Pluralismus

Benedikts Gefühle

Benedikts Gefühle on Mai 7, 2016

Als in Italien vor zwei Monaten ein Gespräch veröffentlicht wurde, welches Benedikt XVI. im Oktober vorigen Jahres mit einem Jesuitenpriester gehalten hatte, nahmen ein paar fehlgeleitete „fromme“ Katholiken dies für Ihre Behauptung zum Anlaß, daß der ehemalige Papst zur traditionellen Lehre zurückkehre hinsichtlich der absoluten Notwendigkeit, für das Seelenheil zur katholischen Kirche zu gehören. Leider zeigt das Gespräch in Wirklichkeit einen reuelosen Modernisten, welcher nicht etwa den modernen Menschen an der katholischen Wahrheit mißt, sondern im Gegenteil diese Wahrheit an dem, was der moderne Mensch verstehen und annehmen kann oder nicht kann. Gerechterweise sei hinzugefügt, daß der Fragesteller vier ernstzunehmende Fragen stellte und Benedikt diesen nicht ausgewichen ist. Es folgt eine zwar fürchterlich gekürzte, aber im wesentlichen doch gerechte Zusammenfassung des Gespräches, mit kursiven Kommentaren:

Frage: Dringt der Glaube aus einer Gemeinschaft hervor, welche wiederum ein Geschenk Gottes ist?

Antwort: Der Glaube ist ein persönlicher, lebendiger Kontakt mit Gott, vermittelt durch eine lebendige Gemeinschaft, da ich, um zu glauben, Gotteszeugen brauche, d.h. die Kirche, welche nicht nur eine Zusammenstellung von Gedankengut ist (richtig, aber dieses Gedankengut ist der eigentliche Glaubensgegenstand, an welchen wir glauben. Benedikt teilt den modernen Subjektivismus). Durch die Sakramente der Kirche gelange ich in den lebendigen Kontakt mit Christus (in Übereinstimmung mit den objektiven Rahmenbedingungen des Glaubens).

F: Kann der moderne Mensch die Paulinische Rechtfertigung durch den Glauben verstehen? (Man beachte die Priorität des modernen Menschen.)

A: Der moderne Mensch denkt, daß Gott nicht die meisten Menschen die ewige Verdammnis kann erleiden lassen (gleicher Kommentar). Das Streben nach persönlicher Erlösung ist größtenteils verschwunden (Na und? Muß deswegen die Doktrin sich ändern?). Dennoch nimmt der moderne Mensch immer noch sein eigenes Bedürfnis nach Barmherzigkeit wahr und weiß also von seiner eigenen Unwürdigkeit. Tatsächlich erwartet er eine rettende Liebe, welche Gottes Barmherzigkeit ist, und das rechtfertigt den Menschen (der Mensch sündigt also, erwartet dann Gottes Barmherzigkeit, und dies rechtfertigt ihn? Das ist beinahe Protestantismus!). Im Gegensatz dazu ist die herkömmliche Idee von Gottvater, welcher seinen eigenen Sohn tötet, um seiner eigenen Gerechtigkeit genüge zu tun, heute unfaßbar. Vielmehr hatten der Vater und der Sohn den gleichen Willen (aber Jesus als Gott und als Mann hatte zwei Willen!), und der Großteil des Bösen in der Welt wurde, so wie es notwendig war, überwältigt durch Gottes Teilhabe am Leiden der Welt, wobei der Vater und der Sohn gleichermaßen dieses Leiden sich teilten (aber der Vater als Gott konnte nicht leiden, und Christus konnte nur als Mensch leiden! Diese neue Lehre entleert die Fleischwerdung, das Kreuz, die Sünde der Menschheit, Gottes Gerechtigkeit und unsere Erlösung! Was bleibt hier noch vom Katholizismus übrig?).

F: Hat die Lehre der Kirche über die Hölle in den modernen Zeiten sich entwickelt?

A: „Bei diesem Punkt sehen wir eine tiefgreifende Entwicklung des Dogma“ (sic! Aber das Dogma kann sich nicht verändern. Als moderner Mensch hat Benedikt keine Vorstellung einer sich unverändernden und unveränderlichen Wahrheit). „Nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil wurde die Überzeugung, daß Ungetaufte für immer verlorengehen, schließlich aufgegeben“ (Als ob das Zweite Vatikanum die Lehre der Kirche habe verändern können!). Doch hierbei entsteht ein Problem: warum muß man dann noch Christ sein (gute Frage!)? Rahners Lösung, wonach alle Menschen anonyme Christen sind, kommt ohne das Drama der Bekehrung aus (nur „Drama“ – keine „unbedingte Notwendigkeit“?). Die Lösung der Pluralisten, welcher zufolge alle Religionen für die Erlösung ausreichen, ist ungenügend (das ist wahr). De Lubacs Lösung lautet, daß Christus und die Kirche irgendwie für die ganze Menschheit einspringen, ich erkläre hinzu, durch den Glauben an die Wahrheit, durch die Treue zu ihr und durch das Leiden für sie. Es braucht wenigstens ein paar Seelen, welche dies tun.

F: Wenn ein Übel wiedergutgemacht werden muß, leistet dann das Sakrament der Beichte diese Wiedergutmachung?

