Christentum

Ein Klardenkender Kardinal

Ein Klardenkender Kardinal on Juli 20, 2019

In einem kürzlich erschienen, aus der Feder eines römischen Kardinals stammenden Buch oder Interview findet man eine von ungewöhnlichem Menschenverstand zeugende Stellungnahme zu den Einwanderungswellen, welche die einst grossen abendländischen Nationen schon seit Jahrzehnten zu überfluten drohen. Doch Kardinal Sarah ist kein „Rassist“ – er stammt aus Schwarzafrika. Wenn die Europäer Gottes Geschenke an Europa nur so schätzen würden, wie er es tut! Doch wer in Europa will noch Gott? „Da liegt der Haken,“ wie Hamlet sagt.

Ich empfinde Fassungslosigkeit darüber, dass all diese Menschen im Meer sterben, über den Menschenhandel, über die Mafia-Netzwerke, über die organisierte Sklaverei. Diese Leute verlassen ihre Heimat ohne Papiere, ohne Zukunftsaussichten, ohne Familie. Denken sie etwa, sie würden hier das Paradies auf Erden vorfinden? Es liegt nicht im Westen! Wenn diese Menschen der Hilfe bedürfen, dann leistet man diese sehr viel zweckmässiger in ihren Heimatländern, in ihren eigenen Dörfern, unter Angehörigen ihrer eigenen Rasse. Für das wirtschaftliche Ungleichgewicht und die menschlichen Dramen gibt es keine Rechtfertigung. Man kann nicht Migranten aus aller Welt willkommen heissen. Sie willkommen zu heissen, bedeutet schliesslich nicht nur, diese Menschen in sein eigenes Land zu lassen, sondern auch, ihnen Arbeit zu geben. Könnt ihr das? Nein. Es bedeutet, ihnen eine anständige Wohnung zu geben. Könnt ihr das? Nein. Sie in unzulänglichen Unterkünften zusammenzupferchen, ohne Würde, ohne Arbeit, ist nicht das, was ich unter”willkommen heissen” verstehe. Es gleicht viel mehr einem Unternehmen der Mafia! Die Kirche darf sich nicht an einem Menschenhandel beteiligen, der fatale Ähnlichkeit mit einer neuen Form der Sklaverei aufweist.

Ebenso skandalös finde ich es, das Wort Gottes zur Rechtfertigung all dessen zu gebrauchen. Gott will nicht, dass die Menschen migrieren. Das Christuskind floh wegen Herodes nicht für immer nach Ägypten, sondern kehrte nachher nach Hause zurück. Gott brachte Sein Volk stets nach Israel zurück, wenn in seinem eigenen Lande eine Hungersnot herrschte oder es in fremder Gefangenschaft schmachtete. Ein Land ist ein grosser Schatz; es ist der Ort, wo wir geboren sind, wo unsere Ahnen begraben liegen. Wenn man jemanden willkommen heisst, bedeutet dies, ihm ein besseres Leben zu schenken, nicht ihn in ein überfülltes Migrantenlager einzuweisen. Wenn jemand ernährt wird, ohne hierfür irgendeine Arbeit leisten zu können, stellt das eine Verletzung seiner Würde dar.

Und was für eine Kultur vermögt ihr ihnen anzubieten? Seid ihr dazu fähig, eure christliche Kultur und eure christlichen Wurzeln mit ihnen zu teilen? Ich fürchte, das durch diese Migrationswellen heraufbeschworene Bevölkerungsungleichgewicht wird dazu führen, dass ihr eure Identität mitsamt all dem verlieren werdet, was euch zu dem macht, was ihr seid. Europa besitzt eine besondere Mission, die ihm von Gott aufgetragen wurde. Ihr Europäer habt uns das Evangelium gelehrt und die Werte der Familie, der persönlichen Würde und der Freiheit. Wenn ihr eure Identität aufgebt, wenn ihr es zulasst, dass ihr von Menschen überflutet werdet, die eure Kultur nicht teilen, dann laufen eure christlichen Werte und eure christliche Identität Gefahr, zu verschwinden. Ähnliches geschah, als das alte Rom von Barbaren überrannt wurde. Ihr müsst euch die Frage stellen: Sind die heutigen Migrationswellen denn keine neue Form der Sklaverei, die organisiert wird, um billige Arbeitskräfte zu bekommen? All diese Leute, die hierher kommen, lockt der Traum von einem besseren Leben an. Was für eine Lüge! Welch bodenloser Zynismus! Papst Benedikt XVI. war in Bezug auf all diese Fragen besonders klarsichtig und prophetisch. [ . . . ]

