Eleison Kommentare

Ein Moderner Konvertit

Ein Moderner Konvertit on Oktober 19, 2019

Wenn heutzutage jemand versucht ist zu denken, dass der allmächtige Gott darauf verzichtet hat, Seine Kirche oder die Welt zu lenken, sei ihm entgegengehalten, dass in der Redaktion dieser „Kommentare“ Zeugnisse eintreffen, die – zumindest nach Ansicht dieses Kommentators – klar zeigen, dass der Heilige Geist immer noch wirkt. Ein abgefallener Katholik berichtet hier, wie er den Weg zur Kirche zurückgefunden und die katholische Tradition sowie bald danach den „Widerstand“ entdeckt hat, und wie er dies alles erklärt. Inmitten der Verwirrung und Entmutigung, die wir alle kennen, schreibt er mit bemerkenswerter Gelassenheit und Heiterkeit – sicherlich ein Zeichen dafür, dass er von Gott geleitet wird.

Ich bin ein verheirateter Mann mit zwei Töchtern, von denen die eine schon fast ein Backfisch und die andere noch ein Baby ist. Eines Tages vor fünf Jahren ging ich gerade an einer Kirche vorbei, als mich wie ein Blitz aus heiterem Himmel die Eingebung überkam, den Rosenkranz zu beten, und ich den Drang empfand, die Kirche zu betreten, um zu beten. Damals begann ich wieder zu beten und die Messe zu besuchen. Natürlich war es anfangs die Neumesse, bis vor ungefähr drei Jahren, als ich die Existenz der katholischen Tradition entdeckte.

Seither besuchen meine Familie und ich die lokale Kapelle der Priesterbruderschaft St. Pius X., wo wir vom Priester und der Gemeinde sehr herzlich aufgenommen wurden. Doch schon bald bemerkte ich, dass es in der Kapelle viele Zerwürfnisse gab; ihr könnt euch also vorstellen, wie schwierig es für mich war, herauszufinden, was da eigentlich vor sich ging. Da ich erst kürzlich zur Tradition gefunden hatte, benötigte ich sehr viel Geduld, Mut und Beharrlichkeit, um nicht klein beizugeben und nicht schon in den ersten sechs Monaten den Handschuh hinzuwerfen. Doch unser Hunger nach der Wahrheit und unsere Suche nach Wurzeln überwanden unsere Furcht, und so blieben wir, Gott sei Dank.

Ich begriff, dass die Priesterbruderschaft St. Pius X. wahrhaftig ein heiliger Teil der wahren Katholischen Kirche gewesen ist, und dies ist der Grund dafür, dass ich mit meiner Familie zumindest vorläufig in der Bruderschaft bleibe. Doch ich verfolge die ganze Zeit aufmerksam, was die Sedisvakantisten und „Widerstandskämpfer“ zu sagen haben, damit ich mir auch weiterhin meine Meinung bilden kann. Ich hege enorme Bewunderung für Erzbischof Lefebvre, einen wahren Mann Gottes, einen heiligen Nachfolger der Apostel. Es ist schwer erträglich, ansehen zu müssen, wie seine Bruderschaft unter dem infernalischen Druck der Welt wankt, und es verlangt uns verstärktes Beten ab.

Sicherlich steht der Bruderschaft immer noch sehr viel Arbeit bevor, weil sie auch künftig noch viel Gutes tun kann. Dasselbe gilt für den sogenannten „Widerstand,“ der – zu Recht – die Rolle eines Bahnwärters spielt, wann immer die Bruderschaft vom rechten Kurs abkommt und unter dem Ansturm der modernen Welt sowie der Verlockungen, mit denen die Konzilsprälaten sie zu ködern versuchen, ins Wanken gerät. Ich bin überzeugt, dass der „Widerstand“ eine entscheidend wichtige Rolle zu spielen hat und dass Unser Herr ihn dazu befähigt, für ein grosses und edles Ziel zu existieren, sogar innerhalb der Bruderschaft selbst, obwohl er ausserhalb dieser zu stehen scheint. Persönlich betrachte ich mich als kompromisslosen Widerstandskämpfer gegen jeden, der das vom Teufel inspirierte Zweite Vatikanische Konzil nicht mit offenem Visier bekämpft. Wie kann man denn heute als wahrer Katholik leben, ohne überall und ständig Widerstand zu leisten? Ist es also hier auf Erden nicht das Härteste und zugleich Schönste von allem, Katholik zu sein? Ich danke dir, Grossmutter, dafür, dass du für mich zu Jesus und Maria gebetet hast!“

