Rom

„Krieg“ im Vatikan

„Krieg“ im Vatikan on Januar 7, 2017

In der heutigen Krise der Kirche, die so schwer ist, dass sich in der gesamten Kirchengeschichte keine Parallele zu ihr findet, ist es äusserst wichtig, dass die Katholiken sowohl der traditionalistischen Bewegung als auch der Katholischen Kirche ausserhalb der traditionalistischen Bewegung gebührende Aufmerksamkeit schenken. Die Tradition im weitesten Sinne, als Synonym für all das, was Unser Herr seiner Kirche zur getreulichen Überlieferung (lateinisch tradendum ) bis ans Ende der Welt anvertraut hat, ist für die Kirche unabdingbar, und die traditionalistische Bewegung hat während des letzten halben Jahrhunderts eine entscheidend wichtige Rolle bei der Rettung der traditionellen Doktrin und der traditionellen Sakramente vor ihrer Zerstörung durch die Konzilsrevolution gespielt. Um überleben zu können, musste sich die traditionalistische Bewegung jedoch ausserhalb der normalen hierarchischen Struktur der Kirche stellen, und diese Struktur ist auch Bestandteil der Tradition. „Weide meine Schafe,“ sprach Jesus Christus zu Petrus (Johannes XXI, 17). Deshalb gilt: So schwerwiegend die konziliäre Korruption in Rom auch sein mag, Katholiken müssen auch weiterhin nach Rom blicken.

Aus diesem Grund verdient der folgende Bericht eines Mannes, der Rom von innen kennt, unser volles Interesse. Dieser Mann ist Steve Jalsevac, Gründer und Direktor einer amerikanischen Novus Ordo-Publikation, LifeSiteNews. Jalsevac stattet Rom in der Regel zweimal jährlich gemeinsam mit Kollegen einen Besuch ab, um sich mit verschiedenen Kontaktpersonen zu unterhalten und die Entwicklung der Situation innerhalb der Kirche somit besser beurteilen zu können. Anschliessend an seinen letzten Besuch, der im November stattfand, veröffentlichte er am 16. Dezember einen „zutiefst beklemmenden“ Bericht über seine Eindrücke von der heutigen Lage in Rom. Hier einige Auszüge:

“Unser Besuch Roms, der vom 16. bis zum 23. November stattfand, war der dramatischste von vielen Arbeitsbesuchen, die wir während der letzten zehn Jahre zweimal jährlich durchgeführt haben. Nach Begegnungen mit Kardinälen, Bischöfen und anderen vatikanischen Würdeträgern sowie Angestellten der Dikasterien verspürten unser neuer Rom-Korrespondent John-Henry Westen, Jan Bentz und ich, dass unter treuen Dienern der Kirche weitverbreitete Beklemmung und sehr reelle Angst herrschen. Dies haben wir nie zuvor erlebt. Viele befürchteten, aus ihren Stellungen entfernt zu werden, ihre Arbeitsplätze in vatikanischen Institutionen zu verlieren oder schweren öffentlichen oder privaten Vorwürfen sowie persönlichen Anschuldigungen ausgesetzt zu werden, seitens jener, die den Papst umgeben, oder sogar von Franziskus selbst. Sie empfinden auch Furcht und Beklemmung über den grossen Schaden, welcher der Kirche zugefügt wird, während sie nichts tun können, um ihm Einhalt zu gebieten. [ . . . ]

Die katholischen Universitäten in Rom werden überwacht, und die Vorlesungen der Professoren werden überprüft, um sicherzustellen, dass sie mit der liberalen Deutung von Amoris Laetitia übereinstimmen. Die Kleriker werden den Oberen gemeldet, wenn man erfährt, dass sie Besorgnis über Papst Franziskus äussern. Viele fürchten sich, offen zu sprechen, auch solche, die in der Vergangenheit stets gerne dazu bereit waren. Vatikan-Berichterstatter sagten uns, sie seien mehrfach davor gewarnt worden, über die Dubia [die Zweifel, die Kardinal Burke und drei andere Kardinäle bezüglich der in Amoris Laetitia dargelegten Doktrin bekundet haben] zu schreiben. Ich habe Berichte vernommen, wonach der Vatikan wie ein besetzter Staat wirkt. Gewisse Quellen, mit denen ich sprach, fürchten, dass die Kontakte zu Funktionären des Vatikans überwacht werden; manche haben sogar verdächtige Anomalien in ihren Telefongesprächen gemeldet, bei denen nach dem Ende eines Gesprächs die letzten Augenblicke ihrer Unterhaltung immer wieder zu hören waren, als handle es sich um eine Tonbandaufnahme. Manche Leute, die im Vatikan arbeiten, raten ihren ausserhalb des Vatikans lebenden Kontaktpersonen, heikle Informationen nicht per e-mail oder über ihre im Vatikan ausgegebenen Mobiltelefone zu verbreiten.

