Familie

on September 21, 2019

Während sich die Welt mehr und mehr von Gott abwendet, zieht Er sich vorläufig leise zurück – Er wird kraftvoll wiederkehren, verlasst euch darauf! – aber in der Zwischenzeit verschwindet mit Ihm immer mehr auch sein göttlicher Schutz für das von ihm geschaffene Saatbeet der Menschen, die Familie. Am schwerwiegendsten ist der Verrat an der Familie durch die katholischen Prälaten, die sie dadurch schutzlos den von allen Seiten geführten Angriffen Satans ausliefern. Ganz besonders schmerzlich muss es sein, wenn der Angriff von innen erfolgt, durch geliebte Familienangehörige. Im Folgenden wird ein solcher Fall angeführt, der sicherlich typisch für viele andere in der heutigen Zeit ist. Der Familienvater schreibt:

Mit meiner Frau haben wir zehn Kinder gehabt, von denen drei mittlerweile das Erwachsenenalter erreicht haben; wir haben mehrmals schwierige Zeiten und einige Tragödien durchlebt, aber nun hat sie mir den Krieg erklärt. Vor ungefähr 18 Monaten leitete sie, mit voller Unterstützung ihres Novus-Ordo-Priesters sowie einflussreicher Freunde, rechtliche Schritte gegen mich ein, um mich aus dem Haus zu werfen und von den Kindern zu trennen. Es war alles unglaublich und furchtbar schmerzlich! Dass diese Verfolgung im wesentlichen religiöse Gründe hatte, bestätigte sich, als sie mir anbot, als getrennter Ehemann in der Wohnung zu bleiben und im Keller hausen zu dürfen, sofern ich mich in schriftlicher Form rechtlich verpflichtete, jede religiöse Erziehung meiner Kinder zu unterlassen, dafür zu sorgen, dass keiner von uns eine traditionalistische Kirche besuche und/oder mit irgendwelchen sogenannten Traditionalisten Kontakte pflege. Selbstverständlich konnte ich das nicht unterzeichnen, weshalb ihre Gruppe nun rabiat mit allerlei juristischen Kniffen gegen mich und meine Kinder vorging . . . und ich alles verlor: Frau, Heim, Kinder, Geld, Auto, Krankenversicherung und fast zur Gänze auch mein Geschäft. Da meine Kinder im Glauben stark waren, sich dem bizarren und falschen Verhalten ihrer Mama nicht beugen wollten und es vorzogen, mit ihrem Papa zusammen zu sein, mobilisierte sie ein Team von „Therapeuten,“ um die Kinder einer Gehirnwäsche zu unterziehen und wieder „normal“ zu machen, und sie liess sie in Novus-Ordo-Schulen einweisen und zwang sie, gemeinsam mit ihr die Novus-Ordo-Messe zu besuchen.

Es ist nun weit mehr als ein Jahr her, seit ich meine kleinen Kinder das letzte Mal gesehen habe. Das jüngste ist jetzt fast drei Jahre alt und der Altersabstand zwischen den restlichen jungen Kindern beträgt jeweils 18–24 Monate; das älteste ist 16 Jahre alt. Ich habe keine Möglichkeit, herauszufinden, was mit ihnen geschieht und ob sie ihren Glauben bewahren, weil es ihnen nicht erlaubt ist, andere Geistliche als die Novus-Ordo-Liberalen zu sehen oder zu hören. Den drei älteren, mittlerweile erwachsenen Kindern steht es frei, mit mir in Verbindung zu treten und so enge Kontakte mit mir zu pflegen, wie es ihnen möglich ist. Der älteste Sohn, der bereits ein Seminar besuchte und sein Philosophiestudium absolviert hatte, gab seine Studien auf, vielleicht infolge des Schocks, den der Zerfall unserer Familie bei ihm ausgelöst hatte, aber er bewahrt seinen Glauben vollumfänglich, geht fast täglich zur Messe und steht beruflich seinen Mann. Betrüblicherweise schluckte mein zweitältestes Kind die giftige Lüge, dass das College der einzige Weg in eine materiell gesicherte Zukunft ist. Das drittälteste Kind erwägt jetzt, das College zu besuchen, hat aber Gottes Willen nicht aus den Augen verloren.