In diesem Leben sehen wir Gott Selbst nie, aber wir sehen Ihn am Werk: Die Gebete einer Grossmutter; das Gebet einer Seele als erster und wichtigster Schritt; der Besuch der Messe als nächster Schritt; die Neue Messe trägt immer noch die Gnade in sich, wenn auch nur noch in verkümmerter Form; die katholische Seele, der Gott auf irgendwelche Weise die Tradition zeigt und die sich davon angezogen fühlt; die Zuflucht in einer lokalen Kapelle der Bruderschaft und die dortige herzliche Aufnahme, nach der jedoch schon bald die nächste strenge Prüfung beginnt! Diese Prüfung wird dank der Suche nach Wurzeln sowie die Liebe zur und das Streben nach der Wahrheit bestanden – ein Bedürfnis, das inmitten der ganzen Konfusion im Geist verankert wird und aufgrund des Respekts für den Erzbischof und des Abscheus vor Vatikan II auch verankert bleibt, wobei die Seele, von der hier die Rede ist, sowohl aus der Bruderschaft als auch aus dem „Widerstand“ Kraft schöpft, dank dem, was beide ihr zu geben vermochten, aber ohne anfangs mit der einen oder anderen Seite endgültig zu brechen; die Einsicht, dass jeder Katholik gegen den Strom schwimmen muss, und schliesslich die Dankbarkeit dafür, wie Gott die Seele geleitet hat. Viele Lehren in nicht allzu vielen Worten. Möge Gott den Verfasser segnen und ihn sowie seine Familie bis zum Tod dem Glauben die Treue halten lassen. Er hat eine gute Chance.

Kyrie eleison.

Gegenwaertig, Maechtig

Gegenwaertig, Maechtig on Oktober 12, 2019

Während die „abendländische Zivilisation“ vor unseren Augen in immer rasanterem Tempo zerfällt, gilt es sich dringend in Erinnerung zu rufen, dass „unsere Hilfe im Namen des Herrn“ und in der Fürbitte Seiner Mutter liegt, und sonst in niemandem und in nichts. Doch selbst unter den Katholiken begreifen nur wenige Menschen, wie nahe uns der Allmächtige Gott ist, und wie gewaltig Seine Macht ist. Würden sie sich hierüber Rechenschaft ablegen, fiele es ihnen weit leichter, Zuflucht zum Gebet zu nehmen, das heute tatsächlich das einzige ernsthafte Bollwerk gegen den Vormarsch des Bösen darstellt. Als gerechte Strafe für den Abfall der Menschheit hat Gott jedes andere Instrument des Einflusses und der Macht in die Hand Seiner Feinde fallen lassen.

Doch wer ist Gott? „Der allmächtige Vater, Schöpfer von Himmel und Erde und von allen sichtbaren und unsichtbaren Dingen.“

Erstens, Vater. „Schöpfer von Himmel und Erde,“ aber nicht einfach ein Fabrikant, der ein Produkt herstellt und es ihm dann selbst überlässt, sich in der Welt zu behaupten. Der beste Vergleich, um Gottes Fürsorge und Seine Liebe für Seine Geschöpfe zu veranschaulichen, ist der mit der Liebe eines menschlichen Vaters für seine Kinder, die normalerweise bis zu seinem oder ihrem Tod und darüber hinaus andauert. Doch ist die Liebe eines menschlichen Vaters endlich. Gottes Liebe ist unendlich.

Zweitens, Allmächtig. Vielleicht besteht der einfachste Weg, um Gottes Kraft oder Macht zu begreifen, darin, die Lehre der Kirche zu akzeptieren, dass Gott der Schöpfer ist, dass es sich bei jedem anderen existierenden Wesen um ein Geschöpf Gottes handelt, und dass die Schöpfung aus dem Nichts entsteht.

Wenn immer wir menschlichen Wesen etwas „erschaffen,“ geschieht dies zwangsläufig auf der Grundlage eines bereits existierenden Materials; so wird beispielsweise ein Stuhl aus Holz angefertigt, ein Haus aus Ziegeln, die Ziegel aus Sand usw. Je mehr ich darüber nachdenke, desto schwieriger wird es, sich etwas vorzustellen, das aus nichts geschaffen wurde, und zwar aus dem guten Grund, dass alle Veränderungen, die ich um mich herum beobachte, aus etwas entstehen. Wenn ich mir etwas vorstellen könnte, das aus dem Nichts entstanden ist, würde ich beginnen, die Bedeutung von „allmächtig“ zu begreifen.

