Realität

Bosheit des Modernismus – III

Bosheit des Modernismus – III on März 21, 2020

Wenn es etwas gibt, das ein katholischer Priester heute kennen und gründlich verstehen muss, dann ist es ein einziger Schlüsselsatz im Herzen der großen Enzyklika Pascendi, die Pius X. 1907 verfasst hat, um die Kirche und die Menschheit vor der tödlichen Bedrohung durch den Modernismus zu schützen. Der Modernismus ist jene Bewegung des Denkens und Handelns, durch die die Menschen es aufgeben, die Welt so zu verändern, dass diese zu Christus und seiner Kirche passt, und stattdessen daran arbeiten, Christus und seine Kirche so zu verändern, dass sie zur modernen Welt passt. Und was ist der Schlüsselsatz von Pascendi, mit dem dies erreicht werden soll? Hier ist er, aus Absatz 6 (oder so ähnlich) der Enzyklika:

„Die menschliche Vernunft ist ganz auf den Bereich der Phänomene beschränkt, d.h. auf die Dinge, die mit den Sinnen und in der Art und Weise, wie sie wahrnehmbar sind; sie hat kein Recht und keine Macht, über diese Grenzen hinauszugehen.“

Mit anderen Worten, der menschliche Geist, der in der Tat den ganzen Tag die Sinneserscheinungen auswertet, wird vom modernen Menschen schlussendlich für unfähig erklärt, aus den Erscheinungen zu lesen! Mit anderen Worten, was für mich wie eine Tür aussieht, könnte eine Wand sein, was für mich wie eine Wand aussieht, könnte in Wirklichkeit die Tür sein. Daraus folgt, dass ich vielleicht besser versuchen würde, durch die Wand zu gehen als durch die Tür! Natürlich stellt solches eine derartige Dummheit dar, dass es niemanden überrascht, dass selbst die modernen Anhänger von Immanuel Kant (1732–1804), der solche Dummheit erfunden hat, selten wirklich versuchen, durch Wände zu gehen. Mit anderen Worten, es gelingt ihnen, zu leben, indem sie ihre eigene Philosophie nicht ernst nehmen. Deshalb hat sich die moderne Philosophie einen so schlechten Ruf erworben. Dennoch herrscht der tief dumme Kant an der philosophischen Fakultät fast aller „Universitäten“ unserer Zeit! Wie kann das sein?

Weil Kant als großer Befreier gilt. Er ist es, der den Geist ein für allemal von der Wirklichkeit befreit hat. Er ist es, der verfügt hat, dass der Geist frei von der äußeren Wirklichkeit ist, weil der Geist keinen Zugang zu ihr hat! Der Verstand kann nicht an die Wirklichkeit, wie sie in sich selbst ist, das „Ding an sich,“ gelangen, weil er nicht hinter das, was die Sinne ihm zeigen, kommen kann. Ganz gleich, ob ich nur damit leben kann, dass ich rund um die Uhr davon ausgehe, dass meine Sinne mir sagen, was um mich herum real ist, und dass mein Verstand oder Intellekt in der Lage ist, zu entschlüsseln oder zu „verstehen,“ was meine Sinne mir sagen. Seit Kant ist die Realität um mich herum immer weniger von Interesse. Was zählt, ist die „Transzendentalphilosophie,“ wie er sie nennt, d.h. ein Denken, das ganz unabhängig von der alltäglichen Realität wie Türen und Mauern die Höhen und Tiefen meiner Phantasie auslotet. Mein Verstand ist abgehoben! Mein Geist ist frei von der Realität! Von nun an ist alles, was ich will, „wahr“! Das Wort „Wahrheit“ hat in der Tat eine ganz andere Bedeutung angenommen. In der Tat haben dann alle Worte eine transzendentale Bedeutung. In meinem Kopf herrscht also Freiheit!

Und wenn Sie jetzt noch darauf bestehen, mich in die so genannte reale Welt zurückzuholen, dann kann ich, wie alle armen Nichtakademiker, immer noch davon ausgehen, dass man, um in dieser eintönigen Welt („pfui!“) weiterhin zu überleben („pfui!“) am besten nicht versucht, durch Mauern zu gehen, die wie Mauern aussehen, und am besten nicht versucht, anscheinende Steine zu essen. Mit anderen Worten, mein Verstand ist dem „gesunden Menschenverstand“ transzendental überlegen und frei von diesem, aber ich kann immer noch – wenn ich so will – für den Zweck des täglichen Lebens („pfui!“) danach handeln.

