moderne Welt

Langsamer Niedergang – I

Langsamer Niedergang – I on März 25, 2017

Das hier angeführte Zeugnis eines gläubigen Katholiken aus den USA trifft gar manchen Nagel auf den Kopf:

Die Priesterbruderschaft St. Pius X. hat sich „ein neues Image verpasst“ und ist nicht mehr, was sie einst war. So wie die ursprüngliche Priesterbruderschaft zur Katholischen Kirche gehörte, gehört die Neubruderschaft zur Neukirche. Wer alt genug ist, um sich zu erinnern, dem kommt alles so vor wie eine Neuauflage von Vatikan II, nur noch schlimmer, weil es diesmal keine direkte Attacke auf die Doktrin und kein grosses Konzil gibt; stattdessen verbreitet sich die Revolution mittels eines langsamen, fast unmerklichen gesellschaftlichen Wandels.

Denn während der Anschein der Tradition noch aufrechterhalten wird, wird die traditionalistische Bewegung langsam von innen her verändert. Äusserlich und materiell scheint es um die Priesterbruderschaft besser bestellt zu sein denn je zuvor; es stehen ihr immer mehr Geld und immer mehr Gebäude zur Verfügung, doch innerlich und spirituell befindet sich die Bruderschaft in einem Prozess des langsamen Niedergangs, weil die Krankheit des Modernismus ihre Anhänger unmerklich infiziert. Eine Reihe von Symptomen weist darauf hin, dass sich der Modernismus innerhalb der Bruderschaft in gleicher Form offenbart wie früher in der Kirche; hiervon zeugen beispielsweise ihre jungen, glücksselig strahlenden Priester, die den „Friedenspriestern“ der sechziger und siebziger Jahre, wie der grosse Kardinal Mindszenty sie nannte, aufs Haar gleichen. Viele von ihnen leiden an Verweichlichung – im Gegensatz zu den früheren Generationen von Priestern, jedoch genau wie manche der führenden Laien, die in Schulen der Neubruderschaft lehren.

Und so ist die Messe immer noch traditionell, doch die ganze Kultur um sie herum ist die des Novus Ordo. Die Traditionalisten wollen die alte Messe und die Sakramente bewahren und auch einen Teil der Moral aus dem Katechismus, aber zugleich wollen sie alles andere, was die moderne Welt anzubieten hat. Dies führt dazu, dass viele sogenannte traditionalistische Katholiken sich ausserhalb der Messe und der Sakramente kaum noch von ihren Mitmenschen unterscheiden, die sich der modernen Welt mit Haut und Haaren verschrieben haben. Wenn es um Scheidung, Ehenichtigkeitserklärung, „alleinstehende“ Mütter usf. geht, sind die Statistiken ein und dieselben. Falls die Traditionalisten mit der modernen Welt gehen wollen, können sie der wahren Religion nicht treu bleiben. Hier heisst es: Entweder – oder.

Tatsache ist, dass die traditionalistische Bewegung nun für die Welt geöffnet wird, damit sie gesellschaftlich akzeptabel und normal wird, und dass der Prozess der Modernisierung in vollem Gange ist, langsam, aber unerbittlich. Eine neue, junge Generation hält das Steuer in der Hand und ändert den Kurs. Die alten, verschrobenen, peinlich wirkenden Hardliner sind von der Bühne abgetreten, und die Tradition hat ein neues Image, ein neues, glückliches, freundliches Gesicht. Die Mainstream-Kirche hat vor fünfzig Jahren ihr „Aggiornamento,“ also ihre Anpassung an die heutigen Verhältnisse, vollzogen, und die Bruderschaft holt diesen Prozess in unseren Tagen nach. Die alte Generation, die so viele Schlachten ausfocht, um den Glauben unverfälscht zu bewahren, wird nun von einer neuen Generation abgelöst, die den Novus Ordo sowie die Geschichte seiner Entstehung niemals gekannt hat und nie für etwas kämpfen musste. Die heutigen jungen Traditionalisten sind in aller Regel in einer traditionalistischen Blase aufgewachsen und wissen viel zu wenig von dem gestrigen Krieg, vor dessen Hintergrund der heutige zu sehen ist. Vor dem Konzil bezeugte Bella Dodd, dass die Kirche von den Kommunisten unterwandert wurde. Sind wir ganz sicher, dass der traditionalistischen Bewegung gegenwärtig nicht dasselbe widerfährt?

