Bischof Bernard Fellay

Organisierter Widerstand?

Organisierter Widerstand? on September 7, 2013

Die Frage, ob und wie die heutige „Widerstandsbewegung“ organisiert sein soll, ist weiterhin Teil von Auseinandersetzungen (mit „Widerstandsbewegung“ sind jene früheren Mitglieder oder Freunde der Priesterbruderschaft St. Pius X. gemeint, welche über den offensichtlich gewordenen Kurswechsel der Bruderschaft so sehr verärgert sind, daß sie Schritte des Widerstandes gegen diesen Kurswechsel unternehmen). Grob gesagt verlangen die (relativ) Jüngeren der Bewegung nach einer Organisation, um ihre Handlungen zu koordinieren und effektiver zu machen, während die Älteren eher davon ausgehen, daß unter den heutigen verworrenen Umständen jedwede strukturierte Organisation nicht länger möglich oder wünschenswert ist.

Zunächst einmal sollen wir den Grad der Verworrenheit messen. Das heutige Chaos liegt wesentlich in der Tatsache begründet, daß der Hirte geschlagen und die Herde zerstreut ist (Ezechiel 13,7 und Matthäus 26,31). Für die gesamte Welt ist dieser Hirte der katholische Papst – ob die Welt dies nun wahrhaben will und gerne hört oder nicht. Wie wir heute beobachten können, kann, wenn der Papst verrückt geworden ist, niemand auf der ganzen weiten Welt die Ordnung wiederherstellen. Der Grund dafür ist einfach: der Fleischgewordene Gott machte seine Kirche zum Salz der Erde und zum Licht der Welt (Matthäus 5,13–14), und er legte seine Kirche als eine Monarchie an; eine Veranlagung, welche nicht einmal das Zweite Vatikanum rückgängig zu machen vermochte. Deswegen kann niemand die Stelle des Papstes einnehmen. Wenn der Papst allerdings Dinge sagt wie: „Wer bin ich, daß ich einen gottsuchenden Homosexuellen verurteilen könnte?,“ wie der momentane Inhaber des Stuhles Petri kürzlich sagte, „dann kehrt das Chaos wieder“ (Othello). Wir können nur sehr wenig dagegen unternehmen; außer natürlich dafür zu beten, daß Gott doch eingreifen möge.

Ungeachtet dessen hat Erzbischof Lefebvre alles ihm mögliche unternommen, und mit der Gnade Gottes eine Insel der geistigen Gesundheit und Ordnung geschaffen, die Priesterbruderschaft St. Pius X. Doch seine Nachfolger gaben unter dem Druck der aufeinanderfolgenden Konzilspäpste – fast schon natürlicherweise – nach. Heute stellen sie gar die Frage: „Wie können wir katholisch und dennoch dem Papst ungehorsam sein?“ – wahrlich Verwirrung und Chaos. Nun war allerdings der Erzbischof bei seinem Unterfangen, Widerstand gegen das Konzil zu organisieren, so erfolgreich, daß eine Reihe von Katholiken, welche die erzbischöfliche Einstellung richtig verstanden, nun einen Widerstand gegen jene organisieren wollen, die ihn verraten. Doch ist es überhaupt möglich, so einen Widerstand zu organisieren? „Das ist hier die Frage“ (Hamlet).

Ein weiser Priesterbruder, der alt genug ist, um an der Seite des Erzbischofs hart und effektiv an der weltweiten Ausbreitung der Priesterbruderschaft in den 1970er und 1980er Jahre mitgewirkt zu haben, erinnert sich an einige Priester aus jenen frühen Tagen, welche überall auf der Welt verteilt, unabhängig voneinander und von Erzbischof Lefebvre dem Konzil widerstanden. Wohl hörten sie auf ihn, weil er mit einem gesunden katholischen Menschenverstand sprach. Aus diesem Grunde anerkannten auch viele von ihnen seine moralische Autorität. Doch weder leisteten diese Priester dem Erzbischof im engeren Sinn Gehorsam, noch verlangte er diesen von ihnen. Ohne Papst blieb und bleibt hierarchisch aufgebauter katholischer Gehorsam unmöglich. Mein Priesterbruder weist schließlich darauf hin, daß selbst die erzbischöfliche Bruderschaft der liberalen Kirche und Welt nur 30, höchstens 40, Jahre lang zu widerstehen vermochte, und daß die heutige Situation eigentlich noch schlimmer als damals in seinen Tagen ist. Er schlußfolgert, daß im Falle einer Besatzung des Heimatlandes durch eine fremde Armee es unmöglich ist, noch eine Verteidigungsarmee zu organisieren, es bleibt nur der Guerillakrieg übrig.

