Eleison Kommentare

Transzendente Göttlichkeit

Transzendente Göttlichkeit on April 8, 2017

Wenn es im Jahr je einen Tag gibt, an dem es sich besonders ziemt, über das Leiden und Sterben unseres Herrn Jesus Christus nachzudenken, dann ist dieser Tag sicherlich der heutige, der Tag vor Palmsonntag, kurz vor dem Beginn der Heiligen Woche. Und dieses Nachdenken ist im Verlauf des letzten halben Jahrhunderts mit jedem Jahr notwendiger geworden, weil das Leiden der Mutter Kirche, das mit Vatikan II seinen Anfang nahm, immer furchtbarer und zugleich immer geheimnisvoller wird. Wir alle tun gut daran, uns in Erinnerung zu rufen, dass Gott geheimnisvoll ist, in anderen Worten, dass Er unendlich weit über und jenseits unseres kleinen menschlichen Geistes steht. Ansonsten laufen wir Gefahr, ihn zu verkleinern, damit er sich in den Rahmen dieses kleinen Geistes hineinzwängen lässt. „Denn meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege, spricht der HERR, sondern so viel der Himmel höher ist als die Erde, so sind auch meine Wege höher als eure Wege und meine Gedanken als eure Gedanken” (Jesaja LV, 8–9).

Diese entscheidend wichtige Erkenntnis wird uns im Fünften Freudigen Geheimnis des Heiligen Rosenkranzes zuteil. Im Alter von zwölf Jahren liess es Unser Herr zu, dass Seine Mutter und der Heilige Josef ihn verloren, um sie daran zu erinnern, dass Er für die Sache Seines Vaters eintreten musste. Seine Mutter konnte das nicht verstehen –„Mein Sohn, warum hast du uns das getan?.“ Denn Er hatte Seinen menschlichen Eltern drei Tage lang quälende Sorgen bereitet – „Siehe, dein Vater und ich haben dich mit Schmerzen gesucht.“ Unser Herr antwortete, als ob es für sie keinen Grund zur Sorge gegeben hätte – „Was ist’s, dass ihr mich gesucht habt? Wisset ihr nicht, dass ich sein muss in dem, was meines Vaters ist?“ Doch so drückend war die Sorge Seiner Eltern gewesen, dass diese Antwort für sie vom menschlichen Standpunkt aus keinen Sinn ergab – „Und sie verstanden das Wort nicht, das er zu ihnen redete.“ Doch seine Mutter wusste, dass es ein Fehler gewesen wäre, ihren Sohn weiter auszufragen. Stattdessen „behielt sie alle diese Worte in ihrem Herzen“ (Lukas II, 48–51), um zu erkennen, warum Gott recht hatte, obwohl sie ihn nicht verstehen konnte.

Dem künftigen Oberhaupt der Kirche, dem Felsen, auf dem sie erbaut werden sollte, musste dieselbe Einsicht, dass Gottes Wege für uns wahrhaft unerforschlich sind, ebenfalls vermittelt werden, wenn auch in etwas handgreiflicherer Form als der liebenswerten Mutter Unseres Herrn. Menschlich, allzu menschlich tadelte Petrus Unseren Herrn dafür, dass Er es gewagt hatte, den Aposteln zu eröffnen, dass er sich nach Jerusalem begeben werde, um dort zu leiden und zu sterben. Die Antwort Unseres Herrn war schneidend: „Hebe dich, Satan, von mir!“ Allerdings ist die Erklärung im Grunde dieselbe wie bei der Antwort, die Er Seiner Mutter gab, „denn du meinst nicht, was göttlich, sondern was menschlich ist“ (Matthäus XVI, 21–23). Petrus, der eben erst zum Fels der Kirche ernannt worden war (Matthäus XVI, 18–19), ist der letzte, dem es erlaubt werden kann, in menschlichen statt in göttlichen Kategorien zu denken, sobald er die Kirche wird leiten müssen.

Doch selbstverständlich anerkennt Unser Herr das Problem, dass Menschen allzu menschlich denken, wenn es um die göttlichen Dinge geht. Deshalb führte er Petrus, kurz nachdem er ihn streng getadelt hatte, zusammen mit Jakobus und Johannes auf einen hohen Berg, wo er verklärt wurde, damit seine Gottheit aus seiner menschlichen Natur schien. Deshalb mochten die Apostel zwar alle bis ins Mark erschüttert sein durch den furchtbaren Gottesmord in Jerusalem, aber drei von ihnen würden in der Lage sein, zu bezeugen, was sie mit ihren eigenen Augen gesehen hatten (vgl. Zweiter Brief des Petrus I, 16–18): Wie schon vor der Passion die Gottheit aus dem Leib jenes Mannes erstrahlte, der auf Golgatha gekreuzigt werden sollte.