Drittens, Schöpfer aller Dinge. Von allen materiellen oder „sichtbaren“ Dingen, bis zum fernsten Ende der fernsten Milchstrasse – St. Ignatius von Loyola verliess in Rom nachts oft sein Zimmer, einfach um die Sterne anzusehen und diese Demonstration von Gottes unendlicher Macht zu verinnerlichen. Noch weit wichtiger sind allerdings die geistigen oder „unsichtbaren“ Dinge, wie die Seele, die jedem lebenden Menschenwesen das Leben sowie die Gabe der Vernunft und des freien Willens schenkt, ganz zu schweigen von den ganzen nicht-materiellen neun Orden von Engeln. Zweifelt ihr an ihrer Existenz, weil sie immateriell sind? Zweifelt ihr immer noch daran, dass es eine der menschlichen weit überlegene Intelligenz gibt, die heute das Böse um uns herum schafft?

Doch während viele Menschen bereit sein mögen, einzuräumen, dass nichts ohne einen Schöpfer entstehen kann, begreifen nur wenige, dass das schöpferische Wirken Gottes in jedem Augenblick, in dem das existierende Dinge zu existieren fortfährt, weiter geht. In anderen Worten, würde Gott auch nur für einen Moment aufhören, ein existierendes Ding in seiner Existenz zu erhalten, so würde dieses sogleich in das Nichts zurückfallen, aus dem es kam. Hier mag ein Vergleich hilfreich sein. Um einen elektrischen Zug in Gang zu setzen, muss sein Fahrer zuerst die „Totmanneinrichtung“ gegen sich selbst hin ziehen, doch damit der Zug, auch weiterhin fährt, muss er diese auch weiterhin ziehen, denn der Schalter oder Hebel ist unter Federspannung, so dass er, wenn man ihn fahren lässt, automatisch zurückspringt und der Zug anhält. Auf diese Weise wird verhindert, dass der Zug unkontrolliert weiterfährt, wenn der Fahrer beispielsweise jäh stirbt. In anderen Worten, der Zug setzt sich nur in Bewegung, wenn der Schalter oder Hebel gezogen wird, aber derselbe Schalter oder Hebel muss auch weiterhin gezogen sein, damit der Zug weiterfährt.

Auf dieselbe Weise erschafft Gott ein Geschöpf im allerersten Augenblick seiner Existenz, doch fiele es ins Nichts zurück, täte Er nichts, um diese schöpferische Handlung weiterzuführen oder das Geschöpf während seiner Existenz zu erhalten. Somit besteht der einzige Unterschied zwischen der Erschaffung und dem Erhalt eines Geschöpfs durch Gott im Unterschied zwischen dem ersten Moment seines Daseins und jedem folgenden Augenblick. Anders gesagt, in jedem einzelnen Moment meines Erdendaseins ist Gott in mir aktiv, indem Er sowohl meine Seele als auch meinen Leib unaufhörlich erhält. Unter diesen Umständen ist Er in allem, was mich ausmacht, gegenwärtiger als ich selbst, indem Er tut, was nur Gott allein tun kann, nämlich mich aus dem Nichts herauszuhalten. Und da zweifle ich noch daran, dass Er mächtig ist? Oder zweifle ich daran, dass Er mir nahe ist? Oder zweifle ich daran, dass Er mich liebt?

Kyrie eleison.

Der Brief der Bischoefe

Der Brief der Bischoefe on Oktober 5, 2019

Ein Leser fragt, unter welchen Umständen der Brief entstand, der Bischof Fellay und seine beiden Assistenten am 7. April 2012 von den drei anderen Bischöfen zugestellt wurde, welche zum damaligen Zeitpunkt der Priesterbruderschaft St. Pius X. angehörten. Der Brief rückt zwar immer ferner in die Vergangenheit, doch mögen sich manche Leser daran erinnern, dass er massgeblich dazu beigetragen hat, traditionalistische Katholiken auf den einschneidenden Kurswechsel aufmerksam zu machen, der sich in den vorhergehenden 15 Jahren klammheimlich vollzogen hatte, und den viele von ihnen nicht bemerkt hatten. Doch im März 2012 hatte das Tier sein Versteck verlassen und sich in aller Offenheit gezeigt.

In jenem Monat schrieb der Generalobere in „Cor Unum,“ der dreimal jährlich erscheinenden Zeitschrift der Bruderschaft für Priester, es sei an der Zeit, von Erzbischof Lefebvres Politik, laut der es ohne Übereinkunft über Glaubensfragen auch keine Übereinkunft über praktische Fragen geben könne, abzurücken, weil die Feindseligkeit der römischen Prälaten gegenüber der katholischen Tradition stetig abnehme und die Bruderschaft den Konzilsrömern deshalb wieder stärker vertrauen dürfe. Tatsächlich hatten seit den ersten Jahren des neuen Jahrtausends immer mehr Priester und Laien der Bruderschaft den Verdacht gehegt, dass diese auf Abwege geführt wurde. Nun bestätigte selbst der Generalobere diesen Verdacht. Diese Ausgabe von „Cor Unum“ schlug in der Bruderschaft hohe Wellen.

