Bischof Bernard Fellay

Abkommen ist da

Abkommen ist da on Juli 12, 2014

Am 13. Dezember letzten Jahres trafen der Papst und Bischof Fellay, Generaloberer der Priesterbruderschaft St. Pius X., sich kurz im Haus Santa Marta , wo der Papst derzeit lebt. Offiziell bestreitet die Bruderschaft, daß dieses Treffen bedeutsam gewesen sei. Doch der italienische Kommentator Giacomo Devoto, welcher einiges über die Vorgehensweise Roms weiß, argumentiert, daß dieses Treffen der Beweis für das Erreichen eines Abkommens zwischen Rom und der Bruderschaft sei (siehe bitte www.unavox.it). In aller Kürze:—

Am Morgen des 13. Dezember 2013 trafen Bischof Fellay und seine beiden Assistenten als Obere der Bruderschaft die Oberen der Ecclesia Dei -Kommission. Dies geschah auf Einladung von Msgr. Guido Pozzo, welchen der Papst in diese Kommission zurückberufen hatte, um die problematische Beziehung zwischen Rom und der Bruderschaft zu betreuen. Es wurde im offiziellen Bruderschaftsmagazin DICI behauptet, daß dieses Treffen lediglich „informell“ gewesen sei. Devoto hingegen weist darauf hin, daß selbst ein informelles Treffen nicht stattgefunden haben kann ohne eine zuvorige Reihe diskreter Kontakte, um den öffentlichen Bruch der Beziehungen vom Juni 2012 zu reparieren. Außerdem, so Devoto, sei ein solches Treffen die notwendige Voraussetzung für ein „formelles“ Treffen.

Jedenfalls begaben nach dem morgendlichen Treffen Msgr. Pozzo, Msgr. di Noia und die drei Bruderschaftsoberen sich zum Haus Santa Marta , wo der Papst gerade zu Mittag aß. Als er nach dem Essen aufstand, eilte Bischof Fellay zu ihm hin und beide tauschten öffentlich ein paar Worte aus; dann küßte Bischof Fellay den Ring des Papstes (oder kniete für den Segensempfang hin, so der römische Vatican Insider ). Wiederum spielte DICI die Begegnung als ein Zufallstreffen mit spontanem Austausch von Höflichkeiten herunter. Devoto hingegen erklärt auf einleuchtende Weise, daß selbst eine „zufällige“ Begegnung nicht ohne vorheriges Wissen und Genehmigung durch den Papst stattgefunden haben kann.

Laut Devoto ist darüber hinaus ein solches Treffen in der Kunst der Diplomatie ein fein säuberlich berechnetes Eisbrechen mit sehr dehnbarer Auslegung; entworfen, damit es so viel oder so wenig bedeuten kann, wie der jeweilige Beobachter will. Auf der einen Seite fand die höfliche Begegnung zwischen Papst und Bischof für alle sichtbar an einem öffentlichen Ort statt, welcher von wichtigen Neukirchen-Offiziellen gut besucht wird, so daß die Begegnung als päpstliche Unterstützung verstanden werden konnte für das beim morgendlichen Treffen mit der Kommission Besprochene. Auf der anderen Seite hingegen konnten sowohl Rom als auch die Bruderschaft plausibel abstreiten, daß die Begegnung eine über den Austausch von Höflichkeiten hinausgehende ernste Bedeutung gehabt habe.

Als dann im neuen Jahr die ersten Gerüchte zu zirkulieren begannen, stritt DICI monatelang ab, daß ein Abkommen zwischen Rom und der Bruderschaft ein Thema sei. Erst am 10. Mai 2014 gab DICI dann zu, daß überhaupt ein Treffen zwischen dem Papst und Bischof Fellay stattgefunden hatte, und spielte dieses Ereignis so herunter, daß Devoto dies als sicheres Zeichen für das private Erreichen eines Abkommens deutet. (Das zynische Sprichwort besagt, daß in der modernen Politik etwas erst dann als zutreffend gewertet werden kann, wenn es abgestritten wird.)