Meines Erachtens schildert dieser Priesterbruder das größerwerdende Chaos richtig, wenn er anderswo schreibt: „Die Stunde Gottes und des Unbefleckten Herzens Mariens wird kommen (wie sie es gesagt hat), aber erst, wenn alles verloren zu sein scheint – was die kleine Priesterbruderschaft einschließen muß. Die grosse Illusion von Bischof Fellay war die Vorstellung, daß die großartige Bruderschaft die Kirche retten konnte, und der Teufel brauchte nur noch hinzuzufügen, „ von innerhalb der Kirche, wie ein trojanisches Pferd. “ In Wahrheit hätten wir nur eines tun müssen: in Übereinstimmung mit dem Gründer eine Arche Noah für den Überrest an Gläubigen zu bauen, und so lange an dieser Arche zu arbeiten, bis die Flut kommt. Doch ein Aufgeklärter öffnete die Tür der Arche vor der Zeit, und so wurde die Arche geflutet. Erbarme Gott sich unser aller. Dieser Obere war jedoch nicht Noah, sondern Kapitän der Titanic.“

Kyrie eleison.

Andauernder Schaden – II.

Andauernder Schaden – II. on August 3, 2013

Gläubige, welche abstreiten, daß in der Priesterbruderschaft St. Pius X. signifikante Veränderung stattfanden, argumentieren oft in zwei Schritten. Erstens sagen sie, daß die Doktrinelle Deklaration von Mitte April letzten Jahres ja schließlich von Rom abgelehnt worden ist und daher nicht weiter von Bedeutung sei. Zweitens bedienen sie sich der jüngsten Erklärung der drei Bruderschaftsbischöfe vom 27. Juni 2013, welche offensichtlich konstruiert worden war, um den Gläubigen zu versichern, daß das Bruderschafts-Rettungsboot unbeschädigt und vollständig seetüchtig sei. Um allerdings nicht zu ertrinken, müssen geneigte Seelen schon genauer hinsehen.

Der elfte Absatz dieser bischöflichen Erklärung ist bereits berüchtigt geworden. Kurz gesagt erklären die drei Bischöfe darin, daß sie in Zukunft der Vorsehung folgen wollen: ob Rom nun bald zur Tradition zurückkehrt oder aber der Bruderschaft ausdrücklich das Recht und die Pflicht zuerkennt, öffentlich den konziliaren Irrtümern entgegentreten zu dürfen. Die „ob“-Klausel ist bereits ausgeschlossen, denn ohne ein göttliches Eingreifen werden die Feinde Gottes, welche im Vatikan sich fest eingenistet haben, niemals ihr Konzil fallenlassen. Somit bleibt nur noch die „oder“-Klausel übrig. Also was meinen die drei Bischöfe mit der Formulierung, daß Rom der Bruderschaft „ausdrücklich das Recht und die Pflicht zuerkenne,“ sich dem Konzil entgegenzustellen?

Die offensichtliche Aussageabsicht ist, daß Rom der Bruderschaft eine Art offiziellen Status innerhalb der Amtskirche verleihen oder eine Art von kanonischer Regelung durchführen könnte. Denn zu so einer Anerkennung streben die Bruderschaftsoberen offensichtlich, seit sie vor über zehn Jahren die Ideen der Pariser Denkfabrik „GREC“ übernommen haben. Doch als diese Oberen dann im April letzten Jahres Roms Bedingungen für eine solche Anerkennung weitgehend akzeptierten, erzeugten sie dadurch einen Sturm der Entrüstung in der Bruderschaft. So sahen sie sich gezwungen vorzugeben, daß sie keine solche Anerkennung auf Basis der Bedingungen von Mitte April 2012 mehr wünschen würden. Was bedeutet somit die „oder“-Klausel in der Erklärung vom 27. Juni 2013?

