Revolution

Wie Unterscheiden? – I

Wie Unterscheiden? – I on November 18, 2017

Ein junger Mann mit rechtschaffenem Sinn hat uns eine gute Frage über die Krise innerhalb der Kirche und eine weitere gute Frage über die Krise innerhalb der Priesterbruderschaft St. Pius X gestellt. Seine erste Frage formuliert Josef wie folgt:

Einerseits war die Konzilskrise nur eine von vielen Krisen, welche die Kirche neulich heimsuchten, wie der Protestantismus, der Liberalismus und verschiedene Revolutionen, wozu noch zwei Weltkriege kamen; deshalb vermochten Irrtümer, die vor Vatikan II von der Kirche klar verurteilt worden waren, beim Konzil zu triumphieren. Und nach dem Konzil wurden dessen Neuerungen von klassischen Feinden der Kirche wie Freimaurern und Sozialisten mit Beifall aufgenommen, während der missionarische Geist der Kirche eindeutig erloschen ist.

Andererseits sind die Ideen des Konzils das Werk hochintelligenter und anscheinend katholischer Prälaten, und man kann nicht ständig geltend machen, der Papst sei gar nicht Papst, oder die meisten modernistischen Bischöfe seien ungültig geweiht. Kann man also sagen, dass die Konzilskrise auch Grauzonen umfasst, die es immer noch schwer machen, klar zu sehen? Und wenn wir noch keine gesicherten Schlüsse ziehen können, können wir dann ganz sicher sein, dass wir am wahren Glauben festhalten?

Die beste Antwort auf diese Frage erteilt Unser Herr selbst, der in der Bergpredigt (Matthäus VII, 15–20) sagt:”An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen.” Offensichtlich wusste Unser Herr, dass Seine Kirche ständigen Angriffen ausgesetzt sein und dass der Teufel rastlos versuchen würde, im Geist Seiner Amtsbehörden Verwirrung zu stiften. Die Verwirrung, die auf Vatikan II folgte, unterscheidet sich ihrer Art nach nicht von früheren Krisen in der Kirchengeschichte, aber der grosse Abfall der Prälaten bei Vatikan II macht diese Verwirrung ihrem Umfang nach beispiellos – nie zuvor war die Masse der katholischen Hirten und deshalb auch die katholische Herde dermassen verloren gewesen.

Dennoch: Will man einen Ausweg aus der Verwirrung finden, gilt immer noch das unfehlbare Prinzip: Taten sprechen lautet als Worte, und die Früchte der Taten eines Menschen lassen am sichersten erkennen, wer er ist und was er wirklich beabsichtigt. Besonders im Fall des Modernismus kann ein Mensch sich selbst darüber belügen, was er will oder beabsichtigt, weil niemand der Realität dermassen entrückt ist wie ein Modernist.”Das Ende der Welt wird durch Menschen geprägt sein, die Böses tun, während sie wähnen, Gutes zu tun”, sagte Pater Frederick Faber im 19. Jahrhundert. Im 21. Jahrhundert befinden wir uns in der verhängnisvollen Endphase dieses jahrhundertelangen Prozesses, bei dem die Menschheit, die glaubt, Gottes nicht mehr zu bedürfen, sich selbst belügt. Würde Gott Seine Schafe denn wirklich schutzlos solch beispiellos gefährlichen Wölfen im Schafspelz ausliefern, wie es die Modernisten sind? Nein, weil jedermann dazu fähig ist, einen Menschen an den Früchten seiner Taten zu erkennen, sofern er über ein Minimum an gesundem Verstand und einen ehrlichen Willen verfügt.

Ziehen wir hieraus die sich aufdrängenden Schlüsse. Sie, Josef, stellen fest, dass die heutigen kirchlichen Autoritäten hochintelligente Männer und anscheinend katholisch sind, und folgern hieraus durchaus logisch, dass sie legitime Autoritäten der Kirche sind, denn obwohl Sie wissen, dass die Früchte ihrer Taten so wenig katholisch sind, dass gar mancher Katholik ihnen jede Legitimität abspricht, fragen Sie sich, wer denn sonst bevollmächtigt sei, für die Universale Kirche zu sprechen und zu handeln. Zugleich stellen Sie jedoch fest, dass die Ideen jener Männer mit schwerwiegenden antikatholischen Irrtümern früherer Zeiten übereinstimmen, und dass die klassischen Feinde der Kirche wie die Freimaurer ihnen jetzt Beifall spenden. Argumente finden sich auf der einen wie auf der anderen Seite. Zweifel und Schatten. Wie entrinnt man diese Konfusion?