Wir müssen uns fragen, wohin all das führt. Es ist zutiefst verstörend. Eine Aussage, die wir in jener Woche in Rom immer wieder hörten, lautete, in Rom sei ein „Krieg“ im Gang – ein Krieg der Progressiven, die den „Geist von Vatikan II“ vertreten, gegen die orthodoxen Katholiken. Eine Person nach der anderen verwendete schockierenderweise das Wort „Krieg.“ Ich habe in meinem Leben nie so etwas erlebt und bin sicher, dass die meisten, wenn nicht alle regelmässigen Leser von LifeSite dasselbe sagen können.“

Traditionalisten mögen geltend machen, die vier Kardinäle und Herr Jalsevac seien Opfer von Vatikan II, die ein wenig spät erwachen, doch behaupte niemand, dass sie keine Katholiken sein wollen. Die Kirche wird nur geheilt werden, wenn die wahre Doktrin und die wahre Hierarchie wieder zusammenfinden; deshalb sollen die Traditionalisten dringend für jene Seelen beten, denen die Augen über den Krieg der Konzilskirche gegen die wahre Kirche aufgehen. Gott schenke ihnen Licht und Stärke.

Kyrie eleison.

Schöner Käse

Schöner Käse on September 24, 2016

In Australien hat der Generalobere der Priesterbruderschaft St. Pius X. erst vor einem Monat ein idyllisches Bild der – wie er hofft – unmittelbar bevorstehenden Unterwerfung der Bruderschaft unter die konziliären Amtsträger Roms gezeichnet. Aus seiner langen Ansprache seien hier einige wichtige Bemerkungen zitiert, die wir teils zusammenfassend, teils wortwörtlich (in Kursivschrift) wiedergeben:

[ . . . ] Rom bietet uns eine neue Struktur . Ihr Oberhaupt wird ein Bischof sein, gewählt vom Papst anhand einer Liste von drei Angehörigen der Bruderschaft, die von der Bruderschaft bestimmt worden sind. Er wird Autorität über die Priester, über sämtliche Ordensmitglieder, die der neuen Struktur beizutreten wünschen, sowie über die derselben angehörenden Katholiken besitzen. Letzteren wird das absolute Recht zustehen, von Priestern, die Mitglieder der Bruderschaft sind, alle Sakramente einschliesslich der Heirat zu erhalten. Dieser Bischof wird befugt sein, Schulen und Seminare zu gründen, ( Priester) zu weihen, neue religiöse Kongregationen zu errichten. Die Struktur wird wie eine Superdiözese sein, unabhängig von allen Ortsbischöfen . In anderen Worten, für euch Gläubige wird es keine Veränderung dessen geben , was ihr als Mitglieder der Bruderschaft bereits geniesst. Der einzige Unterschied wird darin bestehen, dass ihr offiziell als Katholiken anerkannt sein werdet .

Ihr könnt euch leicht vorstellen, dass es zu Konflikten mit den lokalen Bischöfen kommen wird. Deshalb müssen wir vorsichtig sein, doch so, wie die Dinge stehen, kann man sich nichts Besseres vorstellen als dieses Angebot, welches solcher Art ist, dass man es nicht für eine Falle halten kann. Es ist keine Falle, und wenn uns jemand ein solches Angebot unterbreitet, kann der Grund dafür einzig und allein darin liegen, dass er uns Gutes wünscht. Er will, dass die Tradition innerhalb der Kirche gedeihe und blühe. Ein solches Angebot könnte unmöglich von unseren Feinden kommen. Sie können uns mit vielen anderen Mitteln vernichten, aber nicht auf diese Weise [ . . . ].

Die hier in Fettdruck hervorgehobenen Bemerkungen erfordern einen Kommentar.

Eine”neue Struktur” bedeutet vermutlich, dass Erzbischof Lefebvres Struktur der Priesterbruderschaft im Wesentlichen aufgegeben werden wird. Rom schafft eine vollkommen neue Kongregation. Lebe wohl, liebe Priesterbruderschaft St. Pius X.