Diese Frage stellte einige Tage nach dem 27. Juni auch der französische Distriktobere an die Bruderschaftsführung. Die Antwort lautete, daß die „oder“-Klausel nicht zwangsläufig eine offizielle Anerkennung nach sich ziehen müßte, sondern lediglich die Möglichkeit einschließe, daß ein schwacher, aber katholischer Papst einerseits katholisch genug wäre, um das „Recht und die Pflicht“ usw. der Bruderschaft anzuerkennen, andererseits aber zu schwach und in Rom zu isoliert wäre, um den Römern eine offizielle Anerkennung der Bruderschaft zu verordnen. Der französische Distriktobere schien zumindestens mit dieser Antwort zufrieden zu sein, denn er übermittelte sie sofort an seine Priester.

Jetzt sind wir verdutzt. Erstens: wer von denen, welche den Text vom 27. Juni gelesen haben, würde im Traum daran denken, daß die Bischöfe beim Abfassen ihres Textes so etwas im Sinn gehabt haben? Zweitens: welcher Part in diesem Text vom 27. Juni schließt diverse weitere Möglichkeiten aus, welche die drei Bischöfe im Namen von „der Vorsehung folgen“ akzeptieren würden? Erinnern wir uns kurz an die Tatsache, daß Bischof Fellay am 17. Juni 2012 an Benedikt XVI. schrieb, weiterhin jede Anstrengung zu unternehmen, um eine Versöhnung zwischen Rom und der Bruderschaft zu betreiben. Welcher Part im Text vom 27. Juni 2013 könnte also ausschließen, daß die listigen Römer den drei Bischöfen schließlich ein Angebot der Versöhnung unterbreiten würden, welches sie – immer im Namen der „Vorsehung“ natürlich – nicht verweigern könnten?

Hals und Beinbruch all jenen, welche die Auslegung der „oder“-Klausel akzeptieren, wie sie dem französischen Distriktoberen erklärt worden ist. Allerdings sind viele von uns nach wie vor nicht überzeugt, daß die Bruderschaftsführung ihren Wahn vom Versöhnen der Unversöhnbaren aufgegeben hat. Bis zum klaren Beweis des Gegenteils werden wir daher annehmen, daß diese Oberen immer noch vorhaben – vielleicht unbeabsichtigterweise –, das Bruderschafts-Rettungsboot in ein Ertrinkungsboot zu verwandeln. Wenn dann alle ertrinken, wird natürlich nur der Ozean schuld sein.

Kyrie eleison.

Andauernder Schaden – I.

Andauernder Schaden – I. on Juli 27, 2013

Mitte April des letzten Jahres übergab die Priesterbruderschaft St. Pius X. offiziell eine Doktrinelle Deklaration an die römischen Autoritäten, welche als Grundlage für eine praktische Vereinbarung zwischen Rom und der Bruderschaft dienen sollte. Doch diese Deklaration ist sehr schlecht, und deshalb argumentieren viele von ihren Verteidigern, daß Rom diese Deklaration schließlich abgelehnt hat, sie daher nicht weiter von Belang sei und sozusagen vergessen werden könne. Ein Gegenargument zu dieser Behauptung erschien in der aktuellen Ausgabe der englischen Monatszeitschrift „The Recusant“ (historischer Begriff für die Gegner der anglikanischen Glaubensgemeinschaft), dem neu entstandenen Magazin der Widerstandsbewegung in England. Dieses Gegenargument verdient sorgfältige Aufmerksamkeit und sei daher im folgenden wiedergegeben, teilweise in Form von direkten Zitaten, teilweise als Zusammenfassung:—

