Eleison Kommentare

Künstliche Intelligenz? – I

Künstliche Intelligenz? – I on Juli 14, 2018

Anscheinend wird gegenwärtig mehr und mehr über”Artificial Intelligence”, also”Künstliche Intelligenz” gesprochen. In anderen Worten: Die aussergewöhnlichen Erfolge, die in den letzten paar Jahren bei der Entwicklung von Computern und computergesteuerten Maschinen errungen wurden, beeindrucken viele Menschen derart, dass sie ernsthaft glauben, mehr und mehr normalerweise menschliche, ja sogar göttliche Aufgaben könnten von computergesteuerten Robotern erledigt werden. Doch wer auch nur über ein Minimum an gesundem Menschenverstand verfügt, weiss, dass die Fähigkeiten von Maschinen strikten Begrenzungen unterworfen sind. Doch weiss er ebenso, wie der gesunde Menschenverstand heute durch die Neue Weltordnung untergraben wird, die ein lebhaftes Interesse daran hat, die Menschen mittels ihrer Medien, Politik, Ausbildung etc. der Realität mehr und mehr zu entfremden, damit sie sich leichter kontrollieren lassen. Es ist höchste Zeit, einige wenige grundlegende Wahrheiten zu wiederholen.

Ausnahmslos alle Wesen lassen sich in eine von sechs Kategorien einteilen: Unter Gott dem Schöpfer stehen fünf hierarchisch gegliederte Gruppen Seiner Geschöpfe: Engel, Menschen, Tiere, Pflanzen und Mineralien. Diese fünf Gruppen unterscheiden sich klar voneinander, auch wenn die Fernsehprogramme ihr Möglichstes tun, die Unterschiede zu verwischen, insbesondere jene zwischen Mensch und Tier. Doch in Wirklichkeit sind die Unterschiede unverkennbar. Wenn wir bei der untersten Kategorie beginnen, stellen wir folgendes fest:

Die Mineralien existieren lediglich, weil sie in ihrem Inneren kein Prinzip und keinen Ursprung des Lebens oder der Bewegung tragen.

Die Pflanzen existieren und leben zugleich, weil sie fähig sind, von innen etwas Aussenliegendes aufzunehmen (z. B. Wasser), zu wachsen und sich fortzupflanzen.

Die Tiere tragen alle diese Fähigkeiten ebenfalls in sich, besitzen aber auch Sinne, anders gesagt, sie erwerben durch einige oder alle der fünf sinnlichen Fähigkeiten (Sehen, Hören, Riechen, Berühren und Schmecken) eine Kenntnis von Dingen ausserhalb ihrer selbst.

Der Mensch verfügt über all diese materiellen Fähigkeiten oder Eigenschaften der Tiere und Pflanzen, teilt jedoch auch mit den Engeln die geistigen Fähigkeiten von Geist und Willen, in anderen Worten, er hat Gefühle und Vernunft, worunter die Gabe des Geistes zu verstehen ist, in bestimmten Gefühlen ihre universale Essenz zu lesen, und die Gabe des Willens, in Übereinklang mit dem zu wünschen, was sein Geist gelesen hat. Diese beiden Eigenschaften besitzt kein Tier (wenn ein Tier mit scheinbarer Intelligenz handelt, dann lediglich dank den tierischen Instinkten, die ihm sein überragend intelligenter Schöpfer eingepflanzt hat).

Die Engel haben Geist und Willen, aber keine der materiellen Eigenschaften der Tiere, weil Engel rein geistige Wesen sind. (Die dem Tiere innewohnenden Eigenschaften des gefühlsmässigen Wissens und des gefühlsmässigen Wünschens sind durchwegs an die Materie geknüpft, die in den Engeln fehlt.)

