Schlagwort: Erzbischof Marcel Lefebvre

Viganòs Antworten

Viganòs Antworten posted in Eleison Kommentare on November 21, 2020

Im August dieses Monats sandte Stephen Kokx, ein Journalist von”Life Site News», Erzbischof Viganò, der sich in Italien verbirgt, einen Text zur Frage, wie Katholiken, die ihren Glauben zu bewahren wünschen, in der heutigen Welt leben sollen. Der Titel lautete:”Fragen für Viganò: Seine Exzellenz hatte bezüglich Vatikan II recht. Doch was sollten die Katholiken seiner Ansicht nach jetzt tun?”Der Erzbischof antwortete zunächst am 1. September. Er versicherte Stephen Kokx, er werde die Fragen gerne beantworten, weil sie Themen berührten,”die für die Glaubenstreuen sehr wichtig sind». Die Antwort des Erzbischofs wird unten zusammengefasst, und am Ende dieser”Kommentare”wird ein zentraler Punkt hervorgehoben:

Kokx fragte den Erzbischof:”Wer gehört der katholischen Kirche an, und wer steht ihr fern?”Der Erzbischof entgegnete, wer eine der falschen Doktrinen des Konzils vertrete, könne unter keinen Umständen Katholik sein. Ebenso wenig könne Katholik sein, wer eine dieser Doktrinen akzeptiere, obwohl er wisse, dass sie einen Bruch mit der unveränderlichen katholischen Lehre darstellte. Andererseits gelte: Wenn ein Mensch getauft sei, sich als Katholiken betrachte und die katholische Hierarchie anerkenne, heisse dies nicht unbedingt, dass er die Konzilsdoktrin akzeptiere oder der Konzilskirche angehöre, wenn er wisse, dass diese der katholischen Tradition widerspricht. Ein solcher Mensch stehe nicht zwangsläufig ausserhalb der Kirche. Doch selbst die Inhaber geistlicher Ämter, die innerhalb der Kirche Autorität ausübten, könnten schwerlich als Katholiken gelten, wenn sie die Konzilsdoktrin anerkennten, obgleich sie sich bewusst seien, dass sie der katholischen Tradition zuwiderläuft. Zwar besässen sie in der Kirche Autorität, könnten diese jedoch nicht ausüben. Einzig und allein ihre Autorität befähige die Konzilsanhänger zu behaupten, sie seien Katholiken anstatt bloss Mitglieder einer Sekte.

Aus diesen Gründen gehörten traditionalistische Katholiken der Kirche an, Modernisten hingegen nicht. Ausserdem dürften, ja müssten der Tradition treu gebliebene Laien oft Priester, Gemeinden und Institute auswählen, welche ebenfalls in Treue zur Tradition stünden, insbesondere bei der Zelebrierung der heiligen Messe. In dieser Hinsicht seien Kleriker weniger frei als Laien, gehörten sie doch einer Hierarchie an, der unter normalen Umständen Gehorsam gebühre, doch besässen sie dasselbe Recht, ja dieselbe Pflicht, ihren Glauben auszuüben, jenen Glauben, der ihre Verwendung der alten Messeriten rechtfertige und erheische. Und wenn sich die Kirche eines Tages aus dem Trümmerhaufen, den die Neukirche hinterlassen habe, wieder erheben wolle, müsse man sich unbedingt Rechenschaft darüber abgeben, dass die Treue wahrer Gläubiger auch unter innerkirchlicher Verfolgung, innerhalb der Kirche gefunden werden muss, und nicht ausserhalb, um den Modernismus zu besiegen.

Durch seinen Verbleib in der Kirche sei Erzbischof Lefebvre zu einem Muster an Glaubenstreue unter Verfolgung geworden. Seine Priesterbruderschaft St. Pius X. sei ein lebendiger Vorwurf an die Modernisten gewesen, und es sei ihr vergönnt gewesen, durch die Bischofsweihe von 1988 zu überleben, so dass die wahre Messe wieder zelebriert werden und Vatikan II in die Schranken gewiesen werden konnte. Bischof Tissier de Mallerais habe mit seiner Aussage recht, gegenwärtig lebten eine wahre Kirche und eine falsche”Kirche”unter einem Dach zusammen, aber dieses Dach sei katholisch, so dass es der wahren Kirche gehöre, während die falsche Konzilskirche nichts anderes als ein Eindringling sei. Wir müssten hoffen und beten, dass viele heute noch schlafende Hirten erwachen würden, um zu erkennen, wie sehr sie getäuscht worden sind.

