Catholic doctrine

Ein Vierter Bischof

Ein Vierter Bischof on März 11, 2017

Seit dem Sommer 2012, als die Priesterbruderschaft St. Pius X. offiziell beschloss, einen neuen Kurs einzuschlagen und von dem 40 Jahre zuvor von Erzbischof Lefebvre verkündeten Prinzip „Doktrin zuerst“ abzurücken, ist es faszinierend gewesen zu beobachten, wie die Vorsehung vorging, um die Verteidigung der Kirche zu gewährleisten. Man hätte einen weitverbreiteten Aufstand für Gottes Wahrheit erwarten können. Widerstand innerhalb der Bruderschaft? Ja, er existiert, doch zumindest bis heute vollzieht er sich weitgehend schweigend. Und von aussen? Ja, auch solcher Widerstand regt sich, aber lediglich seitens eines kleinen Häufleins von Laien und einer Handvoll Priester, die mangels einer anerkannten Autorität gespalten sind. Katholiken bedürfen einer Autorität. Und dieses Bedürfnis ist so gross, dass, während in der auf den Menschen zentrierten Neukirche und in der auf Rom zentrierten Neubruderschaft die Wahrheit versiegt, sich die Seelen doch immer noch an beide klammern, dank den Restbeständen päpstlicher Autorität in ersterer und dank den dem Vermächtnis des Erzbischofs noch bestehenden Überresten katholischer Autorität in letzterer.

Doch die Wahrheit ist und bleibt der Zweck der Autorität, und die Autorität ist nicht der Zweck der Wahrheit. Wegen der Erbsünde ist die Autorität die unersetzliche Verteidigerin und Garantin der Wahrheit, aber sie kommt nach der Wahrheit und nicht vor ihr. Man betrachte beispielsweise die letzten Anweisungen Unseres Herrn an Petrus, bevor er von diesem schied und ihm die Aufgabe hinterliess, die Kirche zu leiten (Lukas XXII, 31–32): „Simon, Simon, siehe, der Satan hat euer begehrt, dass er euch möge sichten, wie den Weizen. Ich aber habe für dich gebeten, dass dein Glaube nicht aufhöre [Wahrheit] . Und wenn du dermaleinst dich bekehrst [Wahrheit] , so stärke deine Brüder [Autorität] .“ Und als die Pharisäer wenige Tage zuvor am Palmsonntag versucht hatten, Unseren Herrn zu tadeln, weil Seine Jünger Gott fröhlich und mit lauter Stimme lobten, bezeugte Unser Herr die Notwendigkeit, Gott in der Wahrheit zu verehren, indem Er antwortete (Lukas XIX, 40): „Ich sage euch: Wenn diese werden schweigen, so werden die Steine schreien.“

In der heutigen Neukirche vermengt die Autorität im Motor der Kirche konziliären Irrtum mit katholischer Wahrheit, was so ist, als vermische man im Motor eines Autos Wasser mit Benzin. So wie das Auto dann nicht mehr fahrtüchtig ist, wird auch die Kirche unter diesen Umständen verkrüppelt. Und während sich Erzbischof Lefebvre entschlossen gegen diese Verkrüppelung der Kirche zur Wehr setzte, indem er vier Bischöfe weihte, um eine katholische Autorität aufrechtzuerhalten, die Gottes Wahrheit schützen sollte, tun seine Nachfolger an der Spitze dessen, was einst seine Brüderschaft war, ihr Bestes, um diese Organisation, deren Aufgabe der Schutz der Wahrheit ist, der verkrüppelten und verkrüppelnden Autorität Roms zu unterstellen! Falls diese Nachfolger ernsthaft glauben, sobald sie „innerhalb der offiziellen Kirche“ seien, würden sie eine Position innehaben, die es ihnen erlauben werde, die Neomodernisten zu bekehren, sind sie ausserordentlich naiv. Sie haben das Feuer auf Vatikan II bereits eingestellt. Wann, meinen sie wohl, werden sie das Feuer wieder eröffnen können?

