Wahrheit

Historische Wahrheit – I

Historische Wahrheit – I on September 16, 2017

In der Heiligen Schrift (2. Thessalonicher II, 9–10) lesen wir, der Antichrist werde „auftreten in der Macht des Satans mit [ . . . ] allerlei Verführungen zur Ungerechtigkeit bei denen, die verloren werden, weil sie die Liebe zur Wahrheit nicht angenommen haben zu ihrer Rettung. Darum sendet ihnen Gott auch kräftige Irrtümer, dass sie glauben der Lüge, auf dass gerichtet werden alle, die der Wahrheit nicht geglaubt haben, sondern hatten Lust an der Ungerechtigkeit.“ Jedes Wort muss hier gewogen werden.

In der Periode vor dem Ende der Welt, zu der man sicherlich auch das 21. Jahrhundert rechnen muss, wird der verruchte Antichrist Seelen, die auf die Hölle zusteuern, in die Irre führen, und sie steuern auf die Hölle zu, weil sie die Liebe zur Wahrheit nicht annehmen, wie sie sie annehmen würden, wollten sie den Himmel erreichen. Weil sie die Wahrheit nicht geliebt haben, wird Gott sie mit allerlei Irrtümern strafen, mit dem Ergebnis, dass sie an einen Wust von Lügen glauben werden. Auf diese Weise werden alle das Gericht über sich selbst bringen, die, anstatt die Wahrheit zu lieben, zu suchen, zu finden und zu glauben, bereit waren, Teil jener verworfenen Lügenwelt zu sein, die der Antichrist und seine Schergen fabriziert haben, um die Hölle zu bevölkern.

Man achte darauf, dass die weitverbreitete Verdammnis der Endzeit nicht mit der Ablehnung der Wahrheit beginnt, sondern mit der Ablehnung der Liebe zur Wahrheit. In der Lügenwelt, die von den heutigen Politikern und Medien fabriziert wird – der massenhaften Verbreitung von „kräftigen Irrtümern,“ wie es in der Schrift heisst –, mag es den Anschein machen, als gebe es gar keine Wahrheit mehr, die es abzulehnen gäbe, doch wenn ich mich weigere, zu verzweifeln, und aufrichtigen Herzens daran gehe, nach der Wahrheit zu suchen, von der ich weiss, dass sie nicht um mich herum zu finden ist, wird Gott dafür sorgen, dass ich sie finde (Matthäus VIII, 7–8). Andererseits gilt: Wenn ich eine wichtige Wahrheit kenne, aber bewusst die Augen vor ihr verschliesse, wird Gott nicht mit mir sein. Hier ein Beispiel, das heute aus jedem beliebigen Teil der westlichen Welt stammen könnte.

Vor kurzem verstarb der französische Anwalt Bernard Jouanneau, der die LICRA jahrelang bei ihrer juristischen Kampf gegen Professor Robert Faurisson unterstützte, dem vorgeworfen wird, die historische Wahrheit über die Gaskammern des Zweiten Weltkriegs zu leugnen, in denen nach vorherrschender Ansicht sechs Millionen Juden ermordet worden sein sollen. (Die LICRA ist die Liga gegen Rassismus und Antisemitismus, die unter anderem Erzbischof Lefevbre verfolgte, weil er Ende der achtziger Jahre vorzuschlagen wagte, die Muslime sollten in ihre eigenen Heimatländer zurückkehren.) In einem Interview mit der französischen katholischen Zeitung „La Croix“ vom 23. September 1987 sagte Jouanneau; „Wenn die Gaskammern existiert haben, war die Barbarei der Nazis beispiellos. Wenn sie nicht existiert haben, dann haben die Juden gelogen, und der Antisemitismus wäre gerechtfertigt. Darum geht es in der Gaskammerdebatte:“