Und in unseren eigenen Tagen? Die Katholiken wissen, dass das Leben der Katholischen Kirche die Fortsetzung auf Erden der Inkarnation Christi auf Erden ist; somit wissen sie im Prinzip, dass, so wie die 33 Lebensjahre, die Christus hier beschieden waren, mit Seiner Passion und Seinem Tod endeten, auch die Kirche ihre Zeit auf Erden beenden mag, indem sie aus allen Wunden blutet, bis sie so gut wie ausgelöscht ist. Dennoch kann es gar manchen guten Menschen in seinem Glauben erschüttern, wenn er diesen Vorgang mit eigenen Augen ansehen muss. – „Wie ist es möglich, dass diese Päpste, diese Kardinäle und diese Bischöfe die Träger von Gottes Autorität in der Struktur Seiner einzigen wahren Kirche sind?“ Natürlich sind sie im Allgemeinen durchaus nicht ihre treuen Träger, doch wo sonst sind denn die Träger, welche ihre Struktur darstellen? Nur Geduld. Als man Gott nach Golgatha zerrte, war er immer noch da, und er ist auch heute, wo man Ihn in die Neue Weltordnung zerrt, immer noch da. Aber er hat Sein letztes Wort noch nicht gesprochen!

Kyrie eleison.

Langsamer Niedergang – II

Langsamer Niedergang – II on April 1, 2017

Wegen seiner Länge konnten wir den Brief des besorgten amerikanischen Katholiken in unserem letztwöchigen Eleison-Kommentar nicht vollumfänglich, sondern nur auszugsweise veröffentlichen und mussten viele interessante Dinge auslassen. Hier seien noch zwei weitere wertvolle Absätze nachgeliefert, in denen der Verfasser seine Gedanken zu der Traditionellen Schule und den Traditionellen Frauen äussert. Die zentrale Schlussfolgerung ist immer dieselbe: Wenn ich nicht so lebe, wie ich denke, werde ich zwangsläufig so denken, wie ich lebe. Nur Geduld! Gott verlangt von uns nicht das Unmögliche, aber andererseits erwartet er von uns, dass wir das Bestmögliche anstreben.

Vielleicht erzielt der Modernismus bei der Unterwanderung der Traditionalistischen Bewegung seine durchschlagendsten Erfolge auf dem Gebiet der Erziehung. Allerlei moderne Praktiken haben sich in ihre Schulen eingeschlichen, ohne dass sich jemand dessen gewahr zu werden scheint. Die modernistische pädagogische und psychologische Philosophie der fünfziger und sechziger Jahre wird in den Unterricht eingeschmuggelt, zusammen mit all den gängigen Schlagworten und Begleiterscheinungen. Altmodische Lehrer sind zum Problem geworden. Eine moderne Armee von Verwaltern, Spezialisten für Lehrpläne, Erziehungsexperten, Kinderpsychologen etc. hält jetzt das Heft in der Hand und verspricht wie üblich, alles besser zu machen, insbesondere in weltlichen Fragen wie Prüfungsergebnisse, Wahl des geeigneten College und lukrative Karrieren. Angeblich Traditionalistische Schulen werden staatlichen Schulen immer ähnlicher.