Echt menschlich, oder menschlich an sich, ist, was Menschen haben, nicht jedoch Tiere, Pflanzen oder Minerale. Doch alle Maschinen sind rein materiell und ihrem Wesen nach unbelebt. Selbst die kompliziertesten von ihnen haben immer noch keine Prinzip oder keinen Ursprung des Lebens oder der Bewegung von innerhalb ihrer selbst. Jegliche ihrer Bewegungen – beispielsweise durch Elektrizität verursacht – stammt von aussen. Hieraus ergibt sich, dass Computer nicht das geringste innere Verständnis irgendeiner wahrhaftig menschlichen Aktivität besitzen, weil eine solche ihnen aufgrund ihres menschlichen Charakters völlig entgeht. Sie können nichts weiter tun, als von aussen zu registrieren, was am Verhalten von Menschen beobachtbar und registrierbar ist, und dann Statistiken und Tabellen auszuspucken, worauf sie sich trefflich verstehen. Doch Churchill – kein Heiliger, sondern ein menschlicher Politiker – sagte: „Es gibt Lügen, verdammte Lügen und Statistiken.“ Und warum „lügen“ Statistiken, wenn nicht darum, dass das dem Menschen Eigene ihnen ihrem Wesen nach entgeht?

Hier ein Beispiel. Im Jahre 1996 spielte ein von Computerexperten konstruierter Computer namens Deep Blue gegen den damaligen Schachweltmeister Gary Kasparov. Wenn es ein Spiel gibt, dass ideal auf Computer zugeschnitten ist, dann Schach, und zwar allein schon aus dem Grund, dass man, wenn man imstande ist, Milliarden verschiedener Züge in Minuten oder gar Sekunden zu berechnen, den besten aller Züge herausfinden kann, der nichts dem Zufall überlässt. Und wissen Sie was? Nach einigen Spielen mussten die Experten den Computer neu programmieren, damit er optimal auf Kasparovs Spielweise reagieren konnte! Computer haben kein inneres Leben und keine eigene Initiative; sie können nichts denken, was sich ausserhalb der Kiste befindet, die ihr Programm enthält; sie können unter keinen Umständen auf eine Eventualität antworten, die ausserhalb ihrer Kiste liegt. Spiel, Satz und Partie gehen an die Menschen!

Kyrie eleison.

Hütet Euch, Ihr Kapitulanten!

Hütet Euch, Ihr Kapitulanten! on Juli 7, 2018

Erinnert euch, alle ihr Kapitulanten von der Priesterbruderschaft St. Pius X., die ihr euch demnächst an einer Abstimmung beteiligen werdet, welche die Bruderschaft für die nächsten zwölf Jahre prägen wird, erinnert euch an eure schwerwiegende Verantwortung! Ihr werdet in ein paar Tagen keineswegs bei einer Gartenparty für Kinder teilnehmen, sondern zu Entscheidungen beitragen, die Auswirkungen auf die gesamte Kirche haben sollen – und auf die Welt!

Hütet euch vor der Atmosphäre, die man beim Kapitel schaffen kann, und die bei jedermann den Eindruck erzeugen soll, dass alle dort nett zueinander sind wie bei einer Gartenparty, bei der keiner die fröhliche und ausgelassene Stimmung verderben darf. Ihr alle befindet euch an der Frontlinie der entscheidenden Schlacht zwischen der heiligen Jungfrau und dem Teufel (wie Schwester Lucia von Fatima sagte).

Erinnert euch an die Krise der Kirche, die durch Vatikan II heraufbeschworen wurde, und die den Anstoss zur Gründung eurer Bruderschaft gab. Gewiss, Erzbischof Lefebvre hat Seminare für die wahre katholische Priesterschaft und Spiritualität begründet, doch kämpfte er für deren Bewahrung, um den katholischen Glauben zu retten. Welchen Nutzen brächten Priester oder Spiritualität, wenn niemand den Glauben besässe? In dieser Hinsicht ist selbst die wahre Messe ein Mittel und nicht der Zweck.

Hütet euch vor einem jeden, der behauptet, die Krise sei vorbei, oder das konziliäre Rom sei nicht mehr konziliär, oder Papst Franziskus möge die Bruderschaft. Er und die Prälaten, mit denen er sich umgeben hat, können die Bruderschaft nur mögen, falls und wenn sie aufhört, dem Konzil Widerstand zu leisten. Dann würden sie die Bruderschaft sogar lieben, weil sie sich trefflich als Anwältin für den Abfall der Universalen Kirche eignen würde.

Erinnert euch an Euren Gründer, Erzbischof Lefebvre, insbesondere an die Ratschläge und Warnungen seiner letzten Lebensjahre, zwischen den Bischofsweihen von 1988 und seinem Tod im Jahre 1991. Diese Weihen, vollzogen gegen den ausdrücklichen Willen des Papstes, standen keinesfalls im Widerspruch zu seinem ganzen loyalen Dienst an der Kirche, sondern waren dessen ruhmreiche Krönung, weil nichts, was er sonst getan hatte, so sehr dazu beigetragen hat, den katholischen Glauben zu verteidigen und aufrecht zu erhalten!

