Papsttum

Lebende Päpste

Lebende Päpste on November 29, 2014

Am 29. Januar 1949 sagte Pius XII. über die Wichtigkeit des Papstes: „Sollte rein hypothetisch gesprochen das materielle Rom eines Tages zusammenbrechen und die Vatikanische Basilika, Symbol der einen und einzigen siegreichen katholischen Kirche, mit ihren historischen Schätzen und heiligen Grabstätten unter seinen Trümmern begraben, so wäre die Kirche dennoch nicht niedergerissen oder geborsten. Denn das Versprechen Christi an Petrus, daß das Papstamt ewig dauern werde, gälte nach wie vor, und die eine, unzerstörbare Kirche würde auf dem dann lebenden Papst fußen.“

Weil diese Worte der klassischen Kirchenlehre entsprechen (nur die Unterstreichung wurde hinzugefügt) und auf den Worten unseres Heilandes basieren (Matthäus 16,16–18), überrascht es wenig, daß seit 1962, als die lebenden Päpste konziliar geworden sind, Millionen von Katholiken ebenfalls konziliar und liberalistisch wurden. Aus diesem Problem sehen die Sedisvakantisten als einzigen Ausweg, zu bestreiten, daß die Konzilspäpste überhaupt Päpste seien. Dieses Abstreiten mag scheinbar dem katholischen Hausverstand genügen, doch für die meisten Katholiken scheint jene Annahme noch stärker dem katholischen Hausverstand zu genügen, wonach die von Gott auf einem lebenden Papst gegründete Kirche das letzte halbe Jahrhundert (1962–2014) nicht ohne einen solchen hätte auskommen können.

Wir vermögen leicht nachzuvollziehen, wie nach dem Höhepunkt des Mittelalters der Niedergang der christlichen Zivilisation zur gegenwärtigen Verderbnis der lebenden Päpste geführt hat. Zudem erkennen wir ebenfalls leicht, wie Gott diese entsetzliche Verderbnis zulassen konnte als Strafe für den erwähnten erschreckenden Niedergang. Weniger verständlich ist, wie die Kirche überleben kann, wenn die lebenden Päpste, auf welchen die Kirche gegründet ist, die Überzeugung hegen, daß der Liberalismus – also Krieg gegen Gott – katholisch sei. Denn unser Heiland sagte: „ So kann ein guter Baum keine schlechten Früchte hervorbringen und ein schlechter Baum keine guten. “ (Matthäus 7, 18)

Jedoch kann ein zur Hälfte guter und zur Hälfte schlechter Baum durchaus zur Hälfte gute und zur Hälfte schlechte Früchte tragen. Zwar ist als Ganzes gesehen eine Mischung aus Gutem und Schlechtem stets schlecht. Doch bedeutet dies nicht, daß einzeln gesehen die guten Teile der Mischung so schlecht wären wie die schlechten Teile. Beispielsweise wird Krebs in der Leber mich zwar umbringen, aber nicht bedeuten, daß ich Lungenkrebs habe. Nun aber ist jeder Kirchenmann, wie überhaupt jeder Mensch, weder vollständig schlecht, noch vollständig gut. Wir alle sind eine schwankende Mischung bis zum Tage unseres Todes. Gibt es also einen Kirchenmann, dessen Früchte vollständig schlecht sind? Selbstverständlich nicht. Somit kann die katholische Kirche während der letzten 50 Jahre von den halb-guten Früchten der Konzilspäpste gelebt haben – wobei diese Halblebigkeit von Gott zugelassen wurde, um seine Kirche zu reinigen, während er gleichzeitig verhindert hat, daß die Halblebigkeit soweit reichte, um die Kirche zerstören zu können.

Beispielsweise weinte Papst Paul VI. über den Mangel an Berufungen, Benedikt XVI. sehnte sich nach der Tradition, und sogar Franziskus dürfte versuchen, die Menschen zu Gott zu führen, indem er Gott auf die Stufe von uns Menschen hinunterzerrt. Die Konzilspäpste irren fürchterlich mit ihren Vorstellungen und verhalten sich bei Fragen des Glaubens verheerend mehrdeutig, wo sie absolut eindeutig sein müßten. Die Kirche starb ab und stirbt weiterhin ab unter ihnen. Doch jene Teile in ihnen, welche noch gut gewesen sind, haben der Kirche das Fortdauern ermöglicht und diese Konzilspäpste sind nötig gewesen als lebende Häupter, um den Körper der lebenden Kirche fortdauern zu lassen, so wie Pius XII. sagte. Fürchten wir also nicht, daß sie die Kirche zerstören könnten, sondern kämpfen wir mit Zähnen und Klauen gegen ihren Liberalismus und beten wir für ihre Rückkehr zur katholischen Vernunft, weil wir sie für das Fortleben unserer Kirche brauchen.

