Eleison Kommentare

Donnerstagsgedanken

Donnerstagsgedanken on April 3, 2020

Höchstwahrscheinlich wissen viele Leser aus der Karwoche-Liturgie, die normalerweise nächste Woche zelebriert wird, was die Evangelien über die Passion unseres Herrn berichten, doch haben sie vielleicht nie darüber nachgedacht, wie viele der verschiedenen Momente der Passion auf die Lage der Katholiken in der heutigen Zeit übertragen werden können. Man denke beispielsweise an die furchtbare Not unseres Herrn im Garten Gethsemane. Er sagte damals viele Dinge, von denen jedes auf zahlreiche Weisen interpretiert werden kann.

Am Donnerstagabend ist Jerusalem voll von Pilgern aus Judäa, Galiläa und der Diaspora, und in der ganzen Stadt herrscht eine elektrische Spannung, weil jeder, der etwas auf sich hält, wegen des grossen Pessachfestes dort ist, und im Zentrum der Spannung steht Jesus. Er wird von seinen Aposteln und Jüngern, aber auch von den zahlreichen Menschen, die Er während der letzten drei Jahre seines irdischen Lehramtes belehrt, geheilt, getröstet und gestützt hat, zutiefst geliebt. Andererseits scheint es, dass die religiösen Verwalter des Tempels, die Hohepriester sowie die Schreiber und Pharisäer heftigen Groll auf Ihn empfinden und Ihn unter allen Umständen weghaben wollen. Was hat Er denn Böses getan? Und was werden sie Ihm antun? Die ganze Stadt (Hauptstadt?) spricht nur noch von Jesus.

In dieser gespannten Atmosphäre feiert Er das Abendmahl mit Seinen Aposteln, wobei er den Zeremonien des Alten Testaments merkwürdig anmutende, aber ausserordentlich ernsthafte neue hinzufügt und spricht, als sei Er im Begriff, seine Jünger zu verlassen. Er schickt Judas Ischariot weg, und dann führt Er die anderen Apostel in den Garten Gethsemane. Sie sind erschrocken und besorgt, aber Petrus ist bereit zu kämpfen und hat zu diesem Zweck ein Schwert mitgenommen. Acht von den elf lässt Jesus zurück, doch Petrus, Jakobus und Johannes führt Er noch tiefer in den Olivenhain, wo Er sie auffordert, zu beten, und sie warnt, wenn sie nicht beteten, könnten sie leicht in Versuchung geraten. Dann lässt Er auch sie hinter sich zurück, und Er betet in Seiner furchtbaren Not dreimal, findet Seine Jünger aber jedes Mal schlafend vor, wenn Er sich wieder zu ihnen gesellt. Schliesslich führt Judas Ischariot die Tempelwache herbei, damit sie Unseren Herrn verhaften kann, fern vom Volk, das ihn womöglich schützen könnte, und er verrät Ihn mit einem Kuss. Petrus wird wütend, zieht sein Schwert und haut, um seinen geliebten Herrn zu verteidigen, einem der Diener des Hohepriesters ein Ohr ab, wonach ihn Jesus anweist, sein Schwert wieder einzustecken. Dafür nennt er drei Gründe.

Erstens: „Wer das Schwert nimmt, der wird durch das Schwert umkommen.“ Unser Herr denkt da nicht an einen Kampf zwischen irdischen Widersachern, sondern an den geistigen Kampf, den entscheidend wichtigen Kampf um die ewige Rettung von Seelen. Diesen kann Er niemals mit Gewalt führen, weil diese lediglich Gegengewalt hervorrufen würde. Der zweite Grund ist ähnlicher Art: „Meinst, du, ich könnte meinen Vater nicht bitten, und er würde mir sogleich mehr als zwölf Legionen Engel schicken?“ Selbstverständlich verfügt der Schöpfer des Universums über genug physische Kraft, um ganze Armeen von Feinden Seines Sohnes zu vernichten, doch so würden die göttlichen Personen keine Seelen gewinnen, im Gegenteil: Überlegene physische Kraft würde auf diese Weise von Gott besiegte Seelen Ihm lediglich entfremden. Und drittens: „Wie würde dann aber die Schrift erfüllt, dass es so geschehen muss?“ Gottes in der Heiligen Schrift offenbarter Plan war von Ewigkeit an, dass Jesus Seelen (eine Minderheit von ihnen) gewinnen wird, indem Er sich selbst vernichten lässt! Jesus wird siegen, indem Er, wie man heute zu sagen pflegt, zumindest dem Anschein an, ein „Verlierer“ ist! Zu diesem Zeitpunkt ist Petrus der „Verlierer,“ und in völligem Unverständnis seines geliebten Herrn flieht er, gefolgt von den anderen zehn Aposteln.