Ein”vom Papst gewählter Bischof” ist ausserordentlich wichtig. Und das Oberhaupt der „neuen Struktur“ wird mit aller Wahrscheinlichkeit auch in Zukunft vom Papst ernannt werden. Fragen Sie die Petrusbruderschaft, was das bedeutet. In den neunziger Jahren bedeutete es, dass der von ihr selbst gewählte Generalobere von Rom abgelehnt und Roms eigener Wunschkandidat (Pater A.D.) der Petrusbruderschaft aufgezwungen wurde, um sie auf Vordermann zu bringen.

Man beachte auch, dass es diesem Bischof zwar erlaubt sein wird, „(Priester) zu weihen,“ nicht jedoch Bischöfe. Rom wird die neue Organisation also an der Kandare halten können.

“Es wird keine Veränderung geben”? Aber sicher wird es eine solche geben! Rom wird fortan das Sagen haben.

“Ihr werden offiziell anerkannt sein” – doch welcher Katholik braucht irgendwelche Anerkennung seitens solcher Zerstörer der Kirche, wie es deren gegenwärtige neomodernistischen Beamten sind? Eine jegliche solche Anerkennung kann nur ein schlechtes Zeichen sein.

“Keine Falle . . . ”? Dieser ganze Absatz ist fürwahr bemerkenswert. Der Autor dieser”Kommentare” sieht sich genötigt, hier eine Anleihe bei Mickey Mouse und dessen geliebter Minnie Mouse vorzunehmen:

Mickey: Liebling, kannst du den köstlichen Käse auch riechen, den ich riechen kann? Oh schau, da ist er!

Minnie: Aber Mickey, das ist eine Mäusefalle, die der Besitzer des Hauses aufgestellt hat, um uns loszuwerden. Kannst du das denn nicht sehen?

Mickey: Es kann keine Falle sein! Ich sage dir, wenn uns jemand einen so guten Käse anbietet, kann der Grund dafür einzig und allein darin liegen, dass er uns Gutes wünscht. Es ist klar, dass er uns Mäuse in seinem Haus gedeihen und blühen sehen will.

Minnie: (Flehentlich) Oh Mickey, hast du denn wirklich vergessen, wie viele von uns Mäusen auf diese Weise gestorben sind?

Mickey: Ich sage dir zum letzten Mal – und ich irre mich nie –, dass ein solch köstlicher Käse ganz unmöglich von unseren Feinden kommen kann! Sie könnten uns niemals auf diese Weise vernichten.

Minnie: (Mit einem tiefen Seufzer) Es gibt keine klügere Weise, uns zu vernichten! Und wie viele unserer Freunde und Verwandten werden dir noch folgen? Ach, dieser männliche Stolz!

Bitte, liebe Leser, sehen Sie mir diesen Spass nach. Ich fürchte, wir haben es mit einem echten Disneyland zu tun.

Kyrie eleison.

Bischof Fellay – III

Bischof Fellay – III on August 20, 2016

Ein guter Freund las die beiden jüngsten Ausgaben dieser „Kommentare“ über die Denkweise des Generaloberen der Priesterbruderschaft St. Pius X., und wie sie jenen Oberen antreibt, unerbittlich sein Ziel einer lediglich praktischen Einigung mit den römischen Kirchenautoritäten zu verfolgen. Der Freund erinnerte nun daran, daß diese den Bischof antreibenden Vorstellungen bereits vor vier Jahren in seinem Brief vom 14. April 2012 dargestellt wurden, in welchem der Generalobere den drei übrigen Bruderschafts-Bischöfen antwortete, die ihn ernsthaft vor einer bloß praktischen Einigung mit Rom gewarnt hatten. Viele Leser dieser „Kommentare“ werden diese Warnung und die Antwort Bischof Fellays darauf entweder heute vergessen oder aber nie gekannt haben. Tatsächlich können wir aus diesem Briefaustausch viel herausziehen, woran zu erinnern es sich lohnt. Hier sind die beiden Briefe, wie gewöhnlich sehr grob zusammengefaßt und mit kurzen Kommentaren versehen:

Der Haupteinwand der drei Bischöfe gegen ein praktisches Übereinkommen mit Rom ohne gleichzeitige doktrinäre Einigung, war die Tiefe der lehrmäßigen Kluft zwischen dem konziliaren Rom und der traditionskatholischen Bruderschaft. Erzbischof Lefebvre sagte ein halbes Jahr vor seinem Tod, daß je mehr man die Dokumente und die Auswirkungen des Zweiten Vatikanischen Konzils untersucht, umso stärker man realisieren wird, daß das Problem nicht so sehr aus klassischen Irrtümern im speziellen bestehe, wie z.B. die Religionsfreiheit, die Kollegialität und der Ökumenismus, sondern aus einer „totalen Perversion des Verstandes“ im allgemeinen, welche den speziellen Irrtümern zugrundeliegt und von „einer ganz neuen auf dem Subjektivismus basierenden Philosophie“ ausgeht. Außerdem begegneten die drei Bischöfe dem Schlüsselargument Bischof Fellays, wonach die Römer der Priesterbruderschaft nicht mehr feindlich, sondern wohlwollend gesinnt seien, mit einem weiteren Zitat des Erzbischofs: ein solches Wohlwollen ist nur ein „Manöver,“ und nichts ist für „unsere Traditionalisten“ gefährlicher, als „in die Hände der konziliaren Bischöfe und des modernistischen Roms uns zu begeben.“ Die drei Bischöfe schlossen damit, daß ein lediglich praktisches Abkommen die Bruderschaft auseinanderreißen und zerstören werde.

Auf diesen tiefgründigen Einwand – so tief wie die Kluft zwischen dem Subjektivismus und der objektiven Wahrheit – antwortete Bischof Fellay (einfach im Weltnetz suchen nach Bischof Fellay 14. April 2012): 1) Die drei Bischöfe seien „zu menschlich und fatalistisch.“ 2) Die Kirche werde vom Heiligen Geist geleitet. 3) Hinter Roms echtem Wohlwollen gegenüber der Bruderschaft stehe Gottes Vorsehung. 4) Die Irrtümer des Konzils zu einer „Super-Häresie“ zu machen, sei eine unangemessene Übertreibung, 5) welche die Traditionalisten logischerweise in das Schisma führe. 6) Nicht alle Römer seien Modernisten, denn immer weniger von ihnen würden an das Zweite Vatikanum glauben, 7) bis zu dem Punkt, daß wenn der Erzbischof heute noch lebe, er nicht zögern würde zu akzeptieren, was der Priesterbruderschaft angeboten wird. 8) Es werde in der Kirche immer Weizen und Spreu geben, also sei die konziliare Spreu kein Grund, Abstand zu nehmen. 9) „O wie ich doch gewünscht hätte, mich bei meiner Suche nach Rat an Sie drei mich wenden zu können, doch jeder von Ihnen hat auf verschiedene Art und Weise es »fest und leidenschaftlich nicht geschafft, mich zu verstehen,« und Sie haben mir sogar öffentlich gedroht.“ 10) Den Glauben der Autorität entgegenzustellen sei „widersprüchlich zum priesterlichen Geist.“

Und schlußendlich sehr kurze Kommentare zu den Argumenten Bischof Fellays:

1) „Zu menschlich“? Wie der Erzbischof schon sagte, ist die fragliche Kluft eher philosophischer (natürlicher) denn theologischer (übernatürlicher) Art. „Zu fatalistisch“? Die drei Bischöfe waren eher realistisch als fatalistisch. 2) Werden die konziliaren Kirchenmänner beim Zerstören der Kirche vom Heiligen Geist geleitet? 3) Hinter Roms wirklichem Übelwollen steht sein fester Entschluß, den Widerstand der Priesterbruderschaft gegen die neue konziliare Religion aufzulösen – so wie bei so vielen traditionellen Kongregationen vor ihr! 4) Nur Subjektivisten ihrerseits können die Tiefe der Kluft zwischen dem Subjektivismus und der Wahrheit nicht ermessen. 5) An die Wahrheit sich klammernde, objektivistische Katholiken sind weit vom Schisma entfernt. 6) Die Freimaurer beherrschen Rom. Jegliche Nicht-Modernisten haben dort keine nennenswerte Macht. 7) Zu glauben, daß der Erzbischof die jetzigen Angebote Roms angenommen hätte, heißt, ihn komplett mißzuverstehen. Das Grundproblem ist seit seiner Zeit nur noch schlimmer geworden. 8) Bischof Fellays Löffel ist viel zu kurz, um mit den römischen – objektiv gesehen – Teufeln zu speisen. 9) Die drei Bischöfe verstanden Bischof Fellay nur allzu gut, doch wollte er nicht hören, was alle drei zu sagen hatten. Hält er sich für unfehlbar? 10) Der hl. Paulus hat gewiß sich vorstellen können, daß die Autorität dem Glauben entgegenstehen könnte – siehe Galater 1,8–9 sowie Galater 2,11. Fehlte dem hl. Paulus etwa auch der „priesterliche Geist“?

