Papst Franziskus

Raffinierte Heuchelei

Raffinierte Heuchelei on Juni 10, 2017

Nehmen wir einmal an, Pater Gleize habe in seinem ersten Artikel, den wir hier vor sechs Wochen besprachen, die Wahrheit geschrieben, nämlich, es ist nicht bewiesen worden, dass Päpste der Häresie nicht verfallen können. Um Seelen zu retten, mag Gott von Luthers Zeit bis zum heutigen Tage den Autoritäten Seiner Kirche im dekadenten fünften Zeitalter besondere Gnadenmittel verliehen haben, um dieser Dekadenz zu widerstehen, aber mit Vatikan II ging dieses Zeitalter faktisch zu Ende. Die Konzilspäpste haben den Tod der Kirche bedeutet. Doch sind sie in formeller Hinsicht Ketzer? Im wichtigsten Teil seines zweiten Artikels rückt Pater Gleize die Frage in den Mittelpunkt, wie es diesen Päpsten bloss gelingen konnte, der Kirche den Todesstoss zu versetzen, indem sie die katholische Kirche unterwanderten, während sie zugleich unverdrossen behaupten, sie bleiben Katholiken. Worin besteht ihre Technik? Pater Gleize untersucht den Fall der fünf „dubia“ oder zweifelhaften Punkte, welche die vier Kardinäle zum Anlass nahmen, um ihre Bedenken gegen den Text des von Papst Franziskus verabschiedeten Dokuments „Amoris Laetitiae“ (AL) zu bekunden: Machen diese Punkte ihn zu einem bewussten und hartnäckigen Verleugner der festgelegten Doktrin der Kirche? Dem Anschein nach lautet die Antwort nein, meint Pater Gleize, aber in der Praxis sehr wohl:

Dem Anschein nach nein, weil Papst Franziskus in keinem der fünf Punkte der Doktrin der Kirche direkt widerspricht, sondern sich zweideutig oder gar nicht zu ihr äussert. Der erste der fünf Punkte ist ein Beispiel von Zweideutigkeit: Der Papst sagt nicht „Geschiedene können die Kommunion empfangen,“ sondern „In gewissen Fällen können Geschiedene die Kommunion empfangen.“ Hier hängt alles davon ab, ob man „in gewissen Fällen“ strikt oder grosszügig interpretiert. Die Formulierung ist zweideutig, und diese Zweideutigkeit ist dazu angetan, das Kirchenrecht zu untergraben, weil es viele Geschiedene gibt und allzu viele Priester und Prälaten, die gerne bereit sein werden, sich für die grosszügige Interpretation zu entscheiden.

In allen vier weiteren Fällen untergräbt der Papst die katholische Doktrin nicht durch Verleugnung, sondern durch Auslassung. Beispielsweise sagt er (bezüglich des vierten Punktes) nicht: „So etwas wie eine objektiv sündhafte Tat gibt es nicht,“ weil die Kirche stets eine Reihe objektiv sündhafter Taten beim Namen genannt hat, angefangen bei Gottes Zehn Geboten. Stattdessen sagt der Papst: „Objektive Sündhaftigkeit bedeutet nicht notwendigerweise subjektive Schuld.“ Nun hat die Kirche natürlich nie bestritten, dass es Umstände geben kann, unter denen diese oder jene Missetat nicht sündhaft ist, aber die subjektive Entschuldigung in den Vordergrund zu stellen, bedeutet die objektive Sünde der Missetat in den Hintergrund zu stellen. Die Sünder werden sich darüber freuen! Im Gegenteil hat die katholische Kirche die objektive Natur und die moralische Richtigkeit oder Falschheit von Taten freilich stets über die subjektive Schuld dieses oder jenes Menschen gestellt, der die Tat begeht. „Die Ausnahme bestätigt die Regel,“ lautet ein Sprichwort, und für den Juristen gilt: „Extremfälle taugen nicht als Präzedenzfälle.“ Doch der Subjektivismus von Papst Franziskus untergräbt das Kirchenrecht (und den gesunden Menschenverstand) mit Extremfällen, auch wenn er es vermeidet, dem Kirchenrecht direkt zu widersprechen. Pater Gleize gelangt zum Schluss, dass die fünf Zweifel der vier Kardinäle voll und ganz gerechtfertigt sind.

