Eleison Kommentare

Siegesreicher Widerspruch

Siegesreicher Widerspruch on Juli 27, 2019

Kehren wir zu Bischof Huonder zurück, keineswegs um seine Person anzugreifen, sondern aufgrund der allgemeinen Verwirrung, die er verkörpert. An dem Tag, als er als Oberhaupt der wichtigen Schweizer Diözese in Chur zurücktrat, um sich in der traditionalistischen Knabenschule in Wangs in der Diözese St. Gallen niederzulassen, mag dieser Schritt so überraschend gewirkt haben, dass er an ein und demselben Tag zwei Erklärungen abgab, eine für die Tradition und die andere für die Amtskirche. Hier folgen die Schlüsselworte aus jeder der beiden Erklärungen, die keine davon verzerren, obwohl sie ausserhalb ihres Zusammenhangs zitiert werden.

Gegenüber seinen ehemaligen Kollegen und den Laien in der Diözese Chur erläuterte er seinen Umzug nach Wangs schriftlich wie folgt: „Im Sinne von Papst Franziskus werde ich mich bemühen, dort zur Einheit der Kirche beizutragen, indem ich nicht ausgrenzen, sondern unterscheiden, begleiten und integrieren helfen möchte.“ Für die traditionalistischen Katholiken, unter denen er sich zu leben anschickte, unterzeichnete er mit dem Generaloberen der Piusbruderschaft, Pater David Pagliarani, eine gemeinsame Erklärung, worin folgende Worte standen: „Der einzige und wirkliche Zweck von Bischof Huonders Umzug in ein Haus der Priesterbruderschaft St. Pius X. besteht darin, sich dem Gebet und dem Schweigen zu widmen, ausschliesslich die Tridentinische Messe zu zelebrieren und für die Tradition zu arbeiten, als einziger Weg, die Kirche zu erneuern.“

Doch wie kann der ehrenwerte Bischof den Widerspruch zwischen diesen beiden Erklärungen übersehen? Wer hat, seitdem Franziskus anno 2013 Papst wurde, den fast täglichen Strom von Worten und Taten nicht miterlebt, mit denen dieser Papst die Katholiken dazu bewegen will, der Kirche der Tradition den Rücken zu kehren? Wer hat seine tiefe und instinktive Abneigung gegenüber der Kirche, wie sie vor dem Konzil bestand, nicht gespürt – eine Abneigung, die er mit allen Konzilsprälaten teilt, welche die Revolution von Vatikan II in die Wege geleitet haben? Wie kann Bischof Huonder seine Augen vor der Tatsache verschliessen, dass zwischen dem „Sinn von Papst Franziskus“ und der „Tradition“ ein breiter Abgrund klafft?

Wenn er sich vorstellt, der „Sinn von Papst Franziskus“ sei anders, als es den Anschein macht, oder wenn er sich in der Hoffnung wiegt, man könne Franziskus zu einer Sinnesänderung bewegen, dann wird der Papst ihn sicherlich rasch und drastisch eines Besseren belehren und ihm vor Augen führen, was der Papst wirklich denkt. Doch wenn sich der Bischof andererseits vorstellt oder hofft, die Tradition sei nicht das, was sie ist, müssen wir leider einräumen, dass er sehr wohl durch die Entwicklung der letzten zwanzig Jahre getäuscht worden sein mag, in denen sich die Piusbruderschaft von dem, was sie unter Erzbischof Lefebvre war, unter dessen Nachfolgern zu einer Neubruderschaft gewandelt hat. Unter dem Erzbischof war sie die grösste einzelne Festung, welche die katholische Doktrin, die Sakramente und die Moral dann fortsetzte, doch nachdem sein persönlicher Magnetismus 1991 mit ihm zusammen gestorben war, gewann das offizielle Rom, das alle Katholiken wie ein Magnet anzieht, wieder die Oberhand, und mit GREC begann die Bruderschaft ihren Wandel zur Neubruderschaft, die sich Roms Neukirche anpasst. Wahrscheinlich sieht Bischof Huonder hier keinen Widerspruch, weil er bei diesem Wandel tatkräftig mithelfen will.

