Eleison Kommentare

Mozart in Broadstairs

Mozart in Broadstairs on Januar 27, 2018

Im ”Queen of Martyrs House” in Broadstairs findet von Freitag, dem 23. Februar, 18.00 Uhr, bis Sonntagmittag, 25. Februar, ein bescheidenes musikalisches Wochenende statt, an dem ausschliesslich Musik des berühmten österreichischen Komponisten Wolfgang Amadeus Mozart (1756–1791) gespielt wird. Warum Musik, wenn dieselbe Zeit und derselbe Aufwand in eine Sache investiert werden könnten, die in unmittelbarerer Beziehung zur Religion steht? Und warum ausgerechnet Mozart?

Warum Musik? Weil die Musik ein Geschenk Gottes an die Welt ist, die er geschaffen hat, ein Ausdruck der Harmonie im Zentrum seines Weltalls, auf den alle lebendigen Angehörigen jenes Universums reagieren, nicht nur Engel und Menschen, sondern – auf ihre eigene Weise – auch Tiere und Pflanzen. Was die Pflanzen betrifft, so haben Forscher im amerikanischen Colorado einmal vier Kisten eingerichtet, in denen in Bezug auf Licht, Luft und Feuchtigkeit dieselben Bedingungen herrschten und Pflanzen genau derselben Art untergebracht wurden. In den ersten drei Kisten liessen die Forscher Musik erschallen – gregorianische Gesänge in der ersten, klassische Musik in der zweiten und Rock in der dritten, während es in der vierten Kiste still blieb. Die der Rockmusik ausgesetzten Pflanzen wuchsen zwar, welkten jedoch rasch; unter dem Einfluss der gregorianischen Gesänge blühten die Pflanzen auf; die klassische Musik und die Stille erzeugten Ergebnisse, die in der Mitte zwischen den beiden anderen lagen. Was die Tiere anbelangt, so lassen viele Kuhhirten zur Zeit des Melkens zwecks Steigerung des Milchertrags in ihren Kuhställen ruhige Musik ertönen, so wie man sie in Supermärkten spielt, um die Kauflust der Kunden zu steigern. Überrascht Sie das? Die Erklärung liegt darin, dass es Gott ist, der uns geschaffen hat und nicht wir selbst (Psalm 100, 3), und wir sind Seine Geschöpfe mit jenem harmonischen Teil, den wir nach Seinem Plan in Seinem Weltall insgesamt zur Entfaltung bringen sollen.

Für die Menschen ist die Musik die erhabenste gottgegebene Sprache, durch die sie Zugang zu Gottes Harmonie finden, selbst wenn sie, wie Brahms, an keinen Gott glauben. Darum ist die Musik den Menschen von Natur aus eigen, und sie übt einen gewaltigen Einfluss auf ihre Moral aus, ob im Guten oder im Bösen. So wie Mutter Kirche Gesänge und Polyphonie benutzt, um Seelen gegen Himmel zu erheben, verwendet der Teufel Rock und alle möglichen Arten moderner Musik, um sie zur Hölle zu senden. „Sag mir, was deine Musik ist, und ich sage dir, wer du bist,“ lautet ein Sprichwort. Fast jeder Mensch hat irgendwelche Musik in sich, und wehe ihm, wenn sie ihm gänzlich fehlt! In „Der Kaufmann von Venedig“ (V, 1) lässt Shakespeare den Lorenzo sagen:

„Der Mann, der nicht Musik hat in ihm selbst / Den nicht die Eintracht süsser Töne rührt / Taugt zu Verrat, zu Räuberei und Tücke . . . . Trau keinem solchen, horch auf die Musik!“

Man könnte sagen, dass ein Mensch, der keine Musik in sich hat, unzuverlässig ist, weil er nicht in Übereinklang mit Gott lebt.

Und die moderne Welt lebt nicht in Übereinklang mit Gott. Dies erklärt den scheusslichen Lärm, der heute so oft als Musik gilt und den viele Leute trotzdem lieben, weil Musik für den Menschen so natürlich ist und ihn so tief in seiner Seele rührt. Und dieser misstönende Lärm ist in der Seele zahlloser Menschen um uns herum, und durch diese wirkt er zwangsläufig auch auf uns und entfernt uns von Gott, wenn wir dies zulassen. Die Frage ist letzten Endes sehr wohl religiöser Art. Alles zutiefst Menschliche steht mit Gott in Beziehung, und Musik ist sicherlich zutiefst menschlich.

