Tradition @de

Doppelte Weihe

Doppelte Weihe on Mai 6, 2017

Als Kommentar zu den zwei Weihen, die nächste Woche in Vienna, Virginia an der Ostküste der USA stattfinden sollen – der Weihe eines neuen Bischofs sowie derjenigen Russlands -, wollen wir hier das Zeugnis eines brasilianischen Lesers dieser „Kommentare“ wiedergeben. Er bettet die Weihen vom 11. und 12. Mai in den Kontext der Krise ein, in der die Welt und die Kirche heute stecken. Dieser Kontext misst den Weihen weder zu viel noch zu wenig Bedeutung bei, beleuchtet jedoch die zentrale Rolle, die das Unbefleckte Herz Mariä in beiden Fällen spielt. Unser brasilianischer Leser schreibt:

In Ihren „Kommentaren“ verweisen Sie immer wieder auf alle fünfzehn Mysterien des Heiligen Rosenkranzes. In den dreissiger Jahren schrieb Schwester Lucia von Fatima, wenn andere Nationen so wie Portugal feierlich dem Unbefleckten Herzen Mariä geweiht würden, werde „der Himmel ihnen ebenso grosse oder selbst noch grössere Gnaden gewähren.“ Gott wünscht offenbar, die Nationen der Welt durch das Herz Mariä zu retten, und wer immer das erkennen kann, dem ist eine besondere Gnade Gottes zuteil geworden. Doch welche andere Nation ausser Portugal hat mit all ihren Bischöfen eine solche Weihe vollzogen? Ich weiss von keiner.

Obwohl die meisten Menschen sich die Wunder des Unbefleckten Herzens nicht zunutze machen, geruht die Heilige Jungfrau immer noch, einfachen Laien ihren Segen zuteil werden zu lassen, wie wir in dem Teil Brasiliens, wo ich lebe, bezeugen können. Im Jahre 2011 wurde unsere Kapelle dem Unbefleckten Herzen geweiht, und an der Wand wurde eine Kette angebracht, als Symbol dafür, dass wir unsere Kapelle unlösbar mit der Gesegneten Jungfrau verbinden. Insbesondere begehen wir schon seit einigen Jahren die fünf ersten Samstage. Wenn wir keine Messe haben, tun wir das, was wir mit einem Rosenkranz tun können: Geistige Kommunion, die fünfzehnminütige Meditation über die Mysterien des Rosenkranzes und einen Akt der Busse gegenüber dem Unbefleckten Herzen, wie unsere Liebe Frau es uns geboten hat.

Ihr Rosenkranz, alle fünfzehn Mysterien, wird seit 2012 tagtäglich vor dem Heiligen Sakrament von der einen oder anderen Gruppe von uns gebetet, und die zahllosen Gnaden, die uns zuteil wurden, sind kaum glaublich. Diese Verehrung des Rosenkranzes und die Begehung der ersten fünf Samstage sind Gott sehr teuer, auch in unseren verworfenen Tagen. Sie sind das Licht in unserer Zeit der Finsternis und der Apostasie. Wir müssen den Rosenkranz beten, den gesamten Hintergrund der Erscheinung von Fatima erforschen und das, was wir dabei lernen, auf unser eigenes Leben und in Gruppen des „Widerstands“ anwenden.

Angesichts der Schwierigkeit, in einer liberalen Welt ohne Christus zu leben, in Anbetracht dessen, dass die Revolution die Festung der Tradition zerstört, die die Priesterbruderschaft St. Pius X. einmal war, und im Hinblick auf unsere eigene grosse Not und unsere zahlreichen Sünden wäre es keine Übertreibung zu sagen, dass wir dank dem Rosenkranz und den Ersten Samstagen eine Miniatur-Christenheit aufrechterhalten, eine katholische Gruppe mit einer katholischen Atmosphäre, mit guten Freunden und einer soliden, sowohl antiliberalen als auch konterrevolutionären Schulung in der Doktrin. Wir haben selbstverständlich unsere menschlichen Probleme, empfangen aber viele Gnaden vom Unbefleckten Herzen. Dank den täglichen fünfzehn Mysterien sind wir Zeugen der Wunder, welche die Gesegnete Jungfrau in einem Menschen, einer kleinen oder grossen Stadt, ja sogar einem Land bewirkt. Gesegnet sei der Rosenkranz der Jungfrau Maria!