Bei einem Abendessen im Londoner Priorat der Bruderschaft regte der Verfasser dieser”Kommentare” an, aufgrund dieses Kurswechsels einen Protestbrief an den Generaloberen zu entwerfen, und ihn Bischof Tissier zwecks Kontrolle des Inhalts zuzustellen. Ein Priesterkollege, der ebenfalls bei Tisch sass, fragte, ob man den Brief nicht auch Bischof de Galarreta vorlegen solle, sofern er als gemeinsamer Protest gegen diese schroffe Abkehr von der Linie des Erzbischofs, der in seinen Predigten und seiner Praxis konsequent auf dem Prinzip „Doktrin zuerst“ beharrt hatte, an das Hauptquartier der Bruderschaft gesandt werden sollte. Der Kollege hatte recht, und so nahm die Idee eines gemeinsamen Briefs der drei Bischöfe Gestalt an. Nach dem Projekt befragt, empfahl Bischof Tissier, einen Entwurf des Briefs herzustellen, und als ihm dieser vorgelegt worden war, gab er enthusiastisch seine Zustimmung. Der Entwurf wurde Bischof de Galarreta unterbreitet, der ihm ebenfalls beipflichtete, den letzten Teil jedoch selbst in noch nachdrücklicherer Form umschrieb. Schliesslich unterzeichneten alle drei Bischöfe den endgültigen Text und sandten ihn in drei Exemplaren – je eines für den Generaloberen und seine beiden Assistenten – an das Hauptquartier in Menzingen.

Die Antwort traf bereits eine Woche später ein. Nicht umsonst hatte das Hauptquartier nicht nur die Richtung der Bruderschaft verändert, sondern auch dies zu vertuschen gesucht. Man glaubte dort ernsthaft, das konziliäre Rom werde katholischer, so dass die schwerwiegenden Vorbehalte des Erzbischofs gegenüber einer Zusammenarbeit mit den Neomodernisten in Rom tatsächlich überholt seien. Zu Kardinal Ratzinger hatte der Erzbischof 1988 gesagt, eine Kooperation sei unmöglich, weil die Priesterbruderschaft St. Pius X. und Rom eine diametral entgegengesetzte Position verträten – Rom wolle die Bruderschaft dechristianisieren, während diese die Gesellschaft rechristianisieren wolle. Doch anno 2012 bestand das Hauptquartier in Menzingen eisern darauf, dass sich die Lage geändert habe, so dass es nicht gegen die Linie des Erzbischofs verstosse, indem es den drei Bischöfen die kalte Schulter zeige. Doch was hätte letzterer wohl zu den Betrügereien von Papst Franziskus gesagt? Oder was hätte er nicht gesagt? Nichtsdestoweniger verwahrte sich der – mittlerweile zurückgetretene – Generalobere Bischof Fellay in einem unlängst erschienenen Buch-Interview aufs heftigste gegen jede auch noch so leise Kritik an Papst Franziskus.

So erschien Bischof Fellay im Juni 2012 mit einem Adjutanten seines Vertrauens zu einem sorgfältig vorbereiteten Treffen in Rom, um ein Abkommen mit letzterem zu besiegeln, das dem „unnötigen 37-jähirgen Zank“ schliesslich ein Ende bereiten sollte. Unnötig? Zank? Das konziliäre Rom befindet sich im Krieg mit der katholischen Tradition!

Doch wussten die Römer selbstverständlich Bescheid über den Brief der drei Bischöfe. Was brachte es ihnen eigentlich, der offiziellen Führung der Bruderschaft eine Falle zu stellen, wenn drei ihrer vier Bischöfe nicht gewillt waren, in diese Falle zu tappen? Die Tradition „drohte“ überall wieder zu erstarken. So wurde der Generalobere im Jahre 2012 mit leeren Händen aus Rom weggeschickt. Er würde diese Bischöfe bearbeiten müssen, um sie auf seine Seite zu bringen. Und er versäumte keine Zeit . . .

Kyrie eleison.