Andererseits gehörte Mozart einer weitaus gesünderen Welt als der unseren an, und seine Musik entspricht einem besonderen Moment der Harmonie und des Gleichgewichts zwischen der alten Ordnung und modernen Emotionen. Mozart ist der Musiker der Musiker. Hier einige Urteile berühmter Komponisten über ihn. Tschaikowski sagte:”Ich finde Trost und Ruhe in Mozarts Musik. In ihr drückt er jene Lebensfreude aus, die Teil seines gesunden und fröhlichen Temperaments war.“ Schubert sagte: „Was für ein Bild einer besseren Welt hast du uns gegeben, oh Mozart!“ Gounod sagte: „Mozart, der wundertätige Himmel schenkte dir alles – Anmut und Kraft, Überschwang und Mässigung, perfektes Gleichgewicht.“ Brahms sagte: „Es ist eine wahres Vergnügen, zu erleben, wie Musik so hell und so spontan ausgedrückt wird, mit entsprechender Leichtigkeit und Anmut.“

Mozart schrieb vielerlei Arten von Musik, doch besonders hervorragend sind seine Opern und Klavierkonzerte. In Broadstairs schaffen wir es nicht, die Opern aufzuführen, doch John Sullivan, der hier im Jahre 2016 die Hälfte der Beethoven-Sonaten in 24 Stunden spielte, kann mit Mozarts Konzerten und Sonaten spielend leicht einen ähnlichen Bravourakt vollbringen. Informieren Sie uns, wenn Sie kommen möchten, damit wir uns eine Vorstellung von der Anzahl der Besucher machen können. Es werden keine Eintrittskarten verkauft. Mozart ist unbezahlbar!

Kyrie eleison.

Überleben im Gefängnis

Überleben im Gefängnis on Januar 20, 2018

Alexander Solschenizyn (1918–2008) ist einer der wenigen wirklich hervorragenden Schriftsteller des 20. Jahrhunderts, weil er nicht gottlos war, sondern zu Gott zurückfand – dank seinen Leiden unter der totalitären Tyrannei des kommunistischen Russlands, das von 1917 bis 1989 existierte. Sein Hauptwerk ist Der Archipel Gulag, ein dreibändiges Werk, das in erheblichem Masse auf seinen eigenen Erlebnissen beruht. Von 1945 bis 1953 war Solschenizyn in dem kommunistischen Archipel von Straflagern inhaftiert, der sich über ganz Russland erstreckte. Er überlebte diese Prüfung, und in seinen Schriften finden sich Hinweise sowie ernsthafte Ratschläge dazu, wie man in solchen totalitären Gefängnissen unserer modernen Zeit überleben kann. Dem Vernehmen nach haben die Globalisten überall in den Vereinigten Staaten bereits Gefängnisse errichtet, in denen sie die Feinde des globalistischen Staates einzusperren gedenken, unter denen sich bestimmt auch überzeugte Christen befinden werden. Das folgende, sieben Punkte umfassende Rezept für das Überleben entstammt dem Archipel Gulag und wurde letztes Jahr in Frankreich vorgestellt:

* Versuchen Sie beim ersten Verhör nicht, die Beamten, die Sie verhören, zu täuschen oder in die Irre zu führen, wenn Sie eine Woche lang nur gerade so viel Essen und Schlaf bekommen haben, um zu überleben. Spielen Sie stattdessen vom Anfang bis zum Schluss den Idioten, beispielsweise: „Ich weiss es nicht”,”Ich kann mich nicht erinnern”. Jedenfalls sollten Sie sich nichts vormachen: Die betreffenden Beamten halten das Verhör schriftlich fest – die Partei ist ihr Gewissen, und sie wollen ihre Stellen nicht verlieren.

* Wenn Sie erst einmal im Gefängnis sind, führen Sie ein Gedankenleben, das so intensiv ist, dass keine Form von Leiden stark genug ist, Sie geistig aus den Fugen zu bringen.

* Schärfen Sie sich so rasch wie möglich ein, dass Ihr früheres Leben aus und vorbei ist, ja das Leben selbst. Wenn Sie nichts mehr zu verlieren haben und sich diese Tatsache verinnerlicht haben, und wenn Sie sich zum Entschluss durchgerungen haben, dass Sie, koste es was es wolle, an dem von Ihnen gewählten Kurs festhalten werden, dann empfinden Sie keine Furcht mehr, finden automatisch die richtigen Antworten und wissen, wie Sie diese zu formulieren haben; dann können Ihre Peiniger Ihnen nichts mehr anhaben, und wenn Sie sterben müssen, dann sterben Sie in Würde und mit reinem Gewissen. Dies ist die moralische Stärke, die Ihre Kerkermeister fürchten und die sie um jeden Preis brechen wollen, beispielsweise, indem sie Ihnen falsche Hoffnungen auf Begnadigung einflössen.