Hütet euch vor jenen, die euch einreden wollen, der Erzbischof habe stets versucht, zu einer Übereinkunft mit den römischen Autoritäten zu gelangen. Gewiss, er hat immer wieder mit ihnen gesprochen, doch als sie sich 1988 endgültig weigerten, die Tradition zu schützen, gab er der Doktrin resolut den Vorrang vor der Diplomatie. Seit 2012 gilt: Diplomatie zuerst und Tradition danach!

Erinnert euch, wie die gesamte Kirche den Erzbischof Gehör schenken musste, weil er für die Wahrheit eintrat und seine Bruderschaft im rühmlichen Kampf für den Glauben in vorderster Front stand. Doch wofür steht die Bruderschaft seit 2012? Seit sie das Primat der Doktrin aufgegeben hat, unterscheidet sie sich zunehmend weniger von verschiedenen Kongregationen, die unter dem Sammelbegriff Ecclesia Dei zusammengefasst werden, und die besten Bruderschaftspriester sind verwirrt – „Was verteidigen wir nun eigentlich weiter?“

Hütet euch davor, dass eure Entscheidungen das in der Bruderschaft seit 2012 geltende Primat der Praxis gegenüber der Doktrin, der Einheit der Menschen gegenüber Gottes Wahrheit, des Menschen gegenüber Gott, zementieren. Niemals zuvor hat die Welt Gott so nötig gehabt! Niemals zuvor war es so notwendig, dass die Kirche Gottes Wahrheit bezeugte! Und ausgerechnet jetzt soll das Zeugnis der Bruderschaft verstummen?

Erinnert euch, wie geschickt Versammlungen von der Art eines Generalkapitels nach dem Vorbild von Vatikan II von Liberalen manipuliert werden können, die sich sorgfältig darauf vorbereitet haben. Scheut euch nicht, euch vor dem Beginn des Kapitels mit anderen Priestern zu treffen und mit ihnen zu diskutieren. Die Liberalen haben dies jedenfalls getan, und sie können sogar sämtliche wesentliche Fragen bereits entschieden haben. Streut unter allen Umständen Sand in ihre gut geölte Maschinerie! Meldet euch zu Wort, ehe die Wahrheit untergeht!

Hütet euch davor, euch von Schalmeienklängen verführen zu lassen, der Wirklichkeit nicht mehr ins Auge zu blicken und euch fügsam in den Schlaf lullen zu lassen! Hütet euch vor „Frieden und Einheit“ in irgendeiner Frage ausser der Wahrheit! Im Jahre 2018 entscheidet es sich, ob die Bruderschaft weiterleben oder sterben soll. Seid keine gehorsamen Jasager, sondern verkündet laut, was die wahre Kirche von der wahren Bruderschaft verlangt!

Kyrie eleison.

Eine Entscheidende Wahl

Eine Entscheidende Wahl on Juni 30, 2018

In rund zwei Wochen werden die drei höchstrangigen Vertreter der Priesterbruderschaft St. Pius X. gewählt. Von dieser Wahl hängt enorm viel ab. Während der ersten zwanzig Jahre ihrer Existenz war die Bruderschaft ein einzigartiges Hindernis auf dem Weg der neuen, den Menschen in den Mittelpunkt stellenden Religion, die sich nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil anschickte, die katholische Kirche zu übernehmen und zu besetzen. Leider hat ihr Generaloberer in den letzten zwei Jahrzehnten den Widerstand der Bruderschaft gegen die offiziellen Vertreter der römischen Konzilskirche, die an der Spitze dieser neuen Religion stehen, zusehends geschwächt. Wird er Mitte Juli für eine dritte Amtszeit wiedergewählt werden oder nicht? Im Fall seiner Wiederwahl kann man sich nur schwer vorstellen, dass die Bruderschaft nicht unter die Kontrolle der Konzilsrömer geraten wird. Sofern er nicht wiedergewählt wird, wird sein Nachfolger, wer es auch immer sei, ein göttliches Wunder oder aussergewöhnliches menschliches Talent benötigen, um die Bruderschaft wieder auf den Weg zurückzuführen, den sie nach dem Willen ihres Begründers beschritt, und um Jesus Christus wieder auf Seinen Thron als Gott und König jeder menschlichen Gesellschaft zu heben. Nicht etwa die Feinde, sondern die Freunde der Bruderschaft weisen mahnend darauf hin, wie tief der Liberalismus in diese eindringen konnte.