Ihr Europäer seid vom Christentum geprägt; alles in Europa ist christlich. Warum sollte man das leugnen? Kein Muslim verleugnet seine Identität. Wenn ihr nicht dorthin zurückkehrt, wo ihr herkommt, werdet ihr verschwinden. Und wenn Europa verschwindet, wird das zu furchtbaren Umwälzungen führen: Das Christentum würde dann Gefahr laufen, von der Erdoberfläche zu verschwinden. Ihr seht, wie ihr vom Islam überrannt werdet: Die Muslime gedenken die Weltherrschaft zu erobern, und sie besitzen die finanziellen Möglichkeiten, ihr Ziel zu erreichen. Dennoch wird ihnen der Sieg verwehrt bleiben, weil der Herrgott bis zum Ende der Welt mit uns ist. Doch dürft ihr nicht leugnen, wer ihr seid: Jene Immigranten, die ihr in eure Länder lasst, müssen sich in eure Kultur integrieren, immer vorausgesetzt, dass ihr überhaupt noch eine Kultur besitzt. In euren atheistischen Materialismus werdet ihr sie nicht integrieren. Sie wollen damit nichts zu tun haben.

Kyrie eleison.

Brexit – II

Brexit – II on Mai 11, 2019

Ein mit Recht berühmtes englisches Gedicht aus dem 19. Jahrhundert wirft viel Licht auf das unbeschreibliche Chaos, das durch den Versuch des britischen Volkes, die Fesseln der Europäischen Union abzuschütteln, entstanden ist. Dieses Gedicht, „Dover Beach,“ stammt von Matthew Arnold (1822–1888), der es wahrscheinlich im Jahre 1851 verfasst hat. In vier ungleich langen Strophen verleiht der Dichter seiner tiefen Melancholie Ausdruck, während er an der Küste des Ärmelkanals steht und dem unablässigen Rauschen der Brandung vor dem Hause lauscht, wo er die Nacht mit seiner geliebten Frau – vermutlich seiner Ehegattin – verbringt.

Der erste Vers ist eine schöne Beschreibung des mondlichtüberfluteten Strandes und der Brandung; er schliesst mit der „ewigen Note der Traurigkeit,“ die der Verfasser im Schlagen der Wellen zu hören vermeint. Als ausgewiesener Kenner der antiken Literatur erinnert er sich an ein Zitat des griechischen Tragödiendichters Sophokles (496–406 v. Chr.), der in derselben hin- und herwogenden Brandung vor mehr als zwei Jahrtausenden „die stürmische Ebbe und Flut des menschlichen Elends“ hörte, und Arnolds Geist wendet sich den tiefen Erschütterungen seines eigenen, viktorianischen Zeitalters zu. Arnold war niemals Katholik, doch in der dritten Strophe erklärt er diese Erschütterungen damit, dass sein 19. Jahrhundert dabei war, den Glauben zu verlieren, dessen „melancholisches, lange verebbendes Rauschen“ er im Klang der zurückweichenden Brandung zu hören vermeint.