* Verzichten Sie auf jeglichen Besitz, entsagen Sie allem, und Sie werden die Ruhe und die Freiheit haben, um mit heiterer Gelassenheit über Menschen und Umstände zu urteilen. Verlassen Sie sich einzig und allein auf Ihr Gedächtnis, um sich auf alles zu besinnen, was Sie vom Menschen und von der menschlichen Natur wissen.

* Geben Sie jeden Wunsch auf, über Ihr eigenes Leben zu bestimmen, um Ihren seelischen Frieden zu bewahren.

* Glauben Sie niemandem, misstrauen Sie jedermann: Im Gulag tut niemand etwas umsonst.

* Zu guter Letzt: Schliessen Sie sich mit anständigen Mitgefangenen gegen die Strolche und Spitzel zusammen, wobei Sie die Gerechtigkeit wenn nötig in Ihre eigenen Hände nehmen. Denn eine der bemerkenswertesten Entdeckungen auf Ihrer Reise durch diese Szene aus der Hölle besteht darin, dass Ihre schlimmsten Feinde nicht die Gefängniswächter, sondern Ihre eigenen Mitgefangenen sind. Das Gesetz dieses Dschungels lautet so: Heute geht es dir an den Kragen, morgen bin ich an der Reihe. Alles, was Sie tun können, ist zuerst zuzuschlagen, selbst wenn Ihnen zur Vergeltung ein Messer in den Leib fährt . . . . Kurzum, verschaffen Sie sich Respekt, wenn Sie nicht ausgebeutet werden wollen.

Hinsichtlich der Anwendung physischer Gewalt zur Selbstverteidigung lehrt die Kirche, dass diese im Verhältnis zu der konkreten Bedrohung stehen muss. Doch Solschenizyns wichtigste Aussage lautet, dass man unter diesen Umständen jede irdische Hoffnung aufgeben, allen Besitztümern entsagen und seelische Ruhe bewahren muss, kurz gesagt, dass man jene innere moralische Stärke an den Tag legen muss, die dafür sorgt, dass die Furcht von einem weicht und auf die Gegner übergeht. In diesem Punkt gelten die Katholiken allgemein als unübertroffen, verfügen sie doch über ein Leben im Gebet, das sie in die Nähe Gottes bringt. „Unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat.” (1. Johannes V, 4).

Kyrie eleison.

Die Bedeutung der Kultur – II

Die Bedeutung der Kultur – II on Januar 13, 2018

Wenden wir uns nochmals dem russischen Präsidenten Wladimir Putin zu. Von ihm stammen nämlich gewisse politisch inkorrekte, dafür aber von gesundem Menschenverstand zeugende Bemerkungen zum Begriff der „Kultur,“ die er im weitesten, aber wirklichen Sinne als Werte, Richtlinien und Lebensart verschiedener Völker auf nationaler und internationaler Ebene betrachtet. Die Feinde des Menschen und Gottes wollen sämtliche Nationen zu einem globalen Völkerbrei vermengen, der für ihren Antichristen in der von ihnen erträumten weltweiten Tyrannei viel leichter zu beherrschen sein wird. Der liebe Gott hingegen begründet durch Seine Schöpfung eine erstaunliche Mannigfaltigkeit, weil die geordnete Vielfalt Seiner Geschöpfe Seine eigene unendliche Vielfalt am besten widerspiegelt. Freilich setzt eine geordnete Vielfalt eine Hierarchie voraus, in anderen Worten Ungleichheit. Dies ist der Grund dafür, dass Seine Feinde alles Menschliche im Namen der Gleichheit nivellieren wollen; „Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit“ lautet ihr vielleicht bekanntestes Schlagwort. Katholiken hingegen müssen wünschen, dass alle Geschöpfe so mannigfaltig und ungleich sind, wie ihr Schöpfer dies gewollt hat. Putin steht auf der Seite des lieben Gottes.