Doch wie steht es nun mit dem Generaloberen der Neubruderschaft, Pater Pagliarani, der gemeinsam mit Bischof Huonder die Erklärung für Traditionalisten unterzeichnet hat? Offensichtlich weiss er, was Papst Franziskus im Schilde führt, und gewiss wusste er vor zwanzig Jahren, was der Erzbischof unter Tradition verstand. Wusste er also zum Zeitpunkt seiner Unterzeichnung der Erklärung, dass der Bischof in Wangs zugleich „im Sinne von Papst Franziskus“ und „für die Tradition“ zu arbeiten gedachte? Und wenn er diese doppelte Absicht kannte, sah auch er da keinen Widerspruch? Und wenn er den Widerspruch mittlerweile sieht, was hat er gegen das trojanische Pferd getan, das sich, wenn auch womöglich in bester Absicht, durch die Tore der Tradition gezwängt hat? Vielleicht sagt er zu sich selbst: „Oh, das spielt keine grosse Rolle. Der Erzbischof wollte ja, dass wir um uns um die Priester der Neukirche kümmern (ja, aber nicht, um aus ihnen trojanische Pferde zu machen!). Bischof Huonder ist ein netter Mann. Wir sind alle nett. Wir werden alle miteinander auskommen. Widerspruch ist eher in der Theorie als in der Praxis ein Problem, usf.“

Falls der Neugeneral tatsächlich so denkt, hat er sich mit der Konzilskrankheit angesteckt, und die Bruderschaft ist wahrhaftig gesunken, während sich die Schmalzbruderschaft freudig anschickt, für immer auf dem Schmalzkirchenmeer der Verwirrung und des Widerspruchs zu segeln. Doch wehe den Seelen!

Kyrie eleison.

Ein Klardenkender Kardinal

Ein Klardenkender Kardinal on Juli 20, 2019

In einem kürzlich erschienen, aus der Feder eines römischen Kardinals stammenden Buch oder Interview findet man eine von ungewöhnlichem Menschenverstand zeugende Stellungnahme zu den Einwanderungswellen, welche die einst grossen abendländischen Nationen schon seit Jahrzehnten zu überfluten drohen. Doch Kardinal Sarah ist kein „Rassist“ – er stammt aus Schwarzafrika. Wenn die Europäer Gottes Geschenke an Europa nur so schätzen würden, wie er es tut! Doch wer in Europa will noch Gott? „Da liegt der Haken,“ wie Hamlet sagt.

Ich empfinde Fassungslosigkeit darüber, dass all diese Menschen im Meer sterben, über den Menschenhandel, über die Mafia-Netzwerke, über die organisierte Sklaverei. Diese Leute verlassen ihre Heimat ohne Papiere, ohne Zukunftsaussichten, ohne Familie. Denken sie etwa, sie würden hier das Paradies auf Erden vorfinden? Es liegt nicht im Westen! Wenn diese Menschen der Hilfe bedürfen, dann leistet man diese sehr viel zweckmässiger in ihren Heimatländern, in ihren eigenen Dörfern, unter Angehörigen ihrer eigenen Rasse. Für das wirtschaftliche Ungleichgewicht und die menschlichen Dramen gibt es keine Rechtfertigung. Man kann nicht Migranten aus aller Welt willkommen heissen. Sie willkommen zu heissen, bedeutet schliesslich nicht nur, diese Menschen in sein eigenes Land zu lassen, sondern auch, ihnen Arbeit zu geben. Könnt ihr das? Nein. Es bedeutet, ihnen eine anständige Wohnung zu geben. Könnt ihr das? Nein. Sie in unzulänglichen Unterkünften zusammenzupferchen, ohne Würde, ohne Arbeit, ist nicht das, was ich unter”willkommen heissen” verstehe. Es gleicht viel mehr einem Unternehmen der Mafia! Die Kirche darf sich nicht an einem Menschenhandel beteiligen, der fatale Ähnlichkeit mit einer neuen Form der Sklaverei aufweist.

Ebenso skandalös finde ich es, das Wort Gottes zur Rechtfertigung all dessen zu gebrauchen. Gott will nicht, dass die Menschen migrieren. Das Christuskind floh wegen Herodes nicht für immer nach Ägypten, sondern kehrte nachher nach Hause zurück. Gott brachte Sein Volk stets nach Israel zurück, wenn in seinem eigenen Lande eine Hungersnot herrschte oder es in fremder Gefangenschaft schmachtete. Ein Land ist ein grosser Schatz; es ist der Ort, wo wir geboren sind, wo unsere Ahnen begraben liegen. Wenn man jemanden willkommen heisst, bedeutet dies, ihm ein besseres Leben zu schenken, nicht ihn in ein überfülltes Migrantenlager einzuweisen. Wenn jemand ernährt wird, ohne hierfür irgendeine Arbeit leisten zu können, stellt das eine Verletzung seiner Würde dar.

