Eltern

Heute Eltern Sein – III.

Heute Eltern Sein – III. on März 10, 2018

Der EC 553 („Heute Eltern sein – I“ vom Februar 2017) hat einen Nerv getroffen. Dies ist nicht besonders überraschend. Denn inzwischen hat der Teufel praktisch die gesamte Gesellschaft in seinem Würgegriff. So kann das geistliche Schlachtfeld nun zu jenen Familien sich verlagern, welche noch nicht in seiner Reichweite sind. Liebe Eltern, verzweifeln Sie nicht an Gott (denn dazu möchte der Teufel Sie anstiften), sondern schätzen Sie die Schwere der Situation ein und erkennen Sie die Logik der beiden Gegenmaßnahmen, welche Gott durch seine Mutter Maria für diese Situation vorgestellt hat. Tun Sie dann das Beste, was Sie können, und lassen Sie dann Ihre Kinder in der Hand der Gottesmutter.

Einige Leser reagierten bereits auf „Heute Eltern sein – I,“ und gewiß werden es noch mehr. So beklagte ein erster Leser, daß die Analyse von Pater Delagneau genau auf seine eigene Familie zutrifft. Denn am letzten Weihnachtstag des letzten Jahres kehrte des Lesers älteste Tochter kurz vor ihrem 20. Geburtstag der Familie den Rücken, verließ die traditionell katholische Lebensweise ihrer Familie „ein für allemal“ und übergab sich der Welt; und obendrein noch einer baldigen Heirat, für welche sie nicht bereit ist. Ein Hoffnungsschimmer könnte sein, daß der betreffende junge Mann keine Religion hat, und somit vielleicht einfacher seinen Weg zu Gott findet, als wenn er eine Religion hätte — leider! Ein weiterer Hoffnungsschimmer dürfte auch immer sein, daß die Mutterschaft eine junge Frau in die Wirklichkeit zurückbringen kann, wie es der Marja Shatova geschah im Roman „Die Teufel“ von Dostojewski (welcher die moderne Welt kommen sah).

Eine Leserin fragt angesichts der Genauigkeit von Pater Delagneaus Beschreibung der heutigen Jugendlichen, warum diese „Kommentare“ überhaupt noch jungen Menschen allgemein empfehlen, zu heiraten. Sie schreibt, daß es kaum noch halbwegs echte junge Männer und Weiber gibt, weil „das Ausgangsmaterial sich verändert hat.“ Ist es also vielleicht an der Zeit, so fragt sie, über die Möglichkeit nachzudenken, daß Gott es lieber sieht, wenn mehr junge Männer und Weiber alleine bleiben und an der Einsamkeit leiden, um durch diese Freiheit von familiären Verpflichtungen mehr Zeit für den zölibatären Kampf und das Opfer zu haben? Am Arbeitsplatz, so führt sie weiter aus, ist es inzwischen so, daß die heranwachsende Generation von Arbeitern nur noch Geld, Macht und Freizeit will, daß sie nicht einmal mehr den geringsten Arbeitsethos haben und daß sie fast alle in der Sünde leben – mit „Partnern,“ mit zweiten Ehepartnern oder einer anderen Perversion. „Jesus, erbarme Dich,“ schließt sie.

Ein dritter Leser weist darauf hin, daß es für P. Delagneau ja schön und gut sei, an die Eltern sich zu wenden, aber was tue die Kirche heutzutage, um die Familien zu verteidigen? Während dieser Leser selber alt genug ist, um in die 1960er-Jahre zurückblicken zu können, als seine eigene Mutter immer zu Hause war, um auf die Kinder aufzupassen, so schreibt er zudem, daß heute nur wenige Familien über die Runden kommen können, ohne daß die Mutter zum Arbeiten außer Haus muß, und daß die Kinder dem Staat zur Pflege übergeben werden müssen, weil die offizielle Kirche in der Klemme steckt und die katholische Tradition dünn verteilt ist. Die Lebensbedingungen der Familien werden vom Staat diktiert, welcher jedoch die Familien geringschätzt und auch keine der Fähigkeiten der Kirche besitzt, um bei den menschlichen Problemen einer Familie helfen zu können. Der Leser kommt dann zu dem Schluß, daß wir versklavt sind wie damals die Juden in Ägypten. Doch fügt er an, daß, weil Gott die Familien in der heutigen Situation beläßt, es auch etwas geben muß, was sie dagegen tun können.