Unter diesen höchst aussergewöhnlichen Umständen braucht es Jünger unseres Herrn, welche die Wahrheit verkünden, um den Steinen diese Anstrengung zu ersparen! Diese Jünger mögen ja nicht so einig sein, wie sie es unter einer wahren Autorität wären (abgesehen von der menschlichen Schwäche). Sie mögen „allenthalben Trübsal haben“ und „Verfolgung leiden,“ sie mögen „unterdrückt“ werden (siehe 2. Korinther IV, 8–9), doch sie müssen da sein, so lange die Wahrheit in der Gefangenschaft schmachtet. Wird dieser Zustand lange andauern? Gott allein weiss es. Viele von uns erwarteten schon vor geraumer Zeit, dass Er eingreifen werde, aber Seine Mühlen mahlen langsam. Eingreifen wird Er jedoch, wenn überhaupt noch irgendetwas gerettet werden soll. Nur Geduld!

In der Zwischenzeit benötigen diese Jünger wenigstens eine kleine Zahl von Bischöfen, die Gewähr dafür bieten, dass in der bischöflichen Lehrtätigkeit sowie in den Sakramenten der Firmung und der Priesterweihe auch weiterhin ein Mindestmass an Wahrheit erhalten bleibt. Im Jahre 1988 weihte der Erzbischof aus demselben Grunde vier davon, zwei für Europa und je einen für Nord- und Südamerika. Im gegenwärtigen Augenblick verfügt der „Widerstand“ in Europa über zwei solche Bischöfe und in Südamerika über einen. In Nordamerika besteht im Moment eine Lücke. So Gott will, wird am 11. Mai dieses Jahres Pater Gerardo Zendejas in der traditionalistischen Gemeinde von Pater Ronald Ringrose in Vienna, Virginia, USA, zum Bischof geweiht werden. Bitten Sie den Allmächtigen Gott um Seinen Segen bei der Zeremonie – und um gutes Wetter!

Kyrie eleison.

Fünfhundert

Fünfhundert on Februar 11, 2017

Diese Ausgabe der „Eleison-Kommentare” zum Gedenktag unserer Lieben Frau in Lourdes am 11. Februar 2017 ist die fünfhundertste; die erste erschien am 6. Juli 2007. Von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen, sind die „Kommentare” seither jede Woche einmal im Internet erschienen – üblicherweise am Samstag, sofern keine Verzögerung eintrat oder ein sonstiger Hinderungsgrund vorlag. Ebenfalls am Samstag erhalten jeweils Tausende von Abonnenten sie auf elektronischem Wege. In englischer, französischer, deutscher, italienischer und spanischer Sprache sind sie bei stmarcelinitiative.com einsehbar. (Wenn jemand die Kommentare nicht mehr per e-mail erhält, obgleich er sie weiterhin zu empfangen wünscht, liegt dies nie darin, dass er von den Verwaltern der Empfängerliste von dieser gestrichen worden ist. Meist besteht die Ursache in Computerproblemen, beispielsweise wenn ein Rechner die „Kommentare” in den Spam-Sektor verbannt.) Auf anderen Websites erscheinen die”Kommentare” allwöchentlich auf Tschechisch, Japanisch, Koreanisch und Portugiesisch.

Die „Kommentare” sind nie lang, auch wenn sie gelegentlich noch eine Beilage enthalten. Der englische Originaltext ist nur selten viel länger als 700 Wörter und enthält so viel Material, wie auf eine A4-Seite mit Schriftgrösse 12 passt. Diese Kürze hat den Vorteil, dass Leser, denen nur wenig Zeit zur Verfügung steht, von vorne herein wissen, dass sie nicht mehr als ein paar Minuten pro Woche benötigen, um die Texte zu lesen. Andererseits bringt sie den Nachteil mit sich, dass ein bestimmtes Thema in den „Kommentaren” kaum je erschöpfend behandelt werden kann. Ab und zu beleuchten mehrere aufeinanderfolgende Ausgaben ein und dasselbe Thema, damit es etwas ausführlicher besprochen werden kann, doch auch dann ist der Inhalt kaum wissenschaftlich und erhebt hierauf auch gar keinen Anspruch. Wissenschaftler benötigen in aller Regel weit mehr als 700 Wörter, um eine These zu vertreten, und viele Leser haben heute nicht mehr die Zeit, um viel mehr als 700 Wörter zu verdauen.

