Evangelium

Einige Lehren der Karwoche

Einige Lehren der Karwoche on April 13, 2019

Keine anderen Stellen aus der Heiligen Schrift können so lehrreich sein wie die der Karwoche. Hier einige in chronologischer Reihenfolge angeführte Auszüge aus der Passion Unseres Herrn, die für unsere Zeit – die Zeit der Passion Seiner Kirche – von besonderer Bedeutung sind.

Lukas XIX, 40: „Wenn diese [Jünger] schweigen, werden die Steine schreien.“ Als sich Jesus am Palmsonntag Einzug in Jerusalem hält, preist ihn die Menge laut. Die Pharisäer beklagen sich über den Lärm. Aber Gottes Wahrheit wird gehört werden. Da die Priesterbruderschaft St. Pius X. in Schweigen verfällt, muss jemand anderes jene Wahrheit verkünden, die sie einst verkündet hat.

Johannes XVII, 15: „Ich bitte nicht, dass Du sie aus der Welt nimmst, sondern dass Du sie bewahrst vor dem Bösen.“ Nach dem Abendmahl, unmittelbar bevor sie den Speiseraum verlassen, betet Jesus zu Seinem Vater im Himmel für seine Apostel, nicht aber darum, dass ihnen das Leben leicht gemacht werde. Warum sollte also das Leben heute für die Katholiken leicht gemacht werden?

Matthäus XXVI, 31: „Ich werde den Hirten schlagen, und die Schafe der Herde werden sich zerstreuen.“ Auf dem Ölberg sagt Jesus Seinen Aposteln, dass sie alle ängstlich von ihm weichen werden, und er zitiert aus dem Alten Testament (Sacharja XIII, 7.) Heute, wo der Papst in seinem Glauben verkrüppelt ist, ist auch die ganze katholische Kirche mehr oder weniger verkrüppelt.

Matthäus XXVI, 40: „Wacht und betet. Im Garten Gethsemane, wo Jesus schon bald verraten werden wird, mahnt er Seine Apostel, sich durch das Gebet auf die Stunde ihrer Prüfung vorzubereiten. Er sagt nicht einfach „Betet,“ ja nicht einmal „Betet und wacht,“ sondern „Wacht und betet,“ denn wenn sie ihre Augen nicht offenhalten, wenn sie aufhören, wachsam zu bleiben, werden sie auch aufhören zu beten. Heute scheint die grosse Stunde der Prüfung für die Kirche unmittelbar bevorzustehen.

Johannes XXVIII, 6: „Und als Jesus zu ihnen sprach: Ich bin’s, wichen sie zurück und fielen zu Boden. Als die Hauptleute des Tempels Jesus umstellen, gibt Er sich furchtlos zu erkennen und entfacht für einen Augenblick einen einzigen Funken Seiner göttlichen Macht – sie fallen alle zu Boden. Ein abermaliger Funke dieser Art könnte die Kirche heutzutage augenblicklich retten, aber das würde die Herzen der Menschen nicht gewinnen. Die heutige Prüfung der Kirche muss sich erfüllen.

Matthäus XXVI, 52: „Stecke dein Schwert an seinen Ort. Denn wer das Schwert nimmt, wird durch das Schwert umkommen.“ Petrus ist von männlichem Ungestüm beseelt, er liebt Seinen Herrn, er will Ihn unter allen Umständen verteidigen, aber er hat Ihn nicht verstanden – Jesus wird der König der Herzen sein, nicht der wilde Krieger mit der Keule. Mutige Menschen wollen die Kirche heute unbedingt durch die Tat verteidigen, weil sie sich nicht damit zufrieden geben, „nur“ zu beten, doch sie mögen beten, denn sonst werden sie fliehen wie weiland die Apostel (Vers 56).

Lukas XXII, 53: „Dies ist eure Stunde und die Macht der Finsternis.“ Jesus steht unmittelbar vor seiner Verhaftung durch die Hauptleute des Tempels. Er tadelt sie mild dafür, dass sie Ihn nicht bei Tageslicht festgenommen haben, als Er offen im Tempel predigte, sondern Ihn bei Nacht verhaften mussten, als sich keine wohlgesonnenen Massen um Ihn scharten, um Ihn zu schützen. Niemals in der Geschichte ist Er so verlassen und sind die Zeiten so finster gewesen wie heute.