Und was für eine Kultur vermögt ihr ihnen anzubieten? Seid ihr dazu fähig, eure christliche Kultur und eure christlichen Wurzeln mit ihnen zu teilen? Ich fürchte, das durch diese Migrationswellen heraufbeschworene Bevölkerungsungleichgewicht wird dazu führen, dass ihr eure Identität mitsamt all dem verlieren werdet, was euch zu dem macht, was ihr seid. Europa besitzt eine besondere Mission, die ihm von Gott aufgetragen wurde. Ihr Europäer habt uns das Evangelium gelehrt und die Werte der Familie, der persönlichen Würde und der Freiheit. Wenn ihr eure Identität aufgebt, wenn ihr es zulasst, dass ihr von Menschen überflutet werdet, die eure Kultur nicht teilen, dann laufen eure christlichen Werte und eure christliche Identität Gefahr, zu verschwinden. Ähnliches geschah, als das alte Rom von Barbaren überrannt wurde. Ihr müsst euch die Frage stellen: Sind die heutigen Migrationswellen denn keine neue Form der Sklaverei, die organisiert wird, um billige Arbeitskräfte zu bekommen? All diese Leute, die hierher kommen, lockt der Traum von einem besseren Leben an. Was für eine Lüge! Welch bodenloser Zynismus! Papst Benedikt XVI. war in Bezug auf all diese Fragen besonders klarsichtig und prophetisch. [ . . . ]

Ihr Europäer seid vom Christentum geprägt; alles in Europa ist christlich. Warum sollte man das leugnen? Kein Muslim verleugnet seine Identität. Wenn ihr nicht dorthin zurückkehrt, wo ihr herkommt, werdet ihr verschwinden. Und wenn Europa verschwindet, wird das zu furchtbaren Umwälzungen führen: Das Christentum würde dann Gefahr laufen, von der Erdoberfläche zu verschwinden. Ihr seht, wie ihr vom Islam überrannt werdet: Die Muslime gedenken die Weltherrschaft zu erobern, und sie besitzen die finanziellen Möglichkeiten, ihr Ziel zu erreichen. Dennoch wird ihnen der Sieg verwehrt bleiben, weil der Herrgott bis zum Ende der Welt mit uns ist. Doch dürft ihr nicht leugnen, wer ihr seid: Jene Immigranten, die ihr in eure Länder lasst, müssen sich in eure Kultur integrieren, immer vorausgesetzt, dass ihr überhaupt noch eine Kultur besitzt. In euren atheistischen Materialismus werdet ihr sie nicht integrieren. Sie wollen damit nichts zu tun haben.

Kyrie eleison.

Weitere Unterminierung

Weitere Unterminierung on Juli 13, 2019

Diese Kommentare haben schon mehr als einmal die Internet-Website des Amerikaners Dr. Paul Craig Roberts empfohlen, auf der dieser sich zu den weltweiten politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen äussert. Jene umfassende Sicht der Dinge, die nur die eine wahre Religion vermitteln kann, mag Dr. Roberts zwar fehlen, doch in weltlichen Fragen erkennt er die Wahrheit sehr oft mit grosser Schärfe, und er verkündet sie auf seiner Website – paulcraigroberts.org – so mutig und beharrlich, dass man sich fragt, wann er von Mörderhand sterben wird. Doch ein Mord hinterlässt regelmässig Blutspuren, und wer den Verkünder einer Botschaft ermordet, läuft stets Gefahr, dieser Botschaft Gehör zu verleihen. Wie dem auch sei, Dr. Roberts Artikel werden von unzähligen Menschen in aller Welt gelesen, und einer seiner jüngsten Artikel erhärtet auf höchst praktischer Ebene, wie Recht Pater Calderón hat, wenn er seine Dissektion des „neuen Menschen“ von Vatikan II (siehe diese „Kommentare“ vom 22. Juni) mit dem Subjektivismus beginnt. Denn auch Dr. Roberts weist darauf hin, wie der moderne Mensch durch den Subjektivismus von der objektiven Wahrheit abgeschnitten wird. Ein typisches Beispiel für diesen Prozess liefert er in einem Artikel, den wir hier zusammenfassen.

Er beginnt mit einem Zitat der von Wahrheitssuchern betriebenen Website Zero Hedge, der zufolge „die Fähigkeit zur Fälschung der Realität in geradezu schwindelerregendem Tempo wächst. Gedankenlose Techno-Freaks haben mittlerweile eine Technologie entwickelt, die dazu führt, dass man eine falsche Realität nicht mehr von der wirklichen Realität unterscheiden kann. Ich glaube nicht, dass wir hierauf auch nur einigermassen zufriedenstellend vorbereitet sind. Und ich glaube nicht, dass die Öffentlichkeit sich bewusst ist, was auf sie zukommt,“ sagte der Vorsitzende des US-Kongresskomitees für nachrichtendienstliche Fragen im Rahmen seiner Äusserungen zum raschen Fortschritt der synthetischen Technologie. Die Fähigkeiten der neuen künstlichen Intelligenz ermöglichen es kompetenten Programmierern, Audios und Videos herzustellen, in denen jede beliebige Person jede beliebige Äusserung von sich geben kann. Diese Kreationen werden „Deepfakes“ genannt und lassen sich, so empörend und absonderlich sie auch sein mögen, dem Anschein nach nicht mehr von real getätigten Aussagen unterscheiden. Kaum haben wir uns an eine Welt gewöhnt, in der unsere Realität falsch anmutet, werden Dinge, die falsch sind, zu unserer Realität.