Kyrie eleison.

Karsamstag

Karsamstag on März 30, 2013

Im Leben unseres Herrn Jesus Christus war Karsamstag der Tag zwischen seinem schrecklichen Tod am Kreuze und seiner glorreichen Auferstehung. Sein menschlicher Körper lag an diesem Tag leblos, weil ohne menschliche Seele, im dunklen Grab und war dem Auge des Menschen verborgen. Die Feinde unseres Herrn schienen ihn so erfolgreich zerquetscht zu haben, daß der fleischgewordene Gott völlig verdunkelt war und nur noch der Glaube unserer Lieben Frau an ihren göttlichen Sohn unerschüttert dastand. Sie mußte alle Anhänger unseres Herrn stützen, denn selbst die frömmsten unter ihnen kamen sich verwirrt und verloren vor.

Weil die Kirche der mystische, d.h. geheimnisvolle Leib Christi ist, folgt sie auch dem Lebensverlauf seines physischen Körpers. Durch ihre gesamte 2000-jährige Geschichte hindurch wird die Kirche immer von den Feinden Christi verfolgt, und zu bestimmten Zeiten war sie in vielen Teilen der Welt praktisch ausgelöscht. Doch durchlief die Kirche sicherlich noch nie eine vollständige Finsternis, so wie sie heute scheinbar sie durchläuft. Gott legte seine Kirche als Monarchie an, welche vom Papst zusammengehalten wird. Doch jüngst sahen wir den Rücktritt eines Papstes, und gewiß trat er unter anderem deshalb zurück, weil er selber so im Bann des modernen demokratischen Denkens steht, daß er nie ganz an sein höchstes Amt geglaubt hat. Er hatte die päpstliche Tiara, also die Papstkrone, abgelegt und immer nur mit „Bischof von Rom“ unterschrieben. Worin seine Absichten auch genau gelegen haben mochten, als er im Februar zurücktrat, so half er doch ganz gewiß mit, die göttliche Institution des Papstamtes – menschlich gesprochen – zu untergraben.

Die Feinde Christi haben durch den Rücktritt von Benedikt XVI. und durch das anschließende Konklave mit Sicherheit alles von ihrer Seite unternommen, um das Papstamt auszuschalten. Als gerechte Strafe Gottes für den allumfassenden Glaubensabfall unserer Tage hat Gott seinen Feinden viel Macht über seine Kirche überlassen. Jahrhundertelang haben sie daran gearbeitet, den Vatikan in den Würgegriff zu bekommen; und nun haben sie dort sich eingenistet. Ohne auch nur daran zu denken, einer frommen kleinen Bruderschaft nachzugeben, tragen sie die Kirche Stein für Stein ab, wie Schwester Anna Katharina Emmerich es vor 200 Jahren in einer Vision sah. Aus menschlicher Sicht haben die heutigen Nachfolger unseres Herrn so wenig scheinbare Hoffnung wie sie es am ursprünglichen Karsamstag hatten.

Doch so wie unser Herr nicht nur eine menschliche Natur besaß, so ist das Wesen der katholischen Kirche viel mehr als nur menschlich. Unsere Liebe Frau von La Salette sagte im Jahre 1846 über unsere heutige Zeit: „Die Gerechten werden viel leiden. Ihre Gebete, ihre Bußübungen und ihre Tränen werden zum Himmel emporsteigen, und das ganze Gottesvolk wird um Verzeihung und Erbarmen flehen, und meine Hilfe und meine Fürbitte anrufen. Dann wird Jesus Christus durch einen Akt seiner Gerechtigkeit und seiner großen Barmherzigkeit seinen Engeln befehlen, alle seine Feinde dem Tode zu überliefern. Plötzlich werden die Verfolger der Kirche Jesu Christi und alle der Sünde verfallenen Menschen zugrundegehen, und die Erde wird wie eine Wüste sein. Dann wird Friede herrschen und die Versöhnung der Menschen mit Gott erfolgen. Die Menschen werden Jesus Christus dienen, ihn anbeten und verherrlichen . . . . Die Nächstenliebe wird überall aufblühen . . . und die Menschen werden in der Furcht Gottes leben.“