Ich kann sehen, dass Gott einen Plan hat, und dass meine eigenen Fehler und Schwächen zur Auflösung unserer Familie beigetragen haben. Vor Jahren sagte mir ein traditionalistischer Priester, wir hätten eine dermassen katholische Familie, dass der Teufel uns gewiss hasste. Dies ist bestimmt ein wütender Angriff Satans, um den Glauben meiner Kinder zu zerstören und mich in Verzweiflung zu stürzen, aber mein Glaube ist weiterhin stark, und ich hoffe, dass durch diese schwere Prüfung einige, viele oder alle von uns gerettet werden. Dennoch ist mehr Schmerz als Freude in meinem Herzen. Wir waren einst ein Vorbild für andere Familien, aber jetzt werden uns Mitleid und Häme zuteil . . . und man wirft mir vor, fanatisch, geisteskrank, stur usw. zu sein. Hätte ich nicht viele Seelen gekannt, die dem wahren Glauben ergeben sind und die heutigen Übel in Kirche und Welt anprangern, hätte ich meiner Frau und ihrer Umgebung zugestimmt und mich für den leichten, bequemen weltlichen Lebensstil entschieden. Aber ich werde ab und zu schwach und frage mich, ob die Tradition nicht purer Wahnsinn sei – wie kann ein so kleiner Rest von Katholiken recht haben? Doch es gab nur zwölf Apostel, und einer davon war ein Verräter.

Eine solche Reaktion seitens einer Mutter von zehn Kindern ist nicht normal, doch was ist heutzutage schon normal? Wie kann ein Vater seine Familie nun gegen eine solche Reaktion verteidigen? Vorbeugen ist besser als heilen, lautet ein Sprichwort. Gegen welches Familienmitglied der Teufel seine Attacken auch richten mag, muss der tägliche Rosenkranz im Familienkreise die vorderste Abwehrlinie sein. Darüber hinaus gilt: „Was nicht geheilt werden kann, muss erduldet werden,“ was dieser katholische Vater begreift. Wir müssen Gott vertrauen.

Kyrie eleison.

Eiserne Ration

Eiserne Ration on Oktober 22, 2016

In militärischen Angelegenheiten ist es normal, daß sowohl die Generäle als auch die Soldaten eher den letzten ausgefochtenen Krieg im Kopf haben als den jetzigen. Wer konnte vor dem Ersten Weltkrieg sich einen Stellungskrieg vorstellen? Aber bereits im Zweiten Weltkrieg wurden durch den Einsatz der zwischen den Kriegen entwickelten Panzer die Schützengräben schon wieder überflüssig. Ähnlich ist es auch in religiösen Angelegenheiten. Das 21. ist nicht mehr das 20. Jahrhundert. Und so ist es heute gewiß töricht von den Katholiken des „Widerstands,“ auf etwas ähnliches zu hoffen wie den Aufbau und die Ausbreitung der Priesterbruderschaft St. Pius X. im letzten Jahrhundert. As Beispiel dafür formulierten zwei bewundernswerte heutige Widerständler, der Erste eine generelle und der Zweite eine eher spezielle Klage, welche jedoch beide nicht gerade weise erscheinen dürfen.

Die allgemeine Klage lautet, daß der „Widerstand“ eher auseinanderfällt, anstatt Fortschritte zu machen. Diese „Kommentare“ setzen das Wort „Widerstand“ oft in Anführungszeichen, eben genau um anzudeuten, daß der katholische Widerstand gegen die Konziliarisierung der Priesterbruderschaft kaum eine Form von Organisation ist, sondern mehr eine unbestimmte Bewegung mit einem bestimmten Ziel – namentlich den katholischen Glauben zu retten –, bislang aber noch ohne viele Struktur, um bei diesem Ziel voranzukommen. Doch mögen die Widerständler frohen Mutes sein, denn der Mensch denkt, aber Gott lenkt. Somit braucht etwas, was für uns wie ein menschliches Versagen aussieht, in den Augen des lieben Gottes nicht unbedingt ein Versagen zu sein.