Für das Problem, dass das Leben aus dem weicht, was einst die Christenheit war, vermag er nur eine einzige Lösung zu erkennen, die er in der vierten und letzten Strophe erwähnt: Er wendet sich seiner geliebten Frau zu, die neben ihm steht, und bittet sie, ihm treu zu bleiben, denn die Liebe zueinander ist im Grunde das Einzige, was sie besitzen. Somit hat laut dem düsteren Schluss dieses Gedichts

alles
weder Freude, noch Liebe, noch Licht,
Noch Gewissheit, noch Frieden, noch Hilfe im Leiden,
Und wir befinden uns hier wie auf einem verdunkelten Schlachtfeld,
Worüber schallen verworrene Rufe von Kampf und Flucht
Da, wo unwissende Heere nachts aufeinanderprallen

Arnold besass also noch genügend Glauben, um zu erkennen, dass das Grundproblem seiner Zivilisation der Verlust der religiösen Überzeugungen war, doch war sein Glaube nicht stark genug, um auf die wirkliche und existierende Alternative zu der durch den Glaubensverlust verursachten Dunkelheit und Verwirrung zu vertrauen, auf die katholische Kirche nämlich. Ganz ähnlich verhält es sich mit den Brexit-Anhängern: Diese besitzen noch genügend viel gesunden Instinkt, um zu spüren, dass die Europäische Union einen Irrweg beschritten hat, doch da die Überreste religiösen Glaubens bei ihnen noch schwächer sind als damals bei Arnold, vermögen sie noch weniger als er zu erkennen, wie sie dem „verdunkelten Schlachtfeld“ entrinnen können. Aus diesem Grund ist und bleibt der Streit um den Brexit ein „Aufeinanderprallen unwissender Heere in der dunklen Nacht,“ weil beide Seiten die Debatte auf rein wirtschaftlicher Ebene führen, während die wirkliche Debatte religiöser Natur ist und die wahre Schlacht zwischen den letzten Überresten der christlichen Nationen auf der einen und den Kohorten des Antichristen mit seiner Neuen Weltordnung auf der anderen Seite geschlagen wird. Diese religiöse Dimension verleiht der Debatte hüben und drüben ihre Kraft; der Mangel an Religion hüben und drüben ist der Grund dafür, dass die Debatte dermassen konfus verläuft.

Denn Gott ist in der modernen”Zivilisation” in der Tat der Grosse Abwesende, aber wie Kardinal Pie einst sagte: Wenn Er nicht durch seine Gegenwart herrscht, wird Er durch seine Abwesenheit herrschen. Ohne Ihn wird die Brexit-Debatte ganz überwiegend mit wirtschaftlichen Argumenten geführt, und hier sitzen die Brexit-Anhänger am kürzeren Hebel. Doch werden sie willens sein, sich Gott zuzuwenden? Das ist die Frage.

Kyrie eleison.

Heute Eltern Sein – I

Heute Eltern Sein – I on Februar 17, 2018

Vor etwas weniger als zwei Jahrzehnten schrieb ein Priester, welcher der Priesterbruderschaft St. Pius X. angehört und als Vorsteher eines Ignazianischen Exerzitienhauses aus eigener Erfahrung gründlich mit den Familienproblemen traditionalistischer Katholiken vertraut ist, einen ausgezeichneten Leitartikel zum Thema Wie sich unsere jungen Menschen entwickeln. Er zeichnet ein düsteres Bild. Leider ist dieses inzwischen noch finsterer geworden. Wir dürfen nicht verzweifeln, doch andererseits müssen Eltern die Dinge so sehen, wie sie sind. Nicht, dass die heutigen jungen Menschen fehlerlos wären, aber die Eltern müssen alles in ihren Kräften Stehende tun, um sie auf den Pfad zum Himmel zu führen, denn dies ist auch heute noch die Verantwortung der Eltern. Hier nun das von jenem Priester gezeichnete düstere Bild; es ist – mit Kürzungen – der Zeitschrift Marchons Droit, Nr. 90, April-Mai-Juni 2000 entnommen:

In den Exerzitienhäusern sehen wir junge Menschen aufwachsen, die unfähig sind, die Christenheit wieder aufzubauen. Die von Eltern und Lehrern erbrachten Opfer scheinen keine entsprechenden Früchte getragen zu haben. Offensichtlich funktioniert etwas nicht, und wenn wir nicht reagieren, werden wir innerhalb zweier Generationen vom Geist der Welt verschlungen worden sein.

