Eleison Kommentare

Des Erzbischofs Autorität – II

Des Erzbischofs Autorität – II on Februar 22, 2020

DCLV – In der Theorie ist die Autorität des Papstes für die Kirche unverzichtbar. DCLVI – In der Theorie benötigen die Priester den Papst unter allen Umständen, weil nur er sie einigen kann. DCLVII – In der Praxis wurde Erzbischof Lefebvres Autorität ernstlich dadurch geschwächt, dass er den lebenden Papst nicht hinter sich hatte. DCLVIII – In der Praxis übte der Erzbischof die Autorität, über die er noch verfügte, auf wenigstens drei verschiedenen Ebenen aus, je nach den Untergebenen, mit denen er zu tun hatte: Jene, die sich zu seinen eigenen Bedingungen seiner Autorität unterstellten; jene, die ihm nur eine teilweise Autorität – und zwar zu ihren eigenen Bedingungen – über sich zugestehen wollten; jene, die ihn überhaupt nicht darum baten, seine Autorität über sie auszuüben.

Man beachte zunächst, dass diese Klassifizierung nicht auf der Autorität, sondern auf den letzterer Unterstellten beruht. In anderen Worten, die Untergebenen „bestimmen, wo es lang geht.“ Diese abnormale Situation in der Kirche ist das direkte Resultat von Vatikan II, wo die katholische Autorität ihre eigenen Wurzeln kappte, weil sie die katholische Wahrheit auf der ganzen Linie verriet, indem sie versuchte, die objektive Religion Gottes durch ein menschengemachtes Surrogat zu ersetzen und an die Stelle der katholischen Kirche, für die Gott im Mittelpunkt steht, die Neukirche zu setzen, für die dem Menschen Vorrang gebührt. Durch dieses Konzil wurden alle katholischen Priester im Grunde genommen diskreditiert, sind es bis heute und werden es so lange bleiben, bis die Prälaten wieder Gottes Wahrheit verkünden. Dann werden sie ihre volle Autorität wiedererlangen.

Diejenigen, die sich der Autorität des Erzbischofs zu seinen eigenen Bedingungen unterstellten, waren selbstverständlich die Mitglieder der katholischen Kongregationen, die er selbst gegründet hatte; bei diesen handelte es sich insbesondere um Vereinigungen von Laienpriestern, aber auch von Laienbrüdern und Laienschwestern sowie vom Dritten Orden. Diese Kongregationen gestaltete er so normal wie möglich, mit Abstufungen des Gehorsams gegenüber ihm selbst als Generaloberem, mit Weihegelübden für die Priester und feierlichen Versprechen beim formellen Beitritt von Priestern, Laienbrüdern und Laienschwestern zu ihren jeweiligen Kongregationen. Die Gelübde wurden gegenüber Gott abgelegt und wurden im Bedarfsfall durch die römische Autorität (diskret) annulliert, wie es dem Brauch entspricht. Die Versprechen hingen mehr oder weniger von den Wünschen jener ab, die sie ablegten, und hier wurde – wie in den letztwöchigen „Kommentaren“ erwähnt – die Autorität des Erzbischofs ernstlich dadurch unterminiert, dass er vom Papst sowie von seinen Mitbischöfen offiziell verurteilt worden war. Wenn ein Priester beschloss, der Bruderschaft den Rücken zu kehren und sich dem Liberalismus auf der Linken oder dem Sedisvakantismus auf der Rechten zuzuwenden, konnte der Erzbischof seinen eigenen Worten zufolge nicht mehr tun, als sämtliche Kontakte zu dem Betreffenden auf Dauer abzubrechen, damit solche Priester nicht behaupten konnten, sie pflegten weiterhin freundschaftliche Beziehungen zur Bruderschaft. Sie hatten sich dafür entschieden, sich vom Erzbischof zu trennen.

Der zweiten Kategorie – jenen, welche die Autorität des Erzbischofs nur zu ihren eigenen Bedingungen akzeptierten, beispielsweise um das Sakrament der Firmung zu empfangen –, kam er bereitwillig so weit entgegen, wie er es innerhalb der Normen der Kirche konnte, und zwar wegen der Kirchenkrise, welche die Gültigkeit von nach dem Neuritus empfangenen Firmungen fragwürdig macht. Einerseits sagte er, Katholiken besässen das Recht auf mit Gewissheit gültige Sakramente, und andererseits galt: Wenn sie nichts weiter mit ihm zu tun haben wollten, war das ihre eigene Wahl und ihre eigene Verantwortung vor Gott.