Jouanneaus Einschätzung ist vollkommen richtig, ausser dass es um mehr als nur um Politik geht. Denn im ganzen Leben von zahllosen Seelen bildet heute der”Holocaustianismus”, was noch am ehesten einer Religion gleicht. Auschwitz tritt an die Stelle von Golgatha, die Gaskammern verdrängen das Kreuz, und die sechs Millionen Juden nehmen den Platz des Erlösers ein – in anderen Worten, sie sind Gott. Und dieser „Holocaustianismus“ ist auch das, was in vielen westlichen Ländern einer Staatsreligion am nächsten kommt. Deswegen müsste man eigentlich davon ausgehen, dass moderne Staaten und Individuen zugleich ernsthaft an der Wahrheit über die Gaskammern interessiert sind, die das Herzstück des „Holocaustianismus“ bilden. Aber was entdeckt man? Dass sehr viele dieser Staaten Gesetze erlassen haben, die es verbieten, die offizielle Gaskammer-Version in Frage zu stellen. Doch seit wann bestimmen Gesetze darüber, was wahr und was unwahr ist? Solche Gesetze bringen das Recht selbst in Verruf!

Hier haben wir das Beispiel eines gewaltigen Mangels an Liebe zur Wahrheit, und entsprechend auch eines Mangels an Wahrheit vor uns. In der Tat hat man es mit einer bewussten Verbreitung „kräftiger Irrtümer“ zu tun, die dank den niederträchtigen Medien von den allermeisten Menschen geglaubt werden. Doch jeder wahrheitsliebende Mensch braucht lediglich ein paar Stunden im Internet zu verbringen, und schon ist sein Glaube an die Gaskammer erschüttert, mag er zuvor auch noch so religiös an diese geglaubt haben. Kein Wunder, dass die Leute von der LICRA Himmel und Erde in Bewegung setzen, um das Internet zu zensieren, doch dieses ist und bleibt bei all den Gefahren, die von ihm ausgehen, ein Trumpf, den wir entschlossen verteidigen sollten, wenigstens so lange, bis es den LICRA-Leuten gelingt es unter ihre Kontrolle zu bringen – immer vorausgesetzt, es kommt je hierzu.

Kyrie eleison.

Ein Vierter Bischof

Ein Vierter Bischof on März 11, 2017

Seit dem Sommer 2012, als die Priesterbruderschaft St. Pius X. offiziell beschloss, einen neuen Kurs einzuschlagen und von dem 40 Jahre zuvor von Erzbischof Lefebvre verkündeten Prinzip „Doktrin zuerst“ abzurücken, ist es faszinierend gewesen zu beobachten, wie die Vorsehung vorging, um die Verteidigung der Kirche zu gewährleisten. Man hätte einen weitverbreiteten Aufstand für Gottes Wahrheit erwarten können. Widerstand innerhalb der Bruderschaft? Ja, er existiert, doch zumindest bis heute vollzieht er sich weitgehend schweigend. Und von aussen? Ja, auch solcher Widerstand regt sich, aber lediglich seitens eines kleinen Häufleins von Laien und einer Handvoll Priester, die mangels einer anerkannten Autorität gespalten sind. Katholiken bedürfen einer Autorität. Und dieses Bedürfnis ist so gross, dass, während in der auf den Menschen zentrierten Neukirche und in der auf Rom zentrierten Neubruderschaft die Wahrheit versiegt, sich die Seelen doch immer noch an beide klammern, dank den Restbeständen päpstlicher Autorität in ersterer und dank den dem Vermächtnis des Erzbischofs noch bestehenden Überresten katholischer Autorität in letzterer.

Doch die Wahrheit ist und bleibt der Zweck der Autorität, und die Autorität ist nicht der Zweck der Wahrheit. Wegen der Erbsünde ist die Autorität die unersetzliche Verteidigerin und Garantin der Wahrheit, aber sie kommt nach der Wahrheit und nicht vor ihr. Man betrachte beispielsweise die letzten Anweisungen Unseres Herrn an Petrus, bevor er von diesem schied und ihm die Aufgabe hinterliess, die Kirche zu leiten (Lukas XXII, 31–32): „Simon, Simon, siehe, der Satan hat euer begehrt, dass er euch möge sichten, wie den Weizen. Ich aber habe für dich gebeten, dass dein Glaube nicht aufhöre [Wahrheit] . Und wenn du dermaleinst dich bekehrst [Wahrheit] , so stärke deine Brüder [Autorität] .“ Und als die Pharisäer wenige Tage zuvor am Palmsonntag versucht hatten, Unseren Herrn zu tadeln, weil Seine Jünger Gott fröhlich und mit lauter Stimme lobten, bezeugte Unser Herr die Notwendigkeit, Gott in der Wahrheit zu verehren, indem Er antwortete (Lukas XIX, 40): „Ich sage euch: Wenn diese werden schweigen, so werden die Steine schreien.“