Wir beobachten, dass junge Menschen zwischen 18 und 30 zutiefst unwissend über die Krise in der Kirche und der Welt sind, nicht weil sie nicht darüber belehrt worden sind, sondern aus Mangel an Interesse. Im grossen und ganzen folgen sie zwar dem Beispiel ihrer Eltern, aber sie können nicht selbst erklären, was an der Neuen Messe, an Vatikan II, an der Neuen Weltordnung falsch ist. Sie haben niemals kämpfen, ihren Glauben verteidigen oder Widerstand leisten müssen, und haben diese Fragen deshalb nie selbst erforscht; dies ist der Grund dafür, dass sie, sobald sie der Welt begegnen , leicht nachgeben. Sie möchten wie alle anderen sein und wollen nicht anders sein; ihnen fehlt die persönliche Überzeugung, für die katholische Tradition einzutreten, mit dem Ergebnis, dass sie, statt Apostel Christi zu sein, nach und nach mit dem Strom schwimmen.

Wo werden morgen die Männer sein, die sich für den geistlichen Stand berufen fühlen? Wo die guten christlichen Familien, die wir so dringend brauchen? Immer weniger Männer fühlen sich für den geistlichen Stand berufen, Ehen zerbröckeln oder zerfallen vollständig, die Bildung verweichlicht sich, Unreife herrscht vor. Die jungen Menschen trachten nur noch nach Vergnügungen. Den Knaben fehlt es an Charakter, Verantwortungsgefühl, Grosszügigkeit, Selbstkontrolle – an all den Dingen, die ihre Eltern ihnen hätten einimpfen sollen, um sie zu den Männern zu machen, auf die wir morgen bauen können: keusche, reife, gedankenvolle, fleissige und grossherzige Männer. Wo werden die Oberhäupter der Familien von morgen sein, wenn es keine Männer mit festen Überzeugungen mehr gibt? Auch die Mädchen werden in Unordnung erzogen. Anstatt sie auf die Mutterschaft und auf die Sorge für eine Familie vorzubereiten, verleitet man sie dazu, auf die Häuslichkeit herabzusehen, die ihre wirkliche Berufung ist; stattdessen ermuntert man sie, immer länger zu studieren und hierdurch einen Geist der Unabhängigkeit zu erwerben und sich immer mehr der modernen Welt zuzuwenden, mit dem Ergebnis, dass Mode, Partys und Rockmusik zu ihren hauptsächlichen Interessen werden. Wie können Mütter sich an die Miniröcke und Hosen ihrer Töchter gewöhnen, an ihre aufreizende Kleidung für Partys, die offenkundige Brutstätten der Sünde sind, und wo sie ihre Zeit vergeuden und die Reinheit ihrer Herzen beflecken?

Das Ergebnis sieht so aus, dass junge Menschen mit 20 oder 22 heiraten, wenn sie noch keinesfalls bereit dafür sind. Und wenn dann schon bald Kinder zur Welt kommen, haben sie keine Ahnung davon, wie sie diese erziehen sollen. Wenn ich mir die jungen Paare ansehe, die ich seit meiner Weihe im Jahre 1980 – gemäss der Tradition – getraut habe, stelle ich fest, dass es zwar Gott sei Dank keine Scheidungen gab, doch muss ich sagen, dass die Hälfte der Ehen an einem seidenen Faden hängt und nur durch die katholischen Prinzipien dieser jungen Menschen zusammengehalten wird. Eltern, begreift ihr, was ihr euren Kindern um ihrer Zukunft in der heutigen Welt willen geben müsst? Ihr müsst um Gottes willen eure Knaben zu Männern formen, die dieses Namens würdig sind, und eure Mädchen zu Frauen, die diesen Namen verdienen. Tut eure Pflicht. Ansonsten laufen eure Kinder Gefahr, ihre Seele zu verlieren, und noch dazu geht es mit der Christenheit zu Ende.