„Wir sind zahlenmässig hoffnungslos unterlegen“, sagte ein digital-forensischer Experte von der kalifornischen Universität Berkeley. „Auf eine Person, die heute an der Entdeckung von Deepfakes arbeitet, kommen hundert, die sich mit Videosynthese beschäftigen.“ Schon zwei Drittel der Amerikaner sagen, dass verfälschte Bilder und Videos zum schwerwiegenden Hindernis für das Verständnis der grundsätzlichen Fakten des Zeitgeschehens geworden sind. Forscher, die sich mit dem Phänomen der Desinformation befassen, warnen vor einer zunehmenden „Realitätsapathie“: Angesichts der Anstrengungen, die es erfordert, zwischen Realität und Fälschung zu unterscheiden, werfen wir die Flinte ins Korn und verlassen uns auf unsere grundlegenden Instinkte, unsere ethnische Zugehörigkeit, unsere Impulse. Da wir von unseren Führern nach Strich und Faden betrogen werden, glauben wir schliesslich an gar nichts mehr.

Ein Beispiel: Zwei Öltanker gingen in Flammen auf; von ihnen stiegen Rauchwolken empor. Wie auf ein Stichwort hin erschien auf einem unscharfen Video ein verdächtiges Boot der iranischen Revolutionären Garden. Virale Bilder überfluteten die neun Milliarden Bildschirme, die es auf der Erde gibt. Jede Seite erzählte eine andere Geschichte. Keiner wusste genau, wem er trauen sollte. Verschwörungstheorien schossen ins Kraut, während sich jeder von uns an das klammerte, woran er am liebsten glauben wollte. https://​www.​zerohedge.​com/​news/​2019-06-16/​hedge-fund-cio-i-dont-think-public-aware-whats-coming Dr Roberts fährt fort: Warum verwenden diese Technofreaks ihren ganzen Ehrgeiz darauf, eine Technologie zu entwickeln, die es noch schwerer macht, die Wahrheit herauszufinden? An welchem charakterlichen Gebrechen leiden diese Menschen, dass sie Methoden erfinden, durch die man die Fähigkeit zur Erkenntnis der Wahrheit zerstören kann? Inwiefern unterscheiden sie sich eigentlich von einer Person, die eine verderbliche unentdeckbare Substanz freisetzt und dadurch Leben auslöscht? Der einzige Nutzen dieser Technologie besteht darin, dem Polizeistaat eine vollständige Kontrolle zu erlauben. Es ist heute möglich, jedem beliebigen Menschen Worte in den Mund zu legen, die er nie gesagt hat, und Taten zuzuschreiben, die er nie begangen hat, und ihn aufgrund der fabrizierten Beweise des angeblich verübten Verbrechens zu überführen. Ohne Wahrheit gibt es keine Freiheit, kein unabhängiges Denken und kein Bewusstsein. Es gibt nur die Matrix. Wie konnte Amerika so weit vom rechten Wege abkommen, dass Korporationen, Investoren und Wissenschaftler zur Entwicklung wahrheitszerstörender Technologie motiviert sind? Die schwierigste Sache auf der Welt ist es heute, die Wahrheit zu ermitteln. Und Dr. Roberts Artikel endet mit einer Bitte um Unterstützung, die er sicherlich verdient.

Leser, klammert euch mit all euren Kräften an der Wahrheit fest, denn sie wird rasch unterminiert, während die Welt der Freiheit, zu tun, was einem gerade beliebt, den Vorzug vor der Wahrheit und der Phantasie den Vorzug vor der Realität einräumt. Die Folgen werden für uns alle menschlich verheerend sein.

Kyrie eleison.

„Prometheus“ – Götzendienst

„Prometheus“ – Götzendienst on Juli 6, 2019

Teil I – Die Essenz von Vatikan II ist eine Verherrlichung des Menschen, die von katholischen Prälaten als Katholizismus getarnt wurde. Teil II – Der Neue Mensch von Vatikan II ist frei: Von der Realität durch den Subjektivismus; von der Moral durch das Gewissen; von der Gnade durch die Natur. Teil III: Die Neukirche von Vatikan II ist nicht mehr gegen die Welt und auch nicht mehr gegen andere Religionen; sie ist die Neukirche der Nettigkeit und des Dialogs mit jedermann. In Teil IV seines Buchs wirft Pater Calderón die Frage auf, ob Vatikan II auf eine neue Religion hinausläuft, und er bejaht diese Frage, weil Vatikan II der Heiligen Dreieinigkeit nicht mehr die gebotene Verehrung entgegenbringt; schliesslich hat Vatikan II drei Grundpfeiler des Katholizismus – 1. Offenbarung und Tradition, 2. Der zentrale Akt der Verehrung Gottes, und 3. Der fleischgewordene Gott – ihrem Wesen nach verändert.

