Rom

Erzbischöfliche Weisheit – II.

Erzbischöfliche Weisheit – II. on Dezember 27, 2014

Vor zwölf Wochen, am 5. Oktober 2014, präsentierten diese „Eleison Kommentare“ eine erste Reihe von Auszügen aus dem letzten öffentlichen Gespräch von Erzbischof Lefebvre, mit der französischen Zeitschrift Fideliter Anfang 1991. Nun folgt die zweite und letzte Reihe an Auszügen, aus Gründen der Kürze und Klarheit leicht bearbeitet:—

Frage: Welche Bilanz kann für die Bruderschaft nach zwanzig Jahren ihres Bestehens gezogen werden?

Antwort: Der liebe Gott hat die katholische Tradition gewollt. Ich bin zutiefst davon überzeugt, daß die Bruderschaft das Mittel darstellt, das der liebe Gott gewollt hat, um den Glauben, also die Wahrheit der Kirche, zu bewahren. Wir müssen fortfahren, die Schätze der Kirche treu zu bewahren, immer in der Hoffnung, daß sie eines Tage wieder den Platz einnehmen werden, welchen sie niemals hätten verlieren dürfen.

Frage: Sie sagen oft, daß heute mehr die Frage des Glaubens denn die Frage der Liturgie uns in Opposition zum heutigen Rom versetzt.

A: Sicher ist die Frage der Liturgie und der Sakramente sehr wichtig, aber sie ist nicht die wichtigste, sondern die wichtigste Frage ist die Frage des Glaubens. Für uns ist sie gelöst: wir haben den Glauben aller Zeiten, den Glauben des Konzils von Trient und des Katechismus des hl. Pius X., aller Konzile und aller Päpste vor dem Zweiten Vatikanum. Jahrelang bemühten sich die Verantwortlichen in Rom zu zeigen, daß alles im Konzil vollkommen mit der Tradition konform sei. Jetzt legen sie die Maske ab, wenn sie sagen, daß es keine „Tradition“ und kein hinterlegtes Glaubensgut gebe, welches überliefert werden muß, sondern daß die Tradition in der Kirche das sei, was der Papst heute sagt. Wir müßten dem uns unterwerfen, was der Papst und die Bischöfe heute sagen. Für sie ist das die Tradition, die berühmte „lebendige Tradition”, das einzige Motiv unserer Verurteilung aus dem Jahre 1988.

Sie haben zu beweisen aufgegeben, daß ihr Reden mit dem konform ist, was Pius IX. geschrieben und was das Konzil von Trient promulgiert hat. Nein, das alles ist abgeschlossen und überholt, sagt Kardinal Ratzinger. Natürlich, und das hätten sie bereits früher sagen können. Es war ihnen nicht der Mühe wert, uns reden zu lassen und mit uns zu diskutieren. Jetzt herrscht die Tyrannei der Behörde, weil es kein Gesetz aus der Vergangenheit mehr gibt.

Sie zeigen immer klarer, daß wir recht haben. Wir haben es mit Personen zu tun, welche eine andere Philosophie und eine andere Sichtweise haben als wir; Personen, welche beeinflußt sind von sämtlichen modernen und subjektivistischen Philosophen. Für sie gibt es keine feste Wahrheit und kein Dogma. Alles befindet sich in der Entwicklung. Das ist wirklich die freimaurerische Zerstörung des Glaubens. Zum Glück haben wir die Tradition, worauf wir uns stützen dürfen!

Frage: Sie betonen, die Überzeugung gewonnen zu haben, daß das von Ihnen begonnene Werk vom lieben Gott gesegnet ist. Denn es hätte bei mehreren Gelegenheiten verschwinden können.

A: Das stimmt. Immer wieder waren wir sehr harten und leidvollen Angriffen ausgesetzt. Das ist sehr schmerzlich, aber trotz allem müssen wir daran glauben, daß die Linie des Glaubens und der Tradition, welcher wir folgen, unvergänglich ist, denn Gott kann seine Kirche nicht untergehen lassen.

