2009

Diskussions-Folgen

Diskussions-Folgen on Juni 18, 2011

Von Herbst 2009 bis Frühjahr dieses Jahres fanden Gespräche über die Glaubenslehre zwischen Rom und der Priesterbruderschaft St. Pius X. statt. Weil sie nun der Vergangenheit angehören, stellt sich natürlich die Frage nach den zukünftigen Beziehungen zwischen den beiden Parteien. Katholiken beider Seiten wünschen zwar eine Fortsetzung derselben, aber weil solche frommen Wünsche nach Vereinigung schnell einen Anlaß für Illusionen bieten, sollten wir unsere Bodenhaftung bewahren, wenn wir am widergöttlichen Wahn der ganzen modernen Welt nicht teilnehmen wollen.

Ursprünglich gingen die Gespräche nicht von der Priesterbruderschaft, sondern von Rom aus. Auf diese Weise hoffte Rom, den notorischen Widerstand der Bruderschaft gegen den Neo-Modernismus des Zweiten Vatikanum brechen zu können. Das Haupthindernis dabei war die Glaubenslehre, denn die Bruderschaft ist durch die uralte und unveränderliche Kirchenlehre wie im Innern einer Festung gut geschützt. Also mußte sie aus dieser Festung herausgelockt werden. Für die Neo-Modernisten wie für die Kommunisten war und ist der Kontakt bzw. das Gespräch mit einem Gegner, welcher auf einer gesicherten Position steht, besser als nichts – denn erstere können dadurch nur gewinnen, der Gegner aber nur verlieren. Daher ließ Rom sogar auf Glaubensgespräche sich ein.

Zum Leidwesen Roms glauben die vier Vertreter der Priesterbruderschaft ohne Frage und blieben daher standhaft. Es wurde also überhört, was einer der vier römischen Theologen nach den Gesprächen sagte: „Wir verstehen die Bruderschaftsvertreter nicht und sie uns nicht.“ Natürlich ist das so. Denn es war von Anfang an klar – außer wenn die Römer ihren Neo-Modernismus aufgegeben oder die Bruderschaftspriester die Wahrheit verraten hätten –, daß der Dialog relativ fruchtlos bleiben würde. Weil aber Rom es nicht ausstehen kann, seinen eigenen Verrat an der Wahrheit durch die erbärmliche Bruderschaft gezeigt zu bekommen, wird es so schnell nicht aufgeben. Aus diesem Grund hören wir einen Sprecher der römischen „Ecclesia Dei“-Kommission bereits davon reden, daß der Bruderschaft bald ein „Apostolisches Ordinariat“ gewährt werden könnte. Natürlich könnte das auch nur ein Versuchsballon sein, um die Reaktionen auszuloten. Doch stellt diese Idee eine schöne Versuchung dar. Denn ein apostolisches Ordinariat ist im Gegensatz zu einer Personalprälatur unabhängig von den örtlichen Bischöfen, und im Gegensatz zu einer apostolischen Administration wie Campos in Brasilien ist es nicht auf eine Diözese beschränkt. Was könnte die Priesterbruderschaft St. Pius X. mehr verlangen?

Die Bruderschaft verlangt, daß Rom zur Wahrheit zurückkehrt. Denn sie weiß, wie die Kommunisten und Neo-Modernisten, daß jede praktische Zusammenarbeit, welche die glaubensmäßigen Differenzen umginge, mit der Zeit aus beliebigen menschlichen Gründen zu einem Aufsaugen der Irrlehre der Feinde des wahren Glaubens führen würde – kurzum zu einem Verrat an der Wahrheit. Deshalb hat der Generalobere der Bruderschaft schon mehrmals öffentlich eine kanonische Übereinkunft unter Umgehung einer Einigung in der Glaubenslehre zurückgewiesen. Wenigstens haben die Diskussionen erneut die Tiefe der glaubensmäßigen Uneinigkeit zwischen der Priesterbruderschaft und dem neo-modernistischen Rom gezeigt. Deswegen sollten Katholiken darauf vorbereitet sein, daß die Bruderschaft selbst das Angebot eines apostolischen Ordinariats zurückweist, so wohlmeinend die römischen Autoritäten auch sein mögen.

Doch warum ist eigentlich die Glaubenslehre so wichtig? Weil der katholische Glaube eine Lehre ist. Aber warum ist der Glaube so wichtig? Weil wir ohne ihn Gott nicht gefallen können (siehe Hebräer 11,6). Und warum muß es der katholische Glaube sein? Genügt nicht auch irgendein anderer Glaube an Gott? Nein, denn Gott selber durchlitt die Schrecken des Kreuzes, um uns den einen, wahren Glauben zu offenbaren. Alle anderen „Glauben“ widersprechen mehr oder weniger diesem wahren Glauben und sind deshalb mehr oder weniger Lügenglauben.

Vier künftige „Eleison Kommentare“ werden – mit dem gebotenen Respekt – aufzeigen, wie verwirrt das Denken des jetzigen Papstes in dieser Hinsicht ist, so wohlmeinend er auch sein mag.

Kyrie eleison.