Nun ist aber die Freiheit die wahre Religion des modernen Menschen. Sie ist nur eine Scheinreligion im Leben von viel zu vielen Katholiken, die zwar alle Merkmale, aber nicht die Substanz der Religion aufweist. Wie der heilige Paulus sagt: „In den letzten Tagen . . . werden die Menschen . . . den Schein der Frömmigkeit sich geben, doch lassen sie deren Kraft vermissen“ (II Tim. III, 5), d.h. den Schein wahren, aber die Substanz leugnen. Was aber sind solche Katholiken? Sie sind genau kantianische Katholiken oder Modernisten, weil fast alle Menschen heute Kantianer sind, weil fast alle heute die Freiheit anbeten, und es ist Kant, der ihnen endlich den Schlüssel gegeben hat, um aus dem Gefängnis der Realität Gottes herauszukommen und in die Wolken der transzendentalen Moderne zu flüchten. Ich kann mich noch dem lieben Gott immer wieder so lange unterwerfen, wie ich will, aber er kann mich nicht mehr in Fesseln halten, denn ich bin frei, ich bin frei, ich bin frei!

Die unglaubliche Perversität, Stolz und Perfidie vom Kantianismus sollte jetzt anfangen, sich erkennbar zu lassen, Mehr als je,

Herr, erbarme dich.

Weitere Unterminierung

Weitere Unterminierung on Juli 13, 2019

Diese Kommentare haben schon mehr als einmal die Internet-Website des Amerikaners Dr. Paul Craig Roberts empfohlen, auf der dieser sich zu den weltweiten politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen äussert. Jene umfassende Sicht der Dinge, die nur die eine wahre Religion vermitteln kann, mag Dr. Roberts zwar fehlen, doch in weltlichen Fragen erkennt er die Wahrheit sehr oft mit grosser Schärfe, und er verkündet sie auf seiner Website – paulcraigroberts.org – so mutig und beharrlich, dass man sich fragt, wann er von Mörderhand sterben wird. Doch ein Mord hinterlässt regelmässig Blutspuren, und wer den Verkünder einer Botschaft ermordet, läuft stets Gefahr, dieser Botschaft Gehör zu verleihen. Wie dem auch sei, Dr. Roberts Artikel werden von unzähligen Menschen in aller Welt gelesen, und einer seiner jüngsten Artikel erhärtet auf höchst praktischer Ebene, wie Recht Pater Calderón hat, wenn er seine Dissektion des „neuen Menschen“ von Vatikan II (siehe diese „Kommentare“ vom 22. Juni) mit dem Subjektivismus beginnt. Denn auch Dr. Roberts weist darauf hin, wie der moderne Mensch durch den Subjektivismus von der objektiven Wahrheit abgeschnitten wird. Ein typisches Beispiel für diesen Prozess liefert er in einem Artikel, den wir hier zusammenfassen.

Er beginnt mit einem Zitat der von Wahrheitssuchern betriebenen Website Zero Hedge, der zufolge „die Fähigkeit zur Fälschung der Realität in geradezu schwindelerregendem Tempo wächst. Gedankenlose Techno-Freaks haben mittlerweile eine Technologie entwickelt, die dazu führt, dass man eine falsche Realität nicht mehr von der wirklichen Realität unterscheiden kann. Ich glaube nicht, dass wir hierauf auch nur einigermassen zufriedenstellend vorbereitet sind. Und ich glaube nicht, dass die Öffentlichkeit sich bewusst ist, was auf sie zukommt,“ sagte der Vorsitzende des US-Kongresskomitees für nachrichtendienstliche Fragen im Rahmen seiner Äusserungen zum raschen Fortschritt der synthetischen Technologie. Die Fähigkeiten der neuen künstlichen Intelligenz ermöglichen es kompetenten Programmierern, Audios und Videos herzustellen, in denen jede beliebige Person jede beliebige Äusserung von sich geben kann. Diese Kreationen werden „Deepfakes“ genannt und lassen sich, so empörend und absonderlich sie auch sein mögen, dem Anschein nach nicht mehr von real getätigten Aussagen unterscheiden. Kaum haben wir uns an eine Welt gewöhnt, in der unsere Realität falsch anmutet, werden Dinge, die falsch sind, zu unserer Realität.