Wie so viele männliche Traditionalisten heute ist Peter ein Mannsbild von echtem Schrot und Korn. Es fehlt ihm weder an Glauben noch an Mut noch an Hingabe gegenüber seinem göttlichen Herrn, doch hat er geschlafen, anstatt im Garten zu beten. Hätte er gebetet statt geschlafen, hätten seine Gedanken göttlich statt menschlich, allzu menschlich, sein können, und er hätte wohl verstanden, dass Jesus zum Klang einer weit höheren Trommel marschierte als Petrus, so mutig und treu dieser auch sein mochte. Durch den Liberalismus oder den Sedisvakantismus hauen Katholiken heute nicht nur einem der Diener des Hohepriesters ein Ohr ab, sondern sie schlagen dem Hohepriester selbst den Kopf ab, durch sanfte Quasi-Häresie oder durch hartes Quasi-Schisma. Doch hat Unser Herr Selbst uns nicht mahnend darauf hingewiesen, dass auch seine Kirche siegen wird, indem sie verliert? Wird sie am Ende der Welt (Lukas XVIII, 8) nicht fast verschwunden sein? Ein Mysterium . . .

Kyrie eleison.

Die Welt auf den Kopf Gestellt

Die Welt auf den Kopf Gestellt on März 28, 2020

Zwei Ereignisse erschüttern die Welt: Das Corona-Virus und der Zusammenbruch dessen, was seit vielleicht zwei Jahrhunderten das Finanzsystem der Welt gewesen ist. Diese beiden Geschehnisse mögen sehr wohl miteinander verknüpft sein. Mehrere Kommentatoren erinnern heute an den Allmächtigen Gott, zumindest in Zusammenhang mit der weltweitern Verbreitung des Corona-Virus, weil sich dieses wie eine Pest ausbreitet, und in Zeiten, wo es kein anderes Heilmittel gab, führten Pestepidemien oft dazu, dass sich die Menschen Gott zuwandten. Doch jener Gott – der sich nicht verändert hat – spielt heute bei beiden Ereignissen fast sicher eine wichtigere Rolle, als die meisten Menschen denken.

Bedeutet dies, dass Gott die weltweite Corona-Virus-Infektion verursacht hat? Indirekt ja, weil Er sie von Ewigkeit an vorausgesehen und beschlossen hat, sie eintreten zu lassen. Und welches grössere Gute mag Sein Entscheid, die Epidemie ausbrechen zu lassen, mit sich bringen? Wir haben gesehen, wie die Regierungen vieler Länder derart massive Einschränkungen der Bewegungsfreiheit ihrer Bürger verhängt haben, dass das öffentliche Leben in diesen Ländern fast zum Stillstand gekommen ist. Dies bietet den Bürgern eine ernsthafte Chance, zunächst zu begreifen, wie verletzlich das Funktionieren ihres vielgepriesenen modernen Lebensstils ist: Weder ist dieser so problemlos gesichert, noch sind sie Herren über die Realität, wie sie sich womöglich gedacht haben. Und zweitens erhalten sie durch die massive Unterbrechung ihres üblichen Tagesablaufs, der an den rastlosen Lauf des Hamsters im Rad erinnert, Zeit und Gelegenheit, die sie sonst niemals hätten, um über diesen hektischen Tagesablauf nachzudenken. Wer bin ich? Was ist mein Leben? Was tue ich damit? Leider werden viele moderne Bürger, deren Aktivitäten durch die Vorsehung so drastisch verlangsamt werden, keinen anderen Wunsch verspüren, als sie wieder zu beschleunigen, damit sie Gedanken abschütteln können, die auf etwas Höheres als ihre sinnlose Alltagshektik gerichtet sind . . .

Ein anderer Grund, warum Gott das Corona-Virus nicht direkt hervorgebracht haben mag, sind die zahlreichen ernstzunehmenden Spekulationen darüber, dass das Virus nicht aus Gottes Natur kommt, sondern aus von Menschen betriebenen Laboratorien, wo natürliche Viren auf künstlichem Wege weit schädlicher und ansteckender gemacht werden, damit sie als potentielle Kriegswaffen dienen können. Und wenn diese Hypothese zutrifft, wen können die Menschen dann dafür tadeln, wenn nicht andere Menschen?

