P. Pfluger

Widerstands-Ausrichtung – II

Widerstands-Ausrichtung – II on April 26, 2014

Der Glaube muß bewahrt werden, selbst wenn der Hirte geschlagen ist (vergleiche EC 348). Wenn es einen Mann gegeben hat, der uns zeigte, wie man den Glauben selbst in unseren schlimmen Zeiten aufrechterhält – und zwar durch die Erhaltung des wahren Meßopfers und des wahren katholischen Priestertums –, so war dies gewiß Erzbischof Lefebvre (1905–1991). Weil die von den konziliaren Hirten über die Kirche gebrachte Katastrophe seit der Zeit des Erzbischofs im Wesen sich nicht geändert hat, so gelten seine Worte und Taten wesentlich auch noch heute. Das beste, was ein Neuling bezüglich dieser Katastrophe machen kann, ist, die Worte des Erzbischofs zu lesen und zu studieren.

Weil allerdings seit seinem Tod das Unheil noch deutlich gewachsen ist, tut jede sogenannte „Widerstandsbewegung“ heute gut daran, all jene Lektionen zu lernen, welche aus dem Untergang der Priesterbruderschaft St. Pius X. ziehbar sind – jener Bruderschaft, die zu gründen die gewaltige Errungenschaft des Erzbischofs darstellte, um in der zusammenbrechenden Amtskirche den Glauben zu bewahren. Also warum führen die heutigen Oberen der Bruderschaft sie in eine andere Richtung als Erzbischof Lefebvre, so daß sie ebenfalls zusammenzubrechen droht?

Der Grund lautet meines Erachtens so: die Bruderschaft wählte nach dem Tode des Erzbischofs im Jahre 1991 auf ihren Generalkapiteln in den Jahren 1994 und 2006 Generalobere, welche die konziliare Katastrophe nie richtig begriffen hatten, denn sie selber waren Kinder der unterwanderten 1950er-Jahre, sowie der revolutionären 1960er-Jahre und danach. Weil diese Männer die Revolution sozusagen mit der Muttermilch eingesogen hatten, verstanden sie nicht, daß diese Revolution auch Kirchenmänner, welche nach außen hin noch katholisch scheinen, von innen heraus zerstört. Kurz gesagt haben diese Oberen entweder nie selber den Modernismus studiert oder aber nie begriffen, was sie da studiert hatten; oder vielleicht waren sie auch zu „fromm“ oder „übernatürlich“ für die Erkenntnis, daß der Modernismus just auf die vor ihnen stehenden Amtskirchenmänner zutreffen könnte.

Während also Erzbischof Lefebvre klar erkannte, daß die Konzilskirche durch ihren Verlust aller vier Kennzeichen der katholische Kirche (einig, heilig, katholisch, apostolisch) nicht die katholische Kirche sein konnte, so beharren heute Bischof Fellay (Generaloberer seit 1994) und Pater Niklaus Pfluger (Erster Generalsekretär seit 2006) auf der Annahme, daß, weil es nur eine Kirche geben kann, die Konzilskirche die katholische Kirche sein müsse. Daraus folgt: während Erzbischof Lefebvre seine Bruderschaft auf sicherer Distanz zur Konzilskirche hielt, wollen heute Bischof Fellay und Pater Pfluger diese Distanz aufheben und die Bruderschaft in diese Kirche, welche konziliar ist, zurückbringen. Und sowohl Bischof Fellay als auch Pater Pfluger werden erst dann sich katholisch fühlen, wenn sie dies erreicht haben.

Doch der Glaube ist keine Sache von Gefühlen, sondern des Verstandes. Wer somit, aus welchen Gründen auch immer, erkannt hat, daß die momentane Bruderschaftsführung auf dem Holzweg ist, der muß fortfahren und das ganze Problem der Weltrevolution studieren, also den Modernismus und das Zweite Vatikanum. Das ist gewiß eine große Aufgabe, denn selbst wenn wir über das Lehrbuchwissen dieser Revolution verfügen, so kann es doch passieren, daß wir sie nicht erkennen, selbst wenn sie direkt vor unserer Nase ist. Beispielsweise, wenn ich so nett mich fühle, weil ich zu fühlen meine, daß alle anderen nett seien, so entgeht mir schnell die objektive Falschheit fast aller von uns, so wie Gott uns sieht. Sicherlich bedarf es einer speziellen Gnade Gottes, um zwar diese Falschheit zu erkennen, welche Gott sieht, ohne trotzdem unser Mitleid zu verlieren. Doch kann die Seele diese Gnade erhalten, so sie Gott e rnsthaft sucht, insbesondere durch das Gebet.

Gott ist gut zu denen, welche ihn suchen, sagt die hl. Schrift an vielen Stellen. Unter der Voraussetzung, daß er existiert, könnte er anders als in höchstem Maße gut zu jenen sein, welche ihn suchen?

Kyrie eleison.

