Hl. Augustinus

Ein Kapitel

Ein Kapitel on August 4, 2012

Wie viele Leser bereits wissen, wurde auf der jüngsten Kapitelversammlung der Oberen der Priesterbruderschaft St. Pius X. im schweizerischen Ecône ein gewisser Bischof aus dem Kapitel ausgeschlossen. Als Begründung für den Ausschluß wurde anscheinend der „Eleison Kommentar“ Nummer 257 vom 16. Juni 2012 herangezogen, welcher eine Adaption des Galaterbriefes 5,12 vornahm, wo der Hl. Paulus ausdrücklich das „Abschneiden“ der judaisierenden Zerstörer des katholischen Glaubens wünscht. Die Kirchenlehrer Ambrosius, Hieronymus, Augustinus und Chrysostomus denken jedoch allesamt, daß im Zusammenhang betrachtet der Paulinische Wunsch nicht das Leben, sondern das Mannestum der Judaisierer meint. Chrysostomus hält die Stelle sogar für scherzhaft gemeint.

Als ich jedoch hörte, wie ernst dieser Scherz auf dem Generalkapitel verwendet wurde, da hatte ich zugegebenermaßen eine neckische Vision: Ich stellte mir vor, wie die edlen Kollegen im Bruderschaftshauptquartier des Nachts durch das Fenster Ausschau hielten nach einem schlaksigen bischöflichen Engländer, welcher als „Jack der Ripper“ tief verkleidet in den Büschen herumschlich, ein langes, im Mondschein schimmerndes Tranchiermesser in der Hand, und welcher nach einem Opfer suchte, um es in Stücke schneiden zu können. Liebe Kollegen, schlafen Sie beruhigt, denn ich hege keine mörderischen Absichten. Wirklich!

Dennoch war das Kapitel eine ernsthafte Angelegenheit. Wie lautet sein Ergebnis? Es verabschiedete vor allem eine Erklärung, welche einige Tage später veröffentlicht wurde, sowie sechs Bedingungen für ein zukünftiges Abkommen zwischen Rom und der Bruderschaft. Durch ein Leck tauchten diese Bedingungen kurz danach im Internet auf (ich halte dieses Leck nicht für unvernünftig, wenn wir bedenken, wie viele Katholiken momentan ihren Glauben und ihr Seelenheil der Priesterbruderschaft anvertrauen). Zwar gebührt jenen guten Männern auf dem Generalkapitel alle Ehre, die mit all ihren Kräften den Schaden zu begrenzen versuchten. Wenn allerdings die Erklärung und die Vorbedingungen den jetzigen Geisteszustand der Bruderschaftsführung als Ganzes widerspiegeln, so gibt es ernsthaften Grund zur Sorge.

Vergleichen wir diese Erklärung des Jahres 2012 für ein paar Augenblicke mit der Grundsatzerklärung von Erzbischof Lefebvre aus dem Jahre 1974. Unverwandt müssen wir uns dann fragen, was aus der Bruderschaft geworden ist. Der Erzbischof verurteilte ausdrücklich und wiederholt die aus dem Zweiten Vatikanischen Konzil hervorgegangene Reform („Da diese Reform vom Liberalismus und vom Modernismus ausgeht, ist sie völlig vergiftet. Sie stammt aus der Häresie und führt zur Häresie . . .”), und zog dadurch den Zorn der Konzilspäpste auf sich. Im Gegensatz dazu erwähnt die Erklärung von 2012 nur einmal das Konzil mit seinen „Neuerungen,“ welche lediglich „mit Irrtümern befleckt“ seien. Man kann sich leicht vorstellen, daß selbst Benedikt XVI. solche Worte unterschreiben würde. Hält denn die Priesterbruderschaft die Konzilspäpste inzwischen nicht mehr für ein ernsthaftes Problem?

Die sechs Bedingungen für ein zukünftiges Abkommen zwischen Rom und der Bruderschaft verdienen eine eingehende Betrachtung. An dieser Stelle möge die Feststellung genügen, daß die Bedingung des Generalkapitels aus dem Jahre 2006, wonach ein praktisches Abkommen erst nach einer lehrmäßigen Einigung erfolgen könne, nun anscheinend komplett über Bord geworfen wurde. Denkt also die Bruderschaft inzwischen, daß die Glaubenslehre der Römer, denen sie sich unterstellen würde, nun nicht mehr so wichtig ist? Oder erliegt die Bruderschaft etwa selber den Reizen des Liberalismus?