Anders gesagt wird Gott also seine Kirche gewiß aus ihrer gegenwärtigen Notlage wieder auferstehen lassen. Wenn die Verdunkelung der Kirche noch stärker werden sollte – was sie sicherlich tun wird –, so wollen wir uns mehr denn je an die Muttergottes halten und aufhören, durch unseren Unglauben sie zu belasten, wie das die Apostel und Jünger unseres Herrn am ersten Karsamstag getan haben. Unternehmen wir die Anstrengung, ihr Unbeflecktes Herz zu erquicken durch unseren unerschütterlichen Glauben an ihren göttlichen Sohn und an seine einzig wahre Kirche.

Kyrie eleison.

Sechs Bedingungen

Sechs Bedingungen on September 1, 2012

In seinem offiziellen Brief vom 18. Juli 2012 an die Distriktoberen enthüllte der Generalsekretär der Priesterbruderschaft St. Pius X. die sechs „Bedingungen“ für eine künftige Vereinbarung zwischen Rom und der Bruderschaft. Anfang Juli 2012 arbeiteten die 39 Kapitelmitglieder diese Bedingungen in Besprechungen heraus. Diese Bedingungen unterstreichen gewiß eine besorgniserregende Schwäche aufseiten der gesamten Bruderschaftsführung.

Die erste „erforderliche Voraussetzung“ ist die Freiheit für die Bruderschaft, die unveränderliche Wahrheit der katholischen Tradition lehren und die Verantwortlichen der Irrtümer des Modernismus, Liberalismus und des Zweiten Vatikanum kritisieren zu dürfen. Soweit, so gut. Doch beachten wir, wie diese Vorstellung des Generalkapitels gegenüber Erzbischof Lefebvres Sichtweise sich geändert hat. Seine Anforderung lautete: „ Rom muß sich bekehren, weil die Wahrheit absolut ist.“ Doch dies bedingt das Generalkapitel nicht mehr aus, sondern schreibt nur noch: „Die Bruderschaft verlangt für sich die Freiheit, die Wahrheit zu verkünden.“ Anstatt den konziliaren Glaubensverrat anzugreifen, bittet die Bruderschaft nun die Verräter um Erlaubnis, die Wahrheit verkünden zu dürfen. „Oh meine Bürger, welch ein Fall war das!“ (William Shakespeare, „Julius Cäsar“)

Die zweite Bedingung sieht die ausschließliche Verwendung der 1962er-Liturgie vor. Wiederum schön und gut, weil die 1962er-Liturgie keinen Verrat am wahren Glauben darstellt im Gegensatz zur konziliaren Liturgie, welche ab 1969 von Rom verhängt worden ist. Aber werden wir denn nicht gerade Zeuge von den Vorbereitungen Roms, den traditionellen Kongregationen, welche sich unter die römische Autorität gestellt haben, ein Meßbuch der „gegenseitigen Bereicherung“ aufzuerlegen, indem die Tradition mit dem Novus Ordo gemischt wird? Wieso sollte die Bruderschaft davor geschützt sein, wenn sie sich erst Rom unterworfen hätte?

Die dritte Bedingung verlangt eine Garantie von mindestens einem Bischof. Doch die Schlüsselfrage lautet hier: Wer wählt diesen Bischof aus? Liebe Leser, springen Sie in diesem Text einer künftigen „Vereinbarung“ zwischen Rom und der Bruderschaft schnurstracks zu dem Absatz, welcher die Ernennung von Bischöfen regelt. Im Jahre 1988 schlug Rom vor, daß der Erzbischof drei Weihekandidaten vorschlägt und Rom dann einen auswählt. Doch Rom verschmähte alle drei vorgeschlagenen Kandidaten. Wann werden die Menschen endlich kapieren? Katholiken müssen kämpfen und immer weiter kämpfen in dieser gigantischen Schlacht zwischen der Religion Gottes und der Menschenreligion.

