Eleison Kommentare

Zieht die Leiter Hoch – III

Zieht die Leiter Hoch – III on Mai 16, 2020

Die beiden letzten Ausgaben dieser „Kommentare,“ Nr. 668 und 669 vom 2. bzw. 9. Mai, zielten darauf ab, die scheinbare Härte Erzbischof Lefebvres zu verteidigen, welcher den Priestern der von ihm gegründeten Piusbruderschaft anno 1990 geraten hatte, alle Beziehungen zu den Prälaten der römischen Konzilskirche abzubrechen. Nr. 668 unterstrich den schwerwiegenden Charakter des Subjektivismus, der laut dem Urteil des Erzbischofs sämtlichen Schlüsseldokumenten des Konzils zugrunde liegt. Nr. 669 anerkannte, dass den höchsten Würdenträgern der wahren Kirche Unseres Herrn Respekt und Nächstenliebe gebühren, wiederholte jedoch abermals, dass ihr Subjektivismus für den Glauben der Kirche dermassen gefährlich ist, dass der Respekt und die Nächstenliebe, die den Würdenträgern zustehen, am Glauben zu messen sind und nicht umgekehrt. Allerdings bedarf die „scheinbare Härte“ des Erzbischofs möglicherweise einer zusätzlichen Verteidigung und die Argumentation jener „Kommentare“ einer zusätzlichen Erklärung.

Zunächst seien einige Momente aus der Geschichte der Bruderschaft während der entscheidenden Jahre von 1988 bis 2012 in Erinnerung gerufen. 1988 beging der Erzbischof am Ende einer langen und hervorragenden Laufbahn im Dienste der Kirche scheinbar einen Akt des Ungehorsams gegen diese, indem er gegen den ausdrücklichen Willen von Papst Johannes Paul II. vier Bischöfe weihte, um den Glauben und die Kirche gegen die Verwüstungen der neuen Konzilsreligion zu verteidigen, welche vom Papst weltweit gefördert wurde. Natürlich verstand der Papst diese Handlung nicht und benahm sich wie ein Schwein aus dem Gleichnis Unseres Herrn, der uns mahnt, keine Perlen vor die Säue zu werfen, weil sie die Perlen in den Schlamm treten und dann über uns selbst herfallen werden. In der Tat trat Johannes Paul II. bis zum Jahre 2000 die Tradition der Kirche, die der Erzbischof verteidigte, in den Schlamm und tat sein Bestes, um über die Bruderschaft „herzufallen.“

Freilich gab es überall auf der Welt ernsthafte und gläubige Katholiken, die den Erzbischof voll verstanden und unterstützten und sich so entschlossen hinter ihn stellten, dass man durchaus die Meinung vertreten kann, die Bruderschaft habe von 1988 bis 2000 ihre goldenen Jahre erlebt. Infolgedessen blieb der Versuch Roms und des Papstes, die Bruderschaft zu zertreten, nicht nur erfolglos, sondern erwies sich sogar als kontraproduktiv, weil er immer mehr „Kunden“ anzog, die dank dem Erzbischof und der Bruderschaft die wahren, von der Kirche früher sorgsam gehegten Perlen der Tradition zu erwerben wünschten. Das Unvermögen der offiziellen Kirche, diese Perlen in den Schlamm zu treten, trat mit dem Erfolg der Jubiläumsjahr-Pilgerfahrt der Bruderschaft im Frühling 2000 völlig klar zutage. Infolgedessen änderten die „Schweine“ in Rom ihre Strategie: Sie schwangen nicht länger die Peitsche, sondern lockten nun mit dem Zuckerbrot und begannen wie Tauben zu gurren, um die Bruderschaft zu umgarnen; statt in ihrer uneinnehmbaren Festung der Doktrin zu verharren, sollte sie diese verlassen und in den Treibsand der Diplomatie hinabsteigen. Und da der Erzbischof im Jahre 1991 gestorben war, standen sein Charisma und seine Weisheit seinen verhältnismässig jungen Nachfolgern nicht mehr zur Verfügung und konnten sie nicht mehr davor bewahren, sich durch das Gurren der vermeintlichen Tauben betören zu lassen.

So macht es nun ganz den Anschein, als seien die Fronten im Kampf für den Glauben neu abgesteckt worden und als sei die offizielle Bruderschaft zum Feind übergegangen, so dass sie grösseren Zorn auf den relativ schwachen „Widerstand“ als auf das furchterregend mächtige konziliäre Rom empfindet. Allerdings muss man gerechterweise anerkennen, dass die gegenwärtigen Führer der Bruderschaft das Handtuch noch nicht geworfen haben und dass sich eine erhebliche Zahl von Pius-Priestern aus ehrlicher Überzeugung gegen eine solche Kapitulation wendet. Doch muss jeder Katholik wünschen, dass die Bruderschaft niemals aufhören möge, für das zu stehen, wofür der Erzbischof stand.