Die „Kommentare” bemühen sich, ausgehend von der Realität der modernen Welt, die uns umgibt, einen vernünftigen und kohärenten Zusammenhang zwischen dem katholischen Glauben, ohne den wir nicht gerettet werden können (Hebräer XI, 6) einerseits und dem uns allen bekannten, immer düstereren Zustand der Welt und der Kirche anderseits, herzustellen. Ob die „Kommentare” dieses Ziel erreichen, müssen die Leser selbst beurteilen. Sie sind sicherlich nicht unfehlbar, da sie ja von einem katholischen Bischof stammen, dessen Verbindungen zu sämtlichen offiziellen Strukturen gekappt wurden und der zweimal (1988 und 2015) vom offiziellen Rom für „exkommuniziert” erklärt wurde (was leider eher eine Ehre als eine Unehre sein könnte; Gott allein weiss es). Müsste er selbst alle früheren Ausgaben nochmals kritisch überprüfen, würde er allerdings auf Äusserungen stossen, die er im Lichte späterer Ereignisse ändern müsste. Manchmal kann er sich sehr liebenswürdig ausdrücken, um die für Vatikan II und seine Folgen verantwortlichen Kirchenmänner subjektiv zu entschuldigen, doch wie Don Putti, der Begründer von SisiNono, einst zu ihm sagte: „Soni tutti delinquenti” – objektiv gesehen, sind sie in der Tat alle Delinquenten.

Anders gesagt: Während viele Leser die „Kommentare” zu finster und zu pessimistisch finden mögen, mag der Verfasser im Gegenteil argwöhnen, wenn er sich geirrt habe, dann insofern, als er ein wenig gar zu optimistisch war. Paradoxerweise kann es durchaus den Anschein machen, als verhalte sich der angeblich erzkonservative Vertreter der Priesterbruderschaft St. Pius X. und harte Kritiker der Neukirche gegenüber den Praktikanten der Novus Ordo-Religion recht nachsichtig. Er würde sich dann auf den heiligen Augustinus berufen, der den Ausspruch tat: „Erschlage den Irrtum, doch liebe die Irrenden.” Andere mögen schroffer urteilen und meinen, im Grunde seines Herzens sei er stets ein flammender Liberaler gewesen – dieser Art sind die Freuden unserer modernen Zeit! Jedenfalls erwartet er nicht, dass die „Kommentare” ihre tausendste Ausgabe erleben werden. Er rechnet fest damit, dass die elektronischen Systeme, auf die sie angewiesen sind, schon in nicht allzu ferner Zukunft durch einen Krieg ausgeschaltet oder von Agenten der Neuen Weltordnung lahmgelegt werden, deren Lügen das Internet – ungeachtet dessen, dass es auch für viele furchtbare Dinge verantwortlich ist – so nachhaltigen Schaden zugefügt hat.

Heute aber seien dem Allmächtigen Gott und unserer Lieben Frau in Lourdes Ehre und Dank dafür erwiesen, wenn die ersten 500 Ausgaben zum Wohl von Seelen beigetragen haben. Mögen viele Seelen weiter dafür beten, dass all jene künftigen Ausgaben der „Kommentare”, denen die Vorsehung noch erlauben wird, zu erscheinen, mehr Licht und mehr Wärme bringen mögen.

Kyrie eleison.

Lehrgemässe Gefühle

Lehrgemässe Gefühle on Mai 21, 2016

Der „Kommentar“ von letzter Woche mag nicht jedermanns Geschmack gewesen sein. Doch dürfte der geneigte Leser erraten haben, daß der ungenannte Autor des langen Zitats vom gleichen Geschlecht war wie die angeführte hl. Theresa von Avila („leiden oder sterben“) und die hl. Maria Magdalena von Pazzi („leiden und nicht sterben“), denn das anonyme Zitat mag übermäßig gefühlsbetont erschienen sein. Allerdings war der Gegensatz zu Papst Benedikts zitierten Gefühlen (EC 460) aus der Woche zuvor durchaus beabsichtigt. Während der Text des Mannes Gefühle zeigte, welche die Doktrin steuern, zeigte der Text des Weibes Doktrin, welche die Gefühle leitet. Offensichtlich ist es natürlich besser, wenn ein Weib den lieben Gott voranstellt, so wie Christus im Garten Gethsemane („Vater, laß diesen Kelch an mir vorübergehen, aber nicht mein Wille geschehe . . .” ), als wenn ein Mann die Gefühle voranstellt und dann die katholische Doktrin und Religion in die Konzilsreligion abändert.

