soziale Natur des Menschen

Ein Katholisches Leben?

Ein Katholisches Leben? on März 18, 2017

Wieder einmal schreibt mir ein junger Mann über das Problem, als Katholik in der Welt zu leben, die uns heute umgibt. Doch welcher Katholik kann in der heutigen Welt denn problemlos leben? Die Fragen des jungen Mannes über Welt und Kirche sind in Kursivschrift gedruckt. Ihnen schliessen sich einige Ratschläge seitens des Autors dieser „Kommentare” an.

Es wird für mich immer schwieriger, ein Leben zu führen, das mit dem katholischen Glauben in Übereinklang steht. Was die Welt betrifft, würde ich, sobald ich meinen Lebensunterhalt selber bestreiten kann, den Umzug in ein anderes Land erwägen, beispielsweise nach Frankreich, um dort nach Mitteln zur Gründung einer christlichen Familie zu suchen (z. B. eine Ehefrau, katholische Priester, welche die Tradition verteidigen usw.). Bezüglich der Messe wird die meinem Wohnort am nächsten gelegene traditionelle Messe in B. gelesen, wo es eine Kapelle der Neubruderschaft gibt, und eine andere Kapelle, die von der Neukirche geleitet wird. Was würden Sie mir raten, Hochwürden? Ich kenne in meinem Land keine Priester des Widerstands, ja nicht einmal viele wahre Katholiken, wie mir scheint.

Was die Welt betrifft, so würde ich Ihnen nicht empfehlen, in ein anderes Land umzuziehen. Mit grösster Wahrscheinlichkeit würden Sie dort auf dieselben Probleme stossen, und Sie würden die Wurzeln kappen, die Sie mit Ihrem Heimatland verbinden. Sie mögen vielleicht denken, in einer modernen Stadt seien diese Wurzeln nicht sonderlich viel wert, aber sie sind besser als gar keine. „Besser den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach,“ lautet das Sprichwort. Sie würden Gefahr laufen, vom Regen in die Traufe zu geraten, statt aus dem Regen in die gemütliche warme Stube zu flüchten. Die Vorsehung hat Sie in die Stadt versetzt, wo Sie heute Ihre Familie und Ihre Freunde haben. Lösungen sind heutzutage eher innerer als äusserer Art, zumal schon bald ein Weltkrieg ausbrechen könnte (das ganze System ist gegen Trump, und es will Krieg!).

Ähnlich verhält es sich mit dem Besuch der Messe. Die „andere Kapelle,“ die Sie erwähnen, war früher besser als heute. Dasselbe gilt, wie Sie ja wissen, für die Priesterbruderschaft St. Pius X. Die Apostasie ist heute allgegenwärtig. Ich würde mich vor geographischen Lösungen hüten. Sie könnten sich eines Tages dem scheinbar besten Priester anschliessen, und schon bald darauf könnte auch er den Verstand verlieren. Dergleichen ist in der heutigen Kirche schon allzu oft geschehen. Die Lösung muss innerer und nicht äusserer Art sein.

Hinsichtlich der inneren Lösung gilt: Da Sie die”Eleison-Kommentare” lesen, wissen Sie, wie oft und wie nachdrücklich ich empfehle, jeden Tag die vollständigen 15 Geheimnisse des Rosenkranzes zu beten. Gute Bücher (und gute Musik) können ebenfalls sehr dabei helfen, Geist und Herz zu nähren und zu schützen. Lesen Sie, was Sie aufrichtig interessiert, und begnügen Sie sich eher nicht mit Pflichtlektüre, denn diese wird Ihnen nicht annähernd so viel Nutzen bringen. Der allmächtige Gott hat schon vor Ewigkeiten vorausgesehen, in welch eine furchtbare Sackgasse sich die moderne Welt selbst verrennen würde. Er hat auch schon vor Ewigkeiten erkannt, dass es Seelen geben würde, die immer noch den Wunsch haben würden, in den Himmel zu kommen. Ist es denn vorstellbar, dass Er selbst in den heutigen höllischen Grossstädten solche Seelen sich selbst überliesse und ihnen keinen Wink gäbe, wenn sie auf dem rechten Pfad weiterwandeln wollen, um dereinst ins Himmelreich einzugehen?