Es war alles nur allzu leicht voraussehbar. Da die Bruderschaft nicht unfehlbar ist, macht sie nun dasselbe durch wie die Kirche vor fünfzig Jahren – Infiltration, Kompromisse, Zerfall und derselbe Prozess der Selbstzerstörung. Erzbischof Lefebvre hätte diesen radikalen Wandel sofort entdeckt, doch allzu viele Frösche im Topf der Bruderschaft haben noch nicht einmal gemerkt, wie heiss das Wasser inzwischen geworden ist. Der Erzbischof „reichte weiter, was er empfangen hatte,“ doch wie kann die neue Generation weiterreichen, was sie niemals empfangen hat? Deshalb hören wir jetzt, dass die „unvermeidliche Versöhnung“ bevorsteht. Die Priesterbruderschaft St. Pius X. wird als Teil der Neukirche akzeptiert werden und im Gegenzug die Neukirche akzeptieren müssen. Sie wird fortan nur noch eine der vielen Seitenkapellen im Pantheon der Neuen Weltordnung bilden. Und was die „Versöhnung“ betrifft – welche Seite hat der anderen nachgegeben? Ist die Konzilskirche etwa katholisch geworden? Mitnichten!

Nächste Woche wird derselbe Zeuge abermals zu Worte kommen.

Kyrie eleison.

“Heiligmaessige Priester”?

“Heiligmaessige Priester”? on März 4, 2017

Durch eine grosse Gnade Gottes hat einer der Leser dieser „Kommentare”, der durch seine Familie und seine Arbeit in steter Verbindung mit der heutigen Welt steht, dennoch ein untrügliches Gespür für das behalten, was um ihn herum geschieht – das grosse, sich Tag für Tag abspielende Drama um die Errettung oder Verdammnis der Seelen, denen er begegnet. Dieses Gespür macht ihn nicht froh. Er wünscht sich vielleicht, er könnte nicht sehen was er sieht, doch dank einer weiteren Gnade Gottes will er nicht wieder in Schlaf versinken. Er weiss, wofür die Priesterbruderschaft St. Pius X. früher stand, und sie brachte ihm grossen Gewinn. Nun beobachtet er vom Standpunkt eines einfachen Laien, der keinen Anspruch darauf erhebt, in hohen theoretischen Sphären zu argumentieren, dass die Bruderschaft nicht mehr ist, was sie einst war, sondern dabei ist, sich zu der Schläferbrigade zu gesellen, und er fragt sich, was er nun tun soll. Seine Worte finden sich nicht im Internet, werden aber gar manchem traurigen Katholiken zu Herzen gehen. Wir geben sie hier, in Kursivschrift, wieder:

Ich habe es schon früher erwähnt, aber ich sehe es auch weiterhin ständig während meiner Arbeit. Die Seelen hungern , und sie welken unter der Last der Sünde und unter dem Druck der uns alle verschlingenden Unkultur dahin. Fast alle ehemaligen Katholiken, mit denen ich gesprochen habe, waren entweder angewidert von den unmoralischen Handlungen, die in der Kirche immer wieder begangen werden (ich meine allerdings, dass viele dies nur zur Rationalisierung ihrer eigenen Sünden benutzen), oder sie sahen in den Priestern nichts weiter als egoistische Männer, die ihre Selbstsucht nicht abgetötet und sich nicht Christus anvertraut haben. Ihre Sicht der Kirche ist durch so viel Treulosigkeit und so viel Sünde vernebelt.

Es besteht kein Zweifel daran, dass unsittliche Handlungen in der Kirche manchen Katholiken als Vorwand für die Abkehr von ihrem Glauben dienen, doch wie enorm ist die Verantwortung von Priestern, die, auch ohne schwerwiegende öffentliche Skandale hervorzurufen, nichtsdestoweniger durch ihr Beispiel aufhören, andere zu inspirieren und zu erheben! Priester der Bruderschaft, ihr pflegtet zu inspirieren und zu erheben – wo seid ihr jetzt?

