Demokratie

Berufungen – woher?

Berufungen – woher? on Oktober 2, 2010

Jahrzehntelang ging Robert – wie ich ihn nenne – in größeren Städten einer „fortschrittlichen“ westlichen Nation einer Vielzahl von Teilzeit- und Vollzeit-Vorlesungen in den Geisteswissenschaften nach. Heute teilt er grundsätzlich die Kritik an den modernen Universitäten aus einem kürzlichen „Eleison Kommentar“ (EC 158). Allerdings erhebt er einen interessanten Einwand, der sogar noch ein oder zwei Schritte weitergeht. Beginnen wir damit, wie er das heutige Universitäts-System real erlebt.

Nach einer schier endlosen Zeit des Studierens erhielt Robert vor einigen Jahren endlich seinen Doktortitel in Geschichte – aber nur gerade noch so und auf eine Weise, daß er keine Anstellung als Universitätsprofessor finden wird. Das „politisch korrekte“ System hatte sich, wie er sagt, erfolgreich gegen Roberts „extrem rechte“ Gedanken verteidigt. „Der Integrist (d.h. der fundamentale Katholik) war geknebelt und die Demokratie gerettet worden. Der Dummkopf hatte sich vor die Dampfwalze geworfen und war regelrecht erdrückt worden – auf ebenso leichte Weise wie Winston in dem berühmten Roman 1984 von George Orwell.“

„Aufgrund meiner Erfahrung,“ schreibt er, „würde ich keinem Jugendlichen empfehlen, an eine Universität für Geisteswissenschaften zu gehen, am wenigsten meinen Kindern. Laßt sie lieber ein Handwerk oder eine Fachschul- bzw. Fachhochschul-Ausbildung ergreifen. Am besten ist es, wenn sie später selbstständig auf dem Lande oder höchstens in einer Kleinstadt arbeiten, damit sie der Gehalts-Versklavung entrinnen.“ So würde er verfahren, wenn er sein Leben noch einmal vor sich hätte, schreibt er. Als katholischer Intellektueller empfindet er seinen Handlungsspielraum darauf beschränkt, Zeugnis zu geben.

Dennoch hat Robert einen ernsthaften Einwand gegen diesen Lösungsweg einer handwerklichen oder fachhochschulischen Ausbildung. Denn, kurz gesagt: Ingenieure werden zwar besser als Philosophen bezahlt, aber die scharf abgegrenzte Weise ihrer Arbeit – an und aus, eins und null – wird in ihnen eine Abneigung gegen die menschlichen, allzu menschlichen, Erschwerungen in der Religion und Politik erzeugen. Idealerweise wäre der Mann tagsüber Techniker und nachts Dichter, doch in der Wirklichkeit ist es sehr schwierig, ein Leben zwischen solchen Gegensätzen zu führen, sagt Robert, und in der Regel wird ein Mann das Interesse an einem der beiden Gegensätze verlieren.

Die gleiche Spannung beobachtet er auch in der Priesterbruderschafts-Schule in seiner Region. Sie bietet den Geisteswissenschaften zwar theoretisch den Ehrenplatz, aber in der Praxis neigen sowohl Buben als auch das Schulpersonal eher zu den Naturwissenschaften, weil diese die besseren Berufsaussichten bescheren. Die von der Schule kommenden Jungmänner sind daher entsprechend weniger gut gerüstet, wie es Robert dünkt, um die Probleme der Konzilskirche oder der modernen Welt auf tiefgehende Weise zu begreifen. Hier endet sein Zeugnis.

Die Situation ist ernst. So sind etwa die Priesterbruderschafts-Schulen dem Druck ausgesetzt, in die Richtung der Naturwissenschaften zu tendieren, aber die zukünftigen Priester benötigen vielmehr eine gute Ausbildung in Geisteswissenschaften, weil die menschlichen Seelen eben nicht nach dem Prinzip des klar abgegrenzten An-und-Aus bzw. Eins-und-Null funktionieren. Wenn aber aus den Bruderschafts-eigenen Schulen keine Berufungen mehr fließen, woher sollen diese dann kommen? Wie können die geistlichen Dinge geschützt werden in einer Welt, die sich ganz den materiellen Dingen verschreibt? Wie können die Seelen der Buben für das Priestertum begeistert werden? Nach meiner Beobachtung ist für sie in der Regel entscheidend, wie ernst ihr Vater seine Religion nimmt. Lesen Sie im Alten Testament das Buch Tobias (es ist weder lang, noch schwer zu verstehen). Es zeigt, wie der liebe Gott Väter durch ihre Söhne belohnt.

Kyrie eleison.

„Universitäten“-Gegenmittel – II.