Frage: Was sagen Sie den Gläubigen, die immer noch auf die Möglichkeit einer Einigung mit Rom hoffen?

A: Unsere wahren Gläubigen, welche das Problem erfaßt und uns geholfen haben, die gerade und feste Linie der Tradition und des Glaubens zu verfolgen, sagten zu mir, daß meine Annäherungen an Rom gefährlich waren und daß ich nur meine Zeit vergeudete. Natürlich hoffte ich bis zur letzten Minute, Rom würde ein kleines bißchen Loyalität bezeugen. Man kann mir nicht vorwerfen, ich hätte nicht das Maximum versucht. Ähnlich also jetzt, wenn manche Personen zu mir sagen: „Sie müssen sich mit Rom verständigen,“ glaube ich ihnen antworten zu dürfen, daß ich damals sogar weiter gegangen bin, als ich hätte gehen sollen.

Kyrie eleison.

Erzbischöfliche Weisheit – I.

Erzbischöfliche Weisheit – I. on Oktober 4, 2014

Die letzte Ausgabe der englischen Zeitschrift The Recusant (www.therecusant.com) brachte eine Übersetzung des letzten Gespräches der französischen Zeitschrift Fideliter (Nr. 79) mit Erzbischof Lefebvre kurz vor seinem Tode im März 1991. Es ist immer erfrischend, den Erzbischof zu lesen. Er ist klar, weil sein Denken von katholischen Grundlagen ausgeht. Er ist transparent, weil er nichts zu verbergen hat. Er ist unzweideutig, weil er nicht versucht, die Kirche unseres Herrn mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil des Teufels zu kompromittieren. Beachten wir allerdings die Fragestellungen des Fideliter, welche andeuten, daß die Leserschaft der Zeitschrift schon zu jener Richtung hinneigte, welche die Bruderschaft dann einige Jahre nach dem Tod des Erzbischofs tatsächlich einschlagen würde. Folgend eine Auswahl von verkürzten Fragen und Antworten:

Frage: Warum versuchen Sie nicht eine letzte Annäherung an Rom? Man hört, daß der Papst „bereit ist, Sie zu empfangen.“

Erzbischof Lefebvre (EBL): Dieser Schritt ist absolut unmöglich, weil die heute in der konziliaren Kirche maßgebenden Grundsätze immer mehr und immer offener der katholischen Lehre widersprechen.

Beispielsweise sagte Kardinal Ratzinger kürzlich, daß die berühmten anti-modernistischen Dokumente der Päpste vom 19. und 20. Jahrhundert zu ihrer Zeit einen großen Dienst geleistet hätten, jetzt aber überholt seien. Und Johannes Paul II. ist ökumenistischer als jemals zuvor (1990). „ Es ist absolut unvorstellbar und nicht akzeptabel, mit einer derartigen Hierarchie zusammenzuarbeiten.“

Frage: Ist die Situation in Rom noch schlechter geworden seit den Gesprächen im Jahre 1988?

EBL: Ja! „ Man muß abwarten, bevor man die Aussicht auf ein Übereinkommen in Betracht ziehen kann. Nach meiner Einschätzung kann nur der liebe Gott die Situation noch retten, weil menschlich gesprochen keine Möglichkeit für Rom besteht, diese verfahrene Lage wieder ins Lot zu bringen.

Frage: Aber es gibt Traditionalisten, welche mit Rom ein Abkommen schlossen, ohne etwas preiszugeben.

EBL: Das ist falsch. Sie haben die Möglichkeit preisgegeben, Rom entgegenzutreten. Sie müssen schweigen angesichts der Vergünstigungen, welche ihnen gewährt wurden. Allmählich schwenken sie dann langsam um und enden schließlich bei der Anerkennung der falschen Ideen des Konzils. „Das ist eine sehr gefährliche Situation.“ Solche römischen Zugeständnisse werden nur gewährt, um zu erreichen, daß die Traditionalisten mit der Bruderschaft brechen und Rom sich unterwerfen.