Ibsens Rosmersholm

Ibsens <i>Rosmersholm</i> on September 28, 2019

Henrik Ibsen (1828–1906) war ein berühmter norwegischer Dramatiker, den man oft ehrend als Vater des modernen Dramas bezeichnet. Er war kein Katholik, sprach aber eine grosse Wahrheit aus, und wie St. Augustinus einst sagte, gehören alle Wahrheiten den Katholiken (weil ihr Gott „der Weg, die Wahrheit und das Leben“ ist). Aus diesem Grund können Katholiken Wahrheiten, die von Nichtkatholiken ausgesprochen werden, manchmal sogar noch mehr schätzen als Nichtkatholiken. Die grosse Wahrheit Ibsens besteht darin, dass sogar im prüden und heuchlerischen Norwegen des späten 19. Jahrhunderts, wo das Leben und die Freude unter einem Bleigewicht sterbender Traditionen erstickt wurden, sich der menschliche Geist protestierend erhob und den Tod einer Existenz vorzog, die ohne sichtbare Freiheit und ohne erkennbaren Sinn in einer Sackgasse steckte.

Veranschaulichen wir diesen Protest anhand dreier Schauspiele aus Ibsens späterer Phase, in der er den Schwerpunkt vom Drama der modernen Gesellschaft auf jenes des Individuums verlagert. Rosmersholm (1886) endet damit, dass der Held und seine geliebte Frau gemeinsam in den Tod gehen. In Baumeister Solness (1892) stürzt die Titelfigur am Schluss von einem hohen Turm, den zu erklimmen von Anfang ein selbstmörderisches Unterfangen war. In John Gabriel Borkman (1896) erfriert der Protagonist bei einem ebenfalls buchstäblich selbstmörderischen Versuch, einen eisigen Berghang zu erklettern. Doch in allen drei Fällen kämpfte der Held für die Freiheit des menschlichen Geistes gegen eine Welt, die diesen Geist erstickt. Werfen wir nun einen näheren Blick auf eines dieser Dramen, Rosmersholm, das kürzlich mit grossem Erfolg in London aufgeführt wurde. Ibsen lebt!

Jedes Drama benötigt eine dramatische Konfrontation. Bei dieser Konfrontation steht in Rosmersholm auf der einen Seite die alte Welt der Familie Rosmer und ihres Herrenguts, das in den vergangenen 200 Jahren hervorragende Soldaten und Geistliche hervorgebracht hat, welche der ganzen Region als Vorbild dienten und eine Führungsrolle spielten; auf der anderen Seite steht die aufsteigende neue Welt der Emanzipation und Freiheit von all diesen alten Werten. Die zentrale Gestalt des Schauspiels ist der letzte Spross dieses edlen Geschlechts, Johannes Rosmer, ein ehemaliger Pfarrer, der jedoch seinen christlichen Glauben verloren hat und nun zwischen den beiden Welten hin- und hergerissen ist. Verkörpert wird der Gegensatz zwischen den beiden Lagern durch zwei Männer – Dr. Kroll, einen kaltherzigen Konservativen, der versucht, Norwegen vor dem überall vordringenden Liberalismus zu retten, dessen eigene Frau und Kinder jedoch zu den Liberalen übergegangen sind, und dem Herausgeber der lokalen radikalen Zeitung, Mortensgaard, der bei seinen Versuchen, Rosmer auf seine Seite zu ziehen, wenigstens ebenso anrüchig vorgeht wie Kroll. Rosmer selbst hat sich zumindest theoretisch für die neue Welt der Freude und Freiheit gewinnen lassen, und zwar durch die entzückende junge Frau Rebekka West, die jahrelang seine platonische Gefährtin gewesen ist.

Das Drama erreicht seinen Höhepunkt, als Rosmer gegenüber Kroll bekennt, dass er seinen Glauben verloren hat und beabsichtigt, sich öffentlich für die Liberalen zu engagieren. Kroll versucht mit allen – lauteren und unlauteren – Mitteln zu verhindern, dass Rosmer seine Person und seinen Ruf in die Waagschale wirft, um den moralischen Zerfall zu unterstützen. Von Kroll unter Druck gesetzt, begreift Rebekka, dass sie in ihrem Kampf, Rosmer von seinem edlen, aber drückend auf ihm lastenden Erbe zu befreien, selbst von diesem Erbe, nämlich Rosmersholm, besiegt worden ist. Am Ende sehen Johannes und Rebekka keinen anderen Weg mehr, sowohl die neue Freiheit als auch die alte edle Tradition zu retten, als sich gemeinsam in den reissenden Mühlbach von Rosmersholm zu stürzen. Somit lautet Ibsens Botschaft: Die alte edle Tradition ist freudlos, der neue Konservatismus herzlos, und die neue Emanzipation ist nicht besser. Als scheinbar einziger Ausweg bleibt dem unglücklichen Paar nur noch der Tod.