Die vierte Bedingung begehrt eigene Bruderschafts-Schiedsgerichte in erster Instanz. Doch wenn jedes höhere Amtskirchengericht die Entscheidungen eines niedrigeren Gerichtes aufheben kann, was für einen Wert hat dann ein katholisches Urteil eines Bruderschafts-Gerichtes noch?

Die fünfte Bedingung formuliert den Wunsch, daß die Häuser der Bruderschaft der Kontrolle durch die Diözesanbischöfe entzogen seien. Das ist einfach unglaublich. Fast 40 Jahre lang hat die Priesterbruderschaft für die Rettung des Glaubens gekämpft und ihre wahrheitsliebende praktische Glaubensausübung vor der Einmischung durch die Ortsbischöfe geschützt. Und nun kommt das Generalkapitel daher und spricht nur noch den Wunsch nach Unabhängigkeit von diesen Ortsbischöfen aus? Liebe Leser, die Priesterbruderschaft ist leider nicht mehr das, was sie einmal war. Sie ist in den Händen von Menschen, die anders als Erzbischof Lefebvre denken.

Und die sechste und letzte Bedingung wünscht eine in Rom einzurichtende Kommission, welche um die Tradition sich kümmern solle – mit einer starken Vertretung aus der Tradition, aber in „Abhängigkeit vom Papst.“ Abhängigkeit vom Papst? Sind die Konzilspäpste etwa nicht die Rädelsführer des Konziliarismus gewesen? Ist der Konziliarismus denn inzwischen kein Problem mehr?

Im Ergebnis sind diese sechs Bedingungen äußerst gravierend. Sollte die Bruderschaftsführung nicht aus ihrem Traum von einem Frieden mit dem Konzilsrom – so wie es sich ihr präsentiert – herausgerissen werden, so riskiert die letzte weltweite Bastion des katholischen Glaubens, vor den Glaubensfeinden zu kapitulieren. Vielleicht sind Bastionen inzwischen veraltet.

Liebe Freunde, bereiten Sie sich auf den Glaubenskampf von zuhause aus vor. Wandeln Sie Ihr Haus in eine Festung um.

Kyrie eleison.

Beharrendes Rom

Beharrendes Rom on Dezember 17, 2011

Monsignore Fernando Ocariz als einer der vier römischen Theologen, die an den Glaubensgesprächen zwischen Rom und der Priesterbruderschaft St. Pius X. von 2009 bis Frühjahr 2011 teilnahmen, veröffentlichte nun eine Abhandlung namens „Festhalten am Zweiten Vatikanischen Konzil“ – also ungefähr zur selben Zeit, als Bischof Fellay wissen ließ, daß die Bruderschaft um eine Klärung der doktrinären Präambel (diese ist die Antwort Roms auf die Glaubensgespräche) bitten wird. Die Wahl des Zeitpunktes durch den Monsignore zeigt, daß das Schlimmste nicht überstanden ist – ganz im Gegenteil! Untersuchen wir seine Argumente, die wenigstens eindeutig sind.

In seiner Einleitung argumentiert Monsignore Ocariz, daß das „pastorale“ Konzil nichtsdestoweniger lehrmäßig gewesen sei. Denn die Seelsorge basiere auf der Glaubenslehre und versuche außerdem, Seelen zu retten, was wiederum die Glaubenslehre einschließe. Die Konzilsdokumente würden sogar viele Glaubenslehren enthalten. Nun gut, wenigstens versucht der Monsignore nicht, den dogmatischen Anschuldigungen gegen das Konzil auszuweichen, indem er vorgibt, das Konzil sei nicht lehrmäßig gewesen – wie so viele Konzilsverteidiger es getan haben.

Über das allgemeine Lehramt der Kirche sagt Monsignore, daß das Zweite Vatikanum aus den katholischen Bischöfen bestanden hat, welche über „das Charisma der Wahrheit, die Autorität Christi und das Licht des Heiligen Geistes“ verfügen. Dies zu leugnen bedeute, ein Wesensmerkmal der Kirche abzustreiten. Aber Monsignore Ocariz, wie steht es dann mit der Masse der katholischen Bischöfe, welche unter Papst Liberius an der arianischen Irrlehre festhielten? In Ausnahmefällen können in beinahe trauter Einstimmigkeit auch die katholischen Bischöfe lehrmäßig irren. Was einmal geschah, kann wieder geschehen – und dieser Fall wiederholte sich im Vatikanum II, wie seine Dokumente belegen.