Und seine „Härte“? Pachamama ist lediglich eines von vielen anschaulichen Beispielen dafür, wie recht er hatte, die Alarmglocken zu läuten und nach Vatikan II zur Tat zu schreiten. Dieselben „Schweine“ wie später hatten schon während des Konzils (1963–1965) wie Tauben gegurrt, um eine riesige Anzahl katholischer Schafe und Hirten zugleich irrezuführen, von denen längst nicht alle in den seither vergangenen 55 Jahren auf den rechten Weg zurückgefunden haben. Doch der Erzbischof hatte gelernt, die solide Philosophie, die er im Seminar studiert hatte, zur Stärkung seines gesunden Menschenverstands zu nutzen, und deswegen beurteilte er alles im Lichte wahrer Prinzipien und des Glaubens. In diesem Lichte sind die moderne Welt und ihr elendes Konzil ein Trümmerhaufen und nur dem oberflächlichen Schein nach christlich, während ihre Substanz bis zur Unkenntlichkeit verändert wird. Wer sagt, die Christen müssten auf die Berge zustreben und nicht zurückblicken, wiederholt nur, was Gott Selbst Lot geboten hat. Es ist dies ein guter Rat, so schwer er in einer dem Irrsinn anheim gefallenen Welt auch zu befolgen sein mag.

Kyrie eleison.

Zieht die Leiter Hoch – II

Zieht die Leiter Hoch – II on Mai 9, 2020

Die letztjährige Ausgabe dieser „Kommentare“ begann mit Bemerkungen Erzbischof Lefebvres im Jahre 1990 über die Denkweise der Würdenträger an der Spitze der Konzilskirche in Rom und endete mit seiner schneidenden Schlussfolgerung:

Alles, was wir tun können, ist die Leiter hochzuziehen (d. h. alle Kontakte abzubrechen). Es gibt nichts, was wir mit diesen Leuten tun können, weil wir mit ihnen nichts gemein haben.

Dem einen oder anderen mag es scheinen, diese Worte zeugten von einem Mangel an Barmherzigkeit oder zumindest an Respekt vor dem Würdenträgern der Kirche Unseres Herrn, doch in Wahrheit sind sie weder unbarmherzig noch unehrerbietig, denn der eigentliche Zweck der Kirche Unseres Herrn ist 1. Der Glaube, auf dem 2. die Naechstenliebe und 3. der Respekt vor den Würdenträgern aufbauen, die über das Wohl der Kirche zu wachen hat.

1. „Ohne Glauben ist es unmöglich, Ihm wohlzugefallen; denn wer zu Gott kommt, muss glauben, dass Er ist und dass Er die belohnen wird, die Ihn suchen.“ (11. Hebräer, 6.) (Atheisten, wenn ihr ernstlich wünscht, an Gott glauben zu können, dann prägt euch vor allem ein, dass Er „die belohnen wird, die Ihn suchen,“ denn wenn ihr Ihn beharrlich sucht, wird eure Belohnung mit hoher Wahrscheinlichkeit sein, dass ihr Ihn findet werden, wie viele Zitate der Bibel bezeugen, aber darüber sprechen wir ein anderes Mal.) Alle geistigen Seelen, durch die allein die Menschen leben, kommen von Gott, entsprechend Seinem Wunsch, dass sie ihr kurzes Leben dazu nutzen mögen, zu Ihm zurückzukehren, um in Seinem Himmel ewiger Wonnen teilhaftig zu werden. Doch während dieser Entscheid von allem, was in der Schöpfung gut ist, ermuntert wird, wird er von den drei grossen Feinden der Seele – der Welt, dem Fleisch und dem Teufel – sowie von allem Bösen bekämpft, das Gott in seiner Schöpfung zuzulassen beschliesst, damit ich eine echte Wahl treffen muss, die Tugend erfordert; ansonsten werde ich mich von Gott ab- und dem Bösen zuwenden.

Nun ist Gottes Güte in Seiner Schöpfung so deutlich zu erkennen, dass es für jene, die sie sehen und trotzdem nicht an Gott glauben, laut dem Heiligen Paulus „keine Entschuldigung gibt“ (Römer I, 20). Nichtsdestoweniger bleibt Gott Selbst normalerweise unsichtbar (z. B. Kolosser I, 15), so dass die wichtigste Tugend, die erforderlich ist, um zu Ihm zu finden, die Tugend des Glaubens ist, durch die ich beschliesse, den Sprung von dem, was ich mit meinen Augen sehe, zu dem zu vollziehen, wovon oder von wem ich mit meinem Geist erkennen muss, das es oder er hinter dem steht, was ich mit meinen Augen sehe. Deshalb nennt das Konzil von Trent (VI, 6) den Glauben „die Grundlage der Rettung,“ und die katholische Kirche formuliert in ihrem Credo einfach, was ich glauben muss, um an die Wahrheit und nicht an Lügen zu glauben.