Ganz ehrlich würde ich sagen, dass „The Angelus Press ” (die Zeitschrift der Piusbruderschaft in den USA) längst nicht mehr die Vorhut der Glaubenstreuen ist. Wir müssen in unserer Selbstgefälligkeit erschüttert werden (ich weiss, dass dies für mich in meiner gefallenen menschlichen Natur sicherlich zutrifft!). Wir müssen in unserer intellektuellen Faulheit erschüttert werden. Es ist ja schön und gut, in wohlklingenden Worten über Fragen der Spiritualität und Doktrin zu schreiben, und ich glaube nicht, dass jemand diese Zeitschrift der Häresie bezichtigen kann, aber . . . und dies ist der springende Punkt, wenn keine dieser Ideen in das Gewebe des Alltagsleben eingeflochten wird oder die Probleme der Modernität anspricht, wird die Kirche einfach zu einem „Trostpflaster,“ das uns die Realitäten des Lebens versüsst.

Hier liegt der Hase im Pfeffer. Wirkliche Priester setzen sich mit den”Realitäten des Lebens” auseinander. „Herr, schenke uns heilige Priester”, betet die Piusbruderschaft. Ist „heilige Priester” jedoch nicht leider allzu oft ein Synonym für”Linderung spendende Priester”? Und sollten Priester den Seelen wirklich Linderung spenden, um ihnen das Leben bequemer zu machen, oder sollten sie nicht vielmehr dafür sorgen, dass sie sich in diesem „Tal der Tränen” fremd fühlen, so dass ihre ganze Sehnsucht auf das ewige Leben ausgerichtet ist?

Es wird mir immer gleichgültiger, was die Priesterbruderschaft St. Pius X. tut, weil wir Laien keinen Einfluss auf ihr Tun haben. Wenn sie also ihren Marsch in die Vergessenheit, die Obskurität und die Bedeutungslosigkeit fortsetzen will, was meiner Ansicht nach auch geschehen wird, dann soll sie auf diesem Wege weiterschreiten. Der einzigartige Ruhm der Bruderschaft beruhte darauf, dass sie die einzige organisierte Widerstandsbewegung gegen die Konzilsbetrüger war, und zwar nicht aus grundsätzlicher Ablehnung der Autorität, sondern aus ihrer Ablehnung all dessen, was den Glauben zerstörte. Leider Gottes benutzt die Bruderschaft eben dieses – an sich gute – Prinzip der Autorität heute, um jede Opposition gegen den Irrtum zu vereinnahmen, obgleich Autorität im Dienste der Wahrheit stehen sollte. Darum habe ich ehrlich gesagt keine Ahnung, was ich weiter tun soll. Wir besuchen immer noch die Gottesdienste der Piusbruderschaft, aber die Inbrunst, die ich für sie empfand, ist fast erloschen. Doch nur Geduld. In diesen bedrückenden Zeiten ist Christus derjenige, der den Seinen den Sieg geben wird.

Ist die Neubruderschaft nicht auf bestem Wege, für die Erringung des ewigen Lebens ebenso belanglos zu werden wie die Neukirche?

Kyrie eleison.

Fünfhundert

Fünfhundert on Februar 11, 2017

Diese Ausgabe der „Eleison-Kommentare” zum Gedenktag unserer Lieben Frau in Lourdes am 11. Februar 2017 ist die fünfhundertste; die erste erschien am 6. Juli 2007. Von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen, sind die „Kommentare” seither jede Woche einmal im Internet erschienen – üblicherweise am Samstag, sofern keine Verzögerung eintrat oder ein sonstiger Hinderungsgrund vorlag. Ebenfalls am Samstag erhalten jeweils Tausende von Abonnenten sie auf elektronischem Wege. In englischer, französischer, deutscher, italienischer und spanischer Sprache sind sie bei stmarcelinitiative.com einsehbar. (Wenn jemand die Kommentare nicht mehr per e-mail erhält, obgleich er sie weiterhin zu empfangen wünscht, liegt dies nie darin, dass er von den Verwaltern der Empfängerliste von dieser gestrichen worden ist. Meist besteht die Ursache in Computerproblemen, beispielsweise wenn ein Rechner die „Kommentare” in den Spam-Sektor verbannt.) Auf anderen Websites erscheinen die”Kommentare” allwöchentlich auf Tschechisch, Japanisch, Koreanisch und Portugiesisch.