Als gegensätzlichen Standpunkt zu dieser Haltung möchte ich eine Sammlung von „Predigten und Lehrvorträgen“ bewerben, die Seine Exzellenz „Jack der Ripper“ in den Jahren 1994 bis 2009 hielt. Diese Sammlung ist nun auf sieben CD verfügbar (mit einem Preisnachlaß bis Ende des Monats): www.​truerestorationpress.​com/​node/​52

Nicht jedes Wort aus diesen 30 Stunden an Aufnahmen mag golden sein, und manche Worte sind gewiß etwas zu temperamentvoll geraten, aber wenigstens wurde die Anstrengung unternommen, die Feinde anstatt die Freunde unseres katholischen Glaubens auszuweiden.

Kyrie eleison.

Benedikts Ökumenismus – I.

Benedikts Ökumenismus – I. on Februar 25, 2012

Vor einigen Jahren erschien in Deutschland eine wertvolle Studie über den konziliaren Ökumenismus, namens „ Benedikt der XVI. und das Selbstverständnis der katholischen Kirche “ von Dr. Wolfgang Schüler. Der Autor argumentiert, daß der vom Zweiten Vatikanischen Konzil entfesselte Ökumenismus das kirchliche Selbstverständnis umgewandelt hat. Durch eine Reihe von Textzitaten belegt er, daß Joseph Ratzinger als Priester, Kardinal und Papst diese Umwandlung seit der Zeit des Konzils beständig förderte und bis heute fördert, wofür er sich gewiß nicht schämt.

In einer Reihe von „Eleison Kommentaren“ betrachten wir in logischer Reihenfolge das Selbstverständnis der wahren Kirche. Danach untersuchen wir mit Hilfe von Dr. Schülers Werk, wie das Konzil dieses kirchliche Selbstverständnis umwandelte und wie Benedikt XVI. diese Umwandlung beständig förderte. Zu guter Letzt schauen wir uns dann die Konsequenzen an, welche für Katholiken, die am wahren Glauben der Kirche festhalten wollen, sich ergeben.

Die wahre katholische Kirche hat sich immer als ein organisches Ganzes und als eine Gesellschaft gesehen, die einig, heilig, katholisch und apostolisch ist, die aus Menschen besteht, die im Glauben mit den hl. Sakramenten unter der römischen Hierarchie verbunden sind. Diese Kirche ist so sehr eins, daß kein Stück von ihr weggebrochen oder entfernt werden kann, ohne daß dieses Stück dann aufhört, katholisch zu sein (vgl. Johannes 15,4–6). Beispielsweise kann der Glaube, der den Kern des katholischen Gläubigen darstellt, nicht stückchenweise geglaubt werden, sondern er muß entweder ganz (zumindest implizit) oder gar nicht angenommen werden. Denn die Glaubenssätze – die Dogmen – der katholischen Kirche, welche ich glaube, stammen von der Autorität Gottes her: lehne ich also auch nur eines von den Dogmen ab, so weise ich insgesamt Gottes Autorität hinter allen diesen Glaubenssätzen zurück. Wenn ich in dem Fall auch alle anderen Glaubenssätze annähme, so würde doch mein Glaube nicht mehr länger auf Gottes Autorität beruhen, sondern auf meiner eigenen Wahl.

Das Wort „häretisch“ kommt ja vom griechischen Wort für „auswählen“ (hairein). Weil der Glaube des Häretikers fortan nur noch auf seiner eigenen Auswahl beruht, hat er die übernatürliche Tugend des Glaubens verloren. Selbst wenn er auch nur einen Glaubenssatz ablehnt, ist dieser Häretiker nicht mehr katholisch. Ein berühmter Ausspruch des hl. Augustinus lautet: „In vielem stimmst Du mir zu, und in wenigem stimmst Du mir nicht zu; aber wegen diesem Wenigen, in dem Du mir nicht zustimmst, ist das Viele, worin Du mir zustimmst, von keinerlei Nutzen für Dich.“

