Katholische Behörde

Des Erzbischofs Autorität – II

Des Erzbischofs Autorität – II on Februar 22, 2020

DCLV – In der Theorie ist die Autorität des Papstes für die Kirche unverzichtbar. DCLVI – In der Theorie benötigen die Priester den Papst unter allen Umständen, weil nur er sie einigen kann. DCLVII – In der Praxis wurde Erzbischof Lefebvres Autorität ernstlich dadurch geschwächt, dass er den lebenden Papst nicht hinter sich hatte. DCLVIII – In der Praxis übte der Erzbischof die Autorität, über die er noch verfügte, auf wenigstens drei verschiedenen Ebenen aus, je nach den Untergebenen, mit denen er zu tun hatte: Jene, die sich zu seinen eigenen Bedingungen seiner Autorität unterstellten; jene, die ihm nur eine teilweise Autorität – und zwar zu ihren eigenen Bedingungen – über sich zugestehen wollten; jene, die ihn überhaupt nicht darum baten, seine Autorität über sie auszuüben.

Man beachte zunächst, dass diese Klassifizierung nicht auf der Autorität, sondern auf den letzterer Unterstellten beruht. In anderen Worten, die Untergebenen „bestimmen, wo es lang geht.“ Diese abnormale Situation in der Kirche ist das direkte Resultat von Vatikan II, wo die katholische Autorität ihre eigenen Wurzeln kappte, weil sie die katholische Wahrheit auf der ganzen Linie verriet, indem sie versuchte, die objektive Religion Gottes durch ein menschengemachtes Surrogat zu ersetzen und an die Stelle der katholischen Kirche, für die Gott im Mittelpunkt steht, die Neukirche zu setzen, für die dem Menschen Vorrang gebührt. Durch dieses Konzil wurden alle katholischen Priester im Grunde genommen diskreditiert, sind es bis heute und werden es so lange bleiben, bis die Prälaten wieder Gottes Wahrheit verkünden. Dann werden sie ihre volle Autorität wiedererlangen.

Diejenigen, die sich der Autorität des Erzbischofs zu seinen eigenen Bedingungen unterstellten, waren selbstverständlich die Mitglieder der katholischen Kongregationen, die er selbst gegründet hatte; bei diesen handelte es sich insbesondere um Vereinigungen von Laienpriestern, aber auch von Laienbrüdern und Laienschwestern sowie vom Dritten Orden. Diese Kongregationen gestaltete er so normal wie möglich, mit Abstufungen des Gehorsams gegenüber ihm selbst als Generaloberem, mit Weihegelübden für die Priester und feierlichen Versprechen beim formellen Beitritt von Priestern, Laienbrüdern und Laienschwestern zu ihren jeweiligen Kongregationen. Die Gelübde wurden gegenüber Gott abgelegt und wurden im Bedarfsfall durch die römische Autorität (diskret) annulliert, wie es dem Brauch entspricht. Die Versprechen hingen mehr oder weniger von den Wünschen jener ab, die sie ablegten, und hier wurde – wie in den letztwöchigen „Kommentaren“ erwähnt – die Autorität des Erzbischofs ernstlich dadurch unterminiert, dass er vom Papst sowie von seinen Mitbischöfen offiziell verurteilt worden war. Wenn ein Priester beschloss, der Bruderschaft den Rücken zu kehren und sich dem Liberalismus auf der Linken oder dem Sedisvakantismus auf der Rechten zuzuwenden, konnte der Erzbischof seinen eigenen Worten zufolge nicht mehr tun, als sämtliche Kontakte zu dem Betreffenden auf Dauer abzubrechen, damit solche Priester nicht behaupten konnten, sie pflegten weiterhin freundschaftliche Beziehungen zur Bruderschaft. Sie hatten sich dafür entschieden, sich vom Erzbischof zu trennen.

Der zweiten Kategorie – jenen, welche die Autorität des Erzbischofs nur zu ihren eigenen Bedingungen akzeptierten, beispielsweise um das Sakrament der Firmung zu empfangen –, kam er bereitwillig so weit entgegen, wie er es innerhalb der Normen der Kirche konnte, und zwar wegen der Kirchenkrise, welche die Gültigkeit von nach dem Neuritus empfangenen Firmungen fragwürdig macht. Einerseits sagte er, Katholiken besässen das Recht auf mit Gewissheit gültige Sakramente, und andererseits galt: Wenn sie nichts weiter mit ihm zu tun haben wollten, war das ihre eigene Wahl und ihre eigene Verantwortung vor Gott.