Allerdings zieht sich der Papst aus der Affäre, indem er es vermeidet, dogmatische oder antidogmatische Aussagen zu machen. Er selbst schreibt in AL, sein Ziel bestehe darin, „von den beiden Synoden Anregungen über die Familie zu erhalten, zusammen mit weiteren Überlegungen, die angetan sind, Gedenken oder einen Dialog über die pastorale Praxis anzuregen.“ Dies ist zugestandenermassen kein dogmatisches Ziel. Deshalb ist es schwierig, Papst Franziskus die Etikette „formeller Häretiker“ anzuheften. Doch genauso wie Vatikan II beteuerte, lediglich ein „pastorales,“ d. h. nicht doktrinäres Konzil zu sein, und der katholischen Lehre sowie der Kirche dennoch einen fürchterlichen Schlag versetzte, versetzt auch Papst Franziskus, wenn er in Amoris Laetitia behauptet, er lehre hier keine Doktrin, der katholischen Moral und der Familie einen furchtbaren Schlag. Es ist dies die klassische kommunistische oder neomodernistische Subversionstaktik, bei der die Wahrheit durch Praktizismus unterminiert wird, zwar nicht im Prinzip, wohl aber in der Praxis. Man vergleiche hierzu Roms Aufforderung gegenüber Bischof Fellay: „Erreichen Sie zuerst praktische Anerkennung, über die Doktrin können wir uns dann später unterhalten,“ sowie Bischof Fellays Beteuerung gegenüber der Piusbruderschaft: „Wir ändern die Doktrin nicht,“ während er selbst kaum noch einen Hauch von Kritik daran übt, dass Papst Franziskus die Kirche zerstört. Hätte Erzbischof Lefebvre in dieser Lage geschwiegen? Die Frage stellen heisst sie beantworten.

Pater Gleize folgert, dass Papst Franziskus kein „formeller Häretiker“ sein mag, jedoch sicherlich „Häresie begünstigt.“ „Formelle Häresie“ wäre unter normalen Umständen die schlimmere der beiden Sünden, doch nicht so kurz vor dem Ende des fünften Zeitalters der Kirche, wo die Heuchelei der Feinde der Kirche schlimmer ist denn je zuvor. Der Himmel helfe uns mehr denn je! Betet den Rosenkranz der fünfzehn Geheimnisse jeden Tag!

Kyrie eleison.

Fünf “Dubia”

Fünf “Dubia” on November 26, 2016

Zu diesem unerhörten Skandal gibt es selbst in der skandalträchtigen Amtszeit von Papst Franziskus, der anno 2013 zum Oberhaupt der katholischen Kirche gewählt wurde, keine Parallele: Auf die Fragen von vier ehrenwerten Kardinälen, die in Erfahrung bringen wollten, ob er die Grundlagen der kirchlichen Morallehre tatsächlich als hinfällig erachtet, erteilte er eben in aller Öffentlichkeit Antworten, die praktisch darauf hinauslaufen, dass der Mensch dem moralischen Gesetz des allmächtigen Gottes nicht zu gehorchen braucht. Mit diesem päpstlichen Ja zur Konzilsreligion, die den Menschen in den Mittelpunkt stellt und deshalb der katholischen Religion, laut der alles Heil von Gott ausgeht, schroff widerspricht, rückt ein Schisma innerhalb der Katholischen Kirche in greifbare Nähe. In dem halben Jahrhundert, das seit Vatikan II verflossen ist, haben es die Konzilspäpste irgendwie fertiggebracht, gewissermassen Oberhäupter zweier entgegengesetzter Religionen zu bleiben, doch dieser Widerspruch konnte nicht endlos bestehen bleiben und muss schon bald zu einer Spaltung führen.