„Wir sind zahlenmässig hoffnungslos unterlegen“, sagte ein digital-forensischer Experte von der kalifornischen Universität Berkeley. „Auf eine Person, die heute an der Entdeckung von Deepfakes arbeitet, kommen hundert, die sich mit Videosynthese beschäftigen.“ Schon zwei Drittel der Amerikaner sagen, dass verfälschte Bilder und Videos zum schwerwiegenden Hindernis für das Verständnis der grundsätzlichen Fakten des Zeitgeschehens geworden sind. Forscher, die sich mit dem Phänomen der Desinformation befassen, warnen vor einer zunehmenden „Realitätsapathie“: Angesichts der Anstrengungen, die es erfordert, zwischen Realität und Fälschung zu unterscheiden, werfen wir die Flinte ins Korn und verlassen uns auf unsere grundlegenden Instinkte, unsere ethnische Zugehörigkeit, unsere Impulse. Da wir von unseren Führern nach Strich und Faden betrogen werden, glauben wir schliesslich an gar nichts mehr.

Ein Beispiel: Zwei Öltanker gingen in Flammen auf; von ihnen stiegen Rauchwolken empor. Wie auf ein Stichwort hin erschien auf einem unscharfen Video ein verdächtiges Boot der iranischen Revolutionären Garden. Virale Bilder überfluteten die neun Milliarden Bildschirme, die es auf der Erde gibt. Jede Seite erzählte eine andere Geschichte. Keiner wusste genau, wem er trauen sollte. Verschwörungstheorien schossen ins Kraut, während sich jeder von uns an das klammerte, woran er am liebsten glauben wollte. https://​www.​zerohedge.​com/​news/​2019-06-16/​hedge-fund-cio-i-dont-think-public-aware-whats-coming Dr Roberts fährt fort: Warum verwenden diese Technofreaks ihren ganzen Ehrgeiz darauf, eine Technologie zu entwickeln, die es noch schwerer macht, die Wahrheit herauszufinden? An welchem charakterlichen Gebrechen leiden diese Menschen, dass sie Methoden erfinden, durch die man die Fähigkeit zur Erkenntnis der Wahrheit zerstören kann? Inwiefern unterscheiden sie sich eigentlich von einer Person, die eine verderbliche unentdeckbare Substanz freisetzt und dadurch Leben auslöscht? Der einzige Nutzen dieser Technologie besteht darin, dem Polizeistaat eine vollständige Kontrolle zu erlauben. Es ist heute möglich, jedem beliebigen Menschen Worte in den Mund zu legen, die er nie gesagt hat, und Taten zuzuschreiben, die er nie begangen hat, und ihn aufgrund der fabrizierten Beweise des angeblich verübten Verbrechens zu überführen. Ohne Wahrheit gibt es keine Freiheit, kein unabhängiges Denken und kein Bewusstsein. Es gibt nur die Matrix. Wie konnte Amerika so weit vom rechten Wege abkommen, dass Korporationen, Investoren und Wissenschaftler zur Entwicklung wahrheitszerstörender Technologie motiviert sind? Die schwierigste Sache auf der Welt ist es heute, die Wahrheit zu ermitteln. Und Dr. Roberts Artikel endet mit einer Bitte um Unterstützung, die er sicherlich verdient.

Leser, klammert euch mit all euren Kräften an der Wahrheit fest, denn sie wird rasch unterminiert, während die Welt der Freiheit, zu tun, was einem gerade beliebt, den Vorzug vor der Wahrheit und der Phantasie den Vorzug vor der Realität einräumt. Die Folgen werden für uns alle menschlich verheerend sein.

Kyrie eleison.

