Eleison Kommentare

Die Bedeutung der Kultur – I

Die Bedeutung der Kultur – I on Dezember 16, 2017

„Wenn ich das Wort ‚Kultur’ höre, greife ich zu meinem Revolver“ ist ein bekannter Ausspruch (er wird oft Reichsmarschall Göring zugeschrieben, stammt aber in Wirklichkeit aus einem Berliner Theaterstück von 1933), der sich so deuten lässt, dass die Kultur nicht die eigentliche Quelle der Werte ist, die häufig auf sie zurückgeführt werden. Das Wort wird immer wieder als Feigenblatt benutzt, um den fast totalen Abfall des Abendlandes vom Glauben durch eine schändliche, aber seit langem bestehende Heuchelei zu vertuschen, mit der manche Schusswaffenbesitzer vielleicht instinktiv gerne Schluss machen möchten. Ein amerikanischer Zeitgenosse, der begreift, dass die Kultur durch die Religion bzw. deren Fehlen bestimmt wird, ist Ron Austin, der in der Dezemberausgabe der Zeitschrift First Things einen Artikel über die Popkultur geschrieben hat, in dem er die Ansicht vertritt, diese sei weder Pop noch Kultur.

Austin ist ein mit allen Wassern gewaschener Hollywood-Drehbuchautor und Regisseur, der fast ein halbes Jahrhundert lang Popkultur produziert hat, meist für das Fernsehen. Er ist Mitglied der Amerikanischen Akademie für Kunst und Wissenschaft des Kinos, aber auch freier Mitarbeiter der Dominikanischen Schule für Philosophie und Theologie in Berkeley, Kalifornien, und somit kompetent genug, um zu beurteilen, was wahre Kultur ist. So schreibt er beispielsweise zu Beginn seines Artikels: „Der Schlüssel zum Verständnis der Moderne und ihres letztendlichen Scheiterns liegt in den vielen missglückten Versuchen, einen Ersatz für den religiösen Glauben zu finden . . . . Das einflussreichste und mächtigste Surrogat für ein sinnvolles Weltbild war die von den Massenmedien geförderte ‚Popkultur’ . . .” Popkultur, sagt Austin, sei ein Götze; als solcher sei sie hohl, denn sie sei weder Pop noch Kultur.

Laut Austins Definition ist „Pop“ was dem Volk gehört und nicht irgendeiner Elite. Er räumt ein, dass die Popkultur heute auf viele sehr anziehend wirkt, fügt jedoch hinzu, sie sei ihrer Natur nach synthetisch und industriell, weil sie auf keinen natürlichen und organischen Lebensstil zurückgehe; deswegen sei sie nicht wirklich volkstümlich. Der Begriff „Kultur“ ist nicht leicht zu definieren, aber Austin versteht darunter eine Lebensform, die auf von einer Gemeinschaft geteilten Werten beruht, welche sie auszudrücken vermag. Kultur in diesem Sinne kann einzig und allein organisch wachsen wie ein Baum, in einem natürlichen Tempo, das nicht beschleunigt werden kann; sie bedingt ein gemeinsames Gedächtnis mit einem Sinn für die Vergangenheit, eine Kontinuität von Werten, Zielen und Richtlinien. Doch die „Popkultur“ löscht die Vergangenheit aus. Deswegen ist sie keine wahre Kultur. Austin lässt die Jahrzehnte seines eigenen Lebens unter diesem Gesichtspunkt Revue passieren.

In den fünfziger und sechziger Jahren vollzog sich, wie er sich erinnert, eine wachsende Entfremdung von der Vergangenheit, bei der die Massenmedien eine entscheidende Rolle spielten. In den siebziger Jahren trieb eine Gegenkultur der Atomisierung und des Narzissmus ihre Sumpfblüten, mit mehr seichter Unterhaltung als je zuvor und ständig zunehmender Entrückung von der Wirklichkeit. Das Medium selbst wurde zur Botschaft, und die Moral basierte auf subjektiven Emotionen, welche die Medien als lukratives Produkt vermarkteten. Unterhaltung trat an die Stelle von Denken und Analyse. Diese Krankheit war zwar nicht tödlich, aber doch hochgradig ansteckend. In den achtziger Jahren wurden in den USA, Europa und Russland Versuche zur Erweckung alter Werte unternommen, die jedoch nachliessen. In den neunziger Jahren platzten einige falsche Hoffnungen, doch die Masse der Konsumenten war gespaltener denn je zuvor.