Die Antwort liegt in Ihrer weiteren Feststellung, dass seit Vatikan II der missionarische Geist in der Kirche erloschen ist. Dies sind die Früchte des Konzils. Es predigte die Ökumene ( Unitatis Redintegratio ) , die Glaubensfreiheit ( Dignitas Humanae ) sowie die relative Annehmbarkeit falscher Religionen wie des Hinduismus, des Islam und des Judentums ( Nostra Aetate ) – wie konnte der katholische missionarische Geist da nach dem Konzil nicht erlöschen? Und sind nach Vatikan II nicht zahllose Klöster, Seminare, Nonnenklöster, Diözesen und Gemeinden verödet, so dass sie geschlossen werden mussten? Wurden doch irgendwo neue Diözesen eröffnet? Ja, unter der Führung des weltweit einzigen Bischofs, der das Konzil und alle seine Werke von Anfang an offen zurückwies, Erzbischof Lefebvre. Dies waren eben jene Früchte eben jener katholischen Prinzipien, die Vatikan II zum Trotz getreulich in die Praxis umgesetzt worden sind. Nach weiteren Antworten auf Ihre Fragen brauchen Sie, Josef, nicht zu suchen.

Kyrie eleison.

Gesegnete Höhle

Gesegnete Höhle on Oktober 16, 2010

Wie töricht ist es doch, die Gnade von der Natur zu trennen! Denn beide sind füreinander geschaffen. Noch törichter ist allerdings der Gedanke, daß die Gnade gegen die Natur kämpfe! Zwar liegt die Gnade tatsächlich im Kampf mit dem Schlechten unserer gefallenen Natur, aber eben nicht mit der von Gott kommenden Natur, die über dieser Gefallenheit steht. Im Gegenteil gibt es die Gnade doch gerade, um diese gefallene Natur von ihrer Gefallenheit und ihrem Fallen zu heilen, und um sie bis in Gottes Höhen zu heben, damit sie am göttlichen Wesen teilhabe (2. Petrus 1,4).

Die Natur ohne Gnade neigt zwar zur Revolution, aber eine die Natur verachtende Gnade führt zu einer Verfälschung des geistigen Lebens, beispielsweise zum Jansenismus, der ebenfalls zur Revolution führt. Bei einer siebentägigen Reise nach Italien wurde mir die Schwere dieses protestantischen Irrtums erneut deutlich, welcher die Gnade gegen die Natur anstatt gegen die Sünde stellt. Denn die Reise führte auch in vier Berggegenden, in die vier große Heilige geflohen waren (die im Brevier und im Meßbuch stehen), um Gott näherzukommen – mitten in der Natur. In zeitlicher Reihenfolge waren dies der hl. Benedikt (Festtag 22. März, in Subiaco), der hl. Romuald (7. Februar in Camaldoli), der hl. Johannes Gualbert (12. Juli in Vallombrosa) und der hl. Franz von Assisi (4. Oktober in La Verna).

Im 11. Jahrhundert wählten zwei Mönchsorden die Orte Camaldoli und Vallombrosa, hoch oben in den Hügeln, die Florenz umgeben, als ihren Ordensnamen und Gründungssitz aus. In La Verna, hoch oben im toskanischen Apennin, erhielt der hl. Franz von Assisi im Jahre 1224 die Wundmale Christi. Heute können diese drei Orte relativ einfach mit dem Bus oder Auto erreicht werden, doch nach wie vor sind sie von Waldland umgeben und liegen hoch genug über dem Meeresspiegel, daß es im Winter bitterkalt sein muß. An diesen Orten verkehrten die drei Heiligen mit Gott, fernab von den Bequemlichkeiten der Städte mit ihrer „verrückten Masse“ – verrückt genug selbst noch in den kleineren Städten jener Zeit.

Am stärksten beeindruckte mich vielleicht die Gegend bei Subiaco, die eine Autostunde östlich von Rom liegt. In einer Höhle an einem Berghang verbrachte dort Benedikt als junger Mann drei Jahre. Er kam im Jahr 580 des Herrn zur Welt, floh als junger Student vor der Verderbtheit in Rom und ging im Alter von 20 Jahren in die Berge – manche sagen, mit 14 Jahren, und wenn dem so ist: was für ein Jugendlicher! Ab etwa 1200 anno Domini entstand an jenem Berghang, den dieser junge Mann geheiligt hatte, ein Kloster in großem Stil, aber noch heute können wir erahnen, was Benedikt dort bei seiner Suche nach Gott fand: oben die Wolken und den Himmel, tief unten den im Tal hinunterrauschenden Sturzbach, am entgegenstehenden Berghang nur wildes Waldland, und als Gesellschaft nichts anders als die Vögel, die an der steilen Felswand hin- und herkreisen. Allein mit der Natur . . . mit Gottes Natur . . . allein mit Gott!

Drei Jahre lang allein mit Gott . . . drei Jahre, die einen jungen Katholiken befähigten, seine Seele zusammen mit Jesus Christus und inmitten von Gottes Natur so in Besitz zu nehmen, daß seine berühmte Benediktinische Regel das zusammenbrechende römische Imperium in ein rasch erstarkendes Christentum verwandeln konnte. Diese Christenwelt wiederum bricht nun in Form der „Westlichen Zivilisation“ zusammen. Wo sind heute die katholischen Jungmänner, die mit Christi Hilfe ihre Natur und somit ihre Seele wieder in Besitz nehmen, um dadurch die Christenwelt zu retten?

Heilige Muttergottes, beflügele unsere jungen Männer!

Kyrie eleison.