In der heutigen Neukirche vermengt die Autorität im Motor der Kirche konziliären Irrtum mit katholischer Wahrheit, was so ist, als vermische man im Motor eines Autos Wasser mit Benzin. So wie das Auto dann nicht mehr fahrtüchtig ist, wird auch die Kirche unter diesen Umständen verkrüppelt. Und während sich Erzbischof Lefebvre entschlossen gegen diese Verkrüppelung der Kirche zur Wehr setzte, indem er vier Bischöfe weihte, um eine katholische Autorität aufrechtzuerhalten, die Gottes Wahrheit schützen sollte, tun seine Nachfolger an der Spitze dessen, was einst seine Brüderschaft war, ihr Bestes, um diese Organisation, deren Aufgabe der Schutz der Wahrheit ist, der verkrüppelten und verkrüppelnden Autorität Roms zu unterstellen! Falls diese Nachfolger ernsthaft glauben, sobald sie „innerhalb der offiziellen Kirche“ seien, würden sie eine Position innehaben, die es ihnen erlauben werde, die Neomodernisten zu bekehren, sind sie ausserordentlich naiv. Sie haben das Feuer auf Vatikan II bereits eingestellt. Wann, meinen sie wohl, werden sie das Feuer wieder eröffnen können?

Unter diesen höchst aussergewöhnlichen Umständen braucht es Jünger unseres Herrn, welche die Wahrheit verkünden, um den Steinen diese Anstrengung zu ersparen! Diese Jünger mögen ja nicht so einig sein, wie sie es unter einer wahren Autorität wären (abgesehen von der menschlichen Schwäche). Sie mögen „allenthalben Trübsal haben“ und „Verfolgung leiden,“ sie mögen „unterdrückt“ werden (siehe 2. Korinther IV, 8–9), doch sie müssen da sein, so lange die Wahrheit in der Gefangenschaft schmachtet. Wird dieser Zustand lange andauern? Gott allein weiss es. Viele von uns erwarteten schon vor geraumer Zeit, dass Er eingreifen werde, aber Seine Mühlen mahlen langsam. Eingreifen wird Er jedoch, wenn überhaupt noch irgendetwas gerettet werden soll. Nur Geduld!

In der Zwischenzeit benötigen diese Jünger wenigstens eine kleine Zahl von Bischöfen, die Gewähr dafür bieten, dass in der bischöflichen Lehrtätigkeit sowie in den Sakramenten der Firmung und der Priesterweihe auch weiterhin ein Mindestmass an Wahrheit erhalten bleibt. Im Jahre 1988 weihte der Erzbischof aus demselben Grunde vier davon, zwei für Europa und je einen für Nord- und Südamerika. Im gegenwärtigen Augenblick verfügt der „Widerstand“ in Europa über zwei solche Bischöfe und in Südamerika über einen. In Nordamerika besteht im Moment eine Lücke. So Gott will, wird am 11. Mai dieses Jahres Pater Gerardo Zendejas in der traditionalistischen Gemeinde von Pater Ronald Ringrose in Vienna, Virginia, USA, zum Bischof geweiht werden. Bitten Sie den Allmächtigen Gott um Seinen Segen bei der Zeremonie – und um gutes Wetter!

Kyrie eleison.

Bischöfliche Erklärung – II.