In den Jahren 2014 und 2015 führte Franziskus in Rom Synoden durch, um sich mit den Bischöfen der Welt zu Fragen der menschlichen Familie zu beraten. Am 19. März dieses Jahres veröffentlichte er sein nachsynodales Apostolisches Schreiben über die „Liebe in der Familie”; dieses umfasst neun Kapitel, von denen das achte von Anfang an hohe Wellen schlug. Am 15. September schrieben vier Kardinäle dem Papst einen privaten, durchaus respektvollen Brief, in dem sie ihn als Obersten Hirten baten, fünf

„dubia”, d. h. zweifelhafte Punkte der Doktrin zu erhellen, die im Apostolischen Schreiben ungeklärt geblieben waren. Hier der Kern dieser fünf Punkte:

Zu Punkt 305 des Schreibens: Kann eine verheiratete Person, die mit einer Person, welche nicht ihr gesetzlicher Ehepartner ist, wie Mann und Frau zusammenlebt, fortan die Sakramente der Absolution und der Kommunion erhalten, selbst wenn beide auch weiterhin im Zustand ihrer falschen Ehe leben?

Zu Punkt 304: Muss man auch weiterhin glauben, dass es absolute moralische Normen gibt, die ihrem Wesen nach böse Taten verbieten und ausnahmslos bindend sind?

Zu Punkt 301: Kann man auch weiterhin sagen, dass eine Person, die durch ihre Lebensweise – beispielsweise Ehebruch – eines von Gottes Geboten verletzt, sich im objektiven Zustand der schweren gewohnheitsmässigen Sünde befindet?

Zu Punkt 302: Kann man auch weiterhin sagen, dass die Umstände oder Absichten, die hinter einer ihrem Objekt nach bösen Tat stehen, niemals bewirken können, dass diese subjektiv gut oder als Wahl akzeptabel wird?

Zu Punkt 303: Müssen wir auch weiterhin jede kreative Rolle des Gewissens ausschliessen, so dass das Gewissen auch in Zukunft niemals Ausnahmen von absoluten moralischen Normen legitimieren darf, welche ihrem Objekt nach böse Taten verbieten?

Auf diese fünf Fragen, die absichtlich so formuliert sind, dass man sie nur mit Ja oder Nein beantworten kann, ist die Antwort der Katholischen Kirche seit dem Heiland selber stets klar gewesen und hat sich niemals geändert: Ehebrechern darf die Kommunion nicht erteilt werden; es gibt absolute moralische Normen; so etwas wie eine „schwere gewohnheitsmässige Sünde” existiert sehr wohl; gute Absichten können böse Taten nicht gut machen; das Gewissen kann böse Taten nicht rechtmässig machen. In anderen Worten: Die Antwort der Kirche auf diese klipp und klar formulierten, nur mit Ja oder Nein zu beantwortenden Fragen lautete stets: 1. Nein; 2. Ja; 3. Ja, 4. Ja; 5. Ja.

Am 16. November vor erst zehn Tagen machten die vier Kardinäle ihren Brief der Öffentlichkeit zugänglich (vgl. Mt. XVIII, 15–17). Am 18. November erteilte Papst Franziskus der italienischen Zeitung Avvenire Antworten, die in jedem einzelnen Fall das Gegenteil des Gebotenen besagten: 1. Ja; 2. Nein; 3. Nein; 4. Nein; 5. Nein. (Er behauptete jedesmal:”Solche Dinge lassen sich nicht in ein Schwarz-Weiss-Schema pressen; wir sind dazu aufgerufen, zu differenzieren”, doch versuchte er hierdurch lediglich, die unveränderlichen Prinzips fragen mit den veränderlichen Fragen der Anwendung der Prinzipien zu vermischen, die doch den Prinzipsfragen erst folgen müssen.)

Aufrichtiger Dank gebührt den vier Kardinälen dafür, dass sie vielen irregeleiteten Schafen, die gerne in den Himmel kommen möchten, Licht und Klarheit zugänglich gemacht haben. Ihre Namen lauten Brandmüller, Burke, Caffarra und Meisner. Sie mögen zwar in den Novus Ordo verstrickt sein, haben jedoch offensichtlich nicht jeden Mut und jedes Pflichtgefühl verloren. Es steht ausser Frage, dass sie nur aus den allerbesten Beweggründen heraus gehandelt haben, indem sie den Papst drängten, seine Einstellung zu klären. Und wohin führt diese Klärung die Kirche? Sie muss sich am Rand des Schismas befinden.

Kyrie eleison.