Die soziale Revolution, die sich unter den Kindern unserer Schulen täglich abspielt, beeinflusst besonders die Mädchen sehr nachhaltig. Es existiert ein virulenter Erregerstamm eines Traditionalistischen Feminismus. Viele haben das moderne Gift der Gleichheit und des Konkurrenzkampfes zwischen Frau und Mann in sich aufgenommen. Von Kindsbeinen an werden sie gegen die Männer aufgehetzt. Sie wollen mit ihnen konkurrieren und denken, sie könnten fast alles, was Männer können. Dem, was die Tradition über die Rolle der Frau sagt, schenken sie nur geringe oder gar keine Aufmerksamkeit. Sie bilden sich ein, dass sie auf jedem beliebigen Feld eine höchst erfolgreiche berufliche Karriere absolvieren und dennoch zugleich eine gute katholische Ehefrau und Mutter sein können. Der alte Spruch „Der Platz der Frau ist zu Hause“ wird in Traditionalistischen Kreisen nicht mehr beherzigt, sondern im Gegenteil offen verspottet. Das Schlimmste ist jedoch, dass unsere Mädchen dies nicht von der Welt, sondern von unseren eigenen Leuten zu hören bekommen. In unseren Schulen bekleiden zu viele Frauen wichtige Positionen, und es gibt zu viele Lehrerinnen. Dies ist eine revolutionäre Erscheinung und bietet ein denkbar schlechtes Vorbild für unsere Mädchen, das auch durch noch so viele Predigten nicht überwunden werden kann. Doch was hilft es einer Frau, sich sittsam zu kleiden, wenn sie sich in jeder anderen Hinsicht wie ein Mann benimmt, insbesondere auf sozialem, wirtschaftlichem und politischem Gebiet? Noch vor einigen Jahren hätten nicht nur Traditionalisten dies gewusst, aber heute wird es als Traditionell propagiert.

Was ist denn so falsch an der modernen Erziehung und ihren modernen Methoden? Antwort: Das Herz und die Seele wahrer Erziehung ist der katholische Glaube, was bedeutet, dass Erwachsene mit der Unterstützung der (wahren) Kirche ihre Autorität nutzen, um jungen Menschen durch direkten menschlichen Kontakt erstens beizubringen, wie man das Himmelreich erwirbt, und zweitens, wie man als Erwachsener ein gesundes Leben führt, das mit dem Wunsch, das Himmelreich zu erwerben, in Übereinstimmung steht. Wie viele „Verwalter, Spezialisten für Lehrpläne, Erziehungsexperten und Kinderpsychologen“ besitzen eigentlich praktische Erfahrung als Lehrer in unseren heutigen Klassenzimmern, geschweige denn den Glauben? Aufgrund des Mangels an Glauben sind die heutigen Klassenzimmer zu Dschungeln voll wilder Tiere geworden. Kein Wunder, dass die „Experten“ sie ängstlich meiden. Sie sind mit ihrem Latein am Ende und wissen nicht, wie sie es anstellen sollen, um die Kinder richtig zu erziehen.

Und was ist das Problem mit den modernen Frauen? Moderne Männer, die sie ausser Kontrolle geraten liessen. Gott schuf die Frau dem Manne untertan, noch vor dem Sündenfall. Was soll ein Mädchen also tun? Zum heiligen Josef und zur heiligen Anna – die beide wundervolle Ehepartner waren – beten, damit es einen Ehemann findet, den es achten kann. Gottes Arm wird durch die Verworfenheit der Menschen nicht verkürzt (siehe Jesaja LIX, 1). Und die Männer? Eure Frauen werden es sehr viel leichter finden, euch zu gehorchen, wenn ihr selbst Gott gehorcht (1. Korinther XI, 3).

Kyrie eleison.

Langsamer Niedergang – I

Langsamer Niedergang – I on März 25, 2017

Das hier angeführte Zeugnis eines gläubigen Katholiken aus den USA trifft gar manchen Nagel auf den Kopf:

Die Priesterbruderschaft St. Pius X. hat sich „ein neues Image verpasst“ und ist nicht mehr, was sie einst war. So wie die ursprüngliche Priesterbruderschaft zur Katholischen Kirche gehörte, gehört die Neubruderschaft zur Neukirche. Wer alt genug ist, um sich zu erinnern, dem kommt alles so vor wie eine Neuauflage von Vatikan II, nur noch schlimmer, weil es diesmal keine direkte Attacke auf die Doktrin und kein grosses Konzil gibt; stattdessen verbreitet sich die Revolution mittels eines langsamen, fast unmerklichen gesellschaftlichen Wandels.