Bischöfliche Erklärung – II. on April 30, 2016

Nun folgt der zweite und letzte Teil der Erklärung über die Weihe des Bischof Thomas Aquinas am 19. März 2016 in Brasilien, vor sechs Wochen:

Doch das allerschlimmste in unserem 21. Jahrhundert ist möglicherweise die Masse der Katholiken – sowohl Kleriker als auch Laien –, welche immer noch fügsam den Zerstörern sich beugen. Wie können die Zerstörer unter den Kirchenmännern sich nicht bewußt sein, was sie da tun? Dies muß offensichtlich die „Teuflische Verwirrung” sein, welche Schwester Lucia von Fatima bereits vor dem Konzil erwähnt hat. Und wie können immer noch so viele Laien nicht sehen, daß die katholische Obrigkeit nur deswegen existiert, um die katholische Wahrheit aufrechtzuerhalten, und daß, wenn diese Obrigkeit diese Wahrheit verrät, sie das Recht auf Gefolgschaft verliert? Es muß dieselbe „Verwirrung” sein. Woraus besteht nun diese Verwirrung eigentlich? Sie besteht aus dem Verlust der Wahrheit und aus dem fortschreitenden Verlust eines jeden Gespürs für die Existenz einer objektiven Wahrheit, weil die Menschen sich von Gottes Wirklichkeit haben losreißen wollen, um diese mit ihrer eigenen Wahnwelt zu ersetzen, damit sie tun und lassen können, was sie wollen. Immer ist die falsche Freiheit am Werk.

Gott gibt seine Kirche jedoch nicht auf, und so zog er in den 1970ern Erzbischof Lefebvre heran, um als Werkzeug ihm zu dienen. Der Erzbischof erkannte, daß der Papst und seine Gleichgesinnten auf dem Konzil die kirchliche Tradition um des Modernismus Willen zurückließen, und daß sie dadurch die Kirche zerstörten. Auf wundersame Weise gelang es ihm, innerhalb der Kirche einen robusten Widerstand gegen die fortdauernde Zerstörung aufzubauen, in der Form einer priesterlichen, dem hl. Papst Pius X. gewidmeten Bruderschaft – also jenem Papst, welcher die Korruption der modernen Zeiten so klar durchschaut hatte. Doch die römischen Autoritäten duldeten nicht, daß jemand ihrer mutmaßlichen „Erneuerung” durch das Zweite Vatikanum sich widersetzte, und so unternahmen sie alles in ihrer Macht stehende, um des Erzbischofs Widerstand zu brechen.

Der Erzbischof jedoch widerstand ihnen; und um zu garantieren, daß sein Werk überleben könnte, welches für die Verteidigung der katholischen Tradition so immens wichtig war, weihte er im Jahre 1988 vier Bischöfe – zwar gegen den ausdrücklichen Willen der sich irrenden römischen Autoritäten, aber in Einklang mit dem unausgesprochenen Willen aller Päpste seit dem Beginn der Kirche, mit Ausnahme der letzten vier, welche alle zum Konzil standen.

Diese heldenhafte Entscheidung des Erzbischofs wurde durch die damaligen Ereignisse umfänglich gerechtfertigt – insbesondere durch den ununterbrochenen Niedergang der kirchlichen Autoritäten, deren einziger Wunsch es war, die Kirche mit der verdorbenen Welt in Einklang zu bringen. Von diesen vier Bischöfen wurde der Spanischsprechende nach Südamerika berufen, damit er um jene Katholiken sich kümmern könnte, welche den Glauben aller Zeiten auf einem Kontinent bewahren wollten, der ehemals so katholisch war, nun jedoch keine Bischöfe mehr besaß, welche verläßlich die Seelen in den Himmel führen würden.

Leider ist der Niedergang seither immer weitergegangen, und diesmal ist die Bruderschaft des Erzbischofs durch ihr Generalkapitel aus dem Jahre 2012 an der Reihe, dem universalen Verderben zum Opfer zu fallen. Bei diesem Generalkapitel ließen die Oberen unter ihrem Generaloberen die Bruderschaft in Richtung Konzil taumeln. Anstatt auf den Primatsanspruch der unveränderlichen kirchlichen Lehre, der Tradition, zu pochen, öffneten sie die Türen für eine Übereinkunft mit dem offiziellen Rom, welches doch dem Konzil verfallen war. So hat also die eingangs erwähnte Verwirrung seit 2012 ihren Einzug auch in die Bruderschaft gehalten, deren Bischöfe somit – wenigstens derzeit – nicht mehr verläßlich sind. Das ist ungemein traurig, aber insgesamt normal angesichts des jetzigen Zustandes von Kirche und Welt. Daher muß noch einmal ein verläßlicher Bischof geweiht werden, um sicherzustellen, daß der unveränderliche Glaube fortbesteht – besonders wenn ein ganzer Kontinent voller Seelen einen echten Schafhirten braucht, um ihre Seelen auf ewig zu retten.