Pater Delagneau hat sicherlich recht. Die Christenheit ist in ernsthafter Gefahr, machen wir uns nichts vor. Begreifen wir jetzt, warum es Gott im Jahre 2018 zulässt, dass Europa, und insbesondere Frankreich, von Seinen Feinden mit anderen Feinden von Ihm überflutet wird? Und warum er duldet, dass die Priesterbruderschaft St. Pius X. in die Arme Seiner Feinde abgleitet? Der Grund ist, dass Er uns nicht geschaffen hat, um der Hölle anheimzufallen. Er schuf uns, um den guten Kampf auszufechten und in den Himmel einzugehen. Und er wird jede Katastrophe zulassen, um uns von der Strasse zur Hölle abzubringen und uns auf den Weg zum Himmel zurückzuführen. Bereitet euch darauf vor!

Kyrie eleison.

Donoso Cortés – I

Donoso Cortés – I on September 6, 2014

Zu den wichtigsten katholischen Dogmen gehört jenes von der Erbsünde, wonach alle menschlichen Wesen (mit Ausnahme von Unserem Herrn und seiner Mutter) eine von Geburt an verwundete Natur besitzen, wegen unserer geheimnisvollen Verbundenheit mit Adam, dem Stammvater der ganzen Menschheit, als er im Garten Eden mit Eva in die erste aller menschlichen Sünden fiel. Nun halten die meisten heutigen Menschen diesen Sündenfall freilich für eine bloßes Märchen oder eine Mythologie, weswegen sie ringsum unsere Mickymaus-Welt gebaut haben. Prinzipiell glauben die Katholiken zwar durchaus an die Erbsünde, doch viele nehmen die Erbsünde praktisch nicht ernst, weil die Mickymaus-Welt so verführerisch ist. Natürlich ist es nicht so angenehm zu glauben, daß wir alle Sünder sind – schwimmen wir nicht alle gerne in „Liebe, Liebe und nochmals Liebe“?

Die Folgen der Erbsünde betrachtete hingegen sehr klarsichtig der spanische Edelmann, Schriftsteller und Diplomat Donoso Cortés (1808–1853). Sein Leben erstreckte sich über jene erste Hälfte des 19. Jahrhunderts, als Europa im Zuge der Französischen Revolution (1789) langsam aber sicher die alte christliche Ordnung („ancien régime“) durch die jüdisch-freimaurerische Neue Weltordnung ersetzte. Zwar restaurierte der Wiener Kongreß (1815) nach außen hin die alte Ordnung, doch innerlich war sie etwas ganz anderes, weil das Denken des Menschen inzwischen auf sehr verschiedenen Grundsätzen ruhte: auf einem liberalistischen Fundament, vor allem auf der Trennung von Kirche und Staat. Als Donoso im jungen Alter die spanische Politikbühne betrat, nannte er sich offen einen Liberalen. Doch als er dann die revolutionären Ideen in der Praxis beobachtete, wurde er immer konservativer, bis er im Jahre 1847 zur früheren Religion Spaniens, dem katholischen Glauben, konvertierte. Von diesem Zeitpunkt an bis zu seinem jungen Tode kündeten seine geschriebenen und gesprochenen Worte überall in Europa von seiner prophetischen katholischen Analyse der radikalen Irrtümer, welche die Neue Weltordnung schmiedeten.