Entsprechend beabsichtigte Erzbischof Lefebvre in den 1970er-Jahren, ein halbes Dutzend katholischer Bischöfe um sich zu scharen, um den Konziliaristen eine große Blockade in den Weg zu stellen. Doch Gott plante etwas anderes. Und so scheiterte der Erzbischof mit diesem Vorsatz, hatte jedoch Erfolg in dem Bestreben, ein weltweites Schatzhaus zur Bewahrung der Kirchenschätze in der Doktrin, in der Messe und im Priestertum aufzubauen. Auf ähnliche Weise gibt es heute Widerständler, welche einen Ersatz für die gefährdete Priesterbruderschaft aufbauen möchten, doch könnte ihr offensichtliche Schwäche (zumindest bisher) darauf hindeuten, daß ein solcher Ersatz nicht im Plane des allmächtigen Gottes liegt. Dennoch gewährleisten (zumindest bisher) diese Widerständler durch ihren Versuch das Überleben des katholischen Glaubens, was gewiß der göttlichen Vorsehung entspricht.

Die spezielle Klage lautet, daß, wenn der „Widerstand“ doch nur Schulen hätte, viele Eltern aus der Bruderschaft die Reihen des „Widerstands“ anschwellen ließen, was sie jetzt nicht tun können, weil ihre Kinder sonst sofort aus den Bruderschaftsschulen hinausgeworfen werden, für welche aber momentan keine angemessene Alternative vorhanden ist. Ich kann nur wiederholen, daß wir nicht im 20., sondern im 21. Jahrhundert für den Glauben kämpfen. Damals in den 1980er-Jahren gab es noch genügend gleichgesinnte katholische Eltern, Lehrer und Priester, um jenen Dreiecksrahmen zu formen, in welchem die Kinder geradlinig heranwachsen müssen. Doch heutzutage? Heute hört man von einer Bruderschafts-Knabenschule, welche in ernsten Schwierigkeiten gewesen sei wegen eines in ihren Wänden erfolgten Ausbruchs jener naturwidrigen Sünde, welche nach Vergeltung zum Himmel schreit. Doch welche Wand könnte Heranwachsende davon abhalten, über die Verherrlichung dieser naturwidrigen Sünde seitens ihrer erwachsenen Landsmänner zu lernen, und über das neu erfundene Wort „Homophobie,“ welches die Verurteilung dieser Sünde als neues „Laster“ verurteilt? Und seit wann sollen Jugendliche nicht ihre Erwachsenen nachahmen? Kann genau genommen noch jemand eine Knabenschule führen seit der Erfindung des Weltnetzes, wo jeder Knabe direkten Zugang hat mit Geräten so klein wie eine Hosentasche? Man muß sogar fragen, sind katholische Einrichtungen überhaupt noch möglich?

Im heutigen religiösen Krieg ist der Tagesbefehl gewiß die eiserne Ration, d.h. was dem Soldat unbedingt zum Überleben notwendig ist, in unserem Beispiel zum Bewahren des Glaubens. Dieser Krieg muß im familiären Heim gewonnen werden, sonst geht er verloren. Gott verleiht den Eltern zum Formen ihrer Kinder eine natürliche Macht, und diese Macht übersteigt – sagen wir, im Verhältnis 5:2 – jede Institution, welche die Kinder deformiert; allerdings wirkt das nur, wenn die Eltern ihre Macht auch ergreifen. Ein kleines Ruder vermag ein großes Schiff zu steuern – außer wenn der Steuermann das Ruder losläßt. Wenn also Eltern ihre Kinder loslassen, so brauchen sie doch kaum die Welt zu beschuldigen, daß sie ihre Kinder in die Hölle führe. Wenn Eltern erwarteten, daß die Bruderschaftsschulen ihre Kinder eher für die Welt denn für den Himmel qualifizieren, mag das dann nicht ein triftiger Grund sein, daß die Priesterbruderschaft ins Schleudern geraten ist?