Dieser Brief aus Brasilien veranschaulicht die Grösse und die Kleinheit der Weihen, die nächste Woche stattfinden werden. Ihre Kleinheit liegt darin, dass sie dabei helfen, in einer Welt, die dem Teufel überantwortet wurde, auf bescheidenster Ebene Leuchttürme des Christentums zu bewahren. Solche Leuchttürme kann es überall geben, und sie sind überall unendlich wertvoll, weil eine unendliche Grösse in jedem Beitrag dazu liegt, Seelen für alle Ewigkeit zu retten. Und unser besonderer Dank für die beiden kommenden Weihen gilt dem Unbefleckten Herzen der Gesegneten Jungfrau Maria.

Kyrie eleison.

„Krieg“ im Vatikan

„Krieg“ im Vatikan on Januar 7, 2017

In der heutigen Krise der Kirche, die so schwer ist, dass sich in der gesamten Kirchengeschichte keine Parallele zu ihr findet, ist es äusserst wichtig, dass die Katholiken sowohl der traditionalistischen Bewegung als auch der Katholischen Kirche ausserhalb der traditionalistischen Bewegung gebührende Aufmerksamkeit schenken. Die Tradition im weitesten Sinne, als Synonym für all das, was Unser Herr seiner Kirche zur getreulichen Überlieferung (lateinisch tradendum ) bis ans Ende der Welt anvertraut hat, ist für die Kirche unabdingbar, und die traditionalistische Bewegung hat während des letzten halben Jahrhunderts eine entscheidend wichtige Rolle bei der Rettung der traditionellen Doktrin und der traditionellen Sakramente vor ihrer Zerstörung durch die Konzilsrevolution gespielt. Um überleben zu können, musste sich die traditionalistische Bewegung jedoch ausserhalb der normalen hierarchischen Struktur der Kirche stellen, und diese Struktur ist auch Bestandteil der Tradition. „Weide meine Schafe,“ sprach Jesus Christus zu Petrus (Johannes XXI, 17). Deshalb gilt: So schwerwiegend die konziliäre Korruption in Rom auch sein mag, Katholiken müssen auch weiterhin nach Rom blicken.

Aus diesem Grund verdient der folgende Bericht eines Mannes, der Rom von innen kennt, unser volles Interesse. Dieser Mann ist Steve Jalsevac, Gründer und Direktor einer amerikanischen Novus Ordo-Publikation, LifeSiteNews. Jalsevac stattet Rom in der Regel zweimal jährlich gemeinsam mit Kollegen einen Besuch ab, um sich mit verschiedenen Kontaktpersonen zu unterhalten und die Entwicklung der Situation innerhalb der Kirche somit besser beurteilen zu können. Anschliessend an seinen letzten Besuch, der im November stattfand, veröffentlichte er am 16. Dezember einen „zutiefst beklemmenden“ Bericht über seine Eindrücke von der heutigen Lage in Rom. Hier einige Auszüge:

“Unser Besuch Roms, der vom 16. bis zum 23. November stattfand, war der dramatischste von vielen Arbeitsbesuchen, die wir während der letzten zehn Jahre zweimal jährlich durchgeführt haben. Nach Begegnungen mit Kardinälen, Bischöfen und anderen vatikanischen Würdeträgern sowie Angestellten der Dikasterien verspürten unser neuer Rom-Korrespondent John-Henry Westen, Jan Bentz und ich, dass unter treuen Dienern der Kirche weitverbreitete Beklemmung und sehr reelle Angst herrschen. Dies haben wir nie zuvor erlebt. Viele befürchteten, aus ihren Stellungen entfernt zu werden, ihre Arbeitsplätze in vatikanischen Institutionen zu verlieren oder schweren öffentlichen oder privaten Vorwürfen sowie persönlichen Anschuldigungen ausgesetzt zu werden, seitens jener, die den Papst umgeben, oder sogar von Franziskus selbst. Sie empfinden auch Furcht und Beklemmung über den grossen Schaden, welcher der Kirche zugefügt wird, während sie nichts tun können, um ihm Einhalt zu gebieten. [ . . . ]