Die „Kommentare” sind nie lang, auch wenn sie gelegentlich noch eine Beilage enthalten. Der englische Originaltext ist nur selten viel länger als 700 Wörter und enthält so viel Material, wie auf eine A4-Seite mit Schriftgrösse 12 passt. Diese Kürze hat den Vorteil, dass Leser, denen nur wenig Zeit zur Verfügung steht, von vorne herein wissen, dass sie nicht mehr als ein paar Minuten pro Woche benötigen, um die Texte zu lesen. Andererseits bringt sie den Nachteil mit sich, dass ein bestimmtes Thema in den „Kommentaren” kaum je erschöpfend behandelt werden kann. Ab und zu beleuchten mehrere aufeinanderfolgende Ausgaben ein und dasselbe Thema, damit es etwas ausführlicher besprochen werden kann, doch auch dann ist der Inhalt kaum wissenschaftlich und erhebt hierauf auch gar keinen Anspruch. Wissenschaftler benötigen in aller Regel weit mehr als 700 Wörter, um eine These zu vertreten, und viele Leser haben heute nicht mehr die Zeit, um viel mehr als 700 Wörter zu verdauen.

Die „Kommentare” bemühen sich, ausgehend von der Realität der modernen Welt, die uns umgibt, einen vernünftigen und kohärenten Zusammenhang zwischen dem katholischen Glauben, ohne den wir nicht gerettet werden können (Hebräer XI, 6) einerseits und dem uns allen bekannten, immer düstereren Zustand der Welt und der Kirche anderseits, herzustellen. Ob die „Kommentare” dieses Ziel erreichen, müssen die Leser selbst beurteilen. Sie sind sicherlich nicht unfehlbar, da sie ja von einem katholischen Bischof stammen, dessen Verbindungen zu sämtlichen offiziellen Strukturen gekappt wurden und der zweimal (1988 und 2015) vom offiziellen Rom für „exkommuniziert” erklärt wurde (was leider eher eine Ehre als eine Unehre sein könnte; Gott allein weiss es). Müsste er selbst alle früheren Ausgaben nochmals kritisch überprüfen, würde er allerdings auf Äusserungen stossen, die er im Lichte späterer Ereignisse ändern müsste. Manchmal kann er sich sehr liebenswürdig ausdrücken, um die für Vatikan II und seine Folgen verantwortlichen Kirchenmänner subjektiv zu entschuldigen, doch wie Don Putti, der Begründer von SisiNono, einst zu ihm sagte: „Soni tutti delinquenti” – objektiv gesehen, sind sie in der Tat alle Delinquenten.

Anders gesagt: Während viele Leser die „Kommentare” zu finster und zu pessimistisch finden mögen, mag der Verfasser im Gegenteil argwöhnen, wenn er sich geirrt habe, dann insofern, als er ein wenig gar zu optimistisch war. Paradoxerweise kann es durchaus den Anschein machen, als verhalte sich der angeblich erzkonservative Vertreter der Priesterbruderschaft St. Pius X. und harte Kritiker der Neukirche gegenüber den Praktikanten der Novus Ordo-Religion recht nachsichtig. Er würde sich dann auf den heiligen Augustinus berufen, der den Ausspruch tat: „Erschlage den Irrtum, doch liebe die Irrenden.” Andere mögen schroffer urteilen und meinen, im Grunde seines Herzens sei er stets ein flammender Liberaler gewesen – dieser Art sind die Freuden unserer modernen Zeit! Jedenfalls erwartet er nicht, dass die „Kommentare” ihre tausendste Ausgabe erleben werden. Er rechnet fest damit, dass die elektronischen Systeme, auf die sie angewiesen sind, schon in nicht allzu ferner Zukunft durch einen Krieg ausgeschaltet oder von Agenten der Neuen Weltordnung lahmgelegt werden, deren Lügen das Internet – ungeachtet dessen, dass es auch für viele furchtbare Dinge verantwortlich ist – so nachhaltigen Schaden zugefügt hat.