Kyrie eleison.

P.S. Weil unser deutscher Übersetzer wachsende Verpflichtungen hat, suchen wir jemanden, der ihn gerne ablösen möchte. Es ist eine spannende, oft aber auch anstrengende Arbeit.

Bischof Fellay – I.

Bischof Fellay – I. on August 6, 2016

Nach dem Treffen der Oberen der Priesterbruderschaft St. Pius X. vom 26.-28. Juni in der Schweiz gab der Generalobere nicht nur eine für die Allgemeinheit bestimmte Verlautbarung vom 29. Juni heraus, welche in diesen „Kommentaren“ bereits vor drei Wochen untersucht worden ist, sondern am 28. Juni auch eine Stellungnahme zum Wohl der Bruderschaftsmitglieder, d.h. vorrangig für die Priester. Diese letztgenannte Erklärung ist hintersinnig, doch einmal entschlüsselt (mithilfe von P. Giroaurd), kommt ihr eine große Bedeutung zu für die Zukunft der katholischen Tradition. Zuerst folgt ein grober Abriß der ersten sechs Absätze dieser Erklärung, danach der siebte Absatz in voller Länge:

(1–4) Kirche und Welt sind in einer Krise, denn anstatt um das Kreuz Christi sich zu drehen, dreht alles sich nur um den Menschen. Die Bruderschaft tritt diesem „Abbau“ der Kirche und der menschlichen Gesellschaft entgegen.

(5) Gottes eigenes Gegenmittel gegen dieses Chaos war, einen Erzbischof anzuleiten, damit er eine hierarchische katholische Kongregation gründe, welche um das Weihesakrament sich dreht – und Jesus Christus, sein Kreuz, seine Königsherrschaft, das Opfer und das Priestertum, die Quelle aller Ordnung und Gnaden, sind die Dinge, worum es der vom Erzbischof gegründeten Bruderschaft geht.

(6) Also ist die Priesterbruderschaft weder konziliar (Christus steht im Mittelpunkt) noch rebellisch (sie ist hierarchisch).

(7) „Ist der Zeitpunkt für die allgemeine Wiederherstellung der Kirche gekommen? Gottes Vorsehung gibt Gottes Kirche nicht auf, deren Haupt der Papst ist als Vikar Christi. Deswegen wird ein eindeutiges Zeichen für den Beginn der Wiederherstellung sein, wenn der Papst ein Zeichen seines Wollens gibt und die Mittel für die Wiederherstellung der Ordnung in der Priesterschaft, im Glauben und in der Tradition gewährt. Dieses Zeichen wird zusätzlich die nötige katholische Einheit für die Familie der Tradition sicherstellen.“

Die ersten sechs Absätze führen ohne Frage zum siebten hin. Es ist nicht unangemessen, diesen siebten Absatz so zu verstehen, daß, wenn Papst Franziskus die Bruderschaft offiziell anerkennen sollte, der Beweis erbracht sei, daß der Zeitpunkt für die Gesamtheit der Kirche gekommen ist, wieder auf die Füße zu kommen, die katholische Priesterschaft, den katholischen Glauben und die katholische Tradition wiederherzustellen, und daß alle Traditionalisten sich der Bruderschaft unter ihrem Generaloberen anschließen. Damit scheint Bischof Fellay zum Wohl aller Bruderschaftspriester seine Vision von der glorreichen Rolle der Bruderschaft zu wiederholen – denn, wie wir hören, haben beim Treffen in der Schweiz wenigstens einige Obere infrage gestellt, ob diese Glorie die Form einer Wiedervereinigung mit dem amtlichen Rom haben kann. In der Tat hatten diese widerstehenden Oberen recht, denn Bischof Fellay gibt hier einem Traum nach – einem edlen, aber tödlichen Traum.

Edel ist der Traum, weil er ganz der Ehre unseres Herrn Jesus Christus, seiner Kirche, seines Opfers, Erzbischof Lefebvres, des katholischen Priestertums, usw. gewidmet ist. Tödlich ist der Traum jedoch, weil er eher auf dem Priestertum als auf dem Glauben beruht, und, obgleich er richtigerweise Papst Franziskus und die Römer als Halter der kirchlichen Autorität benennt, nicht bedenkt, wie weit diese Halter davon entfernt sind, den wahren katholischen Glauben innezuhaben. Wenn Erzbischof Lefebvre das katholische Priestertum und die Messe gerettet hat, so war dies für ihn nur ein Mittel, um den Glauben zu retten. Denn der Glaube steht zum Priestertum wie der Zweck zum Mittel und nicht wie das Mittel zum Zweck. Was wäre schließlich das Priestertum ohne den Glauben? Wer würde denn an die Sakramente glauben? Wer bräuchte noch Priester?