2. Nun kann es im Willen eines Menschen keinen Wunsch geben, dem nicht irgendein Gedanke im Geist desselben Menschen vorausgeht. Ein Wunsch ohne Objekt ist ein Nicht-Wunsch. Dieses Objekt wird dem Willen eines Menschen durch seinen Geist vorgestellt. Barmherzigkeit ist eine Art von Wunsch, die im Willen wurzelt; folglich muss ihm ein Gedanke im Geist vorausgehen. Und wenn die Barmherzigkeit wahrhaftig übernatürlichen und nicht bloss humanistischen oder sentimentalen Ursprungs ist, setzt sie ein übernatürliches Objekt im Geist voraus, und dies ist das übernatürliche Objekt, an das man kraft des Glaubens glaubt. Hieraus folgt: Wenn der Glaube der heutigen Römer durch Vatikan II zumindest ernstlich zerrüttet ist – was sicherlich zutrifft -, muss man Menschen, die den wahren Glauben zu behalten wünschen, dringend mahnen, sich von solchen Würdenträgern fernzuhalten, damit ihr eigener Glaube nicht auch erschüttert wird. In anderen Worten, man muss sie mahnen, „die Leiter hochzuziehen.“

3. Und während jenen, die „auf dem Stuhl des Mose sitzen“ (Matthäus XXIII, 2) der ganze Respekt gebührt, der dem Stuhl des Mose – und erst recht dem Stuhl Roms – zu zollen ist, und während hohen kirchlichen Würdenträgern all jene Barmherzigkeit zu erweisen ist, auf die Menschen Anspruch haben, welche eine immense Verantwortung tragen und bei ihrem Partikulargericht danach beurteilt werden, wie sie diese gehandhabt haben, kommt der katholische Glaube dennoch an erster Stelle, so dass weder Respekt noch Barmherzigkeit es von mir verlangt, meine eigene Seele oder die eines anderen der Gefahr auszusetzen, dass unser Glaube durch unvorsichtige Kontakte unterminiert wird. Heute, im Jahre 2020, sind die Konzilsanhänger nach wie vor leidenschaftliche Kämpfer für jene Vergötzung des Menschen, die von ihrem elenden Konzil propagiert wird. Erzbischof Lefebvre hatte recht – zieht die Leiter hoch! Katholiken und Konzilsanhänger befinden sich in einem Religionskrieg, einem Krieg auf Leben und Tod.

Kyrie eleison.

Zieht Die Leiter Hoch! – I

Zieht Die Leiter Hoch! – I on Mai 2, 2020

Viele Menschen, die eigentlich auf Erzbischof Lefebvre hören sollten, tun dies nicht mehr, als wüssten sie es besser, oder als hätte er gegen Ende seines Lebens, nachdem er der Priesterbruderschaft St. Pius X. um ihr Überleben sicherzustellen vier Bischöfe hinterlassen hatte, nichts sonderlich Wichtiges mehr gesagt oder getan. Doch im September 1990 vergönnte es ihm die Vorsehung, seinen Priestern in Écône eine Retraite zu predigen, in der er ihnen – oder wenigstens jenen, die Ohren hatten, um zu hören – seine Richtlinien für ihre Zukunft hinterlassen konnte. Lasst uns nochmals einen der wichtigsten Absätze zitieren und voll Trauer darüber seufzen, dass man ihm kein Gehör schenkte, oder ihn nicht verstand:

Dieser Kampf zwischen der Kirche und den liberalen Modernisten ist derselbe Kampf wie der von Vatikan II. Es ist gar nicht so kompliziert. Und die Auswirkungen sind weitreichend. Je mehr man die Dokumente von Vatikan II mitsamt ihrer Interpretation durch die Kirchenautoritäten – nach dem Konzil – analysiert, desto klarer erkennt man, dass das Problem nicht nur in gewissen Irrtümern wie dem Ökumenismus, der Religionsfreiheit, der Kollegialität oder einer Form des Liberalismus besteht, sondern in einer regelrechten Perversion des Geistes. Es ist eine neue Philosophie, beruhend auf der Philosophie des Modernismus. Das Buch, das ein deutscher Theologe, Johannes Dörmann, soeben publiziert hat und das Sie hoffentlich schon bald in den Händen halten werden, ist in dieser Hinsicht sehr aufschlussreich. Er kommentiert das Denken von Papst Johannes Paul II., insbesondere eine Retraite, die er im Vatikan predigte, als er noch Bischof war. Dörmann zeigt, dass das Denken des Papstes rein subjektiv ist. Und wenn man seine Reden wieder liest, erkennt man, dass dies in der Tat der Fall ist. Dem Anschein zum Trotz ist sein Denken nicht katholisch.