Kommen wir zur dritten Kategorie, bestehend aus Menschen, die ihn in keiner Weise darum baten, seine Autorität über sie auszuüben; hierzu gehörten zahlreiche traditionalistische Priester, die an und für sich mit seiner Bruderschaft sympathisierten, jedoch nie den Wunsch bekundeten, ihr beizutreten. Ihnen gegenüber war er stets grossmütig, wenn sie den Kontakt oder die Freundschaft mit ihm suchten oder ihn um Ermutigung oder Rat baten, doch behauptete er nie auch nur im entferntesten, irgendwelche Autorität über sie zu haben. Dasselbe galt für die Laien. Viele Katholiken pflichteten seinem Standpunkt – der demjenigen des Papstes anscheinend entgegengesetzt war – niemals bei, aber er verhielt sich ihnen gegenüber unfehlbar höflich und war bereit, Fragen zu beantworten, sofern derjenige, der sie stellte, einer Antwort wenigstens halbwegs würdig war. Und die Objektivität und Vernünftigkeit seiner Antworten machte viele ursprüngliche Anhänger der Neukirche zu Traditionalisten, die sich seinem Ministerium oder der Obhut seiner Priester unterstellten.

Kurzum, das Konzil verkrüppelte die Autorität der Kirche, doch wo ein Wille war, war auch ein Weg, oder wenigstens ein Ersatzweg, für Seelen, welche die ewige Seligkeit anstrebten, die ohne Priester nur äussert schwer zu erlangen ist. Vor allem – aber nicht ausschliesslich – durch den Erzbischof gewährte Gott den Seelen diesen Sonderweg, der immer noch existiert.

Kyrie eleison.

Des Erzbischofs Autorität – I

Des Erzbischofs Autorität – I on Februar 15, 2020

Veranschaulichen wir das Verhältnis zwischen der katholischen Wahrheit und der katholischen Autorität anhand des Athanasius der Neuzeit, den Gott uns schenkte, um uns den Weg durch unsere vorapokalyptische Krise zu weisen: Erzbischof Lefebvre (1905–1991). Während sich die grosse Mehrheit der Kirchenführer bei Vatikan II dazu verleite liess, die Natur des Glaubens zu ändern und einige Jahre später im Namen des Gehorsams gegenüber der Autorität den wahren Ritus der Messe aufzugeben, blieb der Erzbischof kraft seines Glaubens der unveränderlichen Wahrheit der Kirche treu und zeigte, dass diese das Herz und die Seele ihrer göttlichen Autorität darstellt. „Der Gehorsam ist nicht der Diener des Gehorsams,“ lautet ein spanisches Sprichwort.

Sicherlich glaubte der Erzbischof an die Autorität der Kirche, ihren Mitgliedern aller Stufen Weisungen zur Rettung ihrer Seelen zu erteilen. Deshalb war er während der ersten Jahre der Existenz der Priesterbruderschaft St. Pius X. (1970–1974) sorgfältig darauf bedacht, dem kanonischen Recht und dem Papst, Paul VI., zu gehorchen, soweit er hierzu in der Lage war. Doch als Kirchenvertreter, die von Rom entsandt worden waren, um sein Seminar in Écône zu inspizieren, sich in ihren Aussagen gegenüber Seminaristen weit von der katholischen Wahrheit entfernten, schrieb er seine berühmte Erklärung vom November 1974, in der er sich gegen Roms Abkehr vom katholischen Glauben zugunsten der neuen Konzilsreligion verwahrte. Diese Erklärung diente der traditionalistischen Bewegung, deren Geburtsstunde man auf die Messe von Lille vom Sommer 1976 datieren kann, gewissermassen als Charta.

