Zweites Vatikanum

Madiran Vorgestellt

Madiran Vorgestellt on September 19, 2020

Als älteste Tochter der Kirche hat Frankreich stets Denker und Schriftsteller hervorgebracht, die bei deren Verteidigung an vorderster Front kämpften. Dies gilt auch für die Gegenwart. Als Reaktion auf die heillose Verwirrung, die sich unmittelbar nach dem Ende des Zweiten Vatikanischen Konzils anno 1965 unter den Katholiken breitmachte, meldete sich ein hervorragender Pionier dessen, was später als”traditionalistisches Denken”bekannt wurde, zu Wort, der Franzose Jean Madiran (1920–2013), der 1956 die rechtsgerichtete und nationalistische Monatszeitschrift”Itinéraires”gründete und bis 1996 herausgab. Nachdem er sich schon vor dem Konzil als glühender Verteidiger des Glaubens hervorgetan hatte, machte er seine Zeitschrift nach dem Konzil zu einem Vorposten desselben, mit dem Ergebnis, dass sie für viele Katholiken, die bemüht waren, weder ihren Kopf noch ihren Glauben zu verlieren, zur unverzichtbaren Lektüre wurde.

In den sechziger Jahren hat Madiran ohne jeden Zweifel massgeblich dazu beigetragen, dass in Frankreich eine gut informierte Leserschaft erhalten blieb, aus der dann in den siebziger Jahren die Unterstützer Erzbischof Lefebvres hervorgingen, welche seiner”traditionalistischen”Bewegung in Frankreich dabei halfen, der Zersetzung der Kirche durch den Konzilsklerus beherzten Widerstand entgegenzusetzen. Dass der Erzbischof Ende der sechziger Jahre den monumentalen Entscheid fällte, in der französischen Schweiz die Priesterbruderschaft St. Pius X. zu begründen, die in den folgenden vierzig Jahren einen entscheidenden Beitrag zur Rettung der katholischen Tradition leisten sollte, ging in erheblichem Mass auf seine energische Unterstützung durch Madiran und dessen Zeitschrift zurück. Der Verfasser dieser”Kommentare”hat den Erzbischof nur ein einziges Mal rennen sehen – als Madiran dem Seminar in Écône einen Besuch abstattete und der Erzbischof ihn vor seiner Rückkehr nach Paris unbedingt noch sehen wollte.

Leider ging ihre Zusammenarbeit zu Ende, als in 1978 Johannes Paul II. zum Papst gewählt wurde, denn Madiran glaubte, er werde die Kirche retten. Doch zum damaligen Zeitpunkt hatte Madiran den Erzbischof bereits nachhaltig beeinflusst, und die”Tradition”war mittlerweile bereits fest verankert. Wir müssen uns heute in Erinnerung rufen, wie undenkbar es in den fünfziger und sechziger Jahren für Katholiken war, ihren Klerus in Zweifel zu ziehen. Hier liegt das enorme Verdienst Madirans: Ein tiefer Glaube, der sich auch dadurch nicht erschüttern liess, dass fast die ganze katholische Hierarchie vom rechten Wege abkam, gemeinsam mit dem Mut, aufzustehen und sich öffentlich gegen jene Masse von Menschen zu wenden, die jener Hierarchie entweder aus”Gehorsam”in”Treue”folgte, oder ihr treulos zujubelte, während sie die Kirche durch die Freimaurerei unterwanderte. Dass sich Madiran dann selbst durch Johannes Paul II. irreführen liess, beweist lediglich, wie stark der Magnetismus Roms ist, den er selber während einer entscheidenden Zeitspanne im Dienste an der katholischen Wahrheit überwunden hatte.

Dass er seinen Überzeugungen im Kern treu geblieben ist, geht daraus hervor, dass von all den Büchern, die er im Verlauf eines langen und fruchtbaren Lebens geschrieben hat, dasjenige, das seine Botschaft seinen eigenen Worten zufolge am besten ausdrückt, jenes ist, dem wir uns in diesen”Eleison Kommentaren”zuwenden werden: L’hérésie du vingtième siècle («Die Häresie des 20. Jahrhunderts»). Dieses Werk erschien erstmals 1968, also zu dem Zeitpunkt, wo die Kontroverse über Vatikan II. hohe Wellen schlug. Es besteht aus einem Vorwort und sechs Teilen, was seinen Niederschlag vielleicht in sieben Ausgaben dieser”Kommentare”finden wird, denn das Buch ist ein Klassiker, auch wenn es unseres Wissens nie übersetzt worden ist.