Frage: Sie sagen, daß solche Traditionalisten einen „Verrat“ begangen haben. Ist das nicht etwas streng?

EBL: Nein. Beispielsweise benutzte Dom Gérard mich, die Bruderschaft und ihre Kapellen und Wohltäter. Jetzt auf einen Schlag haben sie uns nicht mehr nötig und haben sich mit den Glaubenszerstörern vereinigt. Sie haben den wahren Kampf um den Glauben aufgegeben. Sie können Rom nicht mehr entgegentreten. Diese Menschen haben in der Frage der Lehre nichts verstanden. Es ist schrecklich, an die jungen Männer zu denken, welche bei ihnen eingetreten sind, um wahrhaft in der Tradition zu leben, nun aber ins konzilare Rom ihnen folgen.

Frage: Ist es gefährlich, gute Beziehungen mit den nach Rom übergelaufenen Traditionalisten aufrechtzuerhalten und ihre Messen zu besuchen?

EBL: Ja, weil bei dieser Messe es nicht nur die Messe gibt, sondern auch die Predigt, die Atmosphäre, das Drumherum, die Gespräche und Kontakte vorher und nachher. Alle diese Dinge führen dazu, daß man ganz langsam seine Gesinnung ändert. Es herrscht ein Klima der Zweideutigkeit und eine Atmosphäre, welche dem Vatikan und letztendlich dem Konzil unterworfen ist, und so wird man schließlich Ökumenist.

Frage: Papst Johannes Paul II. ist sehr populär. Er will alle Christen vereinen.

EBL: Eine Einheit womit? Das ist nicht länger eine Einheit jenes katholischen Glaubens, den wir annehmen müssen und der eine Konversion verlangt. Die Kirche wurde deformiert, von einer hierarchischen Gesellschaft zu einer „Gemeinschaft.“ Gemeinschaft worin? Jedenfalls nicht im Glauben. Kein Wunder also, daß die Katholiken ihn scharenweise aufgeben.

(Fortsetzung folgt)

Kyrie eleison.

Scheiternder „Widerstand“?

Scheiternder „Widerstand“? on August 23, 2014

Zweifellos nahmen einige Leser dieser „Kommentare“ an dem Hinweis von letzter Woche (EC 370) Anstoß, wonach der sogenannte „Widerstand“ momentan nur einen „geringen offensichtlichen Fortschritt“ macht. Wahrscheinlich hätten sie einen beherzten Ruf zu den Waffen sich gewünscht; doch müssen wir mit der Wirklichkeit verbunden bleiben. Als beispielsweise im Jahre 2002 die traditionelle Diözese Campos in Brasilien in die Arme der Neukirche zurückfiel, sagten da nicht einige von uns, daß von den 25 von Bischof de Castro Mayer geformten Priester wenigstens ein paar aus der Reihe tanzen würden? Doch keiner von ihnen wurde seither unabhängig, um die Linie des guten Bischofs zur wahren Verteidigung der Tradition zu halten, sondern sie alle sind heute mehr oder weniger auf der neo-modernistischen Talfahrt. Aber selbst wenn wir wirklichkeitsverbunden bleiben, so gibt es doch einiges zu sagen.