Zwar hat der Erzbischof selbst stets resolut dementiert, der Führer der Tradition zu sein, weil die katholische Tradition bis zum heutigen Tage eine inoffizielle Bewegung ist und keinerlei offizielle Struktur besitzt. Zudem war er unter den Traditionalisten durchaus nicht die einzige Führungspersönlichkeit, und nicht alle von ihnen pflichteten ihm bei oder huldigten ihm. Nichtsdestoweniger sahen sehr viele Katholiken in ihm ihren Führer, vertrauten und folgten ihm. Warum? Weil sie in ihm die Fortsetzung des katholischen Glaubens sahen, durch den allein sie ihre Seelen retten konnten. In anderen Worten: Auch wenn der Erzbischof keine offizielle Autorität über sie hatte, weil die Jurisdiktion das Vorrecht regulär gewählter oder ernannter offizieller Kirchenvertreter ist, erwarb er dank seiner Treue gegenüber dem wahren Glauben bis zu seinem Tod eine enorme moralische Autorität. Anders gesagt: Seine Wahrheit legte den Grundstein für seine Autorität, die zwar inoffiziell, aber real war, während der Mangel an Wahrheit, an dem die offiziellen Kirchenvertreter krankten und kranken, ihre Autorität seither unablässig untergräbt. Dass die Autorität, zumindest die katholische Autorität, von der Wahrheit abhängt, lag klar zutage.

Hinsichtlich der anno 1970 vom Erzbischof gegründeten Priesterbruderschaft St. Pius X. standen die Dinge jedoch etwas anders, weil ihm die offizielle Kirche eine gewisse Jurisdiktion auf dem Gebiet der – Bischof Charrière unterstehenden – Diözese Genf/Lausanne/Freiburg gewährte. Diese Jurisdiktion bedeutete ihm sehr viel, bewies sie doch, dass er mit seinem Wirken keine imaginären Probleme beschwor, sondern das Werk der Kirche verrichtete. So tat er sein Bestes, um die Bruderschaft zu leiten, als sei er das normale Oberhaupt einer normalen katholischen Kongregation unter Rom, wozu ihm seine Verteidigung des wahren Glaubens alles Recht gab. Allerdings machten die öffentlichen und offiziellen Römer weidlich von ihrer Jurisdiktion Gebrauch, um ihn als Scharlatan anzuprangern und so die katholischen Massen, die ihm sonst gefolgt wären, gegen ihn aufzubringen.

Doch nicht genug damit – die Neukirche, welche die Konzilsrömer um ihn herum aufbauten, bedeutete, dass seine Autorität selbst innerhalb der Bruderschaft ernstlich geschwächt wurde. Wenn beispielsweise vor dem Konzil ein mit dem Bischof seiner Diözese unzufriedener Priester seine Versetzung in eine andere Diözese beantragte, erkundigte sich der Bischof letzterer selbstverständlich beim Bischof ersterer nach dem betreffenden Geistlichen, und wenn der erste Bischof dem zweite riet, sich nicht mit diesem inzulassen, war der Antrag chancenlos. Stellte hingegen ein Priester, der zwar der Bruderschaft angehörte, aber mit dieser unzufrieden war, den Antrag, in eine Diözese der Neukirche versetzt zu werden, durfte er damit rechnen, dass ihn diese als Flüchtling vor dem „Lefebvre-Schisma“ mit offenen Armen in der offiziellen Gemeinde willkommen liess. Der Erzbischof erhielt von den anderen Bischöfen also keine Unterstützung und konnte seine Priester innerhalb der Bruderschaft folglich nicht gebührend disziplinieren. Seine Autorität war in höchstem Masse verwundbar, weil ihm keinerlei Sanktionen zur Verfügung standen, mit denen er wankelmütige Priester im Zaun halten konnte. Der Mangel an Wahrheit in der Neukirche hat die Wahrheit in die Bruderschaft verbannt, doch ohne jene katholische Autorität, die zu ihrem Schutze erforderlich ist.

Kyrie eleison.

Der Unverzichtbare Papst – II

Der Unverzichtbare Papst – II on Februar 8, 2020

In der letztwöchigen Ausgabe dieser „Kommentare“ (DCLV, 1. Februar) wurde die beispiellose Krise der katholischen Kirche, die nun schon weit über 50 Jahre währt, damit erklärt, dass die katholische Autorität beim Zweiten Vatikanischen Konzil die katholische Wahrheit verraten hat. Die logische Schlussfolgerung lautete, dass die Krise erst dann ein Ende finden wird, wenn die katholische Autorität zur Wahrheit zurückkehrt, denn die Wahrheit ändert sich nicht und kann folglich nicht auf die Linie des Papstes und der Bischöfe einschwenken, deren Aufgabe es eigentlich wäre, sie zu verteidigen. Ausserdem wurde festgehalten, dass der Papst die Bischöfe zum Glauben zurückführen muss, dass der allmächtige Gott allein den Papst wieder zum Glauben zurückführen kann und dass Gott dies erst tun wird, „wenn wir unsere Lektion gelernt haben.“ Würde Gott uns nämlich zu früh dem Abgrund entreissen, in den wir gesunken sind, würden wir ungehorsamen Menschenkinder dies nur ausnutzen, um ein weiteres Mal in den Abgrund zu gleiten. Gott kann es sich nicht erlauben, unserer verdorbenen Generation gegenüber allzu nachsichtig zu sein. Was für eine Lektion, oder was für Lektionen, müssen wir also lernen?