Tatsächlich, denn wie das Sprichwort weiß: „Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.“ Das Konzil von Trient zitiert den hl. Augustinus dahingehend, daß Gott keine Seele aufgeben kann, welche nicht zuerst ihn aufgegeben hat. Wie Solschenizyn sagte, wäre Rußland niemals in die kommunistische Hölle gefallen, wenn es nicht Gott den Rücken gekehrt hätte. Der allmächtige Gott hat diese kommunistische Hölle zugelassen, um das „Heilige Rußland“ zu ihm zurückzubringen. Es hat einige Jahre gedauert, aber die Rückkehr zu Gott findet jetzt überall in Rußland statt, auch wenn die Bekehrung noch nicht katholisch ist. Haben wir Geduld. Die Weihe Rußlands an das Unbefleckte Herz Mariens wird dafür sorgen. „Im Leiden liegt das Lernen.“ Gewiß müssen im gesamten Konsumismus des Westens die Familien intensiv leiden. Haben wir also Geduld.

Die Eltern müssen vor allem die dringende Notwendigkeit erkennen, wieder auf die beiden Heilmittel der Muttergottes zurückzugreifen: den Rosenkranz und die ersten Sühnesamstage, um ihrem Unbefleckten Herzen Wiedergutmachung zu leisten. Wer könnte schon behaupten, daß diese beiden Mittel ganz unmöglich seien? Die Eltern mögen bei beiden Mitteln sich wirklich anstrengen und fünf Rosenkranzgeheimnisse mit den Kindern beten, und selber zehn, falls irgendwie möglich, und so lange autofahren wie nötig für die ersten Sühnesamstage. Wie könnte unsere liebe Frau sie dann aufgeben? Das ist unmöglich.

Kyrie eleison.

Heute Eltern Sein – I

Heute Eltern Sein – I on Februar 17, 2018

Vor etwas weniger als zwei Jahrzehnten schrieb ein Priester, welcher der Priesterbruderschaft St. Pius X. angehört und als Vorsteher eines Ignazianischen Exerzitienhauses aus eigener Erfahrung gründlich mit den Familienproblemen traditionalistischer Katholiken vertraut ist, einen ausgezeichneten Leitartikel zum Thema Wie sich unsere jungen Menschen entwickeln. Er zeichnet ein düsteres Bild. Leider ist dieses inzwischen noch finsterer geworden. Wir dürfen nicht verzweifeln, doch andererseits müssen Eltern die Dinge so sehen, wie sie sind. Nicht, dass die heutigen jungen Menschen fehlerlos wären, aber die Eltern müssen alles in ihren Kräften Stehende tun, um sie auf den Pfad zum Himmel zu führen, denn dies ist auch heute noch die Verantwortung der Eltern. Hier nun das von jenem Priester gezeichnete düstere Bild; es ist – mit Kürzungen – der Zeitschrift Marchons Droit, Nr. 90, April-Mai-Juni 2000 entnommen:

In den Exerzitienhäusern sehen wir junge Menschen aufwachsen, die unfähig sind, die Christenheit wieder aufzubauen. Die von Eltern und Lehrern erbrachten Opfer scheinen keine entsprechenden Früchte getragen zu haben. Offensichtlich funktioniert etwas nicht, und wenn wir nicht reagieren, werden wir innerhalb zweier Generationen vom Geist der Welt verschlungen worden sein.

Wir beobachten, dass junge Menschen zwischen 18 und 30 zutiefst unwissend über die Krise in der Kirche und der Welt sind, nicht weil sie nicht darüber belehrt worden sind, sondern aus Mangel an Interesse. Im grossen und ganzen folgen sie zwar dem Beispiel ihrer Eltern, aber sie können nicht selbst erklären, was an der Neuen Messe, an Vatikan II, an der Neuen Weltordnung falsch ist. Sie haben niemals kämpfen, ihren Glauben verteidigen oder Widerstand leisten müssen, und haben diese Fragen deshalb nie selbst erforscht; dies ist der Grund dafür, dass sie, sobald sie der Welt begegnen , leicht nachgeben. Sie möchten wie alle anderen sein und wollen nicht anders sein; ihnen fehlt die persönliche Überzeugung, für die katholische Tradition einzutreten, mit dem Ergebnis, dass sie, statt Apostel Christi zu sein, nach und nach mit dem Strom schwimmen.