Kyrie eleison.

Zwei Reisen

Zwei Reisen on Januar 19, 2013

Von Mitte Dezember 2012 an unternahm ich Reisen nach Nordamerika und Frankreich. Dabei beobachtete ich in der Priesterbruderschaft St. Pius X. einen gefährlichen Zustand der Unschlüssigkeit. In jenen Distrikten, wo der Obere nicht blind ist, wird diese Gefahr momentan noch etwas zurückgehalten, und somit wartet auch der Widerstand. Wo jedoch der Distriktobere ein willfähriger Helfer des Bruderschafts-Generalhauses ist, da geht es zügig in Richtung Neukirche voran und entsprechend nimmt auch der Widerstand Gestalt an. Was genau steht auf dem Spiel?

Seit dem Ausbruch des Protestantismus rutscht die Welt immer weiter von Gott weg. Zwar blieb die katholische Kirche dank dem Konzil von Trient (1545–1563) standhaft, doch schloß die Amtskirche durch das Zweite Vatikanische Konzil (1962–1965) sich diesem Wegrutschen an. Vor allem dank Erzbischof Lefebvre (1905–1991), aber nicht nur durch ihn allein, kamen einige Reste der Trienter Kirche zusammen, um inmitten der Wüste des Modernismus eine katholische Oase zu bilden: die Priesterbruderschaft. Doch wenn bereits die mächtige Kirche nicht widerstehen konnte, so war es gewiß nur eine Frage der Zeit, bis die winzige Priesterbruderschaft versucht sein würde, diesem Wegrutschen sich ebenfalls anzuschließen.

So wie nun aber die offizielle Kirchenführung auf dem Zweiten Vatikanum vorschützen mußte, nicht mit der tridentinischen Kirche zu brechen (was z.B. die „Hermeneutik der Kontinuität“ von Benedikt XVI. vorzugeben versucht), so muß nun auch die offizielle Bruderschaftsführung vorschützen, nicht mit Erzbischof Lefebvre zu brechen. Wie die meisten Politiker der letzten 500 Jahre auch, wenden die Bruderschaftsoberen nun das bekannte Motto an: nach rechts reden, aber nach links marschieren. Denn dies gefällt einer großen Zahl von Menschen, nämlich das Erscheinungsbild des Christentums hochhalten ohne seine Substanz (vergleiche 2. Timotheusbrief 3,1–5 – vor allem Vers 5). Wie Descartes schreiten solche Führungspersonen „unter einer Maske voran,“ um ihre Handlungen auf der Linken durch Worte auf der Rechten zu kaschieren – kurz gesagt durch mehrdeutige Worte.

Wie Hw. Pater Chazal sagt, fiel die Maske der Priesterbruderschaft im Frühling des letzten Jahres. Die Bruderschaftsführung muß sich dann ausgerechnet haben, daß die Zeit reif sei für ihren offenen Schritt in die Amtskirche. Doch – leider für diese Oberen – entstand von März bis Juni 2012 genügend Widerstand, um auf dem Generalkapitel im Juli den unmittelbaren Anschlußversuch an die Neukirche zu blockieren. Deswegen wurde nach diesem Kapitel die Maske wieder aufgesetzt. Doch Liberale bekehren sich nur durch ein Wunder, weil der Linksdrall ihre Ersatzreligion ist. Aus diesem Grunde warten nun die Bruderschaftsoberen gewiß darauf, daß die moderne Welt, das Fleisch und der Teufel ihre Wühlarbeit fortsetzen, den Klerus und die Laien der Bruderschaft nach links zu ziehen. Dann steht bestenfalls nach ein paar Jahren dem Anschluß der Priesterbruderschaft an die Neukirche kein ernsthafter Widerstand mehr entgegen – im Gegensatz zum Sommer des Jahres 2012.