Hier einige Auszüge aus einer Ansprache, die er im Oktober dieses Jahres vor Teilnehmern an den 19. Weltfestspielen der Jugend und Studenten in Sotschi, Russland, hielt:—

http://​en.​kremlin.​ru/​events/​president/​transcripts/​55842

Indien hat eine Bevölkerung von 1,2 Millionen und China eine von 1,5 Millionen. Was die USA betrifft, so nehmen diese auch weiterhin immer mehr Immigranten auf, und soweit ich weiss, ist die weisse, christliche Bevölkerung dort kürzlich zur Minderheit geworden, weniger als 50% der Gesamtbevölkerung der Vereinigten Staaten. Was ich sagen möchte, ist, dass die Welt einen dramatischen, globalen Wandel durchmacht. Ich sage nicht, dies sei gut oder schlecht, sondern nur, dass globale Veränderungen stattfinden.

Sie haben gesagt, Russland sei ein gewaltiges Land. Das ist es in der Tat. Doch ist es von seinen westlichen bis zu seinen östlichen Grenzen ein eurasisches Land. In Bezug auf Kultur, ja Sprache, Sprachgruppe und Geschichte, ist es zweifellos insofern ein europäischer Raum, als es von Menschen europäischer Kultur bewohnt wird. Dies sage ich, weil es das ist, was wir bewahren müssen, wenn wir in der Welt ein wichtiges Zentrum bleiben wollen – und ich meine dies nicht in militärischem oder einem anderen solchen Sinne. Wir sollten Völker nicht nach ihrer Ethnizität einteilen, und wir sollten nicht in die Geschichte zurückblicken, indem wir beispielsweise an den Krieg zwischen Frankreich und Russland von 1812 bis 1814 denken; vielmehr sollten wir vorwärts in die Zukunft blicken und nach Wegen suchen, um eine gemeinsame Zukunft aufzubauen und einen gemeinsamen Pfad einzuschlagen.

Auf diese Weise können wir Russland und sein Volk als globales Zentrum bewahren, das wichtig für die Beziehungen mit den asiatischen Ländern und dem amerikanischen Kontinent ist. Wenn wir es nicht fertig bringen, Russland zu erhalten, wird es in kleinere, quasi-nationale Verbindungen von Staaten zerfallen, die schliesslich ihre globale Bedeutung als unabhängige Zentren einbüssen würden. Bewahren wir Russland, so wird dies auch ein grosser Vorteil für die Entwicklung der ganzen Menschheit sein, weil Russland ein entscheidend wichtiger Bestandteil der globalen Kultur ist und auf jeden Fall bewahrt werden muss.

In der Tat. Ein entscheidend wichtiger Teil der menschlichen Kultur besteht stets in der Literatur, den bildenden Künsten und der Musik, weil Menschen aller Zeiten und Länder ganz besonders Geschichten, Bilder und Musik benötigen, um auszudrücken und mit anderen zu teilen, was in ihnen vorgeht. Darum sind das Theater und der Film, die alle drei Kunstformen zu vereinigen vermögen, dermassen einflussreich, heute besonders der Film. Auf dem Gebiet der Literatur kann sich Russland einer erheblichen Zahl weltberühmter Schriftsteller rühmen: Puschkin, Tolstoi, Dostojewski, Tschechow, Solschenizyn etc. Auf dem Feld der Musik hat es geniale Komponisten wie Tschaikowski und Rimski-Korsakow hervorgebracht; in der Filmkunst sind Eisenstein und Tarkowski weltweit zu Ruhm gelangt.

Putin hat recht: Russland, das Land der langen Winter und tiefen Denker, hat zur Weltkultur enorm viel beizutragen, das von ungleich höherem Wert ist als der Haufen demokratischen Schrotts, der heutzutage zum Ausdruck bringt, was im Inneren des gottlosen Menschen vor sich geht.

Beten wir für Putin, damit er nicht ermordet werde, denn Gottes Feinde hassen ihn, und zwar nicht ohne Grund: Er führt sein Land seiner Weihung an das Unbefleckte Herz Mariä entgegen, was die Ankunft des Antichristen wenigstens für einige Zeit verzögern wird. Möge die Muttergottes ihn beschützen!

Kyrie eleison.

Piusbruderschaft, 2018 – Wohin?