Die katholischen Universitäten in Rom werden überwacht, und die Vorlesungen der Professoren werden überprüft, um sicherzustellen, dass sie mit der liberalen Deutung von Amoris Laetitia übereinstimmen. Die Kleriker werden den Oberen gemeldet, wenn man erfährt, dass sie Besorgnis über Papst Franziskus äussern. Viele fürchten sich, offen zu sprechen, auch solche, die in der Vergangenheit stets gerne dazu bereit waren. Vatikan-Berichterstatter sagten uns, sie seien mehrfach davor gewarnt worden, über die Dubia [die Zweifel, die Kardinal Burke und drei andere Kardinäle bezüglich der in Amoris Laetitia dargelegten Doktrin bekundet haben] zu schreiben. Ich habe Berichte vernommen, wonach der Vatikan wie ein besetzter Staat wirkt. Gewisse Quellen, mit denen ich sprach, fürchten, dass die Kontakte zu Funktionären des Vatikans überwacht werden; manche haben sogar verdächtige Anomalien in ihren Telefongesprächen gemeldet, bei denen nach dem Ende eines Gesprächs die letzten Augenblicke ihrer Unterhaltung immer wieder zu hören waren, als handle es sich um eine Tonbandaufnahme. Manche Leute, die im Vatikan arbeiten, raten ihren ausserhalb des Vatikans lebenden Kontaktpersonen, heikle Informationen nicht per e-mail oder über ihre im Vatikan ausgegebenen Mobiltelefone zu verbreiten.

Wir müssen uns fragen, wohin all das führt. Es ist zutiefst verstörend. Eine Aussage, die wir in jener Woche in Rom immer wieder hörten, lautete, in Rom sei ein „Krieg“ im Gang – ein Krieg der Progressiven, die den „Geist von Vatikan II“ vertreten, gegen die orthodoxen Katholiken. Eine Person nach der anderen verwendete schockierenderweise das Wort „Krieg.“ Ich habe in meinem Leben nie so etwas erlebt und bin sicher, dass die meisten, wenn nicht alle regelmässigen Leser von LifeSite dasselbe sagen können.“

Traditionalisten mögen geltend machen, die vier Kardinäle und Herr Jalsevac seien Opfer von Vatikan II, die ein wenig spät erwachen, doch behaupte niemand, dass sie keine Katholiken sein wollen. Die Kirche wird nur geheilt werden, wenn die wahre Doktrin und die wahre Hierarchie wieder zusammenfinden; deshalb sollen die Traditionalisten dringend für jene Seelen beten, denen die Augen über den Krieg der Konzilskirche gegen die wahre Kirche aufgehen. Gott schenke ihnen Licht und Stärke.

Kyrie eleison.

Erzbischöfliches Vermächtnis – II.

Erzbischöfliches Vermächtnis – II. on April 2, 2016

Die Nachfolger des Erzbischofs an der Spitze der Priesterbruderschaft St. Pius X. vermögen nicht zu verstehen, wie er den katholischen Glauben grundsätzlich vor die katholische Autorität stellte. Daher behaupteten sie im Jahre 2012 fälschlicherweise, daß sie des Erzbischofs Beispiel folgten, als sie beim Generalkapitel der Priesterbruderschaft in jenem Sommer alles einsetzten, um diesen Glauben zurück unter die Autorität zu stellen, indem sie das Tor zu einem politischen und nicht-doktrinalen Vertrag mit den Lügnern in Rom öffneten – denn was diese vertreten, „Katholizismus ist revolutionär,“ ist eine Riesenlüge. Diese Nachfolger verbreiteten jahrelang Gerüchte, wonach die Einigung bevorstünde, doch selbstverschuldet hat Rom sie in seiner Tasche, und das Risiko steigt, daß sie weitere Zugeständnisse machen, wie möglicherweise jenes katastrophale Gespräch vom 2. März 2016 in der Schweiz, welches der Generalobere einem professionellen Presse-Jäger gegeben hat. Das konziliare Rom vergißt nie, woran die Bruderschaft anscheinend sich nicht mehr erinnern will, daß die katholische Tradition und das Zweite Vatikanische Konzil absolut unvereinbar miteinander sind.