Es stellt sich dann freilich nicht nur die Frage nach der Herkunft des Virus, sondern auch die nach seiner Verbreitung – wie ist es aus den Laboratorien entwichen, um die Menschheit zu bedrohen? War dies ein blosser Unfall, oder wurde es absichtlich freigesetzt? Auch zu diesem Punkt kursieren viele Spekulationen darüber, dass es keinesfalls durch einen Unfall, sondern in krimineller Absicht freigesetzt worden ist, damit seine Ausbreitung mit dem – ebenfalls gesteuerten – Zusammenbruch des weltweiten Finanzsystems zusammenfällt. In diesem Fall würde das Virus den Zusammenbruch in zwei Punkten flankieren: Erstens würde es, wenn auch vielleicht nur für kurze Zeit, einen erheblichen Teil der Weltwirtschaft zum Erliegen bringen, indem es Bankrotte heraufbeschwört und eine starke Zunahme der Verschuldung und der Versklavung durch die globale Geldmacht hervorruft, und zweitens würde eine übertriebene Panik wegen des Virus, erzeugt von den Medien, die sich in den Händen derselben Globalisten befinden, die Menschen von der dramatischen Verschlimmerung ihrer Versklavung ablenken. Jedenfalls gilt: Wenn der finanzielle Zusammenbruch geplant herbeigeführt wurde, kam das Erscheinen des Virus für die Leute, die den Crash planten, wie gerufen.

Stand, oder steht, jemand hinter dem im März erfolgten, aber noch längst nicht beendeten Einbruch der weltweiten Börsenkurse? Selbstverständlich. Der Schurke im Spiel ist die Geldmacht, welche die Regierungen, mit denen sie zusammenarbeitet, kontrolliert; ihr steht so viel Geld zur Verfügung, dass sie die Börsenkurse nach Belieben ins Bodenlose fallen oder hochschnellen lassen kann. Zusammenbrüche wie der von diesem März verfolgen das Ziel, einen gewaltigen Transfer des Reichtums von den kleinen Investoren in die Kassen der Geldmacht zu bewirken. Zu diesem Zweck hat letztere ab 1987 während dreiunddreissig Jahren die Börsenkurse stetig steigen lassen, um die kleinen Investoren zu immer grösseren Investitionen zu verlocken; als dieser Prozess genügend weit fortgeschritten war, liess sie den Börsenmarkt einbrechen, um besagte Investoren ihres Vermögens zu berauben, während sie selbst auf den Absturz der Kurse wettete und damit märchenhafte Summen einkassierte. Und die Regierungen schützen die Geldmacht, weil sie schon längst von dieser gekauft worden sind.

Und der allmächtige Gott? Wie mag Er denken? – „Meine Kinder, wenn ihr darauf beharrt, Mammon und dem Materialismus zu huldigen, statt mir, stossen Euch solche Dinge zu. Ihr habt Meine Religion verschmäht, um sie durch die Politik zu ersetzen. Ihr habt eure Regierung verehrt anstatt euren Gott. Ihr habt an das Geld geglaubt statt an die Barmherzigkeit gegenüber euren Mitmenschen. Und nun wundert ihr euch darüber, dass Regierungen, Politik und Geld euch im Stich gelassen haben? Oder schockiert es euch, dass Ich ihnen erlaubt habe, euch im Stich zu lassen? Kinder, Ich biete euch das Paradies an, und zwar für alle Ewigkeit!“

Kyrie eleison.

Bosheit des Modernismus – III

Bosheit des Modernismus – III on März 21, 2020

Wenn es etwas gibt, das ein katholischer Priester heute kennen und gründlich verstehen muss, dann ist es ein einziger Schlüsselsatz im Herzen der großen Enzyklika Pascendi, die Pius X. 1907 verfasst hat, um die Kirche und die Menschheit vor der tödlichen Bedrohung durch den Modernismus zu schützen. Der Modernismus ist jene Bewegung des Denkens und Handelns, durch die die Menschen es aufgeben, die Welt so zu verändern, dass diese zu Christus und seiner Kirche passt, und stattdessen daran arbeiten, Christus und seine Kirche so zu verändern, dass sie zur modernen Welt passt. Und was ist der Schlüsselsatz von Pascendi, mit dem dies erreicht werden soll? Hier ist er, aus Absatz 6 (oder so ähnlich) der Enzyklika:

„Die menschliche Vernunft ist ganz auf den Bereich der Phänomene beschränkt, d.h. auf die Dinge, die mit den Sinnen und in der Art und Weise, wie sie wahrnehmbar sind; sie hat kein Recht und keine Macht, über diese Grenzen hinauszugehen.“