Streiten aus Gefühl

Streiten aus Gefühl on März 21, 2015

Beginnen wir mit einem Vergleich von gestern, denn sein Vorteil ist die Klarheit: Die schwere Last auf dem Rücken eines Maultiers auszugleichen, kann schwierig sein. Kippt sie nach links ab, muß man sie wieder nach rechts drücken. Rutscht sie nach rechts weg, muß man sie wieder nach links schieben. Doch ist dieses doppelte Schieben nicht widersprüchlich, weil sein alleiniger Zweck darin besteht, die Ladung ausgewogen zu halten. Auf ähnliche Weise bedeutet die wiederholte Argumentation dieser „Kommentare“ gegen den Sedisvakantismus nicht, dem Liberalismus das Wort zu reden oder den Sedisvakantismus für so schlecht zu halten wie den Liberalismus. Sondern diese Argumentation soll lediglich unterstreichen, daß die ungeheuerlichen Worte und Taten des jetzigen Besetzers des Heiligen Stuhles viele gute Katholiken dazu verlocken, ihren Verstand auszuschalten und die Wirklichkeit mit ihrem Gefühl zu beurteilen. Dies ist heute eine gängige Praxis, ist aber nicht katholisch.

Zum Beispiel sind die sedisvakantistischen Argumente bei genauer Untersuchung gar nicht mehr so überzeugend, wie sie auf den ersten Blick scheinen mögen. Betrachten wir zwei davon, welche zwei fromme und glaubensstarke Katholiken kürzlich auf meinen Schreibtisch servierten. Das erste Argument: Die Konzilspäpste, insbesondere Franziskus, haben die Brüder nicht im Glauben bestärkt. Dies zu tun sei jedoch das Wesen eines Papstes, weswegen die Konzilspäpste im wesentlichen keine Päpste seien. Als Antwort darauf müssen wir unterscheiden zwischen einem Papst seinem Sein nach, und einem Papst seiner Handlung nach. Im wesentlichen wird ein Papst dem Sein nach Papst durch seine gültige Wahl in einem Kardinalskonklave, oder, falls diese Wahl ungültig gewesen sein sollte, durch die Bekräftigung der Wahl infolge der Akzeptanz als Papst durch die Weltkirche (was bei mehr als einem Konzilspapst der Fall gewesen sein darf – weiß Gott). Im Gegensatz dazu ist ein Papst, welcher seine Brüder im Glauben bestärkt, im wesentlichen durch sein Handeln Papst. Sein und Handeln sind in dieser Hinsicht verschieden und können getrennt werden. Daher kann ein Papst seinem Handeln nach versagen, muß dann aber nicht aufhören, seinem Sein nach Papst zu sein. Dies ist gewiß bei mehreren, wenn nicht allen Konzilspäpsten, der Fall.

Das zweite Argument: Es sei lächerlich, wenn der einzelne, fehlbare Katholik selber als Richter über Irrtümer des unfehlbaren kirchlichen Lehramtes sich erhebe. Angesichts von offensichtlichen Irrtümern (wie dem Konziliarismus) durch dieses Lehramt (wie die Konzilspäpste) könne der einzelne Katholik nur schlußfolgern, daß dies keine echten Päpste seien. Als Antwort darauf wenden wir ein, daß der Papst nicht notwendigerweise das unfehlbare Lehramt der Kirche ist. Wenn er weder alle vier strengen Bedingungen für das Außerordentliche Lehramt in Anspruch nimmt, noch in Übereinstimmung mit dem Ordentlichen Lehramt der Kirche spricht, dann ist der Papst fehlbar; und wenn er noch dazu dem Ordentlichen Lehramt widerspricht, so ist er sogar gewiß im Irrtum und kann also von jedem Katholiken (oder Nichtkatholiken!) durch rechten Gebrauch seines gottgegebenen Verstandes als Irrender beurteilt werden. Warum sonst hätte unser Herr vor falschen Propheten und Wölfen im Schafspelz uns alle gewarnt (Matthäus 7, 15–20)?