Wo werden morgen die Männer sein, die sich für den geistlichen Stand berufen fühlen? Wo die guten christlichen Familien, die wir so dringend brauchen? Immer weniger Männer fühlen sich für den geistlichen Stand berufen, Ehen zerbröckeln oder zerfallen vollständig, die Bildung verweichlicht sich, Unreife herrscht vor. Die jungen Menschen trachten nur noch nach Vergnügungen. Den Knaben fehlt es an Charakter, Verantwortungsgefühl, Grosszügigkeit, Selbstkontrolle – an all den Dingen, die ihre Eltern ihnen hätten einimpfen sollen, um sie zu den Männern zu machen, auf die wir morgen bauen können: keusche, reife, gedankenvolle, fleissige und grossherzige Männer. Wo werden die Oberhäupter der Familien von morgen sein, wenn es keine Männer mit festen Überzeugungen mehr gibt? Auch die Mädchen werden in Unordnung erzogen. Anstatt sie auf die Mutterschaft und auf die Sorge für eine Familie vorzubereiten, verleitet man sie dazu, auf die Häuslichkeit herabzusehen, die ihre wirkliche Berufung ist; stattdessen ermuntert man sie, immer länger zu studieren und hierdurch einen Geist der Unabhängigkeit zu erwerben und sich immer mehr der modernen Welt zuzuwenden, mit dem Ergebnis, dass Mode, Partys und Rockmusik zu ihren hauptsächlichen Interessen werden. Wie können Mütter sich an die Miniröcke und Hosen ihrer Töchter gewöhnen, an ihre aufreizende Kleidung für Partys, die offenkundige Brutstätten der Sünde sind, und wo sie ihre Zeit vergeuden und die Reinheit ihrer Herzen beflecken?

Das Ergebnis sieht so aus, dass junge Menschen mit 20 oder 22 heiraten, wenn sie noch keinesfalls bereit dafür sind. Und wenn dann schon bald Kinder zur Welt kommen, haben sie keine Ahnung davon, wie sie diese erziehen sollen. Wenn ich mir die jungen Paare ansehe, die ich seit meiner Weihe im Jahre 1980 – gemäss der Tradition – getraut habe, stelle ich fest, dass es zwar Gott sei Dank keine Scheidungen gab, doch muss ich sagen, dass die Hälfte der Ehen an einem seidenen Faden hängt und nur durch die katholischen Prinzipien dieser jungen Menschen zusammengehalten wird. Eltern, begreift ihr, was ihr euren Kindern um ihrer Zukunft in der heutigen Welt willen geben müsst? Ihr müsst um Gottes willen eure Knaben zu Männern formen, die dieses Namens würdig sind, und eure Mädchen zu Frauen, die diesen Namen verdienen. Tut eure Pflicht. Ansonsten laufen eure Kinder Gefahr, ihre Seele zu verlieren, und noch dazu geht es mit der Christenheit zu Ende.

Pater Delagneau hat sicherlich recht. Die Christenheit ist in ernsthafter Gefahr, machen wir uns nichts vor. Begreifen wir jetzt, warum es Gott im Jahre 2018 zulässt, dass Europa, und insbesondere Frankreich, von Seinen Feinden mit anderen Feinden von Ihm überflutet wird? Und warum er duldet, dass die Priesterbruderschaft St. Pius X. in die Arme Seiner Feinde abgleitet? Der Grund ist, dass Er uns nicht geschaffen hat, um der Hölle anheimzufallen. Er schuf uns, um den guten Kampf auszufechten und in den Himmel einzugehen. Und er wird jede Katastrophe zulassen, um uns von der Strasse zur Hölle abzubringen und uns auf den Weg zum Himmel zurückzuführen. Bereitet euch darauf vor!

Kyrie eleison.