Kommen wir zur dritten Kategorie, bestehend aus Menschen, die ihn in keiner Weise darum baten, seine Autorität über sie auszuüben; hierzu gehörten zahlreiche traditionalistische Priester, die an und für sich mit seiner Bruderschaft sympathisierten, jedoch nie den Wunsch bekundeten, ihr beizutreten. Ihnen gegenüber war er stets grossmütig, wenn sie den Kontakt oder die Freundschaft mit ihm suchten oder ihn um Ermutigung oder Rat baten, doch behauptete er nie auch nur im entferntesten, irgendwelche Autorität über sie zu haben. Dasselbe galt für die Laien. Viele Katholiken pflichteten seinem Standpunkt – der demjenigen des Papstes anscheinend entgegengesetzt war – niemals bei, aber er verhielt sich ihnen gegenüber unfehlbar höflich und war bereit, Fragen zu beantworten, sofern derjenige, der sie stellte, einer Antwort wenigstens halbwegs würdig war. Und die Objektivität und Vernünftigkeit seiner Antworten machte viele ursprüngliche Anhänger der Neukirche zu Traditionalisten, die sich seinem Ministerium oder der Obhut seiner Priester unterstellten.

Kurzum, das Konzil verkrüppelte die Autorität der Kirche, doch wo ein Wille war, war auch ein Weg, oder wenigstens ein Ersatzweg, für Seelen, welche die ewige Seligkeit anstrebten, die ohne Priester nur äussert schwer zu erlangen ist. Vor allem – aber nicht ausschliesslich – durch den Erzbischof gewährte Gott den Seelen diesen Sonderweg, der immer noch existiert.

Kyrie eleison.

Des Erzbischofs Autorität – I

Des Erzbischofs Autorität – I on Februar 15, 2020

Veranschaulichen wir das Verhältnis zwischen der katholischen Wahrheit und der katholischen Autorität anhand des Athanasius der Neuzeit, den Gott uns schenkte, um uns den Weg durch unsere vorapokalyptische Krise zu weisen: Erzbischof Lefebvre (1905–1991). Während sich die grosse Mehrheit der Kirchenführer bei Vatikan II dazu verleite liess, die Natur des Glaubens zu ändern und einige Jahre später im Namen des Gehorsams gegenüber der Autorität den wahren Ritus der Messe aufzugeben, blieb der Erzbischof kraft seines Glaubens der unveränderlichen Wahrheit der Kirche treu und zeigte, dass diese das Herz und die Seele ihrer göttlichen Autorität darstellt. „Der Gehorsam ist nicht der Diener des Gehorsams,“ lautet ein spanisches Sprichwort.

Sicherlich glaubte der Erzbischof an die Autorität der Kirche, ihren Mitgliedern aller Stufen Weisungen zur Rettung ihrer Seelen zu erteilen. Deshalb war er während der ersten Jahre der Existenz der Priesterbruderschaft St. Pius X. (1970–1974) sorgfältig darauf bedacht, dem kanonischen Recht und dem Papst, Paul VI., zu gehorchen, soweit er hierzu in der Lage war. Doch als Kirchenvertreter, die von Rom entsandt worden waren, um sein Seminar in Écône zu inspizieren, sich in ihren Aussagen gegenüber Seminaristen weit von der katholischen Wahrheit entfernten, schrieb er seine berühmte Erklärung vom November 1974, in der er sich gegen Roms Abkehr vom katholischen Glauben zugunsten der neuen Konzilsreligion verwahrte. Diese Erklärung diente der traditionalistischen Bewegung, deren Geburtsstunde man auf die Messe von Lille vom Sommer 1976 datieren kann, gewissermassen als Charta.

Zwar hat der Erzbischof selbst stets resolut dementiert, der Führer der Tradition zu sein, weil die katholische Tradition bis zum heutigen Tage eine inoffizielle Bewegung ist und keinerlei offizielle Struktur besitzt. Zudem war er unter den Traditionalisten durchaus nicht die einzige Führungspersönlichkeit, und nicht alle von ihnen pflichteten ihm bei oder huldigten ihm. Nichtsdestoweniger sahen sehr viele Katholiken in ihm ihren Führer, vertrauten und folgten ihm. Warum? Weil sie in ihm die Fortsetzung des katholischen Glaubens sahen, durch den allein sie ihre Seelen retten konnten. In anderen Worten: Auch wenn der Erzbischof keine offizielle Autorität über sie hatte, weil die Jurisdiktion das Vorrecht regulär gewählter oder ernannter offizieller Kirchenvertreter ist, erwarb er dank seiner Treue gegenüber dem wahren Glauben bis zu seinem Tod eine enorme moralische Autorität. Anders gesagt: Seine Wahrheit legte den Grundstein für seine Autorität, die zwar inoffiziell, aber real war, während der Mangel an Wahrheit, an dem die offiziellen Kirchenvertreter krankten und kranken, ihre Autorität seither unablässig untergräbt. Dass die Autorität, zumindest die katholische Autorität, von der Wahrheit abhängt, lag klar zutage.