Matthäus XXVII, 25, 26: „Und das ganze Volk antwortete und sprach: Sein Blut komme über uns und unsere Kinder. Dann übergab er ihnen den Barrabas, Jesus aber liess er geisseln und überlieferte ihn, damit er gekreuzigt werde.“ Sicherlich war „das Volk“ hier nicht nur die „Hohepriester und die Ältesten,“ die forderten, ihnen den Barrabas zu übergeben und Jesus kreuzigen zu lassen, sondern die ganze Menge vor Pilatus, die drauf und dran war, einen Tumult auszulösen (24), welche Pilatus zum Nachgeben veranlasste, indem sie die Verantwortung für den Gottesmord (den Tod Gottes in seiner menschlichen Natur) sich selbst und ihren Nachkommen aufbürdete. Nun bestand diese Menge in ihrer überwältigenden Mehrheit aus Juden und gab sich als solche zu erkennen („Wir und unsere Kinder“). Aus diesem Grund lastet die Schuld am Gottesmord auf ihr und ihren Kindern, ausser wenn und bis sie ihren eigenen wahren Messias anerkennen und anbeten. Aber die Schrift sagt, dass dies erst am Ende der Welt zugleich geschehen wird (z. B. Römer XI, 25–27). Als wahrer Katholik bat Papst Leon XIII (1878–1903) darum, dass dieses Blut über die Juden kommen möge, jedoch nicht als Fluch, sondern als heilendes Elixier (Akt der Weihung der Welt an das Heilige Herz Jesu). Bis es soweit ist, dienen sie Gott, indem sie die ganze Menschheit für ihren Glaubensabfall geisseln.

Kyrie eleison.

Pathologischer Zustand

Pathologischer Zustand on August 17, 2013

Isabella die Katholische, die große Königin von Spanien, soll einmal ein Gemälde in Auftrag gegeben haben, welches einen Priester am Altar, ein Weib bei der Geburt und einen Verbrecher beim Gehängtwerden zeigen sollte. Sprich, ein jeder soll tun, wozu er bestimmt ist, und nichts anderes. Allerdings wiesen die „Eleison Kommentare“ letzte Woche darauf hin, daß die Menschen heute nicht mehr ihrer Bestimmung nachkommen: Lehrer lehren oft nicht mehr, Ärzte heilen oft nicht mehr, Polizisten schützen oft nicht mehr und – am allerschlimmsten, hätte ich anfügen können – sind Priester oft keine Männer Gottes mehr. Ein italienischer Freund meinerseits bezeichnet diese Fehlanpassung an die Wirklichkeit als „pathologisch,“ was ein heute weitverbreitetes modernes Wort ist.

Dieses Wort „pathologisch“ gehört eigentlich zum Kauderwelsch der Psychiater, das zurecht als „Psychogebabbel“ bekannt ist, weil es altbekannte Miseren der gefallenen Menschennatur lediglich durch nagelneue, vielsilbige Worte verschleiert. Zwar können Psychiater, die selber gottlos sind, keine von der Gottlosigkeit stammenden Probleme lösen, doch sozusagen versuchen sie es wenigstens. Die Neuheit „Psychogebabbel“ kann also wenigstens zur Verdeutlichung der Tatsache dienen, daß die in den heutigen Menschen angehäuften Miseren, durch das Anhäufen der Gottlosigkeit der letzten Jahrhunderte entstanden, ein noch nie dagewesenes Element mit sich bringen. Mein Freund schreibt:

„Der Begriff Pathologie kann eine gelegentliche oder angeborene Krankheit, und im erweiterten Sinne eine abnormale bzw. verzerrte Seinsweise, bedeuten, welche – ob angeeignet oder angeboren – zu einem Teil des Zustandes einer Einzelperson geworden ist. Im erweiterten Sinne können wir denselben Begriff auf eine Gruppe von Einzelnen oder auf eine Gesellschaft anwenden. Auf diese Weise können wir auch von einem pathologischen, d.h. krankhaften und abnormalen, Zustand der modernen Welt sprechen. Die betroffene Person oder Gruppe von Personen erkennt diesen Zustand, ob angeeignet oder angeboren, nicht mehr als das, was er in Wirklichkeit ist. Vielmehr sehen die Betroffenen diesen Zustand sogar als normal an, und benutzen ihn als Schutzschild oder rühmen sich damit. Somit wird die Abnormalität normal und das Normale abnormal. Dies ist das Drama der modernen Welt und des modernen Menschen.“

Mit diesem Wissen würden wir uns darauf warten, dass Priester den Altar vernachlässigen, Weiber nicht mehr gebären und Verbrecher nicht mehr gehängt werden. Tatsächlich ist das genau der Zustand der Welt, in welcher wir leben – somit paßt das Psychogebabbel also. Wie Katholiken auf diesen pathologischen Zustand der modernen Welt reagieren sollten, erklärt mein Freund wie folgt:

„Wir Katholiken sollten begreifen, daß wir eine noch nie dagewesene Situation erleben, wo jeder Sinn für die objektive Wirklichkeit immer mehr verlorengeht. Für die Kirche bedeutet dies, daß Bezugspunkte, welche vor 50 Jahren noch gültig waren, heute nicht mehr gelten. Wir benötigen also verschiedene Lösungen, welche einerseits die Möglichkeit einer weiter zunehmenden Unordnung berücksichtigen, und andererseits dehnbar genug sind, um einer ständig schlimmer werdenden Situation sich anpassen zu können. Weil die Glaubenslehre vorrangig und entscheidend ist, muß den Katholiken und zukünftigen Priestern eigentlich gelehrt werden, wie einzigartig diese Endzeiten sind. Die Evangelien berichten uns, daß diese Endzeiten in Zukunft kommen werden, doch wir erleben sie bereits jetzt, und sie können nur schlimmer werden, bis Gott schlußendlich sagt: das Maß ist voll!“

Kurz gesagt hat der über die Jahrhunderte stärker werdende Glaubensabfall in der Menschheit eine solche Verweigerung gegenüber der Wirklichkeit anschwellen lassen, daß sie zurecht „pathologisch“ genannt werden kann. Und sie verursacht ein beispielloses Ausmaß an Not in den Seelen; eine Not, welche von einem ähnlich beispiellosen Ausmaß an Wohlstand in keiner Weise gelindert wird. Die katholische Kirche bekämpfte diesen Glaubensabfall, doch als sie ihren Kampf auf dem Zweiten Vatikanischen Konzil aufgab, übernahm der pathologische Wahn die Welt, welche seither in Richtung Antichrist torkelt. Inmitten der zerbröckelnden Kirche baute Erzbischof Lefebvre eine Festung geistlicher Gesundheit auf; doch nun ist dieselbe Pathologie dabei, seine Priestergesellschaft zu überwältigen.

Ihr Lehrer, lehrt! Ihr Ärzte, heilt! Ihr Weiber, gebärt! Ihr Priester, studiert alles, was Erzbischof Lefebvre sagte und tat. Königin Isabella, bitte für uns!

Kyrie eleison.

Gelähmte Autorität – II.

Gelähmte Autorität – II. on Juni 29, 2013

Wieder drängt ein wackerer Teilnehmer der heutigen katholischen „Widerstandsbewegung“ mich, doch ihre Führung zu übernehmen. Seine angegebene Begründung lautet nach wie vor, daß ich der einzige Bischof mit einem Part in dieser Bewegung sei, welche dem inneren Zerfall der Priesterbruderschaft St. Pius X. sich entgegenstellt. Doch Gott gab den letzten Atemzug der echten Kirchenautorität an Erzbischof Lefebvre, dessen Nachfolger diesen Atemzug allerdings grausam mißbrauchten. Warum sollte ihn Gott noch einmal geben? Zwischen den 1970er- und 2010er-Jahren ist die Kirchenkrise nur noch viel schlimmer geworden. Auf die Gefahr hin, viele von Ihnen zu verärgern, bringe ich im folgenden die Hauptargumente des wackeren Teilnehmers und dann meine Antworten, die ich niemandem aufzwingen, jedoch allen vorschlagen möchte:—