Das Verständnis, das der Papst von Gott, Unserem Herrn, hat, entspringt den Tiefen des menschlichen Bewusstseins und nicht irgendeiner objektiven Offenbarung, an die er sich geistig hält. Der Mensch schafft seine eigene Vorstellung von Gott. Kürzlich sagte der Papst beispielsweise, die Vorstellung der Dreifaltigkeit könne erst sehr spät entstanden sein, weil die innere seelische Beschaffenheit des Menschen erst fähig werden musste, sich zum Verständnis der Heiligen Dreifaltigkeit zu erheben. Dies bedeutet, dass die Vorstellung der Dreifaltigkeit nicht einer – äusseren – Offenbarung entstammt, sondern den – inneren – Tiefen des menschlichen Bewusstseins. Es ist dies ein vollkommen verschiedenes Konzept der Offenbarung, des Glaubens und der Philosophie, und es ist eine totale Perversion. Wie können wir dieser entrinnen? Ich habe keine Ahnung, aber jedenfalls ist das die Wirklichkeit. Das sind keine kleinen Irrtümer. Wir bewegen uns hier im Rahmen einer Philosophie, die auf Descartes und Kant zurückgeht, den gesamten Stammbaum moderner Philosophen, die der Revolution den Weg gebahnt haben. ( . . . )

Anschliessend zitiert der Erzbischof Papst Johannes Paul II. mit des Papstes eigenen Worten, die ökumenische Bewegung sei sein „wichtigstes seelsorgerisches Anliegen.“ Dies erkenne man in der Praxis daran, dass er ständig Delegationen irgendwelcher Sekten und Religionen empfange. Und der Erzbischof fügt hinzu, diese ganze Ökumene habe die Kirche keinen einzigen Schritt vorwärtsgebracht und könne dies auch gar nicht – sie bewirke nichts anderes, als Nichtkatholiken in ihren Irrtümern zu bekräftigen, ohne den Versuch zu ihrer Bekehrung zu unternehmen. Schliesslich zitiert der Erzbischof den Staatssekretär des Papstes, Kardinal Casaroli, in einer kurz zuvor gehaltenen Ansprache an die UN-Kommission für Menschenrechte. Casaroli zitiert seinerseits eine Aussage des Papstes, wonach die Religionsfreiheit ein Eckpfeiler des Gebäudes der Menschenrechte sei. Der Mensch, und jeder Mensch, ist das zentrale Anliegen des Heiligen Stuhls, so wie er zweifellos auch das Ihre ist, schliesst der Kardinal. Und der Erzbischof schliesst seinerseits vor den Pius-Priestern, die sich für die Retraite vor ihm versammelt hatten:

Alles, was wir tun können, ist die Leiter hochzuziehen (d. h. alle Kontakte abzubrechen). Es gibt nichts, was wir mit diesen Leuten tun können, weil wir mit ihnen nichts gemein haben.

Dies ist die korrekte Schlussfolgerung, wenn man es mit Menschen zu tun hat, deren Denken auf einer Leugnung der Realität ausserhalb des menschlichen Geistes beruht und die Fähigkeit des Geistes bestreitet, diese ausserhalb seiner selbst stehende objektive Realität zu erkennen. Sie sind geistig krank, wie Säue, vor die man keine Perlen werfen soll, damit sie, wie Unser Herr sagt, „euch nicht zertreten mit ihren Füssen und sich umwenden und euch zerreissen“ (Matthäus VII, 6). Denn hat das konziliäre Rom in den letzten zwanzig Jahren etwas anderes getan, als die Bruderschaft zu „zerreissen,“ d. h. von ihrem ursprünglichen Ziel abzubringen, so sehr sich diese sich auch bemüht hat, Kontakte zu knüpfen, um eine offizielle Anerkennung zu erreichen?

Kyrie eleison.