Allerdings gibt es Nachfolger des Erzbischof, welche diese Wahrheit nicht vergessen haben. Sie sind unter dem Namen „Widerstand“ firmiert, welcher logischerweise eher eine Bewegung denn eine Organisation ist. Denn durch das Festhalten an der Wahrheit entgegen der falschen Autorität sowohl von der Priesterbruderschaft als auch von Rom kann eine irgendwie geartete interne Autorität in dieser Bewegung bestenfalls ergänzter Natur sein, d.h. eine abnorme Autorität, welche von der Kirche wegen eines Notstandes zur Rettung der Seelen auf unsichtbare Weise ergänzt wird. Eine solche Autorität ist gerade durch ihre unsichtbare Übertragung (im Gegensatz zu den sichtbaren Zeremonien, bei welchen viele Formen von Autorität unter den Menschen übertragen werden) entsprechend schwächer und leichter anfechtbar als eine normale Autorität in der Kirche, welche letztlich immer vom Papst herkommt. Daher besitzt der „Widerstand“ zwar die Stärke der Wahrheit, hat aber gleichzeitig eine Schwäche vonseiten der Autorität, welche normalerweise für den Schutz des katholischen Glaubens unentbehrlich ist.

Ob glaubenstreue Katholiken nun innerhalb und außerhalb der „Tradition“ sich befinden, so müssen sie doch alle die vielen Konsequenzen in Betracht ziehen, welche diese vom Zweiten Vatikanischen Konzil der gesamtem Kirche auferlegte Trennung von Wahrheit und Autorität nach sich zieht. Wenn Gottes oberster Hirte mit der konziliaren Torheit geschlagen ist, wie können dann Gottes Schafe anders, als umfassend zerstreut zu sein (vgl. Zacharias 13,7; Matthäus 26, 31)? Um diesem Leiden zu entgehen, müßten die Katholiken nicht mehr zur katholischen Kirche gehören. Ist es das, was sie wollen? Jedenfalls dürfen die Katholiken momentan weder vom Verrat zu überrascht, noch von Spaltungen („diabolein“ auf griechisch) zu enttäuscht sein; denn wenn die Katholiken alle für die ewige Erlösung kämpfen, so sind die Spaltungen oft sehr bitter. Haben wir Geduld.

Weiterhin kann von den konziliaren Päpsten nicht mehr länger das Lebenselexier der wahren katholischen Autorität in die katholischen Institutionen fließen, womit auch die katholischen Personen nicht mehr länger auf die katholischen Einrichtungen sich verlassen können, was sie im Normalfall machen würden. Vielmehr muß jede solche Institution auf die Wahrheit durch eine Person sich verlassen, wie wir mit der Bruderschaft es gesehen haben, welche auf dem Erzbischof ruhte. Doch Personen ohne institutionelle Unterstützung oder Kontrolle sind immer von ihrer angeborenen Fehlbarkeit behaftet. Daher wäre die Erwartung töricht, daß irgendeine katholische Wahrheits-Gruppierung heute eine große Anzahl von Menschen anzöge. Die Katholiken mögen natürlicherweise nach Struktur, Hierarchie, Autorität und Gehorsam sich sehnen, aber diese Einrichtungen kommen nicht aus dem heiteren Himmel. So sind also Restbestände gewiß an der Tagesordnung. Haben wir Geduld.

