Geistigkeit

Hauslektüre

Hauslektüre on Oktober 20, 2012

Die „Eleison-Kommentare“ empfahlen den Lesern vor einiger Zeit, ihre Häuser in Festungen auszubauen, falls ob der Verrücktheit der modernen Zeit die öffentlichen Glaubensfestungen verschwinden könnten. Nun fragten einige Leser, wie ein solcher Festungsbau denn aussehen könnte. Zwar haben diese „Kommentare“ schon einige geistliche und irdische Mittel vorgeschlagen, um das Heim und die Familie schützen zu können; zuvörderst natürlich durch das Rosenkranz-Gebet. Doch eine Art des Festungsausbau blieb bisher unerwähnt, welches ich vermutlich anstelle des Fernsehers einsetzen würde, hätte ich eine Familie zu verteidigen: den Kindern allabendlich ausgewählte Kapitel aus dem Werk „Der Gottmensch“ von Maria Valtorta vorzulesen. Wenn wir dann den letzten Band durchgelesen hätten, so würden wir, stelle ich mir vor, wieder von vorne anfangen – bis alle Kinder das elter liche Heim verlassen hätten.

Nun hat das Werk Valtortas viele und sprachgewandte Feinde. Es besteht aus Episoden über das Leben Unseres Herrn Jesus Christus und Unserer Lieben Frau, angefangen von ihrer Unbefleckten Empfängnis bis hin zu ihrer leiblichen Aufnahme in den Himmel. Maria Valtorta, eine unverheiratete Frau reiferen Alters aus Norditalien, schaute während des Zweiten Weltkrieges diese Episoden als Visionen vom Himmel, wie es glaubhaft scheint. Valtorta war durch eine Rückenverletzung, welche sie Jahre zuvor erlitten hatte und dadurch dauerhaft verkrüppelt war, an das Krankenbett gefesselt. Die im italienischen Original (etwa 4.000 Seiten auf 10 Bände verteilt) eingefügten Anmerkungen zeigen die große Furcht von Valtorta davor, vom Teufel getäuscht zu werden. Tatsächlich bezweifelt eine gewisse Zahl von Menschen, ob das Werk Valtortas auch wirklich von Gott stammt. Gehen wir auf drei der wichtigsten Einwände näher ein.

Erstens wurde das Werk in den 1950er Jahren auf den kirchlichen Index der verbotenen Bücher gesetzt, also kurz bevor Rom in den 1960er Jahren neo-modernistisch wurde. Als Gründe für die Indizierung wurden genannt eine Romantisierung und Sentimentalisierung der Ereignisse im Evangelium. Zweitens werden dem Werk zahlreiche lehrmäßige Irrtümer vorgeworfen. Drittens wandte Erzbischof Lefebvre gegen Valtortas Werk ein, daß das Aufzählen von so vielen materiellen Einzelheiten aus dem Alltagsleben unseres Herrn ihn zu irdisch werden ließe und wir somit zu stark von der geistlichen Ebene der vier Evangelien herabgebracht würden.

Nun zur Erwiderung auf diese drei Einwände. Wie hätten erstens die Modernisten Rom in den 1960er Jahren übernehmen können, wenn sie nicht schon vorher in den 1950er Jahren gut in Rom eingerichtet gewesen wären? Sodann ist das Werk Valtortas, wie auch das Evangelium (siehe Johannes 11,35, usw.) tatsächlich voller Gefühle, die allerdings ihrem jeweiligen Objekt entsprechen und es nicht übertreffen. Meines Erachtens kommt dem gesunden Sachverstand das Werk weder sentimental noch romantisiert vor. Zweitens sind die scheinbaren lehrmäßigen Irrtümer einer nach dem anderen leicht zu entkräften, was ein kompetenter Theologe in den Anmerkungen der italienischen Ausgabe auch durchgeführt hat. Und drittens möchte ich bei allem gebotenen Respekt vor Erzbischof Lefebvre argumentieren, daß der moderne Mensch die in Valtortas Werk beschriebenen irdischen Einzelheiten sogar durchaus braucht, um wieder an die Wirklichkeit des Evangeliums glauben zu können. Hat denn nicht eine zu starke „Spiritualität“ unseren Herrn für den modernen Menschen sozusagen ins „Obergeschoß“ hinauf entrückt, während Kino und Fernsehen den menschlichen Sinn für Realität unten im „Erdgeschoß“ übernommen haben? So wie unser Herr ganz Mensch und ganz Gott war, so ist auch Valtortas Werk zu jeder Zeit sowohl ganz geistlich als auch ganz irdisch.