Denn während der Anschein der Tradition noch aufrechterhalten wird, wird die traditionalistische Bewegung langsam von innen her verändert. Äusserlich und materiell scheint es um die Priesterbruderschaft besser bestellt zu sein denn je zuvor; es stehen ihr immer mehr Geld und immer mehr Gebäude zur Verfügung, doch innerlich und spirituell befindet sich die Bruderschaft in einem Prozess des langsamen Niedergangs, weil die Krankheit des Modernismus ihre Anhänger unmerklich infiziert. Eine Reihe von Symptomen weist darauf hin, dass sich der Modernismus innerhalb der Bruderschaft in gleicher Form offenbart wie früher in der Kirche; hiervon zeugen beispielsweise ihre jungen, glücksselig strahlenden Priester, die den „Friedenspriestern“ der sechziger und siebziger Jahre, wie der grosse Kardinal Mindszenty sie nannte, aufs Haar gleichen. Viele von ihnen leiden an Verweichlichung – im Gegensatz zu den früheren Generationen von Priestern, jedoch genau wie manche der führenden Laien, die in Schulen der Neubruderschaft lehren.

Und so ist die Messe immer noch traditionell, doch die ganze Kultur um sie herum ist die des Novus Ordo. Die Traditionalisten wollen die alte Messe und die Sakramente bewahren und auch einen Teil der Moral aus dem Katechismus, aber zugleich wollen sie alles andere, was die moderne Welt anzubieten hat. Dies führt dazu, dass viele sogenannte traditionalistische Katholiken sich ausserhalb der Messe und der Sakramente kaum noch von ihren Mitmenschen unterscheiden, die sich der modernen Welt mit Haut und Haaren verschrieben haben. Wenn es um Scheidung, Ehenichtigkeitserklärung, „alleinstehende“ Mütter usf. geht, sind die Statistiken ein und dieselben. Falls die Traditionalisten mit der modernen Welt gehen wollen, können sie der wahren Religion nicht treu bleiben. Hier heisst es: Entweder – oder.

Tatsache ist, dass die traditionalistische Bewegung nun für die Welt geöffnet wird, damit sie gesellschaftlich akzeptabel und normal wird, und dass der Prozess der Modernisierung in vollem Gange ist, langsam, aber unerbittlich. Eine neue, junge Generation hält das Steuer in der Hand und ändert den Kurs. Die alten, verschrobenen, peinlich wirkenden Hardliner sind von der Bühne abgetreten, und die Tradition hat ein neues Image, ein neues, glückliches, freundliches Gesicht. Die Mainstream-Kirche hat vor fünfzig Jahren ihr „Aggiornamento,“ also ihre Anpassung an die heutigen Verhältnisse, vollzogen, und die Bruderschaft holt diesen Prozess in unseren Tagen nach. Die alte Generation, die so viele Schlachten ausfocht, um den Glauben unverfälscht zu bewahren, wird nun von einer neuen Generation abgelöst, die den Novus Ordo sowie die Geschichte seiner Entstehung niemals gekannt hat und nie für etwas kämpfen musste. Die heutigen jungen Traditionalisten sind in aller Regel in einer traditionalistischen Blase aufgewachsen und wissen viel zu wenig von dem gestrigen Krieg, vor dessen Hintergrund der heutige zu sehen ist. Vor dem Konzil bezeugte Bella Dodd, dass die Kirche von den Kommunisten unterwandert wurde. Sind wir ganz sicher, dass der traditionalistischen Bewegung gegenwärtig nicht dasselbe widerfährt?

Es war alles nur allzu leicht voraussehbar. Da die Bruderschaft nicht unfehlbar ist, macht sie nun dasselbe durch wie die Kirche vor fünfzig Jahren – Infiltration, Kompromisse, Zerfall und derselbe Prozess der Selbstzerstörung. Erzbischof Lefebvre hätte diesen radikalen Wandel sofort entdeckt, doch allzu viele Frösche im Topf der Bruderschaft haben noch nicht einmal gemerkt, wie heiss das Wasser inzwischen geworden ist. Der Erzbischof „reichte weiter, was er empfangen hatte,“ doch wie kann die neue Generation weiterreichen, was sie niemals empfangen hat? Deshalb hören wir jetzt, dass die „unvermeidliche Versöhnung“ bevorsteht. Die Priesterbruderschaft St. Pius X. wird als Teil der Neukirche akzeptiert werden und im Gegenzug die Neukirche akzeptieren müssen. Sie wird fortan nur noch eine der vielen Seitenkapellen im Pantheon der Neuen Weltordnung bilden. Und was die „Versöhnung“ betrifft – welche Seite hat der anderen nachgegeben? Ist die Konzilskirche etwa katholisch geworden? Mitnichten!

Nächste Woche wird derselbe Zeuge abermals zu Worte kommen.

Kyrie eleison.