Hinsichtlich der anno 1970 vom Erzbischof gegründeten Priesterbruderschaft St. Pius X. standen die Dinge jedoch etwas anders, weil ihm die offizielle Kirche eine gewisse Jurisdiktion auf dem Gebiet der – Bischof Charrière unterstehenden – Diözese Genf/Lausanne/Freiburg gewährte. Diese Jurisdiktion bedeutete ihm sehr viel, bewies sie doch, dass er mit seinem Wirken keine imaginären Probleme beschwor, sondern das Werk der Kirche verrichtete. So tat er sein Bestes, um die Bruderschaft zu leiten, als sei er das normale Oberhaupt einer normalen katholischen Kongregation unter Rom, wozu ihm seine Verteidigung des wahren Glaubens alles Recht gab. Allerdings machten die öffentlichen und offiziellen Römer weidlich von ihrer Jurisdiktion Gebrauch, um ihn als Scharlatan anzuprangern und so die katholischen Massen, die ihm sonst gefolgt wären, gegen ihn aufzubringen.

Doch nicht genug damit – die Neukirche, welche die Konzilsrömer um ihn herum aufbauten, bedeutete, dass seine Autorität selbst innerhalb der Bruderschaft ernstlich geschwächt wurde. Wenn beispielsweise vor dem Konzil ein mit dem Bischof seiner Diözese unzufriedener Priester seine Versetzung in eine andere Diözese beantragte, erkundigte sich der Bischof letzterer selbstverständlich beim Bischof ersterer nach dem betreffenden Geistlichen, und wenn der erste Bischof dem zweite riet, sich nicht mit diesem inzulassen, war der Antrag chancenlos. Stellte hingegen ein Priester, der zwar der Bruderschaft angehörte, aber mit dieser unzufrieden war, den Antrag, in eine Diözese der Neukirche versetzt zu werden, durfte er damit rechnen, dass ihn diese als Flüchtling vor dem „Lefebvre-Schisma“ mit offenen Armen in der offiziellen Gemeinde willkommen liess. Der Erzbischof erhielt von den anderen Bischöfen also keine Unterstützung und konnte seine Priester innerhalb der Bruderschaft folglich nicht gebührend disziplinieren. Seine Autorität war in höchstem Masse verwundbar, weil ihm keinerlei Sanktionen zur Verfügung standen, mit denen er wankelmütige Priester im Zaun halten konnte. Der Mangel an Wahrheit in der Neukirche hat die Wahrheit in die Bruderschaft verbannt, doch ohne jene katholische Autorität, die zu ihrem Schutze erforderlich ist.

Kyrie eleison.

Der Unverzichtbare Papst – II

Der Unverzichtbare Papst – II on Februar 8, 2020

In der letztwöchigen Ausgabe dieser „Kommentare“ (DCLV, 1. Februar) wurde die beispiellose Krise der katholischen Kirche, die nun schon weit über 50 Jahre währt, damit erklärt, dass die katholische Autorität beim Zweiten Vatikanischen Konzil die katholische Wahrheit verraten hat. Die logische Schlussfolgerung lautete, dass die Krise erst dann ein Ende finden wird, wenn die katholische Autorität zur Wahrheit zurückkehrt, denn die Wahrheit ändert sich nicht und kann folglich nicht auf die Linie des Papstes und der Bischöfe einschwenken, deren Aufgabe es eigentlich wäre, sie zu verteidigen. Ausserdem wurde festgehalten, dass der Papst die Bischöfe zum Glauben zurückführen muss, dass der allmächtige Gott allein den Papst wieder zum Glauben zurückführen kann und dass Gott dies erst tun wird, „wenn wir unsere Lektion gelernt haben.“ Würde Gott uns nämlich zu früh dem Abgrund entreissen, in den wir gesunken sind, würden wir ungehorsamen Menschenkinder dies nur ausnutzen, um ein weiteres Mal in den Abgrund zu gleiten. Gott kann es sich nicht erlauben, unserer verdorbenen Generation gegenüber allzu nachsichtig zu sein. Was für eine Lektion, oder was für Lektionen, müssen wir also lernen?

