Apokalypse

Kardinal Pie – II

Kardinal Pie – II on Juli 5, 2014

Das Zitat Kardinal Pies von letzter Woche (siehe EC 363) geht direkt so weiter:

„In einer solchen äußersten Not und bei einem so verzweifelten Stand der Dinge, wo das Böse eine Welt übernommen hat, welche bald in Flammen verzehrt wird, was sollen da alle echten Christen tun, alle guten Menschen, alle Heiligen, alle Menschen mit einem Funken an Glauben und Mut? Angesichts einer Situation, welche unmöglicher ist als je zuvor, werden sie mit einer aus dem leidenschaftlichen Gebet gezogenen doppelten Kraft, sowie durch Taten und durch furchtloses Kämpfen sagen: Vater unser, der du bist im Himmel, geheiligt werde dein Name, wie im Himmel also auch auf Erden, zu uns komme dein Reich, wie im Himmel also auch auf Erden! Wie im Himmel also auch auf Erden.Diese Worte werden sie noch murmeln, wenn der Boden unter ihren Füßen nachgibt.“

„Wie einst nach einer fürchterlichen militärischen Niederlage der gesamte römische Senat und die Staatsdiener aller Ränge vor die Tore eilten, um den geschlagenen Konsul zu treffen und ihm zu gratulieren, daß er an der römischen Republik nicht verzweifelt war, so ähnlich werden auch der Senat des Himmels, alle Engelchöre und alle Ränge der Seligen kommen, um die edelmütigen Athleten des Glaubens in Empfang zu nehmen, welche in einer hoffnungslos wirkenden Lage immer noch gehofft und bis zum bitteren Ende gekämpft haben werden.“

„Dann wird jenes unmögliche Ideal, welches die Auserwählten aller Altersgruppen hartnäckig anstrebten, endlich Wirklichkeit werden. Bei seinem zweiten und letzten Kommen wird der Menschensohn sein Königtum über diese Welt seinem Vater übergeben und die Macht des Bösen wird für immer in die Tiefen des Abgrundes geworfen werden; und wer sich geweigert hatte, an Gott angepaßt und mit ihm verbunden zu werden durch Jesus Christus im Glauben, in der Liebe und durch Wahrung des Gesetzes, der wird in die Kanalisation des ewigen Unrates geschleudert werden. Und Gott wird leben und herrschen für immer und ewig, nicht nur im Einssein von seiner Natur und in der Gemeinschaft von den drei göttlichen Personen, sondern auch in der Fülle des Mystischen Leibes seines fleischgewordenen Sohnes und in der Erfüllung der Einheit mit den Heiligen.“

Liebe Leser, wir sehen deutlich, daß Kardinal Pie trotz all der Dunkelheit in seinen Zukunftsvisionen kein Schwarzseher war. Obwohl er die menschliche Hoffnungslosigkeit der Situation, in welche die Menschheit sich selber begab, klar erkannte, unterschied er dennoch mit derselben Klarheit die menschliche von der göttlichen Betrachtung: während die Masse der Menschen im 19. Jahrhundert dem Allmächtigen Gott trotzte und sich selber zu Schachfiguren des Teufels und zu Futter für seine schreckliche Hölle machte, wurde nichtsdestotrotz zur selben Zeit Gottes erhabene Absicht erfüllt, die auserwählten Seelen, welche ihn zu lieben und ihm zu dienen wählten, in den Himmel zu bringen. Wahrlich gilt, daß „denen, die Gott lieben, alles mitwirkt zum Guten“ (Römerbrief 8,28).

Im Jahre 2014 könnten wir leicht Gottes Absicht aus den Augen verlieren, wenn wir auf zu menschliche Weise auf all das Böse starren, welches um uns herum voranschreitet. Doch Gottes Absicht besteht nicht darin, die Zivilisation zu retten, wenn der Mensch darauf besteht, sie zu zerstören. Gottes Absicht ist, durch seinen Sohn Jesus Christus die Seelen in den Himmel zu bringen, und diesem Zweck kann durchaus der Zusammenbruch der Zivilisation und aller irdischen Bestrebungen und Hoffnungen dienen, wenn dadurch der Mensch gezwungen ist, sein Herz und seinen Verstand wieder über irdische Betrachtungen emporzuheben. Gott erschuf uns weder nur für dieses kurze Erdenleben noch für diese korrupte Welt. „Denn wir haben hier keine bleibende Stätte, sondern nach der künftigen suchen wir.“ (Hebräer 13,14).

Kyrie eleison.

Sedisvakantisten-Angst – I.

Sedisvakantisten-Angst – I. on Januar 25, 2014

Seit seiner Wahl Anfang letzten Jahres sind die Worte und Taten von Papst Franziskus so wenig katholisch und so unverschämt gewesen, daß die Vorstellung von einem „Sedisvakantismus“ – wonach die letzten Päpste gar keinen wirklichen Päpste gewesen seien – neuen Auftrieb erhalten hat. Beachten wir allerdings, daß Franziskus den Wahnsinn des Zweiten Vatikanischen Konzils lediglich unverblümter ausdrückt als seine fünf Vorgänger. Also bleibt die Frage, ob die sechs Konzilspäpste (vielleicht mit Ausnahme von Johannes Paul I.) wirklich Stellvertreter Christi gewesen sein können.