Gott ist zuallererst Gott, und er führt uns nicht auf unsere Weise durch die Krise, sondern auf die seine. „Denn meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege nicht meine Wege – Spruch des Herrn.“ (Isaias 55,8) Wir Menschen träumen davon, daß die hellsichtigen Priester und Laien sich miteinander verbünden und zusammen gegen Gottes Feinde aufstehen; doch braucht Gott keines Menschen „Widerstand,“ um seine Schafe zu betreuen und seine Kirche zu retten. Vor vierzig Jahren hatte Erzbischof Lefebvre gehofft und getrachtet, eine handvoll Bischofs-Brüder zu finden, welche ihm öffentlich beiseite gestanden wären und zusammen eine echte Straßensperre gegen die Konzilsdampfwalze gebildet hätten. Sicher hätte er sie finden sollen, doch lange fand er keinen einzigen. Wenn Gott letztendlich eingreift, um die Situation zu retten – und das wird er mit Sicherheit tun –, dann wird die Rettung offenkundig von ihm durch die Hand seiner Mutter stammen.

Zweitens haben mehr als fünf Jahrhunderte an blindwütigem Humanismus den Menschen so ignorant gegen Gott, den Herrn der Heerscharen, gemacht, daß die Menschheit wieder die alte Lektion lernen muß: wer nicht hören will, muß fühlen. Die neunte von den 14 Regeln (Woche 1) des Hl. Ignatius zur Unterscheidung der Geister, nennt drei Hauptgründe für die geistige Verwüstung einer Seele, welche auf die heutige Verwüstung in der Kirche anwendbar sind:

1) Gott straft uns für unsere geistliche Lauheit und Nachlässigkeit. Heute weiß er allein, was unser weltweiter Glaubensabfall und unser Eintauchen in den Materialismus und Hedonismus für eine weltweite Züchtigung verdient.

2) Gott stellt uns auf den Prüfstand, um uns zu zeigen, was in uns vorhanden ist und wie sehr wir von ihm abhängen. Glaubt der moderne Mensch etwa nicht, daß er das Weltall besser in Gang halten könne als der allmächtige Gott selber? Und wird Gottes Wahrheit uns moderne Menschen erreichen können, solange wir noch nicht eingesehen haben, daß all unsere kleinen menschlichen Anstrengungen elendiglich versagt haben?

3) Gott demütigt uns durch die Verwüstung, um unseren Stolz und unsere Eitelkeit zu beschneiden. Durch die Hände der obersten Würdenträger der einen wahren Religion des einen wahren Gottes kam das Zweite Vatikanische Konzil, und war es etwa kein beispielloser Ausbruch an menschlicher Eitelkeit, welche die moderne Welt Gottes unveränderlicher Kirche vorzieht? Und hat die kleine Priesterbruderschaft St. Pius X. nicht wirklich gedacht, daß sie die Kirche retten konnte? Wenn der „Widerstand“ in seinen Ansprüchen und Bestrebungen nicht wahrhaft bescheiden bleibt, ist er schon im Voraus zum Scheitern verurteilt.

Wie sollten diese Bestrebungen lauten? Erstens und wichtigstens, den Glauben zu bewahren, ohne welchen es unmöglich ist, Gott zu gefallen (Hebräerbrief 11,6). Dieser Glaube wird in der Doktrin ausgedrückt, im katholischen Glaubensbekenntnis. Zweitens, von diesem Glauben Zeugnis abzulegen, insbesondere durch die Tat – und wenn nötig, bis zum Martyrium („Martyrer“ ist das griechische Wort für „Zeuge“). Auf welche Art der „Widerstand“ nun organisiert wird oder nicht, muß er seine Mittel, so mager sie auch sein mögen, dafür aufwenden, was den Seelen bei der Bewahrung des Glaubens hilft. Weil der „Widerstand“ durch sein Aufrechterhalten der Wahrheit notwendigerweise als solcher erkennbar ist, wird er durch seine bloße Existenz nicht etwa scheitern, sondern vielmehr Zeugnis abgeben.

Kyrie eleison.

GREC – IV.