Die Doktrin der wahren Kirche wurde verändert, weil ein Katholik entweder an das Objekt selbst – beispielsweise die Inkarnation – glauben kann oder an einen objektiven Satz, der dieses Objekt ausdrückt, z. B. „Gott ward Mensch.“ Der Satz drückt das Mysterium unvollkommen, aber wahr aus und ist für den Gläubigen ausreichend klar, um seine Seele zu retten. Doch die Neukirche ist modernistisch, und für den Modernismus kann kein objektiver Satz erkennbar sein. Deswegen kann es in der Neukirche lediglich die subjektive Erfahrung des Mysteriums geben (Dei Verbum #2; LG #4), was die Doktrin zum Spielball von vagen Empfindungen allerlei charismatischer Subjekte macht. Denn in der Neukirche ist das Mysterium in der lebendigen Kirchengemeinschaft gegenwärtig, mit der die Doktrin sowohl der Offenbarung als auch der Tradition parallel zu den sich stetig ändernden historischen Rahmenbedingungen eine Evolution durchmachen muss. Somit ist der Neuglaube eine Geisteshaltung, die den Menschen dazu befähigt, das Mysterium in irgendeiner Kommunion zu erleben und zu deuten. Die neuen Formeln oder Glaubensbekenntnisse folgen dann von selbst. Die Neubibel ist nichts weiter als das sichtbare Fundament dieser Erfahrung, ein Modell, dem Gottes Volk zu folgen hat. Die Neuorthodoxie ist gleichbedeutend mit der Denkweise der Neukirchengemeinschaft, so dass jemand, der diese Neugemeinschaft ablehnt, der schlimmste der Häretiker ist, beispielsweise Erzbischof Lefebvre.

Was die Verehrung Gottes betrifft, so ist die mittelalterliche Religion des Kreuzes deprimierend! Deshalb bewahrt die Neukirche zwar die Freude, schafft aber das Opfer ab. Wenn es also die Sünde war, die dazu führte, dass die Menschen vor Gott schuldig wurden, was seinerseits zur Folge hatte, dass Christus die Schuld durch sein Opfer bezahlte, tun wir gut daran, uns der Sünde zu entledigen. Gott steht oberhalb und jenseits des Leidens, so dass die Sünden der Menschen ihm keinen Schmerz zufügen. Er mag um sie trauern, würde aber nie jemanden mit der ewigen Hölle bestrafen. Christus starb lediglich als Werkzeug des Vaters (G&S#22), um seine Solidarität mit den Menschen zu bekunden; somit ist es nicht Christus, sondern der Vater, der uns rettet, und nicht etwa durch das Kreuz, sondern durch die Auferstehung, die vom Vater zur Verherrlichung des Menschen bewirkt wurde! Unter diesen Umständen dient die neu benannte Messe, beispielsweise das „Ostermysterium,“ der Verherrlichung des Menschen, und Gott sollte dem Menschen dankbar dafür sein, dass er um Seinetwillen so herrlich ist! Diese Kette gotteslästerlicher Lügen, die eindeutig die Grundlage für die der Kirche anno 1969 aufgezwungene neue Messe bilden, kommt im Dekret von Vatikan II zur Liturgie, Sacrosanctum Concilium, zum Ausdruck, allerdings nicht explizit, sondern nur implizit, weil es schon bald nach dem Anfang des Konzils erschien, also zu einer Zeit, als die Modernisten noch sehr vorsichtig vorgehen mussten. Doch ab 1969 brachen alle Dämme. In der kirchlichen Liturgie herrscht jetzt das Chaos.

Mit dem fleischgewordenen Gott, Jesus Christus, der das Herzstück des Christentums und der wahren katholischen Kirche bildet, setzen sich zwei Dokumente von Vatikan II direkt auseinander, Gaudium et Spes sowie Ad Gentes. Für Pater Calderón ist die Doktrin beider Dokumente ein und dieselbe: Das Kreuz ist furchtbar, und darum ist es besser, ein blosser Mensch des Friedens zu sein als ein Mensch, den Gott durch Sein Leiden als Seinen Sohn angenommen hat. Der Mensch ist Gottes Ebenbild (durch seine Freiheit), weshalb gilt: Je ausgiebiger der Mensch von seiner Freiheit Gebrauch macht, desto göttlicher wird er. Jesus Christus wurde also nicht Mensch, damit der Mensch von Gott als dessen Sohn angenommen wurde, sondern damit der Mensch erst voll und ganz Mensch werden kann! Ausserdem hält Vatikan II in keinem einzigen Dokument fest, dass Jesus Christus wahrlich und wahrhaftig Gott ist, und an keiner einzigen Stelle wird die Hypostatische Einheit auch nur einer Erwähnung gewürdigt. Die Konzilstheologen lavieren in ihrer Sprache zwischen Tradition und Neutheologie, je nach dem Publikum, vor dem sie predigen.