Die Bruderschaft sitzt dadurch zwischen den Stühlen. Aber wie schon der gesunde Menschenverstand von Erzbischof Lefebvre bemerkte, formen allerdings die Oberen ihre Untergebenen und nicht umgekehrt. Deswegen ist – falls nicht durch ein Wunder die Bruderschaftsführung ersetzt wird – die Priesterbruderschaft dazu verurteilt, in die Neukirche sich aufzulösen. Man wird kaum sagen können, daß diese Strafe unverdient wäre. Flehen wir dennoch die Muttergottes an, daß die Barmherzigkeit ihres göttlichen Sohnes Wunder wirken möge.

Kyrie eleison.

„Marcellus Initiative“

„Marcellus Initiative“ on November 10, 2012

Letzte Woche präsentierten wir Einzelheiten zur „Marcellus Initiative,“ die mit dem Ziel gegründet worden war, Spenden für das Anliegen des kürzlich „ausgeschlossenen“ Bischofs zu erleichtern. Nun fragten einige Leser zurecht, wofür diese „Initiative“ denn genau stehe. Zuerst einmal wird sie die Kosten für den Umzug des Bischofs aus Wimbledon oder London an einen anderen Ort tragen, wo er dann verweilen wird. Weit über solche Unkosten hinausgehend ist der Begriff Initiative jedoch bewußt gewählt worden, um verschiedene Möglichkeiten offenzuhalten. Allerdings sei betont, daß Spenden an diese Initiative in nächster Zeit nicht dazu verwendet werden, einen Ersatz zur Priesterbruderschaft St. Pius X. oder ein neues Seminar zu finanzieren. Es gibt gute Gründe, warum diese beiden Anliegen ohne Eile sind.

Bezüglich einer Alternative zur Priesterbruderschaft sei gesagt, daß wir aus ihrer gegenwärtigen schweren Krise erst einmal die Lehre ziehen müssen. Die katholische Kirche fußt auf einer Hierarchie der Autorität, welche abwärts vom Papst bis in die unteren Ränge reicht. Allerdings hat unsere revolutionäre Welt inzwischen den natürlichen Sinn der Menschen für die Autorität so sehr zerstört, daß auf der einen Seite nur noch wenige Personen zu befehlen wissen, und auf der anderen Seite die meisten Menschen entweder zu wenig oder aber zu viel gehorchen. Der bodenständig gesunde Menschenverstand ist uns derart abhandengekommen, daß die katholische Autorität kaum mehr funktionieren kann. Auf ähnliche Weise, wie nur Gott allein die Autorität von Mose durch eine gewaltige Züchtigung der Rebellen wieder herstellen konnte (vergleiche viertes Buch Mose „Numeri“), so kann auch in unserer Zeit gewiß nur Gott allein die päpstliche Autorität auf die Beine stellen. Wird er dazu einen „Feuerregen“ schicken, vor dem Unsere Liebe Frau 1973 im japanischen Akita gewarnt hat? Wie dem auch sei; Glaubensoasen bleiben für uns eine unmittelbare und geeignete Möglichkeit, und ich meine ihnen nach Kräften dienlich zu sein.

Ähnliche Argumente gelten bezüglich des Neustarts eines klassischen katholischen Priesterseminars. Ein altes Sprichwort erinnert daran, daß man ohne ausreichende Mittel nicht an die Arbeit gehen kann. Auf unsere Situation angewandt: Es fällt immer schwerer, aus den heutigen Jungmännern katholische Priester zu formen. Übernatürliche Qualitäten des Glaubens, des guten Willens und der Frömmigkeit sind zwar eine große Hilfe, aber dennoch baut die Gnade auf der Natur auf, und diese natürlichen Grundlagen – wie z.B. ein stabiles Zuhause und eine wahrhaft menschliche Erziehung – fehlen heute immer mehr. Gewiß gibt es noch gute Familien, wo die Eltern verstanden haben, was ihre Religion von ihnen verlangt, um ihre Kinder auf den Weg in den Himmel senden zu können. Und gewiß geben etliche Eltern dabei auch heldenhaft ihr Bestes. Aber unsere abartige Zeit trachtet nach der Zerstörung des gesunden Menschenverstandes und des natürlichen Anstandes von Geschlecht, Familie und Nation. Selbst mit den besten Absichten bleiben die Kinder des heutigen sozialen Umfeldes schlechterdings mehr oder weniger daran gehindert, eine Berufung Gottes wahrzunehmen oder ihr zu folgen.