Immerhin verleiht der katholische Glaube im zweiten Jahrzehnt des dritten Jahrtausends Austin eine gewisse Hoffnung. Wahre Kultur ist darauf angewiesen, dass sich die Menschen menschlich verhalten, und als wahre Vorbilder haben die Menschen Unseren Herrn und die Muttergottes. Es wird wieder die Saat der wahren Kultur ausgestreut werden, und es wird wieder Licht werden.

Austin ist auf der richtigen Fährte; er hat das wahre Problem erkannt, auch wenn seine Ausführungen zu diesem und zu seiner Lösung verhältnismässig oberflächlich bleiben. Denn das heutige geistige Klima, oder die heutige Kultur, ist nichts wenigeres als für die Seelen und deren ewige Rettung brandgefährlich. Es ist vollkommen normal geworden, entweder überhaupt nicht an Gott zu glauben oder, wenn man doch an Ihn glaubt, Ihn nicht ernst zu nehmen. Die Vergangenheit hat uns nur noch wenig zu sagen (ausser die Sechs Millionen, natürlich). Gegenüber Unmoral ist man gleichgültig. So etwas wie eine natürliche Ordnung, die zu respektieren wäre, gibt es nicht. Die Technologie ist unsere Rettung. Die Freiheit ist alles. Und diese Krankheit ist höchst ansteckend, weil sie so „befreiend“ ist. Möge der Himmel uns helfen!

Kyrie eleison.

P.S. Als kleine Reminiszenz an die elitäre Kultur von gestern – Kultur im wahren Sinne des Wortes – wird von Freitag, dem 23. Februar, bis Freitag, dem 25. Februar nächsten Jahres hier in Broadstairs entsprechend dem”Beethoven Blast” vor zwei Jahren Musik von Mozart gespielt werden. Einzelheiten folgen.

Neumesse-Wunder?

Neumesse-Wunder? on Dezember 9, 2017

Nachdem letztes Jahr in diesen”Kommentaren” berichtet worden war, anno 2008 sei anlässlich einer Neuen Messe (NM) in Sokulka, Polen, ein Hostienwunder geschehen, bestritt eine Reihe von Katholiken in der englischsprechenden Welt, dass so etwas möglich sei. Als dasselbe kürzlich aus Paris berichtet wurde (https://youtu.be/IgQnQhxmhH4), meldeten sich ihrerseits einige französische Traditionalisten zu Wort und stellten den von zwei polnischen Laboratorien vorgelegten wissenschaftlichen Beweis für das Wunder in Frage; unabhängig voneinander waren beide Laboratorien zum Schluss gelangt, die ihnen zugestellte Probe aus der betreffenden Hostie entstamme dem Herzmuskel eines Menschen, der sich in akuter Todesnot befunden habe.

Angesichts eines solchen Beweises sind zwei einander entgegengesetzte Argumentationen möglich. Entweder man vertritt angesichts der Tatsache, dass die NM modernistisches Gift ist, die Meinung, es sei grundsätzlich unmöglich, dass Gott ein solches „Wunder” im Rahmen einer NM vollbringe; oder man stellt sich angesichts der Ernsthaftigkeit dieses Beweises auf den Standpunkt, eine neue Messe, neue Priesterweihen und neue Bischofsweihen können unter Umständen gültig sein (weil die betreffenden Priester und Bischof in den Jahren 2005 bzw. 1980 geweiht worden sind). Eine Anzahl mutiger Traditionalisten bestreitet nachdrücklich, dass innerhalb der modernistischen Neukirche auch nur eine dieser drei Möglichkeiten gegeben sei.

Sicher ist, zumindest innerhalb der katholischen Kirche, dass solche Fragen auf der Grundlage der Doktrin und nicht auf emotioneller Basis entschieden werden müssen. Die Vernunft muss die Oberhand behalten – für Piloten kann es beispielsweise tödlich sein, den Gefühlen und nicht den Flugzeuginstrumenten zu folgen. Bezüglich der Gültigkeit eines Sakraments besagt die kirchliche Doktrin, dass hierfür vier Voraussetzungen erfüllt sein müssen: Ein gültiger Priester, Form, Materie und sakramentale Absicht. Bei einer NM-Messe kann eine oder können mehrere dieser Voraussetzungen nicht gegeben sein, doch schliesst sie keine davon automatisch aus. Sind sämtliche vier erfüllt, so ist die Neue Messe gültig. Aus diesem Grund hat Erzbischof Lefebvre als theologisch beschlagener Mann niemals behauptet, die NM sei automatisch ungültig. Somit war auch die in Sokulka zelebrierte NM nicht zwangläufig ungültig. Angesichts dieser Tatsachen scheint es vernünftiger, von dem Beweis auf das Wunder zu schliessen, als von der Unmöglichkeit eines solchen „Wunders” auf die Falschheit des wissenschaftlichen Beweises. Sonst benötigt man nämlich einen präzisen Grund, um das präzise Gutachten der Pathologen in Frage zu stellen.