Mit anderen Worten, der menschliche Geist, der in der Tat den ganzen Tag die Sinneserscheinungen auswertet, wird vom modernen Menschen schlussendlich für unfähig erklärt, aus den Erscheinungen zu lesen! Mit anderen Worten, was für mich wie eine Tür aussieht, könnte eine Wand sein, was für mich wie eine Wand aussieht, könnte in Wirklichkeit die Tür sein. Daraus folgt, dass ich vielleicht besser versuchen würde, durch die Wand zu gehen als durch die Tür! Natürlich stellt solches eine derartige Dummheit dar, dass es niemanden überrascht, dass selbst die modernen Anhänger von Immanuel Kant (1732–1804), der solche Dummheit erfunden hat, selten wirklich versuchen, durch Wände zu gehen. Mit anderen Worten, es gelingt ihnen, zu leben, indem sie ihre eigene Philosophie nicht ernst nehmen. Deshalb hat sich die moderne Philosophie einen so schlechten Ruf erworben. Dennoch herrscht der tief dumme Kant an der philosophischen Fakultät fast aller „Universitäten“ unserer Zeit! Wie kann das sein?

Weil Kant als großer Befreier gilt. Er ist es, der den Geist ein für allemal von der Wirklichkeit befreit hat. Er ist es, der verfügt hat, dass der Geist frei von der äußeren Wirklichkeit ist, weil der Geist keinen Zugang zu ihr hat! Der Verstand kann nicht an die Wirklichkeit, wie sie in sich selbst ist, das „Ding an sich,“ gelangen, weil er nicht hinter das, was die Sinne ihm zeigen, kommen kann. Ganz gleich, ob ich nur damit leben kann, dass ich rund um die Uhr davon ausgehe, dass meine Sinne mir sagen, was um mich herum real ist, und dass mein Verstand oder Intellekt in der Lage ist, zu entschlüsseln oder zu „verstehen,“ was meine Sinne mir sagen. Seit Kant ist die Realität um mich herum immer weniger von Interesse. Was zählt, ist die „Transzendentalphilosophie,“ wie er sie nennt, d.h. ein Denken, das ganz unabhängig von der alltäglichen Realität wie Türen und Mauern die Höhen und Tiefen meiner Phantasie auslotet. Mein Verstand ist abgehoben! Mein Geist ist frei von der Realität! Von nun an ist alles, was ich will, „wahr“! Das Wort „Wahrheit“ hat in der Tat eine ganz andere Bedeutung angenommen. In der Tat haben dann alle Worte eine transzendentale Bedeutung. In meinem Kopf herrscht also Freiheit!

Und wenn Sie jetzt noch darauf bestehen, mich in die so genannte reale Welt zurückzuholen, dann kann ich, wie alle armen Nichtakademiker, immer noch davon ausgehen, dass man, um in dieser eintönigen Welt („pfui!“) weiterhin zu überleben („pfui!“) am besten nicht versucht, durch Mauern zu gehen, die wie Mauern aussehen, und am besten nicht versucht, anscheinende Steine zu essen. Mit anderen Worten, mein Verstand ist dem „gesunden Menschenverstand“ transzendental überlegen und frei von diesem, aber ich kann immer noch – wenn ich so will – für den Zweck des täglichen Lebens („pfui!“) danach handeln.

Nun ist aber die Freiheit die wahre Religion des modernen Menschen. Sie ist nur eine Scheinreligion im Leben von viel zu vielen Katholiken, die zwar alle Merkmale, aber nicht die Substanz der Religion aufweist. Wie der heilige Paulus sagt: „In den letzten Tagen . . . werden die Menschen . . . den Schein der Frömmigkeit sich geben, doch lassen sie deren Kraft vermissen“ (II Tim. III, 5), d.h. den Schein wahren, aber die Substanz leugnen. Was aber sind solche Katholiken? Sie sind genau kantianische Katholiken oder Modernisten, weil fast alle Menschen heute Kantianer sind, weil fast alle heute die Freiheit anbeten, und es ist Kant, der ihnen endlich den Schlüssel gegeben hat, um aus dem Gefängnis der Realität Gottes herauszukommen und in die Wolken der transzendentalen Moderne zu flüchten. Ich kann mich noch dem lieben Gott immer wieder so lange unterwerfen, wie ich will, aber er kann mich nicht mehr in Fesseln halten, denn ich bin frei, ich bin frei, ich bin frei!