1) „Die große Meinungsvielfalt unter den Priestern der Widerstandsbewegung verwirrt die Laien.“

* Um allerdings Meinungen leiten zu können, bedarf es der Autorität (siehe oben). Vielleicht verdienen die Katholiken aber auch, mit Verwirrung geschlagen zu sein, nachdem so viele von ihnen blindlings dem Zweiten Vatikanischen Konzil gefolgt sind und heute der Bruderschaft blind folgen. Vielleicht hat Gott genug vom blinden Gehorsam der Katholiken. Vielleicht will er, daß die Katholiken ihre eigenen Köpfe benutzen und selber denken, anstatt ihr blindes „Gehorchen“ als faulenzerischen Weg in den Himmel zu verwenden.

2) „Vor allem herrscht Verwirrung über die Frage, ob das sinkende Schiff nun zu verlassen ist, d.h. ob man aufhören soll, Bruderschaftsmessen zu besuchen.“

* Soll eine Ansicht wirklich allen Fällen genügen? Die Frage des Verlassens hängt von vielen verschiedenen Umständen ab. Zugegebenermaßen geraten jene, welche beim gegenwärtigen falschen Kurs der Bruderschaft bleiben, tatsächlich in die Gefahr eines langsamen Abgleitens. Dennoch benötigen Seelen die Hl. Sakramente, und keinesfalls sind alle Bruderschaftspriester bereits Verräter. Beispielsweise war in Frankreich die erste Auflage eines kürzlich erschienenes Buches, welches auf 350 Seiten rund 90% Zitate von Erzbischof Lefebvre bringt, schon nach zwei Wochen vergriffen. Herausgegeben vom Bruderschaftspriester Hw. François Pivert. Das ist ein Zeichen der Hoffnung; möge Gott ihn dafür segnen.

3) „Die Reibereien zwischen Priestern der Widerstandsbewegung könnten zur Selbstzerstörung der ganzen Bewegung führen.“

* Persönliche Reibereien hat es unter Priestern immer gegeben und wird es auch immer geben. Doktrinelle, d.h. lehrmäßige, Reibereien sind hingegen deutlich schwerwiegender. Besonders die doktrinelle Treue hat die Bruderschaft zusammengehalten, während jetzt die lehrmäßige Untreue sie zerstört. Nur diese doktrinelle Treue stellt unseren einen und einzigen Glauben sicher, welcher die Grundlage dessen ist, was überhaupt vom Katholizismus in der Kirche, in der Bruderschaft oder in der „Widerstandsbewegung“ überleben wird.

4) „Ohne Haupt und Hierarchie kann die Kirche nicht auskommen. Gott will, daß wir geordnet sind.“

* Normalerweise kann die Kirche tatsächlich nicht ohne Haupt und Hierarchie sein, doch hat der moderne Mensch eine abnorme Situation geschaffen. Während der heidnische Hauptmann in den Evangelien (Matthäus 8,6–10) ein natürliches Gespür für das Befehligen und das Gehorchen hatte (beides gehört zusammen), so hat der „demokratische“ Mensch im Namen der Freiheit willentlich beides verlernt. Daher zerstören willkürliches Befehlen und unmäßiges Gehorchen jetzt die Bruderschaft, so wie sie auch die Amtskirche weitgehend zerstört haben. Der Grund ist, daß heute sowohl den Herrschern als auch den Beherrschten das Gespür und die Liebe zur objektiven Wahrheit fehlt, welche über diesen beiden Gruppen steht und welche bei Beachtung Autorität und Gehorsam der beiden Gruppen mühelos miteinander in Einklang bringt. Vielleicht will Gott, daß wir stärker die Doktrin verfolgen als die Organisation.

Abschließend können wir sagen, daß diese außergewöhnliche Kirchenprüfung so lange andauern wird, wie Gott sie für die Reinigung seiner Kirche als notwendig erachtet. Inzwischen sind wir im 21. Jahrhundert angelangt und mir dünkt, daß nicht mehr genug katholisches Stroh vorhanden ist, um einen katholischen Ziegel zu formen im Stile der Bruderschaft des späten 20. Jahrhunderts. Geduld; denn Gottes Wille wird erfüllt werden. Es ist seine Kirche und er wacht über sie. Üben wir uns in Geduld.