Beide vorgestellten Argumente entspringen oft einem gefühlsmäßigen Zurückweisen der Konzilspäpste, nach dem Motto: „Diese Päpste haben die Kirche so mißhandelt, daß ich einfach nicht akzeptieren kann, daß sie Päpste gewesen sind!“ Doch angenommen, wir wären Zuschauer des ursprünglichen Kreuzweges unseres Herrn gewesen. Hätten wir dann nicht auch sagen können: „Das ist eine solche Mißhandlung Jesu Christi, daß ich einfach nicht mehr annehmen kann, daß er Gottes Sohn ist!“? Wäre dann nicht mein gefühlsmäßiges Zurückweisen der Mißhandlung richtig, jedoch meine Schlußfolgerung falsch? Die Konzilspäpste umgibt etwas Geheimnisvolles, woran die Sedisvakantisten einfach vorbeigehen.

Freilich kann eines Tages, wenn die Kirche wieder bei Sinnen ist, die einzig zuständige Autorität in Rom erklären, daß alle Konzilspäpste keine Päpste gewesen waren. Doch von heute bis zu jenem Zeitpunkt sind die bisher als Beweis vorgebrachten Argumente, warum der Heilige Stuhl unbesetzt sei, nicht so schlüssig, wie man sie kann scheinen lassen.

Kyrie eleison.

Abkommen ist da

Abkommen ist da on Juli 12, 2014

Am 13. Dezember letzten Jahres trafen der Papst und Bischof Fellay, Generaloberer der Priesterbruderschaft St. Pius X., sich kurz im Haus Santa Marta , wo der Papst derzeit lebt. Offiziell bestreitet die Bruderschaft, daß dieses Treffen bedeutsam gewesen sei. Doch der italienische Kommentator Giacomo Devoto, welcher einiges über die Vorgehensweise Roms weiß, argumentiert, daß dieses Treffen der Beweis für das Erreichen eines Abkommens zwischen Rom und der Bruderschaft sei (siehe bitte www.unavox.it). In aller Kürze:—

Am Morgen des 13. Dezember 2013 trafen Bischof Fellay und seine beiden Assistenten als Obere der Bruderschaft die Oberen der Ecclesia Dei -Kommission. Dies geschah auf Einladung von Msgr. Guido Pozzo, welchen der Papst in diese Kommission zurückberufen hatte, um die problematische Beziehung zwischen Rom und der Bruderschaft zu betreuen. Es wurde im offiziellen Bruderschaftsmagazin DICI behauptet, daß dieses Treffen lediglich „informell“ gewesen sei. Devoto hingegen weist darauf hin, daß selbst ein informelles Treffen nicht stattgefunden haben kann ohne eine zuvorige Reihe diskreter Kontakte, um den öffentlichen Bruch der Beziehungen vom Juni 2012 zu reparieren. Außerdem, so Devoto, sei ein solches Treffen die notwendige Voraussetzung für ein „formelles“ Treffen.

Jedenfalls begaben nach dem morgendlichen Treffen Msgr. Pozzo, Msgr. di Noia und die drei Bruderschaftsoberen sich zum Haus Santa Marta , wo der Papst gerade zu Mittag aß. Als er nach dem Essen aufstand, eilte Bischof Fellay zu ihm hin und beide tauschten öffentlich ein paar Worte aus; dann küßte Bischof Fellay den Ring des Papstes (oder kniete für den Segensempfang hin, so der römische Vatican Insider ). Wiederum spielte DICI die Begegnung als ein Zufallstreffen mit spontanem Austausch von Höflichkeiten herunter. Devoto hingegen erklärt auf einleuchtende Weise, daß selbst eine „zufällige“ Begegnung nicht ohne vorheriges Wissen und Genehmigung durch den Papst stattgefunden haben kann.

Laut Devoto ist darüber hinaus ein solches Treffen in der Kunst der Diplomatie ein fein säuberlich berechnetes Eisbrechen mit sehr dehnbarer Auslegung; entworfen, damit es so viel oder so wenig bedeuten kann, wie der jeweilige Beobachter will. Auf der einen Seite fand die höfliche Begegnung zwischen Papst und Bischof für alle sichtbar an einem öffentlichen Ort statt, welcher von wichtigen Neukirchen-Offiziellen gut besucht wird, so daß die Begegnung als päpstliche Unterstützung verstanden werden konnte für das beim morgendlichen Treffen mit der Kommission Besprochene. Auf der anderen Seite hingegen konnten sowohl Rom als auch die Bruderschaft plausibel abstreiten, daß die Begegnung eine über den Austausch von Höflichkeiten hinausgehende ernste Bedeutung gehabt habe.