Lehrgemässe Gefühle

Lehrgemässe Gefühle on Mai 21, 2016

Der „Kommentar“ von letzter Woche mag nicht jedermanns Geschmack gewesen sein. Doch dürfte der geneigte Leser erraten haben, daß der ungenannte Autor des langen Zitats vom gleichen Geschlecht war wie die angeführte hl. Theresa von Avila („leiden oder sterben“) und die hl. Maria Magdalena von Pazzi („leiden und nicht sterben“), denn das anonyme Zitat mag übermäßig gefühlsbetont erschienen sein. Allerdings war der Gegensatz zu Papst Benedikts zitierten Gefühlen (EC 460) aus der Woche zuvor durchaus beabsichtigt. Während der Text des Mannes Gefühle zeigte, welche die Doktrin steuern, zeigte der Text des Weibes Doktrin, welche die Gefühle leitet. Offensichtlich ist es natürlich besser, wenn ein Weib den lieben Gott voranstellt, so wie Christus im Garten Gethsemane („Vater, laß diesen Kelch an mir vorübergehen, aber nicht mein Wille geschehe . . .” ), als wenn ein Mann die Gefühle voranstellt und dann die katholische Doktrin und Religion in die Konzilsreligion abändert.

Dieser überraschende Gegensatz betont, daß die Vorrangstellung Gottes beinhaltet, die Doktrin an erste Stelle zu setzen, während die Vorherrschaft der Gefühle bedeutet, den Menschen an erste Stelle zu setzen. Allerdings geht es im Leben nicht darum, Leiden zu vermeiden, sondern in den Himmel zu gelangen. Wenn ich daher nicht an Gott glaube, sondern stattdessen den Mammon anbete (vergleiche Matthäus 6,24), so werde ich an kein Leben nach dem Tode glauben und daher für immer noch teurere Medikamente bezahlen, um das Leiden in diesem Leben zu vermeiden, da es kein Leben nach dem Tod gebe. So schaffen die westlichen „Demokratien“ einen ruinösen Wohlfahrtsstaat nach dem anderen, weil für einen demokratischen Politiker der sicherste Weg zum Gewinnen einer Wahl ist, Stellung für die „kostenlose Medizin“ zu beziehen. Das Kreisen um den eigenen Körper ist für viele Gottlose das einzige, was übrigbleibt. Folglich ruiniert die Gottlosigkeit den Staat: „Wenn nicht der Herr das Haus baut, so arbeiten umsonst die daran bauen“ (Psalm 126, 1); wohingegen „Glücklich diejenigen sind, deren Gott der Herr ist“ (Psalm 143, 15). Die Religion steuert also die Politik und die Wirtschaft gleichermaßen: bei jeder falsche Religion zu deren Schaden, und bei der wahren Religion zu ihrem wahrhaften Wohl.

Auf der Basis seines Gespräches vom Oktober 2015 (siehe EC 460) würde Benedikt vielleicht antworten: „Ja, aber welchen Nutzen hat eine Religion, an welche immer weniger Menschen glauben? Die katholische Religion aller Zeiten hat beim modernen Menschen die Griffigkeit verloren. Die Glaubenslehre von gestern mag so wahr sein, wie möglich, aber welchen Nutzen hat sie, wenn sie den modernen Menschen, so wie er heute ist und wo er steht, nicht mehr erreicht? Die Doktrin mag für die Seelen da sein, doch wie kann ich zum zeitgenössischen Menschen sprechen von dem erlösenden Leiden oder von der Erlösung, wenn für ihn das Leiden überhaupt keinen Sinn hat? Das Konzil war absolut nötig, um die Doktrin in eine für die modernen Menschen verständliche Form zu gießen.“