Unter anderen die, dass die Welt nicht ohne eine gesunde Kirche auskommen kann und dass die Kirche, um gesund zu sein, einen gesunden Papst braucht, und dass einem gesunden Papst Gehorsam zu leisten ist. Als Vatikan II Ende 1965 seinen Abschluss fand, war ein erheblicher Teil der Prälaten bereits der Apostasie verfallen, doch Gott bot der Menschheit eine weitere Chance. Paul VI. musste damals zu der dringlichen Frage der künstlichen Geburtenkontrolle Stellung beziehen. Die Zustände in der modernen Welt überzeugten zahlreiche Bischöfe, Priester und Laien davon, dass die herkömmliche strikte Verurteilung dieser Praxis durch die Kirche einer Milderung bedürfe, dass die moderne Welt recht habe und dass eine unveränderte Herrschaft der Kirche, in anderen Worten Gottes, falsch sei. Auch Paul VI. wollte diese Herrschaft leichter machen.

Doch als die Expertenkommission, welche er zum Studium der Frage einberufen hatte, ihren Bericht vorlegte, erkannte er selbst, dass die Position der Kirche nicht abgeschwächt werden konnte. Seine Schlüsselargumente für die Aufrechterhaltung der traditionellen Position haben zwar nicht die Kraft der alten Argumente, die auf dem unveränderlichen Naturgesetz beruhen, doch nichtsdestoweniger bekräftigte Paul VI. in seiner Enyzklika „Humanae Vitae“ von 1968 grundsätzlich die gültige Regel. Kaum hatte er seine Enyzklika veröffentlicht, war in der Kirche jedoch die Hölle los. Und anno 1969 zwang Paul VI. der gesamten Kirche die „Novus Ordo“-Messe auf. Ist es da bloss eine müssige Spekulation, dass Gott den Bischöfen und Priestern die Neue Messe erspart hätte, wenn sie dem Papst zuvor gehorcht hätten, statt Gottes unveränderliches Gesetz zu verwerfen? Indem sie dem Papst den Gehorsam kündigten, als er Gottes Gesetz treu war, trugen sie alle zum Zusammenbruch der Autorität in der Kirche bei. Nun brachen alle Dämme, und in der Kirche machte sich das Chaos breit.

Dies ist ein klassisches Beispiel dafür, dass die Wahrheit der Autorität bedarf, dass die Welt die Kirche braucht und die Kirche den Papst benötigt. Besonders in der modernen Welt können die Menschen nicht einsehen, was an der künstlichen Geburtenverhütung falsch sein soll – diese scheint ihnen im Gegenteil Ausdruck gesunden Menschenverstands zu sein. Wenn es also keine göttliche Autorität gibt, welche die künstliche Geburtenkontrolle verbietet, wird nichts und niemand die menschlichen Leidenschaften bändigen können, die diese Praxis begünstigen. In diesem Geiste argumentierte Vatikan II (Gaudium et Spes # 48), im ehelichen Akt habe die Triebbefriedigung Vorrang vor der Zeugung, und öffnete damit Tür und Tor für Scheidung, Ehebruch, Abtreibung (und später gar die Tötung Neugeborener), Euthanasie, Homosexualität, Geschlechtsveränderung und andere Abscheulichkeiten, die wir heute noch nicht kennen, die jedoch zwangsläufig erscheinen werden, wenn die Zeugung der Triebbefriedigung untergeordnet wird. Mutter Kirche hat stets gewusst, dass die Verzerrung der Bedeutung des geschlechtlichen Akts früher oder später auf eine Untergrabung der Ehe, auf eine Schwächung des Individuums, der Familie, der Gesellschaft, der Nation und der Welt hinausläuft. Ein solches Chaos herrscht heutzutage. Ein schlagender Beweis dafür, wie unabdingbar Autorität ist!