Aus der nicht-elektronischen Lektüre des Werkes zuhause dürfte, so glaube ich, großer Nutzen erwachsen – zusätzlich zu einem wahrhaftigen Umgang zwischen den vorlesenden Eltern und ihren zuhörenden Kindern. Denn Kinder saugen ihre Umgebung wie Schwämme das Wasser auf. Werden ihnen altersgemäß ausgewählte Kapitel aus diesem Werk vorgelesen, so verspreche ich mir für die Kinder schier endlose Lernmöglichkeiten über das Leben Unseres Herrn und der Muttergottes. Denken wir außerdem an die vielen Fragen, welche die Kinder dann stellen würden. Und erst an die Antworten, mit welchen die Eltern dann aufwarten müßten. Mir dünkt, daß Valtortas Werk ein großartiger Beitrag zum Ausbau des Heimes in eine Festung sein könnte.

Kyrie eleison.

Blumenunterricht

Blumenunterricht on Juni 23, 2012

Wenn Blumen auf gewisse Weise etwas mitteilen können (vergleiche „Eleison Kommentare“ Nr. 255), dann vermögen sie aber auch auf gewisse Weise zu unterrichten: über den Wert der Zeit, über die Gerechtigkeit Gottes und über die Harmonie von Gnade und Natur.

Ein Beispiel: Nehmen wir an, daß Gott existiert und daß es gerecht von Ihm ist, den einer Seele zugedachten Platz in der Ewigkeit davon abhängig zu machen, welche Entscheidungen diese Seele während ihres kurzen Lebens traf (selbst wenn dieses Leben 90 Jahre lang gewesen sein mag). Bei dieser Annahme leuchtet dann ein, daß wirklich jeder Moment in diesem Leben zählt, und daß Gott in jedem einzelnen Moment dahingehend auf uns einwirkt (selbst wenn nicht stets mit der gleichen Kraft), uns in der Ewigkeit Ihm anzuschließen. Sodann ist auch die Annahme vernünftig, daß Gott durch Blumen und durch überhaupt jede Gabe in seiner Schöpfung tatsächlich zu uns spricht. Denn welche lebende Seele kann schon behaupten, daß sie niemanden und nichts zu lieben habe? Selbst der hartgesottenste „Atheist“ hat beispielsweise noch seinen Hund oder seine Zigaretten. Und wer entwarf diese Hunde und diese Tabak pflanzen, und wer legte sie so an, daß sie sich bis zum heutigen Tag fortpflanzen?

Dieser „Atheist“ mag zwar bis kurz vor seinem Tode immer noch behaupten, daß wenigstens zu ihm Gott nicht gesprochen habe. Doch sobald er gestorben ist, wird dieser Mensch mit einem Schlag erfassen, daß Gott in jedem Moment seines wachen Lebens durch das eine oder andere Geschöpf, das ihn umgab, auf ihn eingewirkt hatte. „Ist es nun ungerecht von mir,“ könnte Gott ihn dann fragen, „daß ich Dich für jeden weiteren Moment meines Lebens verdamme, weil Du Dich in jedem Moment Deines Lebens mir verweigertest? Erhalte nun, was Du gewählt hast: Weiche von mir – hinab in das ewige Feuer . . .” (vgl. Matthäus 25,41).

Betrachten wir nun den umgekehrten Fall: also eine Seele, welche einerseits jeden Moment ihres Lebens genutzt hat, um den großen und guten Gott zu lieben, der hinter all den Dingen, die sie genossen hat, steht. Und anderseits hat diese Seele aber auch verstanden, daß Gottes Vorsehung die schlechten Dinge, die dieser Seele nicht gefielen, zugelassen hat. Wer würde da noch wünschen, anerkannt zu werden, berühmt zu sein, in den Medien zu erscheinen oder Regale mit Urlaubsphotos zu füllen, um seinem Leben einen Sinn zu geben? Kein Wunder konnten in den vergangenen Zeiten talentierte Seelen ihre Talente in einem Kloster oder Konvent „vergraben,“ um sie ganz und gar dem liebenden Gott zu widmen. Denn in der Tat ist jeder Moment unserer Lebenszeit von unermeßlichem Wert, weil das Wohl oder Übel einer unermeßlichen Ewigkeit von jedem dieser Momente abhängt.