Unter anderen die, dass die Welt nicht ohne eine gesunde Kirche auskommen kann und dass die Kirche, um gesund zu sein, einen gesunden Papst braucht, und dass einem gesunden Papst Gehorsam zu leisten ist. Als Vatikan II Ende 1965 seinen Abschluss fand, war ein erheblicher Teil der Prälaten bereits der Apostasie verfallen, doch Gott bot der Menschheit eine weitere Chance. Paul VI. musste damals zu der dringlichen Frage der künstlichen Geburtenkontrolle Stellung beziehen. Die Zustände in der modernen Welt überzeugten zahlreiche Bischöfe, Priester und Laien davon, dass die herkömmliche strikte Verurteilung dieser Praxis durch die Kirche einer Milderung bedürfe, dass die moderne Welt recht habe und dass eine unveränderte Herrschaft der Kirche, in anderen Worten Gottes, falsch sei. Auch Paul VI. wollte diese Herrschaft leichter machen.

Doch als die Expertenkommission, welche er zum Studium der Frage einberufen hatte, ihren Bericht vorlegte, erkannte er selbst, dass die Position der Kirche nicht abgeschwächt werden konnte. Seine Schlüsselargumente für die Aufrechterhaltung der traditionellen Position haben zwar nicht die Kraft der alten Argumente, die auf dem unveränderlichen Naturgesetz beruhen, doch nichtsdestoweniger bekräftigte Paul VI. in seiner Enyzklika „Humanae Vitae“ von 1968 grundsätzlich die gültige Regel. Kaum hatte er seine Enyzklika veröffentlicht, war in der Kirche jedoch die Hölle los. Und anno 1969 zwang Paul VI. der gesamten Kirche die „Novus Ordo“-Messe auf. Ist es da bloss eine müssige Spekulation, dass Gott den Bischöfen und Priestern die Neue Messe erspart hätte, wenn sie dem Papst zuvor gehorcht hätten, statt Gottes unveränderliches Gesetz zu verwerfen? Indem sie dem Papst den Gehorsam kündigten, als er Gottes Gesetz treu war, trugen sie alle zum Zusammenbruch der Autorität in der Kirche bei. Nun brachen alle Dämme, und in der Kirche machte sich das Chaos breit.

Dies ist ein klassisches Beispiel dafür, dass die Wahrheit der Autorität bedarf, dass die Welt die Kirche braucht und die Kirche den Papst benötigt. Besonders in der modernen Welt können die Menschen nicht einsehen, was an der künstlichen Geburtenverhütung falsch sein soll – diese scheint ihnen im Gegenteil Ausdruck gesunden Menschenverstands zu sein. Wenn es also keine göttliche Autorität gibt, welche die künstliche Geburtenkontrolle verbietet, wird nichts und niemand die menschlichen Leidenschaften bändigen können, die diese Praxis begünstigen. In diesem Geiste argumentierte Vatikan II (Gaudium et Spes # 48), im ehelichen Akt habe die Triebbefriedigung Vorrang vor der Zeugung, und öffnete damit Tür und Tor für Scheidung, Ehebruch, Abtreibung (und später gar die Tötung Neugeborener), Euthanasie, Homosexualität, Geschlechtsveränderung und andere Abscheulichkeiten, die wir heute noch nicht kennen, die jedoch zwangsläufig erscheinen werden, wenn die Zeugung der Triebbefriedigung untergeordnet wird. Mutter Kirche hat stets gewusst, dass die Verzerrung der Bedeutung des geschlechtlichen Akts früher oder später auf eine Untergrabung der Ehe, auf eine Schwächung des Individuums, der Familie, der Gesellschaft, der Nation und der Welt hinausläuft. Ein solches Chaos herrscht heutzutage. Ein schlagender Beweis dafür, wie unabdingbar Autorität ist!