Es sei ein Privileg, an diesem notwendigen Kampf für Unseren Herrn und Seine Mutter teilnehmen und hiermit zur Wiedererweckung von Ehre, Treue und Heroismus beitragen zu dürfen. Durch das Sakrament der Firmung seien wir Soldaten Christi, und Christen hätten in einer grossen Schlacht nach der anderen fechten müssen, um die Wahrheit, das Gute und das Schöne zu verteidigen. Widerstehen wir dem Modernismus mit Wahrheit und Nächstenliebe!

Viganò schliesst mit einem Aufruf:

Die Anhänger des Modernismus sind im Irrtum befangen, nicht wir, die wir ihn anprangern! Mögen die Laien überhaupt an Messen teilnehmen, die ihren Glauben nicht verletzen, sondern nähren. Gott wird uns wieder wahre Pastoren schenken; die unwahren Pastoren werden aussterben. Mögen die Laien sorgen für die guten Priester, Barmherzigkeit üben, sich vor Spaltung und Rebellion hüten und respektvoll ihren Rat anbieten, wobei sie nicht die Kirchenautorität angreifen sollen, sondern die Art und Weise, wie diese missbraucht wird. Gott wird es nicht unterlassen, unsere Treue zu belohnen und Seine Kirche wiederherzustellen, indem Er junge Männer aus Familien, die den Glauben behalten haben, in den Priesterstand beruft. Alle schweren Probleme sind menschliche Probleme. Alle menschlichen Probleme haben eine katholische Lösung.

Und der Punkt, der besonders hervorzuheben ist? Man beachte, wie der Erzbischof alles an der Wahrheit und am Glauben misst.

Kyrie eleison.

Madiran; die Bischöfe

Madiran; die Bischöfe posted in Eleison Kommentare on Oktober 31, 2020

Man wird sich daran erinnern, dass Jean Madiran im Prolog zu seinem Buch Die Häresie des 20. Jahrhunderts die Verantwortung für diese Häresie klipp und klar den katholischen Bischöfen zugeschrieben hat, die das Zweite Vatikanische Konzil (1962–1965) in die Wege geleitet und dessen Kurs anschliessend in verschärfter Form weitergeführt haben. Dabei widmete er seine Aufmerksamkeit insbesondere den französischen Bischöfen, die er am besten kannte. In der Tradition der grossen Enzyklika Pascendi (1907) von St. Pius X. legte er dar, wie der Geist dieser Bischöfe zusehends unfähig geworden war, die Realität, und erst recht die katholische Doktrin, zu begreifen, weil sie vom Subjektivismus der Kant’schen Philosophie beeinflusst waren, die mittlerweile in den Philosophischen Abteilungen praktisch aller”Universitäten”unangefochten dominierte. In Kapitel II, das aus sechs lose miteinander verknüpften Kapiteln besteht, wendet sich Madiran den französischen Bischöfen selbst zu.

Erstens hält er fest, dass diese Bischöfe sich gezwungen sehen werden, unschätzbare katholische Schätze über Bord zu werfen, beispielsweise St. Pius X, den Gregorianischen Gesang, den Thomismus, das Kanonische Recht, Unsere Liebe Frau, den Patriotismus, unser griechisch-lateinisches Erbe, die Marienverehrung und nicht zuletzt die Frömmigkeit betender alter Frauen. Was uns betrifft, schreibt er, so lehnen wir es ab, irgendeines dieser wohlbekannten Wahrzeichen der katholischen Familie zu verwerfen. Hinter ihnen allen steht die Liebe Christi, während sich hinter all dem Gerede von  «Anpassung an die Erfordernisse der modernen Welt»,”Erneuerung”und”Reform”der Hass verbirgt. Denn hinter sämtlichen Errungenschaften der”abendländischen Zivilisation”steht Christus und nicht Indien oder Afrika oder China.

Zweitens hat die Neukirche der ganzen Welt ihre Apostasie gepredigt: Die Politik der Neubischöfe verfolgt nicht länger das Ziel, irgendjemanden zu bekehren. Doch bleibt das Grundgesetz von Leben und Tod unverändert das gleiche: Also möge die Kirche uns lehren, wie wir zu leben und zu sterben haben. Wir sind alle zu sehr erfüllt von der Welt. Lasst die Priester uns lehren, wie wir in den Himmel kommen!

