Operation Selbstmord

Neuer Bischof

Neuer Bischof on März 28, 2015

Die Weihe von Hw. Jean-Michel Faure zum Bischof im brasilianischen Kloster Heiligkreuz von letzter Woche war eine erfreuliche Angelegenheit. Das Wetter war trocken und warm, die Sonne schien, und Hw. Thomas Aquinas’ Mönche und die nahen Schwestern hatten sich bei der Umwandlung einer metallenen Beton-Garage in ein Heiligtum übertroffen, welches für diese vornehme Liturgie angemessen war, die sie ebenfalls gut vorbereitet hatten. Trotz der späten Ankündigung folgte eine Reihe von Priestern aus ganz Nord- und Südamerika und Frankreich, sowie rund hundert Seelen aus vielen verschiedenen Ländern, aufmerksam der dreistündigen Zeremonie.

Darüber haben seither alle Katholiken sich gefreut, welche die Notwendigkeit für mindestens einen weiteren Bischof erkennen, damit das Überleben einer „widerstandsfähigen Tradition“ gewährleistet sei. Die Vorstellung Erzbischof Lefebvres von der Verteidigung des katholischen Glaubens konnte nicht länger auf der Schulter eines einzelnen Bischofs ruhen. Die Bischofsweihen des Erzbischofs im Jahre 1988 ohne Erlaubnis von Rom, die sogenannte „Operation Überleben“ als Gegensatz zur „Operation Selbstmord,“ mußte ins 21. Jahrhundert fortgesetzt werden. Wir bitten alle Katholiken um Nachsicht, welche bei dieser Weihe gerne anwesend gewesen wären, wenn sie nur davon gewußt hätten. Doch wir mußten alle nötigen Schritte unternehmen, einschließlich eine gewisse Diskretion walten zu lassen, um das Stattfinden der Weihe sicherzustellen.

Denn diese Weihe hatte mächtige Gegner. Die offizielle Amtskirche in Rom reagierte mit der Erklärung, daß der Weihende sich „automatisch exkommuniziert“ habe. Doch wie schon im Jahre 1988 ist diese Erklärung nichtig, weil nach dem Kirchengesetz jeder, welcher eine strafbare Handlung im Notstand ausführt, von der normalen Kirchenstrafe – z.B. der Exkommunikation bei der Bischofsweihe ohne römische Erlaubnis – ausgenommen ist. Das entspricht dem gesunden Menschenverstand, und Notstand lag in diesem Fall mit Sicherheit vor. Weil der Dritte Weltkrieg immer näherrückt, kann kein Einzelner mehr seines Überlebens sicher sein.

Auch die offizielle Priesterbruderschaft in Menzingen verurteilte die Weihe von Bischof Faure in einer Pressemeldung vom selben Tag. Bemerkenswert an ihr ist lediglich das Eingeständnis, daß der Weihende im Jahre 2012 aus der Priesterbruderschaft St. Pius X. ausgeschlossen wurde wegen seiner „energischen Kritik“ an den Kontakten der Bruderschaft mit Rom in den vorigen Jahren. Wohingegen Menzingen lange Zeit als Grund für den Hinauswurf „Ungehorsam“ angab. Wenigstens gibt Menzingen jetzt zu, daß ihm ständig „Verrat an Erzbischof Lefebvres Werk“ vorgeworfen wurde. Denn darum handelt es sich tatsächlich: um Verrat und Zerstörung.

Und Rom bestätigt den Verrat, indem einen Tag nach der Weihe der Sekretär der päpstlichen Kommission Ecclesia Dei, Monsignore Guido Pozzo, neben seiner Feststellung einer nicht-vorhandenen „Exkommunikation,“ erklärte, daß „mehrere Treffen (zwischen Rom und der Bruderschaft) stattgefunden haben und weitere geplant sind mit mehreren (römischen) Prälaten, um die noch ausstehenden Probleme zu klären in einem gegenseitigen Vertrauensverhältnis“ – Probleme von „doktrineller und bruderschafts-interner Natur.“

Monsignore Pozzo fuhr fort: „Der Papst wartet darauf, daß die Priesterbruderschaft sich entscheidet, in die Kirche einzutreten, und wir sind dazu stets bereit durch das Angebot eines kanonischen Projektes, das bekannt ist (einer Personalprälatur). Es braucht zu diesem Schritt noch ein wenig Zeit, bis in der Bruderschaft die Erkenntnis wächst und Bischof Fellay genügend breite Zustimmung findet.

Was brauchen wir noch mehr, um zu erkennen, was die Stunde geschlagen hat?

Kyrie eleison.