Ein anderes Beispiel: Ein Protestant mag an Gott und sogar an die Göttlichkeit des Menschen Jesus Christus glauben, doch wenn er nicht an die Realpräsenz Gottes glaubt – an Körper, Blut, Seele und Gottheit unter den Gestalten von Brot und Wein nach ihrer Wandlung in der Hl. Messe, dann hat dieser Protestant eine völlig andere und zwar mangelhafte Vorstellung von der Liebe Jesu Christi und vom Gott, an welchen er glaubt. Können wir dann sagen, daß ein wahrer Protestant und ein wahrer Katholik an denselben Gott glauben? Das Zweite Vatikanum behauptet, man könne es, und sein Ökumenismus fußt auf dieser Basis von angeblich mehr oder weniger gemeinsamen Glaubensmeinungen von Katholiken und allen Nichtkatholiken.

Hingegen zeigt Dr. Schüler durch eine Reihe von Vergleichen das Gegenteil auf: Wenn etwas, welches wie der gleiche Glaubenssatz aussehen mag, zwei verschiedenen Glaubensbekenntnissen angehört, so ist es überhaupt nicht mehr das Gleiche. Ein Vergleich: Werden Sauerstoff-Moleküle mit Stickstoff vermischt, so handelt es sich zwar um dieselben Moleküle wie bei ihrer Verbindung mit Wasserstoff, aber dennoch werden dieselben Sauerstoff-Moleküle in den zwei Fällen so verschieden wie die Luft, welche wir atmen (O+4N), und das Wasser, welches wir trinken (H2O). Bleiben Sie dran!

Kyrie eleison.

Staatsreligion?

Staatsreligion? on November 26, 2011

Welchen Anteil beim Schutz oder bei der Förderung der katholischen Religion soll der Staat übernehmen? Katholiken mit dem Wissen, daß der Katholizismus die einzig wahre Religion des einen wahren Gottes ist, können nur antworten: Der Staat, als ebenfalls etwas von Gott Geschaffenes, ist verpflichtet, bestmöglich Gottes einer und wahrer Religion zu dienen. Im Gegensatz dazu stehen die Liberalen mit ihrer These, daß der Staat die wahre Religion nicht erkennen könne, weil beispielsweise die Religion auf jeden Fall Privatangelegenheit des Einzelnen sein müsse. Deswegen antworten diese Liberalen auf unsere Frage: Der Staat müsse das Recht aller Bürger garantieren, eine beliebige Religion auszuüben bzw. gar keine Religion. Betrachten wir im folgenden die katholischen Argumente.

Der Mensch wird von Gott erschaffen. Des Menschen Natur kommt also von Gott her. Nun aber ist der Mensch von Natur aus gesellschaftlich geprägt und deshalb muß auch diese Gesellschaftlichkeit von Gott herkommen. Nun schuldet aber nicht nur ein Teil des Menschen, sondern der ganze Mensch Gott die Anbetung (Erstes Gebot). Somit schuldet auch der Mensch in Gesellschaft Gott die Anbetung. Nun ist aber der Staat nichts anderes als die gesamten Gesellschaftlichkeiten der Menschen, die sich als Bürger im Staatskörper zusammenschließen. Also schuldet auch der Staat Gott die kultische Anbetung. Von den verschiedenen Kulten, welche notwendigerweise sich gegenseitig widersprechen (sonst wären sie nicht verschieden), können alle mehr oder minder falsch sein, aber nur ein einziger Kult kann vollständig wahr sein. Wenn es also einen solchen Kult gibt, der vollkommen wahr und auch als solcher erkennbar ist, dann schuldet jeder Staat (als Staat) Gott diesen Kult. Und weil der Katholizismus dieser Kult ist, schuldet somit jeder Staat (als Staat) Gott den katholischen Kult – einschließlich sogar das heutige England, Israel oder Saudi-Arabien.