A: Christus alleine kann ein Übel wiedergutmachen, doch bringt die Beichte uns immer zurück auf Christi Seite.

Kann jemand angesichts eines solchen Gespräches noch daran zweifeln, daß die Bruderschaftsoberen ernsthaft verblendet sind, wenn sie glauben, die Bruderschaft könne sich getrost unter diese Römer stellen? Die vom Humanismus und Protestantismus herkommende falsche Erlösungsbegriff durchdrang die Knochen der modernen Menschen, und von diesen modernen Knochen aus durchdrang sie schließlich die katholischen Kirchenmänner. Das Zweite Vatikanum lehrt und predigt ein Christentum ohne Kreuz. Das ist zwar sehr beliebt, aber völlig falsch. Möge Gott Erbarmen mit diesen Kirchenmännern haben.

Kyrie eleison.

Briefe vom Regens

Briefe vom Regens on April 23, 2011

Als die „Eleison Kommentare“ vor kurzem (Nr. 190 vom 5. März 2011) auf die „Briefe vom Regens“ zu sprechen kamen, kannten einige Leser diese nicht. Es sind die monatlichen Rundbriefe von 1983 bis 2003 aus dem US-amerikanischen Seminar St. Thomas Aquin, wo die Priesterbruderschaft St. Pius X. Priester ausbildet. Die Briefe sind in broschierter Buchform in vier Bänden verfügbar, siehe www.​truerestorationpress.​com/​4volsletters/​ . Eine vor 18 Jahren konvertierte Schottin las sie kürzlich, und einige ihrer interessanten Kommentare folgen nun:

„Die „Briefe vom Regens“ verblüfften und erstaunten mich . . . . Ich war ein esoterischer Hippie der „New Age“-Bewegung, welcher schließlich vor dem „New Age“-Teufel in die Katholische Kirche flüchtete, nur um feststellen zu müssen, daß derselbe auch in ihren Heiligtümern hauste . . . . Das Problem ist nicht nur, daß die Kardinäle, Bischöfe und Priester der Konzilskirche hasenfüßig und schönfärberisch in ihrer Verteidigung des Katholizismus sind. Sondern viele von ihnen scheinen die Traditionen und Glaubenssätze der Kirche mit einer aktiven und schadenfreudigen Art zu zerreißen.“

Im Gegensatz dazu „sind diese Briefe auf wunderbare und herrliche Weise katholisch . . . . Sie erklären die Torheit der konservativen und „Ecclesia Dei“-Katholiken, welche die Kirchenkrise ohne Kritik am Zweiten Vatikanischen Konzil überwinden wollen. Solche Katholiken scheinen einerseits zwar die Auswüchse der konziliaren Reformen, z.B. in der Liturgie und der Disziplin, zu erkennen, andererseits aber das Wesen dieser Reformen zu ignorieren, d.h. den stattgefundenen grundsätzlichen Sinneswandel im Denken über die kirchliche Glaubenslehre, wie durch die Konzilsdokumente zur Religionsfreiheit und Ökumene gezeigt wird.“

„Die „Briefe vom Regens“ über Pluralismus und über die liberale Auffassung von der menschlichen Würde erklären wunderbar die Natur dieses Sinneswandels. Die Briefe belegen wiederholt, daß wir die moderne Welt und die Situation der Kirche in dieser Welt erst verstehen können, wenn wir diesen grundsätzlichen Sinneswandel im Denken des modernen Rom begreifen. Wenn die „Ecclesia Dei“-Katholiken einwenden, daß eine solch radikale Kritik am Konzil beinhalten würde, daß es keinen gültigen Papst mehr gäbe, so bieten die Briefe zahlreiche Argumente, welche die Weisheit der Haltung der Priesterbruderschaft St. Pius X. unterstreichen, weder zu den Liberalen auf der linken Seite, noch zu den Sedisvakantisten auf der rechten Seite sich zu schlagen.“

„Was die Annäherung an die moderne Welt betrifft, so wissen die Männer der Konzilskirche wenig Sinnvolles zu sagen. Zu stark sind sie in ihrem revolutionären Traum gefangen, um seine furchtbaren Folgen begreifen zu können. Sie könnten keine „Briefe vom Regens“ schreiben über die Rockgruppe Pink Floyd, den US-amerikanischen Unabomber, den Regisseur Oliver Stone oder das Greuel der verlassenen Kinder, weil die Amtskirche lieber mit der heutigen Materialismuswelt mitzumachen, anstatt sich mit ihr zutiefst auseinanderzusetzen scheint. Die Briefe sollten schon allein aus dem Grund gelesen werden, daß sie geschichtliche Aufzeichnungen darstellen. Doch wird ihr vollständiger Wert vielleicht erst später offenkundig werden – eventuell, wenn mit dem Triumph des Unbefleckten Herzens Mariens das sechste Kirchenzeitalter anbricht.“

Den femininen Trumpf bringt die Konvertitin zu guter Letzt: „Darüber hinaus – und ich hätte nie gedacht, dies zu bekennen – haben die „Briefe vom Regens“ zum Thema Frauenhosen mich dazu gebracht, meine „Kleiderschrank-Lösungen“ zu überdenken.“

Nun, wenn die Frauen damit aufhören, Hosen zu tragen, wird die Kirche wahrhaft wieder auferstehen!

Kyrie eleison.