Die Grablegung der Kirche – II

Die Grablegung der Kirche – II on April 25, 2020

Vor zwei Wochen warfen diese „Kommentare“ die zweifache Frage auf, wie die katholische Kirche in ihrer gegenwärtigen Not, die mit der Zeit vergleichbar ist, welche Unser Herr zwischen Seiner Kreuzigung und Seiner Auferstehung verbrachte, erstens in ihrem „Grab“ überleben und zweitens daraus auferstehen könne. Ein erster Teil der Antwort lautete allgemein, dass der allmächtige Gott in dem, was Er tun kann oder will, nicht durch das eingeschränkt wird, was die Menschen denken mögen; in der Tat kann man von Ihm erwarten, dass Er das Unerwartete tun wird. In dem fünften freudenvollen Mysterium des Heiligen Rosenkranzes war Seine eigene Mutter bestürzt über die scheinbare Gleichgültigkeit, die Ihr ansonsten vollkommen gehorsamer Sohn gegenüber Ihrem Glück an den Tag legte.

Dann wiesen diese „Kommentare“ darauf hin, dass es zwar für die Kirche absolut anormal ist, wie in einem Grab zu überleben, scheinbar ohne Hilfe von oben seitens eines rechtgläubigen Papstes oder Bischofs und ohne die Struktur einer offiziellen Diözese oder Pfarrgemeinde oder Kongregation; dass aber trotzdem gilt: Wo es den wahren Glauben und ein Minimum an gesundem Verstand und Nächstenliebe gibt, kann die Kirche selbst in kleinen und voneinander getrennten Gruppen überleben, wenigstens für eine Weile, bis die Vorsehung eine normale Hierarchie wiederherstellt, um der Unordnung ein Ende zu bereiten. Beispielsweise können wir die Unordnung betrachten, die heutzutage um uns herum herrscht, und wir können sagen, dies sei das Ende der Kirche, doch wenn Gott dies zugelassen hat, ist es sicherlich nicht das Ende der Kirche, das Er niemals zulassen könnte (Matthäus XXVIII, 20).

Nun gilt es noch die zweite Hälfte der vor zwei Wochen gestellten Frage zu beantworten, nämlich die, wie die Kirche fähig sein wird, ihr gegenwärtiges Grab zu verlassen, oder aus ihm aufzuerstehen. Dieser Frage wohnt eine besondere Bedeutung inne, weil die Versuchung besteht, das Problem aus allzu menschlicher Sicht zu sehen und nach einer allzu menschlichen Antwort zu suchen. Doch während Erzbischof Lefebvre zu sagen pflegte, die Lösung liege in Gottes Händen – und das ist die Wahrheit, es ist nicht nur ein billiger Vorwand –, nahmen seine Nachfolger an der Spitze der Priesterbruderschaft St. Pius XII. den Standpunkt ein, wir könnten nicht endlos warten, um den unbefriedigenden Status der Bruderschaft innerhalb der Amtskirche zu klären. Stattdessen müssten wir danach trachten, so bald wie möglich jene offizielle Anerkennung zu erhalten, die der Bruderschaft für ihre Treue gebühre und die von immensem Nutzen für die gesamte Kirche sein werde. Und auf dieser Grundlage haben die Nachfolger des Erzbischofs zu verschiedenen Zeitpunkten nach 2012 frohlockend gewähnt, demnächst einen Trumpf ausspielen zu können, nämlich den Abschluss einer Vereinbarung mit Rom, welche der Bruderschaft endlich die wohlverdiente offizielle Anerkennung gewähren würde.

Allerdings konnten diese Nachfolger vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr sehen. Was ist denn das heutige Rom, wenn nicht mit Haut und Haar auf die neue Religion von Pachamama und Vatikan II eingeschworen? Und was war die Bruderschaft des Erzbischofs, wenn nicht eine Bastion des wahren Glaubens, der durch die Ausbildung wahrer Priester verteidigt werden muss, damit sie das Banner der wahren katholischen Religion, wie sie vor Vatikan II war, schwenken kann? Rom und Écône prallten hart aufeinander, weil Rom die Religion radikal geändert hatte. Darum gilt: Wenn das heutige Rom der Bruderschaft irgendetwas gewährt hat – oder gewährt – dann ausschliesslich, weil diese in ihrer Wachsamkeit nachlässt. So hat die offizielle Anerkennung von Eheschliessungen und Beichten unter der Obhut der Bruderschaft viel dazu beigetragen, ihren Widerstand gegen das offizielle Rom – und über letzteres gegen die Konzilsreligion und die weltweite Apostasie – zu schwächen.

Was die Nachfolger des Erzbischofs, ganz im Gegensatz zu diesem, selbst nicht begriffen haben, ist die übernatürliche Breite und Tiefe dieser Apostasie. Sie sind dieser zu nahe. Sie sind der modernen Welt, der sie entspringt, zu nahe. Deshalb suchen sie nach menschlichen Antworten auf ein Problem, das nur eine göttliche Lösung haben kann. Das Problem geht weit über das Kalkül, die Manöver oder die Politik von Menschen hinaus, selbst von Prälaten.