Und die wichtigste Autorität ist jene der Kirche, die den fehlbaren Geist des Menschen der unfehlbaren Wahrheit Gottes und den wankelmütigen Willen des Einzelnen Gottes ewigem Gesetz unterstellt, so dass er in Gottes Himmel eingehen und der Hölle entrinnen kann. Und um diese Autorität zu verkörpern und für die Menschen sichtbar zu machen, schuf der fleischgewordene Gott Seine Eine Katholische Kirche als Monarchie, deren einziger Herrscher der römische Papst ist: Dieser allein besitzt den Auftrag und die Gnade, alle Angehörigen der Kirche in der katholischen Wahrheit zu regieren und zusammenzuhalten. Hieraus folgt, dass, wenn er – wie bei Vatikan II – von der Wahrheit abweicht, die Schafe zwangsläufig zerstreut werden, weil kein anderer als der Papst von Gott die Auftrag erhalten hat, sie zu einen (Lukas XXII, 32).

Kyrie eleison.

Der Unverzichtbare Papst – I

Der Unverzichtbare Papst – I on Februar 1, 2020

Während ein Jahr nach dem anderen vergeht, ohne dass sich die absurde Situation der Kirche zu verbessern scheint, fragen sich immer wieder Katholiken, die der Tradition treu geblieben sind, warum sich nicht wenigstens die traditionalistischen Priester zusammentun und ihre Grabenkämpfe beenden können. Sie glauben alle an ein und dieselbe kirchliche Tradition; sie sind sich alle darüber einig, dass das Zweite Vatikanische Konzil für die Kirche ein Desaster war. Sie wissen alle, dass Streitigkeiten unter Priestern für die Anhänger der Tradition höchst unerbaulich und entmutigend sind. Warum können sie ihre Meinungsverschiedenheiten eigentlich nicht begraben und sich auf das konzentrieren, was sie alle vereint, nämlich was die Kirche lehrt und tut, und immer gelehrt und getan hat, nämlich Seelen zu retten? Auf diese Frage gibt es sehr wohl eine Antwort, und diese gilt es regelmässig in Erinnerung zu rufen, damit es den Katholiken leichter fällt, den Glauben zu bewahren.

Wenn man davon ausgeht, dass diese Krise der Kirche in der Kirchengeschichte nichts Normales ist, sondern einen integralen Bestandteil der einen und einzigen Ereigniskette bildet, die zum Ende der Welt führen wird, sind die beiden Wörter, die in diesen „Kommentaren“ am häufigsten verwendet werden, um die Struktur der Krise zu kennzeichnen, „Wahrheit“ und „Autorität.“ Der Ursprung dieser Krise ist sehr viel älter als Vatikan II und reicht weit in die Vergangenheit zurück, besonders in die Periode der von Luther (1483–1546) entfesselten „Reformation,“ doch während die katholische Kirche bis Vatikan II gegen das Einsickern des protestantischen Gifts kämpfte, gaben die höchsten katholischen Autoritäten, zwei Päpste und 2.000 Bischöfe, mit Vatikan II den Kampf auf und liessen das Gift in die Kirche eindringen. Aus diesem Grund sind die Konzilstexte zweideutig formuliert, denn einerseits musste der katholische Schein gewahrt werden, doch wenn man sich von diesem Schein nicht blenden lässt, bemerkt man andererseits ihre wahre Stossrichtung, den „Geist des Konzils,“ der Liberalismus und Modernismus – die Nachfolger des Protestantismus – absorbieren will und alle noch verbliebenen Reste des Katholizismus verdrängen wird, sobald ihm keine Hindernisse mehr im Wege stehen.

Dies heisst, dass die katholische Autorität beim Konzil die katholische Wahrheit im Grunde genommen fallen liess und eine Doktrin entwickelte, die besser zu den modernen Zeiten passt. Und da die katholische Autorität und die katholische Wahrheit von jenem Zeitpunkt an verschiedene Wege einschlugen, sahen sich die Katholiken, um Katholiken zu bleiben, nun vor eine furchtbare Wahl gestellt, vor der sie heute noch stehen: Entweder scharen sie sich um die kirchlichen Autoritäten, vom Papst bis hin zu den Prälaten der unteren Ränge, und werfen die katholische Doktrin über Bord, oder sie bleiben der Doktrin treu und kündigen der katholischen Autorität hierdurch die Gefolgschaft, oder sie entscheiden sich für einen der zahlreichen Kompromisse zwischen diesen beiden Polen. Auf jeden Fall sind die Schafe zerstreut; allerdings ist ihre eigene Schuld hieran kaum der Rede wert, wenn man sie mit der Schuld der zwei grossen und 2.000 kleinen Hirten vergleicht, welche dafür verantwortlich waren, dass die kirchliche Autorität die kirchliche Wahrheit beim Konzil verriet. In dieser Spaltung zwischen Wahrheit und Autorität liegt der Kern der heutigen, mittlerweile ein halbes Jahrhundert alten Krise.