Ein gewichtiger Einwand bleibt dennoch bestehen: Wie kann der allmächtige Gott im Rahmen der NM, die von ihren Begründern eindeutig eingeführt wurde, um den Glauben der Katholiken allmählich zu vergiften und somit die katholische Kirche zu zerstören, überhaupt Wunder tun? Die Antwort muss lauten, dass es Gott nicht in erster Linie darum geht, die Authentizität der NM zu bestätigen, sondern dass Er deren Gültigkeit aufrechterhält, um nicht eine grosse Zahl katholischer Schafe, die sie aufgrund ihrer relativen Unkenntnis des Gifts und ihrer Unschuld immer noch besuchen, nicht im Stich zu lassen. Was das Wunder betrifft, ginge es dann für Ihn vor allem darum, sowohl den Schafen als auch den Hirten warnend in Erinnerung zu rufen, dass Er unter dem Anschein von Brot und Wein Gegenwärtig ist. Besinnt man sich auf die katholische Doktrin, laut der die NM unter gewissen Umständen gültig sein kann; erinnert man sich daran, dass der Heilige Paulus sagt, wer leichtfertig am Abendmahl teilnehme, sei „schuldig am Leib und Blut unseres Herrn” (1. Korinther XI, 27–39), und hält man sich schliesslich vor Augen, wie verbreitet in der Neukirche der Mangel an Respekt für die Realpräsenz ist, so begreift man sofort, wie wichtig für die Rettung zahlreicher Seelen solche Zeichen wie das Wunder in Sokulka sein können. Der dortige Gemeindepriester bezeugt, wie sehr dieses in der gesamten Region um Sokulka zur Stärkung des katholischen Glaubens und dessen vermehrter Praktizierung beigetragen hat.

Der Skeptiker beharrt freilich auch weiterhin auf seinem Einwand: Wie kann Gott es doch zulassen, dass ein solch vergifteter Messeritus je gültig sein kann? Die Antwort heisst: Gott nimmt den Menschen ihren freien Willen nicht, sondern erlaubt uns in grossem Umfang, zu tun, was wir wollen. In diesem Fall wollten (und wollen) die Neomodernisten einen Messeritus, der stark genug vergiftet ist, um die wahre Kirche langfristig zugrunde zu richten, aber immer noch genügend katholisch ist, um unwissende und unschuldige Katholiken kurzfristig täuschen zu können, die ihren Pastoren immer noch trauen, wenn letztere ihnen beispielsweise erzählen, die NM sei der „gewöhnliche Ritus” der Kirche. Die NM hätte in der universalen Kirche nie und nimmer Anerkennung gefunden, wenn es von Anfang an klar gewesen wäre, dass er automatisch ungültig ist.

Kyrie eleison.

Liberalismus = Religion

Liberalismus = Religion on Dezember 2, 2017

Der Liberalismus ist nicht nur eine schwerwiegende Sünde, die unseren Herrn Jesus Christus entehrt. Er ist faktisch eine Religion. Wir gehen am Liberalismus und seinen Folgen zugrunde. Seit Jahrhunderte lang hat er sich überall ausgebreitet, in unseren Schulen, in unseren Gesellschaften. Er ist ein Gift, das Gottes Gebote zerstört, zusammen mit allem, was die Schönheit und die Grösse einer christlichen Zivilisation ausmacht. In seiner Enzyclica Humanum Genus sagte Leo XIII. über die Freimaurer: „Wir müssen ihnen die Maske vom Gesicht reissen und sie so zeigen, wie sie sind, so dass wir ihnen und ihren Irrtümern entgehen können.” Ich glaube, dass der Liberalismus eine Frucht der Freimaurerei ist, die ebenfalls entlarvt werden muss, bis wir ihre Gefahren vollumfänglich begreifen.