Heute aber seien dem Allmächtigen Gott und unserer Lieben Frau in Lourdes Ehre und Dank dafür erwiesen, wenn die ersten 500 Ausgaben zum Wohl von Seelen beigetragen haben. Mögen viele Seelen weiter dafür beten, dass all jene künftigen Ausgaben der „Kommentare”, denen die Vorsehung noch erlauben wird, zu erscheinen, mehr Licht und mehr Wärme bringen mögen.

Kyrie eleison.

Beten Tut Dringend Not

Beten Tut Dringend Not on Januar 14, 2017

Als die Titanic im Jahre 1912 zu sinken begann, wurden die ersten Rettungsboote bekanntlich nicht bis zur vollen Auslastung gefüllt, weil noch längst nicht alle Passagiere begriffen hatten, dass das lecke Schiff zum Untergang verurteilt war. Doch als die Wahrheit allen klar geworden war, vermochten die Rettungsboote den Ansturm der Verzweifelten nicht mehr zu bewältigen. Nun war der Untergang der Titanic zwar ein Spiegel, den Gott der modernen Welt vorhielt, aber dies glauben heute mitnichten alle, und deshalb sind die Rettungsboote der katholischen Tradition nicht voll, sondern allzu leer. Noch längst nicht genügend Seelen begreifen, wie furchtbar verzweifelt unsere Lage ist, um zu tun, was dringend not tut – inbrünstig zu beten.

Ein Freund aus der Schweiz formuliert es wie folgt: „In unserem Land, wie anderswo, verschwinden selbst die letzten Reste von Katholizismus, und der [einst tiefkatholische] Kanton Wallis ist keine Ausnahme. Alles muss von neuem begonnen werden, während die Feinde der Wahrheit täglich zahlreicher werden.” Kann irgendjemand behaupten, dies treffe auf seinen eigenen Teil der Welt nicht zu? Auf England trifft es jedenfalls voll und ganz zu! Laut einer am 18. und 19. Dezember durchgeführten Meinungsumfrage, bei der 1595 erwachsene Engländer befragt wurden, glauben nur 28% an Gott, während 38% hartgesottene Atheisten sind. Vor knapp zwei Jahren waren noch 32% Gottgläubige und 33% Atheisten. Es ist klar, dass die Ungläubigen deutlich zulegen. Armes England!

Doch warum ist der Glaube an Gott so wichtig? Der Heilige Thomas von Aquin legt in seinem Traktat über die Engel folgendes dar: Da jegliche Schöpfung einem Überfluss von Güte seitens Gottes entspringt, strebt die Güte in den erschaffenen Wesen danach, ihren Weg zurück zur höchsten Güte des Schöpfers zu finden, jedes Wesen auf seine Weise: Pflanzen und Mineralien durch natürliche Neigung, Tiere durch eine Neigung ihrer Sinne, die auf sehr viel höherer Stufe stehenden Menschen und Engel durch verstandesmässige Neigung ihres Geistes und freien Willens (1a, 59, 1). Somit kommen Menschen von Gott, um zu ihm zurückzukehren: Durch den rechten Gebrauch ihres Verstandes, da sie, wie der Heilige Paulus sagt, „keine Entschuldigung haben”, wenn ihr Verstand so tut, als könne er Gott nicht in seiner Schöpfung erkennen (Römer I, 20), sowie durch den rechten Gebrauch ihres freien Willens, sich für Ihn und nicht gegen Ihn zu entscheiden. Leider zieht die Neigung ihrer Sinne die meisten Menschen von Gott hinweg statt zu ihm hin (1a, 63, 9 ad 1).

