P. Ronald Ringrose

Vorrückender Widerstand

Vorrückender Widerstand on Juli 13, 2013

Die Feierlichkeiten in den USA zum silbernen Jubiläum der Bischofsweihen des Jahres 1988 waren ein großer Erfolg. Ein Dutzend Priester und ein Bischof zelebrierten am 29. und 30. Juni 2013 zwei Pontifikalmessen im Pfarrgarten von Hw. Ronald Ringrose in Vienna in Virginia, und ca. 250 bis 300 Gläubige besuchten jeweils die hl. Messe. Die Zeremonien mögen liturgisch gesehen etwas zu wünschen übrig gelassen haben, weil eine einzelne Gemeinde nicht über die Mittel eines voll ausgerüsteten Priesterseminars verfügt. Viel wichtiger ist jedoch, daß die Meßbesucher ruhig und beschaulich gestimmt waren, weder mit Bitterkeit noch Wut, sondern mit einem klaren Verständnis für die Tatsache ausgestattet, daß die Priesterbruderschaft St. Pius X. auf Abwege geraten ist und die Gläubigen daher etwas unternehmen müssen, um den Glauben zu bewahren. Viele Besucher kamen von weither in den USA angereist, einige sogar aus dem Ausland.

Tags zuvor war Hw. Ringrose mit seiner Pfarrei bereits Gastgeber eines Tagestreffens für das Dutzend Priester, welches aus Brasilien, Kanada, Kolumbien, England, Frankreich, Mexiko und den Vereinigten Staaten kam. Es wurde keine neue Organisation und auch kein zusätzliches Verwaltungsinstrument gebildet, sondern eine weitere Erklärung abgegeben, welche abschloß mit einem langen Zitat von Erzbischof Lefebvre über den Wiederaufbau des Christentums von Grund auf. Die Stimmungslage der Priester war jener der Meßbesucher ähnlich: ruhig und beschaulich, entschlossen und in einer Zweckeinheit verbunden mit dem schlichten Ziel, möglichst viel zu retten von dem, was die Bruderschaftsführung jetzt verrät.

Sagte ich Verrat? Aber haben die anderen drei Bruderschaftsbischöfe Tissier, Fellay und de Galarreta am 27. Juni 2013 nicht ebenfalls eine Erklärung abgegeben, welche in weiten Teilen zu dem zurückzukehren schien, wofür die Priesterbruderschaft immer stand? Seien wir vorsichtig. Wie die Lateiner am Beispiele des Skorpion sagen: „In cauda venenum,“ d.h. im Schwanz befindet sich das Gift. Denn der elfte der zwölf Absätze dieser Erklärung besagt, daß diese drei Bischöfe der Vorsehung folgen wollen, „wenn entweder Rom zur Tradition zurückkehrt . . . oder wenn Rom ausdrücklich unser Recht anerkennt, ganz den Glauben zu bekennen und die ihm entgegenstehenden Irrtümer zurückzuweisen.“

Hw. Ringrose war nun etwa 30 Jahre lang ein Mitstreiter im US-Distrikt der Bruderschaft, doch auf ihrem neuen und selbstmörderischen Pfad leistet er ihr nicht länger Gesellschaft. In seinem Gemeindeblatt schrieb er über den Gemütszustand, welcher hinter dem erwähnten elften Paragraphen steht, folgendes:

„Das heißt also: ‚Selbst wenn Rom modernistisch bleibt, so nehmt uns trotzdem auf. Wir werden damit zufrieden sein, einfach eine weitere Gruppe in der konziliaren Ruhmeshalle zu sein – neben den Ketzern, Ökumenisten, Pantheisten oder wen es sonst noch gibt.’ Die Erklärung klingt so, als ob eine Verschiebung stattfände zurück zu dem, wofür die Priesterbruderschaft immer stand, doch die Tür zum Abkommen (zwischen der Bruderschaft und Rom) bleibt offen. In Wirklichkeit hat sich also nichts geändert, sondern es klingt nur anders. Der Inhalt des Behälters ist genau der gleiche, lediglich das Etikett auf seiner Außenseite sieht ein bißchen mehr nach Erzbischof Lefebvre aus.“

Die Gläubigen allerdings scheinen mit den Füßen abzustimmen. Auf der eigenen kleinen Silberjubiläumsfeier der Bruderschaft in Ecône sollen nur zwischen 200 und 300 Menschen gewesen sein, und bei der jährlichen Priesterweihe in Ecône soll diesmal fast die Hälfte der Stühle leer geblieben sein. Es sieht gewiß so aus, als ob der Verrat die Bruderschaft konstant schwächt, während Priester und Laien immer mehr erkennen, was vor sich geht, und somit die Widerstandsbewegung immer stärker wird.

Kyrie eleison.