Wie Daniel, müssen sich die Menschen Gott zuwenden, und um uns Gott zuzuwenden, müssen wir den Weg über Seine Mutter gehen, wie Gott anno 1917 in Fatima klargemacht hat, gerade als das Problem der Moderne sich in seiner ganzen Explosivität enthüllte, mit der kommunistischen Revolution in Russland. Tatsächlich hat Gott uns die übernatürliche Lösung gegeben, just zu dem Zeitpunkt, wo der Teufel gedacht haben muss, er stehe kurz vor dem Sieg. Diese Lösung ist die Weihung (nicht Säkularisierung), Russlands (und nicht der ganzen Welt), an das Unbefleckte Herz Mariä (nicht einmal an das Heiligste Herz Jesu), durch den Papst (nicht durch die Autoritäten irgendeiner anderen als der katholischen Religion), in Union mit allen katholischen Bischöfen der Welt (nicht durch den Papst allein). Auf diesem Wege wird sich die Kirche ihrem Grab entringen. Und einzig und allein auf diesem Wege, weil Seine Mutter es gesagt hat. Möge die Bruderschaft all ihre Priester und Anhänger dazu auffordern, die ersten Samstage intensiv zu praktizieren, um zur Erlangung dieser Weihe beizutragen.

Kyrie eleison.

Daniels Gebet

Daniels Gebet on April 18, 2020

Das Internet ist in diesen Tagen voller Kommentare und Analysen – eine interessanter als die andere – zum Thema des Corona-Virus und des turbulenten Zustands der Finanzen in aller Welt, doch nur wenige dieser Kommentatoren berühren den allerwichtigsten Punkt dieser zwei Katastrophen (die man auch als eine einzige betrachten kann, weil ihre beiden Komponenten engstens miteinander verflochten sind). Dieser Punkt ist folgender: Das Desaster zeigt die Beziehungen zwischen der ganzen Menschheit und ihrem Gott, und diese lassen sich in einem Wort zusammenfassen – Apostasie. Diese ist ein gewaltiges Verbrechen, für die das Corona-Virus eine Strafe ist, welche allerdings auch nicht im entferntesten so hart ist wie die Heimsuchungen, die noch folgen werden, wenn die Menschen nicht zu Gott zurückkehren. Doch so wie die Dinge stehen, folgt die Masse Seines eigenen durch den Glauben auserwählten Volkes, der Katholiken, frohgemut Vatikan II, weil dieser die alte Disziplin untergraben und es den Menschen ermöglicht hat, sich selbst anstelle Gottes anzubeten. Wir sollten Gott alle auf den Knien um Verzeihung bitten, wie es Daniel im Alten Testament getan hat. Hier sein mächtiges Gebet, Daniel IX, 3–19, das sich mit nur geringfügigen Änderungen auch auf das Neue Testament anwenden lässt. Nimmt man solche Änderungen vor, lautet das Gebet wie folgt:

3 Und ich wandte mein Angesicht zu Gott, dem Herrn, um ihn zu suchen mit Gebet und Flehen, mit Fasten im Sacktuch und in der Asche.

4 Ich betete aber zu dem Herrn, meinem Gott, und ich bekannte und sprach: Ach, Herr, du großer und furchtgebietender Gott, der den Bund und die Gnade [2] denen bewahrt, die ihn lieben und seine Gebote bewahren! 5 Wir haben gesündigt und haben unrecht getan und gesetzlos gehandelt; wir haben uns aufgelehnt und sind von deinen Geboten und deinen Rechtsordnungen abgewichen! 6 Wir haben auch nicht auf deine Päpste vor Vatikan II. gehört, die in deinem Namen zu unseren Königen, unseren Präsidenten und unseren Vätern und zu dem ganzen Volk des Landes geredet haben.

7 Du, Herr, bist im Recht, uns aber treibt es heute die Schamröte ins Gesicht, wie es jetzt zutage liegt, den Männern von der Kirche und den Bürgern von Rom und allen Katholiken, seien sie nah oder fern in allen Ländern, wo du sie erhoben hast, wegen ihrer Untreue, die sie gegen dich verübt haben. 8 Uns, Herr, treibt es die Schamröte ins Gesicht, unseren Königen, unseren Präsidenten und unseren Vätern, weil wir gegen dich gesündigt haben! 9 Aber bei dem Herrn, unserem Gott, ist Barmherzigkeit und Vergebung; denn gegen ihn haben wir uns aufgelehnt, 10 und wir haben nicht gehört auf die Stimme des Herrn, unseres Gottes, um in seinem Gesetz zu wandeln, das er uns durch seine treue Diener, vorgelegt hat; 11 sondern die ganze Kirche hat dein Gesetz übertreten und ist abgewichen, so daß es auf deine Stimme gar nicht hören wollte. Darum hat sich auch über uns ergossen, was als Fluch und Schwur im Gesetz Moses, des Knechtes Gottes, geschrieben steht, weil wir gegen Ihn gesündigt haben.