Nun besteht allerdings ein wesentlicher Teil der kultischen Anbetung darin, nach seinen Möglichkeiten Gott zu dienen. In welcher Hinsicht kann ein Staat hierbei dienlich sein? Er kann einen sehr großen Dienst erweisen: weil der Mensch von Natur aus gesellschaftlich ist, hat seine Gesellschaft einen großen Einfluß darauf, wie er fühlt, denkt und glaubt. Auch haben die staatlichen Gesetze einen entscheidenden Einfluß auf die Formgebung seiner bürgerlichen Gesellschaft. Wenn beispielsweise Abtreibung und Pornographie legal sind, werden viele Bürger schließlich denken, daß daran wenig bis nichts falsch sein könne. Deswegen hat jeder Staat grundsätzlich durch seine Gesetze die Pflicht, den katholischen Glauben und seine Moral zu schützen und zu fördern.

So sieht der klare katholische Grundsatz aus. Bedeutet dieser Grundsatz nun, daß jeder Nicht-Katholik von der Polizei umzingelt und auf dem Scheiterhaufen verbrannt werden sollte? Offensichtlich nicht, denn Sinn und Zweck der Anbetung und des Dienens Gottes liegt darin, ihm Ehre zu erweisen und Seelen zu retten. Ein rücksichtsloses Vorgehen des Staates würde aber genau den gegenteiligen Effekt erzeugen – also den Katholizismus diskreditieren und die Seelen entfremden. Daher lehrt die Kirche, daß selbst ein katholischer Staat das Recht hat, in der Praxis auf Maßnahmen gegen eine falsche Religion zu verzichten, wenn diese Maßnahmen ein noch größeres Übel verursachen oder ein höheres Gut verhindern würden. Trotzdem bleibt die grundsätzliche Pflicht des Staates bestehen, den katholischen Glauben und seine Moral zu schützen.

Soll also der Katholizismus den Bürgern aufgezwungen werden? Keinesfalls, weil der katholische Glaube nicht aufgezwungen werden kann. „Niemand glaubt gegen seinen Willen,“ sagt der Hl. Augustinus. Der vorhin dargelegte katholische Grundsatz bedeutet, daß in einem katholischen Staat, wo solche Maßnahmen normalerweise nicht abträglich sein dürfen bzw. sollen, der Staat die öffentliche Ausübung der nicht-katholischen Religionen verbieten darf bzw. soll. Diesen logischen Schluß leugnete das Zweite Vatikanum, weil es liberal war. Doch war diese Logik in den katholischen Staaten bis zum Zweiten Vatikanum gängige Praxis, und sie wird zur Rettung vieler Seelen beigetragen haben.

Kyrie eleison.

Tugendhafte Heiden

Tugendhafte Heiden on Oktober 22, 2011

Der Eleison-Kommentar Nummer 221 stufte die Musik von Johannes Brahms als Beweis für eine bestimmte Seelengröße ein. Daraufhin fragte ein junger Leser aus Brasilien, ob der glimmende Docht bei Brahms nicht vielleicht stärker glimmte als bei einem lauwarmen Katholiken (vergleiche Matthäus 12,20). Dieser Gegensatz soll auf der einen Seite die Tugend der Heiden aufzeigen, und auf der anderen Seite die Tugend des „warmen, faulen“ Katholiken in Frage stellen. Selbstverständlich ist die heidnische Tugend lobenswert, während die katholische Lauheit tadelnswert ist. Allerdings steht dahinter eine größere Frage: Wie wichtig ist es grundsätzlich, ein gläubiger Katholik zu sein? Und wie wichtig ist die Tugend des Glaubens? Die Antwort kann nur lauten: Die Glaubenstugend ist so wichtig wie die Ewigkeit lang ist.

Die Evangelien zeigen eindeutig, daß der Glaube eine Tugend von allerhöchstem Wert ist. Wenn unser Herr ein Wunder in der Form einer körperlichen oder geistigen Heilung gewirkt hatte, so sagte Er den Betroffenen häufig, daß sie dieses Wunder wegen ihres Glaubens erhalten hatten, beispielsweise bei Maria Magdalena (Lukas 7,50). Die Hl. Schrift zeigt allerdings ebenso deutlich, daß dieser verdienstvolle Glaube etwas tiefergehendes ist als nur ein ausdrückliches Kennen der Religion. Beispielsweise können die römischen Zenturionen über den damals wahren Glauben, das Alte Testament, nur wenig bis nichts gewußt haben. Dennoch sagt unser Herr über einen solchen Zenturio, daß Er in ganz Israel keinen solchen großen Glauben gefunden hat (Matthäus 8,10). Ein anderer Zenturio erkennt im gekreuzigten Jesus Christus den Sohn Gottes, während Ihn die religiösen Fachmänner nur verhöhnten (Matthäus 27,41). Ein dritter Zenturio namens Cornelius bahnt den Weg für alle Heiden, welche in die wahre Kirche eintreten werden (Apostelgeschichte 10,11). Worüber verfügten diese heidnischen Zenturionen, was die Priester, Schriftgelehrten und Ältesten nicht oder nicht mehr hatten?