Dieser überraschende Gegensatz betont, daß die Vorrangstellung Gottes beinhaltet, die Doktrin an erste Stelle zu setzen, während die Vorherrschaft der Gefühle bedeutet, den Menschen an erste Stelle zu setzen. Allerdings geht es im Leben nicht darum, Leiden zu vermeiden, sondern in den Himmel zu gelangen. Wenn ich daher nicht an Gott glaube, sondern stattdessen den Mammon anbete (vergleiche Matthäus 6,24), so werde ich an kein Leben nach dem Tode glauben und daher für immer noch teurere Medikamente bezahlen, um das Leiden in diesem Leben zu vermeiden, da es kein Leben nach dem Tod gebe. So schaffen die westlichen „Demokratien“ einen ruinösen Wohlfahrtsstaat nach dem anderen, weil für einen demokratischen Politiker der sicherste Weg zum Gewinnen einer Wahl ist, Stellung für die „kostenlose Medizin“ zu beziehen. Das Kreisen um den eigenen Körper ist für viele Gottlose das einzige, was übrigbleibt. Folglich ruiniert die Gottlosigkeit den Staat: „Wenn nicht der Herr das Haus baut, so arbeiten umsonst die daran bauen“ (Psalm 126, 1); wohingegen „Glücklich diejenigen sind, deren Gott der Herr ist“ (Psalm 143, 15). Die Religion steuert also die Politik und die Wirtschaft gleichermaßen: bei jeder falsche Religion zu deren Schaden, und bei der wahren Religion zu ihrem wahrhaften Wohl.

Auf der Basis seines Gespräches vom Oktober 2015 (siehe EC 460) würde Benedikt vielleicht antworten: „Ja, aber welchen Nutzen hat eine Religion, an welche immer weniger Menschen glauben? Die katholische Religion aller Zeiten hat beim modernen Menschen die Griffigkeit verloren. Die Glaubenslehre von gestern mag so wahr sein, wie möglich, aber welchen Nutzen hat sie, wenn sie den modernen Menschen, so wie er heute ist und wo er steht, nicht mehr erreicht? Die Doktrin mag für die Seelen da sein, doch wie kann ich zum zeitgenössischen Menschen sprechen von dem erlösenden Leiden oder von der Erlösung, wenn für ihn das Leiden überhaupt keinen Sinn hat? Das Konzil war absolut nötig, um die Doktrin in eine für die modernen Menschen verständliche Form zu gießen.“

Auf diese Position, welche wenigstens implizit in Benedikts Gespräch enthalten ist, könnte eine etwaige Antwort so lauten: „Eure Heiligkeit, die Doktrin ist tatsächlich für die Seelen da, doch nicht, um sie auf die ewige Bestrafung vorzubereiten, sondern um sie davor zu bewahren. Die Doktrin besteht aus Worten, diese Worte drücken Vorstellungen aus, und diese Vorstellungen stammen letztlich von den wirklichen Dingen, welche wir uns vorstellen. Eure Heiligkeit, sind denn der liebe Gott, des Menschen unsterbliche Seele, der Tod, das letzte Gericht und die Unausweichlichkeit des ewigen Heils oder der ewigen Verdammnis nun Wirklichkeiten außerhalb meines Kopfes? Wenn diese Wirklichkeiten von mir unabhängig sind, hat dann irgendeine dieser Wirklichkeiten in den modernen Zeiten sich etwa verändert? Und wenn sie keine Veränderung erfuhren, drückt dann nicht die Doktrin, welche diese Wirklichkeiten ausdrückt, zusammen mit der Doktrin der Erbsünde, eine wirkliche Gefahr für jeden lebenden Menschen aus, in die Hölle fallen zu können? In diesem Fall mögen diese Wirklichkeiten so ungemütlich sein, wie sie wollen, doch welchen möglichen Gefallen erweise ich dann meinen Mitmenschen, wenn ich diese Doktrin netter sich anfühlen lasse, so daß ich die ewige Gefahr verschleiere, anstatt vor ihr zu warnen? Welche Gewichtung besitzen dann die Gefühle des Mitmenschen im Vergleich dazu, daß er die wahre Doktrin erfasse und sich ihr anpasse, um so letztendlich glückselig zu werden, anstatt in alle Ewigkeit grauenhaft gequält zu werden – in alle Ewigkeit?

Doch in unserer abgefallenen Welt wollen die meisten Menschen nur Fabeln erzählt bekommen (vergleiche zweiter Timotheusbrief 4,4), damit ein Polster unter ihre Sünden geschoben werde. Im Ergebnis müssen, damit das moralische Weltall im Gleichgewicht gehalten werde, eine gewisse Anzahl von nur Gott bekannten mystischen Seelen vorhanden sein, welche für Christus und für ihre Mitmenschen intensive Leiden auf sich nehmen. Eine angemessene Schätzung dürfte lauten, daß die meisten dieser Sühneseelen weibliche Wesen sind.