Piusbruderschaft, 2018 – Wohin? on Januar 6, 2018

Während die Welt rasant dem Abgrund zusteuert, gehen immer mehr Menschen die Augen auf; sie erkennen, was vor sich geht, und sie fragen sich, wo das bloss enden wird. Während die katholische Kirche von einem Papst, dessen einziges Ziel darin zu bestehen scheint, die letzten Spuren der vorkonziliären Kirche zu tilgen, entschlossen in Richtung Abgrund geführt wird, kann eine wachsende Zahl von Katholiken die Augen nicht länger vor der Realität verschliessen, und sie kommen nicht mehr umhin, sich zu fragen, ob das Konzil (1962–1965) der wahren katholischen Kirche vielleicht doch keinen Segen gebracht hat. Dann wenden sie ihre Aufmerksamkeit der Priesterbruderschaft St. Pius X. zu, weil diese im Jahre 1970 von Erzbischof Lefebvre eben darum begründet wurde, um den Fortbestand der vorkonziliären Kirche zu sichern – und was stellen sie fest? Eine Gruppe von Priestern, die sich ersichtlich immer mehr für die nachkonziliäre Kirche erwärmt, äussert sich zu Vatikan II zusehends verschwommener und gleitet in die Arme der Konzilsrömer. Das Ergebnis? Viele Seelen, die nach der Wahrheit suchen, sind verwirrter denn je zuvor. Wohin steuern die Kirche und die Priesterbruderschaft St. Pius X. im Jahre 2018 also?

Seelen, die nach Wahrheit streben, müssen lesen (z. B. Ralph Wiltgens The Rhine flows into the Tiber oder Erzbischof Lefevbres Brief an verwirrte Katholiken. )Dank solchen Schriften wurden in den siebziger und achtziger Jahren zahlreiche Katholiken zu Anhängern der traditionalistischen Bewegung, wo sie die wahre Kirche wiederfanden, die sie, wie sie wussten, nach der vom Konzil verkündeten „Erneuerung“ verloren hatten. Und in Erzbischof Lefebvre (1905–1991) fanden sie einen Führer mit einer klaren und katholischen Vision dessen, was beim Konzil geschehen war: Dieses war unter dem Druck der modernen Welt einberufen worden, welche die Kirche zwingen wollte, sich ihren Regeln zu unterwerfen, während es von den Anfängen der Kirche bis hin ins 20. Jahrhundert stets die Kirche gewesen war, die Druck auf die Welt ausgeübt hatte, damit sich diese Gottes Geboten unterwarf.

Von diesem Standpunkt aus gesehen, war Vatikan II gleichbedeutend mit einem Aufruhr, einer Umwertung der Werte, zu der es in der gesamten Kirchengeschichte keine Parallele gegeben hatte, doch die Konzilsväter liessen sich fast durchwegs von der modernen Welt betören. Dieser Aufruhr hat den Kurs der Amtskirche vom Konzil bis zum heutigen Tage bestimmt. Und angesichts der Tatsache, dass die Feinde Gottes und des Menschen hinter der modernen Welt und hinter Vatikan II standen, sowie in Anbetracht dessen, dass sie sich als gerechte Strafe Gottes in den Ämtern des Vatikans überall einnisten konnten, wird die Amtskirche, sofern kein Wunder geschieht, im Jahre 2018 ihre Talfahrt fortsetzen.

Und was verheisst das Jahr 2018 für die Priesterbruderschaft St. Pius X.? Anfang Juli, also in sechs Monaten, wird sie jene wählen, die in den kommenden zwölf Jahren ihre drei höchsten Würdenträger sein werden: Den Generaloberen und seine beiden Assistenten. Wenn die vierzig führenden Priester der Bruderschaft, die sich an dieser Wahl beteiligen, wünschen, dass ihre Gemeinschaft noch weiter in die Arme des konziliären Roms, d. h. der Amtskirche, abgleitet, werden sie ihre Stimme zweifellos für Bischof Fellay abgeben, damit dieser Generaloberer bleibe und sein Zerstörungswerk fortsetze, welches darauf abzielt, die klare Vision des Erzbischofs, der die Notwendigkeit des Widerstandes gegen Vatikan II erkannt hatte, durch seine eigene konfuse Vision zu ersetzen, laut der die katholische Tradition mit Vatikan II vermischt werden soll – was so unmöglich ist, wie Feuer mit Wasser zu vermischen. Denn genau wie Paul VI. (1963–1975) davon träumte, Kirche und moderne Welt zugleich zu retten, indem er sie durch Vatikan II vermengte, und mit seinem tyrannischen Traum die Kirche beinahe all ihrer Lebenskraft beraubte, hat Bischof Fellay die Bruderschaft ihrer Lebenskraft beraubt, indem er ihr seinen eigenen entsprechenden Traum einer Rettung von Tradition und Konzil zugleich aufnötigte, um eine messianische Versöhnung nach seinen eigenen Vorstellungen zu erreichen. Diese Vision unterscheidet sich grundlegend von jener des Erzbischofs. Wie werden die vierzig Priester nun wählen? Von ihrer Wahl hängt es ab, wie sich die Bruderschaft entwickelt, zumindest ab Juli.