Eiserne Ration

Eiserne Ration on Oktober 22, 2016

In militärischen Angelegenheiten ist es normal, daß sowohl die Generäle als auch die Soldaten eher den letzten ausgefochtenen Krieg im Kopf haben als den jetzigen. Wer konnte vor dem Ersten Weltkrieg sich einen Stellungskrieg vorstellen? Aber bereits im Zweiten Weltkrieg wurden durch den Einsatz der zwischen den Kriegen entwickelten Panzer die Schützengräben schon wieder überflüssig. Ähnlich ist es auch in religiösen Angelegenheiten. Das 21. ist nicht mehr das 20. Jahrhundert. Und so ist es heute gewiß töricht von den Katholiken des „Widerstands,“ auf etwas ähnliches zu hoffen wie den Aufbau und die Ausbreitung der Priesterbruderschaft St. Pius X. im letzten Jahrhundert. As Beispiel dafür formulierten zwei bewundernswerte heutige Widerständler, der Erste eine generelle und der Zweite eine eher spezielle Klage, welche jedoch beide nicht gerade weise erscheinen dürfen.

Die allgemeine Klage lautet, daß der „Widerstand“ eher auseinanderfällt, anstatt Fortschritte zu machen. Diese „Kommentare“ setzen das Wort „Widerstand“ oft in Anführungszeichen, eben genau um anzudeuten, daß der katholische Widerstand gegen die Konziliarisierung der Priesterbruderschaft kaum eine Form von Organisation ist, sondern mehr eine unbestimmte Bewegung mit einem bestimmten Ziel – namentlich den katholischen Glauben zu retten –, bislang aber noch ohne viele Struktur, um bei diesem Ziel voranzukommen. Doch mögen die Widerständler frohen Mutes sein, denn der Mensch denkt, aber Gott lenkt. Somit braucht etwas, was für uns wie ein menschliches Versagen aussieht, in den Augen des lieben Gottes nicht unbedingt ein Versagen zu sein.

Entsprechend beabsichtigte Erzbischof Lefebvre in den 1970er-Jahren, ein halbes Dutzend katholischer Bischöfe um sich zu scharen, um den Konziliaristen eine große Blockade in den Weg zu stellen. Doch Gott plante etwas anderes. Und so scheiterte der Erzbischof mit diesem Vorsatz, hatte jedoch Erfolg in dem Bestreben, ein weltweites Schatzhaus zur Bewahrung der Kirchenschätze in der Doktrin, in der Messe und im Priestertum aufzubauen. Auf ähnliche Weise gibt es heute Widerständler, welche einen Ersatz für die gefährdete Priesterbruderschaft aufbauen möchten, doch könnte ihr offensichtliche Schwäche (zumindest bisher) darauf hindeuten, daß ein solcher Ersatz nicht im Plane des allmächtigen Gottes liegt. Dennoch gewährleisten (zumindest bisher) diese Widerständler durch ihren Versuch das Überleben des katholischen Glaubens, was gewiß der göttlichen Vorsehung entspricht.

Die spezielle Klage lautet, daß, wenn der „Widerstand“ doch nur Schulen hätte, viele Eltern aus der Bruderschaft die Reihen des „Widerstands“ anschwellen ließen, was sie jetzt nicht tun können, weil ihre Kinder sonst sofort aus den Bruderschaftsschulen hinausgeworfen werden, für welche aber momentan keine angemessene Alternative vorhanden ist. Ich kann nur wiederholen, daß wir nicht im 20., sondern im 21. Jahrhundert für den Glauben kämpfen. Damals in den 1980er-Jahren gab es noch genügend gleichgesinnte katholische Eltern, Lehrer und Priester, um jenen Dreiecksrahmen zu formen, in welchem die Kinder geradlinig heranwachsen müssen. Doch heutzutage? Heute hört man von einer Bruderschafts-Knabenschule, welche in ernsten Schwierigkeiten gewesen sei wegen eines in ihren Wänden erfolgten Ausbruchs jener naturwidrigen Sünde, welche nach Vergeltung zum Himmel schreit. Doch welche Wand könnte Heranwachsende davon abhalten, über die Verherrlichung dieser naturwidrigen Sünde seitens ihrer erwachsenen Landsmänner zu lernen, und über das neu erfundene Wort „Homophobie,“ welches die Verurteilung dieser Sünde als neues „Laster“ verurteilt? Und seit wann sollen Jugendliche nicht ihre Erwachsenen nachahmen? Kann genau genommen noch jemand eine Knabenschule führen seit der Erfindung des Weltnetzes, wo jeder Knabe direkten Zugang hat mit Geräten so klein wie eine Hosentasche? Man muß sogar fragen, sind katholische Einrichtungen überhaupt noch möglich?