Die unglaubliche Perversität, Stolz und Perfidie vom Kantianismus sollte jetzt anfangen, sich erkennbar zu lassen, Mehr als je,

Herr, erbarme dich.

Die Bosheit Des Modernismus – II

Die Bosheit Des Modernismus – II on März 14, 2020

Die Bosheit des Modernismus ist ein riesiges Thema, kein geringeres als das der Revolte einer ganzen Welt gegen ihren Schöpfer in der Endphase eines Prozesses, der vor mehreren hundert Jahren einsetzte, als die Christenheit, statt ihren Aufschwung fortzusetzen, ins Straucheln geriet. Ihr Aufstieg hatte natürlich im Jahre 33 begonnen, als unser fleischgewordener Herrgott durch seinen Opfertod am Kreuze Gottes einzige wahre Kirche begründete. Der Anfang des Mittelalters lässt sich auf die Zeit Papst Gregors des Grossen (590–604) datieren; es dauerte fast ein Jahrtausend, bis zum Ausbruch des Protestantismus und dem Auftakt zur Neuzeit im Jahre 1517.

Allerdings bestand selbstverständlich ein enormer Unterschied zwischen der Einstellung der Menschheit gegenüber Christus und Seiner Kirche vor und nach dem Mittelalter: Vor diesem erwies sich das Christentum immer mehr als die beste Grundlage der Zivilisation, und nach ihm hatte es sich immer wieder bewährt, so dass seine Überlegenheit über alle anderen Religionen nach dem Mittelalter anerkannt werden musste, auch wenn man es in der Praxis ablehnte. Dies bedeutet, dass alle nach dem Mittelalter unternommenen Versuche, einen Ersatz für den Katholizismus zu finden, durch eine Heuchelei gekennzeichnet sind, die immer subtiler werden musste, damit sich die jeweilige Irrlehre als wahre Nachfolgerin des Katholizismus tarnen konnte.

Luther beispielsweise verwarf den Katholizismus in Bausch und Bogen, tat jedoch immer noch so, als sei seine Revolution eine „Reformation,“ und nachdem die katholische Kirche Luther ausgestossen hatte, begründeten die revolutionären Jansenisten im 16. Jahrhundert eine protestantische Form des Katholizismus. Die Jansenisten wandelten sich ihrerseits im 18. Jahrhundert zu Liberalen, wobei sie behaupteten, ihre Freimaurerei sei erleuchteter als Protestantismus oder Katholizismus, und als die wahre Kirche ab dem 18. Jahrhundert klar Stellung gegen die Freimaurerei bezog, gaben sich die Liberalen im 19. Jahrhundert als liberale Katholiken aus und im 20. Jahrhundert als „erneuerte“ oder „verbesserte“ Version letzterer, nämlich als katholische Liberale. St. Pius X. diagnostizierte und verurteilte diesen Modernismus in Pascendi sehr bald, aber indem dieser Irrtum sich mit noch grösserer Raffinesse als auf den neusten Stand gebrachter Katholizismus maskierte, gewann er mit Vatikan II (1962–1965) fast die ganze Kirche für sich, und im 21. Jahrhundert war seine Tarnung so perfekt, dass selbst die offizielle Priesterbruderschaft St. Pius X., die als Organisation des Widerstands gegen den Neomodernismus gegründet worden war, grösstenteils ebenfalls in ihr Lager überging.

Menschlich gesprochen ist es furchterregend, im Jahre 2020 erkennen zu müssen, wie wenig katholischen Widerstand es gegen den Aufstieg des Teufels und seine Angriffe auf die Kirche noch gibt, doch genau dies hat der allweise Gott zu erlauben beschlossen, und fraglos hält Er seine schützende Hand immer noch über Seine „kleine Herde,“ wie Unser Herr sie nennt: „Du kleine Herde, du brauchst keine Angst vor der Zukunft zu haben! Denn dir will der Vater sein Königreich schenken. Verkauft euren Besitz, und gebt das Geld den Armen! Sammelt euch so einen Vorrat, der nicht alt wird und niemals verderben kann, einen Schatz im Himmel. Diesen Schatz kann kein Dieb stehlen, und er behält immer seinen Wert. Wo eure Schätze sind, da zieht es euch auch hin“ (Lukas 12, 32–34). In anderen Worten, entsagt dem Geld und dem Materialismus, denn Unser Herr warnt uns, dass wir nicht zwei Göttern zugleich dienen können, und wenn wir Mammon dienen, können wir Gott nicht mehr dienen (Matthäus VI, 24).