Es ist ein Klassiker, weil es eines thomistischen Philosophen bedurfte, um den Modernismus dermassen schonungslos blosszustellen – wie kann man einen Nebel analysieren? –, und Madiran war ein thomistischer Philosoph. Freilich wäre längst nicht jeder solche hierzu berufen gewesen, denn die übergrosse Mehrheit der Vatikan II-Bischöfe waren in ihrem Seminar oder ihrer Kongregation in den Prinzipien der Philosophie des Heiligen Thomas von Aquin geschult worden, hatten jedoch nicht gelernt oder begriffen, wie diese Prinzipien auf die Realität anzuwenden sind. Der Grund liegt darin, dass man diese Philosophie verhältnismässig leicht lehren kann, wie ein zusammenhängendes Telefonbuch. Katholische Schüler sind fügsam und absorbieren sie bereitwillig, ohne notwendigerweise zu begreifen, dass sie die einzige, ja die einzig mögliche Sicht auf die eine und einzige Realität darstellt, die uns umgibt. Doch wer kann die Realität Schülern beibringen, die in zentral geheizten Räumen geboren und von früher Kindheit an vor dem Fernseher gesessen sind? Madiran gehörte einer früheren Generation an, was ihm seine Aufgabe erleichterte, aber um den Modernismus so klar zu durchschauen, bedurfte er einer besonderen Gnade des Realismus, wie Pius X, de Corte, Calderón und einige wenige andere Auserwählte.

Machen Sie sich auf eine anspruchsvolle Lektüre gefasst! Madiran ist es wert. In den nächsten Wochen präsentieren wir sein eigenesVorwort.

Kyrie eleison.

Viganò Light?

Viganò Light? on August 29, 2020

In einer Reihe kürzlicher öffentlicher Stellungnahmen, von denen die vom 9. Juni besonders grosses Aufsehen erregte, hat der italienische Erzbischof Carlo Viganò, bis heute Mitglied der offiziellen Kirchenhierarche, Vatikan II mit einer Schärfe verurteilt, die man bei der überwältigenden Mehrheit seiner Kollegen nicht findet. Doch jetzt hat sich ein italienischer Theologe, Pater Alfredo Morselli, zu Wort gemeldet, der Erzbischof Viganòs hartes Urteil mildern möchte. Pater Morselli geht keineswegs so weit, das Konzil zu verteidigen, argumentiert jedoch z.B., dieses sei nicht allein verantwortlich für die Krise, welche die Kirche in den Jahren danach heimsuchte. Wir geben seine „Thesen zum Konzil,“ die er in neun Hauptpunkten und acht Nebenpunkten veröffentlicht hat, hier in verkürzter Form wieder und kommentieren sie unsererseits.

1 Die gegenwärtige Krise ist von beispielloser Schwere; sie ist ihrem Wesen nach neomodernistisch, jedoch bedeutend schwerwiegender als die ursprüngliche modernistische Krise zu Beginn des 20. Jahrhunderts.
2 Allerdings ist Vatikan II nicht einfach die Ursache der heutigen Krise, weil:
2.1 Die Krise schon lange vor 1960 begann,
2.2 ihr Neomodernismus ohne die tiefe Verdorbenheit des modernen Menschen niemals Wurzeln geschlagen hätte, und
2.3 das Pontifikat von Papst Franziskus schon lange vor dem 21. Jahrhundert vorbereitet wurde.
3 Wir müssen zwischen dem Konzil selbst und dem Post-Konzil, oder den Nachwehen des Konzils, unterscheiden;
3.1 Das Konzil kann nicht für alle ihm angelasteten Irrtümer verantwortlich gemacht werden, selbst wenn sie in seinem Namen begangen wurden,
3.2 Der Heilige Geist war beim Konzil zugegen, so dass man nicht sagen darf, am Konzil sei überhaupt nichts Gutes gewesen.
4 Die Texte des Konzils enthalten zweideutige Formulierungen, die von den Neomodernisten ausgenutzt werden können.
5 Fast all diese Probleme wurden später durch offizielle Klarstellungen der Kirche gelöst.
6 Die Probleme gehen weniger auf Irrtümer zurück als auf den Wunsch, inklusiv statt exklusiv zu sein.
7 Ein tragisches Beispiel dieses Wunsches ist die Weigerung des Konzils, den Kommunismus zu verurteilen.
8 Das Konzil „pastoral“ zu nennen, bedeutet nicht, dass an seinen Erklärungen nichts Dogmatisches ist.
9 Man darf das Konzil lediglich in Übereinklang mit der Kirchenlehre über den Glauben kritisieren. Deshalb:
9.1 Der Glaube bedeutet, Gott zu vertrauen, d. h. seine Wahrheiten durchwegs zu akzeptieren und nicht zu wählen, an welche man glaubt und an welche nicht.
9.2 Das Magisterium der katholischen Kirche ist der oberste Schiedsrichter darüber, welche die Wahrheiten sind, an die man zu glauben hat.
9.3 Das Magisterium ist nicht offen für private Interpretationen. Es allein kann seine eigenen Entscheidungen interpretieren.