Im heutigen religiösen Krieg ist der Tagesbefehl gewiß die eiserne Ration, d.h. was dem Soldat unbedingt zum Überleben notwendig ist, in unserem Beispiel zum Bewahren des Glaubens. Dieser Krieg muß im familiären Heim gewonnen werden, sonst geht er verloren. Gott verleiht den Eltern zum Formen ihrer Kinder eine natürliche Macht, und diese Macht übersteigt – sagen wir, im Verhältnis 5:2 – jede Institution, welche die Kinder deformiert; allerdings wirkt das nur, wenn die Eltern ihre Macht auch ergreifen. Ein kleines Ruder vermag ein großes Schiff zu steuern – außer wenn der Steuermann das Ruder losläßt. Wenn also Eltern ihre Kinder loslassen, so brauchen sie doch kaum die Welt zu beschuldigen, daß sie ihre Kinder in die Hölle führe. Wenn Eltern erwarteten, daß die Bruderschaftsschulen ihre Kinder eher für die Welt denn für den Himmel qualifizieren, mag das dann nicht ein triftiger Grund sein, daß die Priesterbruderschaft ins Schleudern geraten ist?

Kyrie eleison.

„Marcellus Initiative“

„Marcellus Initiative“ on November 10, 2012

Letzte Woche präsentierten wir Einzelheiten zur „Marcellus Initiative,“ die mit dem Ziel gegründet worden war, Spenden für das Anliegen des kürzlich „ausgeschlossenen“ Bischofs zu erleichtern. Nun fragten einige Leser zurecht, wofür diese „Initiative“ denn genau stehe. Zuerst einmal wird sie die Kosten für den Umzug des Bischofs aus Wimbledon oder London an einen anderen Ort tragen, wo er dann verweilen wird. Weit über solche Unkosten hinausgehend ist der Begriff Initiative jedoch bewußt gewählt worden, um verschiedene Möglichkeiten offenzuhalten. Allerdings sei betont, daß Spenden an diese Initiative in nächster Zeit nicht dazu verwendet werden, einen Ersatz zur Priesterbruderschaft St. Pius X. oder ein neues Seminar zu finanzieren. Es gibt gute Gründe, warum diese beiden Anliegen ohne Eile sind.

Bezüglich einer Alternative zur Priesterbruderschaft sei gesagt, daß wir aus ihrer gegenwärtigen schweren Krise erst einmal die Lehre ziehen müssen. Die katholische Kirche fußt auf einer Hierarchie der Autorität, welche abwärts vom Papst bis in die unteren Ränge reicht. Allerdings hat unsere revolutionäre Welt inzwischen den natürlichen Sinn der Menschen für die Autorität so sehr zerstört, daß auf der einen Seite nur noch wenige Personen zu befehlen wissen, und auf der anderen Seite die meisten Menschen entweder zu wenig oder aber zu viel gehorchen. Der bodenständig gesunde Menschenverstand ist uns derart abhandengekommen, daß die katholische Autorität kaum mehr funktionieren kann. Auf ähnliche Weise, wie nur Gott allein die Autorität von Mose durch eine gewaltige Züchtigung der Rebellen wieder herstellen konnte (vergleiche viertes Buch Mose „Numeri“), so kann auch in unserer Zeit gewiß nur Gott allein die päpstliche Autorität auf die Beine stellen. Wird er dazu einen „Feuerregen“ schicken, vor dem Unsere Liebe Frau 1973 im japanischen Akita gewarnt hat? Wie dem auch sei; Glaubensoasen bleiben für uns eine unmittelbare und geeignete Möglichkeit, und ich meine ihnen nach Kräften dienlich zu sein.