Und was diesen Glauben betrifft, so haben der gegenwärtige Papst und die ihn umgebenden römischen Amtsträger ihren Halt an jener Wahrheit verloren, welche eins, objektiv, unwidersprüchlich und ausschließlich ist. Und damit haben sie ihren Halt am Glauben verloren, um nicht zu sagen, den wahren Glauben verloren. Das bedeutet, daß, wenn Papst Franziskus die Bruderschaft wirklich offiziell anerkennen würde, dies keinesfalls ein Zeichen dafür sein wird, daß die Bruderschaft wieder die Gesundheit der Kirche wiederherstellt, sondern eher, daß die Bruderschaft von der offiziellen Kirche in deren Wahnsinn absorbiert wird.

Kyrie eleison.

P.S. Weil unser deutscher Übersetzer wachsende Verpflichtungen hat, suchen wir jemanden, der ihn gerne ablösen möchte. Es ist eine spannende, oft aber auch anstrengende Arbeit.

Brexit – Spexit?

Brexit – Spexit? on Juli 16, 2016

Den „Zeitgeist“ oder auch Geist eines Zeitalters gibt es wirklich. Ein Beweis dafür kann vielleicht in der Parallele liegen zwischen Britanniens Abstimmung vom 23. Juni 2016, der kommunistischen Umarmung der Europäischen Union abzuschwören, und dem Treffen der Oberen der Priesterbruderschaft St. Pius X. vom 25. bis zum 28. Juni 2016, wonach Bischof Fellay am 29. Juni mitteilte, daß die Bruderschaft von der Umarmung des neo-modernistischen Rom jetzt sich lossage – kurz „Spexit“ genannt (St.-Pius-Exit). Doch der „Kommentar“ deutete letzte Woche an, daß der Brexit zwar lobenswert, aber nicht unbedingt wirksam sei, und so steht auch beim Spexit vom 29. Juni zu befürchten, daß er viele gute Katholiken in dem Glauben bestärken könnte, die Bruderschaft sei auf dem richtigen Weg, während das offizielle Rom und Bischof Fellay schon wenige Tage danach verlautbaren ließen, daß die Verhandlungen weitergehen . . .

Die Grundlage der gezogenen Parallele ist die Apostasie, welche das fünfte Kirchenzeitalter charakterisiert, wo von den Jahren 1517 bis 2017 (oder darüber hinaus) die Menschen langsam aber sicher vom Herrgott sich abgewandt und ihn mit dem Menschen ersetzt haben. Während dieses Vorgangs ist jedoch ihr Gewissen nicht unbefangen. Deshalb huldigen sie nach außen hin zwar noch der guten alten Ordnung, aber sehnen innerlich sich danach, von Gott frei zu sein, um die materiellen Vorzüge der Neuen Weltordnung zu genießen. Folglich brachte ein guter alter Instinkt die Briten dazu, für die Unabhängigkeit vom Kommunismus zu stimmen, doch weil sie beinahe alle atheistische Materialisten sind, so sind sie bis auf den Namen ebenfalls Kommunisten und wissen deshalb nicht richtig, was sie nun mit ihrem Brexit anfangen sollen. Auf ähnliche Weise liegt die Befürchtung nahe, daß der „Spexit“ anders ist, als das Auge sieht.

Beispielsweise erklärte die hervorragende spanische Netzpräsenz „Non Possumus,“ daß die Mitteilung der Bruderschaft vom 29. Juni, die auf einen Papst hofft, „welcher die Rückkehr zur heiligen Tradition konkret vorzieht“ (2+2=4 oder 5), nicht das gleiche ist wie ein Papst, „welcher zur Tradition zurückgekehrt ist“ (2+2=4, und ausschließlich 4). Auch beruhigt es nicht, daß der Generalobere Bischof Fellay am 2. Juni einen fünften Rosenkranz-Kreuzzug ausgerufen hat, wie Pater Girouard es als Möglichkeit voraussah. Denn wir erinnern uns daran zurück, wie Bischof Fellay im Jahre 2007 die zweifelhafte Freigabe des wahren Meßritus des Summorum Pontificum und im Jahre 2009 die „Aufhebung“ der nicht-existenten „Exkommunikation“ als zwei Geschenke der Muttergottes präsentierte. Deshalb fürchtet P. Girouard, daß eine einseitige Anerkennung der Bruderschaft durch das offizielle Rom ebenso als Antwort der Muttergottes auf diesen neuen Rosenkranz-Kreuzzug präsentiert werden könnte. P. Girouard stellt sich vor, wie Bischof Fellay eine solche Anerkennung präsentieren könnte:

„Wir haben in diesem Kreuzzug um den Schutz für die Bruderschaft gebetet. Dank den 12 Millionen Rosenkränzen hat die heilige Jungfrau Maria beim Herzen ihres Sohnes für uns diesen besonderen Schutz erwirkt! Ja, der heilige Vater hat dieses Dokument unterzeichnet, wo er die Bruderschaft anerkennt und verspricht, seinen persönlichen Schutz uns zu geben, damit es uns möglich ist, so weiterzumachen, „wie wir sind.“ Dieses neue Geschenk Gottes und der heiligen Jungfrau Maria ist wahrlich ein neues Mittel, welches von der göttlichen Vorsehung uns gegeben wurde, damit wir unsere Arbeit für die Vergrößerung des sozialen Christkönigtums besser fortsetzen können! Und es ist auch die Wiedergutmachung einer großen Ungerechtigkeit! Dies ist wahrlich ein Zeichen, daß Rom zum Besseren sich gewandelt hat! Unser altehrwürdiger Gründer Erzbischof Lefebvre würde dieses Geschenk der Vorsehung angenommen haben. Tatsächlich dürfen wir sicher sein, daß er seine Gebete mit denen der heiligen Jungfrau Maria vereint hat, um dies alles bei unserem Herrn zu erreichen, und daß er jetzt mit ihr im Himmel frohlockt! Bei der Danksagung für dieses wundervolle Geschenk der Vorsehung wollen wir offiziell die Weihe der Bruderschaft an die Herzen Jesu und Mariens erneuern und in allen unseren Kapellen ein Te Deum singen lassen!“

In einer solchen Vision, sagt P. Girouard, würde jeder, welcher dem Zusammenschluß der Bruderschaft mit Rom sich widersetzt, so hingestellt werden, als ob er Gott widerstehen und seine Mutter verachten würde.

Derlei Befürchtungen existieren vorerst nur in unserer Vorstellung. Doch mit Sicherheit hat der „Spexit“ vom 25. bis zum 28. Juni kein bißchen an Bischof Fellays Entschlossenheit gerüttelt, die Bruderschaft des Erzbischofs in die Arme des neo-modernistischen Roms zu steuern. Für ihn ist dies der einzige Weg nach vorne, anstatt „gute Römer zu beschimpfen“ und in einem Widerstand zu verharren, welcher „ausgedient“ hat und angesichts der sich entwickelnden Situation nicht weiter wichtig ist.

Kyrie eleison.

Drang zu Entgleisen

Drang zu Entgleisen on Juni 25, 2016

Ein Reihe von Katholiken, welche die Kirche lieben und verstehen, was die Priesterbruderschaft St. Pius X. für die Weltkirche leisten könnte und sollte, wurden vor kurzem durch die Worte eines Bruderschaftsbischofs ermutigt. Sie dachten, vielleicht bestehe doch noch die Möglichkeit, daß die Bruderschaft von der Schwelle einer Einigung zurückgezogen werden könne, durch welche die Bruderschaft unter die Kontrolle einiger der (objektiv) schlimmsten Feinde der Kirche in ihrer gesamten Geschichte sich begäbe – unter die neo-modernistischen Amtsträger des heutigen Rom. Tatsächlich sagte Bischof de Galaretta viele gute Dinge in seiner Predigt am 3. Juni 2016 anläßlich der letzten Priesterweihe, welche noch in Winona, Minnesota, abgehalten wurde vor dem Umzug des Seminars nach Virginia. Doch sollte kein Freund des katholischen Glaubens zu große Hoffnungen hegen.