Pater Calderóns Schlussfolgerung lautet, dass die Würde des Menschen das letztendliche Ziel von Vatikan II ist, und da ihre letztendlichen Ziele das Wesen einer Religion bestimmen, ist Vatikan II eine Religion, die sich durchaus vom Katholizismus unterscheidet, dessen letztendliches Ziel die vom Menschen unabhängige Herrlichkeit Gottes ist. Für Vatikan II besteht die Gnade also darin, die menschliche Natur zu befreien. Jesus ist der Mensch, der kam, um uns menschlicher zu machen, und die Messe ist nicht mehr das Gott geschuldete Opfer, sondern die Dankesbezeugung der Menschheit, die den Schöpfer krönt, weil sie nun – aufgrund ihrer Fähigkeit, sich auch für das Böse zu entscheiden – freier ist als Er selbst!

Kyrie eleison.

“Prometheus” – Neukirche

“Prometheus” – Neukirche on Juni 29, 2019

Nachdem er sich in Teil II von Die Religion des Menschen mit dem Neu-Menschen auseinandergesetzt hat, der aus dem Konzil hervorgeht, wendet sich Pater Calderón in Teil III seines Buchs über Vatikan II der Neukirche des Konzils zu, einer in der Tat neuen Kirche. Die einzige wahre Religion des einzigen wahren Gottes wurde von Jesus Christus gegründet, dem fleischgewordenen Gott, um „alle Völker zu lehren“ (Matthäus XXVIII, 19, 20) und dadurch alle Seelen zu erreichen und so viele wie möglich von ihnen zu retten. Um eine derart anspruchsvolle Kirche zum Schutz des modernen Humanismus dem heutigen Menschen anzupassen, muss eine solche Kirche neu definiert und zurechtgestutzt, in anderen Worten radikal verändert, werden, aber unter sorgfältiger Tarnung. Deshalb gilt folgendes: 1. Die Neukirche hat keine Mission für die ganze Menschheit mehr; 2. Sie wird sich nicht mehr in das weltlichen Geschick der Menschheit einmischen; 3. Selbst im religiösen Leben der Menschheit wird sie nicht mehr die einzige Kirche sein; 4. Sie wird neu definiert werden müssen, um ihre neue Rolle zu erfüllen.

1. Die katholische Tradition lehrt, dass”Gottes Reich” und die”Kirche” zwei Ausdrücke für ein und dieselbe Realität sind. Beide haben dieselbe universale Mission. Doch um diese Kirche einer Welt anzupassen, in der die Kirche täglich weniger universal ist, unterscheidet Vatikan II zwischen dem Reich Gottes, das tatsächlich universal, weil unsichtbar im Herzen aller Menschen zugegen ist, und der Neukirche, die lediglich ihrer Absicht nach universal ist, weil sie das Reich im Leben der Menschen fortwährend sichtbar baut und erweitert. Die Neukirche ist auch darum universal, weil sie das „Sakrament“ oder Zeichen der Einheit aller Menschen ist (Lumen Gentium #1).

2. Wie geht die Neukirche nun vor, um die weltlichen Mächte von jeder Kontrolle durch die Kirche zu befreien? Die Verherrlichung des Menschen hatte zur Folge, dass das „Reich Gottes“ nicht mehr allen Menschen durch die Taufe zugänglich wird, sondern allen Menschen von Natur aus gehört. Deshalb hat die Natur die Rolle der Religion übernommen, und die Neukirche kann die Universalität des Reichs signalisieren, nicht jedoch durchsetzen oder beanspruchen. Unter diesen Umständen ist die Politik frei von der Religion, und die Neukirche braucht sie nur noch in ihrem eigenen Bereich zu läutern. Wir haben es also mit dem Neuchristentum Maritains zu tun, in dem Mammon die Welt beherrschen darf, wie wir es seit Vatikan II sehen. Das Konzil war in Tat und Wahrheit der logische Endpunkt eines langen Niedergangs des wahren Christentums seit dem Mittelalter. Ist das Neuchristentum also gottlos? Nein; Maritains Neue Welt ist zwar weder gläubig noch getauft, wird aber nach Maritain dennoch durch Christus befreit und wird der Herrlichkeit teilhaftig werden. Bemerkung: Wenn Sie „nach Maritain“ schreiben, brauchen Sie den Konjunktiv nicht mehr, weil das Motiv der Subjektivität dadurch ausfällt; es ist ja gesagt, wer die These vertritt.