Darüber hinaus helfen uns die „sprechenden“ Blumen, ein anderes bekanntes Problem zu lösen, nämlich die Frage: Wie können nicht-katholische Seelen dafür verdammt werden, den katholischen Glauben nicht gehabt zu haben, wenn gar kein katholischer Missionär sie jemals erreichte? Von diesem Geheimnis kann wenigstens ein Teil gelöst werden, menschlich gesprochen, wenn wir folgendes bedenken: Derselbe eine Gott erschuf die Blumen und setzte die katholische Kirche ein. Selbst wenn daher eine Seele durch Gottes Vorsehung niemals die katholische Wahrheit von einem Missionär hörte, so kann diese Seele trotzdem sich nicht darauf berufen, nichts vom wahren Gott gewußt zu haben. Sie darf daher gerichtet werden gemäß dem, was sie wußte – beispielsweise was sie von der Schönheit der Wolkenformationen wußte, oder der Sonnenauf- und -untergänge. Hat diese Seele dann, als sie diese Schönheit sah, wie der heidnische Job gesprochen (Job 19,25): „Ich selber weiß, mein Erlöser lebt“? Oder sprach die Seele etwa: „Nun ja, ganz nett, aber jetzt will ich meines Nächsten Weib besuchen . . .”?

Tatsächlich teilen sogar Katholiken eine ganze Reihe von Klagen der heutigen Menschen gegen ihren Schöpfer. Denn viele Katholiken, wie überhaupt jeder heutzutage, sind durch ihr städtisches oder vorstädtisches Leben von der Natur mehr oder weniger abgeschnitten, und entsprechend künstlich wird ihre „Spiritualität.“ Jemand sagte einmal: „Wehe denen, die nie ein Tier liebten.“ Die Kinder sind Gott nahe. Es ist merkwürdig, auf welch natürliche Weise Kinder Tiere lieben.

O großer und guter Gott, schenke uns die Gnade, daß wir erkennen, wo Du zuinnerst in allem und jedem bist, und in jedem Moment.

Kyrie eleison.

Verbrecherisches Finanzwesen – I.

Verbrecherisches Finanzwesen – I. on Oktober 29, 2011

Der drohende Zusammenbruch des weltweiten Finanzwesens bzw. die Errichtung einer Weltregierung durch das globale Finanzsystem aufgrund dieses Zusammenbruchs sollte uns zum Nachdenken bringen: Wie gelangten wir überhaupt in diese katastrophale Lage, und wie können wir ihr wieder entrinnen? Wenn der allmächtige Gott bei dieser schweren Krise keine Rolle gespielt haben sollte, so wäre er offenbar nicht ernstzunehmen und würde nur einen sonntäglichen Wohlfühl-Zeitvertreib darstellen. Sollte andererseits Gott wirklich so wichtig sein, wie beispielsweise die einstigen Erbauer der mittelalterlichen Kathedralen offensichtlich annahmen, dann kommt unserer Gottesvernachlässigung eine zentrale Bedeutung zu beim heutigen Triumph des Finanzwesens über die Wirklichkeit.

In der Tat müssen wir auf das Mittelalter zurückgreifen, um die Ursachen der heutigen Katastrophe zu verstehen. Als nach dem Hochmittelalter der Glaube abzunehmen begann, interessierten die Menschen sich immer stärker für den Mammon – dieser anderen großen Antriebskraft in ihrem Leben (Matthäus 6,24). Das Geld, welches seinem Wesen nach dem Austausch von realen Gütern und Dienstleistungen dienen soll, wurde damit von der Natur abgekoppelt und zum modernen Finanzwesen verwandelt, dem Herrn der Weltwirtschaft. Bei diesem Vorgang übernahm die nachmittelalterliche Ausbreitung des Mindestreserve-Bankwesens eine Schlüsselrolle und führte direkt zu den Bergen der heutigen, überall vorhandenen, unbezahlbaren Schulden. Somit wird die Welt an die sichtbaren Bankiers versklavt, oder besser gesagt an deren unsichtbare Lenker.