Zwei Prinzipien erkannte er hinter all diesen Irrtümern stehend: die Leugnung von Gottes übernatürlicher Fürsorge für seine Geschöpfe und die Leugnung der Erbsünde. Aus Donosos Denkschrift an Kardinal Fornari vom 19. Juni 1852 stammen die folgenden beiden Absätze, welche den Aufstieg der Demokratie und die Minderung der Kirche mit der Erbsünde verknüpfen:

„Wenn das Licht unserer Vernunft nicht verdunkelt ist, dann genügt dieses Licht, um die Wahrheit ohne Hilfe des Glaubens zu erkennen. Wenn der Glaube nicht notwendig ist, dann ist der Verstand ein unabhängiger Herr. Die Fortschritte in der Wahrheit sind dann abhängig von den Fortschritten des Verstandes; die Fortschritte des Verstandes aber sind abhängig von dessen beständiger Übung. Diese Übung vollzieht sich am besten in der Diskussion. Darum ist die Diskussion das wahre Grundgesetz der modernen Gesellschaft und der einzige Schmelztiegel, in dem sich, einmal geschmolzen, die Wahrheiten von den Irrtümern scheiden sollen. Auf diesem Grundsatz beruhen die Freiheit der Presse, die Immunität der Abgeordneten und die tatsächliche Oberhoheit der Parlamente.“

Donoso fährt fort mit einer parallelen Diagnose der Folgen, wenn der menschliche Wille angeblich frei von der Erbsünde sei: „Ist der Wille des Menschen nicht angekränkelt, dann genügt ihm schon die Anziehungskraft des Guten, um dessen Spur zu folgen – ohne den übernatürlichen Beistand der göttlichen Gnade. Wenn der Mensch dieses Beistandes nicht bedarf, dann benötigt er weder die heiligen Sakramente, die ihm einen solchen Beistand gewähren können, noch auch die Gebete, die ihm dazu verhelfen.“ Wenn das Gebet nicht erforderlich ist, dann ist es also müßig, und so auch das kontemplative Leben und die kontemplativen religiösen Orden, welche folgerichtig verschwinden. Wenn der Mensch nicht mehr die heiligen Sakramente benötigt, dann braucht er natürlicherweise auch keine Priester mehr, welche sie ihm spenden, und sie werden folgerichtig vertrieben. Die Mißachtung des Priestertums läuft überall auf eine Mißachtung der Heiligen Kirche hinaus, was überall einer Mißachtung Gottes selbst gleichkommt.

Aufgrund solcher falschen Prinzipien sah Donoso Cortés für die nahe Zukunft eine unvergleichliche Katastrophe voraus. Zwar verzögerte sie seit mehr als 150 Jahren sich, doch wie lange noch?

Kyrie eleison.

„Eure Wahl“

„Eure Wahl“ on März 23, 2013

Wie groß ist doch die Verwirrung, welche in der Kirche und somit auch in der Welt herrscht! Selbst unter den besten Menschen gibt einer nach dem anderen – vielleicht in bester Absicht – den Kampf auf und will nicht mehr länger Widerstand leisten, sondern mit dem Strom schwimmen, mit der Masse laufen und eben tun, was alle anderen auch tun. Doch bleibt diese Strömung gottlos und ist von Gott unwiderruflich verurteilt, weil Gott sich nicht ändert. Gewiß ruft er jetzt den neuen Papst auf, das Richtige zu tun – koste es, was es wolle.

In den Jahren 1966 bis 1975 hat Gott scheinbar einen Aufruf an eine Dame in Frankreich gerichtet, um einen französischen Prälaten zu bewegen, eine Reihe göttlicher Botschaften direkt in die Hände von Paul VI. zu legen. Die Botschaften forderten den Papst auf, große Buß-Wallfahrten zur berühmten Basilika von Vézelay anzuführen (und ab 1972 fordern die Botschaften, die Tridentinische Messe wiederherzustellen). Als Titel tragen diese Botschaften den Namen des Fastenzeitgesanges Parce, Domine, Populo, Tuo (Verschone o Herr, Dein Volk). Die Botschaften haben keine kirchliche Genehmigung, passen jedoch zur Karwoche. Die Leser der folgenden kurzen Auszüge mögen selbst beurteilen, ob die Botschaften glaubhaft klingen:—

16.10.1966: Die Welt steht am Rande der Katastrophe. Doch sei versichert, daß die flehenden Gebete von bereits wenigen demütigen Seelen große Macht über mein Herz haben.