Der Liberalismus hat seine Göttin: Es ist die Freiheit. Zur Zeit der Französischen Revolution beteten die Liberalen in der Pariser Kathedrale Notre Dame die Göttin der Vernunft an, in anderen Worten die Freiheit, die Freiheit des Menschen, jene Freiheit, der in der Einfahrt zum Hafen von New York eine Statue errichtet wurde, die vor nicht allzu langer Zeit mit masslosem Pomp gefeiert wurde. Der Mensch ist frei, endlich befreit von allen Gesetzen, und ganz besonders vom Gesetz Gottes. Die Freiheit ist die Göttin der Religion des Liberalismus.

Der Liberalismus hat seine Priesterschaft in Gestalt der Freimaurer – eine geheime, wohlorganisierte, äusserst schlagkräftige Priesterschaft. Es gibt Tausende und Abertausende von Freimaurern. Allein schon die ausschliesslich Juden vorbehaltene Sekte B’nai B’rith, deren Mitglieder sich häufig mit Kirchenvertretern in Rom treffen und sich auch am Treffen in Assisi beteiligte, zählt weltweit fünfhunderttausend Angehörige. Sehr mitgliederstark und einflussreich ist auch der Grand Orient.

Der Liberalismus hat seine Dogmen: Sie beruhen auf der Menschenrechtserklärung. Wie die Päpste lehrten, sind diese vom Liberalismus proklamierten Rechte von der Freimaurerei erfundene Instrumente gegen Gott, um den Menschen von Gott zu befreien. Folglich ist der Mensch frei, zu sündigen und Gott nicht zu gehorchen . . . . Die Pressefreiheit ist eines von mehreren angeblichen Menschenrechten, die von den Päpsten anderthalb Jahrhunderte lang verurteilt worden sind.

Der Liberalismus hat seine Moral, die schlicht und einfach Unmoral ist: Keine Einschränkungen der Freiheit. In den vergangenen zwanzig Jahren ist es den Liberalen gelungen, in der Gesetzgebung fast sämtlicher Staaten all jene Prinzipien festzuschreiben, die der katholischen Moral widersprechen, wie etwa Abtreibung, freie Partnerwahl etc. – das Zusammenleben in Sünde wird sogar durch das Steuersystem begünstigt.

Der Liberalismus hat seine Politik: An erster Stelle steht hier die Demokratie, die Demokratie der Zahlen. Das Volk herrscht – angeblich. Doch in Wahrheit geht es lediglich darum, es besser unterjochen, beherrschen und ausplündern zu können, zum Nutzen eines allmächtigen Staates, eines totalitären Sozialismus, der schrittweise das Eigentumsrecht unterhöhlt und den Bürger zwingt, ein Drittel des Jahres für den Staat zu arbeiten. Die Bürger werden de facto zu Sklaven des totalitären Staates. Das ist die Politik des Liberalismus, die sogenannte Freiheit.

Der Liberalismus hat sein Ausbildungssystem: Das Schulwesen muss atheistisch, laizistisch und landesweit einheitlich sein. In Frankreich waren es nicht die Bischöfe, welche die Freiheit der Privatschulen verteidigten, sondern die Familien. Ohne die zwei Millionen Menschen, die nach Paris zogen, um gegen das sozialistische Gesetz zur Reform des Erziehungswesens zu demonstrieren, gäbe es heute in Frankreich nur noch staatliche Schulen, und die Privatschulen wären verschwunden.

Der Liberalismus hat sein Wirtschaftssystem, das von internationalen Finanzgruppen gelenkt wird. Staate mit einer liberalen Moral, einer liberalen Wirtschaft, einem liberalen Ausbildungssystem und liberalen Gesetzen werden, auch wenn sie enorme Schulden anhäufen, vom Internationalen Währungsfonds unterstützt. Hingegen werden Staate, die dem Liberalismus Widerstand leisten, finanziell unterminiert und wirtschaftlich ruiniert, sofern dies möglich ist. Der Vatikan selbst wurde von der internationalen Finanz in den Ruin getrieben. Die Freimaurer infiltrierten das päpstliche Finanzwesen und überwiesen das Vermögen des Vatikans nach Kanada, wo es verschwand. Anschliessend boten die Freimaurer und die internationale Finanz dem Vatikan sofort finanzielle Hilfe in jeder benötigten Höhe an. Dieser Art ist der Druck, der bei der Ernennung von Bischöfen oder Kardinälen oder bei jeder beliebigen anderen Entscheidung des Papstes auf Rom ausgeübt werden kann. Der Papst steht heute praktisch im Dienste des freimaurerischen Liberalismus. Wir müssen die Dinge beim Namen nennen.