Das Hauptproblem für den Papst und Bischof Fellay ist nun nicht, wie sie zu einem Abkommen gelangen können – welches beide sowieso wollen –, sondern wie sie ihren jeweils linken bzw. rechten Flügel zur Annahme des Abkommens bringen können. Dieses Problem wird allerdings für beide Seiten täglich kleiner, weil die Bruderschaft als einst glorreiche Verteidigerin des Glaubens zur unrühmlichen Neubruderschaft wird. Wievele Neukirchen-Bischöfe fürchten denn die Neubruderschaft noch als Gefahr für ihre Neukirche? Und wieviele Bruderschaftspriester sind noch davon überzeugt, daß ein Abkommen mit Rom katastrophal ist, insbesondere, wenn ihnen gesagt wird, daß „sie nichts ändern müssen“? Ein solches Abkommen braucht eigentlich nicht mehr verkündet zu werden, denn in manchen Herzen und Köpfen ist es bereits da.

Kyrie eleison.

Wackere Priester

Wackere Priester on Juni 14, 2014

Wie einige von Ihnen wissen, ist Hw. Pater Fernando Altamira ein junger argentinischer Priester in der Priesterbruderschaft Sankt Pius X. und arbeitet in Bogota, der Hauptstadt des südamerikanischen Kolumbien. Vor ein paar Monaten bezog der Pater öffentlich eine klare Stellung gegen den Verrat am Glauben und an der Bruderschaft von Erzbischof Lefebvre durch Bischof Fellay und seine Mannschaft im schweizerischen Menzingen. Als Pater Altamira dann sein Priorat verließ, um eine alternative Pfarrei in der Nähe zu gründen, ging ein Großteil seiner ehemaligen Schäfchen mit. Wie ich Mitte April selber beobachten konnte, ist er ein frommer, intelligenter und hart arbeitender Priester, und sehr beliebt bei den Gläubigen. Für seine Mühen wird er nun von der Priesterbruderschaft „ausgeschlossen.“

Dagegen protestierte er schriftlich bei Bischof Fellay und erklärte, daß sein „Ausschluß“ ungültig sei. Zugleich sandte er eine Kopie seines gut begründeten Protestes an einen Priesterveteran der Bruderschaft, welcher allzu gut versteht, wie die moderne Welt funktioniert, um von Bischof Fellay getäuscht werden zu können. Hier sind die weisen Kommentare des Veteranen:—

„Es ist offensichtlich, daß in der Priesterbruderschaft Sankt Pius X. ein Problem vorherrscht. Die Liberalisten haben die Kontrolle übernommen und wollen nun in die Struktur des modernistischen Rom eingebunden werden. Wie Pater Niklaus Pfluger sagte, wollen sie außerdem alle ihrer Operation Selbstmord sich widersetzenden Anti-Liberalisten ausschließen. Ein weiterer Beweis für die fortlaufende Anerkennung der Bruderschaft durch Rom sind die Kirchengebäude, welche diverse französische Bischöfe dem Bischof Fellay zur Verfügung stellen, z.B. für das Requiem von Pater Lagneau, für die Jubiläumsmesse von Pater Marziac, für die Firmungen in Korsika, bei verschiedenen Gelegenheiten die Basilika von Lourdes, usw.“