3.3.1968: Sag dem hl. Vater, daß er vor der Pilgermasse, welche er in Vézelay versammeln wird, mit zu einem Kreuz ausgestreckten Armen das Parce, Domine flehend singen möge.

2.3.1970: Wird mein Aufruf mißachtet, so werden die Fluten meines Zorns alles ertränken. Großes Heulen und Jammern wird dann herrschen, doch es wird zu spät sein.

13.2.1971: Sag den Priestern, daß sie mitten in der zusammenbrechenden Christenheit zum Gebet und zur Buße aufrufen und mit gutem Beispiel vorangehen sollen. Ansonsten wird es auf französischem Boden Massaker geben. Wenn ihr Menschen euch weigert, demütige und reuevolle Gebete zu meinem Vater im Himmel aufsteigen zu lassen, so werdet ihr stattdessen unweigerlich Schreckensschreie gen Himmel stoßen. Eure Wahl.

25.3.1971: Meine Kinder, wenn ihr Liebes-Prozessionen verschmäht, so erntet ihr eben Haß-Prozessionen. Diese beginnen bereits. Was braucht ihr noch, bevor ihr meinem Aufruf glaubt?

28.4.1972: Wenn die Menschen die Knie nicht vor dem Allerheiligsten Altarsakrament beugen wollen, so werden sie eben in den Salzminen auf die Knie gehen!

10.7.1972: So der Papst meiner Bitte nicht entspricht, wird die göttliche Gerechtigkeit die Welt schwer treffen. Ihr werdet dann so große Leiden ertragen müssen, daß ihr vor Furcht erstarren würdet, wüßtet ihr schon jetzt die Einzelheiten.

15.7.1972: Mein Aufruf ergeht an meine treuen Kinder. Werde ich nur noch Fahnenflüchtige antreffen? Wenn ihr wüßtet, was euch erwartet, so würdet ihr meine Wünsche gar eilends erfüllen. Doch bald wird Gerechtigkeit herrschen. Dann werdet ihr vor Schrecken mich anflehen, aber es wird zu spät sein.

6.11.1972: Zeigte ich euch, was euch erwartet, so würdet ihr ganze Nächte zu meinen Füßen liegend beten, um die schreckliche Züchtigung fernzuhalten.

13.7.1973: Die Laien sind derzeit die Hoffnung der Kirche. Betet für eure untreuen Hirten.

2.5.1975: In den kommenden bösen Zeiten werden christliche Familien zusammenrücken und ausarbeiten müssen, wie sie sich um die Bedürfnisse meiner treuen Priester kümmern können, welche vor der Öffentlichkeit verborgen ihr Priesteramt ausüben müssen . . . . Jetzt heißt es: zurück in die Katakomben. Einen anderen Weg gibt es nicht.

Parce, Domine.

Christ ist geboren

Christ ist geboren on Dezember 22, 2012

Die Anziehungskraft des göttlichen Kindes auf dem Arm seiner jungfräulichen Mutter läßt Weihnachten immer noch das beliebteste aller christlichen Feste sein. Doch in dem Maße, wie die Welt von Gott sich abwendet, verblassen Herz und Seele dieser Geburtsszene, und so werden die „Weihnachtgefühle“ immer vorgetäuschter. Die Christenheit ist wahrhaftig ausgebrannt. Höchste Zeit also, daß wir mittels der Liturgie der Mutter Kirche uns der Zeit vor Christus zuwenden, als weise Menschen in Erwartung seines Kommens überaus frohlockten. Für sie machte nur dieses Kommen das Unglück der Menschheit verständlich, welche von den Folgen der Erbsünde verwüstet war. Das Kommen war die große Hoffnung dieser Menschen und durch nichts zu erschüttern. Ja, Christus würde kommen und mit ihm würden die Pforten des Himmels noch einmal für die Menschen guten Willens geöffnet. Es folgen die aus Texten des Alten Testamentes zusammengestellten Antiphonen des vierten Adventssonntags.