Heiden wie Nicht-Heiden werden während ihres gesamten Erdenlebens ständig mit einer Vielzahl an guten Dingen konfrontiert, welche letztendlich alle von Gott stammen, und sie werden bösen Dingen begegnen, welche der Schlechtigkeit der Menschen entspringen. Doch weil Gott unsichtbar ist, während die bösen Menschen allzu deutlich sichtbar sind, fällt es leicht, die Güte oder sogar Existenz Gottes anzuzweifeln. Allerdings glauben die Menschen guten Willens an das Gute im Leben und geringschätzen das Böse relativ (nicht absolut). Die Menschen schlechten Willens hingegen geringschätzen das Gute um sie herum. Nun mögen beide Gruppen von Menschen keine ausdrückliche Kenntnis von der Religion haben, doch während die gutherzigen Menschen (wie diese Zenturionen) die Wahrheit ergreifen sobald sie ihnen begegnet, verspotten die Menschen schlechten Herzens sie mehr oder minder. Daher nahmen der treuherzige Andreas und Johannes den Heiland sofort an (Johannes 1,37–40), während der gelehrte Gamaliel viel mehr Zeit und Überzeugungskraft benötigte (Apostelgeschichte 5,34–39). Wir können daher sagen, daß der ausdrücklichen und wissentlichen Glaubenstugend im Kern ein vorbehaltloses Vertrauen in die Güte des Lebens und in das dahinterstehende Wesen innewohnt. Dieses Vertrauen kann allerdings durch falsche Lehren untergraben und beispielsweise durch den Skandal erschüttert werden.

Kommen wir auf Brahms zurück. Die Frage lautet also, hat er wenigstens dieses vorbehaltlose Vertrauen in die Güte des Lebens und in das dahinterstehende Wesen gehabt? Sicher lautet die Antwort nein, denn Brahms verbrachte die gesamte zweite Hälfte seines Lebens in der damaligen Hauptstadt der Musik: im katholischen Wien. Die Schönheit seiner Musik muß zahlreiche Freunde und sogar Priester bewogen haben, Brahms zum ausdrücklichen Vollzug dieser Schönheit aufgefordert zu haben – durch Bekenntnis und Ausübung der Religion Wiens. Doch Brahms muß alle diese Appelle abgelehnt haben. Deswegen scheint es allzu möglich zu sein, daß er seine Seele nicht hat retten können. Gott weiß es.

Nichtsdestotrotz danken wir Gott für Brahms’ Musik. Wie der Hl. Augustinus auf wunderbare Weise sagte: „Jede Wahrheit gehört uns Katholiken.“ Das gilt ebenso für jede Schönheit, selbst wenn sie von Heiden gefertigt ist!

Kyrie eleison.

Gefahr für die Ewigkeit

Gefahr für die Ewigkeit on September 17, 2011

Ein alter Freund fragte mich kürzlich: „Warum sind wir Menschen eigentlich auf Erden?“ Natürlich antwortete ich ihm: „Um Gott zu loben, zu lieben, ihm zu dienen und dadurch unsere Seele zu retten . . .” Er unterbrach mich: „Nein, das ist nicht die von mir gesuchte Antwort. Vielmehr geht es mir um folgendes: Bevor ich ins Dasein kam, war ich nicht und war somit auch nicht in Gefahr. Doch nun, da ich existiere, bin ich ernsthaft der Gefahr ausgesetzt, das Seelenheil zu verlieren. Warum wurde mir ohne meine Zustimmung dieses gefährliche Dasein überhaupt gegeben, welches ich – einmal gegeben – nicht mehr ablehnen kann?“