Vielleicht war Erzbischof Lefebvres edler Versuch, den gottlosen Liberalismus durch die Gründung der Piusbruderschaft im Jahre 1970 zu bekämpfen, von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Einerseits hatte er zwar den allmächtigen Gott auf seiner Seite, wovon zahlreiche geradezu wunderbare Ereignisse in der frühen Geschichte der Bruderschaft zeugen. Andererseits stellten sich die ganze moderne Welt und die Konzilskirche gegen ihn, mit dem Ergebnis, dass das, was in all den Jahrhunderten seit der frühen Kirche der Apostel und Märtyrer normal geworden war, nämlich die christliche Zivilisation, mittlerweile vollkommen anormal geworden ist. Wie konnten da die jungen Männer, die sich in den siebziger und achtziger Jahren zu ihm hingezogen fühlten und die heute die Führung der Bruderschaft bilden, die verhältnismässig normale Ordnung der Kirche so kennen, wie er selbst sie zwischen den beiden Weltkriegen kennengelernt hatte? Wie konnten sie aufbauen, was sie nicht kannten? Und wie konnten sie, menschlich gesehen, dem allgegenwärtigen Druck der heutigen Anormalität Widerstand leisten?

Denn es ist in der Tat normal geworden, nicht an Gott zu glauben, oder Ihn, wenn man doch an Ihn glaubt, so zu behandeln, als sei Er unwichtig. Man erwartet von Ihm nichts weiter, als dass Er sich zurückziehe. Wenn die aufgeworfene Münze Kopf zeigt, siegt der Mensch; zeigt sie Zahl, so verliert Gott. Schliesslich ist Gott so gut, dass er niemals irgendeinen Menschen zum ewigen Feuer der Hölle verdammen könnte, und die Menschen sind so gut und allein dank ihrem Menschsein dermassen wertvoll, dass sie es allesamt verdienen, ins Himmelreich einzugehen. Gott hat uns das Leben geschenkt, damit wir es geniessen können. Er kann seine zehn Gebote ganz unmöglich erlassen haben, damit sie uns daran hindern, es zu geniessen. Die Kirche von gestern hat diesen Eindruck erweckt, doch nach Jahrhunderten rückständigen Hinterwäldlertums ist der technologische Mensch erwachsen geworden, und für die alte Kirche war es darum höchste Zeit, der Kirche der neuen Weltordnung zu weichen, mit einer Neukirche, die Inklusion statt Exklusion predigt, Freiheit statt Verbote, und Liberalismus statt Katholizismus.

Vom Standpunkt Gottes aus gesehen, soll niemand die Möglichkeit einer wunderbaren Hilfe vom Himmel ausschliessen, dank der das Generalkapitel der Bruderschaft drei Spitzenfiguren wählen wird, die verstehen, was Gott von der Bruderschaft will, und die mit Seiner Hilfe sicherstellen wollen, dass die Bruderschaft auch weiterhin – oder abermals – in der gesamten Kirche vom Königtum Christi und von der einzigen wahren Religion kündet, die vom menschgewordenen Gott gegründet worden ist. Doch menschlich gesehen möge niemand irgendwelche Illusionen über die Wahrscheinlichkeit einer solchen wunderbaren Hilfe hegen. Gott schuldet Seine Wunder niemandem. Es war bereits ein Wunder, dass die Bruderschaft gegründet wurde, überlebte, vierzig Jahre lang gedieh und ihr Licht über die gesamte Kirche verbreitete. Vielleicht hat sie ihre Rolle erfüllt, die darin bestand, die Tradition so lange zu bewahren und weiterzugeben, wie es Gott wollte, und nun braucht sie nichts weiter zu tun, als zuzusehen, wie dieselbe Fackel anderen überreicht wird. Der Mensch denkt. Gott lenkt.