Dies sagte Erzbischof Lefebvre 1986 in Barcelona (wir haben seine Ausführungen abgekürzt). Muss heute auch nur ein einziges Wort geändert werden?

Kyrie eleison.

Wie Unterscheiden? – II

Wie Unterscheiden? – II on November 25, 2017

Während Josefs erste Frage die in der Kirche herrschende Verwirrung im allgemeinen betraf (siehe die letztwöchige Ausgabe dieser”Kommentare”), bezog sich seine zweite Frage spezifisch auf die Priesterbruderschaft St. Pius XII. Sie lautete wie folgt:

Sie schrieben letzte Woche, seinen Früchten nach zu urteilen, sei Vatikan II nicht katholisch gewesen, während Erzbischof Lefebvre dies sehr wohl gewesen sei. In der Priesterbruderschaft St. Pius XII, die gegründet hat. scheint jedoch eine neue Denkweise entstanden zu sein, die man in einer Reihe von Thesen zusammenfassen könnte. Beispielsweise:

1. So anstössig das Verhalten des Papstes und der Bischöfe auch sein mag, sie sind auch weiterhin rechtmässige Autoritäten der Kirche.

2. Papst Franziskus mag ein Modernist sein, aber er besitzt immer noch die Macht, die Priesterbruderschaft in den Schoss der Kirche zurückzuführen.

3. Die Konzilsbischöfe sind durchaus nicht alle schlecht. Sie können christliche Reaktionen zeigen, ein Bewusstsein für die Krise der Kirche an den Tag legen, die katholische Moral öffentlich verteidigen, in der Liturgie zu Respekt vor Gott auffordern, der Heiligen Jungfrau Maria die gebührende Ehrfurcht zollen, usw.

4. Eine Übereinkunft mit Rom kann ins Auge gefasst werden, solange man uns”so akzeptiert, wie wir sind”.

5. Wir setzen uns selbst ins Unrecht, wenn wir jedwelche Übereinkunft mit Rom ablehnen.

6. Es ist nützlicher, von Erzbischof Lefebvres Frömmigkeit zu sprechen, als von seinem Widerstand gegen das Konzil.

7. Es ist besser, ein gutes Verhältnis zur Priesterbruderschaft zu pflegen, als die Beziehungen zu ihr um fehlbarer Ansichten willen zu verderben.

8. Die Konzilsanhänger sind undiszipliniert und ungehorsam. Die Anhänger der Bruderschaft müssen diszipliniert und gehorsam sein.

In Anbetracht all dessen und angesichts der Komplexität der Situation, in der sich Katholiken heute befinden: Kann man es Mitgliedern oder Anhängern der Bruderschaft verdenken, wenn sie im Sinne dieser Thesen denken?

Antwort: Es hängt alles davon ab, wie viel diese Mitglieder oder Anhänger wissen. Beispielsweise wissen ältere Angehörige und Unterstützer der Bruderschaft, dass das Konzil eine neue Religion darstellte und dass die Opposition des Erzbischofs ihm gegenüber folglich eine Glaubensfrage und ihrem Wesen nach wichtiger als Frömmigkeit war, denn wie kann es Frömmigkeit ohne Glauben geben? Diese Veteranen der Bruderschaft verdienen ein gerütteltes Mass an Tadel (ausser wenn und bis sie öffentlich ihre Stimme erheben), weil sie zulassen, dass das, was Josef als”neue Denkweise” bezeichnet, innerhalb der Bruderschaft die Oberhand gewinnt, so dass deren junge Mitglieder und Anhänger es desto viel schwieriger haben, zu begreifen, was an den oben angeführten acht Thesen faul ist. Eine neue Generation von Priestern, die der Bruderschaft angehören, ist so fromm, wie man es sich nur wünschen kann, steht jedoch (immer mit Ausnahmen) der Krise, welche die Kirche nun schon seit mehr als einem halben Jahrhundert plagt, hilflos gegenüber. Hiermit lauten die Antworten auf die obigen acht Thesen:

1. Gewiss, der Papst und die Bischöfe scheinen äusserlich rechtmässige Autoritäten der Kirche zu sein, doch um ihr Verhalten und ihren Glauben ist es so schlecht bestellt, dass viele ernsthafte Katholiken diese Rechtmässigkeit in Frage stellen.