Auf diese Position, welche wenigstens implizit in Benedikts Gespräch enthalten ist, könnte eine etwaige Antwort so lauten: „Eure Heiligkeit, die Doktrin ist tatsächlich für die Seelen da, doch nicht, um sie auf die ewige Bestrafung vorzubereiten, sondern um sie davor zu bewahren. Die Doktrin besteht aus Worten, diese Worte drücken Vorstellungen aus, und diese Vorstellungen stammen letztlich von den wirklichen Dingen, welche wir uns vorstellen. Eure Heiligkeit, sind denn der liebe Gott, des Menschen unsterbliche Seele, der Tod, das letzte Gericht und die Unausweichlichkeit des ewigen Heils oder der ewigen Verdammnis nun Wirklichkeiten außerhalb meines Kopfes? Wenn diese Wirklichkeiten von mir unabhängig sind, hat dann irgendeine dieser Wirklichkeiten in den modernen Zeiten sich etwa verändert? Und wenn sie keine Veränderung erfuhren, drückt dann nicht die Doktrin, welche diese Wirklichkeiten ausdrückt, zusammen mit der Doktrin der Erbsünde, eine wirkliche Gefahr für jeden lebenden Menschen aus, in die Hölle fallen zu können? In diesem Fall mögen diese Wirklichkeiten so ungemütlich sein, wie sie wollen, doch welchen möglichen Gefallen erweise ich dann meinen Mitmenschen, wenn ich diese Doktrin netter sich anfühlen lasse, so daß ich die ewige Gefahr verschleiere, anstatt vor ihr zu warnen? Welche Gewichtung besitzen dann die Gefühle des Mitmenschen im Vergleich dazu, daß er die wahre Doktrin erfasse und sich ihr anpasse, um so letztendlich glückselig zu werden, anstatt in alle Ewigkeit grauenhaft gequält zu werden – in alle Ewigkeit?

Doch in unserer abgefallenen Welt wollen die meisten Menschen nur Fabeln erzählt bekommen (vergleiche zweiter Timotheusbrief 4,4), damit ein Polster unter ihre Sünden geschoben werde. Im Ergebnis müssen, damit das moralische Weltall im Gleichgewicht gehalten werde, eine gewisse Anzahl von nur Gott bekannten mystischen Seelen vorhanden sein, welche für Christus und für ihre Mitmenschen intensive Leiden auf sich nehmen. Eine angemessene Schätzung dürfte lauten, daß die meisten dieser Sühneseelen weibliche Wesen sind.

Kyrie eleison.

GREC – III.

GREC – III. on April 6, 2013

In dem Wunsch, an die Stelle Gottes sich zu setzen, strebt der moderne Mensch danach, Gottes Ordnung durch seine eigene zu ersetzen. Doch Gottes Ordnung ist wirklich und existiert außerhalb und unabhängig vom menschlichen Geist. Also entkoppelt der moderne Mensch seinen Geist von dieser Wirklichkeit, und wählt aus ihr nur jene Teile aus, welche er in seine eigene Phantasiewelt einbauen will. Nun kommt die höchste Ordnung von Gottes Schöpfung am besten in der Doktrin, also in der Glaubenslehre seiner Kirche zum Ausdruck. Daher leiden all jene heutigen Kirchenmänner und Laien, welche unter dem Einfluß des angeblich „Normalen“ um sie herum stehen, an einer tiefgehenden Weigerung oder Ignoranz gegenüber der Natur und Notwendigkeit von Doktrin.

Damit sind wir auch beim wesentlichen Problem der GREC-Gruppe angelangt ( G roupe de R éflexion E ntre C atholiques ), welche in den zwei früheren Ausgaben der „Eleison Kommentare“ Nr. 294 und 295 vorgestellt wurden. Die im Jahre 1997 in Paris gegründete GREC-Gruppe verfolgte das Ziel, freundschaftliche Treffen und den Austausch zwischen den Katholiken der Tradition und denen der Amtskirche zu fördern, um ein Klima des gegenseitigen Vertrauens und Respektes zu schaffen, was dann die Versöhnung der beiden Lager erleichtern und schließlich ihre unnötige Entfremdung beenden sollte. Solch ein Ansinnen übersieht allerdings auf sehr ernsthafte Weise die Bedeutung von Doktrin. Das muß nicht unbedingt vorsätzlich geschehen sein, und Gott wird darüber richten. Doch wie der törichte Mensch auch denken mag, fest steht, daß ebensowenig wie die Wirklichkeit die Doktrin sich beiseite schieben lassen wird.

Hw. Lelong beschreibt in seinem GREC-Buch namens Für die notwendige Versöhnung, wie der Generalobere und zwei Priester der Priesterbruderschaft St. Pius X. „einen entscheidenden Beitrag zur Gründung und Fortführung von GREC leisteten.“ Schon vor der Gründung empfing der Bruderschaftspriester Pater du Chalard in seinem Bruderschafts-Priorat den Hw. Lelong freundlich, und „versäumte auch in den folgenden Jahren nie, GREC diskret und aufmerksam zu unterstützen.“ Pater Lorans war damals Rektor des Bruderschafts-Institutes in Paris und hat bis heute entscheidenden Einfluß auf die Bruderschafts-Publikationen. Er begrüßte bei der Gründung der GREC-Gruppe die Idee eines „Dialogs zwischen Katholiken“ ausdrücklich und erhielt wenig später vom Bruderschafts-Generaloberen in der Schweiz die förmliche Erlaubnis zur Teilnahme an GREC. Seither spielt Pater Lorans bei allen Aktivitäten der GREC-Gruppe eine führende Rolle.