Von Ihm hinweg gezogen zu werden, ist allerdings nicht, wozu Gott die Menschen schafft. Jeden einzelnen Menschen, den Er schuf, schuf Er für den Himmel (1. Timotheus II, 4), und sämtlichen Menschen verleiht Er genügend Gnade, dass sie Ihn erkennen und lieben und so in den Himmel kommen können. Folglich ist jeder Mensch für den Himmel geschaffen, ob er dies nun akzeptiert oder nicht, und wenn er es ablehnt, blendet er sich selbst und kann nicht verstehen, wozu das Menschenleben überhaupt da ist. Hieraus ergibt sich, dass alle solche Menschen, die auf irgendeinem Gebiet eine Führungsrolle spielen, letztlich Blinde sind, die Blinde führen, während alle ihre Gefolgsleute Blinde sind, die Blinden folgen. „Ich bin das Licht der Welt”, sagt unser Herr Jesus Christus,”wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis” (Johannes VIII, 12).

Deshalb wandelt, wer sich weigert, Gott zu folgen (geschweige denn Jesus Christus und seiner Katholischen Kirche), in der Finsternis, und die verstockte Vorliebe für immer tiefere Finsternis, welche die „Abendländer” in aller Welt heute an den Tag legen, bereitet den Weg für eine furchtbare Strafe, vergleichbar nur der Sintflut zu Noahs Zeiten. Denn so wie die Menschen damals dermassen „verderbt” waren (Genesis VI, 12), dass Gott mittels der Sintflut eingreifen musste, um zu verhindern, dass ausnahmslos alle Menschen aus freiem Willen zur Hölle fuhren, ist die Verderbnis auch heutzutage so furchtbar, dass Gott allein ihr Einhalt gebieten kann.

Aber die Menschen können stets beten, und das Gebet funktioniert noch, wie nichts anderes mehr funktioniert. Man kann sich nämlich leicht vorstellen, wie Gott unter Millionen und Abermillionen Seelen, die sich von Ihm ab- und dem Mammon zuwenden, aufmerksam nach den immer wenigeren Seelen Ausschau hält, und ihnen sein Gehör schenkt, die sich Ihm zuwenden. Es ist hohe Zeit für das Gebet, durch Seine Mutter, das Gebet des Heiligen Rosenkranzes, fünfzehn Geheimnisse täglich, wenn dies überhaupt möglich ist.

Kyrie eleison.

Katholiken-Not

Katholiken-Not on Oktober 15, 2016

Eine Welt, welche immer stärker von Gott sich abwendet, zermürbt die Katholiken langsam aber sicher. Hier ein weiterer Aufschrei eines Lesers:

Ehrlich gesagt frage ich mich, wie angesichts der aktuellen Kirchensituation mit ihrem völligen Mangel an Hirten wir noch den Glauben hochhalten können. Einige Monate lang besuchten wir die Meßzentren der Priesterbruderschaft St. Pius X., und diese Monate führten den Wert der Tradition uns vor Augen. Wir untersuchten die Geschichte von Erzbischof Lefebvres Kampf und sahen, wie er gerade verraten wird. Über die Netzpräsenz „Non Possumus“ folgten wir dem sogenannten „Widerstand.“ Ein paar Monate lang wurden wir von Pater C. getäuscht, welcher von „Desistenz“ (Abstandnahme) anstatt „Resistenz“ spricht. Doch wurden wir aufgeklärt und verließen seine Gruppierung. Aber nun können wir nicht mehr zur Priesterbruderschaft gehen, weil sie darauf besteht, daß wir an bestimmten Ereignissen wie z.B. dem Ministrantentreffen usw. teilnehmen. Auch fordern sie Informationen über uns, und um an diese zu gelangen, schicken sie verheiratete und der Bruderschaft ganz ergebene Ehepaare zu uns. Dabei mußten wir uns anstrengen, nichts zu sagen, was uns vom Empfang der hl. Kommunion hätte ausschließen können, so wie es manchen Leuten bei der Bruderschaft widerfährt, weil sie gegen Papst Franziskus oder für den „Widerstand“ sind. Zur Zeit gehen wir zur katholischen Maronitischen Kirche, wo wenigstens die Wandlung gültig ist. Doch sind wir enttäuscht, beobachten zu müssen, wie sie das Zweite Vatikanische Konzil schlechthin annehmen und wie sie mich baten, meine Mädchen zum Altardienst gehen zu lassen. Als ich mich weigerte, sagten sie, „Wir sind alle Kinder Gottes“ und ähnliches, um der angeblichen Diskriminierung von Weibern im Altardienst vorzubeugen.