2. In den Schoss welcher Kirche würde der Papst die Neubruderschaft führen? In den der Neukirche?”Sie haben mich aus der Neukirche ausgestossen?” sagte der”exkommunizierte” Erzbischof. ”Na und? Ich habe ihr niemals angehört. ”

3. Die Konzilsbischöfe sind in der Tat nicht alle schlecht, doch sind sie fast alle Modernisten, was bedeutet, dass viele von ihnen ihren katholischen Glauben verloren haben, ohne sich dessen überhaupt bewusst zu sein. Der moderne Mensch ist so verdorben, dass er, wenn seine katholische Religion seiner Modernität angepasst wird, nicht einmal begreift, dass er kein Katholik mehr ist.

4. 1987 konnte die Priesterbruderschaft noch sagen:”Akzeptiert uns so, wie wir sind”. Doch heute, anno 2017, hat sich das”so wie wir sind” grundlegend geändert!

5. Würde Rom nur zum wahren Glauben zurückkehren, entfiele jede Notwendigkeit eines Übereinkommens.

6. Gott segne den Erzbischof auch wegen seiner Frömmigkeit, doch seine weitaus wichtigste Eigenschaft war sein Glaube.

7. ”Fehlbare Ansichten”? Es gibt so etwas wie die Wahrheit! Hat jemand, der in der Neubruderschaft eine auch nur halbwegs bedeutende Position bekleidet, die Dokumente von Vatikan II tatsächlich studiert? Bestreitet die Bruderschaft, dass das Konzil eine neue Religion begründet hat?

8. Die Mitglieder und Anhänger der Bruderschaft müssen diszipliniert und gehorsam sein – doch wem soll ihr Gehorsam gelten? Der neuen Konzilsreligion, die den Menschen ins Zentrum stellt?

Das Problem mit all diesen Thesen besteht darin, dass die Priesterbruderschaft St. Pius XII. im Getöse des grossen Krieges entstanden ist, den die moderne Welt gegen Gott führt, doch seit dem Tod des Erzbischofs im Jahre 1991 haben ihre Führer jedes tiefe Verständnis dafür verloren, wer diesen Krieg führt und wie und warum. Josef, lesen Sie”Pascendi” wieder und wieder, bis Sie es vollständig begriffen haben!

Kyrie eleison.

Wie Unterscheiden? – I

Wie Unterscheiden? – I on November 18, 2017

Ein junger Mann mit rechtschaffenem Sinn hat uns eine gute Frage über die Krise innerhalb der Kirche und eine weitere gute Frage über die Krise innerhalb der Priesterbruderschaft St. Pius X gestellt. Seine erste Frage formuliert Josef wie folgt:

Einerseits war die Konzilskrise nur eine von vielen Krisen, welche die Kirche neulich heimsuchten, wie der Protestantismus, der Liberalismus und verschiedene Revolutionen, wozu noch zwei Weltkriege kamen; deshalb vermochten Irrtümer, die vor Vatikan II von der Kirche klar verurteilt worden waren, beim Konzil zu triumphieren. Und nach dem Konzil wurden dessen Neuerungen von klassischen Feinden der Kirche wie Freimaurern und Sozialisten mit Beifall aufgenommen, während der missionarische Geist der Kirche eindeutig erloschen ist.

Andererseits sind die Ideen des Konzils das Werk hochintelligenter und anscheinend katholischer Prälaten, und man kann nicht ständig geltend machen, der Papst sei gar nicht Papst, oder die meisten modernistischen Bischöfe seien ungültig geweiht. Kann man also sagen, dass die Konzilskrise auch Grauzonen umfasst, die es immer noch schwer machen, klar zu sehen? Und wenn wir noch keine gesicherten Schlüsse ziehen können, können wir dann ganz sicher sein, dass wir am wahren Glauben festhalten?

Die beste Antwort auf diese Frage erteilt Unser Herr selbst, der in der Bergpredigt (Matthäus VII, 15–20) sagt:”An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen.” Offensichtlich wusste Unser Herr, dass Seine Kirche ständigen Angriffen ausgesetzt sein und dass der Teufel rastlos versuchen würde, im Geist Seiner Amtsbehörden Verwirrung zu stiften. Die Verwirrung, die auf Vatikan II folgte, unterscheidet sich ihrer Art nach nicht von früheren Krisen in der Kirchengeschichte, aber der grosse Abfall der Prälaten bei Vatikan II macht diese Verwirrung ihrem Umfang nach beispiellos – nie zuvor war die Masse der katholischen Hirten und deshalb auch die katholische Herde dermassen verloren gewesen.