„Geheimhaltung ist der Vorgehensweise eines liberalistischen Politikers würdig, um seine Wähler zu einem Ziel zu führen, welches genau entgegengesetzt ist zu seinen Versprechungen, welche er einst gemacht hatte, um überhaupt gewählt zu werden. Durch eine Reihe von doppeldeutigen Aussagen, geschickt entworfen, um Schritt für Schritt vorwärtszukommen, bringt so ein Politiker die große Mehrheit seiner Anhänger am Ende dazu, das gegenteilige Ergebnis dessen zu akzeptieren, wovon sie anfangs überzeugt waren und womit sie begannen. Das ist Machiavellianischer Betrug, Lüge und Heuchelei – schlicht und einfach gesagt. Für den Generaloberen Bischof Fellay heiligt der Zweck die Mittel, und um sein Ziel zu erreichen, zögert er auch nicht, von Erzbischof Lefebvre wiederholt verurteilte Positionen einzunehmen. Was würde der Erzbischof über den Generaloberen und seine zwei Assistenten sagen? Daß sie Idioten sind, kindisch, einfältig und ungehorsam; daß sie die Bruderschaft in den Selbstmord führen; daß sie den Kampf für den überlieferten Glauben verraten; und daß sie die vielen von den Gläubigen durch Großzügigkeit und Opfer erbrachten Früchte den Modernisten in Rom in den Rachen werfen.“

„Die Modernisten in Rom haben nie von ihrer Forderung abgelassen, daß wir das Zweite Vatikanische Konzil und die Legitimität der Neuen Messe akzeptieren sollen. Bereits im Jahre 1975 haben der Rektor und Professoren in Ecône dem Erzbischof geraten, das Konzil anzunehmen, um die alte Messe retten zu können. Sie endeten in der Rebellion und verließen im August 1977 das Seminar. Heute gehen die drei Rädelsführer in Menzingen so weit, die Legitimität der Neuen Messe, der Luthermesse, zu akzeptieren. Sie sagen, daß das zögerliche Mitspielen der Bruderschaft unsere „neuen Freunde in Rom“ nur verärgere, während das Warten auf die Bekehrung Roms ihres Erachtens unrealistisch sei. Gewiß kann nur Gott allein diese Situation bereinigen, welche so völlig verschieden zur Situation der Kirche ist, als der Hl. Pius V. sie reformierte. Wie der Titanic-Kapitän wird auch Bischof Fellay und sein Generalhaus die Operation Selbstmord zu einem erfolgreichen Abschluß bringen. Blinde Blindenführer. Doch wer nicht blind ist, muß diesem Selbstmord widerstehen und den Glauben bewahren.“

Hätte doch die Bruderschaft mehr Priester vom Schlage eines Pater Altamira und Pater Faure!

Kyrie eleison.

Widerstands-Ausrichtung – II

Widerstands-Ausrichtung – II on April 26, 2014

Der Glaube muß bewahrt werden, selbst wenn der Hirte geschlagen ist (vergleiche EC 348). Wenn es einen Mann gegeben hat, der uns zeigte, wie man den Glauben selbst in unseren schlimmen Zeiten aufrechterhält – und zwar durch die Erhaltung des wahren Meßopfers und des wahren katholischen Priestertums –, so war dies gewiß Erzbischof Lefebvre (1905–1991). Weil die von den konziliaren Hirten über die Kirche gebrachte Katastrophe seit der Zeit des Erzbischofs im Wesen sich nicht geändert hat, so gelten seine Worte und Taten wesentlich auch noch heute. Das beste, was ein Neuling bezüglich dieser Katastrophe machen kann, ist, die Worte des Erzbischofs zu lesen und zu studieren.

Weil allerdings seit seinem Tod das Unheil noch deutlich gewachsen ist, tut jede sogenannte „Widerstandsbewegung“ heute gut daran, all jene Lektionen zu lernen, welche aus dem Untergang der Priesterbruderschaft St. Pius X. ziehbar sind – jener Bruderschaft, die zu gründen die gewaltige Errungenschaft des Erzbischofs darstellte, um in der zusammenbrechenden Amtskirche den Glauben zu bewahren. Also warum führen die heutigen Oberen der Bruderschaft sie in eine andere Richtung als Erzbischof Lefebvre, so daß sie ebenfalls zusammenzubrechen droht?