Doch sah Er voraus, dass alles Äussere unter die Herrschaft Seiner Feinde geraten würde: Telefon, Emails, Drohnen, Universitäten, Politik, Recht, Medizin etc. Der Grund dafür, dass er seinen Widersachern solche Macht zugesteht, liegt meiner Überzeugung nach darin, dass er uns zu Ihm zurückführen will, zu einer wahrhaftigen inneren Ausübung Seiner heiligen Religion, ungeachtet all der schlimmen Dinge, die Päpste und Priester treiben mögen. Deshalb rate ich Ihnen, sich mit dem Besuch der am wenigsten infizierten tridentinischen Messe zufriedenzugeben, wenn in der Nähe Ihres Wohnorts eine solche zelebriert wird, bei einem Priester zu beichten, der noch bereit ist, Beichten abzunehmen und Ihnen nicht erzählt, eine Sünde sei keine Sünde; finden Sie ausserdem die Zeit, täglich alle 15 Geheimnisse des Rosenkranzes zu beten. Und dann „besitzen Sie Ihre Seele in Geduld“ und bitten Sie Gott ruhig, Ihnen den Weg zum Himmel zu weisen und hier unten einzugreifen, ehe alles verloren geht. Allem Schein zum Trotz besitzt Er immer noch die Macht, alles nach seinem Willen zu gestalten.

Kyrie eleison.Wenn Gott es will, legt sich der schwerste Sturm in kurzer Zeit. Wen Gott beschützt, ist gegen seiner Feinde Schwert gefeit.

Staatsreligion – III.

Staatsreligion – III. on Januar 14, 2012

Die Behauptung, daß der Staat die katholische Religion weder bekennen noch beschützen brauche, ist ein klassischer liberaler Irrtum und einer der Hauptirrtümer des Zweiten Vatikanischen Konzils. Ein Liberaler könnte seinen siegreichen Plan auf diese Weise schildern: „Greifen wir den Katholizismus nicht direkt an, sondern teilen und herrschen wir: spalten wir den einzelnen Menschen von der Gesellschaft ab, indem wir behaupten, daß der Mensch kein Gesellschaftswesen sei. Dann geben wir vor, daß die Religion eine rein persönliche Angelegenheit sei. Auf diese Weise können wir die Gesellschaft übernehmen, und wenn wir sie erst einmal liberalisiert haben, nutzen wir sie als mächtige Waffe zum Liberalisieren der Einzelnen – denn selbstverständlich ist der Mensch ein Gesellschaftswesen! Will dann ein Einzelner nicht liberalisiert werden, so bekommt er größte Schwierigkeiten mit der Gesellschaft, welche wir zuvor liberalisierten.“ Ist es etwa nicht so? Schauen Sie sich doch nur um. Beantworten wir nun drei weitere Einwände gegen die Lehre, daß für das Heil der Seelen jeder Staat katholisch sein sollte.

Eure Exzellenz, unser Herr sagt selber: „Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und gebt Gott, was Gottes ist“ (Matthäus 12,21). Hier trennt unser Herr doch ganz klar Kirche und Staat. Deswegen sollte kein Staat sich auf den Katholizismus oder auf irgendeine andere Religion einlassen.