Als dann im neuen Jahr die ersten Gerüchte zu zirkulieren begannen, stritt DICI monatelang ab, daß ein Abkommen zwischen Rom und der Bruderschaft ein Thema sei. Erst am 10. Mai 2014 gab DICI dann zu, daß überhaupt ein Treffen zwischen dem Papst und Bischof Fellay stattgefunden hatte, und spielte dieses Ereignis so herunter, daß Devoto dies als sicheres Zeichen für das private Erreichen eines Abkommens deutet. (Das zynische Sprichwort besagt, daß in der modernen Politik etwas erst dann als zutreffend gewertet werden kann, wenn es abgestritten wird.)

Das Hauptproblem für den Papst und Bischof Fellay ist nun nicht, wie sie zu einem Abkommen gelangen können – welches beide sowieso wollen –, sondern wie sie ihren jeweils linken bzw. rechten Flügel zur Annahme des Abkommens bringen können. Dieses Problem wird allerdings für beide Seiten täglich kleiner, weil die Bruderschaft als einst glorreiche Verteidigerin des Glaubens zur unrühmlichen Neubruderschaft wird. Wievele Neukirchen-Bischöfe fürchten denn die Neubruderschaft noch als Gefahr für ihre Neukirche? Und wieviele Bruderschaftspriester sind noch davon überzeugt, daß ein Abkommen mit Rom katastrophal ist, insbesondere, wenn ihnen gesagt wird, daß „sie nichts ändern müssen“? Ein solches Abkommen braucht eigentlich nicht mehr verkündet zu werden, denn in manchen Herzen und Köpfen ist es bereits da.

Kyrie eleison.

Sedisvakantisten-Angst – I.

Sedisvakantisten-Angst – I. on Januar 25, 2014

Seit seiner Wahl Anfang letzten Jahres sind die Worte und Taten von Papst Franziskus so wenig katholisch und so unverschämt gewesen, daß die Vorstellung von einem „Sedisvakantismus“ – wonach die letzten Päpste gar keinen wirklichen Päpste gewesen seien – neuen Auftrieb erhalten hat. Beachten wir allerdings, daß Franziskus den Wahnsinn des Zweiten Vatikanischen Konzils lediglich unverblümter ausdrückt als seine fünf Vorgänger. Also bleibt die Frage, ob die sechs Konzilspäpste (vielleicht mit Ausnahme von Johannes Paul I.) wirklich Stellvertreter Christi gewesen sein können.

Nun ist diese Frage allerdings nicht von zentraler Bedeutung. Denn selbst wenn diese sechs Männer keine Päpste gewesen sein sollten, so hat doch der katholische Glaube und die katholische Moral kein Jota sich verändert, und diesem unveränderlichen Glauben sind wir gemäß der Hl. Schrift verpflichtet: „Wirkt euer Heil mit Furcht und Zittern!“ (Philipper 2,12). Sollten hingegen diese Männer Päpste gewesen sein, so kann ich ihnen dennoch in all dem nicht folgen, wo sie vom wahren Glauben und von der Moral abgewichen sind, weil auch dann die Hl. Schrift gilt: „Man muß Gott mehr gehorchen als den Menschen“ (Apostelgeschichte 5,29). Trotzdem halte ich es für wichtig, auf einige Argumente des Sedisvakantismus einzugehen, weil verschiedene Sedisvakantisten die Vakanz des Heiligen Stuhles zum Glaubensdogma für uns Katholiken erheben wollen. Meines Erachtens ziemt das sich nicht. „Im Zweifel Freiheit,“ sagte der Hl. Augustinus.

Zu dem Problem, wovon der Sedisvakantismus lediglich ein Ausdruck ist, halte ich die Tatsache für einen Schlüssel, daß in der ganzen Geschichte der Kirche Christi das Zweite Vatikanum eine beispiellose Katastrophe war; wenngleich diese Katastrophe gewiß eine logische Folge des langen Verfalls der Kirchenmänner seit dem Spätmittelalter ist. Einerseits ist die göttliche Natur der katholischen Kirche und ihre Prinzipien, welche selbst während ihren Krisen inklusive der konziliaren Krise herrschen, unveränderlich. Andererseits muß die Anwendung dieser Prinzipien die stets sich ändernden menschlichen Umstände berücksichtigen, in welchen diese Prinzipien wirken. Und der heutige Grad an menschlicher Verkommenheit ist noch nie dagewesen.