Diese Aktivitäten begannen im kleinen Maßstab und privaten Bereich. Ihr erstes öffentliches Treffen, wozu Pater Lorans beitrug, hielt die GREC-Gruppe im Mai des Jahres 2000 mit 150 Teilnehmern ab. Die Treffen häuften sich, und weitere Bruderschaftspriester nahmen an ihnen teil. Kirchenautoritäten bis zu den höchsten Rängen wurden regelmäßig darüber konsultiert und informiert. Pater Lorans ermöglichte seinerseits „einen Kontakt mit vertiefendem Vertrauen“ und freundschaftlichen Austausch mit dem Generaloberen der Bruderschaft. Ab dem Jahre 2004 öffneten die GREC-Treffen sich einem noch weiteren Publikum. Im September desselben Jahres entstand dann eine „theologische Arbeitsgruppe,“ bestehend aus Pater Lorans, einem weiteren Bruderschaftspriester, sowie einem römischen Theologen. Die beiden letztgenannten waren dann auch Teilnehmer bei den Lehrgesprächen zwischen Rom und der Priesterbruderschaft in den Jahren 2009 bis 2011. Die GREC-Gruppe dürfte in diesen Lehrgesprächen durchaus das Wahrwerden ihrer kühnsten Hoffnungen gesehen haben – endlich trafen die Theologen sich in einem Klima, zu welchem die GREC-Gruppe „für die notwendige Versöhnung“ so viel beigetragen hatte.

Gott sei Dank gaben diese Lehrgespräche der Doktrin wieder ihre zustehende Vorrangstellung zurück, denn sie belegten die unüberbrückbare Kluft zwischen der katholischen und der konziliaren Lehre. Doch blockierte diese Erkenntnis dann die GREC-Denkweise innerhalb der Priesterbruderschaft? Weit gefehlt. Das Generalhaus der Bruderschaft wechselte über Nacht das vorige Motto „Ohne lehrmäßige Einigung keine praktische Einigung“ gegen das neue Motto aus: „Keine lehrmäßige Einigung, also verfolgen wir eine praktische Einigung“! Leider wurde das Protestaufkommen in der Bruderschaft im Frühling letzten Jahres durch das Generalkapitel-Treffen im Juli vernebelt und erstickt, während das Streben nach einem praktischen Abkommen vonseiten des Generalhauses fast unverändert weitergeht.

„Unsere Hilfe steht im Namen des Herrn,“ insbesondere in der Weihe Rußlands. Sonst nirgendwo.

Kyrie eleison.

Vierter Prozeß

Vierter Prozeß on Februar 9, 2013

Ein Leser fragte nach meiner jüngsten Gerichtsverhandlung und Verurteilung wegen „Holocaust-Leugnung“ vor dem Landgericht Regensburg im Süden Deutschlands. Die Leser werden sich an mein ursprüngliches Delikt erinnern: Am 1. November 2008 sagte ich in einem englischsprachigen Interview für das schwedische Fernsehen dem schwedischen Fernsehmoderator, in der Ungestörtheit der Sakristei des Seminars der Priesterbruderschaft St. Pius X. aber nahe Regensburg auf deutschem Boden, daß ich glaube, daß weder „Sechs Millionen Juden“ unter Hitlers Herrschaft im Zweiten Weltkrieg starben, noch daß ein einziger Jude in einer „Gaskammer“ umgekommen ist.