Drittens sagen diese Bischöfe, dass”der Wandel der Zivilisation”ein”evangelischeres Konzept der Erlösung”erfordere, worunter sie, entgegen ihren Beteuerungen, nicht einfach”eine neue Form von Worten”verstehen, sondern einen neuen Inhalt der Worte, was auf eine neue Religion hinausläuft. Eure Exzellenzen, unsere Antwort ist NEIN! Ausserdem habe ich als getaufter Katholik das Recht, von Ihnen den wahren Glauben zu verlangen, denn Ihre”neue Form der Worte”auf der Suche nach einem”neuen Konzept der Erlösung”ist zwangsläufig häretisch – nicht nur grobschlächtig, sondern eine neue Religion, die im Widerspruch zum wahren Glauben steht.

Viertens waren diese Bischöfe bis 1966 noch nicht vom katholischen Glauben abgefallen, doch jetzt behaupten sie, ihr Christentum sei nun endlich das authentische, obwohl ihre”post-konziliäre Mentalität”in Wirklichkeit mit dem wahren Glauben bricht . Die Wahrheit ist, dass wir uns mitten in einem Krieg zwischen zwei verschiedenen Religionen befinden. Und alle Bischöfe unterstützen die neue Religion heute, aktiv oder passiv. Einige katholische Bischöfe müssen ihre Stimme erheben, weil Seelen verloren gehen! Erzbischof Lefebvre, hören Sie den Ruf?  Wir brauchen keine Bischöfe, die uns einreden, wir müssten modern sein. Wir sind allzu modern. Denn moderne Technologie und moderne Philosophie gehen katholische Bischöfe nichts an! Wir kennen die Bannerträger der Moderne, und wir sagen nein zu ihnen. Ihr kennt sie nicht und liebt sie doch. Marx, Nietzsche, Freud sind reine Trödler der Phantasie. Wacht auf!

Fünftens entleert Neukirche heutzutage jede Form von Ausbildung, Lehre und Erziehung ihres Sinnes. Indem ihr den jungen Menschen nur geben wollt, was modern ist – und was sie schon haben –, gebt ihr ihnen nichts, erweckt in ihnen jedoch die Illusion, sie wüssten alles. Sich so selbst überlassen, werden sie zu den Barbaren von morgen werden, so dass ihr nicht nur den Glauben, sondern alle Zivilisation verratet. Kehrt zur Tradition zurück! Gott, gib uns einige wahre Bischöfe!

Sechstens hat die Autorität der Bischöfe einzig auf Wahrheit, Legitimität und Gesetz zu beruhen. Hätten diese Neubischöfe recht, so bestünde die traditionelle Kirche nicht mehr. Doch ihre zentrale Aufgabe ist die Wahrheit, und deshalb sind sie nicht befugt, den Glauben zu verändern, und tun sie es dennoch, dürfen sie keinen Gehorsam beanspruchen, und wir werden ihnen laut widersprechen. Wir erwarten von ihnen die Gewissheit, Reinheit und Heiligkeit des unveränderlichen katholischen Glaubens.

(Im obigen Absatz 4 wird Erzbischof Lefebvre nicht namentlich genannt, aber Madiran dachte an ihn (er sagt es selber). Zwei Jahre später gründete der Erzbischof die Priesterbruderschaft St. Pius X., und der Rest ist Geschichte.)

Kyrie eleison.

Madirans Vorwort

Madirans Vorwort posted in Eleison Kommentare on Oktober 3, 2020

Jean Madiran leitet das Vorwort zu seinem Buch über die Häresie des 20. Jahrhunderts mit der kühnen Aussage ein, dass die Verantwortung für diese Häresie eindeutig bei den katholischen Bischöfen liege (S. 17 in der Neuauflage des Buchs, via.romana@yahoo.fr). Da er sich bewusst war, dass man ihm als Laien die Befugnis absprechen würde, sich zu diesem Thema zu äussern, hielt er trotzig fest, als getaufter Katholik brauche er nicht um ein Mandat zur Verteidigung des Glaubens zu bitten und kein solches zu erhalten, wenn die Hirten – oder Bischöfe – zu Wölfen geworden waren oder zu Häretikern, die den Glauben zerstörten (S. 28).

Madiran nimmt (auf S. 26) eine entscheidend wichtige Unterscheidung vor, welche die These seines gesamten Buchs in sich birgt. Im engen Sinn des Wortes bedeutet”Häresie” die bewusste Leugnung dessen, von dem man weiss, dass es ein klar festgelegter Grundsatz des Glaubens ist. Doch im weiteren Sinn bedeutet sie die Annahme einer allgemeinen Denkweise, die dem Glauben radikal fremd ist. Jene Art von Häresie, die er in seinem Werk anprangern wird, gehört der zweiten Kategorie an und geht weit über den Widerspruch gegenüber dem einen oder anderen Glaubensgrundsatz hinaus.”Die Häresie des 20. Jahrhunderts», meint er, finde sich vielmehr”in der Nacht, in der Leere, im Nichts». 