Kurz gesagt müssen jene Katholiken, welche nach der Glaubensbewahrung streben, ihre wohlverdiente Strafe annehmen, allen menschlichen Illusionen und Fabrikationen abschwören, und im Gebet den allmächtigen Gott um sein Einschreiten anflehen. Wenn genügend Seelen ihm sich zuwenden, um seine Lösung anstatt ihrer eigenen zu erhalten, so werden sie erkennen, daß seine Vorsehung diese Lösung bereitgestellt hat in der Form der Aufopferung der ersten Samstage des Monats, um seiner Mutter Wiedergutmachung zu leisten. Sobald genügend Wiedergutmachung geleistet worden ist, wird Gott seinem Stellvertreter auf Erden die Gnade schenken, Rußland dem unbefleckten Herzen Mariens zu weihen, und dann wird die Ordnung anfangen, wiederhergestellt zu werden, so wie Gott versprochen hat. Um über die Praxis dieser Aufopferung zu lesen, verpassen Sie nicht die „Kommentare“ der nächsten Woche.

Kyrie eleison.

Neuer Bischof

Neuer Bischof on März 28, 2015

Die Weihe von Hw. Jean-Michel Faure zum Bischof im brasilianischen Kloster Heiligkreuz von letzter Woche war eine erfreuliche Angelegenheit. Das Wetter war trocken und warm, die Sonne schien, und Hw. Thomas Aquinas’ Mönche und die nahen Schwestern hatten sich bei der Umwandlung einer metallenen Beton-Garage in ein Heiligtum übertroffen, welches für diese vornehme Liturgie angemessen war, die sie ebenfalls gut vorbereitet hatten. Trotz der späten Ankündigung folgte eine Reihe von Priestern aus ganz Nord- und Südamerika und Frankreich, sowie rund hundert Seelen aus vielen verschiedenen Ländern, aufmerksam der dreistündigen Zeremonie.

Darüber haben seither alle Katholiken sich gefreut, welche die Notwendigkeit für mindestens einen weiteren Bischof erkennen, damit das Überleben einer „widerstandsfähigen Tradition“ gewährleistet sei. Die Vorstellung Erzbischof Lefebvres von der Verteidigung des katholischen Glaubens konnte nicht länger auf der Schulter eines einzelnen Bischofs ruhen. Die Bischofsweihen des Erzbischofs im Jahre 1988 ohne Erlaubnis von Rom, die sogenannte „Operation Überleben“ als Gegensatz zur „Operation Selbstmord,“ mußte ins 21. Jahrhundert fortgesetzt werden. Wir bitten alle Katholiken um Nachsicht, welche bei dieser Weihe gerne anwesend gewesen wären, wenn sie nur davon gewußt hätten. Doch wir mußten alle nötigen Schritte unternehmen, einschließlich eine gewisse Diskretion walten zu lassen, um das Stattfinden der Weihe sicherzustellen.

Denn diese Weihe hatte mächtige Gegner. Die offizielle Amtskirche in Rom reagierte mit der Erklärung, daß der Weihende sich „automatisch exkommuniziert“ habe. Doch wie schon im Jahre 1988 ist diese Erklärung nichtig, weil nach dem Kirchengesetz jeder, welcher eine strafbare Handlung im Notstand ausführt, von der normalen Kirchenstrafe – z.B. der Exkommunikation bei der Bischofsweihe ohne römische Erlaubnis – ausgenommen ist. Das entspricht dem gesunden Menschenverstand, und Notstand lag in diesem Fall mit Sicherheit vor. Weil der Dritte Weltkrieg immer näherrückt, kann kein Einzelner mehr seines Überlebens sicher sein.

Auch die offizielle Priesterbruderschaft in Menzingen verurteilte die Weihe von Bischof Faure in einer Pressemeldung vom selben Tag. Bemerkenswert an ihr ist lediglich das Eingeständnis, daß der Weihende im Jahre 2012 aus der Priesterbruderschaft St. Pius X. ausgeschlossen wurde wegen seiner „energischen Kritik“ an den Kontakten der Bruderschaft mit Rom in den vorigen Jahren. Wohingegen Menzingen lange Zeit als Grund für den Hinauswurf „Ungehorsam“ angab. Wenigstens gibt Menzingen jetzt zu, daß ihm ständig „Verrat an Erzbischof Lefebvres Werk“ vorgeworfen wurde. Denn darum handelt es sich tatsächlich: um Verrat und Zerstörung.