Ein Katholisches Leben?

Ein Katholisches Leben? on März 18, 2017

Wieder einmal schreibt mir ein junger Mann über das Problem, als Katholik in der Welt zu leben, die uns heute umgibt. Doch welcher Katholik kann in der heutigen Welt denn problemlos leben? Die Fragen des jungen Mannes über Welt und Kirche sind in Kursivschrift gedruckt. Ihnen schliessen sich einige Ratschläge seitens des Autors dieser „Kommentare” an.

Es wird für mich immer schwieriger, ein Leben zu führen, das mit dem katholischen Glauben in Übereinklang steht. Was die Welt betrifft, würde ich, sobald ich meinen Lebensunterhalt selber bestreiten kann, den Umzug in ein anderes Land erwägen, beispielsweise nach Frankreich, um dort nach Mitteln zur Gründung einer christlichen Familie zu suchen (z. B. eine Ehefrau, katholische Priester, welche die Tradition verteidigen usw.). Bezüglich der Messe wird die meinem Wohnort am nächsten gelegene traditionelle Messe in B. gelesen, wo es eine Kapelle der Neubruderschaft gibt, und eine andere Kapelle, die von der Neukirche geleitet wird. Was würden Sie mir raten, Hochwürden? Ich kenne in meinem Land keine Priester des Widerstands, ja nicht einmal viele wahre Katholiken, wie mir scheint.

Was die Welt betrifft, so würde ich Ihnen nicht empfehlen, in ein anderes Land umzuziehen. Mit grösster Wahrscheinlichkeit würden Sie dort auf dieselben Probleme stossen, und Sie würden die Wurzeln kappen, die Sie mit Ihrem Heimatland verbinden. Sie mögen vielleicht denken, in einer modernen Stadt seien diese Wurzeln nicht sonderlich viel wert, aber sie sind besser als gar keine. „Besser den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach,“ lautet das Sprichwort. Sie würden Gefahr laufen, vom Regen in die Traufe zu geraten, statt aus dem Regen in die gemütliche warme Stube zu flüchten. Die Vorsehung hat Sie in die Stadt versetzt, wo Sie heute Ihre Familie und Ihre Freunde haben. Lösungen sind heutzutage eher innerer als äusserer Art, zumal schon bald ein Weltkrieg ausbrechen könnte (das ganze System ist gegen Trump, und es will Krieg!).

Ähnlich verhält es sich mit dem Besuch der Messe. Die „andere Kapelle,“ die Sie erwähnen, war früher besser als heute. Dasselbe gilt, wie Sie ja wissen, für die Priesterbruderschaft St. Pius X. Die Apostasie ist heute allgegenwärtig. Ich würde mich vor geographischen Lösungen hüten. Sie könnten sich eines Tages dem scheinbar besten Priester anschliessen, und schon bald darauf könnte auch er den Verstand verlieren. Dergleichen ist in der heutigen Kirche schon allzu oft geschehen. Die Lösung muss innerer und nicht äusserer Art sein.

Hinsichtlich der inneren Lösung gilt: Da Sie die”Eleison-Kommentare” lesen, wissen Sie, wie oft und wie nachdrücklich ich empfehle, jeden Tag die vollständigen 15 Geheimnisse des Rosenkranzes zu beten. Gute Bücher (und gute Musik) können ebenfalls sehr dabei helfen, Geist und Herz zu nähren und zu schützen. Lesen Sie, was Sie aufrichtig interessiert, und begnügen Sie sich eher nicht mit Pflichtlektüre, denn diese wird Ihnen nicht annähernd so viel Nutzen bringen. Der allmächtige Gott hat schon vor Ewigkeiten vorausgesehen, in welch eine furchtbare Sackgasse sich die moderne Welt selbst verrennen würde. Er hat auch schon vor Ewigkeiten erkannt, dass es Seelen geben würde, die immer noch den Wunsch haben würden, in den Himmel zu kommen. Ist es denn vorstellbar, dass Er selbst in den heutigen höllischen Grossstädten solche Seelen sich selbst überliesse und ihnen keinen Wink gäbe, wenn sie auf dem rechten Pfad weiterwandeln wollen, um dereinst ins Himmelreich einzugehen?