Und da die Wahrheit für die eine wahre Religion des einen wahren Gottes von entscheidender Bedeutung und Seine eigene Autorität entscheidend wichtig für den Schutz dieser einen Wahrheit vor allen Auswirkungen der Erbsünde auf die Menschen ist, liegt die einzige mögliche Lösung der Krise, die dieser Schizophrenie und der Zerstreuung der Schafe ein Ende bereiten wird, in einer Rückkehr des grossen und der kleinen Hirten, des Papstes und der Bischöfe, zur katholischen Wahrheit. Hiervon kann im Moment gewiss nicht die Rede sein, weder in der Kirche noch in der Priesterbruderschaft St. Pius X., die – allem Anschein nach – immer noch bestrebt ist, sich der Autorität der Konzilsprälaten zu unterstellen. (Und Erzbischof Lefebvre? „Er ist tot,“ werden einige antworten!)

Deswegen gilt: Ehe der Allmächtige Gott – kein anderer kann das tun – den Papst, und dieser nach seiner Bekehrung seine Untergebenen zur Besinnung ruft („Und wenn du dann umkehrst, stärke deine Brüder“; Lukas XXII, 32), in anderen Worten, ehe der Papst die Bischöfe der Welt auf den rechten Pfad zurückführt, kann sich die Krise nur noch verschärfen – bis wir unsere Lektion gelernt haben und Gott sich unser erbarmt. Bis dann gilt das englische Sprichwort: „Was nicht geheilt werden kann, muss ertragen werden.“

Kyrie eleison.

„…In Versuchung…“?

„...In Versuchung...“? on Januar 25, 2020

Ein Leser stellt eine klassische Frage zum Vaterunser, und zwar zu jener Stelle, wo es heisst: „Führe uns nicht in Versuchung.“ Versuchung bedeutet oft Sünde, Sünde ist immer übel . Aber wie kann der unendlich gute Gott uns einem Übel preisgeben? Wenn wir zu Ihm beten, dass Er dies nicht tun möge, bedeutet dies jedoch logischerweise, dass Er das in der Tat kann. Doch wie ist das möglich? „Führe uns nicht in Versuchung“ ist immerhin die wörtliche Übersetzung des griechischen Originaltextes „μη εισενεγκης ημ ας εις πειρασμον“ – und die Kirche lehrt, dass der griechische Originaltext von Gott Selbst inspiriert wurde. Wie kann Gott Selbst erklären, dass Er uns in Versuchung führen kann? Hier heisst es vier Wahrheiten klarstellen:

1 Erstens kann Gott physisches Übel wollen, wie beispielsweise eine Krankheit, um moralisch böse Menschen zu strafen, doch ist es für Gott absolut unmöglich, moralisches Übel zu wollen, denn bei diesem handelt es sich um eine Sünde, und Gott kann unter keinen Umständen sündigen, weil Er die Güte selbst ist, weil Er die Existenz selber ist. Wenn nämlich etwas überhaupt existiert, muss auch eine Erste Ursache existieren, und dieser ersten Ursache kann unmöglich von einer vorigen Ursache irgendwelche Grenzen gesetzt worden sein. Deshalb ist die erste Ursache, welche wir”Gott”nennen, grenzenlos, oder unendlich. Gott ist also Unendliche Existenz. Nun gilt: Wo Existenz ist, ist auch Güte, und umgekehrt; die beiden sind in der Tat austauschbar – etwas Böses ist bei einem Wesen stets die Abwesenheit von etwas, das eigentlich zu ihm gehört; beispielsweise ist Blindheit für einen Stein nichts Böses, wohl aber für ein Tier, das normalerweise sehen kann. Deswegen ist das Unendliche Wesen unendlich gut, oder die Unendliche Güte, welche ganz und gar unfähig ist, etwas moralisch Böses direkt zu wollen oder zu verursachen. Wenige Dinge sind absolut sicherer als das.