Der Grund lautet meines Erachtens so: die Bruderschaft wählte nach dem Tode des Erzbischofs im Jahre 1991 auf ihren Generalkapiteln in den Jahren 1994 und 2006 Generalobere, welche die konziliare Katastrophe nie richtig begriffen hatten, denn sie selber waren Kinder der unterwanderten 1950er-Jahre, sowie der revolutionären 1960er-Jahre und danach. Weil diese Männer die Revolution sozusagen mit der Muttermilch eingesogen hatten, verstanden sie nicht, daß diese Revolution auch Kirchenmänner, welche nach außen hin noch katholisch scheinen, von innen heraus zerstört. Kurz gesagt haben diese Oberen entweder nie selber den Modernismus studiert oder aber nie begriffen, was sie da studiert hatten; oder vielleicht waren sie auch zu „fromm“ oder „übernatürlich“ für die Erkenntnis, daß der Modernismus just auf die vor ihnen stehenden Amtskirchenmänner zutreffen könnte.

Während also Erzbischof Lefebvre klar erkannte, daß die Konzilskirche durch ihren Verlust aller vier Kennzeichen der katholische Kirche (einig, heilig, katholisch, apostolisch) nicht die katholische Kirche sein konnte, so beharren heute Bischof Fellay (Generaloberer seit 1994) und Pater Niklaus Pfluger (Erster Generalsekretär seit 2006) auf der Annahme, daß, weil es nur eine Kirche geben kann, die Konzilskirche die katholische Kirche sein müsse. Daraus folgt: während Erzbischof Lefebvre seine Bruderschaft auf sicherer Distanz zur Konzilskirche hielt, wollen heute Bischof Fellay und Pater Pfluger diese Distanz aufheben und die Bruderschaft in diese Kirche, welche konziliar ist, zurückbringen. Und sowohl Bischof Fellay als auch Pater Pfluger werden erst dann sich katholisch fühlen, wenn sie dies erreicht haben.

Doch der Glaube ist keine Sache von Gefühlen, sondern des Verstandes. Wer somit, aus welchen Gründen auch immer, erkannt hat, daß die momentane Bruderschaftsführung auf dem Holzweg ist, der muß fortfahren und das ganze Problem der Weltrevolution studieren, also den Modernismus und das Zweite Vatikanum. Das ist gewiß eine große Aufgabe, denn selbst wenn wir über das Lehrbuchwissen dieser Revolution verfügen, so kann es doch passieren, daß wir sie nicht erkennen, selbst wenn sie direkt vor unserer Nase ist. Beispielsweise, wenn ich so nett mich fühle, weil ich zu fühlen meine, daß alle anderen nett seien, so entgeht mir schnell die objektive Falschheit fast aller von uns, so wie Gott uns sieht. Sicherlich bedarf es einer speziellen Gnade Gottes, um zwar diese Falschheit zu erkennen, welche Gott sieht, ohne trotzdem unser Mitleid zu verlieren. Doch kann die Seele diese Gnade erhalten, so sie Gott e rnsthaft sucht, insbesondere durch das Gebet.

Gott ist gut zu denen, welche ihn suchen, sagt die hl. Schrift an vielen Stellen. Unter der Voraussetzung, daß er existiert, könnte er anders als in höchstem Maße gut zu jenen sein, welche ihn suchen?

Kyrie eleison.

Pater Rioult – I.