Der Monsignore argumentiert weiter, daß auch die nicht-dogmatischen sowie nicht ausdrücklich definierten Lehren des Konzils dennoch Zustimmung von den Katholiken verlangen. Dies sei „religiöse Unterordnung des Willens und des Verstandes“ und ein „Akt des Gehorsams und Vertrauens in den göttlichen Beistand des Lehramtes.“ Aber Monsignore, zweifellos bot Gott den konziliaren wie arianischen Bischöfen jedwede benötigte Unterstützung an. Doch die Bischöfe lehnten diese Unterstützung ab, wie ihre von der Überlieferung abgekommenen Dokumente zeigen.

Schließlich setzt Monsignore Ocariz das zu Beweisende voraus, wenn er argumentiert, daß das katholische Lehramt kontinuierlich ist und weil das Zweite Vatikanum das Lehramt sei, könnten auch seine konziliaren Lehren nur in Kontinuität mit der Vergangenheit sein. Wenn nun diese konziliaren Lehren wie ein Bruch mit der Vergangenheit aussähen, so sei es katholisch, diese Lehren so zu interpretieren, als ob es keinen Bruch gegeben habe – wie es beispielsweise Benedikts XVI. „Hermeneutik der Kontinuität“ macht. Aber Monsignore, diese Argumente können genau umgekehrt angewendet werden. Denn tatsächlich gab es einen Bruch in der Glaubenslehre, wie eine Untersuchung der Konzilsdokumente eindeutig zeigt. (Zum Beispiel: Gibt es ein (gemäß Zweitem Vatikanum) oder gibt es kein (gemäß der Überlieferung) Menschenrecht auf ungehinderte Verbreitung von Irrtümern?) Deswegen war das Zweite Vatikanum nicht das wahre Lehramt der Kirche, und es ist katholisch, aufzuzeigen, daß es diesen Bruch mit der Überlieferung tatsächlich gibt – wie es Erzbischof Lefebvre tat –, anstatt vorzugeben, daß kein Bruch vorhanden sei.

Zum Schluß behauptet der Monsignore noch, daß nur das Lehramt das Lehramt auslegen könne. Womit wir wieder am Anfangspunkt angelangt sind.

Liebe Leser, Rom ist keinesfalls über den Berg. Himmel, hilf uns!

Kyrie eleison.

Verfaulende Äpfel

Verfaulende Äpfel on Mai 14, 2011

Das Beispiel eines verfaulten Apfels kann die Situation der heutzutage verdunkelten Kirche in zweierlei Hinsicht erhellen. Erstens, wenn wir einen Apfel insgesamt als verfault bezeichnen, so warten wir damit nicht bis zu dem Zeitpunkt ab, wo wirklich jeder einzelne Teil des Apfels komplett verfault ist. Es gibt also in jenem Fall noch gewisse Teile am Apfel, welche noch nicht verfault sind. Wenn wir dann fragen, ob dieser Apfel verfault ist, so brauchen wir eine doppelte Unterscheidung: als Ganzes ist er verfault – in einigen Teilen auch, aber in anderen Teilen nicht. Zweitens ist der Apfel zwar nicht die Fäulnis und die Fäulnis nicht der Apfel, aber dennoch ist die Fäulnis nicht vom Apfel trennbar und kann ohne ihn auch gar nicht existieren. Diese Überlegungen entsprechen dem gesunden Menschenverstand. Übertragen wir nun ihren ersten Teil auf die „Novus Ordo“-Messe und die „Konzilskirche,“ und den zweiten Teil auf die „Konzilskirche“ und das Papsttum.

Wegen ihrer vom Konzil kommenden Zentrierung auf den Menschen ist die neue Messe als Ganzes verfault. Doch während einige Teile von ihr eindeutig nicht katholisch sind (beispielsweise das Offertorium), so sind andere Teile noch katholisch (beispielsweise das

Kyrie eleison.). Weil die neue Messe aber als Ganzes verfault ist und dadurch aus den Katholiken langsam Protestanten macht, können wir sie nicht besuchen. Dennoch mag jener Teil der „Novus Ordo“-Messe, welcher aus der Konsekration besteht, noch katholisch und gültig sein. Aus diesem Grund können wir weder sagen, daß die „Novus Ordo“-Messe gültig ist und das genügt, um sie besuchen zu können, noch daß sie ungültig ist und deswegen nicht besucht werden kann. In Wirklichkeit kann es sein, daß diese Messe in ihrem notwendigen Teil gültig ist – aber dies rechtfertigt noch lange nicht, unseren Glauben dadurch in Gefahr zu bringen, daß wir dieser Messe insgesamt beiwohnen.