Nun weiß ich niemanden mehr, bei dem ich beichten könnte. Auch erlebe ich ein fortlaufendes Ringen am Arbeitsplatz, wo ich nie aufhöre, von Gott und von aktuellen Geschehnissen zu sprechen, obwohl die Schule, an welcher ich arbeite, säkular und säkularistisch ist, so daß alle Angestellten Staatsbeamte sind. Ihrem bischöflichen Rat folgend, wonach wir uns in den Schatten zurückziehen und auf den Abstieg in die Katakomben vorbereiten sollen, bin ich nun mit den sozialen Kontakten sehr vorsichtig, doch ist es schwer, alleine zu kämpfen. Wir sind jetzt in Kontakt getreten mit Leuten von T.F.P. (Tradition, Familie, Eigentum). Doch bin ich mir nicht sicher, wie es um deren Doktrin steht. Aber was können wir tun? Dieser ganze Kampf lastet schwer auf mir. In dieser Schule, wo ich arbeite, ist ein Professor nach meinem Wissen ein Freimaurer. Obwohl es eine Staatsschule ist, sind sie religiös, allerdings deistisch, d.h. ohne Christus. Was kann ich tun? In diesem Lande ist nichts mehr übrig, und wir sind mit unserer Weisheit am Ende.

Unter anderem habe ich ihm zurückgeschrieben, daß in einer Zeit wie heute, wo die Kirche zur Kreuzigung geschleppt wird, wir erst dann keine Splitter dieses Kreuzes mehr tragen müssen, wenn wir aufhören, katholisch zu sein. Doch offensichtlich will dieser Leser katholisch bleiben, um sich und seine Familie in den Himmel zu bringen, also sollte er nicht überrascht sein, an den Splittern des Kreuzes unseres Herrn zu leiden. Vielmehr braucht er erst dann unruhig zu werden, wenn er in der Welt um ihn herum sich behaglich fühlt.

Seinen Arbeitsplatz betreffend kann er nicht viel tun. Soziale Kontakte sollten mit Gebet, Nächstenliebe und gutem Beispiel gepflegt werden, weil wir menschliche Wesen „gesellige Tiere“ sind, doch sollten wir unsere begrenzte Energie und Mittel nicht verschwenden, z.B. Perlen vor die Säue werfen. Unser Herr sagt uns, nicht zu verurteilen, wenn wir nicht selbst verurteilt werden wollen, aber er lehrt uns auch, zwischen Wölfen und wahren Schafhirten zu unterscheiden (Mt. 7,15). Also ist der Katholik verpflichtet, sein bestmögliches Urteil zu fällen bezüglich der Auswahl an Priestern und Laienvolk, welche er im Chaos der heutigen Kirche trifft. Und in jedem Fall muß ein Familienvater heutzutage seine eigene Familie jeden Abend (oder besser morgens) mit den fünf Gesätzchen des Familienrosenkranzes führen. Dann ist der Schutz seiner Familie durch Unsere Liebe Frau sicher, so wie sie alleine diesen gewährleisten kann angesichts der vor uns liegenden schwerwiegenden Ereignisse.

Kyrie eleison.

Dickens-Konferenz

Dickens-Konferenz on August 16, 2014

Die vor zwei Wochen im Haus Königin der Märtyrer im englischen Broadstairs gehaltene Dickens-Konferenz verlief in ihrem bescheidenen Rahmen sehr ordentlich. Am Samstag regnete es ein wenig, am Sonntag schien die Sonne, und die überwiegend aus England, aber auch Dänemark, Frankreich und den USA kommenden knapp 30 Teilnehmer genossen das Haus, die gegenseitige katholische Gesellschaft, sowie die drei Vorträge von Dr. David White über drei Romane von Charles Dickens (1812–1870), dem in England beliebtesten Schriftsteller nach William Shakespeare.