Pater Rioult – I. on November 30, 2013

Warum erhoben die Priester der Priesterbruderschaft St. Pius X. sich nicht, als ab März letzten Jahres vollkommen klar wurde, daß ihre Führer jede Bodenhaftung zur katholischen Lehre verloren hatten und nachherig das Werk von Erzbischof Lefebvre verrieten? Pater Olivier Rioult, Vorreiter der Widerstandsbewegung in Frankreich, nannte letzten Monat in einem Gespräch mehrere gute Gründe dafür (auf französisch unter pelagiusasturiensis.​wordpress.​com ). Die folgende Zusammenfassung ist eine freie Anpassung des Originals:—

Erstens und auf grundsätzliche Weise, die Erbsünde: Als der ursprüngliche Kampf für die katholische Tradition in den 1970er- und 1980er-Jahren erfolgreich genug verlaufen war, um das Überleben der Glaubensgrundlagen garantieren zu können, begannen die traditionellen Katholiken auf ihren Lorbeeren sich auszuruhen, ihre gemütlichen Glaubensinseln zu genießen und in einen komfortablen Trott zu verfallen, welchen sie heute nur ungern verlieren. Sie haben den Kampfgeist zur Verteidigung des Glaubens verloren.

Zweitens, die besondere Form der Erbsünde namens Liberalismus: Während der letzten zehn Jahre waren die Bruderschaftsoberen führend bei der Abschwächung des Kampfes gegen den Liberalismus, gegen die Irrtümer und gegen die unanständige Kleidung Nicht mehr gegen den Strom zu schwimmen bedeutet jedoch zwangsweise rückwärts zu treiben, mit dem Strom. Auf solche Weise ist eine ganze Reihe von Bruderschaftspriestern – bei weitem nicht alle – in ihrer Überzeugung und Verkündigung schwächer geworden.

Drittens, der Aktivismus: Einige Priesterbrüder verfielen durch ihre vielfältigen priesterlichen Aufgaben dazu, die Füße sich wundzulaufen und folglich keine Zeit und keine Neigung mehr zu finden für das Lesen und Studieren. Wenn sie auf diese Weise zu reinen Verwaltern und Kommunikatoren werden, schwächen sie ihre Überzeugung und Verkündigung.

Viertens, Bischof Fellays Bauernfängerei: Über Jahre hinweg hat seine Doppelzüngigkeit fast jeden täuschen können – außer eine kleine Minderheit von klarsichtigen Seelen, welche jedoch absolut kein Gehör sich verschaffen konnten. Erst im letzten Jahr fiel seine Maske durch seinen Artikel in „Cor Unum“ vom März 2012 und durch seine Antwort an die drei Bischöfe vom 14. April 2012. Doch den größten Teil der Traditionskatholiken schläferte er ein (und jetzt macht er es wieder).

Fünftens, die Furcht vor dem Unbekannten: Wenn die gesamte Welt um uns herum wahnsinnig wird und wir gerade noch eine Insel der Vernunft gefunden haben, dann jedoch auch diese Insel dem Wahnsinn verfällt, so ist eine ungewöhnlich große Charakterstärke erforderlich, um die Wirklichkeit im Auge zu behalten und nicht dieser oder jener Illusion zu verfallen – und an solchen Illusionen mangelt es gewiß nicht! Auf diese Weise erkennen heute zwar viele Bruderschaftspriester, daß sie eine dramatische Situation erleben, welche nach kreuzigenden Entscheidungen schreit, aber ihnen fehlt die notwendige Seelenstärke um ins Ungewisse zu starten.

Schlußendlich schlechte Führer: Natürlich hat es in der Bruderschaft, wie auch in der Amtskirche, schon immer Liberale gegeben. Solange allerdings die Führer den rechten Kurs halten, können diese Liberalen in Schach gehalten werden. Als doch in der Amtskirche Johannes XXIII. und Paul VI. ihren Liberalismus förderten, war das Ergebnis eine regelrechte Flutwelle. Nun, wo auch die Bruderschaftsführer liberal geworden sind, flutet der Liberalismus durch die Priesterbruderschaft, wie es unter guten und echten Führern nie geschehen wäre.