Kyrie eleison.

GREC – IV.

GREC – IV. on April 27, 2013

Eine Leserin des ersten „Eleison Kommentars“ über GREC (Ausgabe EC 294 vom 2. März) beklagte sich brieflich bei mir, daß ich GREC mißverstanden hätte. Zu Erinnerung: GREC ist jene Pariser Gruppe von Katholiken, welche in den späten 1990iger-Jahren gegründet worden war mit dem Ziel, Traditionalisten und Amtskirchen-Katholiken zusammenzubringen, damit diese zum Wohle der Mutter Kirche friedlich miteinander nachdenken und sprechen könnten. Gerne korrigiere ich sachliche Fehler, auf welche die Leserin mich hinwies. Auch gebe ich gerne meine von dieser Leserin herausgestellten persönlichen Mängel zu. Allerdings muß ich ihr in einem wesentlichen Punkt widersprechen.

Zuerst zu den sachlichen Fehlern: Herr Gilbert Pérol war nicht, wie ich schrieb, französischer Botschafter im Vatikan, sondern in Italien. Außerdem war er kein „Laienmitarbeiter“ von Hw. Michel Lelong vom Orden der Weißen Väter, sondern sein Freund. Und zu guter Letzt wurde GREC nicht in „den Salonen von Paris“ gegründet, sondern in der Wohnung der Botschafterwitwe Frau Huguette Pérol. Wie mir mitgeteilt wurde, übernimmt Frau Pérol die volle Verantwortung für die Gründung von GREC, die nur erfolgt sei, um der Kirche zu helfen, und die mithilfe von Personen stattgefunden habe, welche „fähig sind und denen daran liegt, treu zum Evangelium und der Tradition zu stehen.“

Bezüglich meiner Mängel schrieb sie mir, daß ich „völlig eingebildet“ und „ignorant“ sei, daß mir Bescheidenheit und Diplomatie abgehe, daß ich ungenügenden Respekt vor Toten zeigen würde und daß ich meinen Kommentar in einem sarkastischen Ton abgefaßt hätte, welcher weder einer gebildeten Person noch eines Priesters würdig wäre. Gnädige Frau, wie froh wäre ich doch, wenn dies meine schlimmsten Fehler wären, für welche ich vor Gottes Richterstuhl mich werde verantworten müssen. Bitte beten Sie für mein persönliches Gericht.

Meinen Sarkasmus betreffend möchte ich jedoch geltend machen, daß ich nicht Herrn Pérol im Blick hatte, als ich über die Nostalgie der heutigen Katholiken bezüglich des Katholizismus der 1950iger-Jahre spottete. Vielmehr hatte ich die Menge an heutigen Katholiken vor Augen, welche nicht erkennen, warum Gott in erster Linie zuließ, daß das Zweite Vatikanum die Amtskirche von der katholischen Tradition trennte, und trotzdem will diese Menge zum vorkonziliaren Rührseligkeitsglauben zurückkehren, welcher ja erst schnurstracks zum Vatikanum II geführt hat! Gnädige Frau, dieser entscheidende Punkt hat nichts mit subjektiven Personen, aber alles mit objektiver Doktrin zu tun.

Aus diesem Grund muß ich Ihnen widersprechen hinsichtlich der angeblichen Fähigkeit und Glaubenstreue jener Personen, welche der Frau Pérol beim Gründen von GREC halfen. Daß ein Berufsdiplomat auf die Mittel der Diplomatie zurückgreift, um Grundsatzprobleme doktrineller Art zu lösen, ist verfehlt, aber immerhin verständlich. Daß ein Konzilspriester wie Hw. Lelong ein solcherart diplomatisches Unterfangen förderte, ist auf noch ernstere Weise verfehlt, aber immer noch verständlich vor dem Hintergrund, daß das Zweite Vatikanum die gesamte Doktrin untergrub, indem es den Subjektivismus in der Kirche amtlich machte. Kaum annehmbar ist hingegen, von einer „Fähigkeit und einem Anliegen für das Evangelium und die Tradition“ bei jenen Priestern zu sprechen, die unter Erzbischof Lefebvre ausgebildet worden waren, um die doktrinelle Katastrophe des Zweiten Vatikanums überhaupt erst zu verstehen. So wohlmeinend deren Absichten auch gewesen sein mögen, so hätten diese Priester doch niemals eine grundsätzlich diplomatische Bestrebung fördern, geschweige denn einen aktiven Anteil daran haben dürfen, um eine grundsätzlich doktrinelle Katastrophe zu lösen.