Auf eine solche Weise ausgedrückt, ist diese Frage eine ernste Angelegenheit, weil sie Gottes Güte anzweifelt. Gewiß schenkt Gott einem jeden von uns das Leben und stellt uns dadurch vor die unausweichliche Wahl zwischen dem schmalen und steinigen Pfad zum Himmel, oder dem breiten und einfachen Weg zur Hölle (Matthäus 7,13–14). Sicherlich sind auch die Feinde unserer Seelenrettung – die Welt, das Fleisch und der Teufel – gefährlich, denn es ist eine Tatsache, daß die Mehrheit der Seelen am Ende ihres irdischen Lebens in die Hölle fällt (Matthäus 20,16). Wie kann es also für mich gerecht sein, daß ich ohne Entscheidungsmöglichkeit einer solchen Gefahr ausgesetzt bin?

Die Antwort muß lauten: Bestünde diese Gefahr ganz ohne meine Schuld, dann könnte das Leben tatsächlich ein vergiftetes Geschenk sein. Wenn allerdings diese Gefahr oft zu einem guten Teil durch meine eigene Schuld besteht, und wenn der freie Wille sowohl durch seine falsche Verwendung in die Hölle, als auch durch seinen rechten Gebrauch in die Ewigkeit (mit ihrer unvorstellbaren Glückseligkeit) führen kann, so ist das Leben keinesfalls ein vergiftetes Geschenk. Sondern vielmehr ist das Leben ein herrliches Angebot für eine wunderbare Belohnung, welche in keinem Verhältnis zu dem relativ geringen Aufwand steht, den ich auf Erden zur Vermeidung der erwähnten Gefahr und zum rechten Gebrauch meines freien Willens aufwenden mußte (Isaias 64,4).

Nun könnte der Fragesteller einwenden, daß er für keine der genannten drei Feinde die Schuld trage:—„Die Welt, welche uns zur Weltlichkeit und zur sinnlichen Begierlichkeit anregt, ist von der Wiege bis zum Grab um uns herum und wir können ihr nur durch den Tod entrinnen. Sodann geht die Schwachheit des Fleisches auf die Erbsünde von Adam und Eva zurück; jedoch gab es mich damals noch überhaupt nicht. Und schließlich existierte auch der Teufel bereits lange vor mir und hat eben in der modernen Zeit freien Lauf.“

Auf diesen Einwand erwidern wir, daß diese drei Feinde allzuoft doch unserer eigenen Schuld zuzuschreiben sind. Erstens sind wir zwar in der Welt, sollen aber nicht von ihr sein (Johannes 17,14–16). Das bedeutet, daß es doch an uns liegt, ob wir die irdischen Dinge lieben oder ihnen die himmlischen Güter vorziehen. In so vielen Gebeten im Meßbuch wird um die Gnade gebeten, daß wir die himmlischen Güter vorziehen mögen. Zweitens, je mehr wir vor den Begierden des Fleisches fliehen, desto mehr kann sein Stachel an Stärke verlieren. Aber wer von uns kann schon bestreiten, daß er durch eigene Sünden die Begierde und damit die Gefahr vergrößert hat, anstatt sie zu schwächen? Drittens ist durch den allmächtigen Gott die Macht des Teufels zur Verführung stark eingeschränkt. Die Heilige Schrift, das Wort Gottes, versichert uns genau der Gnade Gottes, welche wir benötigen, um der von ihm zugelassenen Verführungen widerstehen zu können (1. Korintherbrief 10,13). Kurz gesagt gilt der Satz des Heiligen Augustinus über den Teufel auch für die Welt und für das Fleisch: Alle drei sind wie ein Hund angekettet, so daß sie zwar bellen, aber nicht beißen können – solange wir in sicherem Abstand zu ihnen bleiben.

Tatsächlich gibt es also im menschlichen Leben ein unentrinnbares Maß an geistiger Gefahr. Doch hängt es von uns ab, diese Gefahr durch die Gnade Gottes zu beherrschen und dafür dann eine Belohnung zu empfangen, welche nicht von dieser Welt ist (1. Korintherbrief 2,9).

Kyrie eleison.