Auf vergleichbare Weise ist die heutige Kirche als Ganzes betrachtet verfault, weil der Konziliarismus die gesamte Kirche durchdringt. Trotzdem gibt es noch einzelne Teile in der Kirche, welche noch nicht durch den Konziliarismus verfault sind. Deswegen ist es falsch, wegen des konziliaren Ganzen auch die noch vorhandenen katholischen Teile zu verwerfen. Ebenso falsch ist es allerdings, das konziliare Ganze mit dem Hinweis zu entschuldigen, daß es noch einzelne katholische Teile gibt. Um unseren Verstand an der Wirklichkeit auszurichten, müssen wir sowohl zwischen dem Ganzen und den Teilen unterschieden, als auch zwischen den verschiedenen Teilen.

Wenn wir nun den zweiten Teil des Vergleiches vom verfaulten Apfel auf die Konzilskirche anwenden, so ist es sinnvoll, von zwei Kirchen zu sprechen: von der „Konzilskirche“ und der katholischen Kirche. Denn in der Praxis dehnt der Konziliarismus sich überall in der Kirche aus, auch wenn Katholizismus und Konziliarismus in ihrer jeweils reinen Form sich gegenseitig ausschließen wie der Apfel und die Fäulnis. Doch in der Praxis können Konziliarismus und Katholizismus genausowenig voneinander getrennt werden wie die Fäulnis vom Apfel – oder wie irgendein Parasit von seinem Wirt. In der Praxis gibt es nur eine Kirche, die katholische Kirche, welche heute von oben bis unten an der konziliaren Fäulnis leidet.

Kommen wir schließlich zum konziliaren Papst. Es ist durchaus sinnvoll, von ihm als dem Haupt zweier Kirchen zu sprechen. Denn durch seine Worte und Handlungen, welche manchmal katholisch, manchmal konziliar sind, stellt der konziliare Papst sich beständig an die Spitze einerseits von der katholischen Kirche und andererseits von ihrer konziliaren Fäulnis, der Konzilskirche. Das besagt nun allerdings nicht, daß der Papst Kopf zweier in der Praxis verschiedenen Kirchen ist, sondern daß er Kopf sowohl des Katholizismus als auch des Konziliarismus in der einen wirklichen katholischen Kirche ist, welche zur Zeit gänzlich von der konziliaren Fäulnis entstellt ist.

Warum sind unsere Kirchenführer so in die konziliare Fäulnis verliebt, um Himmels Willen? Wegen der modernen Sehnsucht nach Freiheit. Doch das ist eine andere Geschichte. In der Zwischenzeit müssen wir mit aller Macht dafür beten, daß Benedikt XVI. noch einmal den Unterschied zwischen Apfel und Fäulnis erkennen möge!

Kyrie eleison.

Echter Papst? – II.

Echter Papst? – II. on Mai 7, 2011

Nicht jedermann stimmt der Meinung der „Eleison Kommentare“ Nr. 198 von letzter Woche zu. Sie lautete, daß die subjektiv gute Absicht oder der gute Wille der Konzilspäpste verhindert, daß ihre haarsträubenden objektiven Häresien sie zu ungültigen Päpsten machen (siehe Prof. Dörmanns Arbeit über die Allerlösungslehre von Johannes Paul II., und Bischof Tissiers Arbeit über das Entleeren des Kreuzes durch Benedikt XVI). Die gegenteilige Meinung erklärt die Irrlehren der Konzilspäpste allerdings für so gravierend, daß 1.) diese Häresien unmöglich durch einen echten Stellvertreter Christi ausgesprochen worden sein können; oder 2.) daß eine subjektiv noch so gute Absicht das objektive Gift dieser Häresien nicht neutralisieren kann; oder 3.) daß im Falle der Konzilspäpste eine subjektiv gute Absicht ausgeschlossen ist, weil sie noch in der alten Theologie ausgebildet wurden. Auf diese drei Argumente möchte ich nun in aller Ruhe eingehen:—