Und wie haben die französischen Bischöfe diese Leere geschaffen? Madiran schreibt (S. 20), sie hätten schon seit mehr als hundert Jahren, bis zurück in die Mitte des 19. Jahrhunderts, die Lehre Roms – welches damals das wahrhaft katholische Rom Pius’ IX. und des Syllabus war – nicht mehr in reiner Form vertreten, weil ihre ganze Mentalität sich Schritt für Schritt von Rom entfernt habe (S. 21). Sie wachten zwar über die katholische Disziplin, aber ohne Überzeugung; sie pflegten katholischen Gehorsam, ohne den Grund dieses Gehorsams zu begreifen. 

Madiran stellt hier die Essenz der präkonziliaren Kirche mit einigen wenigen Worten bloss: Sie untersteht dem Einfluss der modernen Welt und verliert den katholischen Glauben nach und nach, mit dem Ergebnis, dass eine Kirche entsteht, wo der Schein immer noch gewahrt wird, die Substanz hinter dem Schein jedoch zusehends schwindet. Wie die wahre Kirche dieser neuen Revolution Widerstand zu leisten hatte, legten antiliberale Päpste – insbesondere Pius IX., Leo XIII. und Pius X. – in ihrer Soziallehre dar, doch von ihren sozialen Rundbriefen, meint Madiran, hätten die Bischöfe in den fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts so gut wie nichts mehr gewusst (S. 23).

Noch schwerwiegender war für Madiran ein Punkt, der Teil VI seines Buchs prägen wird: Die Häresie des 20. Jahrhunderts, derer sich diese Bischöfe schuldig machten, bestand in ihrer allumfassenden glaubenslosen Mentalität, die in Abrede stellte, dass es so etwas wie das Naturrecht überhaupt gibt (S. 24). Von der modernen Welt magnetisch angezogen, vom Liberalismus infiziert, waren sie dem guten Rom schon seit langem geistig entfremdet und verwarfen seine Soziallehre, aber in den fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts wiederholten sie immer noch mechanisch gewisse Formeln des alten Katechismus. Nichtsdestoweniger war in ihren Herzen jeder Sinn für das Naturrecht verloren gegangen, und dies bedeutete, dass sie in den Jahren unmittelbar nach dem Konzil bereit waren, den Katechismus und die Dogmen anzutasten, die sie bis dahin äusserlich intakt gelassen hatten. Somit lief ihre Meinungsverschiedenheit mit Rom bezüglich der Soziallehre auf eine völlige Umgestaltung der christlichen Religion hinaus, unter der die ganze Kirche nach dem Konzil zu leiden hatte (S. 25).

Wenn es nämlich kein Naturrecht oder keine rationale Ordnung gibt, die von Gott in die ganze Schöpfung um uns herum eingebettet ist, muss jede Form von Vernunft und Glauben Schiffbruch erleiden, und auch wenn die Formeln des Evangeliums und die dogmatischen Definitionen noch eine Zeitlang korrekt rezitiert und wiederholt werden mögen, ist ihre Substanz bereits verloren gegangen, und die ganze Religion ist völlig untergraben worden. Bischöfe, die nichts vom Naturrecht wissen oder wissen wollen, haben keinen Zugang zum Evangelium oder dogmatischen Definitionen mehr. Sie können nichts mehr bewahren oder weitergeben (S. 26). Sie sind reif für einen massiven Linksrutsch, für die Ersatzreligion der Moderne, bei der es sich um den Kommunismus handelt (S. 26).

Zum Abschluss seines Vorworts verweist Madiran auf einen Landsmann, der diese Dekadenz des Klerus schon vor dem Ersten Weltkrieg voraussah. Charles Péguy (1873–1914) schrieb anno 1909, der Klerus zerstöre das Christentum nachhaltig, indem er von ihm verlange, mit dem Zeitgeist Schritt zu halten (S. 30). Weil sie ihren Glauben selbst verloren hatten, nahmen diese Kleriker sein Verschwinden als etwas Natürliches hin (S. 32).