Doch sah Er voraus, dass alles Äussere unter die Herrschaft Seiner Feinde geraten würde: Telefon, Emails, Drohnen, Universitäten, Politik, Recht, Medizin etc. Der Grund dafür, dass er seinen Widersachern solche Macht zugesteht, liegt meiner Überzeugung nach darin, dass er uns zu Ihm zurückführen will, zu einer wahrhaftigen inneren Ausübung Seiner heiligen Religion, ungeachtet all der schlimmen Dinge, die Päpste und Priester treiben mögen. Deshalb rate ich Ihnen, sich mit dem Besuch der am wenigsten infizierten tridentinischen Messe zufriedenzugeben, wenn in der Nähe Ihres Wohnorts eine solche zelebriert wird, bei einem Priester zu beichten, der noch bereit ist, Beichten abzunehmen und Ihnen nicht erzählt, eine Sünde sei keine Sünde; finden Sie ausserdem die Zeit, täglich alle 15 Geheimnisse des Rosenkranzes zu beten. Und dann „besitzen Sie Ihre Seele in Geduld“ und bitten Sie Gott ruhig, Ihnen den Weg zum Himmel zu weisen und hier unten einzugreifen, ehe alles verloren geht. Allem Schein zum Trotz besitzt Er immer noch die Macht, alles nach seinem Willen zu gestalten.

Kyrie eleison.Wenn Gott es will, legt sich der schwerste Sturm in kurzer Zeit. Wen Gott beschützt, ist gegen seiner Feinde Schwert gefeit.

Ein Vierter Bischof

Ein Vierter Bischof on März 11, 2017

Seit dem Sommer 2012, als die Priesterbruderschaft St. Pius X. offiziell beschloss, einen neuen Kurs einzuschlagen und von dem 40 Jahre zuvor von Erzbischof Lefebvre verkündeten Prinzip „Doktrin zuerst“ abzurücken, ist es faszinierend gewesen zu beobachten, wie die Vorsehung vorging, um die Verteidigung der Kirche zu gewährleisten. Man hätte einen weitverbreiteten Aufstand für Gottes Wahrheit erwarten können. Widerstand innerhalb der Bruderschaft? Ja, er existiert, doch zumindest bis heute vollzieht er sich weitgehend schweigend. Und von aussen? Ja, auch solcher Widerstand regt sich, aber lediglich seitens eines kleinen Häufleins von Laien und einer Handvoll Priester, die mangels einer anerkannten Autorität gespalten sind. Katholiken bedürfen einer Autorität. Und dieses Bedürfnis ist so gross, dass, während in der auf den Menschen zentrierten Neukirche und in der auf Rom zentrierten Neubruderschaft die Wahrheit versiegt, sich die Seelen doch immer noch an beide klammern, dank den Restbeständen päpstlicher Autorität in ersterer und dank den dem Vermächtnis des Erzbischofs noch bestehenden Überresten katholischer Autorität in letzterer.

Doch die Wahrheit ist und bleibt der Zweck der Autorität, und die Autorität ist nicht der Zweck der Wahrheit. Wegen der Erbsünde ist die Autorität die unersetzliche Verteidigerin und Garantin der Wahrheit, aber sie kommt nach der Wahrheit und nicht vor ihr. Man betrachte beispielsweise die letzten Anweisungen Unseres Herrn an Petrus, bevor er von diesem schied und ihm die Aufgabe hinterliess, die Kirche zu leiten (Lukas XXII, 31–32): „Simon, Simon, siehe, der Satan hat euer begehrt, dass er euch möge sichten, wie den Weizen. Ich aber habe für dich gebeten, dass dein Glaube nicht aufhöre [Wahrheit] . Und wenn du dermaleinst dich bekehrst [Wahrheit] , so stärke deine Brüder [Autorität] .“ Und als die Pharisäer wenige Tage zuvor am Palmsonntag versucht hatten, Unseren Herrn zu tadeln, weil Seine Jünger Gott fröhlich und mit lauter Stimme lobten, bezeugte Unser Herr die Notwendigkeit, Gott in der Wahrheit zu verehren, indem Er antwortete (Lukas XIX, 40): „Ich sage euch: Wenn diese werden schweigen, so werden die Steine schreien.“