3. Dieser liberalen Zurechtstutzung der Kirche folgt die ökumenische Zurechtstutzung. Seitdem der Protestantismus die Einheit der katholischen Kirche zerstört hat, haben die einzelnen Fragmente danach gestrebt, sich wieder zu vereinen. Die wahre Kirche wollte und will keinen Anteil an ihrer vergeblichen Suche nach der verlorenen Einheit haben, ausser wenn sie in den Schoss der katholischen Kirche zurückkehren, aber die Verherrlichung des Menschen veranlasst die Neukirche dazu, Nichtkatholiken zu verherrlichen und um ihre Gunst zu werben. Somit verherrlicht sie bei nichtkatholischen Christen die leblosen „Überreste“ des Katholizismus, die bei ihnen immer noch vorhanden sind – beispielsweise bei den Orthodoxen gültige Weihen (ohne Jurisdiktion), bei den Protestanten die Heilige Schrift (ohne verbindliche Interpretation) – und behauptet, sie zu lebenden „Elementen“ zu machen (Unitatis Redintegratio). In der nicht-christlichen Menschheit findet sie die”Saat des Wortes”, d. h. alle Erscheinungsformen von Wahrheit und Güte, die Funken jenes Wortes sind, „welches alle Menschen erleuchtet, die in die Welt kommen“ (Johannes I, 9) (Nostra Aetate), weil alle rationalen Wesen von Gott erwählt worden sind, um ihn zu verherrlichen, und alle Erwählten gerettet sind.

Doch wie kann das Konzil auf diese Weise alle Nichtkatholiken erheben, ohne die Katholiken herabzuwürdigen? Indem sie erklärt, dass die allumfassende „Neukirche Christi“ in der katholischen Kirche „subsistiert“ (d. h. „unterschwellig besteht“) und somit auf irgendeine spezielle Weise existiert (LG#8). Allerdings ist der Ausdruck „subsistiert“ lediglich ein sprachlicher Trick – wenn es die Nichtkatholiken erhebt, wie kann es dann vermeiden, die eigentlichen Katholiken herabzuwürdigen? Wenn es die Nichtkatholiken nicht herabwürdigt, wie kann es dann die eigentlichen Katholiken erheben?

4. Zu guter Letzt: Wie soll die Neukirche neu definiert werden, um ihre neue Rolle zu erfüllen? Als „Volk Gottes,“ welches demokratisch sein muss, so dass die Priesterschaft verschiedener Weihen zur breiten „Priesterschaft“ der Taufe (I Petrus II, 5) verschwimmt, die ganze Neukirche zu einer breiten Priesterschaft mit einer Mission für die gesamte Welt wird, und die Neubischöfe dazu erhoben werden, die Kirche neben dem Papst zu leiten (LG#22). Ein anderes, wie so viele andere Begriffe der Neukirche höchst verschwommenes Schlüsselwort ist die”Kommunion”, deren hauptsächliche Aktivität der”Dialog” mit allen Menschen ist, so dass niemand je unrecht hat und jeder zu jedem anderen nett sein kann. Vergessen Sie die Doktrin oder die Wahrheit!

Kyrie eleison.

„Prometheus“ – Neumensch

„Prometheus“ – Neumensch on Juni 22, 2019

In seinem Buch „Prometheus, die Religion des Menschen“ vertritt Pater Alvaro Calderón die These, Vatikan II sei seinem Wesen nach ein Humanismus, der von Kirchenvertretern als Katholizismus getarnt worden sei. Diese Tarnung verlieh dem Humanismus beispiellose Autorität, und zu seiner Fabrikation bedurfte es beispielloser Raffinesse. Der Humanismus entstand im 14. Jahrhundert zur Verteidigung rein menschlicher Werte gegen die angeblich unmenschlichen Forderungen des katholischen Mittelalters nach Armut, Keuschheit und Gehorsam, aber auch gegen die Autorität der Kirche, welche die Menschen vorgeblich wie Kinder behandelte.