GREC – IV. on April 27, 2013

Eine Leserin des ersten „Eleison Kommentars“ über GREC (Ausgabe EC 294 vom 2. März) beklagte sich brieflich bei mir, daß ich GREC mißverstanden hätte. Zu Erinnerung: GREC ist jene Pariser Gruppe von Katholiken, welche in den späten 1990iger-Jahren gegründet worden war mit dem Ziel, Traditionalisten und Amtskirchen-Katholiken zusammenzubringen, damit diese zum Wohle der Mutter Kirche friedlich miteinander nachdenken und sprechen könnten. Gerne korrigiere ich sachliche Fehler, auf welche die Leserin mich hinwies. Auch gebe ich gerne meine von dieser Leserin herausgestellten persönlichen Mängel zu. Allerdings muß ich ihr in einem wesentlichen Punkt widersprechen.

Zuerst zu den sachlichen Fehlern: Herr Gilbert Pérol war nicht, wie ich schrieb, französischer Botschafter im Vatikan, sondern in Italien. Außerdem war er kein „Laienmitarbeiter“ von Hw. Michel Lelong vom Orden der Weißen Väter, sondern sein Freund. Und zu guter Letzt wurde GREC nicht in „den Salonen von Paris“ gegründet, sondern in der Wohnung der Botschafterwitwe Frau Huguette Pérol. Wie mir mitgeteilt wurde, übernimmt Frau Pérol die volle Verantwortung für die Gründung von GREC, die nur erfolgt sei, um der Kirche zu helfen, und die mithilfe von Personen stattgefunden habe, welche „fähig sind und denen daran liegt, treu zum Evangelium und der Tradition zu stehen.“

Bezüglich meiner Mängel schrieb sie mir, daß ich „völlig eingebildet“ und „ignorant“ sei, daß mir Bescheidenheit und Diplomatie abgehe, daß ich ungenügenden Respekt vor Toten zeigen würde und daß ich meinen Kommentar in einem sarkastischen Ton abgefaßt hätte, welcher weder einer gebildeten Person noch eines Priesters würdig wäre. Gnädige Frau, wie froh wäre ich doch, wenn dies meine schlimmsten Fehler wären, für welche ich vor Gottes Richterstuhl mich werde verantworten müssen. Bitte beten Sie für mein persönliches Gericht.

Meinen Sarkasmus betreffend möchte ich jedoch geltend machen, daß ich nicht Herrn Pérol im Blick hatte, als ich über die Nostalgie der heutigen Katholiken bezüglich des Katholizismus der 1950iger-Jahre spottete. Vielmehr hatte ich die Menge an heutigen Katholiken vor Augen, welche nicht erkennen, warum Gott in erster Linie zuließ, daß das Zweite Vatikanum die Amtskirche von der katholischen Tradition trennte, und trotzdem will diese Menge zum vorkonziliaren Rührseligkeitsglauben zurückkehren, welcher ja erst schnurstracks zum Vatikanum II geführt hat! Gnädige Frau, dieser entscheidende Punkt hat nichts mit subjektiven Personen, aber alles mit objektiver Doktrin zu tun.

Aus diesem Grund muß ich Ihnen widersprechen hinsichtlich der angeblichen Fähigkeit und Glaubenstreue jener Personen, welche der Frau Pérol beim Gründen von GREC halfen. Daß ein Berufsdiplomat auf die Mittel der Diplomatie zurückgreift, um Grundsatzprobleme doktrineller Art zu lösen, ist verfehlt, aber immerhin verständlich. Daß ein Konzilspriester wie Hw. Lelong ein solcherart diplomatisches Unterfangen förderte, ist auf noch ernstere Weise verfehlt, aber immer noch verständlich vor dem Hintergrund, daß das Zweite Vatikanum die gesamte Doktrin untergrub, indem es den Subjektivismus in der Kirche amtlich machte. Kaum annehmbar ist hingegen, von einer „Fähigkeit und einem Anliegen für das Evangelium und die Tradition“ bei jenen Priestern zu sprechen, die unter Erzbischof Lefebvre ausgebildet worden waren, um die doktrinelle Katastrophe des Zweiten Vatikanums überhaupt erst zu verstehen. So wohlmeinend deren Absichten auch gewesen sein mögen, so hätten diese Priester doch niemals eine grundsätzlich diplomatische Bestrebung fördern, geschweige denn einen aktiven Anteil daran haben dürfen, um eine grundsätzlich doktrinelle Katastrophe zu lösen.