„Universitäten“-Gegenmittel – II. on August 14, 2010

Warum sind moderne „Universitäten“ wahrhafte Mülleimer der „Demokratie“? Weil in einer „Demokratie“ alle gleich sein müssen, darf niemand übergeordnet aussehen. Doch durch einen akademischen Abschluß ist man hochgestellt. Also muß einfach jeder einen Abschluß bekommen. Nun haben allerdings bei weitem nicht alle Burschen den Verstand oder die Stubengelehrsamkeit für einen Akademieabschluß. Deswegen müssen „Universitäten“ eben verdummt und die „Hochschulabschlüsse“ um alle möglichen dummen Fächer erweitert werden, bis jedes Kind einen „Universitätsabschluß“ erhält – selbst wenn er nicht einmal das Papier wert ist, auf dem er geschrieben steht. Das heutige „Universitäts“-System ist „vollkommen schwindlerisch,“ sagt mir ein US-amerikanischer Freund und Professor, welcher das System von innen kennt.

Was ist nun die Wurzel dieser modernen Dummheit? Wieder einmal die Gottlosigkeit. Vor Gott, für die Ewigkeit und vor Gottes Richterstuhl beim Tode sind alle Seelen völlig gleich – und nur darauf kommt es an. Vor den Menschen, in diesem kurzen Leben und in der menschlichen Gesellschaft jedoch sind die Seelen in jeder Hinsicht ungleich. Das liegt daran, daß Gott die menschlichen Gaben sehr ungleich verteilt, damit alle Menschen voneinander abhängen und sich um einander kümmern müssen. Entsprechend macht ein „Hochschulabschluß“ an sich niemanden vor Gott hochgestellt, sondern nur vor jenen törichten Menschen, die Gott ignorieren. Jene Eltern also, welche Gott ernst nehmen, werden der „Demokratie,“ der „Gleichheit,“ den „Universitäten“ und den „Hochschulabschlüssen“ keine Beachtung schenken.

Das Hauptanliegen dieser Eltern wird es sein, ihre Buben für die Wirklichkeit heranzubilden, damit sie in den wirklichen Himmel des wirklichen Gottes kommen, während sie der Unwirklichkeit der heutigen, in Trümmer zerfallenden Welt wenig Aufmerksamkeit schenken werden. Die erste Frage solcher Eltern lautet: Welche Gaben schenkte Gott unserem Buben, die anders sind als die Gaben selbst unserer anderen Buben? Welche Neigungen besitzt der Bube? Gottes Gaben werden auf Gottes Willen für diesen Buben hinweisen. Offensichtlich sind mehr Buben für praktische Tätigkeiten begabt als für Bücher. Interessanterweise sagte der britische Schriftsteller Gilbert K. Chesterton („Father Brown“) einmal, eine Tätigkeit im stofflichen Bereich zu meistern, z.B. in der Holz- oder Metallverarbeitung, bedeutet eine Ausbildung in der Wirklichkeit. Zögern Sie also nicht, einen Buben ruhig auf eine technische Schule gehen zu lassen, wo er eine wirklichkeitsnahe Fähigkeit erlernt, um z.B. ein guter Tischler, Klempner, Elektriker oder Mechaniker zu werden. Oder hat ein Bube einen Onkel mit einem Bauernhof? Dann schicken Sie ihn dorthin. Mit Tieren umgehen zu lernen, ist eine echte Schule der Wirklichkeit!

Um diese Wirklichkeit zu erlernen, lassen Sie Ihren Sohn ruhig auf einen „Universitätsabschluß“ verzichten. Zwar mögen einige Arbeitgeber heute noch so einen „Hochschulabschluß“ verlangen, aber schon morgen werden sie sagen: „Sie haben drei Jahre lang das Geld Ihrer Eltern verschwendet oder einen Schuldenberg angehäuft, nur um zu lernen, wie man sich betrinkt, Frisbee-Scheiben wirft und mit Mädchen turtelt? Sie interessieren mich nicht!“ Im Gegenteil, wenn ein Bursche neben praktischen Fähigkeiten daheim Ehrlichkeit und harte Arbeit gelernt hat, kann er sogar noch mehr als ein ehrliches Auskommen erreichen. Seine Dienste werden sehr gefragt sein in einer Welt, welche in den Ruinen ihrer unwirklichen Werte zusammenbricht.

Was die Mädchen betrifft, so lernen Sie ihnen die häuslichen Wirklichkeiten aller Zeiten, z.B. Nähen, Kochen, Einmachen, Musik, die Künste – kurzum alles, was dem Leben zuhause Wonne verleiht, vor allen Dingen aber Kochen. Möge die Welt zerfallen oder tun, was immer sie mag, aber der Weg zum Herzen eines Mannes führt stets durch seinen Magen. Diese Feststellung kommt aus dem Munde eines Mannes!