Ist das alles finsterer Unsinn, dem die heutigen Katholiken nichts abgewinnen können? Keineswegs; es ist ein realistisches Porträt unserer Zeit. Wenn der Glaube stirbt, wie bei Rosmer und bei Milliarden von Seelen in unseren Tagen, vermag der Konservatismus letzten Endes nichts mehr zu bewahren, und eine linke Ideologie (Mortensgaard) vermag nicht mehr, als gottloses Benzin in ein gottloses Feuer zu giessen. Der Emanzipation (Rebekka) fehlt dauerhafte Schlagkraft, und der liberale Todeswunsch gewinnt die Oberhand. Wenn jemand wie Rosmer das Leben will, ja sogar Leben im Überfluss (Johannes X, 10), dann muss er in sich selbst den Glauben seiner wahrhaft edlen Ahnen erwecken, was bedeutet, dass er noch weiter gehen muss als selbst die besten unter seinen protestarischen Vorfahren, nämlich zurück zu den Katholiken, die Norwegen christlich gemacht haben. Lasst Rosmer wahrhaft katholisch werden, und dann werden Kroll, Mortensgaard und Rebekka die wahre Lösung erblicken können, und die ganze Region kann wieder im Lichte Christi aufleuchten.

Kyrie eleison.

on September 21, 2019

Während sich die Welt mehr und mehr von Gott abwendet, zieht Er sich vorläufig leise zurück – Er wird kraftvoll wiederkehren, verlasst euch darauf! – aber in der Zwischenzeit verschwindet mit Ihm immer mehr auch sein göttlicher Schutz für das von ihm geschaffene Saatbeet der Menschen, die Familie. Am schwerwiegendsten ist der Verrat an der Familie durch die katholischen Prälaten, die sie dadurch schutzlos den von allen Seiten geführten Angriffen Satans ausliefern. Ganz besonders schmerzlich muss es sein, wenn der Angriff von innen erfolgt, durch geliebte Familienangehörige. Im Folgenden wird ein solcher Fall angeführt, der sicherlich typisch für viele andere in der heutigen Zeit ist. Der Familienvater schreibt:

Mit meiner Frau haben wir zehn Kinder gehabt, von denen drei mittlerweile das Erwachsenenalter erreicht haben; wir haben mehrmals schwierige Zeiten und einige Tragödien durchlebt, aber nun hat sie mir den Krieg erklärt. Vor ungefähr 18 Monaten leitete sie, mit voller Unterstützung ihres Novus-Ordo-Priesters sowie einflussreicher Freunde, rechtliche Schritte gegen mich ein, um mich aus dem Haus zu werfen und von den Kindern zu trennen. Es war alles unglaublich und furchtbar schmerzlich! Dass diese Verfolgung im wesentlichen religiöse Gründe hatte, bestätigte sich, als sie mir anbot, als getrennter Ehemann in der Wohnung zu bleiben und im Keller hausen zu dürfen, sofern ich mich in schriftlicher Form rechtlich verpflichtete, jede religiöse Erziehung meiner Kinder zu unterlassen, dafür zu sorgen, dass keiner von uns eine traditionalistische Kirche besuche und/oder mit irgendwelchen sogenannten Traditionalisten Kontakte pflege. Selbstverständlich konnte ich das nicht unterzeichnen, weshalb ihre Gruppe nun rabiat mit allerlei juristischen Kniffen gegen mich und meine Kinder vorging . . . und ich alles verlor: Frau, Heim, Kinder, Geld, Auto, Krankenversicherung und fast zur Gänze auch mein Geschäft. Da meine Kinder im Glauben stark waren, sich dem bizarren und falschen Verhalten ihrer Mama nicht beugen wollten und es vorzogen, mit ihrem Papa zusammen zu sein, mobilisierte sie ein Team von „Therapeuten,“ um die Kinder einer Gehirnwäsche zu unterziehen und wieder „normal“ zu machen, und sie liess sie in Novus-Ordo-Schulen einweisen und zwang sie, gemeinsam mit ihr die Novus-Ordo-Messe zu besuchen.