Unserseits beten wir: Heilige Muttergottes, wir bitten dich, auf deinen göttlichen Sohn einzuwirken, damit das Generalkapitel der Piusbruderschaft zu ihren Führern während der nächsten zwölf Jahre Männer wählt, die Ihm dienen und keine rein menschlichen Kalkulationen oder Ambitionen Seinen Interessen überordnen – der Wiederherstellung Seines Königtums über die ganze Menschheit, den Triumph Deines unbefleckten Herzens und die Rettung der Seelen. Amen.

Kyrie eleison.

Zurück zu den Fünfziger Jahren

Zurück zu den Fünfziger Jahren on Juni 23, 2018

Die Parallelen zwischen dem Zustand der Universalen Kirche in den fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts und jenem der Priesterbruderschaft St. Pius X. in den bisher vergangenen Jahren des 21. Jahrhunderts treten immer wieder zutage, weil dieselbe Krankheit sowohl die Kirche als auch die Bruderschaft befallen hat. Worin besteht diese Krankheit? Sie besteht in dem Wunsch, dem Menschen, der sich immer weiter von Gott entfernt, so sehr entgegenzukommen, dass der wahre Gott bis zur Unkenntnis entstellt wird, weil man ihn auf die Stufe des gottlosen modernen Menschen herabzieht. Mit der Kirche wurde der zeitlose Glaube der modernen Welt angepasst, was den Anstoss zum Zweiten Vatikanischen Konzil gab. Mit der Piusbruderschaft musste die zeitlose katholische Tradition den Konziliaristen so angepasst werden, dass dies den Anstoss zum schleichenden Niedergang der Bruderschaft gab. „Dieselben Ursachen erzeugen dieselben Auswirkungen.“

Letztes Jahr jährten sich die grossen Erscheinungen Unserer Lieben Frau in Fatima, Portugal, zum hundertsten Mal. Dort warnte sie vor furchtbaren Unglücksschlägen, welche die Menschheit heimsuchen würden, wenn ihre Bitten nicht beherzigt würden. Die Prälaten reagierten unangemessen, denn nach einigen Jahren musste sie Schwester Lucia sagen, selbst gute Seelen zollten ihren Bitten nicht genügend Aufmerksamkeit, während die bösen Menschen natürlich weiterhin ihren sündigen Lebenswandel pflegten. So war der erste Teil der Herrschaft von Papst Pius XII. (1939–1958) durch seine Hingabe an Fatima geprägt, doch in den fünfziger Jahren liess er sich dazu überreden, die rein religiösen Aspekte der Erscheinungen von ihren politischen – insbesondere der Weihung Russlands – zu trennen, und zwar den religiösen Aspekt beizubehalten, den politischen jedoch zu missachten. Dies war ein schwerer Fehler. Nun sehen wir, wie gewisse Oberen der Priesterbruderschaft im zweiten Jahrzehnt unseres Jahrhunderts genau denselben Fehler begehen.

Ein Kollege, welcher der Priesterbruderschaft angehört, hörte letztes Jahr (2017) Predigten, die von zwei hochgestellten Mitgliedern der Bruderschaft zum Thema Fatima gehalten wurden. Er hatte erwartet, dass sie sich mit der gebotenen Gründlichkeit mit den Erscheinungen von Fatima auseinandersetzen würden, doch alles, was er hörte, waren fromme Worte, die zwar keineswegs falsch waren, aber beide Prediger schilderten eine gesunde Welt! Sie sprachen von der Grösse, Güte und Gnade Unserer Lieben Frau, und natürlich von Ihrem Unbefleckten Herzen, das eine sichere Zufluchtsstätte für uns Katholiken ist. Daran ist nichts auszusetzen. Doch, fährt unser Kollege fort,

Mit keinem Wort wurde auf die katastrophale Lage eingegangen, in der sich Individuen, Nationen und Kirche heutzutage befinden. Der erste Teil des Geheimnisses von Fatima wurde erwähnt, aber weder der zweite noch der dritte. Sehen sich die Nationen nicht allen möglichen Anfechtungen ausgesetzt? Befindet sich Mutter Kirche mit Papst Franziskus an ihrer Spitze nicht in einer unsagbar bedrängten Lage? Wie kann jemand angesichts dieser Situation es wagen, den zweiten und den dritten Teil mit völligem Stillschweigen zu übergehen?