„In bescheidenem Rahmen“ heißt, daß der Konferenz außerhalb der andächtig besuchten Hl. Messen am Samstag und Sonntag wenig äußerlich Übernatürliches anhaftete. Sie war sozusagen mehr ein Treffen des gesunden Verstandes, denn der Heiligkeit – doch merken wir im Englischen sogleich, daß das englische Wort für „gesunder Verstand“ (sanity) drei Viertel des englischen Wortes für „Heiligkeit“ (sanctity) ausmacht. Die Gnade baut auf die Natur auf, doch kann die Gnade kaum auf den Irrsinn und die Verderbung der Natur aufbauen, denen unsere Welt heute Tag für Tag sich ausliefert. Somit ist der gesunde Verstand notwendiger denn je; sogar für übernatürliche Zwecke. So dürfte auch der Grund für den geringen offensichtlichen Fortschritt des sogenannten katholischen „Widerstands“ darin liegen, daß nicht genug gesunder Verstand vorhanden ist, um die geistige Verderbtheit und das Verkommen des wahren Gehorsams und der wahren Heiligkeit zu begreifen und verachten.

In seinem ersten Vortrag sprach Dr. White über den Roman David Copperfield, welcher unter seinen vielen Werken Dickens Lieblingswerk war, und auch mit Broadstairs verbunden ist. Denn auf seinen vielen Arbeits- und Ferien-Besuchen in diese seine geliebte Küstenstadt lernte Dickens eine exzentrische alte Dame kennen, welche in einem kleinen Haus wohnte, das heute noch an der Strandpromenade steht. Die Dame beeindruckte ihn so sehr, daß er sie als Romangestalt Betsy Trotwood in David Copperfield einfließen ließ, wo sie als exzentrische alte Dame den verwaisten Romanheld aufnimmt und beschützt, bis er seinen Weg im Leben findet. Dieser exzentrischen Romanfigur legt Dickens seine eigene Abscheu gegen den Puritanismus und den Calvinismus in den Mund, so Dr. White. Obwohl Dickens wenigstens einmal im Leben gesagt bekam, daß der Katholizismus die einzige wahre Religion ist, wurde er nie Katholik. Dennoch hatte er größten Respekt vor dem Evangelium Christi, und in seinen Romanen taucht ein wahrlich gutherziger Charakter nach dem anderen auf.

Am Samstagnachmittag besuchten wir das Strandpromenaden-Haus von „Betsy Trotwood,“ welches heute ein Museum voller Dickenscher Erinnerungsstücke ist und von einem echten Dickenschen Museumsdirektor geführt wird. Dann gab es die zweite Konferenz über das Werk Bleakhaus ( Bleak House ), den ersten Roman aus Dickens zweiter Schaffensperiode, als England dunkler wurde. Bleakhaus greift die Rechtsanwälte und das Rechtssystem im besonderen an, doch laut Dr. White attackiert der Roman im allgemeinen ein System, welches immer mehr die Gesellschaft kontrolliert und dabei die unschuldigen Schäfchen demoralisiert und erdrückt. Die Politiker werden bedeutungslos, die Aristokratie verliert die Bodenhaftung, und ein unmenschliches System stürmt voran, bis es unter seiner eigenen Falschheit zusammenbricht – im Stile des Zweiten Vatikanischen Konzils, fügt Dr. White hinzu.

Der dritte Vortrag präsentierte am Sonntag Morgen Harte Zeiten ( Hard Times ), einen weiteren von Dickens dunklen Romanen, welcher von einem völligen Mangel an wahrer Erziehung handelt, und das vor 150 Jahren! Dickens wußte, daß ohne eine Erziehung des Herzens die Menschen kalt und unmenschlich werden. Dr. White griff auf seine eigene jahrzehntelange Unterrichtstätigkeit an der US-Marineakademie zurück, um Dickens Vorstellung zu unterstreichen von der enormen Dummheit an sozialen Robotern, welche durch eine „Erziehung“ herausgebildet werden, welche die Geschichte, Künste, Musik, Literatur und besonders Poesie verachtet. Das Ergebnis ist eine grenzenlose Langeweile unter den heutigen Jugendlichen, ein Spiegelbild des reinen Nihilismus.

Doch die Konferenzteilnehmer kehrten weder gelangweilt noch nihilistisch heim, sondern vielmehr erfrischt. Dank sei Gott.

Kyrie eleison.