Kyrie eleison.                                                                                                                                        

Die Umbettung Des Erzbischofs

Die Umbettung Des Erzbischofs posted in Eleison Kommentare on September 26, 2020

Am 24. September, also vor zwei Tagen, wurden die sterblichen Überreste von Erzbischof Lefebvre aus dem Grabgewölbe beim Seminar von Écône, wo sie seit seinem Tod im Jahre 1991 bestattet gewesen waren, in einen grossartigen Sarkophag in der Krypta unter der Seminarkapelle überführt, die eigens als ihre letzte Ruhestätte vorbereitet worden war. Dem Erzbischof, diesem grössten Gottesmann und grössten katholischen Glaubenshelden der Neuzeit, ein so majestätisches Grab zu errichten, war nur recht und billig. Schliesslich hat er fast allein die katholische Doktrin, die katholischen Sakramente und die katholische Priesterschaft von ihrer Korruption und Zerstörung durch moderne Menschen gerettet, die an sie nicht mehr so glaubten, wenigstens so, wie sie von der treuen katholischen Kirche fast zweitausend Jahre lang bewahrt und weitergegeben worden waren.

Und man darf sagen, dass nach Erzbischof Lefebvres Tod seine Nachfolger sein Werk mehr oder weniger getreulich weitere 20 Jahre lang weitergeführt haben, doch dass die Priesterbruderschaft St. Pius X. anno 2012 einen Kurswechsel vollzog, der viele Seelen dazu bewog, von einer Neubruderschaft zu reden, ungefähr so wie die Veränderungen in der Kirche nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962–1965) zahlreiche Katholiken dazu bewogen haben, von einer Neukirche zu sprechen, so radikal waren diese Veränderungen. Leider spiegelte die Zeremonie der Umbettung der sterblichen Überreste des Erzbischofs diese Übergabe seines Werks von der Bruderschaft ab die Neubruderschaft wider, weil sie nicht vom gegenwärtigen Generaloberen Pater David Pagliarini vollzogen wurde, sondern von seinem Vorgänger, jenem Mann also, der die Hauptverantwortung für den Übergang von der Bruderschaft zur Neubruderschaft trägt. Dass Pater Pagliarinis Vorgänger die Aufgabe anvertraut wurde, eine dermassen herausragende Zeremonie zu Ehren des Gründers der Bruderschaft zu leiten, ist weder ein gutes Omen noch ein Zufall. Es erinnert uns an folgenden Ausspruch unseres Herrn (Matthäus 23; 29–30)):

Weh euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, die ihr den Propheten Grabmäler baut und schmückt die Gräber der Gerechten und sprecht: Hätten wir zu Zeiten unserer Väter gelebt, so wären wir nicht mit ihnen schuldig geworden am Blut der Propheten!

Es mag sehr wohl so sein, dass die weltweite Heuchelei einer Welt, die Unseren Herrn von sich weist, heute dermassen tief verwurzelt ist, dass viele Seelen, die vor zwei Tagen an der Zeremonie teilnahmen, durchaus keine bewussten Heuchler waren – Gott allein weiss es – und nicht so hart zu verurteilen sind wie Unser Herr jene verurteilte, von denen Er wusste, dass sie drauf und dran waren, Ihn zu kreuzigen. Denn des Erzbischofs Nachfolger, welche seine Bruderschaft auf Abwege führten, waren wahrhaft sehr geschickt bei der Täuschung vieler Katholiken, die dem Erzbischof in seinem”Ungehorsam”gegenüber den herrschenden Führern der Kirche getreulich gefolgt waren. Nichtsdestoweniger ist die Parallele, objektiv gesprochen, eindeutig. 

Die Pharisäer errichteten Denkmäler zu Ehren der Propheten, die sie, wären sie deren Zeitgenossen gewesen, getötet hätten. Die Neubruderschaft errichtete einen Sarkophag zu Ehren ihres Begründers, während sie selbst Freundschaft mit den Pachamama-Verehrern schloss, die er selber schon damals verabscheute. 

Den Pharisäern versprach Unser Herr, Boten zu entsenden, um ihre Untreue anzuprangern, doch diese töteten die Boten gleichfalls. Der Neukirche und der Neubruderschaft sendet er einen Erzbischof Viganò, um sie an ihre Untreue zu erinnern. Die Neukirche würde ihn am liebsten töten. Die Neubruderschaft ignoriert ihn nach Kräften. 

