Eleison Comments

Doktrin – warum? – II.

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Das eigentliche Wesen der katholischen Kirche liegt in der Doktrin, also in der Glaubenslehre. Zuerst muß den Seelen gelehrt werden, wie sie überhaupt in den Himmel kommen können – denn sonst werden sie ihn niemals erreichen. Eine der letzten Anweisungen unseres Herrn an seine Apostel lautet: „Geht hin . . . und lehrt alle Völker“ (Matthäus 28,19). Aus diesem Grund war auch der heldenhafte Kampf Erzbischof Lefebvres von 1970 bis 1991 vor allem doktrinärer Natur.

Wie wir im „Eleison Kommentar“ 165 zitierten, ist dies auch der Grund, warum Bischof Fellay letzten Mai Herrn Mershon im „Remnant“ sagte, daß die Lehrunterschiede nicht ausgeklammert werden dürfen, um eine praktische Übereinkunft mit Rom zu erreichen – so verlockend diese auch sein mag. Auf die Frage, ob eine Ablehnung einer kanonischen oder praktischen Lösung durch die Priesterbruderschaft St. Pius X. kein „Zeichen des Trotzes oder bösen Willens“ sei, antwortete der Bischof (seine Worte sind auf der Internet-Seite von „The Remnant“ nachlesbar: www.remnantnewspaper.com ): „Es ist vollkommen klar, daß jede praktische Lösung ohne eine gesunde, doktrinäre Grundlage direkt in eine Katastrophe führen würde . . . . Wir haben alle diese abschreckenden Beispiele vor uns: Die Priesterbruderschaft St. Petrus, das Institut Christus König, und all die anderen Gemeinschaften sind lehrmäßig vollständig blockiert, weil sie zuerst die praktische Übereinkunft annahmen.“

Daß die katholische Doktrin durch eine praktische Übereinkunft „blockiert“ wird, leuchtet dem gesunden Menschenverstand ein. Denn die heutigen Römer hängen noch vollständig an ihrem Konzil, dem Zweiten Vatikanum. Dieses Konzil stellt aber im wesentlichen ein Abgleiten von der katholischen Tradition dar: weg von der Religion Gottes, hin zu einer neuen Religion des Menschen. Sollten nun die Römer ein größeres Zugeständnis an die Tradition machen, wie z.B. die Legalisierung der Priesterbruderschaft, so müßten sie dafür auch eine Gegenleistung verlangen. Weil sie aber wissen, daß die Priesterbruderschaft aus den eingangs genannten Gründen an der katholischen Glaubenslehre festhält, dürften sie nichts minderes verlangen, als daß die Lehrunterschiede für den Augenblick übergangen werden.

Doch das ist für die Ziele der Römer bereits genug! Denn betrachten wir die Formulierung „für den Augenblick“ näher: Was würde denn geschehen, wenn eine praktische Wiedervereinigung erst einmal unterschrieben wäre? Viele traditionellen Seelen wären überschwenglich darüber, daß sie nicht mehr länger durch die Mißbilligung Roms „in der Kälte“ stünden – wie sie es jetzt fühlen. Dieser Überschwang würde es jedoch der Priesterbruderschaft sehr schwer machen, wieder vor die Wiedervereinigung zurückzurudern – wenn, ganz zufällig natürlich, aus jenem „Augenblick“ (des Ausklammerns der Lehrunterschiede) eine unendliche Zeitspanne würde. Schon säße die Priesterbruderschaft in der Falle.

Betrachten wir schließlich die Formulierung „Übergehen der Lehrunterschiede“ näher: Die Glaubenslehre zu übergehen, insbesondere den grundlegenden Lehrunterschied zwischen der Religion Gottes und der Religion des Menschen, bedeutet Gott selber zu übergehen bzw. ihn auszuklammern. Wie könnte ein Diener Gottes jedoch Gott dienen, wenn er Ihn übergeht bzw. ausklammert? Wer das näher betrachtet, sieht ein, daß es bereits der erste kleine Schritt in Richtung eines großen Glaubensabfalls ist!

Bischof Fellay weist darauf hin, daß 40 Jahre Erfahrung diese Grundsätze bestätigen. Das Schlachtfeld der katholischen Tradition ist übersät mit Leichen von Organisationen, welche zwar großmütig begonnen hatten, aber das grundlegende Problem der Lehrunterschiede nicht genügend durchschaut haben.

Kyrie eleison.