Unsere Oberen nehmen eine ungeheure Verantwortung auf sich. Sie wiegen unsere Katholiken in Schlaf, einen religiösen Schlaf – „Wir haben die wahre Messe, wir haben den Glauben, wir haben Priorate, wir sind Mitglieder der katholischen Kirche – was brauchen wir denn noch?“ Predigten wie diese blockieren jede Reaktion; es fehlt jegliche Teilnahme an den von der Mutter Gottes geführten Schlachten; kein Wort der Warnung vor den heutigen elektronischen Geräten wird laut. Auf diese Weise werden Katholiken lauwarm.

Als die Kinder von Fatima in das Feuer der Hölle schauen mussten, verdoppelten sie ihre Gebete, Anstrengungen und Opfer. Brauchen wir Katholiken des 21. Jahrhunderts keinen solchen Anblick der Hölle mehr, keinen Einblick in die verheerende Lage der heutigen Politik und der katholischen Kirche? Viele unserer Gläubigen bemerken nicht einmal, dass man ihnen etwas Wichtiges vorenthält. Wenn sie Predigten dieser Art hören, sind sie begeistert; sie loben die Prediger, sie sind überglücklich. Leider ist es nur allzu verständlich, dass die Menschen das Leichte und Angenehme dem Schweren und Wahren vorziehen.

Kyrie eleison.

Rom Bereitet Sich Vor?

Rom Bereitet Sich Vor? on Juni 16, 2018

Im Zusammenhang mit der Krise, in welche die katholische Kirche in dem halben Jahrhundert seit Vatikan II (1963–1965) verstrickt ist, können zwei kürzlich erfolgte Schachzüge der Kirchenbehörden in Rom überraschend wirken, weil beide den Eindruck erwecken, die katholische Tradition zu begünstigen, obwohl so vieles darauf hindeutet, dass Papst Franziskus dieser ein für alle Male den Garaus machen möchte. Will der böse Wolf tatsächlich nett zu den Rotkäppchen der Priesterbruderschaft St. Pius X. sein, oder handelt es sich da bloss um zwei neue listige Manöver, um sie in die konziliäre Wolfshöhle zu locken? Bereitet sich Rom ebenfalls auf das Generalkapitel der Bruderschaft Mitte Juli vor?

Der erste der beiden Schachzüge erfolgte Mitte Februar dieses Jahres, als die Ecclesia-Dei-Kommission, die 1988 in Rom gegründet worden war, um die bedrohlich erstarkende katholische Tradition zu verwässern, der halbtraditionalistischen Petrusbruderschaft das Recht gewährte, die ausgeprägt traditionalistischen liturgischen Riten der Karwoche zu zelebrieren. Diese alten Riten greifen viele Jahrhunderte weiter zurück als die von Kardinal Bugnini in den fünfziger Jahren durchgeführte Liturgiereform, die der Neuen Messe der sechziger Jahre den Weg bahnte. Als alte Riten der Karwoche werden sie unter Katholiken, welche die Neue Messe ablehnen, immer populärer, weil die neuen Riten so viele Züge jener modernistischen Liturgie enthalten, die Paul VI. der Universalen Kirche anno 1969 mittels administrativer Tricks aufzwang. Rückt Rom endlich von der Neuen Messe ab?

Schwerlich. „Was das auch sei, ich misstraue den Griechen trotz ihrer Geschenke,“ lautet eine berühmte Zeile bei Vergil. Dieses Geschenk an die Traditionalisten kann ohne weiteres ein ränkevolles Manöver Roms sein, um allerlei Rotkäppchen, insbesondere die Teilnehmer am Generalkapitel im Juli, davon zu überzeugen, dass der böse Wolf eigentlich gar nicht so böse ist. Das Kapitel ist für Rom wichtig – die von Erzbischof Lefebvre errichtete Bastion des Glaubens muss geschleift werden, weil der wahre Kampf des Erzbischofs ein wirkliches Hindernis auf dem Weg zur Neue Weltordnung darstellte, das in keinem Verhältnis zur relativ kleinen Mitgliederzahl der Bruderschaft stand. Seit dem Tod des Erzbischofs ist der Kampf der Bruderschaft merklich schwächer geworden, doch Rom befürchtet, das Kapitel könnte ihn wieder in voller Schärfe aufflammen lassen. Rom will entweder einen weiteren Liberalen als Generaloberen oder notfalls einen Kompromisskandidaten, unter keinen Umständen jedoch einen echten Glaubenskämpfer!