In der heutigen Neukirche vermengt die Autorität im Motor der Kirche konziliären Irrtum mit katholischer Wahrheit, was so ist, als vermische man im Motor eines Autos Wasser mit Benzin. So wie das Auto dann nicht mehr fahrtüchtig ist, wird auch die Kirche unter diesen Umständen verkrüppelt. Und während sich Erzbischof Lefebvre entschlossen gegen diese Verkrüppelung der Kirche zur Wehr setzte, indem er vier Bischöfe weihte, um eine katholische Autorität aufrechtzuerhalten, die Gottes Wahrheit schützen sollte, tun seine Nachfolger an der Spitze dessen, was einst seine Brüderschaft war, ihr Bestes, um diese Organisation, deren Aufgabe der Schutz der Wahrheit ist, der verkrüppelten und verkrüppelnden Autorität Roms zu unterstellen! Falls diese Nachfolger ernsthaft glauben, sobald sie „innerhalb der offiziellen Kirche“ seien, würden sie eine Position innehaben, die es ihnen erlauben werde, die Neomodernisten zu bekehren, sind sie ausserordentlich naiv. Sie haben das Feuer auf Vatikan II bereits eingestellt. Wann, meinen sie wohl, werden sie das Feuer wieder eröffnen können?

Unter diesen höchst aussergewöhnlichen Umständen braucht es Jünger unseres Herrn, welche die Wahrheit verkünden, um den Steinen diese Anstrengung zu ersparen! Diese Jünger mögen ja nicht so einig sein, wie sie es unter einer wahren Autorität wären (abgesehen von der menschlichen Schwäche). Sie mögen „allenthalben Trübsal haben“ und „Verfolgung leiden,“ sie mögen „unterdrückt“ werden (siehe 2. Korinther IV, 8–9), doch sie müssen da sein, so lange die Wahrheit in der Gefangenschaft schmachtet. Wird dieser Zustand lange andauern? Gott allein weiss es. Viele von uns erwarteten schon vor geraumer Zeit, dass Er eingreifen werde, aber Seine Mühlen mahlen langsam. Eingreifen wird Er jedoch, wenn überhaupt noch irgendetwas gerettet werden soll. Nur Geduld!

In der Zwischenzeit benötigen diese Jünger wenigstens eine kleine Zahl von Bischöfen, die Gewähr dafür bieten, dass in der bischöflichen Lehrtätigkeit sowie in den Sakramenten der Firmung und der Priesterweihe auch weiterhin ein Mindestmass an Wahrheit erhalten bleibt. Im Jahre 1988 weihte der Erzbischof aus demselben Grunde vier davon, zwei für Europa und je einen für Nord- und Südamerika. Im gegenwärtigen Augenblick verfügt der „Widerstand“ in Europa über zwei solche Bischöfe und in Südamerika über einen. In Nordamerika besteht im Moment eine Lücke. So Gott will, wird am 11. Mai dieses Jahres Pater Gerardo Zendejas in der traditionalistischen Gemeinde von Pater Ronald Ringrose in Vienna, Virginia, USA, zum Bischof geweiht werden. Bitten Sie den Allmächtigen Gott um Seinen Segen bei der Zeremonie – und um gutes Wetter!

Kyrie eleison.

“Heiligmaessige Priester”?

“Heiligmaessige Priester”? on März 4, 2017

Durch eine grosse Gnade Gottes hat einer der Leser dieser „Kommentare”, der durch seine Familie und seine Arbeit in steter Verbindung mit der heutigen Welt steht, dennoch ein untrügliches Gespür für das behalten, was um ihn herum geschieht – das grosse, sich Tag für Tag abspielende Drama um die Errettung oder Verdammnis der Seelen, denen er begegnet. Dieses Gespür macht ihn nicht froh. Er wünscht sich vielleicht, er könnte nicht sehen was er sieht, doch dank einer weiteren Gnade Gottes will er nicht wieder in Schlaf versinken. Er weiss, wofür die Priesterbruderschaft St. Pius X. früher stand, und sie brachte ihm grossen Gewinn. Nun beobachtet er vom Standpunkt eines einfachen Laien, der keinen Anspruch darauf erhebt, in hohen theoretischen Sphären zu argumentieren, dass die Bruderschaft nicht mehr ist, was sie einst war, sondern dabei ist, sich zu der Schläferbrigade zu gesellen, und er fragt sich, was er nun tun soll. Seine Worte finden sich nicht im Internet, werden aber gar manchem traurigen Katholiken zu Herzen gehen. Wir geben sie hier, in Kursivschrift, wieder:

Ich habe es schon früher erwähnt, aber ich sehe es auch weiterhin ständig während meiner Arbeit. Die Seelen hungern , und sie welken unter der Last der Sünde und unter dem Druck der uns alle verschlingenden Unkultur dahin. Fast alle ehemaligen Katholiken, mit denen ich gesprochen habe, waren entweder angewidert von den unmoralischen Handlungen, die in der Kirche immer wieder begangen werden (ich meine allerdings, dass viele dies nur zur Rationalisierung ihrer eigenen Sünden benutzen), oder sie sahen in den Priestern nichts weiter als egoistische Männer, die ihre Selbstsucht nicht abgetötet und sich nicht Christus anvertraut haben. Ihre Sicht der Kirche ist durch so viel Treulosigkeit und so viel Sünde vernebelt.

Es besteht kein Zweifel daran, dass unsittliche Handlungen in der Kirche manchen Katholiken als Vorwand für die Abkehr von ihrem Glauben dienen, doch wie enorm ist die Verantwortung von Priestern, die, auch ohne schwerwiegende öffentliche Skandale hervorzurufen, nichtsdestoweniger durch ihr Beispiel aufhören, andere zu inspirieren und zu erheben! Priester der Bruderschaft, ihr pflegtet zu inspirieren und zu erheben – wo seid ihr jetzt?

Ganz ehrlich würde ich sagen, dass „The Angelus Press ” (die Zeitschrift der Piusbruderschaft in den USA) längst nicht mehr die Vorhut der Glaubenstreuen ist. Wir müssen in unserer Selbstgefälligkeit erschüttert werden (ich weiss, dass dies für mich in meiner gefallenen menschlichen Natur sicherlich zutrifft!). Wir müssen in unserer intellektuellen Faulheit erschüttert werden. Es ist ja schön und gut, in wohlklingenden Worten über Fragen der Spiritualität und Doktrin zu schreiben, und ich glaube nicht, dass jemand diese Zeitschrift der Häresie bezichtigen kann, aber . . . und dies ist der springende Punkt, wenn keine dieser Ideen in das Gewebe des Alltagsleben eingeflochten wird oder die Probleme der Modernität anspricht, wird die Kirche einfach zu einem „Trostpflaster,“ das uns die Realitäten des Lebens versüsst.

Hier liegt der Hase im Pfeffer. Wirkliche Priester setzen sich mit den”Realitäten des Lebens” auseinander. „Herr, schenke uns heilige Priester”, betet die Piusbruderschaft. Ist „heilige Priester” jedoch nicht leider allzu oft ein Synonym für”Linderung spendende Priester”? Und sollten Priester den Seelen wirklich Linderung spenden, um ihnen das Leben bequemer zu machen, oder sollten sie nicht vielmehr dafür sorgen, dass sie sich in diesem „Tal der Tränen” fremd fühlen, so dass ihre ganze Sehnsucht auf das ewige Leben ausgerichtet ist?

Es wird mir immer gleichgültiger, was die Priesterbruderschaft St. Pius X. tut, weil wir Laien keinen Einfluss auf ihr Tun haben. Wenn sie also ihren Marsch in die Vergessenheit, die Obskurität und die Bedeutungslosigkeit fortsetzen will, was meiner Ansicht nach auch geschehen wird, dann soll sie auf diesem Wege weiterschreiten. Der einzigartige Ruhm der Bruderschaft beruhte darauf, dass sie die einzige organisierte Widerstandsbewegung gegen die Konzilsbetrüger war, und zwar nicht aus grundsätzlicher Ablehnung der Autorität, sondern aus ihrer Ablehnung all dessen, was den Glauben zerstörte. Leider Gottes benutzt die Bruderschaft eben dieses – an sich gute – Prinzip der Autorität heute, um jede Opposition gegen den Irrtum zu vereinnahmen, obgleich Autorität im Dienste der Wahrheit stehen sollte. Darum habe ich ehrlich gesagt keine Ahnung, was ich weiter tun soll. Wir besuchen immer noch die Gottesdienste der Piusbruderschaft, aber die Inbrunst, die ich für sie empfand, ist fast erloschen. Doch nur Geduld. In diesen bedrückenden Zeiten ist Christus derjenige, der den Seinen den Sieg geben wird.

Ist die Neubruderschaft nicht auf bestem Wege, für die Erringung des ewigen Lebens ebenso belanglos zu werden wie die Neukirche?

Kyrie eleison.