Die Pharisäer wurden von Unserem Herrn vor den schwerwiegenden Folgen ihrer Untreue gewarnt. In der Tat wurde Jerusalem im Jahre 70 in Grund und Boden zerstört. Was die Neubruderschaft betrifft, so hat diese des Erzbischofs Werk so nachhaltig untergraben, dass es seine Wirkung nicht mehr entfalten kann: Schliesslich kann das von ihm geflochtene weltweite Netzwerk des Glaubens kaum ohne neue Bischöfe überleben, um diesen Glauben aufrechtzuerhalten, aber mit ihrer Weigerung, neue Bischöfe ohne die Genehmigung der Pachamamisten zu weihen, blockiert die Neubruderschaft die Weihung von Bischöfen, die den Glauben Erzbischof Lefevbres am Leben halten und weitergeben würden, denn solche Bischöfe werden bei den Pachamamisten nie und nimmer Gnade finden.

Kurzum, die Mitglieder der Neubruderschaft haben es zugelassen, dass Pater Pagliarinis Vorgänger die Verherrlichung des Begründers der Bruderschaft leitete, obwohl sich dieser Vorgänger schlauer denn jeder andere bemüht hat, das Werk des Erzbischofs zu begraben. Sind sich diese Prieter bewusst, dass sie riskieren, der Wandlung eines Werks für Helden in ein Laufgitter für Neupharisäer beizutragen?

Es Fehlt an Männern

Es Fehlt an Männern posted in Eleison Kommentare on Mai 23, 2020

Wenn die Autorität in der katholischen Kirche sich von der Wahrheit abwendet, wie sie es seit Vatikan II fortlaufend tut, ist es leichter gesagt als getan, den schmalen Grat zwischen Häresie auf der Linken und Schisma auf der Rechten zu beschreiten. Unter diesen Umständen überrascht es nicht, dass eine ungewöhnlich scharfe Bemerkung wie die in den letzten beiden Ausgaben dieser „Kommentare“ zitierte Aufforderung Erzbischof Lefebvres („Zieht die Leiter hoch“) hohe Wellen schlägt.

Ein Laie bezweifelte sogar die Authentizität dieser Bemerkung – hätte der liebenswürdige Erzbischof denn wirklich so etwas sagen können? Oh ja, dies hat er sehr wohl getan. Der ursprüngliche Wortlaut ist etwas weniger elegant als das abgemilderte Zitat, aber die Substanz ist ein und dieselbe – „Angesichts dessen ist alles, was wir noch tun können, die Leiter hochzuziehen. Man kann mit diesen Leuten (den Konzilsrömern) nichts mehr tun. Was haben wir denn mit ihnen gemeinsam? Nichts! Es ist nicht möglich. Es ist nicht möglich“ (6. September 1990). Die Referenz für die Tonbandaufnahme ist Audio – Retrec – PASCALE90 oder SACERDOTALE90. Allerdings sollte jeder, der das Zitat selbst zu überprüfen wünscht, sich vor der „überarbeiteten“ Sammlung von Bändern mit Aussprüchen des Erzbischofs hüten, denn jede beliebige stark kontroversielle Aussage seinerseits kann von den „Herausgebern“ der prorömischen Neubruderschaft „vergessen“ worden sein.

Ein anderer Leser, der auf das Zitat reagierte, ist ein Priester vom Novus Ordo, der aber heute einen festen Platz in einem Priorat der Neubruderschaft in der Schweiz einnimmt (unseres Wissens ohne neu geweiht worden zu sein). Er meint, heute sähen „die Dinge wirklich anders aus,“ weil die heutige Generation kirchlicher Würdenträger in Rom sich von jenen unterscheide, mit denen sich der Erzbischof in den achtziger Jahren auseinandersetzen musste, und die besten von ihnen wollten eine echte Wiederherstellung der Kirche. Er schliesst, wer sich die Haltung des Erzbischofs heute zu eigen mache, dem stünden nur zwei Wege offen – entweder der „Widerstand“ oder der Sedisvakantismus, wovon beide nicht annehmbar seien.