„Die Doktrinelle Deklaration ist, wie ihr Name und Inhalt deutlich machen, eine Erklärung, welche besagt, daß eine Reihe von lehrmäßigen Positionen mit allergrößter Bedeutung für die gegenwärtige Kirchenkrise vonseiten der Bruderschaft annehmbar sind. Das Problem ist nun, daß mehrere dieser in der Deklaration ausgedrückten Positionen jedoch nicht akzeptabel sind.“ Beispielsweise sagte ein führender Bruderschaftstheologe dem Generalkapitel der Bruderschaft im Juli des letzten Jahres: „Diese Deklaration ist ( . . . ) zutiefst mehrdeutig und sündigt somit durch Unterlassung gegen die Pflicht, deutlich eine Verurteilung jener grundsätzlichen Irrtümer auszusprechen, welche nach wie vor in der Kirche wüten und den Glauben der Katholiken zerstören. Nach Lage der Dinge gibt diese Deklaration den Eindruck, daß wir die »Hermeneutik der Kontinuität« annähmen.“

„Der von der Doktrinellen Deklaration verursachte Schaden entspricht somit dem einer öffentlichen, lehrmäßig zweifelhaften Erklärung. Auch wurde die Deklaration als solche weder „zurückgezogen“ noch wurde ihr „abgeschworen.“ Vielmehr weigert Bischof Fellay sich konsequent, zuzugeben, daß diese Deklaration lehrmäßig zweifelhaft ist. Allerhöchstens gesteht er ein, daß er versucht habe, „zu feinsinnig“ zu sein. Doch er gibt nicht zu, daß eine solche Feinsinnigkeit in Angelegenheiten der Glaubensverteidigung höchst fragwürdig ist. Vielmehr denkt der Bischof, das ganze Problem bestehe nur darin, daß „er nicht richtig verstanden worden“ sei, selbst von theologisch sehr kompetenten Bruderschaftspriestern nicht. Unter anderem erlaubt er Hw. Themann, diese Deklaration auf öffentlichen Konferenzen in den USA zu verteidigen, welche aufgenommen und dann unter den Gläubigen verteilt werden.“

Zwar mag es stimmen, daß eine Annahme der Deklaration durch Rom die Sache noch verschlimmert hätte. Doch verringert dies keineswegs den andauernden Schaden, welcher durch die Deklaration entsteht, wenn sie darlegt, was der Bruderschaft lehrmäßig annehmbar ist. Sollte Bischof Fellay nun sagen, daß er die Deklaration „zurückzieht“ oder „ihr abschwört,“ so meint er damit höchstwahrscheinlich nur, daß ihre Veröffentlichung zum gegenwärtigen Zeitpunkt ungelegen war, weil sie Spaltungen in der Bruderschaft verursacht hätte. „Bischof Fellay hat die ganze Zeit über nicht einmal angedeutet, daß die Doktrinelle Deklaration lehrmäßig zweifelhaft und somit unannehmbar ist. Doch hier steckt von Anfang an das Kernproblem, und wir sind weit von einer Lösung entfernt: Der Generalobere scheint sich zu weigern, ein unzweideutiges Bekenntnis von der Einstellung der Bruderschaft abzugeben.“

Schlußendlich ist der von dieser Deklaration verursachte Skandal nach wie vor nicht saniert worden. „Der Versuch, die Ernsthaftigkeit des Themas herunterzuspielen, damit Friede und Ruhe unter den Gläubigen bewahrt oder zurückgewonnen werde, riskiert jene Denkart zu fördern, wonach die Glaubenslehre keine allzu große Rolle spielt, solange nur alles rund läuft und wir die wahre Messe bewahren können, usw.“ In Wahrheit macht dieses Herunterspielen den Skandal nur noch schlimmer. (Ende des „Recusant“-Artikels.)