Kyrie eleison.

Benedikts Gefühle

Benedikts Gefühle on Mai 7, 2016

Als in Italien vor zwei Monaten ein Gespräch veröffentlicht wurde, welches Benedikt XVI. im Oktober vorigen Jahres mit einem Jesuitenpriester gehalten hatte, nahmen ein paar fehlgeleitete „fromme“ Katholiken dies für Ihre Behauptung zum Anlaß, daß der ehemalige Papst zur traditionellen Lehre zurückkehre hinsichtlich der absoluten Notwendigkeit, für das Seelenheil zur katholischen Kirche zu gehören. Leider zeigt das Gespräch in Wirklichkeit einen reuelosen Modernisten, welcher nicht etwa den modernen Menschen an der katholischen Wahrheit mißt, sondern im Gegenteil diese Wahrheit an dem, was der moderne Mensch verstehen und annehmen kann oder nicht kann. Gerechterweise sei hinzugefügt, daß der Fragesteller vier ernstzunehmende Fragen stellte und Benedikt diesen nicht ausgewichen ist. Es folgt eine zwar fürchterlich gekürzte, aber im wesentlichen doch gerechte Zusammenfassung des Gespräches, mit kursiven Kommentaren:

Frage: Dringt der Glaube aus einer Gemeinschaft hervor, welche wiederum ein Geschenk Gottes ist?

Antwort: Der Glaube ist ein persönlicher, lebendiger Kontakt mit Gott, vermittelt durch eine lebendige Gemeinschaft, da ich, um zu glauben, Gotteszeugen brauche, d.h. die Kirche, welche nicht nur eine Zusammenstellung von Gedankengut ist (richtig, aber dieses Gedankengut ist der eigentliche Glaubensgegenstand, an welchen wir glauben. Benedikt teilt den modernen Subjektivismus). Durch die Sakramente der Kirche gelange ich in den lebendigen Kontakt mit Christus (in Übereinstimmung mit den objektiven Rahmenbedingungen des Glaubens).

F: Kann der moderne Mensch die Paulinische Rechtfertigung durch den Glauben verstehen? (Man beachte die Priorität des modernen Menschen.)

A: Der moderne Mensch denkt, daß Gott nicht die meisten Menschen die ewige Verdammnis kann erleiden lassen (gleicher Kommentar). Das Streben nach persönlicher Erlösung ist größtenteils verschwunden (Na und? Muß deswegen die Doktrin sich ändern?). Dennoch nimmt der moderne Mensch immer noch sein eigenes Bedürfnis nach Barmherzigkeit wahr und weiß also von seiner eigenen Unwürdigkeit. Tatsächlich erwartet er eine rettende Liebe, welche Gottes Barmherzigkeit ist, und das rechtfertigt den Menschen (der Mensch sündigt also, erwartet dann Gottes Barmherzigkeit, und dies rechtfertigt ihn? Das ist beinahe Protestantismus!). Im Gegensatz dazu ist die herkömmliche Idee von Gottvater, welcher seinen eigenen Sohn tötet, um seiner eigenen Gerechtigkeit genüge zu tun, heute unfaßbar. Vielmehr hatten der Vater und der Sohn den gleichen Willen (aber Jesus als Gott und als Mann hatte zwei Willen!), und der Großteil des Bösen in der Welt wurde, so wie es notwendig war, überwältigt durch Gottes Teilhabe am Leiden der Welt, wobei der Vater und der Sohn gleichermaßen dieses Leiden sich teilten (aber der Vater als Gott konnte nicht leiden, und Christus konnte nur als Mensch leiden! Diese neue Lehre entleert die Fleischwerdung, das Kreuz, die Sünde der Menschheit, Gottes Gerechtigkeit und unsere Erlösung! Was bleibt hier noch vom Katholizismus übrig?).

F: Hat die Lehre der Kirche über die Hölle in den modernen Zeiten sich entwickelt?