Dennoch trifft auch im Falle dieser Priester teilweise das französische Sprichwort zu: „Alles zu verstehen, heißt alles zu verzeihen.“ Der Erzbischof entstammte einer früheren und gesünderen Generation. Die genannten Priester aber entspringen einer Welt, welche von zwei Weltkriegen erschüttert ist. Es ehrt diese Priester, daß sie für ihre Ausbildung auf die Person des Erzbischofs zurückgriffen. Und während er noch lebte, erhob er uns alle. Doch nahmen diese Priester leider nie seine Doktrin in sich auf. Als er dann starb, fingen sie innerhalb weniger Jahre an zurückzufallen. Und doch lag der Erzbischof richtig, während diese Priester und GREC – verzeihen Sie mir, gnädige Frau – falsch liegen. Gebe Gott, daß sie auf die rechte Spur zurückkommen.

Kyrie eleison.

Wachsender Widerstand

Wachsender Widerstand on April 20, 2013

Von einer dreiwöchigen Reise zur westlichen Seite des Atlantiks zurückgekehrt, kann ich folgendes berichten. Der aus der Umarmung mit dem apostatischen Rom resultierende Zusammenbruch der Priesterbruderschaft St. Pius X. führt zu wachsendem Widerstand. Es ist zwar eher ein qualitativer denn ein quantitativer Widerstand, doch bekanntlich folgt die katholische Quantität stets der katholischen Qualität und nicht umgekehrt. Die Traditionskatholiken sind bewußt im Unklaren darüber gelassen worden, was zwischen Rom und der Bruderschaft vorgeht. Doch so wie die Katholiken langsam herausgefunden haben, wie sehr die katholische Religion in Gefahr ist, so reagieren auch eine gewisse Anzahl guter Menschen ernst und entschlossen.

Zunächst und zuvörderst besuchte ich im Norden Brasiliens die religiöse Gemeinschaft von Hw. Jahir, bestehend aus ungefähr einem Dutzend Ordensbrüdern. Diese haben sich in der Nähe der Stadt Salvador niedergelassen, wo Hw. Jahir viele Jahre lang Pfarrer war. Weil Hw. Jahir aus der Neukirche geflohen ist, sieht er auch die kritische Situation der Neubruderschaft sehr klar. Er gründete auf Basis des wahren Glaubens eine eigene Gemeinschaft. Wir können uns leicht vorstellen, daß bereits in wenigen Jahren einige seiner Männer tapfere Priester werden, welche diesen wahren Glauben aufrechterhalten. Einem dieser Männer spendete ich die Tonsur und die ersten beiden niederen Weihen. Anschließend brach ich in Richtung Süden auf, wo ein weiterer brasilianischer Priester bekannt wird für sein treues Festhalten an der Tradition, so wie Erzbischof Lefebvre diese verstand.

Die Rede ist vom Benediktiner Dom Thomas, Prior eines Klosters in den Bergen nahe von Neu-Freiburg hinter Rio de Janeiro, das Dom Gérard in den 1980iger Jahren als Niederlassung seines traditionellen Benediktinerkloster gründete. Das Mutterkloster in Frankreich hatte er bereits in den 1970iger Jahren gegründet, mit Ermutigung und Unterstützung von Erzbischof Lefebvre. Als allerdings letztgenannter im Jahre 1988 Bischöfe weihte, brach Dom Gérard mit ihm, nahm sein Kloster in die Neukirche mit und überquerte den Ozean, um dasselbe mit dem brasilianischen Kloster zu machen.