Antwort: Nein, unser Herr trennt hier nicht Kirche und Staat. Er stellt lediglich eine Unterscheidung des gesunden Menschenversandes an zwischen dem, was der Einzelne dem Staat schuldet (Steuern, usw.) und was der Einzelne Gott schuldet (Anbetung). Unser Herr sagt absolut nicht, daß der weltliche Staat dem ewigen Gott nichts schuldet. Tatsächlich schuldet der Staat als kollektive, weltliche Autorität über einer Anzahl von Menschen in seinen Autoritätshandlungen dem allmächtigen Gott, was die einzelnen Menschen als soziale Wesen Gott schulden: namentlich die soziale Anerkennung von Gottes Naturrecht, sowie so viel soziale Anerkennung und Förderung der Kirche – welche durch den natürlichen Verstand eigenständig als wahr erkannt werden kann –, wie es der Rettung der Seelen nicht im Wege steht.

Aber das Erkennen der wahren Religion ist eine Angelegenheit des Einzelnen. Wie kann dann der Staat als Staat grundsätzlich verpflichtet sein, katholisch zu sein?

Antwort: Der Staat ist lediglich die moralische (d.h. nicht-materielle) Vereinigung von einer mehr oder weniger großen Anzahl von physikalischen (d.h. materiellen) Menschen in einem politischen Körper. Jeder einzelne dieser Menschen ist – unabhängig davon, ob er bereits die übernatürliche Gnade des Glaubens besitzt – schon allein durch den rechten Gebrauch seiner natürlichen Vernunft zu der Erkenntnis befähigt, daß Gott existiert, daß Jesus Christus Gott ist und daß die katholische Kirche die von Jesus Christus gegründete Kirche ist. Wenn also ein Staat die wahre Religion nicht erkennt, so liegt das nicht etwa daran, daß seine Bürger dies nicht erkennen können, sondern daran, daß diese aus mehreren Gründen ihre gottgegebene Vernunft nicht für dieses Erkennen einsetzen bzw. nicht einsetzen wollen. Tatsächlich sind die Menschen also zu dieser Erkenntnis befähigt und wenn sie nicht zu ihr gelangen, so werden sie dafür vor Gott in jenem Maße Rechenschaft ablegen müssen, welches Gott ihnen gemäß ihrer Lebensumstände perfekt zudenkt.

Aber Eure Exzellenz, wenn Sie so fest auf der Pflicht des Staates beharren, katholisch zu sein, dann werden Sie lediglich viele Menschen von der guten Lehre abstoßen.

Zur Ehre Gottes und zur Rettung der ewigen Menschenseelen sollte jeder Staat katholisch sein. Wenn Menschen zu ignorant oder zu verdorben für diese Wahrheit sind, so daß sie diese nur befremdet, darf man – ohne von den Grundsätzen abzurücken – mit ihrer Verkündigung zögern. Doch macht das diese Wahrheit nicht weniger wahr. Wahre Grundsätze werden nicht weniger wahr, wenn sie manchmal aus praktischen Erfordernissen heraus mit einem gewissen Maß an Vorsicht verkündet werden müssen. Sicherlich sollte den Lesern dieser „Eleison Kommentare“ aber die ganze Wahrheit dargelegt werden können.

Kyrie eleison.

Staatsreligion?

Staatsreligion? on November 26, 2011

Welchen Anteil beim Schutz oder bei der Förderung der katholischen Religion soll der Staat übernehmen? Katholiken mit dem Wissen, daß der Katholizismus die einzig wahre Religion des einen wahren Gottes ist, können nur antworten: Der Staat, als ebenfalls etwas von Gott Geschaffenes, ist verpflichtet, bestmöglich Gottes einer und wahrer Religion zu dienen. Im Gegensatz dazu stehen die Liberalen mit ihrer These, daß der Staat die wahre Religion nicht erkennen könne, weil beispielsweise die Religion auf jeden Fall Privatangelegenheit des Einzelnen sein müsse. Deswegen antworten diese Liberalen auf unsere Frage: Der Staat müsse das Recht aller Bürger garantieren, eine beliebige Religion auszuüben bzw. gar keine Religion. Betrachten wir im folgenden die katholischen Argumente.