A: „Bei diesem Punkt sehen wir eine tiefgreifende Entwicklung des Dogma“ (sic! Aber das Dogma kann sich nicht verändern. Als moderner Mensch hat Benedikt keine Vorstellung einer sich unverändernden und unveränderlichen Wahrheit). „Nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil wurde die Überzeugung, daß Ungetaufte für immer verlorengehen, schließlich aufgegeben“ (Als ob das Zweite Vatikanum die Lehre der Kirche habe verändern können!). Doch hierbei entsteht ein Problem: warum muß man dann noch Christ sein (gute Frage!)? Rahners Lösung, wonach alle Menschen anonyme Christen sind, kommt ohne das Drama der Bekehrung aus (nur „Drama“ – keine „unbedingte Notwendigkeit“?). Die Lösung der Pluralisten, welcher zufolge alle Religionen für die Erlösung ausreichen, ist ungenügend (das ist wahr). De Lubacs Lösung lautet, daß Christus und die Kirche irgendwie für die ganze Menschheit einspringen, ich erkläre hinzu, durch den Glauben an die Wahrheit, durch die Treue zu ihr und durch das Leiden für sie. Es braucht wenigstens ein paar Seelen, welche dies tun.

F: Wenn ein Übel wiedergutgemacht werden muß, leistet dann das Sakrament der Beichte diese Wiedergutmachung?

A: Christus alleine kann ein Übel wiedergutmachen, doch bringt die Beichte uns immer zurück auf Christi Seite.

Kann jemand angesichts eines solchen Gespräches noch daran zweifeln, daß die Bruderschaftsoberen ernsthaft verblendet sind, wenn sie glauben, die Bruderschaft könne sich getrost unter diese Römer stellen? Die vom Humanismus und Protestantismus herkommende falsche Erlösungsbegriff durchdrang die Knochen der modernen Menschen, und von diesen modernen Knochen aus durchdrang sie schließlich die katholischen Kirchenmänner. Das Zweite Vatikanum lehrt und predigt ein Christentum ohne Kreuz. Das ist zwar sehr beliebt, aber völlig falsch. Möge Gott Erbarmen mit diesen Kirchenmännern haben.

Kyrie eleison.

Neubruderschafts-Denken – III.

Neubruderschafts-Denken – III. on Februar 21, 2015

Nachdem diese „Kommentare“ in ihrer Ausgabe 395 erklärten, daß dem Ersten Generalsekretär der Neubruderschaft es an katholischer Doktrin mangelt, und in Ausgabe 396 dieses Fehlen als äußerst umfassendes Problem – praktisch die Gesamtheit der Moderne gegen die Gesamtheit der Wahrheit – beschrieben wird, brauchen wir jetzt nur noch aufzuzeigen, wo dieses umfassende Problem auftaucht in den einzelnen Irrtümern P. Pflugers aus seinem Gespräch vom Spätherbst letzten Jahres in Deutschland. Der Kürze halber werden wir auf die Zusammenfassung seines Denkens von vor zwei Wochen zurückgreifen (die im wesentlichen originalgetreu ist). Einige zusammengefaßte Thesen P. Pflugers in Kursivschrift:—

Die katholische Kirche ist weit; viel weiter als nur die traditionelle Bewegung.

Sehr richtig, aber die von der traditionskatholischen Bewegung hochgehaltene Doktrin ist nicht mehr und nicht weniger weit als die wahre Kirchendoktrin, weil sie identisch sind, und genau diese Doktrin ist das Herz und die Seele der traditionellen Bewegung.

Wir werden die Tradition nie attraktiv und überzeugend machen können, wenn wir geistig in den 1950er- oder 1970er-Jahren steckenbleiben.

Die Tradition „anziehend oder überzeugend“ machen zu wollen oder können, heißt auf viel zu menschliche Art sie sich vorzustellen. Die katholische Tradition kommt von Gott her und besitzt also eine göttliche Anziehungs- und Überzeugungs-Kraft – solange sie originalgetreu dargelegt wird, d.h. ohne menschliche Veränderung oder Abwandlung.

Tradition kann nicht begrenzt werden auf die Verurteilungen des Liberalismus im 19. und 20. Jahrhundert.

Richtig, aber das Evangelium konnte zu jener Zeit nicht ohne diese doktrinären Verurteilungen verteidigt werden. Und weil unser 21. Jahrhundert noch viel liberalistischer ist, kann die Tradition auch heutzutage nicht ohne diese Verurteilungen aufrechterhalten werden.

Unsere Zeit ist eine andere, und wir können nicht einfach stehenbleiben; und vieles Moderne ist nicht unsittlich.