Und die wichtigste Autorität ist jene der Kirche, die den fehlbaren Geist des Menschen der unfehlbaren Wahrheit Gottes und den wankelmütigen Willen des Einzelnen Gottes ewigem Gesetz unterstellt, so dass er in Gottes Himmel eingehen und der Hölle entrinnen kann. Und um diese Autorität zu verkörpern und für die Menschen sichtbar zu machen, schuf der fleischgewordene Gott Seine Eine Katholische Kirche als Monarchie, deren einziger Herrscher der römische Papst ist: Dieser allein besitzt den Auftrag und die Gnade, alle Angehörigen der Kirche in der katholischen Wahrheit zu regieren und zusammenzuhalten. Hieraus folgt, dass, wenn er – wie bei Vatikan II – von der Wahrheit abweicht, die Schafe zwangsläufig zerstreut werden, weil kein anderer als der Papst von Gott die Auftrag erhalten hat, sie zu einen (Lukas XXII, 32).

Kyrie eleison.

on April 22, 2019

Während der nachchristliche Heide Jean-Jacques Rousseau (1712–1778) behauptete, der Mensch sei seinem Wesen nach ein antisoziales Tier und die menschliche Gesellschaft somit grundsätzlich künstlich, wusste der vorchristliche Heide Aristoteles (384–322), ein viel weiserer Mann, dass die Gesellschaft etwas Natürliches ist, weil der Mensch seiner Natur nach ein soziales Tier ist – man beobachte doch, wie er sich in jeder beliebigen menschlichen Gesellschaft, besonders der menschlichen Familie, mit seinen Mitmenschen zusammentut. Doch besitzt jeder Mensch einen freien Willen, so dass all diese Gesellschaften Autoritätspersonen brauchen, welche sämtlichen Trägern eines freien Willens Zügel anlegen und so den ansonsten unvermeidlichen Ausbruch der Anarchie unter ihnen verhüten. Aus diesem Grund ist jedwede Gesellschaft auf Autorität angewiesen, die für den Menschen ebenso natürlich und notwendig ist wie die Gesellschaft selbst. Man rufe sich in Erinnerung, wie der Hauptmann von Kapernaum dank seiner eigenen Erfahrung als Befehlshaber im römischen Heer Unseren Herrn als Autoritätsperson erkennt (Matthäus VIII, 8–9).

Da Autorität für die Menschen so selbstverständlich ist wie ihre soziale Natur, und da ihre soziale Natur von Gott kommt, muss jede Autorität unter Menschen letzten Endes von Gott stammen (vgl. Epheser III, 15). Dies ist der Grund dafür, dass in unserem heutigen Sonnenuntergang der Welt, in dem sich fast die ganze Menschheit von Gott abwendet, die Menschen auch gegen jede Art von Autorität rebellieren, so dass sämtliche Formen von Autorität immer zerbrechlicher werden. Kommt es denn heute beispielsweise nicht zusehends häufiger vor, dass sich Frauen von ihren Männern für unabhängig erklären und Kinder ihren Eltern Vorschriften erteilen? Dies ist in keinem wahren Sinne des Wortes natürlich, geschieht heute aber dennoch immer öfter, weil die Revolte gegen die Autorität uns allen im Blute liegt. Wie kann die Autorität wiederhergestellt werden? Im vierten Buch Mose (Kapitel 16) finden wir hierzu ein klassisches Beispiel.

Moses und sein Bruder Aaron waren der politische bzw. der religiöse Führer des israelitischen Volkes bei dessen Auszug aus dem Ägyptenlande ins Gelobte Land. Sie waren, wie das Volk sehr wohl wusste, beide von Gott hierzu bestimmt worden, doch die Israeliten waren ein stolzes und starrsinniges Volk, und in der Wüste geschah es eines Tages, dass Korah, ein Vetter ersten Grades von Aaron, der diesen um seine Privilegien beneidete, weitere 250 Männer aus dem Stamme Levi sowie zwei führende Vertreter des Stammes Ruben, Dathan und Abiron, zur Revolte aufwiegelte und sich das Volk um die Aufrührer scharte und sich gegen die Autorität Mose und Aarons erhob. Diese beiden wandten sich sofort hilfesuchend an den Herrn, der ihnen befahl, das Volk am nächsten Tag vor der Stiftshütte zu versammeln. Dann gebot Mose dem Volk, von den Zelten Dathans und Abirons zu weichen, die mit ihrer ganzen Sippschaft dort standen, worauf sich der Erdboden auftat und die Rebellen schnurstracks in die Hölle fuhren. Darauf fiel Gottes Feuer vom Himmel und verzehrte Korah und seine 250 Leviten, die ein Ansehen und Privilegien verlangt hatten, welche Gott einzig und allein der Familie Aarons verliehen hatte.