Hier nun ein kurzer Kommentar zu jeder dieser Stellungnahmen Pater Morsellis:

1 Dieser einleitende Punkt zeigt, wie sehr Pater Morselli mit Erzbischof Viganò übereinstimmt. Bravo!
2 Wer würde eine Explosion lediglich dem Zünder zuschreiben? Selbstverständlich braucht es auch Sprengstoff.
2.1 In der Tat hatte Vatikan II eine lange Reihe von Ahnen, insbesondere die protestantische „Reformation“ sowie die Revolution von 1789.
2.2 Völlig richtig. Die tiefe Verderbtheit des modernen Menschen ist erst im Verlauf von Jahrhunderten herangereift.
2.3 Auch das ist wahr. Fünf neomodernistische Päpste haben den sechsten vorbereitet, der ebenfalls Neomodernist ist, dies jedoch in der Praxis noch weitaus deutlicher zeigt.
3 Vorsicht! Ist jemand, der die Stalltür entriegelt, etwa nicht schuld daran, wenn die Pferde dann ausreissen?
3.1 „Ich wollte nie, dass die Pferde ausreissen. Ich wollte nur, dass sie frei im Sonnenschein
herumspringen könnten!“
3.2 Der Heilige Geist hat das Konzil zwar vor noch schlimmeren Irrtümern bewahrt, den Bischöfen aber ihren freien Willen gelassen.
4 Die tödlichen Zweideutigkeiten wurden von den Neomodernisten absichtlich eingebaut, und die”Katholiken”stimmten dafür.
5 Diese „Klarstellungen,“ an die Pater Morselli glaubt, klären in der Regel gar nichts, sondern lassen das Problem bestehen. „Ändert ein Leopard seine Flecken?“ (Jeremia, XIII, 23)
6 Leider ist es gerade der Wunsch, inklusiv zu sein, der einst fest verschlossene Türen wieder für den Irrtum öffnet.
7 Erzbischof Lefebvre sagte, die Weigerung, den Kommunismus zu verurteilen, werde dieses Konzil für immer stigmatisieren.
8 Schreckliche Zweideutigkeit: Das Konzil war nicht dogmatisch, musste jedoch wie ein Dogma befolgt werden!
9 „Das Gift ist im Schwanze“ – am Ende nimmt Pater Morselli zum Autoritätsargument Zuflucht! –
9.1 Natürlich müssen wir das glauben, was wirklich von Gott kommt, und nicht, was wir selber wählen.
9.2 Und wenn Er von uns Glauben verlangt, wie Er es tut, so muss Er uns ein unfehlbares Magisterium zur Verfügung stellen.
9.3 Aber jenes Magisterium besteht aus fehlbaren Kirchenbeamten, die alle über den freien Willen verfügen, welchen der Liebe Gott ihnen nicht nehmen wird, und wenn sie ausnahmsweise ihre Plicht katastrophal verraten, so wird Er von den Schafen erwarten, dass sie ihre Hirten nach ihren Früchten beurteilen.

Kurz, die Strenge, mit der Erzbischof Viganò Vatikan II nach seinen Früchten beurteilt, übertrifft die Autorität, zu der Pater Morselli Zuflucht nimmt.

Kyrie eleison.