„Stoßt ins Horn auf dem Sion, denn es kommt der Tag des Herrn, ja er ist nahe: siehe, er wird uns erretten, alleluja, alleluja.“ Wenn die Menschen nicht mehr gerettet werden wollen, dann verstehen sie auch den Grund ihres Geborenwerdens nicht mehr richtig, und sie werden dann in einem mehr oder weniger starken Zustand von Verzweiflung sterben. Wenn wir hingegen in Ewigkeit glückselig sein möchten, und wenn wir wissen, daß nur Jesus Christus der Weg zu dieser Glückseligkeit ist, dann können wir wahrlich nur frohlocken darüber, daß er gekommen ist.

„Siehe, dann kommt der Ersehnte aller Völker herbei, und das Haus des Herrn wird mit Herrlichkeit erfüllt, alleluja.“ Weil die Erbsünde weltumfassend ist, kamen auch die Weisen aus fremden und fernen Ländern nach Bethlehem, um ihren Retter anzubeten. In ihrer Sehnsucht nach ihm hätten sie tatsächlich aus allen Ländern der Welt kommen können. Und seit es Christen gibt, kamen sie wirklich aus allen Nationen, um ihren Retter Jesus Christus in seiner katholischen Kirche zu finden. Seither füllten diese Christen mit der Herrlichkeit schöner Zeremonien, Gebäude, liturgischer Gewänder, Kunst und Musik sein Haus aus.

„Was krumm ist, soll gerade, und die rauhen Wege sollen eben werden: komm, o Herr, und säume nicht.“ In den viertausend Jahren seit dem Sündenfall von Adam und Eva wurde die Welt gehörig krumm. Mit der Geburt unseres Herrn vor zweitausend Jahren begann schließlich die erstaunlichste Umwandlung der Menschheit. Seit Jahrhunderten halten wir es für selbstverständlich, daß die ebenen Wege der Zivilisation auch eben bleiben. Doch mit der Abkehr der Menschen von Christus werden diese Wege immer rauher, wie ein Blick in eine beliebige Zeitung von heute beweist. Komm, o Herr, und säume nicht, denn sonst werden wir Menschen einander verschlingen wie wilde Tiere.

„Der Herr kommt, geht hinaus, ihm entgegen, und rufet aus: »Und seines Königreiches wird kein Ende sein: Gott, Allmächtiger, Herr über alles, Friedensfürst, alleluja, alleluja.«“ Vielleicht grüßten so die Weisen das Christuskind, als sie es nach langer Reise schließlich fanden. Auch heute noch können Konvertiten nach ihrem mühevollen Weg durch die Wüsten der Gottlosigkeit ähnliche Worte finden, um uns daran zu erinnern, wie wir das Christuskind in der Krippe grüßen sollen. Denn ohne ihn kann die Welt keinen Frieden finden, sondern steht vielmehr wieder am Rand eines schrecklichen Krieges. Komm, o göttliches Kind, und säume nicht, sonst kommen wir alle um.

„Dein allmächtiges Wort, o Herr, wird herabsteigen von Deinem königlichen Thron, alleluja.“ Weihnachten bedeutet, daß die Zweite Person der Allerheiligsten Dreifaltigkeit vom Himmel auf die Erde heruntersteigt, mit einer schwachen menschlichen Natur bekleidet und von einer menschlichen Mutter geboren wird, um uns von der Knechtschaft des Teufels loszukaufen und um die Tore des Himmels noch einmal für die Menschen guten Willens zu öffnen, welche zu glauben bereit sind. Göttliches Jesuskind, ich glaube. Hilf meinem Unglauben, und hilf am Feste Deiner Geburt mit besonderen Gnaden den Abermillionen von ungläubigen Seelen.

Kyrie eleison.