2 Zweitens kann Gott moralisches Übel erlauben, weil Er stets dafür sorgen kann und dies auch tut, dass daraus ein grösseres Gutes erwächst. Wir Menschen können keinesfalls immer erkennen, worin dieses grössere Gute besteht, doch spätestens beim Jüngsten Gericht werden wir alle, für jedes moralische Übel, welches Gott zugelassen haben wird, Seine überragende Weisheit klar ersehen. Hier ein nützlicher Vergleich: Wenn ich die untere Seite eines Webteppichs sehe, kann ich die Schönheit des Musters der oberen Seite dieses Teppichs nur erraten. Diese Schönheit existiert jedoch, und ohne sie würde ich auf der unteren Seite nichts sehen, was mich dazu befähigt, die von unten aus unsichtbare Schönheit zumindest zu erraten.

3 Einwand: Aber Gott handelt immer noch, wenn Er moralisches Übel erlaubt, beispielsweise die Versuchung zu sündigen. Beispielswese sagt die Bibel in mehreren Versen von Exodus VII-XIII, Gott habe Pharaos Herz „verhärtet,“ damit er gegen die Israeliten sündige. Antwort: Nein, wann immer Gott ein moralisches Übel erlaubt, begeht Er keine wirkliche Tat. Er verzichtet lediglich darauf, die Gnade oder Hilfe zu gewähren, mit welcher der Sünder nicht gesündigt hätte. Doch indem Er sich dafür entschied, Pharao die Erlaubnis zum Sündigen zu erteilen, führte er ihn tatsächlich in Versuchung und bewog ihn zur Sünde. Nein, denn die Heilige Schrift sagt: „Gott ist treu, der nicht zulassen wird, dass ihr über euer Vermögen versucht werdet, sondern mit der Versuchung auch den Ausgang schaffen wird, so dass ihr sie ertragen könnt“ (1. Korinther X, 13). Deswegen erhalten Sünder, die in Versuchung geführt werden, von Gott all die Gnade, die sie benötigen, um nicht zu sündigen, wenn sie nicht sündigen wollen. Es ist ihre eigene Schuld, wenn sie der Versuchung nachgeben.

4 Aber wann immer Sünder in Versuchung geraten, hat Gott dies vorausgesehen. Warum hat Er sie dann in Versuchung geführt, indem Er letztere zuliess und ihnen nicht die Gnade erwies, die sie brauchten, um ihr nicht zu erliegen?“ Im negativen Sinn, weil es stets der Fehler des Sünders allein ist, wenn er einer Versuchung erliegt. In positivem Sinn führt St. Ignatius in seinen Spirituellen Exerzitien drei Gründe an, warum Gott es zulassen kann, dass eine Seele in spirituelle Not gerät, und dieselben Gründe gelten auch für eine spirituelle Versuchung: Gott kann weisen Gebrauch von moralischer Versuchung machen, um uns zu bestrafen, um uns zu erproben oder um uns zu belehren. Er kann uns mit der nächsten Versuchung für die letzte Sünde bestrafen, die wir begangen haben. Ferner kann Er, indem Er uns durch eine Versuchung auf die Probe stellt, es uns ermöglichen, ein grosses Verdienst zu erwerben, indem wir Widerstand leisten und der Versuchung nicht erliegen. Padre Pio hat gesagt: „Wenn die Seelen nur wüssten, welche Verdienste sie erwerben können, indem sie der Versuchung widerstehen, würden sie recht eigentlich darum bitten, versucht zu werden.“ Und schliesslich kann Gott uns darüber belehren, wie vollständig wir auf Seine Hilfe angewiesen sind, indem Er uns einer Versuchung aussetzt, die uns vor Augen führt, wie klein und wie schwach wir ohne Seine Hilfe sind.

Fassen wir zusammen: Daraus, dass Er uns Sünder in Versuchung geraten lässt, kann Gott für uns so viel Gutes erwirken, dass wir nicht einmal darum zu bitten gezwungen sind, nicht versucht zu werden, doch müssen wir um die Gnade bitten, nicht zu straucheln, wenn wir versucht werden. Herr, lass das Feuer mich erwärmen, aber niemals verbrennen. Herr, gib, dass die Versuchung mir Verdienste einbringt, ich ihr jedoch nie erliege.

Kyrie eleison.