Zwei dieser unveränderlichen Prinzipien sind zum einen, daß die Kirche niemals völlig abtrünnig werden kann, denn Unser Herr versprach, daß selbst die Pforten der Hölle sie nicht überwältigen werden (Matthäus 16,18). Zum anderen hat Unser Herr aber auch gefragt, ob er bei seiner zweiten Wiederkehr auf Erden noch Glauben vorfinden werde (Lukas 18,8). Letzteres ist ein wichtiges Zitat, weil es deutlich darauf hinweist, daß die Kirche am Ende der Welt fast vollständig abtrünnig geworden sein wird, so wie es schon heute im Jahre 2014 der Fall zu sein scheint. Und in der Tat, falls wir heute auch noch nicht das Weltende erleben mögen, so stehen wir doch wenigstens mitten in der Generalprobe für dieses Weltende, wie Unsere Liebe Frau von La Salette, der ehrwürdige Pfarrer Holzhauser und Kardinal Billot nahelegen.

Somit kann heute und am Weltende die Abtrünnigkeit der Kirchenmänner sehr weit gehen. Zwar kann sie nicht die Kraft des allmächtigen Gottes übersteigen, welcher garantiert, daß die Kirche nie ganz verschwinden und scheitern wird. Doch der Treuebruch kann so weit gehen, wie Gott ihn erlaubt; oder anders gesagt hält nichts die Kirche davon ab, fast vollständig untreu zu werden. Wie weit reicht denn der Begriff „fast vollständig“? Gott alleine weiß es, und somit wird nur die Zeit es uns zeigen. Denn niemand von uns kann Gottes Gedanken lesen, und nur die Tatsachen können nach dem Ereignis den Inhalt der göttlichen Denkweise uns mit Sicherheit offenbaren. In der Hl. Schrift teilt Gott seine Denkweise immerhin teilweise mit.

Was nun das Ende der Welt betrifft, so halten viele Ausleger der Apokalypse (siehe Offenbarung des Johannes 13,11–17) die Kirchenautoritäten für das lamm-ähnliche zweite Tier, welches dem Antichrist dient. Denn widerstünden diese Kirchenautoritäten dem Antichrist, so könnte er niemals obsiegen, was er allerdings gemäß der Hl. Schrift tun wird. Ist dann während der Generalprobe für das Weltende es noch verwunderlich, wenn die Stellvertreter Christi wie Feinde Christi reden und sich benehmen? Vor diesem notwendigen Hintergrund folgen in den „Eleison Kommentaren“ der nächsten Woche Antworten auf einige der wichtigsten Argumente der Sedisvakantisten.

Kyrie eleison.

Franziskus Gottlos

Franziskus Gottlos on Oktober 19, 2013

Die Katholiken, welche ein echtes Gespür für ihren Glauben bewahrt haben, sind von den Worten und Taten des Mannes empört, welcher derzeit auf dem Stuhl Petri sitzt. Beinahe möchte man fragen, ob er an diese Stelle gehievt worden ist, um vollends zu zerstören, was von der katholischen Kirche noch übriggeblieben ist. So wie ein echtes Kind des Zweiten Vatikanischen Konzils wendet auch er von Gott sich ab und zum Menschen hin. Als Beispiel folgen die ersten neun von elf Schlüsselzitaten, aus einem Gespräch genommen (nicht von mir), welches der atheistische Herausgeber einer italienischen Zeitung mit Franziskus führte.

Die Zitate zwei bis fünf betreffen die Kirche (ich fasse zusammen): 2) Die Verwaltung der Kirche muß weniger vertikal und mehr horizontal werden. 3) Die römische Kurie ist zu eigennützig. Sie muß zu den Menschen hinausgehen. 4) Der Papst darf nicht länger ein König sein, umgeben von Schmeichlern und Höflingen. 5) Zu viele Priester sind eigennützig und Hindernisse für das Christentum. Offenkundig gefallen solche Zitate der modernen demokratischen Öffentlichkeit gut, welche noch nie von der Kirche gesagt bekommen wollte, was sie zu tun hat. Aber sind solche Zitate den unzähligen Päpsten, Kurien, Verwaltungen und Priestern, welche vor Franziskus 1900 Jahre lang die Struktur der Kirche für das Heil der Seelen aufrechterhielten, angemessen und werden sie ihnen gerecht? Wird im Gegensatz dazu Franziskus noch irgendeine Struktur oder gerettete Seelen hinterlassen?