Unsere Zeit ist im Kern nicht so verschieden. Sie ist liberalistischer als jemals zuvor (vergleiche homosexuelle „Ehen“), und wenngleich auch nicht alles unmoralisch sein mag, so bedarf es doch unbedingt der katholischen Doktrin, um das Sittliche vom Unsittlichen zu trennen.

Deshalb müssen wir uns auch immer neu positionieren, und das ist ein praktisches Problem, aber keine Frage des Glaubens.

Jedes von der Kirche jemals vorgenommene Neupositionieren muß immer unter dem Licht des Glaubens beurteilt werden. Nun aber läßt die seit dem Jahre 2012 erfolgte Neupositionierung der Neubruderschaft den Glaubenskampf des Erzbischofs deutlich hinter sich.

Die „Widerstands“-Bewegung hat ihren eigenen „Glauben“ fabriziert, um damit die Neubruderschaft zu verurteilen.

So groß die menschlichen Fehler der „Widerständler“ auch sein mögen, so entstand sie, wie schon die traditionelle Bewegung der 1970er-Jahre, weltweit und spontan als Reaktion auf den Verrat der Neubruderschaft. Die Reaktion mag uns unzusammenhängend vorkommen, doch ihr Zusammenhang ist der von den Widerständlern hochgehaltene identische Glaube.

Das Generalkapitel hat im Jahre 2012 die Tradition nicht verraten, weil es von beiden Seiten angegriffen wurde.

Demnach läge die Wahrheit also stets in der Mitte, und würde an den menschlichen Reaktionen gemessen? Das ist das Denken der menschlichen Politik – ungeeignet, die göttliche Wahrheit zu beurteilen, und umso weniger geeignet, die heutige Kirchenkrise zu lösen.

Die offiziellen Texte der Neubruderschaft aus dem Jahre 2012 waren nicht dogmatisch.

Von allen Dokumenten des Jahres 2012 war das „offiziellste“ jener vom Generalkapitel herausgegebene Text mit den sechs Bedingungen für ein künftiges „Übereinkommen“ mit Rom: sechs deutlich unzureichende Bedingungen, um die Verteidigung des Glaubens seinen konziliaren Todfeinden zu unterstellen. Ist also der Glaube als Ganzes etwa nicht dogmatisch?

Rom war im Jahre 2012 der Bruderschaft gegenüber viel weniger aggressiv als im Jahre 2006.

Weil Rom seit 2006 und schon zuvor beobachten konnte, wie die Priesterbruderschaft beständig in einen Papiertiger sich verwandelte.

Kurz gesagt folgt die Bruderschaft dem Geist und schöpft aus der Tradition Kraft.

Die neo-protestantischen Charismatiker „folgen dem Geist,“ und die Indult-Anhänger „ziehen Kraft aus der Tradition.“

Inzwischen dürfte klar sein, daß P. Pfluger die doktrinäre und anti-liberalistische Priesterbruderschaft Erzbischof Lefebvres hinter sich lassen und in eine Neubruderschaft umgestalten will, welche in Einklang mit der Neukirche des Zweiten Vatikanum stehen soll. Und man behaupte bitte nicht, daß die Neubruderschaft noch keinen entscheidenden Schritt in Richtung Neurom unternommen habe. Denn wenn nicht bald kräftiger Widerstand von innerhalb der Neubruderschaft erfolgt, werden ihre Oberen sie langsam aber sicher in die Arme des konziliaren Roms führen. Sind es wirklich Katholiken, welche das wollen?

Kyrie eleison.

Neubruderschafts-Denken – II.

Neubruderschafts-Denken – II. on Februar 14, 2015

Die rund 650 Worte eines einzelnen „Eleison Kommentars“ (EC) genügen gewiß nicht, um die gewaltige Problematik zu behandeln, welche sichtbar wurde in dem Gespräch eines Neubruderschafts-Magazins mit dem ersten Generalassistent der Neubruderschaft, Pater Niklaus Pfluger (vergleiche letzte EC-Ausgabe). Des Paters Denken entspringt der vergifteten modernen Mentalität, und auf wenig überraschende Weise wird daher die Priesterbruderschaft St. Pius X. Erzbischof Lefebvres von Kopf bis Fuß allmählich vergiftet und in die Neubruderschaft Bischof Fellays umgewandelt. Das Gift liegt im Wegbewegen von Gott zum Menschen hin; von der Religion Gottes zur Religion des Menschen; von den Wahrheiten Gottes zu den Freiheiten des Menschen; von der Lehre Christi („Geht hinaus und lehrt alle Völker,“ Matthäus 28,19) zur Vereinigung der Menschheit.