Der Mensch wird von Gott erschaffen. Des Menschen Natur kommt also von Gott her. Nun aber ist der Mensch von Natur aus gesellschaftlich geprägt und deshalb muß auch diese Gesellschaftlichkeit von Gott herkommen. Nun schuldet aber nicht nur ein Teil des Menschen, sondern der ganze Mensch Gott die Anbetung (Erstes Gebot). Somit schuldet auch der Mensch in Gesellschaft Gott die Anbetung. Nun ist aber der Staat nichts anderes als die gesamten Gesellschaftlichkeiten der Menschen, die sich als Bürger im Staatskörper zusammenschließen. Also schuldet auch der Staat Gott die kultische Anbetung. Von den verschiedenen Kulten, welche notwendigerweise sich gegenseitig widersprechen (sonst wären sie nicht verschieden), können alle mehr oder minder falsch sein, aber nur ein einziger Kult kann vollständig wahr sein. Wenn es also einen solchen Kult gibt, der vollkommen wahr und auch als solcher erkennbar ist, dann schuldet jeder Staat (als Staat) Gott diesen Kult. Und weil der Katholizismus dieser Kult ist, schuldet somit jeder Staat (als Staat) Gott den katholischen Kult – einschließlich sogar das heutige England, Israel oder Saudi-Arabien.

Nun besteht allerdings ein wesentlicher Teil der kultischen Anbetung darin, nach seinen Möglichkeiten Gott zu dienen. In welcher Hinsicht kann ein Staat hierbei dienlich sein? Er kann einen sehr großen Dienst erweisen: weil der Mensch von Natur aus gesellschaftlich ist, hat seine Gesellschaft einen großen Einfluß darauf, wie er fühlt, denkt und glaubt. Auch haben die staatlichen Gesetze einen entscheidenden Einfluß auf die Formgebung seiner bürgerlichen Gesellschaft. Wenn beispielsweise Abtreibung und Pornographie legal sind, werden viele Bürger schließlich denken, daß daran wenig bis nichts falsch sein könne. Deswegen hat jeder Staat grundsätzlich durch seine Gesetze die Pflicht, den katholischen Glauben und seine Moral zu schützen und zu fördern.

So sieht der klare katholische Grundsatz aus. Bedeutet dieser Grundsatz nun, daß jeder Nicht-Katholik von der Polizei umzingelt und auf dem Scheiterhaufen verbrannt werden sollte? Offensichtlich nicht, denn Sinn und Zweck der Anbetung und des Dienens Gottes liegt darin, ihm Ehre zu erweisen und Seelen zu retten. Ein rücksichtsloses Vorgehen des Staates würde aber genau den gegenteiligen Effekt erzeugen – also den Katholizismus diskreditieren und die Seelen entfremden. Daher lehrt die Kirche, daß selbst ein katholischer Staat das Recht hat, in der Praxis auf Maßnahmen gegen eine falsche Religion zu verzichten, wenn diese Maßnahmen ein noch größeres Übel verursachen oder ein höheres Gut verhindern würden. Trotzdem bleibt die grundsätzliche Pflicht des Staates bestehen, den katholischen Glauben und seine Moral zu schützen.

Soll also der Katholizismus den Bürgern aufgezwungen werden? Keinesfalls, weil der katholische Glaube nicht aufgezwungen werden kann. „Niemand glaubt gegen seinen Willen,“ sagt der Hl. Augustinus. Der vorhin dargelegte katholische Grundsatz bedeutet, daß in einem katholischen Staat, wo solche Maßnahmen normalerweise nicht abträglich sein dürfen bzw. sollen, der Staat die öffentliche Ausübung der nicht-katholischen Religionen verbieten darf bzw. soll. Diesen logischen Schluß leugnete das Zweite Vatikanum, weil es liberal war. Doch war diese Logik in den katholischen Staaten bis zum Zweiten Vatikanum gängige Praxis, und sie wird zur Rettung vieler Seelen beigetragen haben.

Kyrie eleison.