Drexels Papst

Drexels Papst on August 8, 2020

Ursprünglich hätte der letzte von vier „Eleison-Kommentaren,“ die sich mit Pater Drexels kleinem Buch Der Glaube ist grösser als der Gehorsam beschäftigen, dessen These unterstützen sollen, wonach Papst Paul VI. in guter Absicht handelte, als er in seiner Eigenschaft als Oberhaupt der katholischen Kirche ab 1963 den Vorsitz über das Zweite Vatikanische Konzil innehatte und die revolutionäre Veränderung der Kirche bewirkte. Natürlich sind die Absichten der Menschen das Geheimnis Gottes, der allein sie mit unfehlbarer Sicherheit kennen kann, aber Unser Herr mahnt uns, die Bäume nach ihren Früchten zu beurteilen, und hier stellt sich heraus, dass Paul VI. versagt hat. Seit dem Abschluss des Konzils sind mittlerweile 55 Jahre vergangen, und es hat sich gezeigt, dass seine Früchte für den Katholizismus im wahrsten Sinne des Wortes verderblich waren.

Aus diesem Grunde ist es bei aller Anerkennung der vielen trefflichen Dinge in den Botschaften, die Pater Drexel in den siebziger Jahren enthielt und in Der Glaube ist grösser als der Gehorsam zusammenfasste, äusserst schwierig, seinem Porträt Pauls VI. zuzustimmen. Hier einige einschlägige Zitate:

Paul VI. liebte die Kirche – 3 – XII – 71. Er empfindet Schmerz und Sorge um geweihte Seelen, die sich von der Kirche ab- und der Welt zuwenden. 4 – VIII-72 – Er wird von vielen im Stich gelassen, die ihn nachdrücklich und loyal hätten unterstützen können. Mit Tränen und Schweiss ringt er um die Rettung der Kirche; er verspürt Kummer um untreue Priester, er empfindet noch grössere Trauer um Bischöfe, die mehr an ihrer Bequemlichkeit interessiert sind als daran, sich um den Glauben oder um Seelen zu kümmern. 1-VIII-75 – Er wird von falschen Ratgebern unterdrückt. 7-IV-72. – Er wird einsamer, und jene, die ihm gegenüber loyal sind, werden verfolgt. 5–VII-74 – Er betet, opfert und leidet ständig, aber viele werden dem Glauben untreu. 7-XI-75 – Niemals hat es so viele Sakrilegien gegeben wie seit der Neuen Messe, aber Mein sichtbarer Stellvertreter trägt hieran keine Schuld. Sein Wille ist innere Teilnahme am heiligen Opfer, in Ehrfurcht und in Liebe. ( . . . ) Es sind Priester, die auf diese Weise sündigen und entgegen dem Wort und Werk des Nachfolger Petri handeln.

Man beachte insbesondere das letzte dieser Zitate, das vom November 1975 stammt. Die kategorische Behauptung, der Papst habe keine Verantwortung für die zahlreichen im Windschatten der Neuen Messe erfolgten Sakrilegien getragen, kann nicht stimmen, mögen seine Absichten auch noch so gut gewesen sein. „Der Weg zur Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert,“ weil die Menschen fehlbar sind; sie begehen Fehler, und was sie beabsichtigen, ist längst nicht immer, was sie dann erreichen. Freilich gilt: Sobald die gute Absicht eines Menschen ein schlechtes Ergebnis zeitigt, wird er, falls er tatsächlich ein gutes Ergebnis anstrebt, seinen Fehler korrigieren und ändern, was das schlechte Ergebnis hervorgebracht hat. Doch in den siebziger Jahren hat Papst Paul wenig oder gar nichts an seiner liberalen Revolution der sechziger Jahre geändert, sondern ganz im Gegenteil alles in seiner Macht Stehende getan, um Erzbischof Lefebvres Konterrevolution innerhalb der Kirche niederzuschlagen. Deswegen war die tiefste Absicht des Papstes keine „innere Teilnahme am heiligen Opfer,“ sondern die Anpassung der katholischen Kirche an den Kurs der modernen Welt – eine Unterwerfung, für welche der Erzbischof ein ärgerliches Hindernis darstellte.