Es ist nun weit mehr als ein Jahr her, seit ich meine kleinen Kinder das letzte Mal gesehen habe. Das jüngste ist jetzt fast drei Jahre alt und der Altersabstand zwischen den restlichen jungen Kindern beträgt jeweils 18–24 Monate; das älteste ist 16 Jahre alt. Ich habe keine Möglichkeit, herauszufinden, was mit ihnen geschieht und ob sie ihren Glauben bewahren, weil es ihnen nicht erlaubt ist, andere Geistliche als die Novus-Ordo-Liberalen zu sehen oder zu hören. Den drei älteren, mittlerweile erwachsenen Kindern steht es frei, mit mir in Verbindung zu treten und so enge Kontakte mit mir zu pflegen, wie es ihnen möglich ist. Der älteste Sohn, der bereits ein Seminar besuchte und sein Philosophiestudium absolviert hatte, gab seine Studien auf, vielleicht infolge des Schocks, den der Zerfall unserer Familie bei ihm ausgelöst hatte, aber er bewahrt seinen Glauben vollumfänglich, geht fast täglich zur Messe und steht beruflich seinen Mann. Betrüblicherweise schluckte mein zweitältestes Kind die giftige Lüge, dass das College der einzige Weg in eine materiell gesicherte Zukunft ist. Das drittälteste Kind erwägt jetzt, das College zu besuchen, hat aber Gottes Willen nicht aus den Augen verloren.

Ich kann sehen, dass Gott einen Plan hat, und dass meine eigenen Fehler und Schwächen zur Auflösung unserer Familie beigetragen haben. Vor Jahren sagte mir ein traditionalistischer Priester, wir hätten eine dermassen katholische Familie, dass der Teufel uns gewiss hasste. Dies ist bestimmt ein wütender Angriff Satans, um den Glauben meiner Kinder zu zerstören und mich in Verzweiflung zu stürzen, aber mein Glaube ist weiterhin stark, und ich hoffe, dass durch diese schwere Prüfung einige, viele oder alle von uns gerettet werden. Dennoch ist mehr Schmerz als Freude in meinem Herzen. Wir waren einst ein Vorbild für andere Familien, aber jetzt werden uns Mitleid und Häme zuteil . . . und man wirft mir vor, fanatisch, geisteskrank, stur usw. zu sein. Hätte ich nicht viele Seelen gekannt, die dem wahren Glauben ergeben sind und die heutigen Übel in Kirche und Welt anprangern, hätte ich meiner Frau und ihrer Umgebung zugestimmt und mich für den leichten, bequemen weltlichen Lebensstil entschieden. Aber ich werde ab und zu schwach und frage mich, ob die Tradition nicht purer Wahnsinn sei – wie kann ein so kleiner Rest von Katholiken recht haben? Doch es gab nur zwölf Apostel, und einer davon war ein Verräter.

Eine solche Reaktion seitens einer Mutter von zehn Kindern ist nicht normal, doch was ist heutzutage schon normal? Wie kann ein Vater seine Familie nun gegen eine solche Reaktion verteidigen? Vorbeugen ist besser als heilen, lautet ein Sprichwort. Gegen welches Familienmitglied der Teufel seine Attacken auch richten mag, muss der tägliche Rosenkranz im Familienkreise die vorderste Abwehrlinie sein. Darüber hinaus gilt: „Was nicht geheilt werden kann, muss erduldet werden,“ was dieser katholische Vater begreift. Wir müssen Gott vertrauen.

Kyrie eleison.

Weisser Rassismus? – II

Weisser Rassismus? – II on September 14, 2019

Als Reaktion auf die letztwöchige Ausgabe dieser Kommentare meinte ein Leser, der Titel hätte doch eher antiweisser Rassismus lauten müssen. Natürlich hat er insofern recht, als rassisch bedingte Animositäten heutzutage viel stärker von Nichtweissen gegen Weissen ausgehen als umgekehrt, doch was für uns alle zählt, ist die Entschärfung dieser Animositäten, gleichgültig von wem sie ausgehen, und dazu müssen wir ihre Ursache verstehen. Diese liegt letzten Endes darin, dass die Welt gegenwärtig von Liberalen regiert wird, die den Allmächtigen Gott aus Seiner Schöpfung verbannen wollen, damit sie Seinen Platz einnehmen können. Als gute „Liberale“ wollen sie zuallererst Freiheit von Gott. Was nützt ihnen denn Freiheit von irgendetwas oder irgendjemand anderem, wenn sie nicht frei von Gott und Seinen Zehn Geboten sind?

