden will, kann er die Sozialleistungen nicht antasten. Vernünftigerweise sagt man, daß eine Demokratie nur solange funktioniert, wie die Menschen nicht begreifen, daß die Staatskasse ihnen gehört.

Ist 2012 dann das Jahr, in welchem die westlichen Demokratien schlußendlich zusammenbrechen? Vielleicht, aber vielleicht auch nicht. Heutzutage haben viele Menschen bereits eine Vorahnung von einer anstehenden Katastrophe. Es wird gesagt, daß das Unheil nicht noch einmal 30 Jahre auf sich warten lassen wird. Doch das sagt man nun schon seit vielen Jahren. Vielleicht sind die Menschen so trunken vom Liberalismus, daß selbst eine ständig steigende Dosis an neuem Chaos sie nicht bekümmert? Nichtsdestotrotz gilt das alte Sprichwort: Gottes Mühlen mahlen langsam, aber trefflich fein. Anders gesagt müssen alle Rechnungen Gottes irgendwann bezahlt werden. Dieser Tag der Abrechnung wird kommen, und es wird um wesentlich mehr gehen als bloß um Sozialleistungsansprüche.

Wird diese Abrechnung dieses Jahr, nächstes Jahr, irgendwann oder gar niemals kommen? Sicherlich nicht niemals. Sie wird zu Gottes Zeitpunkt stattfinden; die Jahreszahl ist dann relativ unwichtig. Wie Hamlet sagt (5. Akt, 2. Szene): „Es waltet eine besondere Vorsehung über den Fall eines Sperlings. Geschieht es jetzt, so geschieht es nicht in Zukunft; geschieht es nicht in Zukunft, so geschieht es jetzt; geschieht es jetzt nicht, so geschieht es doch einmal in Zukunft. In Bereitschaft sein ist alles.“ Es gibt eine Vorsehung. Es gibt einen Gott, und seine Wahl des richtigen Zeitpunktes ist die beste. Wie das deutsche Sprichwort sagt: „Gottes Zeit ist die allerbeste Zeit.“

Auch verlangt Gott von den meisten von uns nicht sogleich Maßnahmen, um Kirche und Welt aufzuhalten auf ihrem gegenwärtigen Weg in die Vernichtung. Ich wette darauf, daß viele öffentliche Führer dieser Welt im Privaten sich hilflos fühlen, etwas zu unternehmen. Und ich frage mich, ob selbst die geheimen, auf die Weltherrschaft versessenen Weltbeherrscher wirklich immer zuversichtlich sind, ihre Partie auch voll unter Kontrolle zu haben. „Nur ich kann Euch jetzt noch helfen,“ hat die Muttergottes gesagt.

Was Gott allerdings von uns verlangt, ist, in seiner Gnade zu leben und ihm zu vertrauen. Wenn der Zusammenbruch kommt – sei es im Jahre 2012 oder später –, wird er aus menschlicher Sicht zweifellos recht unangenehm werden. Doch aus Gottes Sicht sind seine Züchtigungen Akte der Barmherzigkeit. Der Heilige Paulus zitiert das Buch der Sprüche (3,11–12): „Mein Sohn, achte nicht gering die Züchtigung des Herrn und verzage nicht, wenn Du von ihm gestraft wirst; denn wen der Herr lieb hat, denn züchtigt er.“ Und der Heilige Paulus fährt fort (Hebräerbrief 12,7–8): „Haltet aus unter der Züchtigung! Gott verfährt mit Euch als seinen Söhnen; denn wo ist ein Sohn, den der Vater nicht züchtigt? Wäret Ihr frei von Züchtigung, wie sie alle anderen erfahren haben, wäret Ihr nicht vollgültige und echte Söhne.“

Das katholische In-Bereitschaft-Sein ist alles.

Frohes Neues Jahr!

Kyrie eleison.