Um der Verteidigung der Menschenwürde willen schwang sich der Humanismus also zum Fürsprecher der menschlichen Freiheit auf, und gab im 17. und 18. Jahrhundert den Anstoss zur Geburt des Liberalismus, sowie im 20. und 21. Jahrhundert zur Entstehung des Superliberalismus. Der falschen Freiheit dieses Superliberalismus will Vatikan II die wahre Kirche Gottes anpassen. Somit will das Konzil den Geist des Menschen durch den Subjektivismus „befreien,“ seinen Willen durch das „Gewissen“ und seine Natur dadurch, dass die Gnade ihm dient, statt ihn zu erheben. Unter Subjektivismus versteht man den Irrtum, die Wahrheit unabhängig vom Objekt und stattdessen abhängig vom menschlichen Subjekt zu machen. Letzten Endes endet dies in reinem Irrsinn, was Vatikan II zu vermeiden trachtete, doch wollte er ein genügend grosses Mass an Subjektivismus, um Gedankenfreiheit zu garantieren. So griff er zur Formel von der „Unzulänglichkeit des Dogmas.“

Nun ist es wahr, dass keine menschlichen Worte die ganze Fülle der göttlichen Realitäten schildern oder ausdrücken können, aber Worte können sehr wohl etwas ausdrücken; beispielsweise ist „Gott existiert“ wahr, während „Gott existiert nicht“ falsch ist. Somit sind Worte durchaus nicht gänzlich ungeeignet zum Ausdrücken von Dogmen; glaube ich an eine Reihe von in Worte gefassten Dogmen, wie es die Kirche von einem Katholiken verlangt, so kann ich in der Tat meine Seele retten. Doch Vatikan II (Dei Verbum) sagt, Gott offenbare Sich selbst aber nicht in Form einer in Worte gekleideten Doktrin, und Er Selbst werde durch subjektive Erfahrung und nicht durch objektive Worte erkannt. Unter diesen Umständen können Doktrinen kommen und gehen, ohne die hinter ihnen stehenden Realitäten zu berühren, so dass Vatikan II die Dogmen ändern kann, angeblich ohne von der Wahrheit oder von der Tradition abzuweichen! Dies bedeutet, dass sämtliche Spielarten der Theologie und sämtliche Arten von Religionen legitim sind! Dieser Logik zufolge ist die Überlegenheit des Christentums lediglich kultureller Art.

Wie befreit Vatikan II also den Willen? Er ist bereits befreit. Wenn es keine Wahrheit oder Lüge mehr gibt, ist es wahr und falsch zugleich, dass Stehlen und Lügen schlecht sind. In letzter Konsequenz endet diese Position abermals in reinem Wahnsinn – wie kann Vatikan II dann Geistesfreiheit predigen und die Auflösung jeglicher Moral dennoch vermeiden? Durch das „Gewissen“! Im Herzen jedes Menschen spricht Gott – ohne Worte – durch eine moralische Neigung zum Guten und eine Abneigung gegenüber dem Bösen auf eine Weise, die sich durch keinerlei Worte angemessen ausdrücken lässt, deren Substanz jedoch durch alle Zeiten hindurch unverändert bleibt. Angesichts dieses Umstands wird mein Wille nicht durch die ausserhalb meiner selbst stehenden Zehn Gebote gebändigt, sondern ich werde aus meinem Inneren heraus frei das Gute wählen und somit frei bleiben, zu tun, was richtig ist. Aber halt – werde ich dies wirklich? Was ist eigentlich mit der Erbsünde? In Wirklichkeit ist Moral objektiv; sie ist rational und kann, ja muss in allgemein gültigen Regeln ausgedrückt werden. Ein rein subjektives „Gewissen“ ist viel zu schwach, um der Erbsünde standzuhalten.

Noch ein weiterer Punkt: Wie kann Vatikan II Gottes Gnade der menschlichen Natur unter- statt über-ordnen? „Die Gnade vervollkommnet die Natur“ ist ein immerwährendes katholisches Prinzip; somit vervollkommnet die Gnade den Menschen, indem sie sein höchstes Gut, die Freiheit, wiederherstellt, die durch die Sünde versklavt wird. Die Gnade Christi befreit die Natur des Menschen also; sie dient ihr und offenbart den Menschen hierdurch sich selbst (Gaudium et Spes,#24), durch die Inkarnation. Doch hat die Inkarnation nicht zuerst Gott dem Menschen offenbart?

Kurzum, Pater Calderón zeigt, wie Vatikan II, seinem Wesen nach humanistisch, den Humanismus mit katholischem Schmuckwerk verschönert: Freiheit, ja, aber in Gottes Ebenbild! Subjektivismus ja, aber durch innere Wahrheit, einschliesslich des Mysteriums Gottes, welches das eigene Mysterium des Menschen enthüllt! Gewissen, ja, aber durch natürliche Teilhabe am Ewigen Recht, so dass die Menschen dieses auf natürliche Weise erfüllen, und Gottes Wille somit zwangsläufig mit dem des Menschen zusammenfallen muss! Gnade, ja, aber mittels Vervollkommnung der menschlichen Natur durch seine Befreiung von der Sklaverei der Sünde! Wie viel schöner machen der Reichtum und das Erbe der Kirche den Humanismus also!

Kyrie eleison.