Und wenn wir erkennen, wie verwundbar wir gegenüber den subtilen Irrlehren und Blasphemien des Teufels sind, welche die Welt um uns herum überwältigt haben, dann lasst uns als Gegengift den Rosenkranz Unserer Lieben Frau beten, am besten alle fünfzehn Mysterien täglich, weil Sie, und Sie allein, den Teufel mit Füssen tritt, woran jedes gute Bild – ob Gemälde oder Statue – von Ihr uns erinnert. Und das Böse ist heutzutage dermassen furchterregend stark, dass fünfzehn Mysterien nicht zu viel sind, wenn die Zeit vernünftigerweise für sie reicht.

Wie kommt es nun, dass eine bescheidene jüdische Jungfrau dem Satan mit all seinem „Prunk und seinen Werken“ überlegen ist, ist Gottes Geheimnis, aber enthüllt wird es sowohl von Unserem Herrn selbst – „Ich danke dir, dass du die Wahrheit vor denen verbirgst, die sich für klug halten; aber den Unwissenden hast Du sie enthüllt“ (Matthäus XI, 25) – als auch vom Heiligen Paulus: „Was töricht ist vor der Welt, das hat Gott erwählt, damit er die Weisen zuschanden mache; und was schwach ist vor der Welt, das hat Gott erwählt, damit er zuschanden mache, was stark ist“ (1. Korinther 18–30). Nächste Woche werden wir die Heuchelei des Modernismus ein wenig genauer unter die Lupe nehmen.

Kyrie eleison.

Die Bosheit des Modernismus – I

Die Bosheit des Modernismus – I on März 7, 2020

Wenn die Priesterbruderschaft St. Pius X. nicht mehr jene hervorragende Speerspitze bei der Verteidigung des katholischen Glaubens ist, die sie unter Erzbischof Lefebvre (1905–1991) war, dann sicherlich darum, weil seine Nachfolger an der Spitze der Bruderschaft die ganze Bosheit des Irrtums, der die Kirche heute verwüstet – des Modernismus – niemals so gut verstanden haben wie er. Allerdings soll der Erzbischof gegen Ende seines Lebens gesagt haben, wenn er die Geschichte des liberalen Katholizismus in Frankreich 1870–1914 von Pater Emmanuel Barbier (1851–1925) zu einem früheren Zeitpunkt seiner Laufbahn gelesen hätte, hätte er seinen Seminaristen eine andere Richtung gewiesen. Sofern diese Bemerkung authentisch ist, deutet sie darauf hin, dass selbst der Erzbischof die Bosheit der Moderne anfangs nicht in ihrem vollen Umfang erkannt hat. Dasselbe gilt für den beherzten Begründer der Zeitschrift Si si no no in Italien, Don Francesco Putti (1909–1984), der seinem guten Freund, dem Erzbischof, gesagt haben soll: „Die Hälfte Ihrer Seminaristen sind Modernisten.“

Freilich lässt sich die Bosheit der Moderne leicht unterschätzen, weil sie sich im Westen während Jahrhunderte langsam entwickelt hat und alle Menschen des abendländischen Kulturkreises von der Wiege bis zum Grab mit ihr durchtränkt werden. Aus dieser Moderne drang der Modernismus in die Kirche ein, um sich an diese anzupassen, und dieselbe Moderne schuf den geistigen Hintergrund sämtlicher Konzilsväter in den sechziger Jahren sowie der Nachfolger des Erzbischofs ab 1982. Es lässt sich also nur durch eine besondere Gnade Gottes erklären, dass der Erzbischof das Problem so klar gesehen hat. Umreissen wir also kurz, wie das Unvermögen, den Modernismus zu verstehen, den meisten Irrtümern seiner Nachfolger zugrunde liegt:

1 95% der Texte von Vatikan II sind annehmbar. Ganz im Gegenteil: Erzbischof Lefebvre sagte, das Problem mit Vatikan II bestehe nicht einmal in erster Linie in seinen schwerwiegenden Irrtümern bezüglich Religionsfreiheit, Kollegialität und Ökumene, sondern in dem Subjektivismus, der all seine Texte prägt, wodurch die objektive Wahrheit, Gott und der katholische Glaube sich letzten Endes in nichts auflösen. Infolge der kopernikanischen Revolution, die Kant (1724–1804) in der Philosophie vollzogen und die Pius X. anno 1907 in Pascendi angeprangert hat, drehte sich das Subjekt nun nicht mehr um das Objekt, sondern das Objekt um das Subjekt. Dieser Irrsinn hat mittlerweise auf die ganze Welt übergegriffen.