Für das Äußern dieser Überzeugung wurde ich dann im Jahre 2010 in Deutschland, wo „Holocaust-Leugnung“ ein Straftatbestand ist, vom Regensburger Landgericht angeklagt und zu einer Geldstrafe von 10.000 € verurteilt. Dagegen legte ich Berufung ein, woraufhin dasselbe Gericht mich im Jahre 2011 wiederum verurteilte, diesmal jedoch die Geldstrafe auf 6.500 € reduzierte. Erneut legte ich Berufung ein, wodurch der Fall eine Instanz höher an das Oberlandesgericht Nürnberg wanderte, welches, wie man mir sagte, für Druck von Außen weniger anfällig ist. Die drei Nürnberger Richter verwarfen das Regensburger Urteil aufgrund von Verfahrensmängeln, weswegen das Bundesland Bayern meine Prozeßkosten tragen mußte, ließen dem Landgericht jedoch offen, die Verfahrensmängel zu beseitigen und den Fall neu aufzurollen.

Nun ist ja der sogenannte „Holocaust“ nicht nur die Säkularreligion der Neuen Weltordnung (Auschwitz ersetzt den Kalvarienberg Golgotha, die Gaskammern ersetzen das Kreuz Christi und die Sechs Millionen spielen die Rolle des Erlösers). Sondern mir dünkt, daß die Nachkriegsdeutschen Schwierigkeiten mit ihrer Selbstachtung haben, wenn sie sich nicht stets auf die Brust schlagen wegen der angeblichen Verbrechen des Dritten Reiches. Daher verfolgen sie „Holocaust-Leugnung“ wie Verzweifelte, und so wurde ich am 16. Januar 2013 zum dritten Mal in Regensburg vor einem weiblichen Richter angeklagt.

Zwei deutsche Anwälte kämpften hart aber erfolglos zu meiner Verteidigung, und wieder wurde ich verurteilt. Immerhin verminderte die Richterin die mit dieser Anklage verbundene Stigmatisierung und reduzierte aus Mitleid mit meiner Erwerbslosigkeit die Geldstrafe auf 1.600 €. Zweifellos wäre der Freistaat Bayern froh, wenn er den Fall endlich loswerden und ich die stark reduzierte Strafe zahlen würde. Ein nobler Mitbruder aus der Priesterbruderschaft bat mich um das Privileg, die ganze Strafe anstelle von mir zahlen zu dürfen. Doch geht es um viel mehr als nur um Geld. Tatsächlich betroffen sind eine edle Nation, die wahre Religion und Gottes Weltordnung.

„Die Wahrheit ist gewaltig und wird obsiegen,“ sagten die Lateiner. Deswegen ist jede Nation, Religion und Weltordnung, welche auf Unwahrheiten basiert, brüchig und wird am Ende zerbröckeln. Wahrheit bedeutet ja, daß wir unser Denken der Wirklichkeit anpassen, anstatt dem Verlangen nationaler Selbstachtung, den gefühlten Bedürfnissen einer Religion oder den Forderungen irgendeiner gottlosen Weltordnung. Und jede historische Wahrheit basiert auf Beweisen, wovon die zuverlässigsten aus den materiellen Überresten der Vergangenheit bestehen, weil sie prinzipiell von menschlichen Gefühlen unabhängig sind. „Ich bin dazu geboren und dazu in die Welt gekommen, daß ich Zeugnis gebe für die Wahrheit.“ (Johannes 18,37). Welche Ruhe diese göttlichen Worte doch ausstrahlen.

Somit lehnte ich also das Angebot meines Priesterbruders lieblich ab. Denn ich habe erneut Berufung eingelegt.

Kyrie eleison.

„Marcellus Initiative“

„Marcellus Initiative“ on November 10, 2012

Letzte Woche präsentierten wir Einzelheiten zur „Marcellus Initiative,“ die mit dem Ziel gegründet worden war, Spenden für das Anliegen des kürzlich „ausgeschlossenen“ Bischofs zu erleichtern. Nun fragten einige Leser zurecht, wofür diese „Initiative“ denn genau stehe. Zuerst einmal wird sie die Kosten für den Umzug des Bischofs aus Wimbledon oder London an einen anderen Ort tragen, wo er dann verweilen wird. Weit über solche Unkosten hinausgehend ist der Begriff Initiative jedoch bewußt gewählt worden, um verschiedene Möglichkeiten offenzuhalten. Allerdings sei betont, daß Spenden an diese Initiative in nächster Zeit nicht dazu verwendet werden, einen Ersatz zur Priesterbruderschaft St. Pius X. oder ein neues Seminar zu finanzieren. Es gibt gute Gründe, warum diese beiden Anliegen ohne Eile sind.