Gelbes Licht

Gelbes Licht on Januar 5, 2013

Vor ungefähr zwei Monaten schrieb Hw. Pater Ronald Ringrose einen bewundernswerten Brief an den US-amerikanischen Distriktoberen der Priesterbruderschaft St. Pius X. namens Hw. Pater Arnaud Rostand. Nicht alle Leser dieser „Eleison Kommentare“ werden diesen Brief kennen. Hw. Ringrose betreut als unabhängiger Priester seit über 30 Jahren die traditionelle katholische Gemeinde St. Athanasius nahe Washington, D.C., und er war stets ein treuer Freund der Bruderschaft, auch wenn er kein Mitglied von ihr ist. Im Juni letzten Jahres war Hw. Ringrose mit seiner Gemeinde Gastgeber für das erste Treffen der Kernmannschaft jener Bruderschaftspriester, welche in den USA Widerstand gegen den Kurswechsel der Bruderschaft leisten. Zwar fand besagter Kurswechsel schon seit längerem im Verborgenen statt, doch wurde er erst im Frühling des letzten Jahres offen und für alle sichtbar. Als getreue Führungskraft von Bischof Fellay in den USA schlug Hw. Rostand in einem Brief zuvor dem Hw. Ringrose ein Treffen vor, wo der Distriktobere ihn dann davon überzeugen könnte, daß der Kurswechsel gar kein echter Wechsel sei. Es folgt die Antwort von Hw. Ringrose:—

„Vielen Dank für Ihren Brief vom 12. Oktober 2012, wo Sie ein Treffen vorschlagen, um die Situation in der Priesterbruderschaft zu diskutieren. Obwohl dies ein sehr freundliches Angebot Ihrerseits ist, welches ich sehr schätze, so denke ich dennoch nicht, daß dieses Treffen einen nützlichen Zweck haben würde. Denn die Probleme der Priesterbruderschaft kommen von ihrer obersten Führung her, und Sie sind nicht in einer Position, dies zu ändern.

Tatsächlich war ich seit vielen Jahren ein großer Befürworter der Priesterbruderschaft. Der Grund dafür liegt in der Tatsache, daß meine Mission als Priester und die Mission der Bruderschaft ein- und dieselbe war: den Seelen zu helfen, den katholischen Glauben aufrechtzuerhalten während dieser Zeit, wo er selber vom nachkonziliaren Rom aufgegeben worden zu sein scheint.

Inzwischen muß ich mit meiner Unterstützung der Priesterbruderschaft allerdings vorsichtiger und zurückhaltender sein. So war ich tief beunruhigt, als Ihr Generaloberer sagte, daß 95% des Zweiten Vatikanischen Konzils annehmbar seien. Und ich bin sehr erstaunt darüber, daß die Bruderschaftsführung an drei der Bischöfe der Bruderschaft antwortete, daß letztere aus den Irrtümern des Zweiten Vatikanum eine „Super-Häresie“ machen würden. Auch bin ich enttäuscht darüber, wie saft- und kraftlos die Reaktion der Bruderschaft auf Assisi III ausgefallen ist. Ich bin traurig über die ungerechte Disziplinierung jener Bruderschaftspriester, welche nach dem Vorbild Erzbischof Lefebvres handeln. Und schließlich bin ich empört über die Behandlung von Bischof Williamson durch die Bruderschaft – empört nicht nur über seinen kürzlichen Ausschluß aus der Bruderschaft, sondern auch über sein schäbiges Behandeltwerden während der letzten Jahre.

Wenn ich bis vor dem letzten Jahr von einem Gemeindemitglied zur Priesterbruderschaft gefragt wurde, so gab ich stets grünes Licht. Angesichts ihrer jüngsten Aktionen gebe ich zwar noch kein rotes Licht, aber ein gelbes Licht der Vorsicht. Das rote Licht von meiner Seite wird kommen, wenn und sobald die Bruderschaft zuläßt, von der Konzilskirche aufgesogen zu werden, welcher der Erzbischof sich so heftig widersetzte.

Mit großer Trauer schreibe ich diese Worte. Denn die Bruderschaft zählt viele gute, eifrige und gläubige Priester. Viele unter ihnen kenne und schätze ich. Von ihnen hängen viele Seelen ab. Aus Liebe zur Bruderschaft fürchte ich um ihre Zukunft. Und ich fürchte, daß sie einen selbstmörderischen Weg eingeschlagen hat. Die Bruderschaftsführung mag vielleicht denken, daß ein Vertrag mit dem konziliaren Rom vom Tisch sei, aber ich fürchte, daß Rom hier anders denkt.

Ich bete darum, daß die Bruderschaft wieder zu dem Kurs zurückkehrt, welchen Erzbischof Lefebvre ihr zugedacht hat, und zwar ohne Kompromisse und Ausflüchte. Wenn die Bruderschaft dies macht, so wird sie wieder meine uneingeschränkte Unterstützung haben.“

Am Ende schließt Hw. Ringrose seinen Brief mit brüderlichem Gruß. Der Brief ist wahrlich ein Modell für scharfsinniges Denken und Höflichkeit, für Festigkeit und Nächstenliebe. Lange lebe Hw. Ringrose, damit er eine einzigartige Bastion des Katholizismus direkt neben der Hauptstadt der Vereinigten Staaten von Amerika aufrechterhalten kann.

Kyrie eleison.