Dieser Artikel bringt auf sehr gemäßigte Weise das Problem auf den Punkt, daß Bischof Fellay die Doktrinelle Deklaration weder öffentlich widerrufen noch zurückgezogen hat. Wie kann eine katholische Kongregation die Wahrheit aufrechterhalten und ihr dienen, wenn sie von einem Oberen geführt wird, welcher mit der Wahrheit herumspielt? Wenn die Bruderschaft ein Rettungsboot ist, dann muß sie entweder ihren verblendeten Kapitän loswerden, welcher ständig danach strebt, Löcher in den Rumpf des Rettungsbootes zu bohren, oder aber die Bruderschaft verwandelt sich in ein „Ertrinkungsboot.“ Möge Gott in seiner Barmherzigkeit die Priesterbruderschaft aufwecken.

Kyrie eleison.

Vorrückender Widerstand

Vorrückender Widerstand on Juli 13, 2013

Die Feierlichkeiten in den USA zum silbernen Jubiläum der Bischofsweihen des Jahres 1988 waren ein großer Erfolg. Ein Dutzend Priester und ein Bischof zelebrierten am 29. und 30. Juni 2013 zwei Pontifikalmessen im Pfarrgarten von Hw. Ronald Ringrose in Vienna in Virginia, und ca. 250 bis 300 Gläubige besuchten jeweils die hl. Messe. Die Zeremonien mögen liturgisch gesehen etwas zu wünschen übrig gelassen haben, weil eine einzelne Gemeinde nicht über die Mittel eines voll ausgerüsteten Priesterseminars verfügt. Viel wichtiger ist jedoch, daß die Meßbesucher ruhig und beschaulich gestimmt waren, weder mit Bitterkeit noch Wut, sondern mit einem klaren Verständnis für die Tatsache ausgestattet, daß die Priesterbruderschaft St. Pius X. auf Abwege geraten ist und die Gläubigen daher etwas unternehmen müssen, um den Glauben zu bewahren. Viele Besucher kamen von weither in den USA angereist, einige sogar aus dem Ausland.

Tags zuvor war Hw. Ringrose mit seiner Pfarrei bereits Gastgeber eines Tagestreffens für das Dutzend Priester, welches aus Brasilien, Kanada, Kolumbien, England, Frankreich, Mexiko und den Vereinigten Staaten kam. Es wurde keine neue Organisation und auch kein zusätzliches Verwaltungsinstrument gebildet, sondern eine weitere Erklärung abgegeben, welche abschloß mit einem langen Zitat von Erzbischof Lefebvre über den Wiederaufbau des Christentums von Grund auf. Die Stimmungslage der Priester war jener der Meßbesucher ähnlich: ruhig und beschaulich, entschlossen und in einer Zweckeinheit verbunden mit dem schlichten Ziel, möglichst viel zu retten von dem, was die Bruderschaftsführung jetzt verrät.

Sagte ich Verrat? Aber haben die anderen drei Bruderschaftsbischöfe Tissier, Fellay und de Galarreta am 27. Juni 2013 nicht ebenfalls eine Erklärung abgegeben, welche in weiten Teilen zu dem zurückzukehren schien, wofür die Priesterbruderschaft immer stand? Seien wir vorsichtig. Wie die Lateiner am Beispiele des Skorpion sagen: „In cauda venenum,“ d.h. im Schwanz befindet sich das Gift. Denn der elfte der zwölf Absätze dieser Erklärung besagt, daß diese drei Bischöfe der Vorsehung folgen wollen, „wenn entweder Rom zur Tradition zurückkehrt . . . oder wenn Rom ausdrücklich unser Recht anerkennt, ganz den Glauben zu bekennen und die ihm entgegenstehenden Irrtümer zurückzuweisen.“

Hw. Ringrose war nun etwa 30 Jahre lang ein Mitstreiter im US-Distrikt der Bruderschaft, doch auf ihrem neuen und selbstmörderischen Pfad leistet er ihr nicht länger Gesellschaft. In seinem Gemeindeblatt schrieb er über den Gemütszustand, welcher hinter dem erwähnten elften Paragraphen steht, folgendes:

„Das heißt also: ‚Selbst wenn Rom modernistisch bleibt, so nehmt uns trotzdem auf. Wir werden damit zufrieden sein, einfach eine weitere Gruppe in der konziliaren Ruhmeshalle zu sein – neben den Ketzern, Ökumenisten, Pantheisten oder wen es sonst noch gibt.’ Die Erklärung klingt so, als ob eine Verschiebung stattfände zurück zu dem, wofür die Priesterbruderschaft immer stand, doch die Tür zum Abkommen (zwischen der Bruderschaft und Rom) bleibt offen. In Wirklichkeit hat sich also nichts geändert, sondern es klingt nur anders. Der Inhalt des Behälters ist genau der gleiche, lediglich das Etikett auf seiner Außenseite sieht ein bißchen mehr nach Erzbischof Lefebvre aus.“

Die Gläubigen allerdings scheinen mit den Füßen abzustimmen. Auf der eigenen kleinen Silberjubiläumsfeier der Bruderschaft in Ecône sollen nur zwischen 200 und 300 Menschen gewesen sein, und bei der jährlichen Priesterweihe in Ecône soll diesmal fast die Hälfte der Stühle leer geblieben sein. Es sieht gewiß so aus, als ob der Verrat die Bruderschaft konstant schwächt, während Priester und Laien immer mehr erkennen, was vor sich geht, und somit die Widerstandsbewegung immer stärker wird.

Kyrie eleison.

Asienreise

Asienreise on Juni 15, 2013

Etliche Leser beklagten sich über den „Eleison Kommentar“ von vor zwei Wochen, welcher das Thema „gelähmte Autorität“ behandelte. Aus seiner Argumentation, daß bis die „drohende Züchtigung Gottes“ stattfindet, keine weitere katholische Kongregation mehr auf normaler katholischer Basis gegründet werden könne, schlußfolgerten diese Leser, daß ich annähme, ein Bischof könne nichts anderes mehr tun als auf diesen Eingriff Gottes zu warten. Doch warum hätte ich dann soeben eine zweiwöchige Asienreise unternommen, sowie jetzt eine Reise nach Irland? Auf ähnliche Weise schlußfolgerten diese Leser, daß ich keinen Bischof weihen würde. Wozu ich sage – so Gott will –: warten wir einfach ab.

Weil das Generalhaus der Priesterbruderschaft St. Pius X. offensichtlich nach wie vor entschlossen ist, die Bruderschaft in die Arme des Konzilsrom zu führen, gibt es für einen Bischof viel zu tun, um Gläubige, welche am wahren Glauben festhalten wollen, zu besuchen und aufzurichten. Am 17. Juni 2012 schrieb der Generalobere Bischof Fellay an Benedikt XVI.: „ Ich beabsichtige weiterhin jede Anstrengung zu unternehmen, um diesen Weg (der Versöhnung mit Rom) zu verfolgen, um die notwendigen Klarstellungen zu erreichen. “ Und in derselben Art schrieb er: „ Leider wird in der derzeitigen Situation der Bruderschaft “ der römische Gegenvorschlag vom 13. Juni 2012 auf die Doktrinäre Erklärung des Bischofs von Mitte April 2012 „ nicht akzeptiert werden. “ Sagt er damit nicht, daß es ein Glück gewesen wäre, wenn die Bruderschaft damals die römischen Bedingungen angenommen hätte?

Auf der einen Seite haben wir also diesen schriftlichen Beweis (veröffentlicht durch das Generalhaus) von Bischof Fellays Entschlossenheit, die Bruderschaft des Erzbischof Lefebvre auszuverkaufen. Auf der anderen Seite haben wir allerdings auch entgegengesetzte Zitate des Generaloberen an seinen französischen Distriktoberen, daß er (der Generalobere) dies „ leider “ nur „ zuliebe des Papstes “ geschrieben habe, sowie Zitate von ihm an die Mutter Oberin des belgischen Karmel, daß er „ niemals beabsichtigt habe, ein praktisches Abkommen mit Rom zu verfolgen. “ Leider ist Bischof Fellay so berüchtigt dafür, seine Worte an das jeweilige Publikum anzupassen, daß diese letztgenannten Zitate keineswegs seine Absicht widerlegen können, die Bruderschaft des Erzbischof auszuverkaufen. Seine erstaunliche Fähigkeit, sozusagen die geistige Wohnungsausstattung in seinem Kopf umzustellen, verdient einen eigenen „Eleison Kommentar.“ Inzwischen möchten wir die Frage stellen, ob es da noch verwunderlich ist, wenn die als „Widerstand“ entstehende Bewegung spontan auf der ganzen Welt entsteht?