Soll das Geld der Wirtschaft dienen, so wird ein weiser Staat sicherstellen, daß die im Umlauf sich befindende Geldmenge mit der Gesamtmenge an realen Gütern, welche in dieser Wirtschaft ausgetauscht werden, zu- und abnimmt. Auf diese Weise bleibt der Geldwert stabil. Steht allerdings zu viel Geld für zu wenige Güter, so verliert das Geld an Wert und wir kommen in eine Inflation. Stehen umgekehrt zu viele Güter für zu wenig Geld, so überhöht der Geldwert sich und wir erreichen eine Deflation. Beide Varianten bringen durch ihren wechselnden Geldwert den Warenaustausch aus dem Gleichgewicht. Wenn nun diese Banken, in welche die Anleger echtes Geld hinterlegen, nur einen Bruchteil dieses echten Geldes als Reserve halten müssen und dadurch eine deutlich größere Menge an Papiergeld abdecken und in Umlauf bringen dürfen, dann können die Banken durch Erhöhung oder Drosselung der umlaufenden Geldmenge mit dem Wert des Geldes spielen und ein Vermögen erbeuten, indem sie billiges Geld verleihen, aber teures Geld zurückverlangen. Auf diese Weise übernehmen die Finanziers die Kontrolle des Staates.

Noch schlimmer wird es, wenn das Mindestreserve-Bankwesen den Banken ermöglicht, das Geld völlig von der Wirklichkeit abzukoppeln und es nach Gutdünken selber zu fabrizieren, und wenn noch dazu die Banken selbst nur geringe Zinseszinsen auf solches Spaßgeld erheben dürfen. So werden sie logischerweise in den Stand versetzt, alle wirklichen Werte aus einer Wirtschaft herauszusaugen – was sie auch tun. Die Anleger werden dadurch zu Kreditnehmern und die meisten Kreditnehmer zu hoffnungslosen Schuld- bzw. Hypotheken-Sklaven degradiert. Die Banken sorgen dann nur aus Eigennutz dafür, daß die goldene Eier legende Gans nicht ganz zugrundegeht. Demgegenüber bremste der Gesetzgeber Moses in seiner göttlich eingegebenen Weisheit alle Verleiher, indem einerseits alle sieben Jahre sämtliche Schulden gelöscht (Deuteronomium 15,1–2) und andererseits alle 50 Jahre jedes Eigentum an seinen ursprünglichen Besitzer zurückgegeben wurde (Levitikus 15,10).

Doch warum behandelte Moses – dieser große Mann Gottes und daher ein Mensch von tiefer „Spiritualität“ – überhaupt solche materialistischen Angelegenheiten? Weil eine schlechte Volkswirtschaft die Menschen zur Verzweiflung und damit in Richtung Hölle treiben kann – sehen Sie sich doch nur um, heute, vor allem aber morgen –, während eine gute Volkswirtschaft einen vernünftigen Wohlstand ermöglicht, welcher keinesfalls einer Verehrung des Mammon gleichkommt, sondern den Menschen erleichtert, an die Güte Gottes zu glauben, ihn anzubeten und ihn zu verehren. Denn der Mensch besteht aus Geist und Körper.

Mit Sicherheit hätte Moses das Mindestreserve-Bankwesen zerschlagen, so wie er das Goldene Kalb zerschlug!

Kyrie eleison.

„Wunderrat“

„Wunderrat“ on Dezember 25, 2010

Der Weihnachtstag bietet eine gute Gelegenheit uns daran zu erinnern, warum wir über das Kommen unseres Herrn Jesus Christus frohlocken können und sollen. Er und nur er vermag alle wirklichen Probleme von uns Menschen zu lösen, welche bis zu den Anfängen der Menschheit zurückreichen und heute ernster sind als je zuvor.

