Benedikts Ökumenismus – VI.
Im letzten Teil der Eleisonkommentar-Serie, welche Dr. Wolfgang Schülers Buch Benedikt der XVI. und das Selbstverständnis der katholischen Kirche behandelte, versprachen wir die Anwendung der Hauptlektion seines Buchs auf die derzeitige Situation der Priesterbruderschaft St. Pius X. Wir skizzierten diese Anwendung bereits durch die folgende Aussage: Wenn der Mensch nur dadurch katholisch sein kann, daß er dem Organismus der katholischen Kirche angehört, so wird der Mensch konziliar, wenn er dem Organismus der Konzilskirche angehört.
Nun behauptet Benedikt XVI., daß von der katholischen Kirche abgetrennte Stücke immer noch zur Kirche Christi gehören. Im Gegensatz dazu argumentiert Dr. Schüler gemäß Unserem Herrn (Johannes 15,1–7), daß die Kirche ein lebendiger Organismus ist; wenn von ihm Zweige abgetrennt werden, so verdorren und sterben diese, weil die Pflanze ihnen Leben gibt bzw. gab. Daraus folgt: wird die Priesterbruderschaft auf die konziliare Pflanze aufgepfropft, welche vollkommen von der Menschenreligion des Zweiten Vatikanum verseucht ist, so wird diese konziliare Pflanze ihre Seuche auf die Bruderschaft übertragen. Drei Zitate von Erzbischof Lefebvre mögen diese Tatsache verdeutlichen:
Im Jahre 1984, also noch deutlich vor den Bischofsweihen von 1988, verurteilte der Erzbischof bereits im Voraus die Illusion, daß die Priesterbruderschaft „durch eine Rückkehr in die Konzilskirche in die Lage käme, zu kämpfen und dieses oder jenes zu erreichen.“ Er sagte: „Das ist ganz und gar unwahr. Denn man kann nicht in eine Struktur eintreten, sich unter deren Obere stellen und dann erwarten, daß man von Innen heraus alles auf den Kopf stellen kann. In Wahrheit haben diese Oberen alles nötige, um uns zu erwürgen. Sie haben alle Autorität .“
Kurz vor den Bischofsweihen sagte der Erzbischof im Jahr 1988 dann: „ Rom möchte, daß alles sich nach dem Zweiten Vatikanum ausrichtet, während sie uns noch ein kleines bißchen Tradition lassen. (.) Sie ändern ihre Haltung nicht. Wir können uns nicht in die Hände dieser Leute begeben. Wir würden nur einer Selbsttäuschung erliegen. Wir beabsichtigen nicht, uns auffressen zu lassen (.) Die Tradition würde nach und nach kompromittiert.“
Bald nach den Bischofsweihen ging der Erzbischof 1989 auf den Einwand ein, daß die Bruderschaft vom Innern der Kirche hätte wirksamer tätig werden können als wenn sie außerhalb der Kirche gestellt worden wäre. Er erwiderte: „Sich ins Innere der Kirche stellen, was soll das heißen? Und vor allem: Von welcher Kirche spricht man? Wenn es die konziliare Kirche ist, so müßten also wir, die wir zwanzig Jahre lang mit ihr gerungen haben, weil wir die katholische Kirche wollen, jetzt in diese konziliare Kirche eintreten, um sie sozusagen wieder katholisch zu machen. Das ist eine vollkommene Illusion. Nicht die Untergebenen formen die Oberen, sondern die Oberen die Untergebenen . In der gesamten heutigen römischen Kurie, inmitten aller Bischöfe der Welt, die Progressisten sind, wäre ich vollkommen untergegangen. Ich hätte nichts erreicht und auch weder die Gläubigen noch die Seminaristen schütze n können.“
Sollte folglich die Priesterbruderschaft St. Pius X. durch ein praktisches Abkommen oder durch eine kanonische Regularisierung sich unter die konziliaren Autoritäten der Kirche stellen, die nach wie vor fest am Gedankengut des Zweiten Vatikanum hängen – wie die Glaubensgespräche der Jahre 2009 bis 2011 reichlich bewiesen haben –, so würde die bruderschaftliche Verteidigung des wahren Glaubens „erwürgt, aufgefressen, untergehen.“ Hineingeproft in die lebendige, konziliare Ganzheit, würde die Bruderschaft zwangsläufig von seinem verseuchten, konziliaren Leben angesteckt werden. Gott bewahre!
Kyrie eleison.