Wie der Erzbischof sagte, war Papst Paul ein liberaler Katholik, in anderen Worten, ein Mann, der zutiefst zwischen zwei unvereinbaren Lieben hin- und hergerissen war: Seiner wahren Liebe zur Kirche, die seinem katholischen Glauben entsprang, und seiner falschen Liebe zur modernen Welt, die in seinem Liberalismus wurzelte. Im Inneren eines jeden Menschen müssen diese beiden Lieben einen Kampf auf Leben und Tod ausfechten. Im Inneren Pauls VI. wollte der Katholizismus nicht sterben, so dass er gegen das Ende seines Lebens über die schwindende Zahl von Priesterweihen weinte, aber sein Liberalismus sass tiefer. Er war intellektuell, ideologisch und unversöhnlich. Wehe jedem, der sich ihm in den Weg stellte oder stellt. Dann zeigt die liberale Taube plötzlich ihre Klauen – die Klauen eines Habichts. So war Paul VI. Im Vergleich zu seinem Liberalismus war sein Glaube sentimentaler Art. Dies erklärt sein Konzil und seine Messe.

Und wie sind Pater Drexels Äusserungen vor diesem Hintergrund zu sehen? Wenn sich der Himmel eines menschlichen Boten bedient, lässt er diesem seinen freien Willen und seine Persönlichkeit. Frauen und Kinder pflegen die gehorsamsten Boten zu sein; sie übermitteln die ihnen anvertraute Botschaft am getreusten, aber Männer . . . . Viele Männer haben ihre Weltanschauung als Folge harter Lebenskämpfe herausgebildet, und diese kann jede ihnen überbrachte himmlische oder irdische Botschaft bewusst oder auch unbewusst färben. Es ist sehr wohl möglich, dass Unser Herr zu Pater Drexel gesprochen hat, von den zwanziger Jahren bis zu seinem Tod im Jahre 1977. Ebenso möglich ist, dass Pater Drexel für das von Papst Paul heraufbeschworene quälende Problem jene Lösung wählte, wofür sich gar mancher fromme Katholik nach dem Konzil entschied: Der Papst meint es gut; das wirkliche Problem sind die Bischöfe. Doch leider gilt: Die Bischöfe waren zwar damals ebenso wie heute ein Problem, aber dasselbe galt auch für den Papst.

Kyrie eleison.

Drexels Bischöfe

Drexels Bischöfe on August 1, 2020

Nachdem wir uns letzte Woche („Kommentare“ vom 25en Juli) abermals davon überzeugt haben, wie sehr die in den siebziger Jahren von Pater Drexel erhaltenen Botschaften Der Glaube ist grösser als der Gehorsam auf die Situation der Katholiken in unserer Zeit passen, wollen wir nun sehen, welchen Standpunkt diese Botschaften bezüglich des Verbindungsglieds der Kirche zwischen dem Papst und den Priestern – den Bischöfen also – einnehmen. Diese Botschaften enthalten sehr harte Kritik an dem Klerus, der seine Herde nach Vatikan II buchstäblich im Stich gelassen hat, insbesondere jedoch an den Bischöfen, die ihre ihnen von Gott verliehene Verantwortung an von Menschen organisierte Bischofskonferenzen übertragen haben (siehe unten, 5. Juli 1974. Zwei Jahre später wurde Erzbischof Lefebvre „dem Hass und dem Spott preisgegeben“) . . .

3. Dezember 71 Aber der grösste Schmerz wurde Meinem Herzen von jenen zugefügt, welche als Hirten über die Gläubigen wachen sollten – und das sind die Bischöfe, die still, gleichgültig und feige geworden sind. Nicht nur einige wenige, sondern viele von ihnen fürchten sich vor den Menschen und legen dafür immer weniger Gottesfurcht an den Tag. Dies ist der Grund dafür, dass die Wölfe in die Herde einbrechen und hierdurch solche Verwirrung, Verwüstung und Zerstörung über die Kirche bringen konnten. Wahrlich, sie versuchen den Felsen Meiner Kirche zu erschüttern und zu zerschmettern, aber Millionen von Seelen, von unsterblichen Seelen, gehen verloren. Für diese Seelen müssen sich jene abtrünnigen Hirten und lauen Bischöfe vor Meinem ewigen Gericht verantworten! Einst weinte ich über Jerusalem und über die Menschen dieser Stadt und über ihre Priester und Hohenpriester, und doch war ihre Sünde nicht so gross wie die Sünde derjenigen, die in der Kirche von heute statt zu Führern zu Verführern, statt zu Hirten zu Söldnern, statt zu Beratern zu Verrätern werden. Allerdings gibt es sicherlich auch gute Hirten von Seelen und wachsame Bischöfe, die mit Festigkeit und Klarheit neben dem Nachfolger Petri stehen.