Dennoch: Will man einen Ausweg aus der Verwirrung finden, gilt immer noch das unfehlbare Prinzip: Taten sprechen lautet als Worte, und die Früchte der Taten eines Menschen lassen am sichersten erkennen, wer er ist und was er wirklich beabsichtigt. Besonders im Fall des Modernismus kann ein Mensch sich selbst darüber belügen, was er will oder beabsichtigt, weil niemand der Realität dermassen entrückt ist wie ein Modernist.”Das Ende der Welt wird durch Menschen geprägt sein, die Böses tun, während sie wähnen, Gutes zu tun”, sagte Pater Frederick Faber im 19. Jahrhundert. Im 21. Jahrhundert befinden wir uns in der verhängnisvollen Endphase dieses jahrhundertelangen Prozesses, bei dem die Menschheit, die glaubt, Gottes nicht mehr zu bedürfen, sich selbst belügt. Würde Gott Seine Schafe denn wirklich schutzlos solch beispiellos gefährlichen Wölfen im Schafspelz ausliefern, wie es die Modernisten sind? Nein, weil jedermann dazu fähig ist, einen Menschen an den Früchten seiner Taten zu erkennen, sofern er über ein Minimum an gesundem Verstand und einen ehrlichen Willen verfügt.

Ziehen wir hieraus die sich aufdrängenden Schlüsse. Sie, Josef, stellen fest, dass die heutigen kirchlichen Autoritäten hochintelligente Männer und anscheinend katholisch sind, und folgern hieraus durchaus logisch, dass sie legitime Autoritäten der Kirche sind, denn obwohl Sie wissen, dass die Früchte ihrer Taten so wenig katholisch sind, dass gar mancher Katholik ihnen jede Legitimität abspricht, fragen Sie sich, wer denn sonst bevollmächtigt sei, für die Universale Kirche zu sprechen und zu handeln. Zugleich stellen Sie jedoch fest, dass die Ideen jener Männer mit schwerwiegenden antikatholischen Irrtümern früherer Zeiten übereinstimmen, und dass die klassischen Feinde der Kirche wie die Freimaurer ihnen jetzt Beifall spenden. Argumente finden sich auf der einen wie auf der anderen Seite. Zweifel und Schatten. Wie entrinnt man diese Konfusion?

Die Antwort liegt in Ihrer weiteren Feststellung, dass seit Vatikan II der missionarische Geist in der Kirche erloschen ist. Dies sind die Früchte des Konzils. Es predigte die Ökumene ( Unitatis Redintegratio ) , die Glaubensfreiheit ( Dignitas Humanae ) sowie die relative Annehmbarkeit falscher Religionen wie des Hinduismus, des Islam und des Judentums ( Nostra Aetate ) – wie konnte der katholische missionarische Geist da nach dem Konzil nicht erlöschen? Und sind nach Vatikan II nicht zahllose Klöster, Seminare, Nonnenklöster, Diözesen und Gemeinden verödet, so dass sie geschlossen werden mussten? Wurden doch irgendwo neue Diözesen eröffnet? Ja, unter der Führung des weltweit einzigen Bischofs, der das Konzil und alle seine Werke von Anfang an offen zurückwies, Erzbischof Lefebvre. Dies waren eben jene Früchte eben jener katholischen Prinzipien, die Vatikan II zum Trotz getreulich in die Praxis umgesetzt worden sind. Nach weiteren Antworten auf Ihre Fragen brauchen Sie, Josef, nicht zu suchen.

Kyrie eleison.

Menzingen Befiehlt

Menzingen Befiehlt on November 11, 2017

Durchaus nicht alle Leser dieser”Kommentare” stellen sich hinter die Kritik an den Worten und Taten des Hauptquartiers der Neubruderschaft in Menzingen. Allerdings gibt es auch viele, die folgendes erkennen: Genau wie Erzbischof Lefebvre zum Wohle der katholischen Kirche handelte, als er ihrer Zerstörung durch das Zweite Vatikanische Konzil beherzt Widerstand leistete, ist es heutzutage, abermals um der Rettung von Seelen willen, voll und ganz gerechtfertigt, das Abgleiten der Neubruderschaft in die Arme der römischen Konzilskirche öffentlich zu kritisieren. In der Juni-Ausgabe von Menzingens interner Zeitschrift für die Priester der Bruderschaft,”Cor Unum”, erschien wieder einmal eine trotzige Rechtfertigung dieses Kurswechsels. Menzingen ist verstockt. Menzingen muss zurechtgewiesen werden, und zwar öffentlich.