Neuer Ärger, Di Noia

Neuer Ärger, Di Noia on Februar 16, 2013

Vor zwei Monaten schrieb der Vizepräsident der päpstlichen Kommission Ecclesia Dei in Rom, Erzbischof Di Noia, einen mehrseitigen Brief an den Generaloberen der Priesterbruderschaft St. Pius X. und an all ihre Priester. Der Vatikansprecher Hw. Lombardi nannte den Brief einen „persönlichen Appell.“ Schon viele Kommentatoren gingen auf den Brief ein, welcher im Internet erhältlich ist. Er stellt sicherlich den jüngsten Versuch Roms dar, die Bruderschaft gefügig zu machen und ihrem 40jährigen Widerstand gegen die konziliare Revolution ein Ende zu setzen. Schon im Oktober 2011 sagte Bischof de Galarreta, daß, selbst wenn die Bruderschaft Roms Angebote ablehne, so doch Rom immer wieder darauf zurückkommen werde. Eben das bestätigen wir. Betrachten wir nun, was Erzbischof Di Noia in seinem Brief zu sagen hat, welchen er mit den Worten einleitet „Eure Exzellenz und liebe Priesterbrüder von der Priesterbruderschaft St. Pius X.“:—

Zuerst erfolgt eine Mahnung des Erzbischofs an die Bruderschaftsoberen, namentlich an Hw. Schmidberger, Hw. Pfluger und Bischof Fellay (in dieser Reihenfolge), weil ihre rom-kritischen Interviews in Frage stellen würden, daß die Bruderschaft überhaupt eine Versöhnung mit Rom wünsche. Weil außerdem die Lehrunterschiede zwischen Rom und der Bruderschaft so unlösbar seien wie eh und je, werde daher ein neuer Ansatz verfolgt, die Konzentration auf die Einheit.

Der Erzbischof fährt fort, daß die kirchliche Einheit durch vier Laster behindert und durch die vier gegenteiligen Tugenden gefördert werde: durch Demut, Milde, Geduld und Nächstenliebe. Kirchenspalter seien Feinde Gottes, und allein die Liebe genüge. Hinweg also mit der „harten und unproduktiven Rhetorik,“ so der Tenor. Die Bruderschaft möge mit ihrem eigenen Charisma fortfahren, Priester auszubilden – Priester allerdings, welche fügsam gegenüber dem offiziellen Lehramt sind, welche den Glauben anstatt Rhetorik predigen und welche theologische Probleme nicht vor dem ungeschulten Laienvolk klären, sondern mit den fachkundigen und zuständigen Behörden in Rom. Und der Papst sei der oberste Richter solcher schwierigen Fragen. Schlußendlich wolle Benedikt XVI. die Versöhnung. Verbitterung müsse geheilt werden. Mit den Worten unseres Herrn: „Mögen sie eins sein.“ (Ende des erzbischöflichen Briefes.)

Beachten wir nebenbei, wie dieser Erzbischof in einer für die modernen Menschen und für die Modernisten typischen Weise die grundsätzliche Frage der Glaubenslehre ausklammert. Doch das eigentlich Interessante an diesem Brief ist etwas anderes: Wie hätte der Erzbischof wagen können, seinen Brief ohne Absprache mit dem Generalhaus der Bruderschaft an alle ihre Priester zu senden? Vielmehr war ihm das Generalhaus dienlich, indem es den Brief an alle seine Priester weiterleitete. Dies ist ein weiterer Hinweis von vielen, daß vor der Öffentlichkeit verborgene Kontakte zwischen Rom und dem Bruderschafts-Generalhaus in Menzingen stattfinden. Die Schlüsselfrage lautet allerdings, welchen Beweggrund das Generalhaus haben konnte, dem modernistischen Erzbischof so einen bevorzugten und gefährlichen Zugang zu all den Bruderschaftspriestern zu gewähren. Möchte das Generalhaus, daß sie ebenfalls Modernisten werden? Vermutlich nicht. Aber es kann durchaus wünschen, Rom zu helfen beim Marsch in die „Versöhnung.“

Durch die bloße Weitergabe des erzbischöflichen Liebes-Appells an die Priester erreicht das Generalhaus, daß diese süße Botschaft alle Priester erreicht, ohne daß jemand das Generalhaus beschuldigen könnte, weich geworden zu sein. Im Gegenteil wird der römische Brief diese Priester alle glauben machen, wie nett die Römer seien. Zwar gibt es den erwähnten sanften Tadel an die Bruderschaftsoberen – daß diese nicht so nett seien –, allerdings dient dieser doch insbesondere der Demonstration, wie fest die Oberen in der Glaubensverteidigung stünden. Vor allen Dingen war der Brief ein Versuchsballon, um die Reaktion der Priester zu erkunden. Wie denken diese darüber? Sowohl Rom als auch Menzingen müssen ermitteln können, an welchem Punkt sie mit der „Versöhnung“ voranschreiten können, so daß diese mit einer großen Mehrheit der Priester erfolgt, anstatt zu viele Priester zu entfremden, welche dann einen organisierten Widerstand gegen die Neue Weltordnung fortsetzen würden.

Liebe Bruderschaftspriester, wenn Sie nicht bei lebendigem Leibe vom „Rom der Neuen Ordnung“ geschluckt werden wollen, so möchte ich auf schonende Weise empfehlen, daß Sie reagieren. Informieren Sie Ihre Oberen – so diskret wie Sie wünschen, aber in aller Deutlichkeit –, daß Sie nichts, aber auch gar nichts mit dem konziliaren Rom zu tun haben wollen, bevor es nicht eindeutig das Konzil aufgibt.

Kyrie eleison.