Dennoch trifft auch im Falle dieser Priester teilweise das französische Sprichwort zu: „Alles zu verstehen, heißt alles zu verzeihen.“ Der Erzbischof entstammte einer früheren und gesünderen Generation. Die genannten Priester aber entspringen einer Welt, welche von zwei Weltkriegen erschüttert ist. Es ehrt diese Priester, daß sie für ihre Ausbildung auf die Person des Erzbischofs zurückgriffen. Und während er noch lebte, erhob er uns alle. Doch nahmen diese Priester leider nie seine Doktrin in sich auf. Als er dann starb, fingen sie innerhalb weniger Jahre an zurückzufallen. Und doch lag der Erzbischof richtig, während diese Priester und GREC – verzeihen Sie mir, gnädige Frau – falsch liegen. Gebe Gott, daß sie auf die rechte Spur zurückkommen.

Kyrie eleison.

Hauslektüre

Hauslektüre on Oktober 20, 2012

Die „Eleison-Kommentare“ empfahlen den Lesern vor einiger Zeit, ihre Häuser in Festungen auszubauen, falls ob der Verrücktheit der modernen Zeit die öffentlichen Glaubensfestungen verschwinden könnten. Nun fragten einige Leser, wie ein solcher Festungsbau denn aussehen könnte. Zwar haben diese „Kommentare“ schon einige geistliche und irdische Mittel vorgeschlagen, um das Heim und die Familie schützen zu können; zuvörderst natürlich durch das Rosenkranz-Gebet. Doch eine Art des Festungsausbau blieb bisher unerwähnt, welches ich vermutlich anstelle des Fernsehers einsetzen würde, hätte ich eine Familie zu verteidigen: den Kindern allabendlich ausgewählte Kapitel aus dem Werk „Der Gottmensch“ von Maria Valtorta vorzulesen. Wenn wir dann den letzten Band durchgelesen hätten, so würden wir, stelle ich mir vor, wieder von vorne anfangen – bis alle Kinder das elter liche Heim verlassen hätten.

Nun hat das Werk Valtortas viele und sprachgewandte Feinde. Es besteht aus Episoden über das Leben Unseres Herrn Jesus Christus und Unserer Lieben Frau, angefangen von ihrer Unbefleckten Empfängnis bis hin zu ihrer leiblichen Aufnahme in den Himmel. Maria Valtorta, eine unverheiratete Frau reiferen Alters aus Norditalien, schaute während des Zweiten Weltkrieges diese Episoden als Visionen vom Himmel, wie es glaubhaft scheint. Valtorta war durch eine Rückenverletzung, welche sie Jahre zuvor erlitten hatte und dadurch dauerhaft verkrüppelt war, an das Krankenbett gefesselt. Die im italienischen Original (etwa 4.000 Seiten auf 10 Bände verteilt) eingefügten Anmerkungen zeigen die große Furcht von Valtorta davor, vom Teufel getäuscht zu werden. Tatsächlich bezweifelt eine gewisse Zahl von Menschen, ob das Werk Valtortas auch wirklich von Gott stammt. Gehen wir auf drei der wichtigsten Einwände näher ein.

Erstens wurde das Werk in den 1950er Jahren auf den kirchlichen Index der verbotenen Bücher gesetzt, also kurz bevor Rom in den 1960er Jahren neo-modernistisch wurde. Als Gründe für die Indizierung wurden genannt eine Romantisierung und Sentimentalisierung der Ereignisse im Evangelium. Zweitens werden dem Werk zahlreiche lehrmäßige Irrtümer vorgeworfen. Drittens wandte Erzbischof Lefebvre gegen Valtortas Werk ein, daß das Aufzählen von so vielen materiellen Einzelheiten aus dem Alltagsleben unseres Herrn ihn zu irdisch werden ließe und wir somit zu stark von der geistlichen Ebene der vier Evangelien herabgebracht würden.