Der zweite überraschende Schachzug Roms folgte am 16. Mai, als ein wohlbekannter Journalist aus dem Vatikan, Andrea Tornielli, einen Auszug aus einem unlängst von einem offiziellen Vertreter Roms verfassten Buch über Papst Paul VI. (1963–1978) veröffentlichte. Bei diesem Auszug handelt es sich um einen ausführlichen Bericht über ein Gespräch zwischen dem Papst und Erzbischof Lefebvre, das knapp zwei Monate nach der vom Erzbischof vor einer riesigen Menschenmenge in Lisle, Frankreich, zelebrierten Messe stattfand. Diese Messe markierte den Anfang der traditionalistischen Bewegung, so dass der Papst den Erzbischof zügeln wollte. Die nur wenig länger als eine halbe Stunde dauernde Unterredung wurde von den Römern protokolliert und vom Erzbischof selbst etwas unterschiedlich beschrieben, doch die Römer enthielten ihren Inhalt der Öffentlichkeit 42 Jahre lang vor. Warum haben sie ihn jetzt publiziert?

Die Antwort muss in dem „etwas unterschiedlich beschrieben“ liegen. Die bewundernswerte lateinamerikanische Internet-Website Non possumus hat die von den Römern freigegebenen Passagen und Erzbischof Lefebvres eigene Darstellung des Inhalts der Unterredung nebeneinander veröffentlicht. Leser von Non possumus können selbst nachprüfen, wie die Römer die Blindheit Pauls VI. und ihre eigenen Schurkereien zu bemänteln versucht haben. Ein prägnantes Beispiel: Paul VI. warf dem Erzbischof vor, er habe seine Seminaristen gezwungen, einen Eid gegen den Papst zu schwören, was eine haltlose Vermutung war. Der Erzbischof erklärte sich bereit, auf ein Kruzifix zu schwören, dass der Papst ihn beschuldigt hatte, von seinen Zöglingen einen solchen Eid verlangt zu haben. Ein römischer Sprecher dementierte dann offiziell, dass ein solcher Eid auch nur erwähnt worden sei.

Auf dieselbe Weise versucht Roms Version den Abgrund, der zwischen dem Modernismus Pauls VI. und dem Glauben des Erzbischofs klaffte, zu übertünchen, um die Kapitulanten davon zu überzeugen, dass sie sich keine Sorgen über einen Abgrund zwischen Konzilsrom und der Bruderschaft zu machen brauchen: sie sollen also wiederum einen Liberalen zu ihrem Generaloberen wählen, aber notfalls wird ein Kompromisskandidat genügen.

Kyrie eleison.

Die Liberalen Bereiten Sich Vor

Die Liberalen Bereiten Sich Vor on Juni 9, 2018

Nicht jedermann ist in tiefen Schlaf versunken. In Frankreich verfolgen wachsame Augen, wie sich die Liberalen anschicken, die Priesterbruderschaft St. Pius X. beim bevorstehenden Generalkapitel zu übernehmen, bei dem die Bruderschaft ihre wahrscheinlich allerletzte Chance überhaupt erhält, gegen Vatikan II für den katholischen Glauben aufzustehen, wie es Erzbischof Lefebvre tat. Ein uns unbekannter Autor hat in der Zeitschrift Fidélité catholique francophone einen vorzüglichen Artikel publiziert, in dem er einige unheilverkündende Worte des Generalsekretärs der Bruderschaft, Pater Christian Thouvenot, die letzterer zu Beginn dieses Jahres in einem Gespräch mit der deutschen Distriktzeitschrift der Brüderschaft von sich gab, einer schneidenden Kritik unterzieht. Unsere folgenden Darlegungen stützen sich in erheblichem Umfang auf den erwähnten französischen Artikel.