Auf diese Weise zeigte Gott Selbst, wem Er die Autorität über die Israeliten gegeben hatte. Für diese war Autorität in der Wüste darum so wichtig, weil sie sich trotz der wunderbaren Durchquerung des Roten Meeres (2. Mose XIV) immer noch nach den Fleischtöpfen Ägyptens sehnten und Dathan über die Härten der Wüste klagte (4. Mose XVI, 13–14). Doch war Mose kein Tyrann, sondern der gütigste der Menschen (4. Mose XII, 3), und Aaron hatte dem Volk nichts Böses angetan (4. Mose XVI, 11). Hätte Gott die Rebellen allerdings nicht mit unerbittlicher Härte bestraft, kann man sich fragen, ob es Mose und Aaron gelungen wäre, die Israeliten ins Gelobte Land zu führen. Hätte eine weniger drastischere Strafe ihre Autorität wiederhergestellt? Wie dem auch sei, man kann sich leicht vorstellen, dass, nachdem der Erdboden Dathan und Abiron mitsamt ihrer Sippe verschlungen und Gottes Feuer Korah zusammen mit seinen 250 Leviten verzehrt hatte, es keinen Israeliten mehr danach gelüstete, Mose oder Aaron den Gehorsam zu verweigern!

Im Jahre 2019 führt der in aller Welt wuchernde Materialismus dazu, dass immer weniger Menschen überhaupt an Gott glauben, geschweige denn Ihn ernst nehmen. Wissenschaft und Technologie scheinen uns allen das gute Leben zu garantieren – wer braucht da noch Gott? Ohne Ihn verschwindet indessen jede Grundlage der Autorität, und in jeder Art von menschlicher Gesellschaft löst sich die Autorität in Luft auf, besonders jedoch in der katholischen Kirche. Ausserdem hält der Neo-Modernismus seine Opfer in einem solchen Würgegriff, dass sie buchstäblich unbekehrbar scheinen, da sie in der Überzeugung verharren, immer noch Katholiken zu sein. Wie kann die Kirche überleben? Wenn die katholische Autorität vor dem Ende der Welt wiedehergestellt werden soll, wird es dann nicht eines neuen tödlichen Feuers bedürfen, das durch ein Wunder vom Himmel fällt, so wie jenes, das Korah und seine Leviten verzehrte, nachdem Dathan und Abiron vom Erdboden verschlungen worden waren? Gott lässt seiner nicht spotten (Galater VI, 7).

Kyrie eleison.

Menzingens Verteidiger – II.

Menzingens Verteidiger – II. on März 3, 2018

Gewiß interessiert einige Leser dieser „Kommentare“ nicht so sehr, darüber zu lesen, was ihnen lediglich als inneren Zank unter relativ wenigen katholischen Priestern erscheint. Doch mögen solche Leser sich davor hüten, die Bedeutung dieses „Zankes“ zu unterschätzen. Denn die Religion lenkt die Welt, weil Gott existiert; und so wie die Menschen zu ihm stehen (Religion), stehen sie zu ihren Mitmenschen (Politik). Sodann lenkt die katholische Kirche die Religion, denn seit der Fleischwerdung Christi ist der Katholizismus die einzige Religion, welche von dem einen wahren Gott gegründet wurde. Die katholische Tradition schließlich lenkt die katholische Kirche, denn diese Kirche ist genauso unveränderlich wie unser Herr selbst. Seit 42 Jahren (1970–2012) nun stand die Priesterbruderschaft St. Pius X. an vorderster Front bei der Verteidigung der katholischen Tradition, weil sie die einzige weltweite katholische Organisation war, welche der treulosen Modernisierung der Kirche durch das Zweite Vatikanische Konzil effektiv widerstand. Daher sind alle lebenden Menschen, Atheisten wie Protestanten und Konziliaristen, besonders jedoch Priester und Anhänger der Bruderschaft, von dem Problem dieser Untreue gegen die katholische Tradition innerhalb der Priesterbruderschaft betroffen. Also weiterlesen, alle zusammen!

Ein weiterer Verfechter Menzingens namens Pater B. hat im offiziellen monatlichen Bruderschaftsmagazin der USA eine Lanze gebrochen zur Verteidigung der Politik des Wiedereintritts der Bruderschaft in das konziliare Rom. Nennen wir diese Gruppe die Versöhnler. Seit das Zweite Vatikanum die katholische Autorität von der katholischen Wahrheit trennte, wobei diese Autorität ausschließlich zur Verteidigung und Bewahrung ebendieser Wahrheit existiert, sind alle Katholiken notgedrungen mehr oder weniger gespalten: entweder folgen sie der Autorität und geben die Wahrheit preis, oder sie folgen der Wahrheit und geben die Autorität auf, oder sie wählen irgendeine der vielen Kombinationen dazwischen.