Allerdings gab es einen Grund für Vatikan II, und dieser lag in dem immer breiteren Abgrund zwischen Gottes wahrer Kirche und dem modernen Menschen. Sie zusammenzuhalten, wurde zu einer unerträglichen Last, und die Konzilsväter brachen unter ihr zusammen. Erzbischof Lefebvre stand fest auf dem Boden seines katholischen Glaubens und begründete die Bruderschaft, aber seine Nachfolger an deren Spitze waren derselben Last ihrerseits nicht gewachsen. Die heutige gottlose Welt umgibt alle von uns, und ihre Sirenenklänge sind überaus verführerisch. Katholiken müssen „wachsam bleiben und beten“ – sie müssen lesen und abermals lesen, und sie müssen ein starkes Gebetsleben haben, das sie mit Gott verbindet – fünfzehn Geheimnisse des Heiligen Rosenkranzes, jeden Tag.

Kyrie eleison.

Die Bedeutung der Kultur – II

Die Bedeutung der Kultur – II on Dezember 30, 2017

Wenden wir uns nochmals dem russischen Präsidenten Wladimir Putin zu. Von ihm stammen nämlich gewisse politisch inkorrekte, dafür aber von gesundem Menschenverstand zeugende Bemerkungen zum Begriff der „Kultur,“ die er im weitesten, aber wirklichen Sinne als Werte, Richtlinien und Lebensart verschiedener Völker auf nationaler und internationaler Ebene betrachtet. Die Feinde des Menschen und Gottes wollen sämtliche Nationen zu einem globalen Völkerbrei vermengen, der für ihren Antichristen in der von ihnen erträumten weltweiten Tyrannei viel leichter zu beherrschen sein wird. Der liebe Gott hingegen begründet durch Seine Schöpfung eine erstaunliche Mannigfaltigkeit, weil die geordnete Vielfalt Seiner Geschöpfe Seine eigene unendliche Vielfalt am besten widerspiegelt. Freilich setzt eine geordnete Vielfalt eine Hierarchie voraus, in anderen Worten Ungleichheit. Dies ist der Grund dafür, dass Seine Feinde alles Menschliche im Namen der Gleichheit nivellieren wollen; „Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit“ lautet ihr vielleicht bekanntestes Schlagwort. Katholiken hingegen müssen wünschen, dass alle Geschöpfe so mannigfaltig und ungleich sind, wie ihr Schöpfer dies gewollt hat. Putin steht in dieser Hinsicht auf der Seite des lieben Gottes.

Hier einige Auszüge aus einer Ansprache, die er im Oktober dieses Jahres vor Teilnehmern an den 19. Weltfestspielen der Jugend und Studenten in Sotschi, Russland, hielt:—

http://​en.​kremlin.​ru/​events/​president/​news/​55842

Indien hat eine Bevölkerung von 1,2 Millionen und China eine von 1,5 Millionen. Was die USA betrifft, so nehmen diese auch weiterhin immer mehr Immigranten auf, und soweit ich weiss, ist die weisse, christliche Bevölkerung dort kürzlich zur Minderheit geworden, weniger als 50% der Gesamtbevölkerung der Vereinigten Staaten. Was ich sagen möchte, ist, dass die Welt einen dramatischen, globalen Wandel durchmacht. Ich sage nicht, dies sei gut oder schlecht, sondern nur, dass globale Veränderungen stattfinden.

Sie haben gesagt, Russland sei ein gewaltiges Land. Das ist es in der Tat. Doch ist es von seinen westlichen bis zu seinen östlichen Grenzen ein eurasisches Land. In Bezug auf Kultur, ja Sprache, Sprachgruppe und Geschichte, ist es zweifellos insofern ein europäischer Raum, als es von Menschen europäischer Kultur bewohnt wird. Dies sage ich, weil es das ist, was wir bewahren müssen, wenn wir in der Welt ein wichtiges Zentrum bleiben wollen – und ich meine dies nicht in militärischem oder einem anderen solchen Sinne. Wir sollten Völker nicht nach ihrer Ethnizität einteilen, und wir sollten nicht in die Geschichte zurückblicken, indem wir beispielsweise an den Krieg zwischen Frankreich und Russland von 1812 bis 1814 denken; vielmehr sollten wir vorwärts in die Zukunft blicken und nach Wegen suchen, um eine gemeinsame Zukunft aufzubauen und einen gemeinsamen Pfad einzuschlagen.