Der Grund ist, daß alle wirklichen Probleme des Menschen mit der Sünde verbunden sind. Eine rein materielle Störung wird erst dann schwerwiegend, wenn sie eine geistige Dimension besitzt; z.B. wenn eine körperliche Krankheit einen Menschen dazu veranlaßt, deswegen zu fluchen oder sie segensreich zu ertragen. Und etwas Geistiges in unserem Inneren ist nur dann ungeordnet, wenn es in irgendeiner Weise sündhaft ist. So beklagte Job sich zwar bitterlich über seine körperlichen Leiden, doch war sein Wehklagen nicht sündhaft. Letztenendes ist eine Sünde eine Unordnung oder ein Verstoß zuerst gegen Gott, zweitens gegen sich selbst und erst an dritter Stelle gegen den Nächsten.

Deswegen basieren alle wirklichen Probleme des Menschen, welche über bloße materielle Probleme hinausgehen, auf dem Verstoß des Menschen gegen Gott. Ein entsetzliches Beispiel hierfür ist, wenn eine Frau eine Abtreibung begangen hat. Oberflächlich gesehen ist ihr Problem zwar gelöst: Der Säugling ist aus dem Weg geräumt und ihr Leben ist „wieder normal.“ Doch tief in ihrem Inneren wird sie entweder ihr Herz verhärten (und sich dadurch einer Welt anschließen, welche das Weihnachtsfest haßt und unterdrückt), oder sich bewußtmachen und dann eingestehen, daß sie etwas Furchtbares getan hat. So oder so läuft bis zum Ende ihrer Tage etwas in ihr mehr oder weniger unrund. Viele solcher Frauen – selbst wenn sie katholisch sind und durch ihren Glauben wissen, daß Gott ihnen durch die sakramentale Absolution verziehen hat – können noch immer gequält sein. So groß ist die Wunde, welche die Sünde ihren Seelen zugefügt hat. Dabei ist Abtreibung noch nicht einmal die schlimmste aller Sünden, denn die direkt gegen Gott gerichtete Sünde ist schwerwiegender.

Sind das betrübliche Gedanken bezüglich der Weihnacht? Ja und nein. Das Problem der Sünde ist schon trübe – allerdings ist die Freude über das Wissen, daß es eine wahrhaftige Lösung gibt, entsprechend groß. Wenn das arme Mädchen zur hl. Beichte geht, wird fast jeder katholische Priester alles in seiner Macht stehende tun, um sie davon zu überzeugen, daß wenn sie ihre Sünde bereut (mit der Reue des Petrus und nicht des Judas Iskariot) und er ihr die Absolution erteilt hat, sie dann nicht mehr bezweifeln darf, daß Gott ihr auch wirklich vergeben hat. Wieviele Büßer verlassen daraufhin mit einer solchen Erleichterung und Freude den Beichtstuhl, wie nichts sonst es ihnen vermitteln kann, weil der tiefe Grund ihrer Qual eben in der Beleidigung gegen Gott lag und sie nun wissen, daß Gott ihnen vergeben hat.

Wo nahm diese Freude nun ihren Anfang? In der Gewißheit, daß Gott aus einer jüdischen Jungfrau die menschliche Natur annahm, in der Welt lebte und uns neben anderen Sakramenten das der Buße schenkte, welches seine Macht aus den Verdiensten seines Leidens und Sterbens erlangte, welches er nur mit Hilfe dieser Jungfrau und Mutter ertrug. Doch wie hätte er sterben können, ohne erst vorher geboren worden zu sein? Alles begann mit seiner menschlichen Geburt aus der heiligen Jungfrau Maria – mit der Weihnacht.

Also gibt es eine Lösung selbst für die schrecklichsten Probleme der Welt, meiner Mitmenschen und mir. Es ist daher nicht verwunderlich, daß Katholiken freudenreich sind. Kein Wunder, daß es zur Weihnachtszeit selbst für die Ungläubigen spezielle Freuden gibt – solange sie ihre Herzen noch nicht verhärtet haben.

Kyrie eleison.

Gesegnete Höhle

Gesegnete Höhle on Oktober 16, 2010

Wie töricht ist es doch, die Gnade von der Natur zu trennen! Denn beide sind füreinander geschaffen. Noch törichter ist allerdings der Gedanke, daß die Gnade gegen die Natur kämpfe! Zwar liegt die Gnade tatsächlich im Kampf mit dem Schlechten unserer gefallenen Natur, aber eben nicht mit der von Gott kommenden Natur, die über dieser Gefallenheit steht. Im Gegenteil gibt es die Gnade doch gerade, um diese gefallene Natur von ihrer Gefallenheit und ihrem Fallen zu heilen, und um sie bis in Gottes Höhen zu heben, damit sie am göttlichen Wesen teilhabe (2. Petrus 1,4).