Seine Predigt begann mit der Verbindung des katholischen Priestertums mit unserem Herrn Jesus Christus als der einzig wahre Weg, Wahrheit und Leben. Doch existiert heutzutage, fuhr er fort, in der Kirche ein Relativismus in der Lehre, welcher die Tore für den Relativismus in der Moral öffnet, was dann zu solchen Skandalen führt wie jener, als auf der kürzlich abgehaltenen Synode in Rom sogar darüber nachgedacht worden ist, die heilige Kommunion den Geschiedenen und „Wiederverheirateten“ zu geben. Der Bischof ortete die Wurzel dieser Skandale im Zweiten Vatikanischen Konzil und geißelte es als einen schlechten Baum, von dem diese Skandale dann lediglich die schlechten Früchte seien. Nun hegte Mgr. Pozzo von Rom vor ein paar Wochen die Hoffnungen, daß die Bruderschaft, um die offizielle Anerkennung Roms zu erlangen, das Konzil vielleicht nicht akzeptieren müsse, doch zeigte der Bischof richtigerweise auf, daß sowohl Papst Franziskus als auch Kardinal Müller seither diese Hoffnungen zunichte gemacht hatten, als sie klarstellten, daß die Anerkennung der Bruderschaft immer noch die Zustimmung zum Konzil erfordere.

Der Bischof folgerte: „Deshalb ist auch klar, daß der Kampf der Priesterbruderschaft weitergeht. Wie unser Generaloberer Bischof Fellay sagte: Wenn wir zwischen dem Glauben und einem Kompromiß wählen müssen, so ist die Wahl bereits getroffen – kein Kompromiß.“ Das sind kämpferische Worte, doch fügte der Bischof sogleich eine mögliche Ausstiegsluke hinzu, welche wir von ihm schon kennen: „Gott kann sicherlich die Umstände ändern und uns in eine andere Situation bringen, worauf wir alle hoffen.“ Könnten solche „geänderten Umstände“ nicht auch eine geschickte Einigung beinhalten, annehmbar sowohl für Rom als auch für den Generaloberen, was er akzeptieren könnte? (Da brachte es auch nichts, als Bischof Galarreta zuvor Worte des Generaloberen zitierte, welche seinem eigenen Drang nach Rom widersprechen, weil dieser Generalobere keineswegs sich durch seine eigenen Worte festnageln läßt.)

Ein deutlicher Hinweis darauf, daß diese kämpferischen Worte tatsächlich nicht zu den Vorhaben des Generaloberen passen, ist die Schnelligkeit, mit welcher der Predigttext inklusive diesen kämpferischen Worten wieder vom Netz genommen wurde (um manipuliert oder in den Müll geworfen zu werden?), so kurz nachdem er auf die offizielle Netzpräsenz der Bruderschaft in den USA gestellt worden war. Welcher niedrigere Bruderschaftsobere hätte anordnen können, daß von den Worten eines eigenen Bischofs sich praktisch distanziert wird? Diese Vorstellung wird noch bestätigt durch einen Vortrag, welcher am 5. Juni 2016 von Nummer Zwei der Bruderschaft vor den Gemeindemitgliedern der Bruderschaftskirche im texanischen Houston gehalten wurde. Von den Aussagen dieses Vortrags hat das Generalhaus bisher sich überhaupt nicht distanziert (Kommentare in kursiv):

P. Pfluger hat gesagt, daß nichts daran falsch sei, wenn man mit Rom ginge ( Illusion ); daß die Priesterbruderschaft so bliebe, wie sie ist ( Illusion ): daß wir mit der Zeit gehen müßten und jetzt die Zeit reif sei, nach Rom zu gehen ( Illusion ); daß Erzbischof Lefebvre während seiner Zeit auch oft sich selbst widersprochen hätte (Illusion – siehe den EC vom 11. Juni ), und schließlich noch, daß wir hier und jetzt Bischof Fellay vertrauen müßten ( nach all seinen „begrifflichen Ungenauigkeiten“? – Illusion! ). Freilich kann die Nummer Zwei der Bruderschaft solche Dinge äußern, weil sie dem Drang von ganz oben der Bruderschaft entsprechen, unter römische Kontrolle sich zu stellen.

Abschließend, liebe Leser, um all des Guten willen, welches die wahre Priesterbruderschaft für die universale Kirche leisten könnte und sollte, beten Sie jedenfalls um ein Wunder, um diesen „Drang nach Rom“ entgleisen zu lassen, und wenden Sie allen Druck auf die Oberen an, welche an dem Treffen Ende Juni teilnehmen werden (es sei noch kein Generalkapitel, doch eine Vorbereitung für das verhängnisvolle Kapitelvorhaben). Diese Oberen müssen unbedingt sich selber zum Werkzeug Gottes machen, um diesen „Drang nach Rom“ zum Entgleisen zu bringen.

Kyrie eleison.