Diese von P. Rioult genannten Gründe treffen allesamt zu, doch ist keiner von ihnen stärker als der Glaube, welcher „unser Sieg ist, der die Welt überwindet“ (1. Johannesbrief 5,4). Tatsächlich können wir sagen, daß alle genannten Gründe auf einen Mangel an genügend starkem Glauben aufseiten der Priester hinauslaufen. Denn diese Priester leben in einer Welt, in welcher jede lebende Seele ihre Haftung an die Wahrheit gelockert hat. Doch wenn die Wahrheit nicht mehr wahr ist, wie kann dann der Glaube noch wahr sein?

Wie sieht der einfachste Weg aus, um die Haftung an die Wahrheit zu stärken – was wir unter den heutigen verrückten Umständen unbedingt tun müssen? Meiner Meinung nach, dies:—

„Wachet und betet, wachet und betet,

Fünfzehn Geheimnisse täglich.“

Kyrie eleison.

Abstürzende Bruderschaft

Abstürzende Bruderschaft on Oktober 26, 2013

Für die Ehre Gottes und für die Rettung der Seelen ist die Analyse wichtig, warum unter den heutigen Umständen der glorreichen Zeit von 40 Jahren Glaubensverteidigung durch die Priesterbruderschaft St. Pius X. nun ein Ende droht. Diesbezüglich kann ein kürzlich geschriebener Artikel und ein Brief hilfreich sein: der Artikel untersucht den Absturz der Bruderschaft, und der Brief gibt einen Hoffnungsschimmer, wie sie wieder aufstehen könnte.

Der Artikel erschien auf Französisch im Internet (siehe „Un Évêque se lève“). Sein Autor hatte ein Buch über den Utopismus in der heutigen Erziehung gelesen, wo ein Vergleich mit demselben wirklichkeitsfremden Träumen in der modernen Politik angestellt worden war. Hierbei fiel dem Autor auf, daß dasselbe, aus sechs Etappen bestehende Muster auch auf die Bruderschaft anwendbar ist. Zuerst das Muster: 1) Die Weigerung, die menschliche Natur als gegeben anzunehmen und mit ihr zu arbeiten, anstatt gegen sie. 2) Der Traum von der kompletten künstlichen Neuschaffung des Kindes bzw. des Menschen. 3) Der Ausschluß natürlicher Strukturen der Familie bzw. Gesellschaft. 4) Die totale Neugestaltung des Kindes, damit es die perfekte Gesellschaft kreiere. 5) Die katastrophalen Ergebnisse, trotz aller anfänglich guten Absichten. 6) Ignorante und perverse Kinder, sowie eine im Abfall von Gott und im Krieg gegen ihn stehende Gesellschaft.

Zweitens die Anwendung auf die Priesterbruderschaft: 1) Verweigerung gegenüber der Wirklichkeit einer beispiellosen Kirchenkrise. 2) Traum vom Herstellen einer Versöhnung zwischen der Konzilskirche und der Tradition. 3) Ausschluß der natürlichen Interaktion zwischen Führern und Geführten. 4) Totale Neugestaltung von katholischer Autorität, um den Traum durchzupeitschen. (Wenn ein Träumer in Erziehung, Politik oder Bruderschaft sich einer unnachgiebigen Wirklichkeit gegenübersieht, kann er sich gezwungen fühlen, alle ihm zur Verfügung stehenden Machtmittel zur Unterdrückung der Wirklichkeit einzusetzen – weil sein Traum so viel schöner ist.) 5) Daraus resultierende verheerende Stalinisierung der Bruderschaft. 6) Verlust des Kampfgeistes, was allmählich zu einem kompletten Glaubensverlust führen kann.