4. August Während mein Sohn Paul ( . . . ) mit grosser Sorge die Nachrichten von Priestern, die ihre Herde, ihre Berufung und ihr Amt im Stich lassen, erhält und er diese Flüchtigen und Mutlosen zur Umkehr ermahnt, ist sein Kummer über die vielen Hirten noch grösser, welche kraft ihres Amtes und ihrer Berufung verpflichtet sind, das Oberhaupt, den Führer und den Vater aller Gläubigen zu unterstützen und seine Anweisungen zu befolgen. Doch stattdessen führen sie ein bequemes Leben, und wegen ihrer Trägheit und Feigheit unterlassen sie es, in ihren Gemeinden auf der Hut zu sein und mit grosser, strikter Wachsamkeit für die Wahrung der Disziplin und die Aufrechterhaltung des Glaubens zu sorgen.

1. Dezember 72 So viele Gläubige sehnen sich nach einem guten Hirten. Ja, die Bischöfe sind als Hirten berufen und ernannt worden. Aber sie werden zu Söldnern und Wölfen, weil sei vom Pfad der Treue abgewichen sind. Die ihnen anvertrauten Seelen werden eines Tages beim Gericht gegen sie Zeugnis ablegen.

5. Juli 74 Die Not der Seelen schreit zum Himmel; währenddessen übernehmen unberufene Menschen in der Kirche und bei Versammlungen die Führung, und all dies geschieht wegen der Bischöfe, die ihnen nicht Einhalt gebieten und sie nicht in die Schranken weisen.

November 74 Bedenkt: Eine grosse Verwirrung hat Meine einzige und treue Kirche durchdrungen. Bücher voller falscher Aussagen und Häresien werden von Bischöfen akzeptiert, die doch Hirten sein sollten, während Schriften, welche die Wahrheit sagen, von den Vertretern der Kirche verworfen werden, so gross ist die Verwirrung gewesen!

7. Februar 75 Manche der Hirten und Wächter, die gesalbt worden sind ( . . . ) haben sich vom Glauben abgewandt und geben Häresien freie Bahn. ( . . . ) Oh möchten doch all diese Hirten verstehen, welche Verantwortung sie tragen und wie schwer diese Verantwortung auf ihnen lasten wird, weil jene, die immer noch glauben und beten, keinen Schutz mehr finden.

Juli 76 Warum gibt es keine Wächter mehr, die den Glauben verteidigen und darum auch die Gläubigen, die Jungen und die Kinder vor dem Mord an ihren Seelen schützen? Jene jedoch, die gegen die Untergrabung des Glaubens aufstehen, werden verfolgt, und ihre ernstlichen und schweren Sorgen werden dem Hass und dem Spott preisgegeben.

Kyrie eleison.

Drexels Kirchenkrise

Drexels Kirchenkrise on Juli 25, 2020

In den siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts, als Unser Herr (wie viele glauben) dem österreichischen Priester und Professor Pater Albert Drexel die Botschaften sandte, die im Büchlein Der Glaube ist grösser als der Gehorsam enthalten sind, war die katholische Tradition aufgrund von Vatikan II. immer noch stark entwertet. Die Katholiken vermochten einfach nicht zu glauben, dass sie von ihren eigenen Priestern verraten worden waren. Erst viele Jahre später fing die Tradition an, den ihr gebührenden Vorrang in der Kirche Unseres Herrn zurückzuerobern. Als ersten Teil einer kleinen Serie von „Kommentaren,“ die auf Pater Drexels Botschaften beruhen, veröffentlichen wir hier einige Zitate daraus, um zu zeigen, wie relevant diese Botschaften für das heutige, beispiellose und fortdauernde Drama der Kirche sind.

4. September 1970.

Die Zahl der Getreuen wird klein werden, aber ihr furchtloses Bekenntnis zum Glauben wird wie ein Licht in der Welt scheinen und wird durch die Macht und die Gnade der Heiligen Dreifaltigkeit gesegnet werden. Das Abendmahl wird in privaten Behausungen begangen werden, an Orten, wo der Tempel Gottes entweiht worden ist.