Auf diese Weise können wir Russland und sein Volk als globales Zentrum bewahren, das wichtig für die Beziehungen mit den asiatischen Ländern und dem amerikanischen Kontinent ist. Wenn wir es nicht fertig bringen, Russland zu erhalten, wird es in kleinere, quasi-nationale Verbindungen von Staaten zerfallen, die schliesslich ihre globale Bedeutung als unabhängige Zentren einbüssen würden. Bewahren wir Russland, so wird dies auch ein grosser Vorteil für die Entwicklung der ganzen Menschheit sein, weil Russland ein entscheidend wichtiger Bestandteil der globalen Kultur ist und auf jeden Fall bewahrt werden muss.

In der Tat. Ein entscheidend wichtiger Teil der menschlichen Kultur bestand stets in der Literatur, den bildenden Künsten und der Musik, weil Menschen aller Zeiten und Länder ganz besonders Geschichten, Bilder und Musik benötigen, um auszudrücken und mit anderen zu teilen, was in ihnen vorgeht. Darum sind das Theater und der Film, die alle drei Kunstformen zu vereinigen vermögen, dermassen einflussreich, heute besonders der Film. Auf dem Gebiet der Literatur kann sich Russland einer erheblichen Zahl weltberühmter Schriftsteller rühmen: Puschkin, Tolstoi, Dostojewski, Tschechow, Solschenizyn etc. Auf dem Feld der Musik hat es geniale Komponisten wie Tschaikowski und Rimski-Korsakow hervorgebracht; in der Filmkunst sind Eisenstein und Tarkowski weltweit zu Ruhm gelangt.

Putin hat recht: Russland, das Land der langen Winter und tiefen Denker, hat zur Weltkultur enorm viel beizutragen, das von ungleich höherem Wert ist als der Haufen demokratischen Schrotts, der heutzutage zum Ausdruck bringt, was im Inneren des gottlosen Menschen vor sich geht.

Beten wir für Putin, damit er nicht ermordet werde, denn Gottes Feinde hassen ihn, und zwar nicht ohne Grund: Er führt sein Land seiner Weihung an das Unbefleckte Herz Mariä entgegen, was die Ankunft des Antichristen wenigstens für einige Zeit verzögern wird. Möge die Muttergottes ihn beschützen!

Kyrie eleison.

Eine Weihnachtserzählung

Eine Weihnachtserzählung on Dezember 23, 2017

Der folgende Text bildet den Höhepunkt einer Geschichte, die gewiss zur Weihnachtszeit passt; sie ist der Muttergottes in den Mund gelegt, als sie die heilige Grotte in Bethlehem abermals betritt, um Freunden die menschliche Geburt Gottes an jenem Orte zu schildern, wo sie sich ereignete. Es braucht für einen Schriftsteller gehörigen Mut, eine solche Szene zu beschreiben und der Gottesmutter Worte in den Mund zu legen. Nicht jeder Leser dieser „Kommentare” mag diesen Versuch geglückt finden. So sei es denn. Andere Leser mögen grossen Gefallen an dieser Szene finden, die geschichtlich geschehen ist und ähnlich wie hier dargestellt geschehen sein muss, und für solche Leser sei sie hier wiedergegeben:

“Maria erhebt sich wieder und betritt die Grotte: ‚Alles ist genau so, wie es damals war. Nur war es damals Nacht! . . . Josef zündete ein Licht an, als ich eintrat. Dann, und erst dann, bemerkte ich, als ich vom Esel herabstieg, wie müde und durchfroren ich war. Wir wurden von einem Ochsen begrüsst. Ich ging zu ihm hin, um ein wenig Wärme zu spüren, auf dem Heu auszuruhen . . . dort, wo ich jetzt stehe, breitete Josef das Heu aus, um mir ein Bett zu machen, und er trocknete es für uns beide, Jesus und mich, bei dem kleinen Feuer in jener Ecke . . . weil mein engelsgleicher Mann für uns die Liebe eines wahren Vaters empfand . . . und er und ich assen, während wir uns wie zwei in der Finsternis der Nacht verirrte Geschwister an den Händen hielten, unser Brot und unseren Käse. Und dann ging er dorthin, um nach dem Feuer zu sehen, wobei er seinen Mantel abstreifte, um den Eingang zur Grotte zu versperren . . . . In Wahrheit verhüllte er den Ruhm Gottes, der sich anschickte, vom Himmel herabzusteigen. Mit Jesus im Leib stand ich zwischen der Wärme der beiden Tiere auf dem Heu, in meinen Mantel und die Wolldecke gehüllt. Mein lieber Mann! . . . In jenem für mich so schweren Augenblick, als ich zum ersten Mal allein dem Mysterium der Geburt gegenüberstand, ein unbekanntes Gefühl für jede Frau, doch für mich durch die Einzigartigkeit meiner Mutterschaft noch erhöht und noch weiter erhöht durch die Aussicht, den Sohn Gottes aus sterblichem Fleisch hervorgehen zu sehen, war Josef für mich wie eine Mutter, ein Engel . . . mein Tröster . . . damals und immer.

Und dann senkten sich Schweigen und Schlaf nieder, um den Gerechten Mann zu umhüllen . . . damit er nicht sehen konnte, was für mich die tägliche Umarmung Gottes war . . . . Und für mich begannen die grenzenlosen Wogen der Ekstase, sie rollten von einem Meer des Paradieses her, hoben mich immer wieder auf Hügel des Lichtes, höher und höher, trugen mich mit sich aufwärts, in einem Ozean des Lichts, mehr Licht, Frieden und Liebe, bis ich mich im Meer Gottes, vom Busen Gottes, versinken spürte . . . . Eine Stimme von der Erde vermochte mich immer noch zu erreichen: ‚Schläfst du, Maria?’ Oh, so weit weg! . . . Ein blosses Echo, das mich von der Erde her rief! . . . Und so leicht, dass es kaum die Seele berührt, und ich habe keine Ahnung, was für eine Antwort ich gebe, während ich immer höher steige und steige in diesem Meer von Feuer, von unendlicher Glücksseligkeit, des Vorwissens Gottes! . . . bis es Gott, Gott Selbst ist! . . . Oh, wurde Jesus aus mir geboren, oder wurde ich in jener Nacht aus der Herrlichkeit der Heiligen Dreifaltigkeit geboren? War ich es, der Jesus das Leben schenkte, oder war es Jesus, der mich emporhob, um mir das Leben zu schenken? Ich weiss es nicht . . .

Und dann der Abstieg, von einem Chor der Engel zum anderen, von einem Sternenmeer zum anderen, ein Abstieg, so sanft und so langsam und so friedlich wie der einer Blume, die von einem Adler die Höhe getragen und dann fallen gelassen wird, fast unmerklich auf Luftflügeln niedergleitet, glitzernd in einer Perle von Regen mit dem im Himmel gestohlenen Fetzen eines Regenbogens, bis sie wieder auf ihrem heimatlichen Boden landet! . . . Und meine Juwelenkrone: Jesus, Jesus auf meinem Herzen . . .

Dort drüben sitzend, nachdem ich Ihn auf meinen Knien angebetet hatte, liebte ich Ihn. Endlich konnte ich Ihn lieben, ohne dass eine fleischliche Grenze zwischen uns stand, und von dort stand ich auf, um ihn zu dem Einen Gerechten zu bringen, der wie ich verdiente, unter den ersten zu sein, die Ihn liebten. Und hier, zwischen diesen beiden ländlichen Säulen, schenkte ich Ihn dem göttlichen Vater. Und hier ruhte Er zum ersten Mal auf Josefs Herzen . . . . Ich wiegte ihn auf meiner Brust, während Josef das Heu am Feuer trocknete und es warm hielt, um es auf die Brust des Kindes zu legen, und dann dort drüben hin, damit wir beide Ihn anbeten und uns über Ihn niederbeugen konnten, so wie ich mich jetzt niederbeuge, um Seinen Atem einzusaugen und sprachlose Verwunderung darüber zu empfinden, wie weit Gottes Liebe niedersteigen kann, um Menschen zu lieben. Und wir weinten die Tränen, die sicherlich im Himmel geweint werden ob der unerschöpflichen Freude, Gott anschauen zu dürfen.“

Kyrie eleison.