Wir führen in Kursivschrift eine sachliche Zusammenfassung einiger der hauptsächlichen Argumente Menzingens an, die man (in französischer Sprache) im Internet auf der Website nachlesen kann:—

Résistance catholique francophone:: Cor Unum juin 2017

Erzbischof Lefebvre überliess die Regelung der Beziehungen zu Rom voll und ganz dem Generaloberen der Bruderschaft. Dies tat er, weil er wusste, dass kein Verlass darauf bestand, dass seine eigenen, ihm unterstellten Priester begreifen würden, welch extreme Vorsicht bei Verhandlungen mit den Vertretern der römischen Amtskirche angebracht ist. Die heutige Priesterbruderschaft beweist, wie recht er mit dieser Einschätzung hatte.

Das Generalkapitel von 2006 ermächtigte die Führung der Bruderschaft, jeden Priester aus dieser auszuschliessen, der ihre Politik öffentlich kritisierte.”Diese Warnung ist ernst zu nehmen.” Genau so hat Paul VI. Erzbischof Lefevre”ausgeschlossen”. Sieht Menzingen eigentlich, in wessen Fussstapfen es da tritt? Und haben die Priester, die 2006 für diese Politik stimmten, vorausgesehen, wohin ihre Zustimmung zu solchen Ausschlüssen führen würde?

Gleichgültig wie triftig die Argumente der Kritiker sind, öffentliche Kritik schadet dem gemeinsamen Wohl immer. Hat Erzbischof Lefebvre dem Gemeinwohl der (wahren) Kirche während seiner beiden Jahrzehnte als Dissident geschadet? Die Wahrheit ist der entscheidende Prüfstein einer jeden Autorität, ganz besonders in der katholischen Kirche, und nicht umgekehrt!

Erzbischof Lefebvre rettete die Kirche, indem er Priester in Übereinstimmung mit der katholischen Tradition ausbildete. Nicht ganz. Die Ausbildung guter Priester war sein Beitrag zur Rettung des katholischen Glaubens. Doch Priester, die heute von Menzingen darin geschult werden, sich der römischen Konzilskirche anzupassen, laufen Gefahr, weder zur Rettung des Glaubens noch zu jener der Kirche beizutragen.

Der Erzbischof hat die amtierenden Kirchenbehörden stets anerkannt, sowohl vor als auch nach der von ihm vollzogenen Weihe von vier Bischöfen im Jahre 1988, und er verlangte auch von den Priestern der Bruderschaft, sie anzuerkennen. Ja, doch im Jahre 1988, nachdem die Römer ein für alle Male bewiesen hatten, dass sie den Glauben nicht ernstlich verteidigen würden , änderte sich seine Einstellung ihnen gegenüber grundlegend.”Bis jetzt Diplomatie, doch von nun an Doktrin”, sagte er, wie Menzingen genau weiss, doch Menzingen misst der Doktrin eben nicht dieselbe Bedeutung zu wie der Erzbischof.

Genau. Die Kritiker Menzingens machen Fragen der Klugheit zu Fragen des Glaubens. Nein. Wer gläubige Katholiken konziliären – d. h. fehlgläubigen – Römern unterstellt, begeht dadurch einen direkten Anschlag auf den Glauben.

Wie können solche Römer eigentlich bekehrt werden, wenn die gläubigen Katholiken der Bruderschaft jeglichen Kontakt mit ihnen ablehnen? Und wie können Katholiken ihren Glauben bewahren, wenn sie sich ansteckenden Modernisten unterwerfen, welche, je besser sie es meinen, desto gefährlicher sind?

Es ist doch nicht jeder in der heutigen Amtskirche ein Anhänger des Konzils. Ihr gehören auch Konservative an, die uns wohlgesinnt sind. Aber die Konservativen haben so gut wie keine Macht. Die ganze Macht in Rom liegt in den Händen von Freimaurern, die bittere und unversöhnliche Feinde der katholischen Tradition, der Kirche unseres Herrn, unseres Herrn und Gottes sind. Und alles in der Amtskirche wird letzten Endes auf Konzilskurs gebracht, besonders von Papst Franziskus.

Kyrie eleison.