Der Brief, welcher mich auf elektronischem Weg erreichte, folgt bei seiner Untersuchung derselben allgemeinen Linie, fügt jedoch einen Hoffnungsschimmer hinzu: Weil Papst Franziskus und Bischof Fellay nun einmal so seien, wie sie sind (beides Utopisten, könnte man hinzufügen), sei ein Abkommen zwischen Rom und der Bruderschaft unausweichlich, wie auch das Ausschalten jedweden Widerstandes. Wenn die Bruderschaft abstürze, dann deswegen, weil sie die Laien unterschätze und zu wenig eingesetzt habe, um der universellen Christkönigsherrschaft in der in der Gesellschaft zum Durchbruch zu verhelfen. Die Bruderschaft brauche also bloß wieder bei den Laien anknüpfen und gemeinsam an der Ausbreitung der Christkönigsherrschaft arbeiten. Und schon würden – und das ist der Hoffnungsschimmer – alle Arten von Katholiken gesammelt und gestärkt, welche trotz all ihrer Leiden in den letzten Jahren den Glauben bewahrt hätten; ob sie nun aus dem Novus Ordo kämen, aus Ecclesia Dei, von den Franziskanern der Unbefleckten Empfängnis, usw. Dadurch, so der Briefschreiber, würde „die Bruderschaft durch das Handeln der ihr Treugebliebenen nicht ins Chaos versinken, ganz im Gegenteil.“

Zwar stimme ich zu, daß Klerikalismus (Unterbewertung der Laien) einen Aspekt der Bruderschafts-Probleme ausmacht, allerdings halte ich ihn nicht für die Wurzel des Problems. Vielmehr ist die Hinwendung zum Menschen anstatt zu Gott das Grundproblem (vergl. Jeremias 17,5–7), und der damit verbundene Verlust von objektiver Wahrheit und Lüge, von objektivem Gut und Böse. Doch stimme ich der hoffnungsvollen Aussicht des Briefschreibers zu, wonach zu einem bestimmten zukünftigen Zeitpunkt ein neues Bündnis geschmiedet werden wird zwischen den treuen Katholiken aus allen Ecken der Neukirche und Kirche, zur Weitergabe des katholischen Glaubens (vergl. Matthäus 19,30). Möge der Bruderschaft es gelingen, ihre gegenwärtigen Probleme abzuschütteln, um eine führende – oder besser: bescheidene – Rolle in diesem Bündnis zu spielen.

Kyrie eleison.

Grauenhafter Niedergang – III.

Grauenhafter Niedergang – III. on September 21, 2013

Im letzten Juni versprachen die „Eleison Kommentare“ ihren Lesern einen dritten Artikel über den grauenhaften Niedergang der Priesterbruderschaft St. Pius X., um zu erwägen, was getan werden kann. Einige gute Antworten darauf erschienen erst kürzlich in einem Artikel auf der Internet-Seite „Mit der Immaculata“ (bzw. ihrer französischen Schwesterseite „Avec l’Immaculée“) und begannen mit der Frage, ob Katholiken weiterhin die Bruderschaftsmessen besuchen können. Meine angepaßte Zusammenfassung des Artikels lautet so:—

Im Jahre 1984 veröffentlichte Rom einen Indult (wörtlich: Gnadenerweis) mit der Erlaubnis, im Rahmen der Amtskirche und unter bestimmten Bedingungen die Tridentinische Messe feiern zu dürfen. Auf die Frage, ob Katholiken diesen Messen beiwohnen dürften, antwortete Erzbischof Lefebvre kurze Zeit später, daß sie daran nicht teilnehmen sollten, weil ihr Wiedereintritt in den amtskirchlichen Rahmen und unter diesen Bedingungen gleichbedeutend mit der Annahme des Zweiten Vatikanischen Konzils und seiner nachfolgenden Reformen sei. Außerdem könnten die Priester, welche diese Indultmessen läsen, nicht frei sprechen und wegen der mit dem Indult verbundenen stillschweigenden Annahme der Neuen Messe würden sie riskieren, in die neue konziliare Religion abzurutschen und ihre Schäfchen mitzuziehen.