Dabei allerdings stieß Dom Gérard auf den Widerstand von Dom Thomas. Dieser zwar noch junge Mönch hatte zuvor bereits ausgiebig vom berühmten brasilianischen Laienkatholiken Gustavo Corçao über die Verkehrtheit der Neukirche gelernt. Mit Unterstützung von Erzbischof Lefebvre und mithilfe guter Laien stand Dom Thomas gegen Dom Gérard auf und rettete das Kloster in Brasilien für die Tradition. Durch einen solchen Schlagabtausch gestählt, überrascht es deswegen heute nicht so sehr, daß auch Dom Thomas die Situation sowohl der Neukirche als auch der Neubruderschaft sehr klar erkennt. In einem Zelt, welches vor dem kleinen Kloster für die Besucher der Karwochen-Feierlichkeiten aufgestellt worden war, zelebrierten wir mit wenigen Priestern, aber mit allem Wesentlichen versehen die Gründonnerstags-Ölweihmesse. Das Kloster kann diese Öle nun in diesem Jahr Priestern zur Verfügung stellen, besonders solchen, welche durch die Neubruderschaft von der Versorgung abgeschnitten werden können.

Sodann flog ich nach Norden zum Besuch von drei weiteren Widerstandszentren, welche von den tapferen Priestern Joseph Pfeiffer und David Hewko errichtet worden sind. In der Nähe von Connecticut, in New Jersey und in Minnesota spendete ich jeweils die Firmung und hielt für jene Katholiken Konferenzen ab, welche bezüglich des Geschehens in der Neubruderschaft mißtrauisch geworden sind. Diese Katholiken stellten wirklich gute Fragen, die wahrheitsgemäße Antworten verdienten.

Gute Nachrichten auch für die Wohltäter in Euroland: Die St. Marcel Initiative verfügt nun über ein in Frankreich basiertes Konto mit einer RIB- und IBAN-Nummer, um Spenden in der Eurowährung annehmen zu können. Sie können eine Banküberweisung durchführen innerhalb von Frankreich mittels der folgenden RIB-Nummer: ***** ***** *********** **; und außerhalb von Frankreich mittels der folgenden IBAN-Nummer: **** **** **** **** **** **** ***. Die St. Marcel Initiative konnte jüngst eine interessante und dringend benötigte Hilfe an das Kloster von Dom Thomas leisten. Er bedankt sich bei allen Wohltätern dieser Initiative.

Kyrie eleison.

Doktrinelle Erklärung – I.

Doktrinelle Erklärung – I. on April 13, 2013

Am 15. April des letzten Jahres erstellte der Generalobere der Priesterbruderschaft St. Pius X. eine sogenannte Doktrinelle Erklärung als Grundlage für die Wiedereingliederung der Bruderschaft in die Amtskirche. Fast ein Jahr später ist diese Erklärung nun in der Öffentlichkeit aufgetaucht. Der Generalobere legte sein Dokument so an, daß es sowohl den Konzilsrömern als auch den Traditionalisten gefallen sollte (öffentlich sagte er über seine Erklärung: „Sie kann mit dunkel getönter oder mit rosaroter Brille gelesen werden.“) Sie gefiel den Römern, welche feststellten, daß die Erklärung einen „Fortschritt“ in ihre Richtung darstellte. Hingegen gefiel sie den Traditionalisten nicht, weil diese in ihr (soweit sie sie kannten) genug Doppeldeutigkeiten fanden, um die Erklärung als einen Verrat am Kampf Erzbischof Lefebvres für den wahren Glauben zu sehen – und zwar ein Verrat dergestalt, daß die Römer diese Erklärung nur hätten akzeptieren müssen, um seine Bruderschaft zu zerstören.