Und Rom bestätigt den Verrat, indem einen Tag nach der Weihe der Sekretär der päpstlichen Kommission Ecclesia Dei, Monsignore Guido Pozzo, neben seiner Feststellung einer nicht-vorhandenen „Exkommunikation,“ erklärte, daß „mehrere Treffen (zwischen Rom und der Bruderschaft) stattgefunden haben und weitere geplant sind mit mehreren (römischen) Prälaten, um die noch ausstehenden Probleme zu klären in einem gegenseitigen Vertrauensverhältnis“ – Probleme von „doktrineller und bruderschafts-interner Natur.“

Monsignore Pozzo fuhr fort: „Der Papst wartet darauf, daß die Priesterbruderschaft sich entscheidet, in die Kirche einzutreten, und wir sind dazu stets bereit durch das Angebot eines kanonischen Projektes, das bekannt ist (einer Personalprälatur). Es braucht zu diesem Schritt noch ein wenig Zeit, bis in der Bruderschaft die Erkenntnis wächst und Bischof Fellay genügend breite Zustimmung findet.

Was brauchen wir noch mehr, um zu erkennen, was die Stunde geschlagen hat?

Kyrie eleison.

Neubruderschafts-Denken – III.

Neubruderschafts-Denken – III. on Februar 21, 2015

Nachdem diese „Kommentare“ in ihrer Ausgabe 395 erklärten, daß dem Ersten Generalsekretär der Neubruderschaft es an katholischer Doktrin mangelt, und in Ausgabe 396 dieses Fehlen als äußerst umfassendes Problem – praktisch die Gesamtheit der Moderne gegen die Gesamtheit der Wahrheit – beschrieben wird, brauchen wir jetzt nur noch aufzuzeigen, wo dieses umfassende Problem auftaucht in den einzelnen Irrtümern P. Pflugers aus seinem Gespräch vom Spätherbst letzten Jahres in Deutschland. Der Kürze halber werden wir auf die Zusammenfassung seines Denkens von vor zwei Wochen zurückgreifen (die im wesentlichen originalgetreu ist). Einige zusammengefaßte Thesen P. Pflugers in Kursivschrift:—

Die katholische Kirche ist weit; viel weiter als nur die traditionelle Bewegung.

Sehr richtig, aber die von der traditionskatholischen Bewegung hochgehaltene Doktrin ist nicht mehr und nicht weniger weit als die wahre Kirchendoktrin, weil sie identisch sind, und genau diese Doktrin ist das Herz und die Seele der traditionellen Bewegung.

Wir werden die Tradition nie attraktiv und überzeugend machen können, wenn wir geistig in den 1950er- oder 1970er-Jahren steckenbleiben.

Die Tradition „anziehend oder überzeugend“ machen zu wollen oder können, heißt auf viel zu menschliche Art sie sich vorzustellen. Die katholische Tradition kommt von Gott her und besitzt also eine göttliche Anziehungs- und Überzeugungs-Kraft – solange sie originalgetreu dargelegt wird, d.h. ohne menschliche Veränderung oder Abwandlung.

Tradition kann nicht begrenzt werden auf die Verurteilungen des Liberalismus im 19. und 20. Jahrhundert.

Richtig, aber das Evangelium konnte zu jener Zeit nicht ohne diese doktrinären Verurteilungen verteidigt werden. Und weil unser 21. Jahrhundert noch viel liberalistischer ist, kann die Tradition auch heutzutage nicht ohne diese Verurteilungen aufrechterhalten werden.

Unsere Zeit ist eine andere, und wir können nicht einfach stehenbleiben; und vieles Moderne ist nicht unsittlich.

Unsere Zeit ist im Kern nicht so verschieden. Sie ist liberalistischer als jemals zuvor (vergleiche homosexuelle „Ehen“), und wenngleich auch nicht alles unmoralisch sein mag, so bedarf es doch unbedingt der katholischen Doktrin, um das Sittliche vom Unsittlichen zu trennen.

Deshalb müssen wir uns auch immer neu positionieren, und das ist ein praktisches Problem, aber keine Frage des Glaubens.

Jedes von der Kirche jemals vorgenommene Neupositionieren muß immer unter dem Licht des Glaubens beurteilt werden. Nun aber läßt die seit dem Jahre 2012 erfolgte Neupositionierung der Neubruderschaft den Glaubenskampf des Erzbischofs deutlich hinter sich.