Als Gott Mensch ward, verbreitete die Religion, die Sein Sohn begründete, das Christentum über die ganze Welt, wo, um es mit dem Heiligen Paulus zu sagen, „alle, die auf Christus getauft werden, Christus angezogen haben“; darum gilt: „Da ist nicht Jude noch Grieche; da ist nicht Sklave noch Freier; da ist nicht Mann und Frau; denn ihr alle seid einer in Christus Jesus (Galater III, 27–29; ähnlich Kolosser III, 11). Diese Lehre bedeutet, dass, wo das Christentum gesiegt hat, Denkweisen, die andere Menschen abwerten, wie der „Antisemitismus,“ der „Rassismus“ und der „Feminismus,“ schlussendlich verschwinden, weil sie alle bei der Taufe auf Christus „ertränkt“ werden. Doch was, wenn die Menschen Christus ablehnen? Werden nicht dann alle schroffen Gegensätze zwischen Juden und Nichtjuden, Nichtweissen und Weissen, Männern und Frauen wieder aufflammen?

Dies werden sie in der Tat, und sie werden nach dem Christentum schlimmer sein denn je zuvor, weil das Christentum den Menschen die Möglichkeit bot, Gott so kennenzulernen, wie sie Ihn vorher nicht gekannt hatten, sowie die absolute Gleichheit aller Menschen vor Gott zu erkennen – eine Gleichheit, die ewig dauern wird und die zahlreichen Ungleichheiten zwischen den Menschen in diesem kurzen Erdenleben völlig in den Schatten stellt. Vor dem Christentum akzeptierten die Menschen diese Ungleichheiten als natürlichen Bestandteil des Lebens, gegen den zu protestieren töricht war – die Ungleichheiten waren schlicht und einfach da. Unter dem Christentum lernte die Menschheit, für die – nach wie vor vorhandenen – Ungleichheiten des Lebens durch die alles überragende Gleichheit in der Ewigkeit getröstet zu werden. Doch nachdem die Christenheit, der christliche Glaube, Christus, der Himmel und die Ewigkeit alle verschwunden sind, werden die Ungleichheiten dieses Lebens, die nicht verschwunden sind, stärker empfunden denn je zuvor.

Denn die Liberalen, die ihr Bestes tun, um dem Christentum den Garaus zu machen, haben von ihm nichtsdestoweniger das eine oder andere übernommen, beispielsweise die bedingungslose Gleichheit aller Menschen, auch wenn sie sich von dem Gott losgesagt haben, von dem diese Gleichheit begründet wurde. Deshalb muss eine Gleichheit in der Ewigkeit in einem engen zeitlichen Rahmen von vielleicht siebzig oder achtzig Jahren gepresst werden. Dies ist, als würde man versuchen, ein Fass Wasser in einem Fingerhut unterzubringen – eine radikale Unmöglichkeit. Trotzdem werden sie es versuchen. Und dies ist der Grund dafür, dass die Liberalen stets gegen die Realität kämpfen. Sie sind Post-Christen, die sich krampfhaft bemühen, christliche Ideale, denen die Dimension der Ewigkeit innewohnt, in ein kurzes Leben zu pressen. Sie vermissen das Christentum, wollen aber Christus nicht; deshalb lassen sie nichts unversucht, um das Christentum ohne Christus neu zu erschaffen, was ein zum Scheitern verurteiltes Unterfangen ist. Doch werden sie zu Christus zurückkehren? Nie und nimmer! Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit!

Somit muss die christliche Freiheit von der Sünde in Freiheit von jeder – tatsächlichen oder eingebildeten – irdischen Unterdrückung umgewandelt werden, in Freiheit für die Revolution. Die christliche Gleichheit vor Gott – die in Ewigkeit währt –, muss zur Nivellierung aller tatsächlichen Hierarchien auf Erden umgewandelt werden, die aber nicht verschwinden werden, so verbissen sich die Liberalen auch bemühen mögen; und schliesslich muss die Brüderlichkeit in Christus, die wahre Bruderschaft aller Menschen als Kinder des einen wahren Gottes, durch den künstlichen Zusammenschluss aller Menschen in Institutionen wie den Vereinten Nationen ersetzt werden, was nur mit einem Fehlschlag enden kann.

Kurzum, die weisse Rasse hat von Gott besondere Gaben, natürliche und übernatürliche, erhalten, um Christus und Seine Kirche der gesamten Menschheit zu bringen. Wann immer sie dies tat, erwuchs der ganzen Menschheit hierdurch Segen, und Menschen in aller Welt fanden ihren Weg in den Himmel, ohne Feindschaft und mit viel Dankbarkeit gegenüber der Rasse, die ihnen den Weg zum Himmel gewiesen hatte. Doch als diese Rasse aufhörte, dies zu tun, fühlte sich der Rest der Menschheit instinktiv verraten, und der „Rassismus“ wütete ärger denn je zuvor. Weisse, wenn ihr den antiweissen Rassismus nicht mögt, dann greift zum Rosenkranz und betet täglich fünfzehn Mysterien.

Kyrie eleison.