Das erste und sechste Zitat von Franziskus betreffen die Welt: 1) Unter meiner Führung wird die Kirche aus der Politik sich heraushalten. Das heißt also zusehen, wie die Demokraten sich in die Hölle stürzen? 6) Die zwei dringendsten Probleme der Welt sind heute die Arbeitslosigkeit der Jungen und die Einsamkeit der Alten. Gewiß sind das zwei echte menschliche Probleme von heute, aber warum? Liegt der Grund nicht eher darin, daß Kirchenmänner wie Franziskus genau die Politik den Politikern überlassen, welche das Geld über die jungen Menschen stellen? Und weil Kirchenmänner wie er sich weigern, jene Kirchengesetze durchzusetzen, welche die Familie zusammenhalten und somit dazu beitragen, daß die Familie um die Alten sich kümmern will?

Zitate sieben bis neun handeln von der Religion: 9) Jesus gab uns nur einen Weg zur Erlösung, und der heißt Nächstenliebe. Doch die Liebe zum Nächsten, ohne die Liebe zu Gott an erster Stelle, verwandelt sich stets in Haß gegen den Nächsten, siehe Kommunismus. 7a) Die Konversion von Menschen ist sinnlos. Im Gegenteil ist Konversion am sinnvollsten von allem, wenn gilt – was der Fall ist –, daß niemand in den Himmel gelangen kann ohne an Gott und seinen göttlichen Sohn Jesus Christus zu glauben! 7b) Wir müssen uns alle miteinander vermischen und uns gegenseitig zum Guten bewegen. In Wahrheit müssen wir alle miteinander uns auf Gott hinbewegen. Was sonst ist das Gute? Wenn Franziskus den lieben Gott nicht mehr beim Namen nennen will, wer wird dann überhaupt noch an Gott glauben?

Das achte Zitat ist das schlimmste. 8a) „Ich glaube an Gott, nicht an einen katholischen Gott, denn es gibt keinen katholischen Gott.“ Das ist schwer irreführend. Zwar ist Gott der Gott aller Menschen, doch stiftete er für alle Menschen eine Religion, und nur eine Religion, welche die katholische Religion ist. Deswegen ist der Gott des Katholizismus der einzig wahre Gott. 8b) „Jesus ist seine Fleischwerdung, mein Lehrer und mein Seelenhirte. aber Gott der Vater, Abba, ist das Licht und der Schöpfer.“ Wiederum schwer irreführend. Denn unterstellt dieses „aber“ nicht, daß Jesus Christus gar nicht der Schöpfer ist? Glaubt Franziskus überhaupt daran, daß Jesus mehr als ein bloßer Mensch ist? 8c) „Jeder Mensch hat seine eigene Vorstellung von gut und böse und muß wählen, dem Guten zu folgen und das Böse zu bekämpfen, so wie er diese begreift.“ Dies nun ist nicht mehr irreführend, sondern die glatte Leugnung jedweder objektiven Sittlichkeit und die Leugnung aller Prinzipien der katholischen Moral. Dies ist eine Einladung an alle Menschen, zu tun, was auch immer sie wollen. Weil dies aus dem Munde jenes Mannes kommt, welcher allem Anschein nach der katholische Papst ist, müssen wir es als schieren Wahnsinn einstufen.

Papst Franziskus mag geltend machen, daß er versuche, zum modernen Menschen vorzudringen, aber ihn ohne Gott erreichen zu wollen gleicht dem Sprung in einen gefährlichen reißenden Fluß, um dort jemanden vor dem Ertrinken retten zu wollen, ohne allerdings selber mittels eines Seiles am Ufer befestigt zu sein. Auf diese Weise wird man lediglich zusammen mit dem Ertrinkenden ertrinken. Eure Heiligkeit, Sie helfen nicht, sondern ertrinken!

Kyrie eleison.