Die „Widerstands“-Bewegung hat ihren eigenen „Glauben“ fabriziert, um damit die Neubruderschaft zu verurteilen.

So groß die menschlichen Fehler der „Widerständler“ auch sein mögen, so entstand sie, wie schon die traditionelle Bewegung der 1970er-Jahre, weltweit und spontan als Reaktion auf den Verrat der Neubruderschaft. Die Reaktion mag uns unzusammenhängend vorkommen, doch ihr Zusammenhang ist der von den Widerständlern hochgehaltene identische Glaube.

Das Generalkapitel hat im Jahre 2012 die Tradition nicht verraten, weil es von beiden Seiten angegriffen wurde.

Demnach läge die Wahrheit also stets in der Mitte, und würde an den menschlichen Reaktionen gemessen? Das ist das Denken der menschlichen Politik – ungeeignet, die göttliche Wahrheit zu beurteilen, und umso weniger geeignet, die heutige Kirchenkrise zu lösen.

Die offiziellen Texte der Neubruderschaft aus dem Jahre 2012 waren nicht dogmatisch.

Von allen Dokumenten des Jahres 2012 war das „offiziellste“ jener vom Generalkapitel herausgegebene Text mit den sechs Bedingungen für ein künftiges „Übereinkommen“ mit Rom: sechs deutlich unzureichende Bedingungen, um die Verteidigung des Glaubens seinen konziliaren Todfeinden zu unterstellen. Ist also der Glaube als Ganzes etwa nicht dogmatisch?

Rom war im Jahre 2012 der Bruderschaft gegenüber viel weniger aggressiv als im Jahre 2006.

Weil Rom seit 2006 und schon zuvor beobachten konnte, wie die Priesterbruderschaft beständig in einen Papiertiger sich verwandelte.

Kurz gesagt folgt die Bruderschaft dem Geist und schöpft aus der Tradition Kraft.

Die neo-protestantischen Charismatiker „folgen dem Geist,“ und die Indult-Anhänger „ziehen Kraft aus der Tradition.“

Inzwischen dürfte klar sein, daß P. Pfluger die doktrinäre und anti-liberalistische Priesterbruderschaft Erzbischof Lefebvres hinter sich lassen und in eine Neubruderschaft umgestalten will, welche in Einklang mit der Neukirche des Zweiten Vatikanum stehen soll. Und man behaupte bitte nicht, daß die Neubruderschaft noch keinen entscheidenden Schritt in Richtung Neurom unternommen habe. Denn wenn nicht bald kräftiger Widerstand von innerhalb der Neubruderschaft erfolgt, werden ihre Oberen sie langsam aber sicher in die Arme des konziliaren Roms führen. Sind es wirklich Katholiken, welche das wollen?

Kyrie eleison.

Vorrang der Tradition

Vorrang der Tradition on Juli 19, 2014

Das Wort „Magisterium,“ vom lateinischen „magister“ für „Lehrmeister“ stammend, bedeutet in der Kirche entweder die autoritative Glaubenslehre oder ihre autorisierten Lehrer. So wie der Lehrer den Belehrten übergeordnet ist, so ist auch die Lehre des Magisteriums dem belehrten katholischen Kirchenvolk übergeordnet. Allerdings verfügen die katholischen Lehrmeister über einen freien Willen, und somit liegt in der Zulassung Gottes die Möglichkeit, daß sie irren. Wenn sie nun auf ernsthafte Weise irren, darf dann das Kirchenvolk gegen sie aufstehen und ihnen respektvoll erklären, daß sie falsch liegen? Die Antwort liegt in der Wahrheit begründet. Die Frage wird erst verworren, wenn die meisten Menschen keinen echten Wahrheitsbegriff mehr haben, wie das heute der Fall ist.