Hat also Gott seine Kirche aufgegeben und läßt er uns in Zukunft ohne Priester sein? Natürlich nicht. Jedoch sind zwei Dinge zu beachten. Erstens darf eine zur Seelenrettung gegründete katholische Organisation von morgen keinesfalls ihren Scharfblick verlieren bezüglich der seelenzerstörenden Natur der Konzilskirche und der modernen Welt. Und zweitens können keine Priester von morgen ausgebildet werden, welche zwar die Summa Theologiae des Hl. Thomas von Aquin perfekt kennen, aber kaum eine oder gar keine Vorstellung haben, wie diese Summa auf das heutige Leben anzuwenden ist.

Kongregationen und Seminare von morgen müssen auf Biegen oder Brechen an der Wirklichkeit festhalten, anstatt davon zu träumen, wie „normal“ sie doch seien oder sein sollten. Ist diese Aufgabe zu schaffen? Mit Gottes Hilfe gewiß. Allerdings ist Gottes Weisheit unergründlich, und möglicherweise bedient er bei der Seelenrettung von morgen sich nicht mehr länger der klassischen Kongregationen und Seminare von gestern. Was mich angeht, so werde ich jedenfalls versuchen, Gottes Vorsehung beim Weihen von Priestern – und von Bischöfen – zu folgen. Gottes Wille geschehe.

Kyrie eleison.

Staatsreligion – II.

Staatsreligion – II. on Dezember 10, 2011

Die Erklärung, daß jeder Staat auf Erden die katholische Religion unterstützen und schützen soll, ist für die Religion des Liberalismus eine glatte Häresie (wir können nicht oft genug betonen, daß der Liberalismus als Ersatzreligion dient). Doch wenn Gott existiert, wenn Jesus Christus Gott ist, wenn jede natürliche menschliche Gemeinschaft wie beispielsweise der Staat ein Geschöpf Gottes ist, und wenn Jesus Christus die katholische Kirche als sein eines und einziges Mittel zur Rettung der Seelen vor dem ewigen Höllenfeuer gründete, dann ist jeder Staat – wenn er kein Feind der Menschheit sein will – zum Schutz und zur Förderung der katholischen Kirche verpflichtet. Gegen diese Schlußfolgerung gibt es Einwände. Betrachten wir drei von den bekanntesten:—

Erster Einwand: Unser Herr selber sagte zu Pontius Pilatus (Johannes 18,36), daß sein Königreich nicht von dieser Welt sei. Doch der Staat ist von dieser Welt. Deswegen sollte der Staat nichts mit Christi Königtum und Kirche zu tun haben.

Auflösung: Zu Pilatus sagte unser Herr nur, daß Sein Reich und der Staat verschieden sind, aber Er sagte nicht, daß die beiden getrennt sein sollen. So ist auch die Seele des Menschen von seinem Leib verschieden, aber wenn beide getrennt werden, dann stirbt der Mensch. Und die Eltern sind von ihren Kindern verschieden, aber die Trennung der beiden (wie es die Jugendämter heute machen) bedeutet den Tod der Familie. Die Kirche und der Staat sind voneinander so verschieden wie das Leben auf der Erde vom ewigen Leben sich unterscheidet, aber die Trennung von Kirche und Staat bedeutet, eine Kluft zwischen dem irdischen und ewigen Leben zu schaffen und somit die Anzahl der in die Hölle fallenden Bürger deutlich zu steigern.

Zweiter Einwand: Die katholische Religion ist wahr. Doch die Wahrheit setzt sich von alleine durch. Deswegen braucht die katholische Religion keine Zwangsmaßnahmen durch den Staat, wie z.B. die Unterdrückung der öffentlichen Ausübung aller anderen Religionen.