Die Natur ohne Gnade neigt zwar zur Revolution, aber eine die Natur verachtende Gnade führt zu einer Verfälschung des geistigen Lebens, beispielsweise zum Jansenismus, der ebenfalls zur Revolution führt. Bei einer siebentägigen Reise nach Italien wurde mir die Schwere dieses protestantischen Irrtums erneut deutlich, welcher die Gnade gegen die Natur anstatt gegen die Sünde stellt. Denn die Reise führte auch in vier Berggegenden, in die vier große Heilige geflohen waren (die im Brevier und im Meßbuch stehen), um Gott näherzukommen – mitten in der Natur. In zeitlicher Reihenfolge waren dies der hl. Benedikt (Festtag 22. März, in Subiaco), der hl. Romuald (7. Februar in Camaldoli), der hl. Johannes Gualbert (12. Juli in Vallombrosa) und der hl. Franz von Assisi (4. Oktober in La Verna).

Im 11. Jahrhundert wählten zwei Mönchsorden die Orte Camaldoli und Vallombrosa, hoch oben in den Hügeln, die Florenz umgeben, als ihren Ordensnamen und Gründungssitz aus. In La Verna, hoch oben im toskanischen Apennin, erhielt der hl. Franz von Assisi im Jahre 1224 die Wundmale Christi. Heute können diese drei Orte relativ einfach mit dem Bus oder Auto erreicht werden, doch nach wie vor sind sie von Waldland umgeben und liegen hoch genug über dem Meeresspiegel, daß es im Winter bitterkalt sein muß. An diesen Orten verkehrten die drei Heiligen mit Gott, fernab von den Bequemlichkeiten der Städte mit ihrer „verrückten Masse“ – verrückt genug selbst noch in den kleineren Städten jener Zeit.

Am stärksten beeindruckte mich vielleicht die Gegend bei Subiaco, die eine Autostunde östlich von Rom liegt. In einer Höhle an einem Berghang verbrachte dort Benedikt als junger Mann drei Jahre. Er kam im Jahr 580 des Herrn zur Welt, floh als junger Student vor der Verderbtheit in Rom und ging im Alter von 20 Jahren in die Berge – manche sagen, mit 14 Jahren, und wenn dem so ist: was für ein Jugendlicher! Ab etwa 1200 anno Domini entstand an jenem Berghang, den dieser junge Mann geheiligt hatte, ein Kloster in großem Stil, aber noch heute können wir erahnen, was Benedikt dort bei seiner Suche nach Gott fand: oben die Wolken und den Himmel, tief unten den im Tal hinunterrauschenden Sturzbach, am entgegenstehenden Berghang nur wildes Waldland, und als Gesellschaft nichts anders als die Vögel, die an der steilen Felswand hin- und herkreisen. Allein mit der Natur . . . mit Gottes Natur . . . allein mit Gott!

Drei Jahre lang allein mit Gott . . . drei Jahre, die einen jungen Katholiken befähigten, seine Seele zusammen mit Jesus Christus und inmitten von Gottes Natur so in Besitz zu nehmen, daß seine berühmte Benediktinische Regel das zusammenbrechende römische Imperium in ein rasch erstarkendes Christentum verwandeln konnte. Diese Christenwelt wiederum bricht nun in Form der „Westlichen Zivilisation“ zusammen. Wo sind heute die katholischen Jungmänner, die mit Christi Hilfe ihre Natur und somit ihre Seele wieder in Besitz nehmen, um dadurch die Christenwelt zu retten?

Heilige Muttergottes, beflügele unsere jungen Männer!

Kyrie eleison.