6. November 1970.

Unter den Rebellen kann man mehr und mehr die geweihten Diener der Kirche finden. Diese sind diejenigen, welche die Sünde des Judas auf sich laden, der Mir mit seinem Kuss nicht Liebe, sondern den grössten Schmerz gab. Und wegen der Hirten (Bischöfe), die für ihr Amt ernannt wurden aber schwach geworden sind, müssen die wahrhaft Getreuen mit ihren Gebeten, ihren Kämpfen und ihrem Leiden wettmachen, was diese Priester versäumt und unterlassen haben. Darum blicke ich mit grossem Mitgefühl auf die betenden Menschen und die irregeführten Seelen. Ihr Leid ist gross in ihrem Herzen, doch wunderbar und schön wird die Liebe sein, die sie an der Schwelle zur Ewigkeit erwartet.

4. Juni 1971.

Zahlreiche Menschen werden sich von Meiner einzigen wahren Kirche abwenden, weil sie den Glauben an den dreifaltigen Gott verloren haben und von bösen Priestern und Lehrern irregeleitet worden sind. Diese Hochfahrenden und Treulosen sprechen über eine Religion ohne das Übernatürliche, ohne Mysterium und Gebet. Sie sprechen nur über den Menschen und nicht mehr über Gott. Sie stellen die Liebe auf den Kopf und reden und geben der Liebe zum Nächsten den Vorrang, aber Gott vergessen, verlieren und leugnen sie mit empörendem Hochmut. Sie versuchen eine Neukirche zu begründen, in der die Welt und der Mensch alles bedeuten – und Gott und Himmel nichts.

7. Juli 1972.

Sollten jene, die in Gnade treu und standhaft sind, traurig hierüber sein? Es ist wahr, dass Ich Selbst über Jerusalem geweint habe, weil seine Bewohner Meine Gnade verworfen haben. Dennoch ist es Mein Wille und derjenige des Vaters, dass die Kinder des Glaubens freudig sein sollen wie der Heilige Franziskus, der den Himmel mit seinem Loblied auf die Sonne pries, oder glücklich wie die Heilige Theresa, die, erfüllt von Liebe zu Mir, glückselig und lächelnd durch den Garten der Schöpfung wandelte.

4. Mai 1973.

Zahlreiche Menschen der Kirche, deren Namen in Gemeinderegistern festgehalten sind, haben den Sinn für das Heilige und die Heiligen verloren. Priester, die dem Dienst am Altar und an den Seelen geweiht wurden, wenden sich der Welt zu, verachten Gottes Gebote und erweisen einem gefährlichen Geist der Welt die Ehre. Mehr und mehr Menschen erliegen der Anziehung einer moralischen Korruption, die der Heilige Johannes in der Apokalypse die „Hure Babylon“ nennt. Das Wort Meines sichtbaren Stellvertreters in Rom, sein Wort von der Zersetzung und Auflösung des Glaubens und der Kirche ist Klage und Anklage.

7. Dezember 1973.

Das Gebet der Getreuen wird über die Reden und Versammlungen jener triumphieren, die kalt im Glauben sind. Zwar leiden jene, die Gott die Treue wahren, auch weiterhin, aber sie sollen wissen und bedenken, dass die Opfer ihrer Leiden der Kirche Segen bescheren. Jene, die auf diese Weise leiden, werden ewige Verherrlichung mit Mir teilen und die Liebe Meines Herzens.

Drexels Rückkehr

Drexels Rückkehr on Juli 18, 2020

Das Zweite Vatikanische Konzil (1962–1965) war ein gewaltiges Ereignis in der Kirchengeschichte. Es wurde von seinen Hintermännern und Organisatoren geplant und durchgeführt, um eine ungeheuer grosse Zahl von Katholiken, Geistliche ebenso wie Laien, zu täuschen, damit sie bereitwillig zusahen, wie die wahre katholische Kirche durch die an die Moderne angepasste Neukirche ersetzt wurde. Was gläubige Katholiken fortan jedoch am meisten schmerzte, war, dass der Verrat an der katholischen Wahrheit von den wahren Kirchenautoritäten ausgegangen war, denen sie – das hatten sie von ihrer katholischen Kindheit an gelernt – stets Gehorsam schuldeten und die sie niemals kritisieren durften. Um katholische Seelen nicht zu allzu stark zu erschüttern, äussern selbst Unser Herr und Unsere Liebe Frau nur selten Kritik an ihren eigenen Priestern.