Möge Gott mit ihm sein! Beten wir zur Heiligen Jungfrau Maria, daß sie ihn treu unter ihrem Mantel erhalten möge – treu bis zum Tode.

Bischof Jean-Michel Faure.
Bischof Richard Williamson.

Vorrang der Tradition

Vorrang der Tradition on Juli 19, 2014

Das Wort „Magisterium,“ vom lateinischen „magister“ für „Lehrmeister“ stammend, bedeutet in der Kirche entweder die autoritative Glaubenslehre oder ihre autorisierten Lehrer. So wie der Lehrer den Belehrten übergeordnet ist, so ist auch die Lehre des Magisteriums dem belehrten katholischen Kirchenvolk übergeordnet. Allerdings verfügen die katholischen Lehrmeister über einen freien Willen, und somit liegt in der Zulassung Gottes die Möglichkeit, daß sie irren. Wenn sie nun auf ernsthafte Weise irren, darf dann das Kirchenvolk gegen sie aufstehen und ihnen respektvoll erklären, daß sie falsch liegen? Die Antwort liegt in der Wahrheit begründet. Die Frage wird erst verworren, wenn die meisten Menschen keinen echten Wahrheitsbegriff mehr haben, wie das heute der Fall ist.

Einerseits wissen wir gesichert, daß unser Herr seine Kirche mit einer Lehrautorität ausgestattet hat, uns fehlbaren Menschen die Wahrheit zu lehren, mit welcher allein wir in den Himmel gelangen können: „Petrus, stärke deine Glaubensbrüder.“ Andererseits durfte Petrus sie nur in dem Glauben bestärken, welchen unser Herr ihn gelehrt hatte: „Ich aber habe für dich gebetet, daß nicht nachlasse dein Glaube, und du wiederum stärke dereinst deine Brüder“ (Lukas 22,32). Anders gesagt leitet dieser Glaube den Petrus und ihm obliegt nur, diesen Glauben treu zu schützen und zu erläutern, so wie er dem Petrus als Glaubensgut anvertraut worden ist, um als Tradition bis ans Ende der Zeit weitergegeben zu werden. Somit lehrt die Tradition den Petrus, welcher wiederum die Menschen belehrt.

Das Erste Vatikanische Konzil (1870) hat das gleiche festgestellt. Die Katholiken müssen „alle Wahrheiten, welche im Wort Gottes enthalten sind oder durch die Tradition überliefert werden,“ glauben, welche durch die Kirche als von Gott geoffenbart vorgestellt werden – sei es durch das Außerordentliche oder Ordentliche Universelle Magisterium (bedenken wir, daß ohne diese überliefernde Tradition in ihrem weitesten Sinn es kein „Wort Gottes,“ d.h. keine Bibel, gäbe). Dasselbe Vatikanische Konzil besagt zudem, daß dieses Magisterium mit der kirchlichen Unfehlbarkeit ausgestattet ist; doch schließt diese Unfehlbarkeit das Lehren von Neuartigkeiten aus. Die Tradition im weitesten Sinn regelt somit, was das Magisterium inhaltlich behaupten darf. Während es die Autorität hat, innerhalb der Tradition zu lehren, hat es keinerlei Autorität, den Menschen etwas außerhalb der Tradition zu lehren.

Dennoch benötigen die Seelen ein lebendes Magisterium, damit sie im Rahmen der katholischen Tradition in den Heilswahrheiten unterrichtet werden können. Während diese Wahrheiten so wenig sich ändern können wie Gott und seine Kirche, so sind doch die Umstände in der Welt, innerhalb welcher die Kirche operiert, ständigen Änderungen unterworfen. Entsprechend der Mannigfaltigkeit dieser Umstände benötigt die Kirche also lebende Lehrmeister, welche die Darstellung und Erklärung der unveränderlichen Wahrheiten die ganze Zeit hindurch verändern. Aus diesem Grund bestreitet kein vernünftiger Katholik die Notwendigkeit von lebenden Lehrmeistern der Kirche.