Neukirche, Neuselige

Neukirche, Neuselige on April 9, 2011

In wenigen Wochen, am 1. Mai, wird Papst Benedikt XVI. in einer großen Feier auf dem Petersplatz in Rom Johannes-Paul II. „seligsprechen.“ Die an der Tradition festhaltenden Katholiken wissen jedoch, daß Johannes Paul II. ein wirkungsvoller Zerstörer der katholischen Kirche war, während er die Konzilskirche stark förderte. Wie kann er dann „selig“ genannt werden – in diesem letzten Schritt vor einer Heiligsprechung, die in der Katholischen Kirche unfehlbar ist? Die kurze Antwort lautet: Johannes Paul II. wird nicht durch ein katholisches Seligsprechungsverfahren zu einem katholischen Seligen der katholischen Kirche seliggesprochen, sondern durch eine Neuseligsprechung zu einem Neuseligen in der Neukirche. Und die Neukirchenmänner beanspruchen für ihr Tun zuvörderst Neuerungen und als letztes die Unfehlbarkeit.

Charakterisieren wir das Wesen der Neukirche durch einen Vergleich aus dem modernen Leben. Reines Benzin riecht, schmeckt und wirkt wie Benzin, und es treibt das Auto an. Reines Wasser hingegen riecht, schmeckt und wirkt wie Wasser, und es kann kein Auto antreiben. Wenn man nun Benzin mit einer erstaunlich kleinen Menge Wasser vermischt, so mag es zwar immer noch wie Benzin riechen und schmecken, doch wirkt es nicht mehr wie Benzin und treibt daher kein Auto an. Denn das Wasser hat dem Benzin die Brennbarkeit genommen.

Reines Benzin ist vergleichbar mit reinem Katholizismus – beides mit hoher Brennbarkeit! Das reine Wasser aus unserem Vergleich sei der reine säkulare Humanismus bzw. die Religion des Globalismus, ohne eine Spur von Katholizismus. Durch das Zweite Vatikanische Konzil und seine 16 Dokumente wurden nun der Katholizismus und der säkulare Humanismus miteinander vermischt. Daher mag der Konziliarismus, auch Neukatholizismus genannt, zwar noch wie Katholizismus riechen und schmecken – genügend, um „guten Katholiken“ glauben zu machen, daß konziliare Seligsprechungen wie die Seligsprechungen der vorkonziliaren Kirche auf dem Wege zur Unfehlbarkeit seien. Doch in Wahrheit hat eine kleine Beimischung des säkularen Humanismus genügt, um den Katholizismus seiner Wirkung zu berauben – genau wie bereits ein wenig beigemischtes Wasser genügt, daß das Benzin nicht mehr brennt.

Demgemäß können den unvorsichtigen katholischen Nasen Neuseligsprechungen zwar wie katholische Seligsprechungen vorkommen, doch bei näherer Betrachtung wird deutlich, daß Neuseligsprechungen etwas völlig anderes sind. Ein berühmtes Beispiel: Eine katholische Seligsprechung benötigte zwei verschiedene Wunder, während der Neuseligsprechung eines genügt. Auch in anderer Hinsicht sind die Gesetze einer Neuseligsprechung deutlich abgeschwächt. Katholiken sollten daher nicht erwarten, daß eine Neuseligsprechung etwas anderes als einen Neuseligen hervorbringt. In der Tat war Johannes Paul II. ein „Seliger“ des Konzils.

Die in der Konzilskirche noch vorhandenen Elemente des Katholizismus können die Katholiken täuschen. Denn so wie das Zweite Vatikanische Konzil auf eine Weise konstruiert wurde, um den Katholizismus (reines Benzin) durch den Konziliarismus (Benzin-Wasser-Gemisch) zu ersetzen, so ist der Konziliarismus auf eine Weise konstruiert, um in die Globale Religion (reines Wasser) zu münden. Der Verlauf geht von Gott zum Neugott und dann zum Nichtgott. Momentan untermauert Neurom den Neugott des Zweiten Vatikanischen Konzils noch mit passenden Neuseligen, aber es wird nicht lange dauern, bevor schiere Verbrecher die „Seligen“ des Nichtgottes sein werden.

Allerdings wird der wahre Gott weder zulassen, daß auch nur ein Schäfchen betrogen wird, welches nicht betrogen werden will, noch wird Er eine Seele aufgeben, welche nicht vorher Ihn aufgab, sagt der Heilige Augustinus. Ein herrliches Zitat!

Kyrie eleison.