Nun zur Erwiderung auf diese drei Einwände. Wie hätten erstens die Modernisten Rom in den 1960er Jahren übernehmen können, wenn sie nicht schon vorher in den 1950er Jahren gut in Rom eingerichtet gewesen wären? Sodann ist das Werk Valtortas, wie auch das Evangelium (siehe Johannes 11,35, usw.) tatsächlich voller Gefühle, die allerdings ihrem jeweiligen Objekt entsprechen und es nicht übertreffen. Meines Erachtens kommt dem gesunden Sachverstand das Werk weder sentimental noch romantisiert vor. Zweitens sind die scheinbaren lehrmäßigen Irrtümer einer nach dem anderen leicht zu entkräften, was ein kompetenter Theologe in den Anmerkungen der italienischen Ausgabe auch durchgeführt hat. Und drittens möchte ich bei allem gebotenen Respekt vor Erzbischof Lefebvre argumentieren, daß der moderne Mensch die in Valtortas Werk beschriebenen irdischen Einzelheiten sogar durchaus braucht, um wieder an die Wirklichkeit des Evangeliums glauben zu können. Hat denn nicht eine zu starke „Spiritualität“ unseren Herrn für den modernen Menschen sozusagen ins „Obergeschoß“ hinauf entrückt, während Kino und Fernsehen den menschlichen Sinn für Realität unten im „Erdgeschoß“ übernommen haben? So wie unser Herr ganz Mensch und ganz Gott war, so ist auch Valtortas Werk zu jeder Zeit sowohl ganz geistlich als auch ganz irdisch.

Aus der nicht-elektronischen Lektüre des Werkes zuhause dürfte, so glaube ich, großer Nutzen erwachsen – zusätzlich zu einem wahrhaftigen Umgang zwischen den vorlesenden Eltern und ihren zuhörenden Kindern. Denn Kinder saugen ihre Umgebung wie Schwämme das Wasser auf. Werden ihnen altersgemäß ausgewählte Kapitel aus diesem Werk vorgelesen, so verspreche ich mir für die Kinder schier endlose Lernmöglichkeiten über das Leben Unseres Herrn und der Muttergottes. Denken wir außerdem an die vielen Fragen, welche die Kinder dann stellen würden. Und erst an die Antworten, mit welchen die Eltern dann aufwarten müßten. Mir dünkt, daß Valtortas Werk ein großartiger Beitrag zum Ausbau des Heimes in eine Festung sein könnte.

Kyrie eleison.

„Rebellisch und entzweiend“

„Rebellisch und entzweiend“ on September 15, 2012

Das Johannesevangelium erteilt uns heute im siebten Kapitel eine besondere Lektion: Wer sind die wahren und wer die scheinbaren Rebellen gegen die Obrigkeit? Wer spaltet das Volk Gottes nur scheinbar und wer entzweit es wirklich? Die Dinge sind nicht immer so, wie sie scheinen. Wir tun gut daran, folgende Weisung zu beherzigen: „Urteilt nicht nach dem Äußeren, sondern nach Gerechtigkeit fällt Euer Urteil“ (Johannes 7,24).

Dieses Kapitel des Johannes berichtet über die letzte Zeit des irdischen Lebens unseres Herrn. Die Juden trachten danach, ihn zu töten (Vers 1), aber nichtsdestotrotz zieht Unser Herr nach Jerusalem weiter und lehrt im Tempel (Vers 14). Die Volksmenge ist jetzt bereits gespalten (Vers 12), so daß als Folge seiner Lehren ein Teil der Menschenmenge (Vers 40) in ihm den Propheten erkennt (von Deuteronomium 18,15–19). Ein anderer Teil der Menge hingegen (Vers 41–42) verweigert ihm, weil er aus Galiläa stammt, diese Anerkennung. So herrscht in der Volksmenge dann Entzweiung und Streit. Eine solche Entzweiung an sich ist tadelnswert, und somit lautet die Frage: Wer ist daran schuld? Sicherlich nicht unser Herr, welcher lediglich die Doktrin seines himmlischen Vaters lehrt (Vers 16–17). Gewiß auch nicht jener Teil des Volkes, der die göttliche Lehre annahm. Eindeutig liegt die Schuld für die Entzweiung bei den Tempeloberen und bei jenem Teil der Volksmenge, welcher die Wahrheit ablehnte.