Doch was geschieht, wenn diese Lehrmeister behaupten, etwas stünde innerhalb der Tradition, welches in Wahrheit außerhalb steht? Einerseits sind es gelehrte Männer, von der Kirche bevollmächtigt, die Menschen zu belehren, wobei diese Menschen relativ unwissend sind. Andererseits gibt es zum Beispiel den berühmten Fall des Konzils von Ephesus (im Jahre 428), wo das Kirchenvolk in Konstantinopel aufstand, um die Muttergottesschaft der allerseligsten Jungfrau Maria gegen den häretischen Patriarchen Nestor zu verteidigen.

Die Antwort auf diese Was-geschieht-Frage lautet, daß die objektive Wahrheit sowohl über den Lehrmeistern als auch über dem Volk gleichermaßen steht. Wenn also das Kirchenvolk die Wahrheit auf seiner Seite hat, so ist es den Lehrmeistern übergeordnet, falls diese die Wahrheit nicht besitzen. Hat hingegen das Kirchenvolk die Wahrheit nicht, so hat es auch kein Recht, gegen die Lehrmeister aufzubegehren. Kurzum: wenn das Volk im Recht ist , so hat es dieses Recht. Wenn es nicht im Recht ist, so hat es kein Recht. Und wer legt nun fest, ob das Volk im Recht ist oder nicht? Weder die Lehrmeister (jedenfalls nicht notwendigerweise), noch das Kirchenvolk (noch weniger notwendigerweise), sondern die Wirklichkeit – selbst wenn die Lehrmeister oder das Kirchenvolk oder beide zusammen sich verschworen haben, um diese Wirklichkeit zu ersticken.

Kyrie eleison.

Kirchliche Unfehlbarkeit – V

Kirchliche Unfehlbarkeit – V on Mai 31, 2014

Liberalismus bedeutet Krieg gegen Gott und Auflösung der Wahrheit. Innerhalb der heute durch den Liberalismus verkrüppelten Kirche mag Sedisvakantismus eine verständliche Reaktion sein, aber sie billigt der Autorität zu viel Macht über die Wahrheit zu. Die moderne Welt ist der natürlichen Wahrheit verlustig gegangen, ganz zu schweigen von der übernatürlichen Wahrheit; und hier liegt der Kern des Problems.

Für unsere erklärenden Zwecke teilen wir die päpstlichen Lehren einmal in drei Abschnitte ein. Erstens: lehrt der Papst als Papst, in Fragen des Glaubens oder der Moral, endgültig, und für alle Katholiken bindend, so liegt sein „Außerordentliches Magisterium“ vor, welches notwendigerweise unfehlbar ist. Zweitens: nimmt er zwar nicht alle vier genannten Bedingungen in Anspruch, lehrt allerdings in Übereinstimmung mit dem, was die Kirche immer und überall und für alle Katholiken zu glauben gelehrt hat, so ist er Teil des sogenannten „Ordentlichen Universellen Magisteriums“ der Kirche, welches ebenfalls unfehlbar ist. Drittens: jede andere Lehre des Papstes, welche dann fehlbar und, falls gegen die Tradition stehend, sogar falsch ist.

Inzwischen dürfte klar sein, daß das Verhältnis des Außerordentlichen Lehramtes zum Ordentlichen Universellen Lehramt wie das einer Schneekappe zum Berg ist. Die Schneekappe stellt nicht den Berggipfel dar, sondern macht ihn nur deutlicher sichtbar. Anders formuliert ist das Verhältnis also wie der Diener zum Meister. Das Außerordentliche Lehramt existiert also, um dem Ordentlichen Universellen Lehramt zu dienen, indem es ein für allemal klarstellt, was zu diesem Ordentlichen Lehramt gehört und was nicht. Der Rest des Berges, sozusagen, wird sichtbar gemacht durch seine Nachvollziehbarkeit bis zu Unserem Herrn Jesus Christus und seinen Aposteln zurück, kurz gesagt, durch die Tradition. Aus diesem Grunde ist jede Definition durch das Außerordentliche Lehramt peinlichst genau zu zeigen bemüht, daß das zu Definierende schon immer Teil der Tradition war. Der Berg war Berg, bevor er mit Schne e bedeckt wurde.