Als der Generalobere am 11. Juni 2012 die Römer traf, um ihre Entscheidung entgegenzunehmen, ging er herzigerweise davon aus, daß sie seine Erklärung akzeptieren würden. Daß die Römer die Erklärung dann doch nicht akzeptierten, erklärten zahlreiche Beobachter mit der dazwischengekommenen Veröffentlichung des Briefes der drei Bruderschaftsbischöfe an den Generaloberen vom 7. April 2012. Laut den Beobachtern habe dieser Brief die Römern gewarnt, daß der Generalobere nicht in der Lage sei, die vollständige Bruderschaft in den Schoß der Konzilskirche zu führen, so wie er zuvor es ihnen zu verstehen gegeben haben dürfte, und so wie sie es von ihm gewünscht hatten. Die Konzilsrömer wollten und wollen keine weitere Abspaltung, wodurch die Tradition nur wieder von vorne begänne.

Wie dem auch sei, müssen wir uns in diesen wenigen Zeilen hier auf ein Hauptargument konzentrieren, welches beweist, daß Rom die Bruderschaft zerstört hätte, wenn sie nur die vom Generaloberen vorgeschlagene Doktrinelle Erklärung angenommen hätte. Erzbischof Lefebvre bewies, daß das Zweite Vatikanum ein Bruch bzw. eine Entzweiung mit der früheren kirchlichen Lehre war. Aus dieser Annahme entstand und auf ihr fußt die traditionskatholische Bewegung. Benedikt XVI. – mit dem andauernden Widerstand dieser Bewegung gegen sein geliebtes Zweites Vatikanum konfrontiert – verkündete zu Beginn seines Pontifikates im Jahre 2005 die sogenannte „Hermeneutik der Kontinuität.“ Nach dieser müsse dort, wo das Konzil der Tradition (objektiv) widerspricht, dieses (subjektiv) so gedeutet werden, daß der Widerspruch wegfalle. Auf diese Weise verschwände der Bruch bzw. die Entzweiung zwischen Konzil und katholischer Tradition.

Betrachten wir nun den siebten Absatz (III,5) der Doktrinellen Erklärung. Er besagt, daß jene Konzilsaussagen, welche nur schwer mit den früheren kirchlichen Lehraussagen zu vereinbaren sind, (1) „so im Lichte der vollständigen und ununterbrochenen Tradition verstanden werden müssen, daß sie im Einklang mit den vom früheren Lehramt verkündeten Wahrheiten stehen, (2) doch ohne eine Deutung dieser Aussagen zu akzeptieren, welche dazu führen könnte, daß die katholische Lehre in eine Gegenposition oder in einen Bruch zur Tradition und jenem Lehramt gerate.“

Der erste Teil (1) ist durchaus richtig, insofern er bedeutet, daß jede „nur schwer zu vereinbarende“ konziliare Neuerung im Falle eines objektiven Widerspruchs zur früheren kirchlichen Lehre geradeheraus abgelehnt wird. Allerdings widerspricht der zweite Teil (2) direkt dem auf diese Weise verstandenen ersten Teil, insofern Teil zwei behauptet, daß keine konziliare Neuerung auf eine Weise „gedeutet“ werden darf, die im Bruch zur Tradition steht. Das ist vergleichbar mit der folgenden Behauptung: Alle Fußballmannschaften müssen blaue Hemden tragen, und all die andersfarbigen Fußballhemden müssen eben derart gedeutet werden, daß sie einfach blau darstellen. Was für ein Unsinn! Doch genau das besagt die „Hermeneutik der Kontinuität.“

Verstehen die in der letzten, weltweit organisierten Glaubensfestung aushaltenden Soldaten noch das Denken ihres Feldherrn? Erkennen sie, daß seine feierliche Erklärung der Bruderschaftslehre beweist, daß er wie ein Anführer des Feindes denkt? Möchten sie wirklich dazu geführt werden, so wie die Glaubensfeinde zu denken? Alle Vorstellungen müssen katholisch sein, während alle nichtkatholische Vorstellungen eben als katholisch „gedeutet“ werden müssen? Wacht auf, Kameraden! Im Hauptquartier herrscht die Denkweise des Feindes.

Kyrie eleison.