Hochwürden, die heutigen Kirchenführer mögen sich vielleicht tatsächlich von den verräterischen Priestern aus der Zeit des Erzbischofs unterscheiden, die sich nach Kräften bemühten, die wahre Kirche zu zerstören, aber haben sie Pascendi verstanden (oder überhaupt gelesen)? Und welchen Nutzen bringen liebenswerte und wohlmeinende Kirchenautoritäten dem Glauben oder der Kirche oder der Piusbruderschaft oder dem „Widerstand,“ wenn sie nicht begriffen haben, dass das Problem in einer elastischen Denkweise besteht, die sich nicht einmal vorstellen kann, dass die Wahrheit den Irrtum oder dass das Dogma die Häresie verurteilen? Ein Mensch mit einer elastischen Denkweise, der mit der Tradition sympathisiert, bringt dieser grundsätzlich nicht mehr Nutzen als ein Mensch mit einer elastischen Denkweise, der die Tradition verurteilt. Es stimmt auch nicht, dass die Dinge „wirklich anders aussehen“ als zur Zeit des Erzbischofs. Den Beweis dafür, dass ein Priester das Problem wirklich verstanden hat, liefert er dadurch, dass er – wenigstens im übertragenen Sinne – mit einem Maschinen-gewehr nach Rom pilgern möchte, um dort alle „Friede, Freude, Eierkuchen“ – Kirchenbehörden zu ihrem Schöpfer zurückzubefördern, wie Putin sagen würde. Kurzum, der „Widerstand“ muss auf der Strasse bleiben, denn sonst wird man die Strasse aufreissen müssen, um Steine auszugraben, die anstelle der schweigenden Hirten und ihrer stummen Hunde die Wahrheit herausschreien werden (vgl. Lukas XIX, 40). Der „Widerstand“ darf unter gar keinen Umständen das Feld räumen!

Schliesslich versucht uns ein guter Priester mit einer Nachricht zu trösten, die er von einem Prior der Piusbruderschaft erhalten hat: Im Februar sagte der Generalobere der Neubruderschaft anlässlich einer Versammlung sämtlicher Prioren der Neubruderschaft in Frankreich, die Diskussionen zwischen der Priesterbruderschaft St. Pius X. und Rom befänden sich in einer Sackgasse, weil die Piusbruderschaft immer noch auf dem Vorrang der Doktrin beharre – Bravo, Pater Pagliarani! -, während Rom nach wie vor auf einer vorherigen praktischen Übereinkunft bestehe. Doch braucht sich Rom denn wirklich abzumühen? Kann es nicht einfach warten, bis ihm die reife Frucht in den Schoss fällt? Bischof Tissier gehe es jetzt so schlecht, dass dem Vernehmen nach in Écône für ihn ein Raum als Krankenzimmer bereitgestellt worden ist, in das er sich jederzeit zurückziehen kann. Die Piusbruderschaft verfügte nur noch über zwei Bischöfe, die ihre Angelegenheiten in aller Welt regeln. Somit gilt: Entweder muss sich der Generalobere Roms Bedingungen für die Weihung weiterer Bischöfe unterwerfen und hierdurch die von seinem Vorgänger vorgenommene desaströse Anbiederung an Kirchenführer weiterführen, die, wie der Erzbischof sagte, zwar liebenswert sein mögen, jedoch den Glauben verloren haben; oder er muss ohne päpstliche Erlaubnis weitere Bischöfe weihen, wie es der Erzbischof getan hat. Doch würde die Neubruderschaft immer noch dem heroischen Beispiel des Erzbischofs folgen, und den – zumindest objektiven – Verrätern in Rom die Stirn bieten? Das darf man bezweifeln.

Kyrie eleison.

Die Bosheit des Modernismus – I

Die Bosheit des Modernismus – I posted in Eleison Kommentare on März 7, 2020

Wenn die Priesterbruderschaft St. Pius X. nicht mehr jene hervorragende Speerspitze bei der Verteidigung des katholischen Glaubens ist, die sie unter Erzbischof Lefebvre (1905–1991) war, dann sicherlich darum, weil seine Nachfolger an der Spitze der Bruderschaft die ganze Bosheit des Irrtums, der die Kirche heute verwüstet – des Modernismus – niemals so gut verstanden haben wie er. Allerdings soll der Erzbischof gegen Ende seines Lebens gesagt haben, wenn er die Geschichte des liberalen Katholizismus in Frankreich 1870–1914 von Pater Emmanuel Barbier (1851–1925) zu einem früheren Zeitpunkt seiner Laufbahn gelesen hätte, hätte er seinen Seminaristen eine andere Richtung gewiesen. Sofern diese Bemerkung authentisch ist, deutet sie darauf hin, dass selbst der Erzbischof die Bosheit der Moderne anfangs nicht in ihrem vollen Umfang erkannt hat. Dasselbe gilt für den beherzten Begründer der Zeitschrift Si si no no in Italien, Don Francesco Putti (1909–1984), der seinem guten Freund, dem Erzbischof, gesagt haben soll: „Die Hälfte Ihrer Seminaristen sind Modernisten.“