Nun ist diese Frage allerdings nicht von zentraler Bedeutung. Denn selbst wenn diese sechs Männer keine Päpste gewesen sein sollten, so hat doch der katholische Glaube und die katholische Moral kein Jota sich verändert, und diesem unveränderlichen Glauben sind wir gemäß der Hl. Schrift verpflichtet: „Wirkt euer Heil mit Furcht und Zittern!“ (Philipper 2,12). Sollten hingegen diese Männer Päpste gewesen sein, so kann ich ihnen dennoch in all dem nicht folgen, wo sie vom wahren Glauben und von der Moral abgewichen sind, weil auch dann die Hl. Schrift gilt: „Man muß Gott mehr gehorchen als den Menschen“ (Apostelgeschichte 5,29). Trotzdem halte ich es für wichtig, auf einige Argumente des Sedisvakantismus einzugehen, weil verschiedene Sedisvakantisten die Vakanz des Heiligen Stuhles zum Glaubensdogma für uns Katholiken erheben wollen. Meines Erachtens ziemt das sich nicht. „Im Zweifel Freiheit,“ sagte der Hl. Augustinus.

Zu dem Problem, wovon der Sedisvakantismus lediglich ein Ausdruck ist, halte ich die Tatsache für einen Schlüssel, daß in der ganzen Geschichte der Kirche Christi das Zweite Vatikanum eine beispiellose Katastrophe war; wenngleich diese Katastrophe gewiß eine logische Folge des langen Verfalls der Kirchenmänner seit dem Spätmittelalter ist. Einerseits ist die göttliche Natur der katholischen Kirche und ihre Prinzipien, welche selbst während ihren Krisen inklusive der konziliaren Krise herrschen, unveränderlich. Andererseits muß die Anwendung dieser Prinzipien die stets sich ändernden menschlichen Umstände berücksichtigen, in welchen diese Prinzipien wirken. Und der heutige Grad an menschlicher Verkommenheit ist noch nie dagewesen.

Zwei dieser unveränderlichen Prinzipien sind zum einen, daß die Kirche niemals völlig abtrünnig werden kann, denn Unser Herr versprach, daß selbst die Pforten der Hölle sie nicht überwältigen werden (Matthäus 16,18). Zum anderen hat Unser Herr aber auch gefragt, ob er bei seiner zweiten Wiederkehr auf Erden noch Glauben vorfinden werde (Lukas 18,8). Letzteres ist ein wichtiges Zitat, weil es deutlich darauf hinweist, daß die Kirche am Ende der Welt fast vollständig abtrünnig geworden sein wird, so wie es schon heute im Jahre 2014 der Fall zu sein scheint. Und in der Tat, falls wir heute auch noch nicht das Weltende erleben mögen, so stehen wir doch wenigstens mitten in der Generalprobe für dieses Weltende, wie Unsere Liebe Frau von La Salette, der ehrwürdige Pfarrer Holzhauser und Kardinal Billot nahelegen.

Somit kann heute und am Weltende die Abtrünnigkeit der Kirchenmänner sehr weit gehen. Zwar kann sie nicht die Kraft des allmächtigen Gottes übersteigen, welcher garantiert, daß die Kirche nie ganz verschwinden und scheitern wird. Doch der Treuebruch kann so weit gehen, wie Gott ihn erlaubt; oder anders gesagt hält nichts die Kirche davon ab, fast vollständig untreu zu werden. Wie weit reicht denn der Begriff „fast vollständig“? Gott alleine weiß es, und somit wird nur die Zeit es uns zeigen. Denn niemand von uns kann Gottes Gedanken lesen, und nur die Tatsachen können nach dem Ereignis den Inhalt der göttlichen Denkweise uns mit Sicherheit offenbaren. In der Hl. Schrift teilt Gott seine Denkweise immerhin teilweise mit.

Was nun das Ende der Welt betrifft, so halten viele Ausleger der Apokalypse (siehe Offenbarung des Johannes 13,11–17) die Kirchenautoritäten für das lamm-ähnliche zweite Tier, welches dem Antichrist dient. Denn widerstünden diese Kirchenautoritäten dem Antichrist, so könnte er niemals obsiegen, was er allerdings gemäß der Hl. Schrift tun wird. Ist dann während der Generalprobe für das Weltende es noch verwunderlich, wenn die Stellvertreter Christi wie Feinde Christi reden und sich benehmen? Vor diesem notwendigen Hintergrund folgen in den „Eleison Kommentaren“ der nächsten Woche Antworten auf einige der wichtigsten Argumente der Sedisvakantisten.

Kyrie eleison.

Billot – II.