Im Jahre 2012 erklärte der Bruderschaftsobere Bischof Fellay, daß die Neue Messe legitim promulgiert, d.h förmlich von der Kirche verkündet worden sei, was gleichbedeutend mit der Aussage ist, daß sie legitim sei. Er erstickt Kritik am Zweiten Vatikanum und während er Priester wie Gläubige immer noch größtmöglich im dunkeln darüber läßt, was er eigentlich wirklich vorhat, treibt er das seiner prokonziliaren Deklaration vom April 2012 zugrundeliegende Ideengut beständig voran. Deshalb: so wie Erzbischof Lefebvre die Teilnahme an Indultmessen ausschloß, so gilt heute als allgemeine Regel, daß Bruderschaftsmessen vermieden werden sollten. Denn selbst wenn eine solche Bruderschaftsmesse noch in Übereinstimmung mit der Tradition gefeiert wird, so unterliegt doch die Bruderschaft im allgemeinen der Umwandlung in ein Gefüge, innerhalb welches die neue konziliare Religion immer weniger Ablehnung findet. Entsprechend gefährlich wird das Beiwohnen einer Messe der Bruderschaft.

Allerdings variieren die Haltungen der einzelnen Bruderschaftspriester von „wirklich traditionell“ bis hin zu „praktisch konziliar.“ Offenkundig ist es weniger gefährlich, bei einem Priester mit traditioneller Haltung zur Messe zu gehen als bei einem Priester mit konziliarer Haltung. Doch wenn der in Frage kommende Priester entweder den vom Generalhaus auferlegten neuen Kurs verteidigt und absegnet, oder die diesem Kurs widerstehenden Katholiken verfolgt und von den Sakramenten ausschließt, dann sind das zwei untrügliche Zeichen dafür, die Messen dieses Priesters zu meiden. Besonders dann, wenn ein widerstehender Priester in erreichbarer Nähe eine eigene Messe feiert. Allerdings sind auch Begleitumstände zu berücksichtigen. Beispielsweise kann der Umstand, daß eigene Kinder in eine nach wie vor ordentliche Bruderschaftsschule gehen, rechtfertigen, noch in die örtliche Bruderschaftsmesse zu gehen, um nicht den Rauswurf der Kinder aus der Schule zu riskieren. Selbst wenn der Stamm eines Baumes bereits verrottet, so kann es doch noch gewisse Äste mit grünen Blättern geben.

Dennoch bleibt die Tatsache bestehen, daß der Stamm der Bruderschaft tödlich befallen ist, und zwar menschlich gesehen ohne Hoffnung auf Genesung. Vergleichbar mit der Synagoge zwischen dem Tod unseres Herrn am Kreuz und der Zerstörung Jerusalems im Jahre 70 nach Christus: damals trug die Synagoge bereits den Tod in sich, war aber noch nicht ganz tot. Die Apostel Christi predigten in den Synagogen und gutwillige Juden wohnten ihnen noch bei; aber sie wurden alle dann verfolgt und schlußendlich hinausgeworfen. Wenn also heute ein Katholik erkennt, wie der tödliche Virus einer getarnten konziliaren Mentalität den Körper der Priesterbruderschaft von Kopf bis Fuß durchseucht, so muß dieser Katholik tätig werden und zur Rettung so vieler Seelen als möglich beitragen, bevor sie durch das sinkende Rettungsboot – die kleine Priesterbruderschaft – Schiffbruch im Glauben erleiden.

Diese wachen Katholiken mögen zur Gewinnung ihrer eigenen Überzeugungen alles lesen, was sie in die Hände bekommen können; beginnend mit dem Briefwechsel zwischen den drei Bruderschaftsbischöfen und Bischof Fellay im April des Jahres 2012. Sie mögen außerdem mit Priestern und Gemeindemitgliedern sprechen, um beispielsweise gemeinsam Zufluchtsmöglichkeiten schaffen zu können für jene Priester, welche andernfalls nicht reagieren möchten. Es gibt viel zu tun, aber nur wenige – wenigstens momentan –, welche es bewerkstelligen wollen. Gott ist mit diesen wenigen.

Kyrie eleison.