Ähnliche Argumente gelten bezüglich des Neustarts eines klassischen katholischen Priesterseminars. Ein altes Sprichwort erinnert daran, daß man ohne ausreichende Mittel nicht an die Arbeit gehen kann. Auf unsere Situation angewandt: Es fällt immer schwerer, aus den heutigen Jungmännern katholische Priester zu formen. Übernatürliche Qualitäten des Glaubens, des guten Willens und der Frömmigkeit sind zwar eine große Hilfe, aber dennoch baut die Gnade auf der Natur auf, und diese natürlichen Grundlagen – wie z.B. ein stabiles Zuhause und eine wahrhaft menschliche Erziehung – fehlen heute immer mehr. Gewiß gibt es noch gute Familien, wo die Eltern verstanden haben, was ihre Religion von ihnen verlangt, um ihre Kinder auf den Weg in den Himmel senden zu können. Und gewiß geben etliche Eltern dabei auch heldenhaft ihr Bestes. Aber unsere abartige Zeit trachtet nach der Zerstörung des gesunden Menschenverstandes und des natürlichen Anstandes von Geschlecht, Familie und Nation. Selbst mit den besten Absichten bleiben die Kinder des heutigen sozialen Umfeldes schlechterdings mehr oder weniger daran gehindert, eine Berufung Gottes wahrzunehmen oder ihr zu folgen.

Hat also Gott seine Kirche aufgegeben und läßt er uns in Zukunft ohne Priester sein? Natürlich nicht. Jedoch sind zwei Dinge zu beachten. Erstens darf eine zur Seelenrettung gegründete katholische Organisation von morgen keinesfalls ihren Scharfblick verlieren bezüglich der seelenzerstörenden Natur der Konzilskirche und der modernen Welt. Und zweitens können keine Priester von morgen ausgebildet werden, welche zwar die Summa Theologiae des Hl. Thomas von Aquin perfekt kennen, aber kaum eine oder gar keine Vorstellung haben, wie diese Summa auf das heutige Leben anzuwenden ist.

Kongregationen und Seminare von morgen müssen auf Biegen oder Brechen an der Wirklichkeit festhalten, anstatt davon zu träumen, wie „normal“ sie doch seien oder sein sollten. Ist diese Aufgabe zu schaffen? Mit Gottes Hilfe gewiß. Allerdings ist Gottes Weisheit unergründlich, und möglicherweise bedient er bei der Seelenrettung von morgen sich nicht mehr länger der klassischen Kongregationen und Seminare von gestern. Was mich angeht, so werde ich jedenfalls versuchen, Gottes Vorsehung beim Weihen von Priestern – und von Bischöfen – zu folgen. Gottes Wille geschehe.

Kyrie eleison.

Staatsreligion – II.

Staatsreligion – II. on Dezember 10, 2011

Die Erklärung, daß jeder Staat auf Erden die katholische Religion unterstützen und schützen soll, ist für die Religion des Liberalismus eine glatte Häresie (wir können nicht oft genug betonen, daß der Liberalismus als Ersatzreligion dient). Doch wenn Gott existiert, wenn Jesus Christus Gott ist, wenn jede natürliche menschliche Gemeinschaft wie beispielsweise der Staat ein Geschöpf Gottes ist, und wenn Jesus Christus die katholische Kirche als sein eines und einziges Mittel zur Rettung der Seelen vor dem ewigen Höllenfeuer gründete, dann ist jeder Staat – wenn er kein Feind der Menschheit sein will – zum Schutz und zur Förderung der katholischen Kirche verpflichtet. Gegen diese Schlußfolgerung gibt es Einwände. Betrachten wir drei von den bekanntesten:—

Erster Einwand: Unser Herr selber sagte zu Pontius Pilatus (Johannes 18,36), daß sein Königreich nicht von dieser Welt sei. Doch der Staat ist von dieser Welt. Deswegen sollte der Staat nichts mit Christi Königtum und Kirche zu tun haben.

Auflösung: Zu Pilatus sagte unser Herr nur, daß Sein Reich und der Staat verschieden sind, aber Er sagte nicht, daß die beiden getrennt sein sollen. So ist auch die Seele des Menschen von seinem Leib verschieden, aber wenn beide getrennt werden, dann stirbt der Mensch. Und die Eltern sind von ihren Kindern verschieden, aber die Trennung der beiden (wie es die Jugendämter heute machen) bedeutet den Tod der Familie. Die Kirche und der Staat sind voneinander so verschieden wie das Leben auf der Erde vom ewigen Leben sich unterscheidet, aber die Trennung von Kirche und Staat bedeutet, eine Kluft zwischen dem irdischen und ewigen Leben zu schaffen und somit die Anzahl der in die Hölle fallenden Bürger deutlich zu steigern.