Gerade hier lag jedoch das besondere Interesse von Der Glaube ist grösser als der Gehorsam. Wenn diese Botschaften nämlich durch Pater Drexel tatsächlich von Unserem Herrn Selbst stammten, was ihrem Wortlaut zufolge der Fall war, übte Gott Selbst in ihnen schneidende Kritik an jenen Bischöfen, Theologen und Priestern, die für die aus dem Konzil hervorgegangene Neukirche verantwortlich waren, was selbstverständlich bedeutet, dass die Katholiken nunmehr von ihrer Verpflichtung, niemals ein Wort der Kritik an Priestern laut werden zu lassen, entbunden waren. Schliesslich sagte Gott den Katholiken, dass eine sehr grosse Zahl ihrer Hirten – nicht alle – zu Wölfen geworden waren. „Ich weiss, welche Qualen ihr treuen Seelen erleidet,“ heisst es in den Botschaften, „aber haltet an eurem Glauben fest und erlaubt es diesen Verrätern nicht, ihn zu verändern. Sie haben unrecht, ihr habt recht, wie die Zeit erweisen wird, und für eure Standhaftigkeit wird euch reicher Lohn zuteilwerden.“

Eine solche Botschaft vermochte die wahren Gläubigen nach dem Konzil zwar von einer quälenden Sorge zu befreien, rief andererseits jedoch eine neue, nicht minder brennende Sorge hervor: Wie stand es dann um die treulosen Kirchenautoritäten? Insbesondere um den Papst? Die volkstümliche Vorstellung von der päpstlichen Unfehlbarkeit geht weit über deren strikte Definition von 1870 mit ihren vier Bedingungen hinaus. Wie konnte Johannes XXIII. da ein Konzil von Wölfen einberufen, wie konnte Paul VI. es zu Ende geführt und anschliessend über seine Verwirklichung gewacht haben? Diese Frage ist dermassen quälend, dass viele ernsthafte und gläubige Katholiken sich ab Ende der siebziger Jahre, kurz nach dem Tod Pater Drexels, beispielsweise dem Sedisvakantismus zuwandten, laut dem die Konzilspäpste gar keine wahren Päpste gewesen sind. Allerdings geht aus den Botschaften Pater Drexels hervor, dass Paul VI. selbst nicht zu den Wölfen zählte. Er wird (in wenigstens zwei der Botschaften) zwar deutlich kritisiert, doch wird ihm zugestanden, dass er in guter Absicht handelte; er war nicht über alles im Bilde, was seine Untergebenen taten, und er empfand brennende Sorge über das, was der Kirche widerfuhr.

Nichtsdestoweniger gilt es festzuhalten, dass die persönliche Verantwortung Pauls VI. für die Konzilskatastrophe enorm war. Daher werden manche Anhänger der katholischen Tradition den Schluss ziehen, dass der „Unser Herr“ von Pater Drexel in Wahrheit gewiss nicht Unser Herr war, sondern lediglich das Produkt von Pater Drexels frommen Überlegungen. In diesem Fall könnten wir die Milde der Botschaften gegenüber Paul VI. wie folgt deuten: Viele „gute“ Bischöfe und Priester fanden die Antwort auf die sie quälenden Fragen darin, dass die Konzilsbischöfe furchtbar waren, nicht aber der Papst selbst. Stammten die Botschaften andererseits von Unserem Herrn selbst, könnte man die These vertreten, dass Er womöglich nur milde Kritik an Paul VI. übte, um zu verhüten, dass die Katholiken in mehr oder weniger grossem Umfang an der von Unserem Herrn selbst gegründeten Kirche verzweifelten: In jenem Fall bekundete Er selbst, dass Er auch weiterhin hinter ihr stand, denn um dies kundzutun, brauchte Er nichts Unwahres zu sagen.

Deo volente bildet vorliegende Ausgabe dieser „Kommentare“ die Einleitung zu einer zweiten kleinen Serie von Artikeln, die sich auf Der Glaube ist grösser als der Gehorsam stützen werden, weil der Verfasser der „Kommentare“ in den von Pater Drexel in den siebziger Jahren erhaltenen Botschaften ungemein viel Wertvolles entdeckt hat. Es sind drei Artikel vorgesehen, je einer über die Kirchenkrise, die Bischöfe und Paul VI., lauter Themen, mit denen sich Der Glaube ist grösser als der Gehorsam auseinandersetzt. Ob dann die Botschaften von Unserem Herrn Selbst kamen oder nicht, mögen die Leser dieser „Kommentare“ selber entscheiden. Jedenfalls ist es klar, dass sie sich angesichts dieser Krise der Kirche ihre eigene Meinung bilden müssen.

Kyrie eleison.