12 Und so hat er seine Worte ausgeführt, die er gegen uns und unsere Herrscher, die über uns regierten, ausgesprochen hat, daß er großes Unheil über uns bringen wolle, wie es unter dem ganzen Himmel noch nirgends vorgekommen und wie es nun wirklich an Rom geschehen ist. 13 Genauso, wie es im Gesetz Moses geschrieben steht, ist all dies Unheil über uns gekommen; wir aber suchten das Angesicht des Herrn nicht dadurch zu besänftigen, daß wir uns von unseren Sünden abgewandt und auf deine Wahrheit geachtet hätten. 14 Darum hat auch der Herr darüber gewacht, das Unheil über uns zu bringen; denn der Herr, unser Gott, ist gerecht in allen seinen Werken, die er getan hat, da wir nicht auf seine Stimme gehört haben.

15 Nun aber, Herr, unser Gott, der du deine Kirche durch zweitausend Jahre geführt hast und dir einen Namen gemacht hast bis zum heutigen Tag: wir haben gesündigt, wir haben gottlos gehandelt. 16 O Herr, laß doch um all deiner Gerechtigkeit willen deinen Zorn und Grimm sich abwenden von deiner Stadt Rom, von deinem heiligen Berg! Denn wegen unserer Sünden und der Missetaten unserer Väter ist Rom und dein Volk allen seinen Nachbarn zum Gespött geworden.

17 So höre nun, unser Gott, auf das Gebet deiner Diener und auf ihr Flehen und laß dein Angesicht leuchten über dein verwüstetes Heiligtum, um des Herrn willen! 18 Neige dein Ohr, mein Gott, und höre; tue deine Augen auf und sieh unsere Verwüstung und die Kirche, die nach deinem Namen genannt ist! Denn nicht um unserer eigenen Gerechtigkeit willen bringen wir unsere Bitten vor dich, [3] sondern um deiner großen Barmherzigkeit willen! 19 Herr, höre! Herr, vergib! Herr, achte darauf und handle und zögere nicht, um deiner selbst willen, mein Gott! Denn nach deinem Namen ist deine Stadt und dein Volk genannt!

Kyrie eleison.

Die Grablegung der Kirche – I

Die Grablegung der Kirche – I on April 11, 2020

Folgt man Unserer Lieben Frau von Salette und dem ehrwürdigen Bartholomäus Holzhauser, dann ist die Zeit, die wir gegenwärtig durchleben, lediglich die letzte Phase des Fünften Zeitalters und nicht schon das Ende des Siebten und letzten Zeitalters der Welt. Das Fünfte Zeitalter wird der göttlichen Bestimmung zufolge mit einer grossen Züchtigung der Menschheit enden; letztere ist das Vorspiel zu dem kurzen Sechsten Zeitalter, das durch den grössten und ruhmreichsten Triumph der Kirche in ihrer gesamten Geschichte gekennzeichnet sein wird, jedoch seinerseits das Vorspiel zum Siebten Zeitalter darstellen wird, das den Aufstieg des Antichrist, die schlimmste Verfolgung der ganzen Kirchengeschichte sowie das Ende der Welt, wie wir sie kennen, sehen wird; an deren Stelle werden dann geheimnisvollerweise „ein neuer Himmel und eine neue Erde“ treten (2. Petrus III, 13).

Wenn der Heilige Petrus, der ehrwürdige Bartholomäus Holzhauser und Unsere Liebe Frau von La Salette dies meinten, wird die Kirche sicherlich aus ihrem heutigen Grab auferstehen, schon lange bevor sie beim Weltenende zum Himmel emporsteigt. Die Frage ist, wie sie in dem Grab, in dem sie gegenwärtig gefangen ist, überleben und wie sie dieses verlassen wird.