Zweiter Einwand: Die katholische Religion ist wahr. Doch die Wahrheit setzt sich von alleine durch. Deswegen braucht die katholische Religion keine Zwangsmaßnahmen durch den Staat, wie z.B. die Unterdrückung der öffentlichen Ausübung aller anderen Religionen.

Auflösung: In sich selbst gilt durchaus, wie die Lateiner sagen: „Die Wahrheit ist mächtig und wird obsiegen.“ Aber unter uns Menschen wird sie wegen der Erbsünde eben nicht einfach sich durchsetzen. Wären alle menschlichen Wesen (ausgenommen unser Herr und unsere Liebe Frau) seit dem Sündenfall nicht mit den vier Wunden Unwissenheit, Bosheit, Schwachheit und Begierlichkeit behaftet, dann stünde dem Sieg der Wahrheit deutlich weniger im Wege. Dann könnte Thomas Jefferson richtigerweise verkünden, daß die Wahrheit einfach bloß auf dem Marktplatz ausgesetzt werden müsse, damit sie sich durchsetze. Doch die Katholiken wissen, was die Kirche in diesem Punkt lehrt, daß nämlich der Mensch sogar noch nach der Taufe von der Erbsünde nach unten gezogen wird, so daß er jede vernünftige Hilfe seines Staates braucht, um die Wahrheit zu finden, ohne die er seine Seele nicht retten kann. Vernünftige Hilfe heißt nicht, daß der Staat jemanden zwingt, katholisch zu sein, sondern sie bedeutet, daß der Staat alle gefährlichen Gegenwahrheiten von Jeffersons Marktplatz ausschließt.

Dritter Einwand: Große Macht kann auch in großem Stil mißbraucht werden. Nun ist die Verbindung von Kirche und Staat für beide Seiten sehr machtvoll und deswegen kann sie zu großem Schaden führen. Schauen wir doch nur, wie die Konzilskirche und die säkulare Neue Weltordnung sich gegenseitig ermächtigen!

Auflösung: „Mißbrauch hebt den rechten Gebrauch nicht auf,“ sagt der Lateiner. Hätte unser Herr das Allerheiligste Altarsakrament uns etwa nicht schenken sollen, weil es auf schwere Weise mißbraucht werden kann? Die Wiedervereinigung von Konzilskirche und liberalem Staat ist ein gewaltiger Mißbrauch der Verbindung von Kirche und Staat. Doch sie beweist nicht die Falschheit der Verbindung von katholischem Staat mit der katholischen Kirche, sondern nur die Falschheit des Liberalismus.

Kyrie eleison.

Tomatenstangen – II.

Tomatenstangen – II. on November 12, 2011

Der „Eleison Kommentar“ vom 10. September 2011 (Nummer 217) zitierte ein russisches Sprichwort, wonach Mann und Frau einer Tomatenstange und einer Tomatenpflanze gleichen. In dem Sprichwort schmiegt die Tomate sich um die Stange, klettert an ihr hoch und bringt dann Früchte. Der „Eleison Kommentar“ nutzte diesen Vergleich zur Darlegung der Natur und Rolle der Frau. Nun fragte eine Leserin, wie es wohl um den Mann bestellt sei. Leider versucht unser verrücktes Zeitalter, alle diese Grundlagen der menschlichen Natur abzuschaffen.

Natürlich gibt es über Gottes Plan von Mann und Weib – welche zwar völlig unterschiedlich sind, aber auf erhabene Weise sich ergänzen – wesentlich mehr zu sagen als ein bloßer Vergleich aus dem Garten dies könnte. In einer jeden katholischen Hochzeitsmesse wird in der Lesung die Beziehung zwischen Ehemann und Eheweib mit der Beziehung zwischen Jesus Christus und seiner Kirche verglichen (Epheser, 5,22–33). An dieser Stelle aus der Hl. Schrift ist besonders bemerkenswert, daß der Hl. Paulus die aus dem Vergleich folgenden Pflichten des Mannes ausführlich, und jene des Eheweibes nur kurz darlegt. Deswegen dürfen wir bereits vermuten, daß die modernen Männer in hohem Maße verantwortlich sind für das ungesunde Verhältnis von Mann und Frau in der Gegenwart. Doch wollen wir das übernatürliche Geheimnis bei einer späteren Gelegenheit behandeln. Kommen wir nun zurück zum Garten, denn die Feinde Gottes und des Menschen greifen heute vor allem die natürlichen Grundlagen an.