Zuerst die unheilverkündenden Worte: „Es ist wahrscheinlich, dass sich die Frage des Status einer Personalprälatur auf dem Kapitel stellt. Der Generalobere jedoch leitet allein die Priesterbruderschaft, und er trägt die Verantwortung für die Beziehungen der Tradition zum Heiligen Stuhl. Im Jahr 1988 hat Erzbischof Lefebvre diesen Punkt ganz deutlich hervorgehoben.” (Mitteilungsblatt, Deutsche Distrikt, Februar). Diese Worte sind darum unheilverkündend, weil sie nur allzu leicht in dem Sinne interpretiert werden können, dass das Hauptquartier der Bruderschaft in Menzingen (wo Pater Thouvenor tätig ist) deren Mitglieder und Anhänger darauf vorbereitet, dass Bischof Fellay beim Generalkapitel Roms Angebot einer persönlichen Prälatur, anscheinend rechtsmässig, annehmen wird, und damit deren Fähigkeit, den Glauben durch ihren Widerstand gegen die Novus-Ordo-Messe sowie gegen das Zweite Vatikanische Konzil zu verteidigen, ein für alle Male lähmen wird. Und diese Worte sind unheilschwanger, weil sie zweideutig oder falsch sind.

Zunächst ist der Generalobere durchaus nicht das alleinige Oberhaupt der Bruderschaft. Es trifft zwar zu, dass er laut den von Erzbischof Lefebvre begründeten Statuten über sehr weitreichende Ermächtigungen verfügt, und zwar für einen Zeitraum von nicht weniger als zwölf Jahre; der Erzbischof wollte nämlich, dass der Generalobere genügend Zeit und ausreichende Befugnisse besitzt, um etwas zu erreichen, ohne daran gehindert zu werden, wie es Erzbischof Lefebvre selbst bei den Patres des Heiligen Geistes widerfahren war. Doch das alle sechs oder zwölf Jahre tagende Generalkapitel steht über dem Generaloberen, und er muss sich nach der von ersterem beschlossenen Politik richten. In der Theorie hat das Generalkapitel anno 2012 zwar entschieden, dass jede „kanonische Normalisierung“ der Bruderschaft bei einer Abstimmung im Generalkapitel der absoluten Mehrheit der Stimmen bedarf, doch in der Praxis hat Bischof Fellay bereits damit begonnen, innerhalb der Bruderschaft stattfindende Beichten, Priesterweihen und Eheschliessungen mit Rom zu „normalisieren.“ Und nun spricht sein Generalsekretär, als habe das Generalkapitel kein Wort mehr mitzureden, und als könne Bischof Fellay allein den Rest „normalisieren.“ Sind sich alle vierzig künftigen Kapitulanten vom Juli bewusst, wie Menzingen spricht? Sind sie damit einverstanden?

Zweitens behauptet Pater Thouvenot, Bischof Fellay sei – allein? – verantwortlich für die Beziehungen zwischen der katholischen Tradition und dem Heiligen Stuhl. Zweifellos möchten sowohl Rom als auch Bischof Fellay selbst die Situation so sehen, damit Rom die ganze „Tradition“ mit eisernem Besen wegwischen und Bischof Fellay sein Imperium erweitern kann. Doch die „Tradition“ ist eine mannigfaltige und heterogene Sammlung religiöser Vereinigungen und Gemeinschaften, die ganz sicher nicht alle vom konziliären Rom weggewischt oder von Bischof Fellay an die Kandare genommen werden wollen. Aus diesem Grund hat es Erzbischof Lefebvre mehrmals abgelehnt, sich als Oberhaupt der katholischen Tradition bezeichnen zu lassen. Doch sowohl Bischof Fellay als auch sein Sekretär spielen das Spiel des konziliären Rom.

Und drittens, wenn der Erzbischof zum Zeitpunkt der Weihen im Jahre 1988 darauf beharrte, dass er immer noch alleine für die Beziehungen der Bruderschaft zu Rom zuständig sei, lag der Grund hierfür in seinem Wissen, dass die jungen Mitarbeiter, die ihn umgaben, für die listigen Römer keine ernsthaften Gegenspieler waren. Seit seinem Tod im Jahre 1991 haben wir zu unserem eigenen Schaden erfahren, wie recht er mit dieser Einschätzung hatte. Er war nicht der Meinung, die Verfassung der Bruderschaft sei fähig, dem Generaloberen eine besondere Gnade zu verleihen, die es ihm ermögliche , den Konzilsrömern die Stirn zu bieten. Wenn sich Menschen irren, wird ihre Rettung nicht unbedingt von einer Verfassung kommen. Doch was konnte der Erzbischof schon tun? Auch er musste ja irgendwann einmal sterben!

Leser, wenn Sie einen Juli-Kapitulanten kennen, fragen Sie ihn, ob er weiss, was der Generalsekretär sagt!

Kyrie eleison.