Der entscheidende Punkt ist hier, dass die Kirche Gott gehört, dass die Kirche vom Gottes Geist geleitet wird und dass das Wirken des Heiligen Geistes mit dem Winde vergleichbar ist, der bläst, wohin er will; wir wissen, dass er existiert, weil wir ihn hören können, doch wissen wir nicht, woher er kommt und wohin er geht (Johannes III, 8). Deshalb werden Gottes Gedanken turmhoch über unseren menschlichen Gedanken stehen, und wir werden uns beispielsweise daran gewöhnen müssen, dass die Ersten die Letzten und die Letzten die Ersten sein werden (Matthäus XX, 16). So war die Priesterbruderschaft St. Pius XII. von 1970, als sie gegründet wurde, bis 2012, als ihre Führer Bedingungen für ihre Rückkehr unter die Befehlsgewalt der Konzilsrömer stellten, eine Vorhut bei der Verteidigung des Glaubens, doch seit 2012 ist sie offiziell zu einer Art Schosshündchen der Römer geworden. Das System hat die Bruderschaft verschlungen, und sie, die eben noch die Erste war, begann zu einer der Letzten abzusinken, weil der Teufel ihr nicht gestattet, ihren Sturz auf halbem Wege zu beenden.

Zu diesem Zeitpunkt wünschen viele traditionalistische Katholiken aus ganzem Herzen, dass eine Post-Bruderschaft erscheinen möge, welche den Platz der Bruderschaft einnimmt. Doch mag eine Post-Bruderschaft unter Umständen nicht Gottes Willen entsprechen. Die Jahre von 2010 bis 2020 sind nicht mehr die Siebziger oder die Achtziger Jahre des letzten Jahrhunderts, als es Erzbischof Lefebvre noch möglich war, die weltweite Bruderschaft aufzubauen. Die Zersetzung der Herzen und der Seelen ist im Vergleich zu den Siebziger Jahren sehr viel weiter fortgeschritten, und seit 2012 beschleunigt sie sich noch. Man schaue doch, wie wenig gesunden Verstand die Menschen heute haben, immer und immer weniger. Natürlich kann die Gnade Gottes aus geistig und seelisch verwirrten Menschen glaubensfeste Katholiken machen, aber Gott lässt die Menschen fast immer nach freiem Willen handeln, und wenn sie ihr Inneres unbedingt in ein schlammiges Sumpfland verwandeln wollen, so kann es sein, dass Gottes Helikopter nicht sonderlich darauf erpicht ist zu landen, aus Furcht, im Schlamm zu versinken.

Gewiss wird Gott die Kirche in diesen zwanziger Jahren unseres Jahrhunderts erhalten. Wird er dies mittels einer „Widerstandsbewegung“ ohne Struktur und Organisation und mit ständigen Streitereien zwischen ihren rivalisierenden Mitgliedern tun? Normalerweise nicht, aber wenn alle Widerstandskämpfer wenigstens denselben wahren Glauben teilen, mag ihre Bewegung sehr wohl zu einem Vorposten bei der Verteidigung des Glaubens werden, und das Fehlen einer Struktur mag sich sogar als Vorteil erweisen, wenn dies bedeutet, dass es kein Oberhaupt gibt, dessen Gefangennahme nur allzu leicht den Zusammenbruch der ganzen Struktur nach sich ziehen kann, weil es der moderne Mensch trefflich versteht, weder gehorsam noch ungehorsam zu sein. Und wenn jene, die Widerstand leisten, darüber hinaus noch über ein Minimum an gesundem Menschenverstand und an Nächstenliebe verfügen, können sie sogar miteinander auskommen, ohne übereinander herfallen zu müssen. Und wenn „Widerstand“ keine Etikette ist, auf die man stolz sein kann, so ist das auch nicht schlimm, weil die Situation sich so dramatisch entwickelt hat, dass die Etiketten schon lange überholt sind.

Jedenfalls ist es für Katholiken, die ihre Seelen zu retten wünschen, indem sie den Glauben bewahren, absolut unabdingbar, zu sehen, warum und wie die Welt um uns herum ihren katholischen Glauben unterwandert und korrumpiert. Der Grund hierfür ist nicht unbedingt fehlender guter Wille oder fehlende gute Absichten, im Gegenteil. Während die ursprünglichen Protestanten offene und bittere Feinde des Glaubens waren, können ihre Nachfolger, die Liberalen in aller Welt, gegenüber Katholiken aufrichtig freundlich sein, solange die Katholiken ihr tiefverwurzeltes Prinzip teilen, dass Wahrheit lediglich subjektiv sein kann; dass es nur ein obligatorisches Dogma gibt, neben dem alle anderen Dogmen entbehrlich sind; dass Ideen wertlos sind; dass „alles, was ihr braucht, Liebe ist“; dass alle Religionen denselben Gott haben, usw. Dieses Dogma ist so zum Instinkt geworden, dass nicht einmal mehr darüber diskutiert wird – und dies ist der Grund für seine Gefährlichkeit. Die Wahrheit wird aus dem Gerichtssaal verbannt, noch ehe sie diesen überhaupt betreten kann. Doch wenn es keine Wahrheit gibt, wie kann es dann einen wahren Gott geben?

Kyrie eleison.