Auflösung: In sich selbst gilt durchaus, wie die Lateiner sagen: „Die Wahrheit ist mächtig und wird obsiegen.“ Aber unter uns Menschen wird sie wegen der Erbsünde eben nicht einfach sich durchsetzen. Wären alle menschlichen Wesen (ausgenommen unser Herr und unsere Liebe Frau) seit dem Sündenfall nicht mit den vier Wunden Unwissenheit, Bosheit, Schwachheit und Begierlichkeit behaftet, dann stünde dem Sieg der Wahrheit deutlich weniger im Wege. Dann könnte Thomas Jefferson richtigerweise verkünden, daß die Wahrheit einfach bloß auf dem Marktplatz ausgesetzt werden müsse, damit sie sich durchsetze. Doch die Katholiken wissen, was die Kirche in diesem Punkt lehrt, daß nämlich der Mensch sogar noch nach der Taufe von der Erbsünde nach unten gezogen wird, so daß er jede vernünftige Hilfe seines Staates braucht, um die Wahrheit zu finden, ohne die er seine Seele nicht retten kann. Vernünftige Hilfe heißt nicht, daß der Staat jemanden zwingt, katholisch zu sein, sondern sie bedeutet, daß der Staat alle gefährlichen Gegenwahrheiten von Jeffersons Marktplatz ausschließt.

Dritter Einwand: Große Macht kann auch in großem Stil mißbraucht werden. Nun ist die Verbindung von Kirche und Staat für beide Seiten sehr machtvoll und deswegen kann sie zu großem Schaden führen. Schauen wir doch nur, wie die Konzilskirche und die säkulare Neue Weltordnung sich gegenseitig ermächtigen!

Auflösung: „Mißbrauch hebt den rechten Gebrauch nicht auf,“ sagt der Lateiner. Hätte unser Herr das Allerheiligste Altarsakrament uns etwa nicht schenken sollen, weil es auf schwere Weise mißbraucht werden kann? Die Wiedervereinigung von Konzilskirche und liberalem Staat ist ein gewaltiger Mißbrauch der Verbindung von Kirche und Staat. Doch sie beweist nicht die Falschheit der Verbindung von katholischem Staat mit der katholischen Kirche, sondern nur die Falschheit des Liberalismus.

Kyrie eleison.

Tomatenstangen – II.

Tomatenstangen – II. on November 12, 2011

Der „Eleison Kommentar“ vom 10. September 2011 (Nummer 217) zitierte ein russisches Sprichwort, wonach Mann und Frau einer Tomatenstange und einer Tomatenpflanze gleichen. In dem Sprichwort schmiegt die Tomate sich um die Stange, klettert an ihr hoch und bringt dann Früchte. Der „Eleison Kommentar“ nutzte diesen Vergleich zur Darlegung der Natur und Rolle der Frau. Nun fragte eine Leserin, wie es wohl um den Mann bestellt sei. Leider versucht unser verrücktes Zeitalter, alle diese Grundlagen der menschlichen Natur abzuschaffen.

Natürlich gibt es über Gottes Plan von Mann und Weib – welche zwar völlig unterschiedlich sind, aber auf erhabene Weise sich ergänzen – wesentlich mehr zu sagen als ein bloßer Vergleich aus dem Garten dies könnte. In einer jeden katholischen Hochzeitsmesse wird in der Lesung die Beziehung zwischen Ehemann und Eheweib mit der Beziehung zwischen Jesus Christus und seiner Kirche verglichen (Epheser, 5,22–33). An dieser Stelle aus der Hl. Schrift ist besonders bemerkenswert, daß der Hl. Paulus die aus dem Vergleich folgenden Pflichten des Mannes ausführlich, und jene des Eheweibes nur kurz darlegt. Deswegen dürfen wir bereits vermuten, daß die modernen Männer in hohem Maße verantwortlich sind für das ungesunde Verhältnis von Mann und Frau in der Gegenwart. Doch wollen wir das übernatürliche Geheimnis bei einer späteren Gelegenheit behandeln. Kommen wir nun zurück zum Garten, denn die Feinde Gottes und des Menschen greifen heute vor allem die natürlichen Grundlagen an.