Billot – II. on Dezember 28, 2013

Nicht nur durch die Namen der sieben kleinasiatischen Gemeinden (vergleiche „Eleison Kommentar“ ? #), sondern auch durch den Inhalt der sieben Sendschreiben an diese Gemeinden (Buch der Apokalypse, gleich Offenbarung des Johannes, Kapitel 2 und 3) stellt Kardinal Billot eine Verbindung her zwischen diesen Schreiben und sieben hauptsächlichen Zeitaltern der Kirchengeschichte. In dieser Hinsicht besonders interessant ist das Sendschreiben an die Gemeinde von Sardes (Offb. 3,1–6), welches unserer heutigen Zeit entsprechen dürfte: dem fünften Kirchenzeitalter, dem des Glaubensabfalls. Nachdem Billot an den Reichtum, Luxus und materiellen Wohlstand von Krösus, dem berühmten Herrscher von Sardes, erinnert, schreibt der Kardinal:

„Wie zu erwarten, scheint diese Gemeinde in einem Zustand des geistlichen Verfalls zu sein. Auf allen Seiten herrscht Glaubensabfall und Niedergang; während die Mehrheit der Seelen ihre Religion aufgibt, bleiben nur einige Menschen treu zu Jesus Christus. Der Engel spricht: „Doch hast du einige Namen in Sardes, die ihre Kleider nicht befleckten.“ Allerdings: „Du hast den Namen, daß du lebst, und bist tot.“ Der Name (aber nicht die Wirklichkeit) des Lebens, des Wissens, der Freiheit, der Zivilisation, des Fortschritts; und doch bist du tot, in der Dunkelheit und im Schatten des Todes sitzend, weil das Licht des Lebens, welches unser Herr Jesus Christus ist, zurückgewiesen wurde. Daher wird dem Bischof von Sardes gesagt: „Werde wach und stärke das übrige, das daran war zu sterben; denn ich fand deine Werke nicht vollwertig vor meinem Gott.“ Und vor allem wird der Bischof ermahnt, unbeirrbar festzuhalten an jeder Überlieferung der Heiligen Apostel, und keinen Deut abzuweichen von ihrer Auslegung durch die Kirchenväter, beispielsweise unter der fadenscheinigen Ausrede oder dem Anschein eines tieferen Verständnisses. „Bedenke also, wie du es empfangen und gehört hast, und bewahre es und kehre um!“ Soviel zum Fünften Zeitalter der Kirchengeschichte. Was danach folgt, stimmt schon freudiger.“

Dann fährt der Kardinal mit dem Sechsten und Siebten Zeitalter fort. Leser, welche die ersten sechs Verse des siebten Kapitels des Buches der Apokalypse noch nicht kennen, dürften sie im Zusammenhang mit unserer heutigen Zeit hochinteressant finden. Denn der Zusammenhang ist bemerkenswert und keinesfalls zu-fällig.

Er ist bemerkenswert, weil die Mahnung „Werde wach und stärke das übrige, das daran war zu sterben“ genau übereinstimmt mit der Gegenreformation, welche den Katholizismus vor dem Protestantismus bewahrte; mit den antiliberalen Päpsten, welche von der Kirche retteten, was von der Revolution übrigblieb; mit Erzbischof Lefebvre (und anderen), welche die Tradition vor dem Zweiten Vatikanum retteten; und heute mit der sogenannten Widerstandsbewegung, die zu retten versucht, was von seiner in den Liberalismus kollabierenden Priesterbruderschaft noch rettbar ist. Mit Sicherheit können die heutigen Katholiken ein Herz sich fassen angesichts der Perspektive, daß ihr langes und scheinbar aussichtsloses Rückzugsgefecht einer fernen Vergangenheit entspringt und zu einer letztendlich triumphierenden Zukunft paßt. Aus diesem Grunde erhielten wir von Gott das Buch der Apokalypse.

Sodann ist der Zusammenhang nicht zu-fällig. Unser Herr versprach seinen Aposteln (Johannes 16,12–14), daß sein Geist, der Heilige Geist, mit ihnen und ihren Nachfolgern sein werde bis ans Ende der Zeit, um ihnen zu gegebener Zeit zu eröffnen, was sie erst dann zu wissen brauchen. So wurde dem Ehrwürdigen Pfarrer Holzhauser auch erst in einer Zeit, wo der Dreißigjährige Krieg (1618–1648) Deutschland verwüstete, seine Einsicht in die Sieben Kirchenzeitalter offenbar, welche in den sieben Sendschreiben an die sieben kleinasiatischen Gemeinden versteckt war. Auf ähnliche Weise erfuhren wir erst unmittelbar vor dem Ausbruch der Russischen Revolution von Unserer Lieben Frau von Fatima, daß am Ende ihr Unbeflecktes Herz triumphieren wird. Zugegebenermaßen wird die Kirche gerade jetzt verdunkelt (siehe die Filmausschnitte im weltweiten Netz über die öffentliche Messe, welche kürzlich in Brasilien von dem Kirchenmann in Weiß zelebriert wurde). Doch stellt das weder eine Notwendigkeit noch eine Rechtfertigung für uns dar, nun Liberale zu werden.

Kyrie eleison.