Der Gründer der Priesterbruderschaft, Erzbischof Lefebvre, wählte die Wahrheit; behielt jedoch so viel Respekt für die Träger der katholischen Autorität, wie noch vereinbar war mit der Treue zur Wahrheit. Infolgedessen litt er unter beträchtlicher Verfolgung und Verurteilung vonseiten all jener Katholiken, welche mehr oder weniger die Autorität bevorzugten. Im Gegensatz zu ihm wollen seine Nachfolger an der Spitze seiner Bruderschaft diese unter die konziliare Autorität zurückführen, so daß die Bruderschaft seit 2012 offiziell zur Gruppe der Versöhnler gehört. Durch diese Umstellung der Priesterbruderschaft von des Gründers Wahrheit auf die konziliäre Autorität haben sie die Bruderschaft gespalten, und eine „Widerstandsbewegung“ gegen ihren „Versöhnungsprozeß“ verursacht.

Im überwiegenden Teil seines Artikels bleibt Pater B. in seinen Grundsätzen katholisch, ist jedoch am Ende durch ihre Anwendung ein Versöhnler. Vielleicht um dem gegenwärtigen Versöhnler-Generaloberen der Bruderschaft zu helfen, im Juli wiedergewählt zu werden, attackiert er die „Widerstandsbewegung“ nicht wegen ihrer Verbundenheit mit der Wahrheit, was ja ihre Stärke ist, sondern wegen ihrer Loslösung von der katholischen Autorität sowohl in Rom als auch in Menzingen. So schreibt Pater B., daß die „Widerstandsbewegung“ im Hinblick auf Rom wegen ihrer eigenen “Bequemlichkeit und Vorteil“ in Gefahr stehe, den Papst zu ignorieren und seine Autorität nicht anzuerkennen, während gegen Menzingen die Bewegung den richtigen Respekt und Gehorsam verweigere; und indem sie jedes Wort des Bruderschafts-Generaloberen kritisiere, säe sie Zweifel und blockiere den Gnadenfluß.

Doch, hochwürdiger Pater, in Ihren dargelegten katholischen Prinzipien erkennen Sie doch selber den Primat des Glaubens an. Nun war das Zweite Vatikanum eine einzige Katastrophe für den Glauben, indem es versuchte, den modernen Menschen an die Stelle Gottes zu setzen. Deshalb sind sowohl der Konziliarismus als auch der Versöhnungsprozeß mit ihm katastrophal, und sowohl die Amtsinhaber Roms als auch der gegenwärtige Bruderschafts-Generalobere sind entsprechend zu beurteilen. Dieser muss auch nicht durch einen anderen Versöhnler ersetzt werden. Das Problem ist nicht die „Widerstandsbewegung,“ welche auch den Papst nicht „ignoriert“ und gewiß nicht ihre eigene Bequemlichkeit sucht, denn für Katholiken ist es sehr unangenehm, aller erkennbarer Unterstützungen vonseiten der übergeordneten katholischen Amtsträger beraubt zu werden. Deshalb fällt die „Widerstandsbewegung“ weder in eine „für sich genommen schismatische Haltung,“ noch zerstört sie den Gnadenfluß. Das Problem ist vielmehr jenes Konzil, welches das Schisma verursacht, die Päpste vergiftet und den Gnadenfluß Jesu Christi erwürgt. Der momentane Generalobere darf nicht wiedergewählt werden, wenn etwas von der wahren Priesterbruderschaft St. Pius X. überleben soll.

Kyrie eleison.

Bischöfliche Erklärung – II.

Bischöfliche Erklärung – II. on April 30, 2016

Nun folgt der zweite und letzte Teil der Erklärung über die Weihe des Bischof Thomas Aquinas am 19. März 2016 in Brasilien, vor sechs Wochen:

Doch das allerschlimmste in unserem 21. Jahrhundert ist möglicherweise die Masse der Katholiken – sowohl Kleriker als auch Laien –, welche immer noch fügsam den Zerstörern sich beugen. Wie können die Zerstörer unter den Kirchenmännern sich nicht bewußt sein, was sie da tun? Dies muß offensichtlich die „Teuflische Verwirrung” sein, welche Schwester Lucia von Fatima bereits vor dem Konzil erwähnt hat. Und wie können immer noch so viele Laien nicht sehen, daß die katholische Obrigkeit nur deswegen existiert, um die katholische Wahrheit aufrechtzuerhalten, und daß, wenn diese Obrigkeit diese Wahrheit verrät, sie das Recht auf Gefolgschaft verliert? Es muß dieselbe „Verwirrung” sein. Woraus besteht nun diese Verwirrung eigentlich? Sie besteht aus dem Verlust der Wahrheit und aus dem fortschreitenden Verlust eines jeden Gespürs für die Existenz einer objektiven Wahrheit, weil die Menschen sich von Gottes Wirklichkeit haben losreißen wollen, um diese mit ihrer eigenen Wahnwelt zu ersetzen, damit sie tun und lassen können, was sie wollen. Immer ist die falsche Freiheit am Werk.

Gott gibt seine Kirche jedoch nicht auf, und so zog er in den 1970ern Erzbischof Lefebvre heran, um als Werkzeug ihm zu dienen. Der Erzbischof erkannte, daß der Papst und seine Gleichgesinnten auf dem Konzil die kirchliche Tradition um des Modernismus Willen zurückließen, und daß sie dadurch die Kirche zerstörten. Auf wundersame Weise gelang es ihm, innerhalb der Kirche einen robusten Widerstand gegen die fortdauernde Zerstörung aufzubauen, in der Form einer priesterlichen, dem hl. Papst Pius X. gewidmeten Bruderschaft – also jenem Papst, welcher die Korruption der modernen Zeiten so klar durchschaut hatte. Doch die römischen Autoritäten duldeten nicht, daß jemand ihrer mutmaßlichen „Erneuerung” durch das Zweite Vatikanum sich widersetzte, und so unternahmen sie alles in ihrer Macht stehende, um des Erzbischofs Widerstand zu brechen.

Der Erzbischof jedoch widerstand ihnen; und um zu garantieren, daß sein Werk überleben könnte, welches für die Verteidigung der katholischen Tradition so immens wichtig war, weihte er im Jahre 1988 vier Bischöfe – zwar gegen den ausdrücklichen Willen der sich irrenden römischen Autoritäten, aber in Einklang mit dem unausgesprochenen Willen aller Päpste seit dem Beginn der Kirche, mit Ausnahme der letzten vier, welche alle zum Konzil standen.

Diese heldenhafte Entscheidung des Erzbischofs wurde durch die damaligen Ereignisse umfänglich gerechtfertigt – insbesondere durch den ununterbrochenen Niedergang der kirchlichen Autoritäten, deren einziger Wunsch es war, die Kirche mit der verdorbenen Welt in Einklang zu bringen. Von diesen vier Bischöfen wurde der Spanischsprechende nach Südamerika berufen, damit er um jene Katholiken sich kümmern könnte, welche den Glauben aller Zeiten auf einem Kontinent bewahren wollten, der ehemals so katholisch war, nun jedoch keine Bischöfe mehr besaß, welche verläßlich die Seelen in den Himmel führen würden.

Leider ist der Niedergang seither immer weitergegangen, und diesmal ist die Bruderschaft des Erzbischofs durch ihr Generalkapitel aus dem Jahre 2012 an der Reihe, dem universalen Verderben zum Opfer zu fallen. Bei diesem Generalkapitel ließen die Oberen unter ihrem Generaloberen die Bruderschaft in Richtung Konzil taumeln. Anstatt auf den Primatsanspruch der unveränderlichen kirchlichen Lehre, der Tradition, zu pochen, öffneten sie die Türen für eine Übereinkunft mit dem offiziellen Rom, welches doch dem Konzil verfallen war. So hat also die eingangs erwähnte Verwirrung seit 2012 ihren Einzug auch in die Bruderschaft gehalten, deren Bischöfe somit – wenigstens derzeit – nicht mehr verläßlich sind. Das ist ungemein traurig, aber insgesamt normal angesichts des jetzigen Zustandes von Kirche und Welt. Daher muß noch einmal ein verläßlicher Bischof geweiht werden, um sicherzustellen, daß der unveränderliche Glaube fortbesteht – besonders wenn ein ganzer Kontinent voller Seelen einen echten Schafhirten braucht, um ihre Seelen auf ewig zu retten.

Möge Gott mit ihm sein! Beten wir zur Heiligen Jungfrau Maria, daß sie ihn treu unter ihrem Mantel erhalten möge – treu bis zum Tode.

Bischof Jean-Michel Faure.
Bischof Richard Williamson.