Somit wird deutlich, daß die Tradition dem Papst vorgibt, was er zu lehren hat, und nicht umgekehrt. Auf dieser Grundlage gründete Erzbischof Lefebvre auch die Traditionsbewegung. Doch, mit Verlaub, begreifen die Sedisvakantisten und Liberalisten diese Grundlage nicht. Dabei genügt doch schon ein Blick auf das Johannes-Evangelium, um zu sehen, wie oft Unser Herr betont, daß, was er lehrt, nicht von ihm, sondern von seinem Vater stammt; z.B.: „Meine Lehre ist nicht meine, sondern von dem, der mich gesandt hat“ (7,16), oder: „Denn nicht aus mir selbst habe ich verkündet, sondern der Vater, der mich sandte, er selbst hat mir Auftrag gegeben, was ich sagen und was ich verkünden soll“ (12,49). Gewiß ist auf Erden niemand so autorisiert wie der Papst, um der Kirche und Welt zu sagen, was zur Tradition gehört; doch gleichzeitig darf er nicht behaupten, etwas sei in der Tradition enthalten, was kein Teil von ihr i st. Das zur Tradition Gehörende ist etwas objektives und inzwischen 2000 Jahre altes; es steht über dem Papst und setzt ihm Grenzen bezüglich seiner Lehre – so wie der Auftrag des Vaters Grenzen setzte, was Jesus Christus als Menschensohn lehren würde.

Warum behaupten dann Liberalisten wie Sedisvakantisten gleichermaßen, daß im Endeffekt der Papst unfehlbar sei, selbst wenn er außerhalb des Außerordentlichen Lehramtes und des Ordentlichen Universellen Lehramtes lehrt? Weil beide Lager die Autorität in ihrem Verhältnis zur Wahrheit überbewerten, so daß beide die Kirchenautorität nicht länger als Diener, sondern als Meister der Wahrheit betrachten. Aus welchem Grund tun sie das? Weil beide Kinder der modernen Welt sind, wo der Protestantismus der katholischen Wahrheit trotzte und der Liberalismus seit der Französischen Revolution versucht, die totale objektive Wahrheit aufzulösen. Und wenn erst einmal keine objektive Wahrheit mehr bekannt ist, so kann eine Autorität freilich alles sagen, was man ihr durchgehen läßt. Dies beobachten wir doch allenthalben um uns herum, und kein Mensch kann einen Paul VI. oder Bischof Fellay dann noch davon abha lten, bei diesem Vorgang immer willkürlicher und tyrannischer zu werden.

Heilige Muttergottes, erwirke mir, die vom Vater kommende natürliche und übernatürliche Wahrheit und Ordnung zu lieben, zu erkennen und zu verteidigen, so wie Dein eigener Sohn als Mensch ihnen untertan war „bis zum Tode, sogar bis zum Kreuzestode.“

Kyrie eleison.

Unwirkliche Heiligsprechung

Unwirkliche Heiligsprechung on April 5, 2014

Für den letzten Sonntag dieses Monats ist die „Heiligsprechung“ (Kanonisierung) zweier Konzilspäpste anberaumt, von Johannes XXIII. und Johannes Paul II. Viele gläubige Katholiken sind nun starr vor Angst, weil sie einerseits wissen, daß die Konzilspäpste (objektive) Zerstörer der Kirche waren und sind, und weil sie andererseits wissen, daß die Kirche Kanonisierungen als unfehlbar einstuft. Werden die Katholiken also zu glauben gezwungen sein, daß Johannes XXIII. und Johannes Paul II. Heilige seien? Das übersteigt unser Vorstellungsvermögen, doch glücklicherweise muß es das nicht.

Im August des vergangenen Jahres erwähnten diese „Kommentare“ die völlig andere Realität von „Heiligsprechungen“ der Neukirche im Vergleich zu vorkonziliaren Kanonisierungen, und daß deswegen kein Katholik die nachkonziliaren „Heiligsprechungen“ für unfehlbar halten braucht. Damit lag ich nicht falsch; doch während ich die Tatsache als solche erwähnte, erklärte ich nicht ihre Begründung – und das begründete Wissen ist stets vorzuziehen. Erzbischof Lefebvre hingegen nannte ungefähr im Jahre 1989 auf Einkehrtagen den tieferen Grund: die modernistische Zerrüttung des Geistes. Diese Begründung ist entscheidend, um die gesamte konziliare Revolution richtig zu begreifen.