Wie bereits Abermillionen von modernen Menschen, Abertausende von Kirchenmännern in hohen Ämtern, und viel zu viele Priester und Laien in der einstigen Priesterbruderschaft, versteht auch Pater Pfluger nicht die entscheidende Bedeutung der katholischen Lehre für die Kirche. Statt „lehrt“ hätte unser Herr auch „ indoktriniert alle Völker“ sagen können. Weil alle Menschen von Gott erschaffen werden, um in den Himmel zu kommen (1. Timotheus 2,4). Dies können sie nur durch Jesus Christus erreichen (Apostelgeschichte 4,12), indem sie zuerst an ihn glauben (Johannes 1,12), was sie wiederum nur erreichen können, wenn sie vom wahren Glauben hören (Römerbrief 10,17), anders gesagt, wenn sie die katholische Doktrin hören. Wen die katholische Doktrin nicht interessiert, der hat auch kein Interesse, in den Himmel zu gelangen. Viel Glück dieser Person, wo immer sie auch ihre Ewigkeit verbringen wird.

Von Anfang bis Ende verrät das Gespräch mit Pater Pfluger sein relatives Desinteresse an der katholischen Doktrin. Wie die „Eleison Kommentare“ letzte Woche darlegten, wird dieses Desinteresse am deutlichsten durch des Paters implizite Herabsetzung der großen anti-liberalen, anti-freimaurerischen und anti-modernistischen Kirchendokumente und hierbei vor allem der päpstlichen Lehrschreiben des 19. und 20. Jahrhunderts – sagen wir von Mirari Vos im Jahre 1831 bis hin zu Humani Generis im Jahre 1950. In Pater Pflugers Denken erscheinen diese „Anti“-Dokumente wahrscheinlich bloß negativ, wohingegen die katholische Doktrin grundsätzlich positiv zu sein habe. Genausogut könnte aber jemand die Medizin für bloß negativ und die Gesundheit grundsätzlich für positiv halten. Allerdings kann für den Erhalt der Gesundheit die Medizin unerläßlich sein. Warum also sind die erwähnten Lehrschreiben nun eine notwendige Medizin für die Gesundheit der heutigen Kirche?

Weil der Mensch nicht erschaffen worden ist, um allein zu leben (so Rousseaus „edler Wilder“), sondern von Natur aus ein soziales Wesen ist (so Aristoteles). Dazu brauchen wir nur eine der unzähligen Arten und Weisen zu betrachten, wie Menschen zusammenkommen. Indem die Französische Revolution von 1789 Aristoteles ablehnte und Rousseau folgte, verwarf sie die natürliche Grundlage der Gesellschaft und setzte sie stattdessen auf rein menschengemachte Grundlagen, welche feindselig sind gegen die von Gott entworfene menschliche Natur und somit auch gegen Gott. Als die revolutionären Ideen über Frankreich, Europa und die Welt sich ausbreiteten, war die katholische Kirche mit einer immer feindlicher gesinnten Umgebung konfrontiert, weil der grundlegende Einfluß, welchen jede Gesellschaft auf ihre einzelnen Glieder ausübt, immer mehr gegen Gott und gegen die Rettung der Seelen arbeitete.

Über einen langen Zeitraum hinweg wurden die katholischen Päpste nicht getäuscht, und sie belebten die Medizin in der Form echter kirchlicher Soziallehre wieder, welche sie über ihre Lehrschreiben auf die Erkrankung der revolutionären Menschheit anwandten. Diese Lehrschreiben lehrten einfach die uralte Kirchendoktrin über die Natur der menschlichen Gesellschaft zwischen dem Menschen und Gott. Solange diese Soziallehre noch selbstverständlich war, hatte sie nicht gebraucht, wiederholt zu werden. Aus diesem Grund sind diese Lehrschreiben kein unglücklicher Unfall vergangener unglücklicher Zeiten. Sondern sie sind ein zentraler Bestandteil in der heutigen Glaubensverteidigung, wie Erzbischof Lefebvre so gut von Pater Le Floch gelernt hat. Dann jedoch kam der „gute“ Papst Johannes XXIIII und erklärte, daß der moderne Mensch nicht mehr krank sei. Und heute kommt Pater Pfluger. Mehr dazu nächste Woche.

Kyrie eleison.