Professor Drexel – III

Professor Drexel – III on Januar 18, 2020

Im dritten und letzten Auszug aus dem in den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts in Österreich erschienenen, bewundernswerten Buch Professor Drexlers „Der Glaube ist mehr als Gehorsam‟, den wir in diesen Kommentaren wiedergeben, dürfen wir mit Fug und Recht annehmen, dass Unser Herr spricht, weil die Botschaft für sich selbst in jeder Hinsicht dem wahren Glauben entspricht und im Zusammenhang mit der Verwirrung, die sich nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962–1965) in der Kirche breitmachte, ein klares Zeichen dafür darstellt, dass die offizielle Kirche einen Irrweg eingeschlagen hat und auch heute, wo wir schon tief im 21. Jahrhundert stecken, weiterhin einschlägt. Für den katholischen Klerus ist die Botschaft eine klare Warnung: Wenn ihr darauf beharrt, den neuen, von Menschen vorgezeichneten Weg zu beschreiten und hierdurch Gottes wahre Religion aufzugeben, droht euch nach dem Tod eine furchterregende Verdammnis in der Hölle. Für die katholischen Laien ist das Buch eine nicht minder klare Ermutigung: Wenn ihr der wahren Kirche mit Glauben und Mut die Treue haltet, erwartet euch im Himmel reicher Lohn. Für Klerus und Laien zugleich ist die Botschaft im Jahre 2020 von höchster Aktualität.

MAI 1974.

Laßt euch nicht niederdrücken von den Wirren und den Irrlehren untreuer und abfallender Priester, denen der Leib und die Sinnenlust höher stehen als der Glaube und die Liebe zu Meiner Kirche und zu den unsterblichen Seelen. Alle wahrhaft Gläubigen mögen wissen, daß die inneren und äußeren Feinde der Kirche ihrem Untergang geweiht sind – unentrinnbar, wenn sie nicht in ihrem Inneren reuig zur Einheit der Lehre zurückkehren!

Ich sage: es werden Priester aufstehen, die sich jetzt im Stillen, im Verborgenen, für die Zukunft heranbilden und zur Zeit, ja schon bald, im apostolischen Geist und auf den Spuren der Heiligen für die von Mir gewollte Ordnung und Einheit Meiner, der Katholischen Kirche, eintreten in heiliger Ehrfurcht vor dem Geheimnis und Wunder der heiligen Eucharistie. (Dies ist sicherlich eine Prophezeiung der jungen Priester der Tradition, die 1976 in kleiner, aber nicht unbedeutender Zahl auftreten sollten.)

JULI 1975.

Meine Kirche lebt inmitten eines Abfalls und der Zerstörung. Sie lebt in ungezählten Gläubigen und Getreuen. In der Geschichte dieser Meiner Kirche hat es immer wieder zufolge schlechter Priester und lauer Hirten Zeiten des Niederganges, des Abfalls und der Verwüstung gegeben. Doch der Geist Gottes ist stärker und er hat über den Trümmern und Gräbern der Untreue und des Verrates die kleingewordene Kirche sich erheben und neu erblühen lassen. Das Werk von Ecône Meines Dieners Marcel geht nicht unter! (Der hier erwähnte „Marcel‟ ist selbstverständlich Erzbischof Lefebvre, der im Jahre 1970 das traditionalistische Seminar von Ecône gegründet hatte.)

MÄRZ 1976.

Mein getreuer Sohn Marcel, der für den Glauben viel zu leiden hat, schlägt den richtigen Weg ein. Er ist wie ein Licht und ein Pfeiler der Wahrheit, die viele Meiner geweihten Priester verraten. Der Glaube ist mehr als Gehorsam. Deshalb ist es Mein Wille, dass das Werk der theologischen Ausbildung der Priester im Geist und Willen Meines Sohnes Marcel weitergeführt werde, zur Rettung und grossen Hilfe meiner einzigen und wahren Kirche. (Wer Ohren hat zu hören, erkennt hier die klarste Unterstützung der Bewegung der katholischen Tradition.)

DEZEMBER 1976.

Jene aber, die sich auf das Priestertum vorbereiten an den bischöflichen Seminarien, treten ohne den ganzen und tiefen und warmen Glauben an die heilige Wandlung in das Priestertum ein, und nicht wenige der Priestertumskandidaten liebäugeln mit dem Gedanken, einmal eine Ehe schließen zu können. Darum ist die Zeit nicht mehr ferne, in der an vielen Orten das Volk ohne Priester sein wird.

Jene Priester aber, die im sakramentalen Opfer noch wahrhaft das Heiligste sehen und in heiliger Gesinnung das Geheimnis Meines Fleisches und Blutes vollziehen, wie Mein würdiger Diener Marcel, werden verfolgt, verachtet und geächtet.

Kyrie eleison.