Der Erzbischof sagte, daß, wie die Masse der modernen Menschen, auch die Konzilspäpste nicht mehr an eine beständige Wahrheit mehr glauben. Beispielsweise fußte die Ausbildung von Johannes Paul II. auf der Vorstellung, daß die Wahrheit sich entwickele, mit der Zeit und mit dem wissenschaftlichen Fortschritt voranschreite, usw. Weil solche Menschen die Wahrheit nicht mehr für festgelegt halten, verurteilte Johannes Paul II. im Jahre 1988 dann auch die Bischofsweihen der Priesterbruderschaft St. Pius X., weil diese Weihen einer feststehenden katholischen Tradition entspringen, anstatt einer angeblich lebendigen oder sich bewegenden Vorstellung von Tradition. Tatsächlich halten Katholiken z.B. jedes Wort aus dem Glaubensbekenntnis für unveränderlich, weil diese Worte durch den Lauf der Zeit festgeklopft wurden, um die unabänderlichen Wahrheiten des katholischen Glaubens so perfekt wie möglich auszudrücken, und durch die Päpste und Konzile der Kirche unfehlbar definiert worden sind.

Echte Heiligsprechungen sind ein weiteres Beispiel: 1) Der Papst verkündet als Papst, 2) daß diese oder jene Person ein Vorbild im Glauben und in der Moral ist, 3) ein für allemal (niemand konnte ent-heiliggesprochen werden), und 4) ein für die gesamte Kirche geltendes Vorbild. Somit erfüllten Heiligsprechungen alle vier Bedingungen einer unfehlbaren Lehre der Kirche und wurden somit auch als unfehlbar hochgehalten. Doch diese katholische Vorstellung einer unveränderlichen Wahrheit ist unfaßbar für die unklaren modernistischen Gehirne, wie jene der Konzilspäpste. Für sie ist die Wahrheit lebendig, ein sich entwickelndes und entfaltendes Lebendes, welches zur Perfektion hinaufwächst. Wie sollte ein Konzilspapst also eine unfehlbare Heiligsprechung durchführen, geschweige denn durchsetzen können?

Erzbischof Lefebvre stellte uns vor, wie ein Konzilspapst auf die Idee einer solchen Durchführung reagiert haben dürfte: „O nein! Wenn in der Zukunft sich jemals herausstellen sollte, daß die von mir heiliggesprochene Person doch nicht alle benötigten Qualitäten gehabt hatte, dann wird ein Nachfolger von mir eben feststellen, daß ich bloß eine Deklaration hinsichtlich des Tugendgrades dieser Person abgegeben habe, aber doch keine ein für allemal gültige Definition ihrer Heiligkeit.“ Und bis dahin hätte die Deklaration des „heiligsprechenden“ Papstes den Präsident der örtlichen Republik und die örtlichen Christen glücklich gemacht und den nötigen Vorwand geliefert, dies auch ausgiebig zu feiern.

Beim Nachdenken über die erzbischöfliche Erklärung sehen wir, daß sie auf ganzer Linie auf die Neukirche anwendbar ist. Das Zweite Vatikanische Konzil zeigt die Ersetzung der anspruchsvollen Schönheit von Gottes unveränderlicher Wahrheit, welche in den Himmel führt, durch eine anspruchslose Häßlichkeit von unklarer Menschenphantasie, welche in die Hölle schon führen kann, aber den Menschen vorgaukelt, an die Stelle Gottes zu rücken. Der zentrale Schritt bei diesem Vorgang ist die Abkopplung des Verstandes von der Wirklichkeit. Und wenn dieser Prozeß heute in der Form von Modernismus auf die Kirche angewandt wird, so sind die Ergebnisse so völlig verschieden zu früher, daß die neuen Realitäten auch unbedingt nach neuen Namen verlangen: Neukirche, Neuheiligsprechungen, Neuheilige, usw. Schließlich sind die Konziliaren doch stolz darauf, alles neu zu machen, nicht wahr?

Kyrie eleison.