Damit die Tomatenstange der Tomatenpflanze dienen kann, muß die Stange zwei Eigenschaften besitzen: sie muß aufrecht nach oben ragen und fest verankert sein. Wenn die Stange nicht nach oben ragt, so kann die Tomatenpflanze nicht an ihr hochklettern. Und wenn die Stange nicht fest dasteht, so kann die Pflanze sich nicht an sie klammern und um sie wickeln. Wir können dies folgendermaßen übertragen: Die Stangenfestigkeit hängt davon ab, wie fest der Mann sich seiner Arbeit widmet, und die Stangenhöhe hängt von nichts geringerem ab als von der Ausrichtung des Mannes auf Gott.

Untersuchen wir zuerst die erwähnte Festigkeit: Zu allen Zeiten und an allen Orten, an denen die menschliche Natur nicht bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt wurde, dreht sich das Leben des Mannes um seine Arbeit, während das Leben der Frau sich um ihre Familie, beginnend mit dem Mann, dreht. Wenn der Mann seine Frau zum Mittelpunkt seines Lebens macht, gleicht diese Situation zwei Tomatenpflanzen, welche sich gegenseitig aneinanderklammern. Im Ergebnis werden beide Pflanzen im Schlamm landen – es sei denn, die Frau übernimmt die Rolle des Mannes; wofür sie jedoch nie geschaffen wurde und was sie wenigstens auch nicht sich wünschen sollte. Eine kluge Frau wählt als ihren Ehemann einen aus, welcher seine Arbeit gefunden hat und diese liebt. Während also der Ehemann sich fest um seine Arbeit wickelt, kann die Frau sich um ihren Mann wickeln.

Betrachten wir sodann die Höhe: So wie die Tomatenstange in den Himmel ragen soll, so muß auch der Mann nach dem Himmel greifen. Führer brauchen eine Vision, mit welcher sie anregen und führen können. Erzbischof Lefebvre hatte die Vision von der Wiederherstellung der wahren Kirche. Kardinal Pie (1815 – 1880) entdeckte in den Männern des 19. Jahrhunderts weitgehend Unmännlichkeit und führte dieses Problem auf ihren Glaubensmangel zurück. Wo es keinen Glauben gibt, sagte er, dort gibt es auch keine Überzeugungen. Ohne Überzeugungen gibt es wiederum keine Charakterfestigkeit. Und ohne Charakterfestigkeit gibt es schließlich keine Männer. Der Gedankengang des Hl. Paulus war ähnlich, als er sagte: „Das Haupt eines jeden Mannes ist Christus; das Haupt des Weibes ist der Mann; und das Haupt Christi ist Gott.“ (1. Korintherbrief 11,3). Damit also der Mann seine Männlichkeit zurückgewinnt, soll er sich an Gott ausrichten und Ihm unterordnen. Dann wird es der Ehefrau umso leichter fallen, ihrem Manne sich unterzuordnen, und den Kindern, den Eltern sich unterzuordnen.

Allerdings führt die richtige Unterordnung zu keinerlei Tyrannei – weder zu einer Tyrannei des Ehemannes über seine Frau, noch zu einer Tyrannei der Eltern über ihre Kinder. Vielmehr ist die Stange für die Tomate da. Ein weiser Jesuit sagte einmal: Das allerbeste, was ein Mann für seine Kinder tun kann, ist, ihre Mutter zu lieben. Weil die Männer allerdings nicht in dem Maße wie die Frauen von der Liebe abhängen, können Männer leicht vergessen, daß Frauen lieben und geliebt werden müssen. Schon ein Teelöffelchen voller Zuneigung genügt, damit die Frau weitere 100 Kilometer läuft. Der Heilige Geist drückt es etwas eleganter aus: „Ihr Männer, liebt Eure Weiber und seid nicht bitter gegen sie!“ (Kolosserbrief 3,19).

Kyrie eleison.