2 Gewiss, das Konzil war schlecht, aber sein Griff um die Römer lockert sich heute. Tatsächlich? Und Pachamama? Seit wann sehen wir einen solchen öffentlichen Götzendienst in den Gärten des Vatikans und in den Kirchen von Rom selbst?

3 Es bringt der Bruderschaft nichts, zu warten, bis sich Rom von seinem Modernismus abwendet und wieder zum wahren Glauben findet, aber wenn Rom gewillt ist, uns „so, wie wir sind,“ zu akzeptieren, bedeutet dies, dass Rom den Weg der Bekehrung bereits beschritten hat, und deshalb sollten wir zu einer Übereinkunft gelangen. In der Tat ist es nutzlos, auf die Bekehrung der römischen Modernisten zu warten, denn sie sind Liberale. Um einen Liberalen zu bekehren, bedarf es eines Wunders (Pater Vallet), ist der Liberalismus doch eine bequeme und verführerische Falle, aus der man sich, menschlich gesprochen, so gut wie unmöglich ohne ein Wunder befreien kann, und dieses Wunder für Welt und Kirche wird die Weihung Russlands sein und nicht eine Bruderschaft, die sich zunehmend den Liberalen anpasst. Wenn diese die einst widerspenstige Piusbruderschaft so akzeptieren, „wie sie ist,“ dann nur, weil letztere nicht mehr wie früher antiliberal ist und das Salz der Bruderschaft seinen Geschmack verloren hat (vgl. Matthäus V, 13).

4 Wir brauchen Geduld und Takt, um zu verstehen, wie die Römer denken, um sie nicht vor den Kopf zu stossen. Um zu verstehen, wie diese Modernisten in Rom denken, brauchen wir Demut und Realismus, und wir müssen von Pascendi unsere Köpfe zerschmettern lassen, bis wir das – gefährliche und hochgradig ansteckende – Virus ihres Modernismus richtig verstehen. Erst dann dürften wir uns auf irgendwelche Debatten mit ihnen einlassen. Was die Rümer am dringendsten bräuchten – kðnnten sie es nur ertragen – wäre eine scharfe Kritik, die sie in der Tat „vor den Kopf stossen“ und von ihrem Modernismus befreien würde, bis sie begreifen, was Pater Calmel meinte, als er sagte: „Ein Modernist ist Häretiker und Verräter zugleich.“

5 Es ist kein formelles Abkommen zwischen Rom und der Bruderschaft unterzeichnet worden, so dass noch kein Schaden angerichtet worden ist. Ungeheurer Schaden ist durch eine Reihe partieller Übereinkünfte angerichtet worden, beispielsweise in Bezug auf Beichten und Eheschliessungen; dies ist der Grund dafür, dass zahlreiche Angehörige der Bruderschaft – Priester und Laien – immer weniger begreifen, was deren Gründer meinte, als er in seinem letzten Buch schrieb, ein jeder Priester, der den Glauben zu behalten wünsche, tue gut daran, sich von diesen Römern fernzuhalten. Sie mögen „nette“ Männer sein. Sie mögen „es gut meinen.“ Doch objektiv gesehen, morden sie Mutter Kirche.

Kyrie eleison.

Valtortas Früchte

Valtortas Früchte on Februar 29, 2020

Unser Herr Jesus Christus hat von seinen Schafen nie erwartet, dass sie grosse Theologen sein oder sich gar als solche gebärden müssten, doch erwartete er von ihnen sehr wohl genügend gesunden Verstand, um eine zweifelhafte Person oder Sache nach ihren Früchten beurteilen zu können. „An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen“; Matthäus VII, 15–20. Nun sind die Werke der Maria Valtorta, einer bettlägerigen, niemals verheirateten Italienerin (1897–1961), höchst umstritten, insbesondere ihr Gedicht vom Gottmenschen (1943–1947); sie werden von manchen so enthusiastisch verteidigt, wie sie von anderen scharf kritisiert werden. Was also sind ihre Früchte? Hier ein Zeugnis, das der Verfasser dieser „Kommentare“ kürzlich erhalten und wie üblich für eben diese „Kommentare“ modifiziert hat:

Ich möchte mit Ihnen mein Erstaunen über Das Gedicht vom Gottmenschen von Maria Valtorta teilen, nachdem ich geduldig alle zehn Bände davon gelesen und mit dem Herausgeber des Buchs sowie mit Autoren, die Maria Valtorta unterstützen, diskutiert habe. Ich hatte Sie diese italienische Mystikerin bereits privat zitieren hören, doch dann veranlassten mich der Angriff von Pater H. auf das Gedicht sowie dessen anschliessende Stigmatisierung durch die Priesterbruderschaft St. Pius X. dazu, mich zehn Jahre lang nicht mehr damit zu befassen, ehe ich es tatsächlich las. Die Vorsehung hatte schliesslich dafür gesorgt, dass mir ein Exemplar dieser höchst detaillierten Version des Evangeliums sowie eine Biographie von Maria Valtorta in die Hände gerieten; ich las beide sorgfältig, mit einem Bleistift für Notizen in der Hand. Nach fünfmonatigem hartem Studium war ich überrascht, wie genau diese zehn Bücher mit der Glaubenslehre übereinstimmen und wie viel Gutes sie meiner eigenen Seele und meiner ganzen Familie gebracht haben.

Es gibt Dominikaner, die es verurteilen. Ich empfinde das als unglücklich. Haben sie es wirklich gelesen? Solche Urteile erwecken in mir das Gefühl, es sei ein Tabu, öffentlich darüber zu sprechen. Ich habe auch alle verfügbare Quellen darüber, wie das Werk entstand, zu Rate gezogen (es wurde von Pius XII. approbiert), und ich empfinde es als ungerecht, wie Traditionalisten dieser edlen Seele, die so viel zu erdulden hatte, den Prozess gemacht und sie verurteilt haben. Ich mache mir Sorgen um ihre Kritiker für den Fall, dass ihre Offenbarungen tatsächlich von Unserem Herrn stammen und für unsere eigene Zeit gedacht sind.

Ihre „Kommentare “ aus den Jahren 2011 und 2012, die sich mit dem Gedicht befassen, sind ein wahrer Trost für jemanden wie mich, der sich schuldig fühlt, wenn er Das Evangelium, so wie es mir offenbart wurde (so der andere Titel des Gedichts ) als seine tägliche geistige Nahrung zu sich nimmt. Wir haben uns mehrere Versionen dieses monumentalen Leben Jesu beschafft: Nicht nur die zehn vollen Bände für Erwachsene, sondern auch sehr schöne Bilderbücher für Kinder ab acht Jahren sowie eine vereinfachte Fassung für Dreizehnjährige. Das Ergebnis ist, dass über den Gottmenschen und seine Beziehungen zur Welt, zu Seiner Mutter und, vor allem für unsere eigene Zeit, zu Judas Ischariot die ganze Familie auf diesen leuchtenden Seiten vereint ist. Seine Beziehungen zu den anderen elf Aposteln, den heiligen Frauen sowie Seinen Feinden sind ebenfalls sehr lehrreich.

Um die heutige Passion der Kirche zu begreifen, die durch die Hände ihrer eigenen Geistlichen leidet und stirbt, ist es besonders hilfreich, den modernen Charakter und die liberale Natur des Judas – des Verräters innerhalb der Kirche, wie er im Gedicht porträtiert wird – mit unseren eigenen konziliären Prälaten zu vergleichen, doch möchte ich auch den schläfrigen liberalen „Christen“ in jedem von uns hinzufügen. Das Drama spielt sich nämlich nicht nur an der Spitze der Kirche, sondern auch in uns und in den Familien ab, die den Kampf darum aufgeben, in Übereinstimmung mit dem Evangelium genau wie es Maria Valtorta offenbart wurde, zu leben.“ Hier endet der Wortlaut des Zeugnisses.

Hieraus lässt sich folgender Schluss ziehen: Das Gedicht vom Gottmenschen von Maria Valtorta ist höchst umstritten, braucht dies aber nicht zu sein. Einerseits steht es nicht auf derselben Stufe wie die vier Evangelien oder die Heilige Schrift; weder ist es von der Kirche für authentisch erklärt worden, noch ist es heilsnotwendig, noch gefällt es allen ernsthaften Katholiken – und kein vernünftiger Katholik behauptet irgendetwas hiervon. Andererseits scheinen, wie beim Leichentuch von Turin oder dem Gnadenbild Unserer Jungfrau von Guadalupe, die erstaunlichen Beweise für die Echtheit des Gedichts mit dem Vergehen der Zeit immer mehr zuzunehmen; es hat zahllose Seelen auf den geistigen Weg der Konversion oder Vervollkommnung in Richtung Rettung geführt; und es ist von zahlreichen seriösen Katholiken, einschliesslich Theologen und Bischöfen, empfohlen worden. Wie Pius XII. über das Gedicht sagte: „Wer Ohren hat zu hören, der höre.“

Kyrie eleison.