Bezüglich einer Alternative zur Priesterbruderschaft sei gesagt, daß wir aus ihrer gegenwärtigen schweren Krise erst einmal die Lehre ziehen müssen. Die katholische Kirche fußt auf einer Hierarchie der Autorität, welche abwärts vom Papst bis in die unteren Ränge reicht. Allerdings hat unsere revolutionäre Welt inzwischen den natürlichen Sinn der Menschen für die Autorität so sehr zerstört, daß auf der einen Seite nur noch wenige Personen zu befehlen wissen, und auf der anderen Seite die meisten Menschen entweder zu wenig oder aber zu viel gehorchen. Der bodenständig gesunde Menschenverstand ist uns derart abhandengekommen, daß die katholische Autorität kaum mehr funktionieren kann. Auf ähnliche Weise, wie nur Gott allein die Autorität von Mose durch eine gewaltige Züchtigung der Rebellen wieder herstellen konnte (vergleiche viertes Buch Mose „Numeri“), so kann auch in unserer Zeit gewiß nur Gott allein die päpstliche Autorität auf die Beine stellen. Wird er dazu einen „Feuerregen“ schicken, vor dem Unsere Liebe Frau 1973 im japanischen Akita gewarnt hat? Wie dem auch sei; Glaubensoasen bleiben für uns eine unmittelbare und geeignete Möglichkeit, und ich meine ihnen nach Kräften dienlich zu sein.

Ähnliche Argumente gelten bezüglich des Neustarts eines klassischen katholischen Priesterseminars. Ein altes Sprichwort erinnert daran, daß man ohne ausreichende Mittel nicht an die Arbeit gehen kann. Auf unsere Situation angewandt: Es fällt immer schwerer, aus den heutigen Jungmännern katholische Priester zu formen. Übernatürliche Qualitäten des Glaubens, des guten Willens und der Frömmigkeit sind zwar eine große Hilfe, aber dennoch baut die Gnade auf der Natur auf, und diese natürlichen Grundlagen – wie z.B. ein stabiles Zuhause und eine wahrhaft menschliche Erziehung – fehlen heute immer mehr. Gewiß gibt es noch gute Familien, wo die Eltern verstanden haben, was ihre Religion von ihnen verlangt, um ihre Kinder auf den Weg in den Himmel senden zu können. Und gewiß geben etliche Eltern dabei auch heldenhaft ihr Bestes. Aber unsere abartige Zeit trachtet nach der Zerstörung des gesunden Menschenverstandes und des natürlichen Anstandes von Geschlecht, Familie und Nation. Selbst mit den besten Absichten bleiben die Kinder des heutigen sozialen Umfeldes schlechterdings mehr oder weniger daran gehindert, eine Berufung Gottes wahrzunehmen oder ihr zu folgen.

Hat also Gott seine Kirche aufgegeben und läßt er uns in Zukunft ohne Priester sein? Natürlich nicht. Jedoch sind zwei Dinge zu beachten. Erstens darf eine zur Seelenrettung gegründete katholische Organisation von morgen keinesfalls ihren Scharfblick verlieren bezüglich der seelenzerstörenden Natur der Konzilskirche und der modernen Welt. Und zweitens können keine Priester von morgen ausgebildet werden, welche zwar die Summa Theologiae des Hl. Thomas von Aquin perfekt kennen, aber kaum eine oder gar keine Vorstellung haben, wie diese Summa auf das heutige Leben anzuwenden ist.

Kongregationen und Seminare von morgen müssen auf Biegen oder Brechen an der Wirklichkeit festhalten, anstatt davon zu träumen, wie „normal“ sie doch seien oder sein sollten. Ist diese Aufgabe zu schaffen? Mit Gottes Hilfe gewiß. Allerdings ist Gottes Weisheit unergründlich, und möglicherweise bedient er bei der Seelenrettung von morgen sich nicht mehr länger der klassischen Kongregationen und Seminare von gestern. Was mich angeht, so werde ich jedenfalls versuchen, Gottes Vorsehung beim Weihen von Priestern – und von Bischöfen – zu folgen. Gottes Wille geschehe.

Kyrie eleison.