Zwei Reisen

Zwei Reisen on Januar 19, 2013

Von Mitte Dezember 2012 an unternahm ich Reisen nach Nordamerika und Frankreich. Dabei beobachtete ich in der Priesterbruderschaft St. Pius X. einen gefährlichen Zustand der Unschlüssigkeit. In jenen Distrikten, wo der Obere nicht blind ist, wird diese Gefahr momentan noch etwas zurückgehalten, und somit wartet auch der Widerstand. Wo jedoch der Distriktobere ein willfähriger Helfer des Bruderschafts-Generalhauses ist, da geht es zügig in Richtung Neukirche voran und entsprechend nimmt auch der Widerstand Gestalt an. Was genau steht auf dem Spiel?

Seit dem Ausbruch des Protestantismus rutscht die Welt immer weiter von Gott weg. Zwar blieb die katholische Kirche dank dem Konzil von Trient (1545–1563) standhaft, doch schloß die Amtskirche durch das Zweite Vatikanische Konzil (1962–1965) sich diesem Wegrutschen an. Vor allem dank Erzbischof Lefebvre (1905–1991), aber nicht nur durch ihn allein, kamen einige Reste der Trienter Kirche zusammen, um inmitten der Wüste des Modernismus eine katholische Oase zu bilden: die Priesterbruderschaft. Doch wenn bereits die mächtige Kirche nicht widerstehen konnte, so war es gewiß nur eine Frage der Zeit, bis die winzige Priesterbruderschaft versucht sein würde, diesem Wegrutschen sich ebenfalls anzuschließen.

So wie nun aber die offizielle Kirchenführung auf dem Zweiten Vatikanum vorschützen mußte, nicht mit der tridentinischen Kirche zu brechen (was z.B. die „Hermeneutik der Kontinuität“ von Benedikt XVI. vorzugeben versucht), so muß nun auch die offizielle Bruderschaftsführung vorschützen, nicht mit Erzbischof Lefebvre zu brechen. Wie die meisten Politiker der letzten 500 Jahre auch, wenden die Bruderschaftsoberen nun das bekannte Motto an: nach rechts reden, aber nach links marschieren. Denn dies gefällt einer großen Zahl von Menschen, nämlich das Erscheinungsbild des Christentums hochhalten ohne seine Substanz (vergleiche 2. Timotheusbrief 3,1–5 – vor allem Vers 5). Wie Descartes schreiten solche Führungspersonen „unter einer Maske voran,“ um ihre Handlungen auf der Linken durch Worte auf der Rechten zu kaschieren – kurz gesagt durch mehrdeutige Worte.

Wie Hw. Pater Chazal sagt, fiel die Maske der Priesterbruderschaft im Frühling des letzten Jahres. Die Bruderschaftsführung muß sich dann ausgerechnet haben, daß die Zeit reif sei für ihren offenen Schritt in die Amtskirche. Doch – leider für diese Oberen – entstand von März bis Juni 2012 genügend Widerstand, um auf dem Generalkapitel im Juli den unmittelbaren Anschlußversuch an die Neukirche zu blockieren. Deswegen wurde nach diesem Kapitel die Maske wieder aufgesetzt. Doch Liberale bekehren sich nur durch ein Wunder, weil der Linksdrall ihre Ersatzreligion ist. Aus diesem Grunde warten nun die Bruderschaftsoberen gewiß darauf, daß die moderne Welt, das Fleisch und der Teufel ihre Wühlarbeit fortsetzen, den Klerus und die Laien der Bruderschaft nach links zu ziehen. Dann steht bestenfalls nach ein paar Jahren dem Anschluß der Priesterbruderschaft an die Neukirche kein ernsthafter Widerstand mehr entgegen – im Gegensatz zum Sommer des Jahres 2012.

Die Bruderschaft sitzt dadurch zwischen den Stühlen. Aber wie schon der gesunde Menschenverstand von Erzbischof Lefebvre bemerkte, formen allerdings die Oberen ihre Untergebenen und nicht umgekehrt. Deswegen ist – falls nicht durch ein Wunder die Bruderschaftsführung ersetzt wird – die Priesterbruderschaft dazu verurteilt, in die Neukirche sich aufzulösen. Man wird kaum sagen können, daß diese Strafe unverdient wäre. Flehen wir dennoch die Muttergottes an, daß die Barmherzigkeit ihres göttlichen Sohnes Wunder wirken möge.

Kyrie eleison.