Kyrie eleison.

„Universitäten“-Gegenmittel – I.

„Universitäten“-Gegenmittel – I. on August 7, 2010

Nun gut, Eure Exzellenz,“ höre ich einige Eltern sagen, „dann sind also die „Universitäten“ ein Ödland. Allerdings müssen Sie nach Ihrer Abrechnung mit ihnen doch zugeben, daß fast alles andere in der heutigen Umgebung ebenfalls ein Ödland ist. Was sollen wir unseren Kindern dann bieten? Gottes Gebot verbietet uns, unrechtmäßige Mittel zur Verhinderung ihrer Ankunft einzusetzen. Also kommen sie. Und dann?“

Die schnelle Antwort lautet: In einer Welt, die schlimmer ist als je zuvor, müssen alle zum Himmel strebenden Seelen heldenhafter sein als je zuvor – allerdings wird auch ihre Belohnung entsprechend größer sein als je zuvor.

Papst Pius XII. sagte, daß die Welt zu seiner Zeit schlimmer sei als zur Zeit Sodom und Gomorrhas – und dieser Papst starb 1958! Was würde er heute erst sagen? Seine Nachfolger-Päpste waren mit demselben Problem konfrontiert – und verrückten auf dem Zweiten Vatikanum einfach „die Torpfosten,“ um nicht weiterhin ständig verurteilen zu müssen. Damit haben sie es sich leicht gemacht. Doch das Ausschalten der Alarmglocke ist eben nicht dasselbe wie das Löschen des Feuers! Heute brennen Kirche und Welt lichterloh, und zuallererst müssen die Eltern das Problem überhaupt erkennen, d.h. die extreme Gefahr für das ewige Seelenheil ihrer Kinder.

Wenn die Eltern diese Gefahr erst einmal erfaßt haben, dann wird ihr katholischer Glaube ihnen auch zeigen, daß sie nicht den billigen Weg des Konzils gehen können – oder irgendeinen anderen billigen Weg –, sondern den heldenhaften und schweren Weg. „Wir erreichen den Himmel nicht auf Federbetten,“ sagte der Hl. Thomas Morus. Und unser Herr sagte: „Wenn einer mir nachfolgen will, so verleugne er sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach.“ (Mt. 16,24) und: „Wer aber ausharrt bis ans Ende, der wird gerettet werden.“ (Mt. 24,13). Die Eltern müssen sich über eines klar werden: Wenn es Helden bedarf, um ihre Kinder retten zu können, dann werden die Eltern eben zu Helden. Denn zu diesem Punkt gilt das Sprichwort: „Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.“ Wenn also die elterliche Liebe erst einmal den Willen bekommt, dann findet sie auch einen Weg – inner- und außerhalb des Zuhauses.

Für außerhalb des Heimes werden die „Eleison Kommentare“ der nächsten Woche Alternativen zur „Universität“ behandeln. Was das Innere des Heimes betrifft, so wird jeder Priester, der etwas taugt, den Eltern als ersten Schritt empfehlen, beständig den Familienrosenkranz zu beten; und als zweiten Schritt, das Television-Gerät hinauszuwerfen, das ein Tabernakel der Welt, des Fleisches und des Teufels ist. Vermitteln Sie dem Herzen und Verstand der Kinder vom frühesten Alter an ein lebendiges Familienleben und eine lebhafte Diskussion über alle Dinge unter der Sonne. Denn zu dem Zeitpunkt, wo Kinder das Universitätsalter erreicht haben, ist ihre Form normalerweise schon gegossen – zum Guten oder Schlechten. Wenn ein Knabe in einem wahrhaft lebendigen Elternhaus aufgewachsen ist, welches durch das Gebet in Richtung Himmel gehoben wird, dann wird die schlimmste „Universität“ ihm keinen allzugroßen Schaden anhaben können. Wuchs der Knabe hingegen als „Televidiot“ auf, so wird ihm auch die beste Universität kaum in den Himmel helfen können.

Der Eleison-Kommentar 158 sagte übrigens nicht, daß die Eltern ihren Burschen grundsätzlich nicht auf eine „Universität“ schicken und dies bezahlen sollen, sondern daß sie zuvor sehr genau darüber nachdenken mögen. Wenn die Eltern gut nachdenken, während ihr Knabe noch jung ist, sollte ihnen ihr Glaube vermitteln, wie sie ihr Leben zuhause ändern müssen – ohne lange damit zu warten. Der Hl. Paulus schreibt (1. Kor. 2,9), dabei Isaias (64,4) zitierend, daß der Himmel jede Anstrengung unendlich Wert ist, weil er die kühnsten menschlichen Vorstellungen unendlich übertrifft.

Kyrie eleison.