Üppige Wirklichkeit

Üppige Wirklichkeit on September 4, 2010

Eure Exzellenz, wie können Sie im „Eleison Kommentar“ EC 163 denn nur darlegen, daß der Herrgott die einzig wahre Lösung für alle sozialen Probleme einer modernen Großstadt ist, wie diese Ihnen vor drei Wochen von Ihrem Freund in seiner Heimatstadt vorgeführt worden sind? Was hat denn Gott mit der Politik oder den sozialen Problemen zu schaffen? Ich dachte immer, er würde sich nur um Dinge wie Religion und Spiritualität kümmern!“

Nun, mein lieber Freund, wer ist denn Gott? Er hat ja nicht nur jede einzelne unserer Seelen und die Materie erschaffen, woraus unsere Eltern dann unseren Körper zusammenfügten, sondern er schöpft weiterhin beides für jeden Augenblick, in dem diese Menschen jetzt und in Zukunft existieren. Somit ist Gott jedem von uns menschlichen Wesen näher als wir es uns selber sind. Daher lehrt die Kirche, daß jeder Verstoß gegen unseren Nächsten zuallererst ein Verstoß gegen Gott ist, weil er tiefer und dichter innerhalb von uns ist als wir selber in uns sind. Wer also seinen Nächsten beleidigt, der beleidigt auf noch stärkere Weise Gott; und wer Gott niemals beleidigt, wird auch seinen Nächsten nicht beleidigen. Nun lernen die Kirchgänger und Schüler der in EC 163 erwähnten Kirchengemeinde und Schule, Gott und Seine Gebote an die erste Stelle zu rücken. Wird man also nicht feststellen dürfen, daß sie dadurch lernen, die Wurzel aller Probleme der Großstädte zu lösen, welche letztendlich zwischen den jeweiligen Nächsten bestehen?

Rufen wir kurz die sozialen Probleme der Großstadt meines Freundes ins Gedächtnis zurück. Überwiegend Weiße besiedeln die umliegenden Vorstädte, und sie leben über ihre Verhältnisse und in vorgetäuschten Luxusvillen. Sie wollen reich erscheinen und träumen auch davon, reich zu sein. Doch beten sie damit nicht den Materialismus und den Mammon an, also das Geld? Was wird hingegen in der Kirchengemeinde gelehrt? „Niemand kann zwei Herren dienen; denn entweder wird er den einen lieben und den anderen hassen, oder er wird sich dem einen zuneigen und den anderen verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon“ (Mt. 6,24). Überwiegend Nicht-Weiße besiedeln die inneren Vorstädte und vernachlässigen zu einem großen Teil ihre Wohnungen – was die Stadtplaner zweifelsohne zur Verzweiflung treibt. Doch ist es nicht eine ähnliche Form des Materialismus, wenn die Instandhaltung der Wohnung als Maßstab für ein gutes Leben und für die Seelengüte dient? Zwar mag die Sauberkeit gleich nach der Gottesfurcht kommen, wie das Sprichwort sagt, aber was lernt die Kirchengemeinde? – „Suchet zuerst Gottes Reich und seine Gerechtigkeit, und dies wird euch alles dazugegeben werden.“ (Mt. 6,33). Anders formuliert: Suchet zuerst Gott, dann wird auch die Sauberkeit folgen.

Schlußendlich verebbt der industrielle Lebenssaft in der Innenstadt. Doch warum? Ist es nicht der Kapitalismus selbst, der im Streben nach größeren Gewinnen die Industrie der Finanz unterordnet und die US-amerikanische Industrie ins Ausland verlagert hat? Und verursacht nicht gerade das Unterordnen des Menschen unter das Geld die immer schlimmer werdende Arbeitslosigkeit, die Entvölkerung der Stadtzentren und die Übertragung aller Macht an die Geldmenschen – wobei die Geldmenschen diese Macht just dazu verwenden, die ehemals stolzen Vereinigten Staaten von Amerika immer schneller in einen weiteren gedemütigten Teil ihres weltweiten Polizeistaates zu verwandeln?

Wie konnte das nur passieren? Weil die Weißen sich von Gott abwenden und – wie mein Freund sagt – ihre gottgegebene Mission ablehnen, die Welt zu Gott zu führen; stattdessen beten sie als höchste Wirklichkeit das Geld an. Möge die kleine Kirchengemeinde und Schule der Priesterbruderschaft außerhalb der Stadt noch lange die Oberhoheit Gottes, unseres Herrn Jesus Christus, üppig gedeihen lassen!

Kyrie eleison.