Volkes Stimme – I
Volkes Stimme – I on August 10, 2019
Auf en.kremlin.ru/events/president/news/copy/60836 findet man den Text eines Interviews mit Präsident Putin vom vergangenen Juni, das hohe Wellen geschlagen hat. Ein Teil seines Wortlauts wird unten in verkürzter Form wiedergegeben; eine Analyse folgt in der nächstwöchigen Ausgabe dieser „Kommentare.“
Was geschieht im Westen . . . darunter auch in Europa? Die herrschenden Eliten haben sich vom Volk abgesondert, weil zwischen den Interessen der Elite und jenen der überwältigenden Mehrheit des Volkes ein Abgrund klafft. Dies bedeutet, dass der Liberalismus seinen Zweck überlebt hat, denn wie unsere westlichen Partner eingeräumt haben, haben sich liberale Ideen wie die Multikultur als nicht länger praktikabel erwiesen.
Als die Flut von Migranten, die sich nach Westeuropa ergoss, das Migrationsproblem auf die Spitze trieb, gaben viele Menschen zu, dass die Politik der Multikultur in eine Sackgasse geführt hat und dass die Interessen der einheimischen Bevölkerung gebührend berücksichtigt werden sollten . . . . Vielleicht ginge eine Mauer zwischen Mexiko und den USA zu weit . . . aber Präsident Trump hat wenigstens nach einer Lösung gesucht. Wer sonst tut denn noch etwas? . . . Gewöhnliche Amerikaner sagen, der ist ein flotter Kerl, er versucht wenigstens, Ideen zu entwickeln, und sucht nach Lösungen.
Im Gegensatz zu ihm tun die Liberalen nichts. Sie sitzen in ihren gemütlichen Büros und sagen, alles sei prima. Aber jene, die auf den Strassen von Texas oder Florida tagtäglich mit der Realität konfrontiert werden, sind nicht glücklich, weil sie ernsthafte Probleme voraussehen . . . . Denkt jemand an das Volk? Dasselbe geschieht in Europa. Ich habe hierüber mit vielen meiner Kollegen diskutiert, doch keiner hat eine Antwort. Sie machen geltend, die heutigen Gesetze schlössen eine Politik des harten Durchgreifens aus . . . . Dann ändert doch das Gesetz! Wir in Russland sorgen dafür, dass die Immigranten die Gesetze, Bräuche und Kultur Russlands respektieren; somit haben wir in Russland zwar ebenfalls Einwanderungsprobleme, aber wir tun wenigstens etwas dagegen.
Die Liberalen gehen hingegen davon aus, dass kein Handlungsbedarf besteht . . . . Die Migranten dürfen straflos töten, plündern und vergewaltigen, weil ihre Rechte als Migranten geschützt werden müssen. Was sind denn das für Rechte? Jedes Verbrechen muss bestraft werden. Der Liberalismus hat sich in der Tat überlebt. Er ist in Konflikt mit den Interessen der überwältigenden Bevölkerungsmehrheit geraten. Im Namen des Liberalismus kann man heute beispielsweise behaupten . . . dass Kinder fünf oder sechs Geschlechterrollen spielen können . . . doch wer für sich Leben, Freiheit und Glück sucht, wie er sie auch versteht, hat deshalb kein Recht , die Kultur, die Traditionen und die traditionellen Familienwerte von Millionen Menschen, welche die einheimische Bevölkerung bilden, mit Füssen zu treten.
Was die Religion betrifft, so kann sie nicht aus diesem Kulturkreis ausgeschlossen werden. Man darf keinen Missbrauch treiben. Russland ist eine orthodoxe christliche Nation und keine katholische Nation, aber in Russland haben wir manchmal das Gefühl, dass derselbe Liberalismus am Werk ist, wobei er sich gewisser Elemente und Probleme in der Kirche selbst bedient, um die römisch-katholische Kirche zu zerstören . . . . Ich halte dies für falsch und gefährlich. Haben wir vergessen, dass wir alle in einer Welt leben, die auf biblischen Werten beruht? Sogar Atheisten, die in dieser Welt leben, profitieren von diesen Werten. Wir mögen unsere jeweilige Religion ja nicht täglich oder öffentlich praktizieren, doch tief in unserem Inneren müssen gewisse menschliche Grundregeln und moralische Werte verankert sein. In diesem Sinne sind traditionelle Werte für Millionen Menschen stabiler und wichtiger als der Liberalismus, der meines Erachtens fast schon am Ende ist.
Und wenn es dann mit dem Liberalismus vorbei ist, bedeutet dies, dass der Tyrannei Tür und Tor offen stehen? Nicht zwangsläufig. Eine gewisse Vielfalt an Meinungen muss stets frei geäussert werden dürfen. Was zählt, ist, dass die Interessen der Allgemeinheit, die Interessen von Millionen Menschen, die im Alltagsleben stehen, nie vergessen werden dürfen . . . . Deshalb sollten sogar die Liberalen mit einem gewissen Respekt behandelt werden, aber die Liberalen können nicht endlos jedermann ihre Vorschriften machen, so wie sie es in den letzten paar Jahrzehnten getan haben, sowohl in den Medien als auch im wirklichen Leben. Wie haben sie es beispielsweise fertiggebracht, gewisse Themen zu tabuisieren? Lasst die Liberalen ihre Meinung frei äussern, aber erlaubt ihnen nicht länger, den öffentlichen Diskurs restlos zu dominieren.
Kyrie eleison.