Vom 24. Mai bis 6. Juni 2013 besuchte ich mit Hw. Chazal einen Großteil seiner Herde von ungefähr 400 Seelen. Dabei spendete ich über 50 Firmungen in Südkorea, den Philippinen und Singapur. Hw. Chazal ist eine echte Persönlichkeit; er verfügt über eine ausgezeichnete Einsicht und ist obendrein noch sehr witzig. Wenn Sie ihn jemals treffen sollten, so lassen Sie sich unbedingt seine Nachahmung eines indischen Politikers vorführen (er sagt, daß die Inder robust sind und „das vertragen können“).

In Südkorea verursachte die Kursänderung der Priesterbruderschaft einen scharfen Schnitt unter den Bruderschaftsgläubigen, mit dem Ergebnis, daß die Spenderin der ursprünglichen Bruderschaftskapelle nun eine weitere gestiftet hat. Ich hatte das Vergnügen, die Trauung ihrer Tochter durchzuführen. Auf den Philippinen war – gerade als ich ankam – ein älterer Priester, welcher vor einigen Jahren aus der Neukirche flüchtete, um mit der Bruderschaft zusammenzuarbeiten, nun dabei, aus der Neubruderschaft zu fliehen, um mit dem Widerstand zu arbeiten. Er dürfte mit dem Beginn eines Priesterseminars betraut werden, welches Hw. Chazal eröffnen möchte, sowie Meßzentren überall auf den zentralen Philippinen betreuen. An Arbeit wird es ihm also nicht fehlen. In Singapur, welches ein Paradebeispiel des westlichen Materialismus in der östlichen Hemisphäre darstellt, traf ich auf eine chinesische Familie und ihre Freunde, welche den Wandel der Bruderschaft zur Neubruderschaft durchschauen. Die Wahrheit wird auch die ExSPX, wie Hw. Chazal die Neubruderschaft nennt, untergraben – genau so, wie die Wahrheit die Neukirche des Novus Ordo untergräbt.

Es gibt also viele Seelen, welche auf ihrem Weg in den Himmel zu stützen sind. Habe ich irgendwelche Kandidaten, welche für die Bischofsweihe sich anbieten?

Kyrie eleison.

Doktrinelle Erklärung – I.

Doktrinelle Erklärung – I. on April 13, 2013

Am 15. April des letzten Jahres erstellte der Generalobere der Priesterbruderschaft St. Pius X. eine sogenannte Doktrinelle Erklärung als Grundlage für die Wiedereingliederung der Bruderschaft in die Amtskirche. Fast ein Jahr später ist diese Erklärung nun in der Öffentlichkeit aufgetaucht. Der Generalobere legte sein Dokument so an, daß es sowohl den Konzilsrömern als auch den Traditionalisten gefallen sollte (öffentlich sagte er über seine Erklärung: „Sie kann mit dunkel getönter oder mit rosaroter Brille gelesen werden.“) Sie gefiel den Römern, welche feststellten, daß die Erklärung einen „Fortschritt“ in ihre Richtung darstellte. Hingegen gefiel sie den Traditionalisten nicht, weil diese in ihr (soweit sie sie kannten) genug Doppeldeutigkeiten fanden, um die Erklärung als einen Verrat am Kampf Erzbischof Lefebvres für den wahren Glauben zu sehen – und zwar ein Verrat dergestalt, daß die Römer diese Erklärung nur hätten akzeptieren müssen, um seine Bruderschaft zu zerstören.