Untergrabene Gegenwehr

Untergrabene Gegenwehr on Juli 21, 2012

Das Generalkapitel der Priesterbruderschaft St. Pius X. ging am vergangenen Samstag zu Ende. Die gute Nachricht ist, daß die bis an den Rand des Selbstmordes geführte Bruderschaft nun vom Kapitel eine Gnadenfrist erhielt. Wenn allerdings die folgenden Worte, die in einem Interview mit einer katholischen US-Nachrichtenagentur weltweit ausgestrahlt wurden, immer noch den Geisteszustand der Bruderschaftsoberen darstellen (welche noch weitere sechs Jahre im Amt sind), dann bedarf es weiterer Gebete, um die erwähnte Gnadenfrist andauern zu lassen. Hier die Worte aus dem Interview (welche möglicherweise noch im Internet verfügbar sind – siehe Catholic News Service ):

„Viele Menschen haben eine Auffassung vom (Zweiten Vatikanischen) Konzil, die falsch ist. Inzwischen gibt es sogar Leute in Rom, die das sagen. Wir könnten sagen, glaube ich, daß wir in den Gesprächen (zwischen Rom und der Bruderschaft in den Jahren 2009 bis 2011) sahen, daß wir (die Bruderschaft) viele Dinge als vom Konzil stammend verurteilt haben, welche in Wahrheit nicht vom Konzil, sondern von der allgemeinen Auffassung vom Konzil herrühren.“

Um dies zu kommentieren, müssen wir zum Zweiten Vatikanum zurückkehren. Die 16 Konzilsdokumente sind, weil sie sowohl Wahrheiten als auch Irrtümer enthalten, grundsätzlich zweideutig und widersprüchlich. Die Bruderschaft hat in Nachfolge von Erzbischof Lefebvre nie behauptet, daß die Konzilsdokumente keinerlei Wahrheit enthielten. Allerdings hat die Bruderschaft sie angeklagt, sehr ernsthafte Irrtümer zu enthalten; z.B. die Konzilslehre, wonach der Staat kein Recht besitze, nicht-katholische Religionen zu unterdrücken. Das konziliare Rom hat die Dokumente dagegen stets verteidigt, unter anderem durch den Hinweis auf die entgegengesetzten Wahrheiten in den Dokumenten, wie z.B. daß jeder Mensch in religiösen Belangen die Wahrheit herausfinden und bekennen müsse. Doch waren die Wahrheiten in den Konzilsdokumenten noch nie das Problem, sondern die Irrtümer und die Widersprüchlichkeiten der Dokumente sind es. Wenn beispielsweise die Masse von Individuen – wie der Staat – angeblich religiös neutral sein dürfe, warum darf dann nicht auch das einzelne Individuum neutral sein? Diese Widersprüche in den Konzilsdokumenten öffnen der „Befreiung“ des Menschen von Gott – kurzum dem Liberalismus – Tür und Tor.

Die Lehrgespräche der Jahre 2009 bis 2011 untersuchten die Kluft in der Glaubenslehre zwischen dem konzilsrömischen Subjektivismus und dem von der Bruderschaft hochgehaltenen katholischen Objektivismus. Die Gespräche zeigten natürlich, daß diese Kluft grundsätzlich und unüberbrückbar ist. Sie besteht nicht etwa zwischen konziliarer Wahrheit und katholischer Wahrheit, sondern zwischen konziliarem Irrtum und katholischer Wahrheit – tatsächlich zwischen der Religion des Menschen und der Religion Gottes.

Nun verkündet der Redner im zitierten Interview, daß die „Leute in Rom “richtig“ und „wir,“ d.h. die Priesterbruderschaft, falsch lägen, weil „viele Dinge,“ welche die Bruderschaft beständig als vom Konzil stammend verurteilt hat, doch lediglich der „allgemeinen Auffassung“ vom Konzil entsprächen. Anders gesagt war es vom Erzbischof und seiner Bruderschaft von Anfang an falsch, das Konzil anzuklagen und entsprechend dem konziliaren Rom zu widerstehen. Daraus folgt ebenfalls, daß die Bischofsweihen von 1988 eine unnötige Entscheidung gewesen sein müssen, weil man die Pflege der katholische Tradition den Konzilsbischöfen hätte anvertrauen können. Doch Erzbischof Lefebvre nannte die Bischofsweihen die „Operation Überleben“ und er bezeichnete das Vertrauen auf das konziliare Rom als „Operation Selbstmord.“

Der Redner aus dem Interview befürwortet gemäß seinen eingangs zitierten Worten heute gewiß ein Abkommen zwischen der Bruderschaft und Rom. Laut einigen Berichten über dieses Abkommen würde sogar die Ernennung von Bruderschaftsbischöfen dem konziliaren Rom obliegen. Wenn aber seit Erzbischof Lefebvres Zeit Rom nicht aufgehört hat, konziliar zu sein – und alle Belege widersprechen einer solchen Illusion –, dann hätte der Erzbischof heute über den Redner aus dem Interview gesagt, daß dieser die „Operation Selbstmord“ fördere (sofern der Redner seine zitierten Worte inzwischen nicht verleugnet hat).

Kyrie eleison.