Damit die Tomatenstange der Tomatenpflanze dienen kann, muß die Stange zwei Eigenschaften besitzen: sie muß aufrecht nach oben ragen und fest verankert sein. Wenn die Stange nicht nach oben ragt, so kann die Tomatenpflanze nicht an ihr hochklettern. Und wenn die Stange nicht fest dasteht, so kann die Pflanze sich nicht an sie klammern und um sie wickeln. Wir können dies folgendermaßen übertragen: Die Stangenfestigkeit hängt davon ab, wie fest der Mann sich seiner Arbeit widmet, und die Stangenhöhe hängt von nichts geringerem ab als von der Ausrichtung des Mannes auf Gott.

Untersuchen wir zuerst die erwähnte Festigkeit: Zu allen Zeiten und an allen Orten, an denen die menschliche Natur nicht bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt wurde, dreht sich das Leben des Mannes um seine Arbeit, während das Leben der Frau sich um ihre Familie, beginnend mit dem Mann, dreht. Wenn der Mann seine Frau zum Mittelpunkt seines Lebens macht, gleicht diese Situation zwei Tomatenpflanzen, welche sich gegenseitig aneinanderklammern. Im Ergebnis werden beide Pflanzen im Schlamm landen – es sei denn, die Frau übernimmt die Rolle des Mannes; wofür sie jedoch nie geschaffen wurde und was sie wenigstens auch nicht sich wünschen sollte. Eine kluge Frau wählt als ihren Ehemann einen aus, welcher seine Arbeit gefunden hat und diese liebt. Während also der Ehemann sich fest um seine Arbeit wickelt, kann die Frau sich um ihren Mann wickeln.

Betrachten wir sodann die Höhe: So wie die Tomatenstange in den Himmel ragen soll, so muß auch der Mann nach dem Himmel greifen. Führer brauchen eine Vision, mit welcher sie anregen und führen können. Erzbischof Lefebvre hatte die Vision von der Wiederherstellung der wahren Kirche. Kardinal Pie (1815 – 1880) entdeckte in den Männern des 19. Jahrhunderts weitgehend Unmännlichkeit und führte dieses Problem auf ihren Glaubensmangel zurück. Wo es keinen Glauben gibt, sagte er, dort gibt es auch keine Überzeugungen. Ohne Überzeugungen gibt es wiederum keine Charakterfestigkeit. Und ohne Charakterfestigkeit gibt es schließlich keine Männer. Der Gedankengang des Hl. Paulus war ähnlich, als er sagte: „Das Haupt eines jeden Mannes ist Christus; das Haupt des Weibes ist der Mann; und das Haupt Christi ist Gott.“ (1. Korintherbrief 11,3). Damit also der Mann seine Männlichkeit zurückgewinnt, soll er sich an Gott ausrichten und Ihm unterordnen. Dann wird es der Ehefrau umso leichter fallen, ihrem Manne sich unterzuordnen, und den Kindern, den Eltern sich unterzuordnen.

Allerdings führt die richtige Unterordnung zu keinerlei Tyrannei – weder zu einer Tyrannei des Ehemannes über seine Frau, noch zu einer Tyrannei der Eltern über ihre Kinder. Vielmehr ist die Stange für die Tomate da. Ein weiser Jesuit sagte einmal: Das allerbeste, was ein Mann für seine Kinder tun kann, ist, ihre Mutter zu lieben. Weil die Männer allerdings nicht in dem Maße wie die Frauen von der Liebe abhängen, können Männer leicht vergessen, daß Frauen lieben und geliebt werden müssen. Schon ein Teelöffelchen voller Zuneigung genügt, damit die Frau weitere 100 Kilometer läuft. Der Heilige Geist drückt es etwas eleganter aus: „Ihr Männer, liebt Eure Weiber und seid nicht bitter gegen sie!“ (Kolosserbrief 3,19).

Kyrie eleison.