Als der Generalobere am 11. Juni 2012 die Römer traf, um ihre Entscheidung entgegenzunehmen, ging er herzigerweise davon aus, daß sie seine Erklärung akzeptieren würden. Daß die Römer die Erklärung dann doch nicht akzeptierten, erklärten zahlreiche Beobachter mit der dazwischengekommenen Veröffentlichung des Briefes der drei Bruderschaftsbischöfe an den Generaloberen vom 7. April 2012. Laut den Beobachtern habe dieser Brief die Römern gewarnt, daß der Generalobere nicht in der Lage sei, die vollständige Bruderschaft in den Schoß der Konzilskirche zu führen, so wie er zuvor es ihnen zu verstehen gegeben haben dürfte, und so wie sie es von ihm gewünscht hatten. Die Konzilsrömer wollten und wollen keine weitere Abspaltung, wodurch die Tradition nur wieder von vorne begänne.

Wie dem auch sei, müssen wir uns in diesen wenigen Zeilen hier auf ein Hauptargument konzentrieren, welches beweist, daß Rom die Bruderschaft zerstört hätte, wenn sie nur die vom Generaloberen vorgeschlagene Doktrinelle Erklärung angenommen hätte. Erzbischof Lefebvre bewies, daß das Zweite Vatikanum ein Bruch bzw. eine Entzweiung mit der früheren kirchlichen Lehre war. Aus dieser Annahme entstand und auf ihr fußt die traditionskatholische Bewegung. Benedikt XVI. – mit dem andauernden Widerstand dieser Bewegung gegen sein geliebtes Zweites Vatikanum konfrontiert – verkündete zu Beginn seines Pontifikates im Jahre 2005 die sogenannte „Hermeneutik der Kontinuität.“ Nach dieser müsse dort, wo das Konzil der Tradition (objektiv) widerspricht, dieses (subjektiv) so gedeutet werden, daß der Widerspruch wegfalle. Auf diese Weise verschwände der Bruch bzw. die Entzweiung zwischen Konzil und katholischer Tradition.

Betrachten wir nun den siebten Absatz (III,5) der Doktrinellen Erklärung. Er besagt, daß jene Konzilsaussagen, welche nur schwer mit den früheren kirchlichen Lehraussagen zu vereinbaren sind, (1) „so im Lichte der vollständigen und ununterbrochenen Tradition verstanden werden müssen, daß sie im Einklang mit den vom früheren Lehramt verkündeten Wahrheiten stehen, (2) doch ohne eine Deutung dieser Aussagen zu akzeptieren, welche dazu führen könnte, daß die katholische Lehre in eine Gegenposition oder in einen Bruch zur Tradition und jenem Lehramt gerate.“

Der erste Teil (1) ist durchaus richtig, insofern er bedeutet, daß jede „nur schwer zu vereinbarende“ konziliare Neuerung im Falle eines objektiven Widerspruchs zur früheren kirchlichen Lehre geradeheraus abgelehnt wird. Allerdings widerspricht der zweite Teil (2) direkt dem auf diese Weise verstandenen ersten Teil, insofern Teil zwei behauptet, daß keine konziliare Neuerung auf eine Weise „gedeutet“ werden darf, die im Bruch zur Tradition steht. Das ist vergleichbar mit der folgenden Behauptung: Alle Fußballmannschaften müssen blaue Hemden tragen, und all die andersfarbigen Fußballhemden müssen eben derart gedeutet werden, daß sie einfach blau darstellen. Was für ein Unsinn! Doch genau das besagt die „Hermeneutik der Kontinuität.“

Verstehen die in der letzten, weltweit organisierten Glaubensfestung aushaltenden Soldaten noch das Denken ihres Feldherrn? Erkennen sie, daß seine feierliche Erklärung der Bruderschaftslehre beweist, daß er wie ein Anführer des Feindes denkt? Möchten sie wirklich dazu geführt werden, so wie die Glaubensfeinde zu denken? Alle Vorstellungen müssen katholisch sein, während alle nichtkatholische Vorstellungen eben als katholisch „gedeutet“ werden müssen? Wacht auf, Kameraden! Im Hauptquartier herrscht die Denkweise des Feindes.

Kyrie eleison.