Einerseits wissen wir gesichert, daß unser Herr seine Kirche mit einer Lehrautorität ausgestattet hat, uns fehlbaren Menschen die Wahrheit zu lehren, mit welcher allein wir in den Himmel gelangen können: „Petrus, stärke deine Glaubensbrüder.“ Andererseits durfte Petrus sie nur in dem Glauben bestärken, welchen unser Herr ihn gelehrt hatte: „Ich aber habe für dich gebetet, daß nicht nachlasse dein Glaube, und du wiederum stärke dereinst deine Brüder“ (Lukas 22,32). Anders gesagt leitet dieser Glaube den Petrus und ihm obliegt nur, diesen Glauben treu zu schützen und zu erläutern, so wie er dem Petrus als Glaubensgut anvertraut worden ist, um als Tradition bis ans Ende der Zeit weitergegeben zu werden. Somit lehrt die Tradition den Petrus, welcher wiederum die Menschen belehrt.

Das Erste Vatikanische Konzil (1870) hat das gleiche festgestellt. Die Katholiken müssen „alle Wahrheiten, welche im Wort Gottes enthalten sind oder durch die Tradition überliefert werden,“ glauben, welche durch die Kirche als von Gott geoffenbart vorgestellt werden – sei es durch das Außerordentliche oder Ordentliche Universelle Magisterium (bedenken wir, daß ohne diese überliefernde Tradition in ihrem weitesten Sinn es kein „Wort Gottes,“ d.h. keine Bibel, gäbe). Dasselbe Vatikanische Konzil besagt zudem, daß dieses Magisterium mit der kirchlichen Unfehlbarkeit ausgestattet ist; doch schließt diese Unfehlbarkeit das Lehren von Neuartigkeiten aus. Die Tradition im weitesten Sinn regelt somit, was das Magisterium inhaltlich behaupten darf. Während es die Autorität hat, innerhalb der Tradition zu lehren, hat es keinerlei Autorität, den Menschen etwas außerhalb der Tradition zu lehren.

Dennoch benötigen die Seelen ein lebendes Magisterium, damit sie im Rahmen der katholischen Tradition in den Heilswahrheiten unterrichtet werden können. Während diese Wahrheiten so wenig sich ändern können wie Gott und seine Kirche, so sind doch die Umstände in der Welt, innerhalb welcher die Kirche operiert, ständigen Änderungen unterworfen. Entsprechend der Mannigfaltigkeit dieser Umstände benötigt die Kirche also lebende Lehrmeister, welche die Darstellung und Erklärung der unveränderlichen Wahrheiten die ganze Zeit hindurch verändern. Aus diesem Grund bestreitet kein vernünftiger Katholik die Notwendigkeit von lebenden Lehrmeistern der Kirche.

Doch was geschieht, wenn diese Lehrmeister behaupten, etwas stünde innerhalb der Tradition, welches in Wahrheit außerhalb steht? Einerseits sind es gelehrte Männer, von der Kirche bevollmächtigt, die Menschen zu belehren, wobei diese Menschen relativ unwissend sind. Andererseits gibt es zum Beispiel den berühmten Fall des Konzils von Ephesus (im Jahre 428), wo das Kirchenvolk in Konstantinopel aufstand, um die Muttergottesschaft der allerseligsten Jungfrau Maria gegen den häretischen Patriarchen Nestor zu verteidigen.

Die Antwort auf diese Was-geschieht-Frage lautet, daß die objektive Wahrheit sowohl über den Lehrmeistern als auch über dem Volk gleichermaßen steht. Wenn also das Kirchenvolk die Wahrheit auf seiner Seite hat, so ist es den Lehrmeistern übergeordnet, falls diese die Wahrheit nicht besitzen. Hat hingegen das Kirchenvolk die Wahrheit nicht, so hat es auch kein Recht, gegen die Lehrmeister aufzubegehren. Kurzum: wenn das Volk im Recht ist , so hat es dieses Recht. Wenn es nicht im Recht ist, so hat es kein Recht. Und wer legt nun fest, ob das Volk im Recht ist oder nicht? Weder die Lehrmeister (jedenfalls nicht notwendigerweise), noch das Kirchenvolk (noch weniger notwendigerweise), sondern die Wirklichkeit – selbst wenn die Lehrmeister oder das Kirchenvolk oder beide zusammen sich verschworen haben, um diese Wirklichkeit zu ersticken.

Kyrie eleison.