Erstens: Nur Gott allein weiß sicher, bis zu welchem Punkt er den – wenigstens objektiven – Betrug seiner Stellvertreter an ihm zuläßt. Allerdings wissen wir aus der Hl. Schrift (Lukas 18,4), daß Jesus Christus bei seiner Wiederkehr auf Erden kaum noch den wahren Glauben finden wird. Ist im Jahre 2011 der katholische Glaube bereits auf dieses Maß reduziert? Noch nicht, darf man annehmen. In dem Fall könnte Gott sogar zulassen, daß seine Stellvertreter noch schlimmeres tun, ohne allerdings aufzuhören, seine Stellvertreter zu sein. Lernen wir nicht ebenfalls aus der Hl. Schrift, daß Kaiphas just zu jenem Zeitpunkt Hohepriester war, als er das größte vorstellbare Verbrechen gegen Gott plante, d.h. den Justizmord an Jesus Christus (Johannes 11,50–51)?

Zweitens: Es ist wahr, daß für die Universalkirche die objektive Häresie gutmeinender Häretiker viel schwerer wägt als ihre subjektiv guten Absichten. Auch ist wahr, daß viele objektive Häretiker subjektiv von ihrer eigenen Unschuld überzeugt sind. Aus diesem zweifachen Grund hat die Mutter Kirche – wenn sie gesund ist – ein Instrument, um solche materiellen Häretiker zu zwingen, daß sie entweder ihre Häresie widerrufen oder aber vollends formelle Häretiker werden. Dieses Instrument sind die Inquisitoren, welchen die Kirche ihre gottgegebene Autorität verleiht, die Häresien zu bestimmen und zu verurteilen, um die Reinheit der Lehre aufrechtzuerhalten. Doch was geschieht, wenn die höchste Autorität in der Kirche selber objektive Häresien ausspricht? Wer steht dann über den Päpsten und hat die Autorität, sie zu korrigieren? Niemand. Hat Gott also seine Kirche aufgegeben? Nein, allerdings unterzieht er sie einer schweren Prüfung, welche allzusehr verdient ist wegen der heutigen Masse an lauen Katholiken – einschließlich, Gott sei es geklagt, an Traditionalisten?

Drittens: In der Tat erhielten sowohl Johannes Paul II. als auch Benedikt XVI. eine vorkonziliare Ausbildung in Philosophie und Theologie. Doch hatten zu ihrer Zeit bereits über ein Jahrhundert lang der Kantianische Subjektivismus und der Hegelsche Evolutionismus am Kern des Begriffs der objektiven und unveränderlichen Wahrheit genagt. Ohne diesen Wahrheitsbegriff leuchtet der Begriff des unveränderlichen katholischen Dogma jedoch nicht mehr ein. Sicherlich kann man argumentieren, daß beide Päpste moralisch schuldig daran waren – beispielsweise wegen dem Streben nach Beliebtheit bei den Menschen, oder wegen intellektuellem Stolz –, daß sie in die materielle Häresie abglitten. Doch ist die moralische Schuld kein Ersatz für die maßgebliche dogmatische Verurteilung, welche diese Päpste erst mit Sicherheit von materiellen Häretikern zu formellen erklären kann.

Weil nur formelle Häretiker aus der Kirche ausgeschlossen sind und weil die einzig sichere Methode, eine formelle Häresie nachzuweisen, im Falle eines Papstes nicht anwendbar ist, muß eine gewisse Bandbreite an Meinungen zum Problem der Konzilspäpste offenbleiben. Einerseits ist es ungerecht, daß die liberalen „Traditionalisten“ aus dem Wort „Sedisvakantist“ ein Schimpfwort machen; andererseits sind die Argumente der Sedisvakantisten nicht so schlüssig, wie sie es gerne hätten oder vorgeben. Zusammenfassend gesagt mögen Sedisvakantisten noch katholisch sein, doch auf der anderen Seite ist noch kein Katholik verpflichtet, Sedisvakantist zu sein. Ich zum Beispiel glaube, daß die Konzilspäpste gültige Päpste sind.

Kyrie eleison.