Auf ähnliche Weise entzweite Erzbischof Lefebvre in den 1970er und 1980er Jahren die Katholiken durch sein Lehren und Praktizieren der katholischen Tradition. Doch welcher Katholik, der sich heute traditionell zu sein rühmt, gibt dem Erzbischof die Schuld an dieser Entzweiung? Sicherlich war der Grund für die Kirchenspaltung weder beim Erzbischof zu suchen, noch bei jenen, die ihm nachfolgten. Sondern die Hauptschuld lag bei den Kirchenautoritäten, welche die wahre Religion verdrehten – genau wie die Tempeloberen zur Zeit unseres Herrn. Immer und immer wieder bat der Erzbischof die Kirchenoberen eindringlich, „in Gerechtigkeit ein Urteil zu fällen,“ indem er sie mit dem Hauptproblem konfrontierte, also mit ihrem konziliaren Ehebruch mit der modernen Welt. Bis heute verweigern sie sich dieser Konfrontation. Immer und immer wieder lautet ihre einzige Antwort: „Gehorsam!,“ „Einheit!.“ Weist denn nicht dieser völlige Mangel an Argumenten bezüglich dieser grundlegenden Wahrheitsfragen darauf hin, daß diese Kirchenoberen die eigentlichen wahren Rebellen und Spalter der Kirche sind?

Entzweiung an sich ist keine gute Sache, und doch wußten unser Herr und auch Erzbischof Lefebvre genau, daß ihrem Lehren eine Entzweiung folgen würde. Warum fuhren sie dann überhaupt damit fort? Weil die Seelen mit einer Entzweiung (vergleiche Lukas 12,51–53), aber nicht ohne die Wahrheit gerettet werden können. Wenn religiöse Autoritäten das Volk in die Irre führen – und der Teufel bearbeitet sie besonders hart, weil er um ihre Macht weiß, viele Seelen irreführen zu können –, dann muß die Wahrheit verkündet werden, um die Menschen wieder auf den Weg zum Himmel zurückzuführen, selbst wenn diese Verkündung eine Entzweiung verursacht. Insofern steht also die Wahrheit über der Autorität und Einigkeit.

Wo ist nun im Jahre 2012 die Wahrheit? Ist denn die Aussage, daß das Zweite Vatikanum eine Katastrophe für die Kirche darstellt, wahr oder falsch? Die Kirchenautoritäten, welche Assisi III und die „Seligsprechung“ von Johannes Paul II. uns bescherten, hängen immer noch am Vatikanum II – ist diese Aussage wahr oder falsch? Wenn also die Priesterbruderschaft St. Pius X. eben diesen römischen Autoritäten sich unterstellt, so werden diese ihre gesamte Geltung und die von der Bruderschaft selber ihnen übergebene Macht über sie verwenden, den Widerstand der Priesterbruderschaft gegen das Zweite Vatikanum aufzulösen – wahr oder falsch? Somit läuft die Bruderschaft ernsthaft Gefahr, ihren noch vorhandenen Willen, dieser römischen Geltung und Macht zu widerstehen, langsam aber sicher zu verlieren – wahr oder falsch? Wie die Römer sagen: „Rom hat Zeit.“

Wenn wir also „nicht nach dem Äußeren urteilen, sondern nach Gerechtigkeit unser Urteil fällen,“ wer in der Priesterbruderschaft „entzweit“ wirklich? Und wer sind die wahren „Rebellen gegen die Autoritäten“? Sind das jene, welche das Risiko einer Vermischung von katholischer Wahrheit und konziliarem Irrtum tadeln, oder vielmehr jene, welche diese Vermischung fördern?

Kyrie eleison.