Freilich lässt sich die Bosheit der Moderne leicht unterschätzen, weil sie sich im Westen während Jahrhunderte langsam entwickelt hat und alle Menschen des abendländischen Kulturkreises von der Wiege bis zum Grab mit ihr durchtränkt werden. Aus dieser Moderne drang der Modernismus in die Kirche ein, um sich an diese anzupassen, und dieselbe Moderne schuf den geistigen Hintergrund sämtlicher Konzilsväter in den sechziger Jahren sowie der Nachfolger des Erzbischofs ab 1982. Es lässt sich also nur durch eine besondere Gnade Gottes erklären, dass der Erzbischof das Problem so klar gesehen hat. Umreissen wir also kurz, wie das Unvermögen, den Modernismus zu verstehen, den meisten Irrtümern seiner Nachfolger zugrunde liegt:

1 95% der Texte von Vatikan II sind annehmbar. Ganz im Gegenteil: Erzbischof Lefebvre sagte, das Problem mit Vatikan II bestehe nicht einmal in erster Linie in seinen schwerwiegenden Irrtümern bezüglich Religionsfreiheit, Kollegialität und Ökumene, sondern in dem Subjektivismus, der all seine Texte prägt, wodurch die objektive Wahrheit, Gott und der katholische Glaube sich letzten Endes in nichts auflösen. Infolge der kopernikanischen Revolution, die Kant (1724–1804) in der Philosophie vollzogen und die Pius X. anno 1907 in Pascendi angeprangert hat, drehte sich das Subjekt nun nicht mehr um das Objekt, sondern das Objekt um das Subjekt. Dieser Irrsinn hat mittlerweise auf die ganze Welt übergegriffen.

2 Gewiss, das Konzil war schlecht, aber sein Griff um die Römer lockert sich heute. Tatsächlich? Und Pachamama? Seit wann sehen wir einen solchen öffentlichen Götzendienst in den Gärten des Vatikans und in den Kirchen von Rom selbst?

3 Es bringt der Bruderschaft nichts, zu warten, bis sich Rom von seinem Modernismus abwendet und wieder zum wahren Glauben findet, aber wenn Rom gewillt ist, uns „so, wie wir sind,“ zu akzeptieren, bedeutet dies, dass Rom den Weg der Bekehrung bereits beschritten hat, und deshalb sollten wir zu einer Übereinkunft gelangen. In der Tat ist es nutzlos, auf die Bekehrung der römischen Modernisten zu warten, denn sie sind Liberale. Um einen Liberalen zu bekehren, bedarf es eines Wunders (Pater Vallet), ist der Liberalismus doch eine bequeme und verführerische Falle, aus der man sich, menschlich gesprochen, so gut wie unmöglich ohne ein Wunder befreien kann, und dieses Wunder für Welt und Kirche wird die Weihung Russlands sein und nicht eine Bruderschaft, die sich zunehmend den Liberalen anpasst. Wenn diese die einst widerspenstige Piusbruderschaft so akzeptieren, „wie sie ist,“ dann nur, weil letztere nicht mehr wie früher antiliberal ist und das Salz der Bruderschaft seinen Geschmack verloren hat (vgl. Matthäus V, 13).

4 Wir brauchen Geduld und Takt, um zu verstehen, wie die Römer denken, um sie nicht vor den Kopf zu stossen. Um zu verstehen, wie diese Modernisten in Rom denken, brauchen wir Demut und Realismus, und wir müssen von Pascendi unsere Köpfe zerschmettern lassen, bis wir das – gefährliche und hochgradig ansteckende – Virus ihres Modernismus richtig verstehen. Erst dann dürften wir uns auf irgendwelche Debatten mit ihnen einlassen. Was die Rümer am dringendsten bräuchten – kðnnten sie es nur ertragen – wäre eine scharfe Kritik, die sie in der Tat „vor den Kopf stossen“ und von ihrem Modernismus befreien würde, bis sie begreifen, was Pater Calmel meinte, als er sagte: „Ein Modernist ist Häretiker und Verräter zugleich.“

5 Es ist kein formelles Abkommen zwischen Rom und der Bruderschaft unterzeichnet worden, so dass noch kein Schaden angerichtet worden ist. Ungeheurer Schaden ist durch eine Reihe partieller Übereinkünfte angerichtet worden, beispielsweise in Bezug auf Beichten und Eheschliessungen; dies ist der Grund dafür, dass zahlreiche Angehörige der Bruderschaft – Priester und Laien – immer weniger begreifen, was deren Gründer meinte, als er in seinem letzten Buch schrieb, ein jeder Priester, der den Glauben zu behalten wünsche, tue gut daran, sich von diesen Römern fernzuhalten. Sie mögen „nette“ Männer sein. Sie mögen „es gut meinen.“ Doch objektiv gesehen, morden sie Mutter Kirche.

Kyrie eleison.